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Bericht im PDF-Format: Alpenueberquerung.pdf (663 KB)

Alpen-Überquerung 2002

 

1. Tag, 23.08.2002, Freitag

Laut Reiseplan war heute der erste Tag unserer großen Wanderung über die Alpen. Doch eigentlich bestand er nur aus der Anreise. Am Morgen hatte ich noch meinen Rucksack gepackt und war statt der gewünschten 8 auf stolze 15 Kilo gekommen; und da waren meine zwei Trinkflaschen noch nicht mal gefüllt. Nach einem gemütlichem Mittagessen und dem letzten Blick in die Mailbox (2 Mails!!) fuhr ich um 13:15 Uhr los in Richtung Süden. Nach 10 Kilometern wurde vollgetankt, dann ging es nonstop durch bis nach Oy-Mittelberg im Allgäu. Nur ein kleinerer Stau konnte mich für einige Zeit etwas herunterbremsen. Leider wurde das Wetter zum Ende der Fahrt hin immer schlechter und als ich nach 4 Stunden mein Ziel erreichte, regnete es in Strömen. Meine Suche in Oy war erfolglos, auf Fragen erfuhr ich, mein Hotel lag in Mittelberg, 2 Kilometer entfernt. Kurz darauf angekommen bezog ich mein Zimmer, ein Zimmernachbar war schon früher eingezogen, ich bekam ihn aber erst später zu sehen. Mein Auto brachte ich wie gewünscht hinter die Kirche und hatte danach noch etwas Zeit bis zum Treffen der Gruppe um 19 Uhr. Fast alle waren rechtzeitig da, nur 3 der Gäste verspäteten sich. Unser Führer Claus stellte sich nach dem Essen vor und erzählte etwas über die Tour. Wir blieben noch bis 22 Uhr sitzen und machten uns miteinander bekannt, bevor sich die Runde langsam auflöste.

 

2. Tag, Samstag

Nach einer recht ruhigen Nacht (Walter schnarchte zwar, es ließ sich aber ertragen) gab es um 8 Uhr Frühstück, ab jetzt im Preis inbegriffen. (Das Abendessen hatte jeder noch selbst bezahlt. Es war gut und reichlich, schließlich mussten wir ja heute auch noch viel laufen.) Um 9 Uhr kam der Bus, der die ganze Gruppe nach Oberstdorf brachte. Dort mussten wir auf zwei kleine Anschlußbusse warten, denn nur ihnen war die Weiterfahrt in die Spielmannsau erlaubt. Wir waren jetzt 1000 Meter hoch und ab hier ging es zu Fuß weiter. Kurz nach 11 Uhr ging die Wanderung los. Claus legte einen gemütlichen Schritt vor, aber überholen durfte ihn keiner. Eine Zuwiderhandlung hätte eine Strafe von einem Liter Wein nach sich gezogen. Sein Großneffe Michael, der diesmal testweise dabei war, bildete das Schlusslicht. Wir blieben recht eng zusammen, das bewölkte aber trockene Wetter war ideal zum Laufen geeignet. Nur einmal tröpfelte es kurz. Wir folgten immer einem Bach, erst der Trettach, dann dem Sperrbach. Bei zwei Pausen war das Trinken Pflicht, um einem Muskelkater vorzubeugen. Nach gut 3 Stunden sahen wir die Kemptner-Hütte rechts über uns liegen. Dort angekommen waren wir nun 1844 Meter über dem Meeresspiegel. Es war noch früher Nachmittag, als wir unser Lager bezogen. Alle 17 Gäste kamen in einen Raum. Wir konnten uns waschen, eine Dusche war nicht möglich. Es blieb noch viel Zeit bis zum Abendessen, weswegen fast alle jetzt schon eine Kleinigkeit zu sich nahmen. Ich zog später noch mal die Wanderschuhe an, um einen Spaziergang in die Umgebung zu machen. Einige Leute benutzten einen erhöhten Punkt zum telefonieren, nur dort gab es ein Netz fürs Handy, andere pflückten Heidelbeeren oder beobachteten die Murmeltiere. Ich ging noch zu einem Gedenkkreuz, von dem aus man einen schönen Tiefblick zurück nach Oberstdorf hatte. Um 18 Uhr gab es dann das gemeinsame Abendessen, aus drei verschiedenen Hauptgerichten hatten wir am Nachmittag ausgewählt. Wir drängten uns an zwei Tischen, die Hütte war so voll, dass auch im Freien noch alle Tische belegt waren. Das Essen war gut, ich blieb aber der einzige, der sich einen Nachschlag nahm. Nachher wurde die Tafel nicht gleich aufgehoben, wir blieben noch lange sitzen. Doch nach und nach verabschiedeten sich alle ins Bett. Während es draußen stark angefangen hatte zu regnen, wechselten sich drinnen einige Männer beim Schnarchen ab.

 

3. Tag, Sonntag

Nachts war es sehr unruhig gewesen, doch dafür begrüßte uns um 6 Uhr der neue Tag mit einem strahlend blauen Himmel. Später bewölkte es sich zwar zusehends, es blieb jedoch den ganzen Tag schön und warm. Um 7:20 Uhr ging es wieder los, zuerst noch 130 Höhenmeter hinauf, bis zum Mädelejoch. Ab dort ging es über die Rossgumpenalm hinunter ins Tal. Wir überwandten 850 Höhenmeter und machten zwei kurze Pausen. An einer Stelle hatte ein Mr. Simms vor 100 Jahren den Bach in ein altes Bett umgeleitet und dadurch einen schönen Wasserfall erzeugt. Weiter ging es durch das Höhenbachtal bis nach Holzgau im Lechtal. Dort angekommen waren wir gut 3 Stunden unterwegs gewesen. Wir aßen eine Kleinigkeit und warteten auf die Taxis, die uns das nächste Stück transportieren sollten. In den Tälern gingen wir nicht zu Fuß, da wurden wir faul gefahren. In zwei Kleinbussen brachten wir die 14 Kilometer bis zur Materialseilbahn der Memminger Hütte hinter uns, wobei wir ein Stück auf Wegen fuhren, die für Autos nicht erlaubt waren. Die Reaktion der anderen Wanderer war dementsprechend. Die Straße ging an der Schlucht des Madautals entlang, in bis zu 250 Metern Höhe über dem Talgrund. Und dabei legte unser Fahrer noch ein forsches Tempo vor. Die Seilbahn durften wir benutzen, fast alle Rucksäcke wurden eingeladen, nur Walter trug seinen selbst. Per Telefon wurde die Hütte verständigt und während wir um 12 Uhr losgingen, bewegte sich bald darauf auch die Seilbahn in die Höhe. Es ging für uns immer in Serpentinen einen sehr schlammigen Weg hinauf. Erst als wir den Wald und dann die Büsche hinter uns hatten, wurde es besser. Ohne Rucksack war das Laufen leichter, schon um 14:30 Uhr erreichten wir die Memminger Hütte auf 2242 Metern Höhe. Wir fanden unsere Rucksäcke noch bei der Seilbahngondel und bezogen die kleine Hütte nahe dem Haupthaus, eigentlich ein Winterlager. Dort war es recht eng, sieben Leute sollten in einer Reihe schlafen, in der schon für sechs zu wenig Platz war. Also entschloss ich mich, da genügend Wolldecken vorhanden waren, auf dem Boden zu nächtigen. (Außerdem hatte ich schon die Nacht zuvor die schlimmsten Schnarcher ausfindig gemacht und wollten ihnen möglichst aus dem Weg gehen.) Zuerst genehmigte ich mir jetzt eine kalte Dusche, dann setzte ich mich mit einem Radler ins Freie. Hier am Tisch wurden Urlaubserlebnisse erzählt, da konnte so mancher etwas beisteuern. Das Abendessen wurde heute etwas früher eingenommen, denn Claus wollte mit uns um 19 Uhr noch auf den Hausberg der Hütte, den Seekogl, steigen. Fast alle waren dabei, als wir innerhalb von 20 Minuten die grasbewachsenen Hänge erklommen. In der Ferne rumpelte ein Gewitter, die Blitze waren deutlich zu sehen. Zum Glück kam es aber nicht näher. Claus erzählte etwas über die verschiedenen Wiesenblumen und was sich mit ihnen anfangen ließ. Vom Gipfelkreuz schauten wir kurz in die Ferne, bevor wir umkehrten und gegen 20 Uhr wieder die Hütte erreichten. Kurz vor 22 Uhr war Bettruhe, wie gewollt schlief ich auf dem Boden, Katja hatte ein Lager vorbereitet.

 

4. Tag, Montag

Der Boden war zwar etwas hart, aber dafür war das Schnarchen heute doch ein Stück weiter entfernt. Das Wetter um 6 Uhr war das Gleiche wie Tags zuvor, ideal zum Laufen. Zum Waschen und Frühstücken mussten wir vom Winterlager in die Hütte, das Essen war heute etwas spartanischer und hielt im Magen auch nicht so lange vor. Kurz vor halb 8 Uhr brachen wir auf. Zuerst mussten wir hinauf zu Seescharte in fast 2600 Metern Höhe. Meist über Geröll ging es bergan bei regem Verkehr, wir erreichten die Scharte am Grad nach etwas mehr als einer Stunde. Von dort sieht man tief hinab ins Lochbachtal. Jetzt ging es steil hinab. Eine Pause später und nach insgesamt 3 Stunden Weg erreichten wir den Talgrund in immer noch 1800 Metern Höhe. Wie auch die anderen Gruppen kehrten wir in der Oberlochalm ein, deren Vorplatz deswegen auch ziemlich voll war. Für zwei Brote mit Wurst und ein Bier bezahlte ich 8,50 €, einen ziemlich heftigen Preis, der aber auf Angebot und Nachfrage beruhte. Weit und breit gab es nämlich sonst nichts. Dafür war die Wurst auch dick geschnitten. Nach einer Stunde Aufenthalt waren wir wieder unterwegs, jetzt auf relativ ebener Strecke. Der Weg führte sehr malerisch über die Alm mit lichtem Waldbestand, bis sich das Bett der Loch immer tiefer eingrub und eine tiefe Schlucht entstand. Wir blieben aber weit oben und konnten mehrere 100 Meter nach rechts hinabschauen. Erst als das Lochbachtal ins Inntal mündete, ging auch unser Weg steil abwärts. Von einem Felsvorsprung schauten wir auf Zams hinab, unser heutiges Ziel. Eine andere Gruppe konnten wir ganz klein unten im Dorf sehen, sie wollten mit der Seilbahn heute noch eine andere Hütte erreichen. Nach der Pause ging es noch eine halbe Stunde abwärts, bis wir den Ort erreichten und im Postgasthof Gemse einkehrten. Es war jetzt schon 15:30 Uhr. Nun war Zeit zum Duschen und Einkaufen. Ab 18:30 Uhr trudelten so nach und nach alle im Speisesaal des Gasthauses ein, Essen gab es aber 19 Uhr. (Heute Schnitzel mit Reis) Danach blieb die Gruppe natürlich noch etwas sitzen, doch sehr alt wurden wir auch hier nicht, bis 22 Uhr waren alle in ihren Zimmern verschwunden.

 

5. Tag, Dienstag

In der Nacht hatte es geregnet und auch heute morgen meinte es der Wettergott nicht besonders gut mit uns. Es war den ganzen Tag bewölkt und ab und zu nieselte es auch etwas. Das angekündigte Gewitter blieb aber zum Glück aus. Um 8 Uhr gingen wir zur Talstation der Venetbahn und quetschten uns mit fast 50 Leuten samt Gepäck in die erste Gondel. Bis zur Bergstation konnte ich nur auf einem Fuß stehen. Die 1800 Meter bis auf 2200 Metern Höhe waren jedoch schnell zurückgelegt. Am Grad des Venet entlang besuchten wir 2 der 3 Gipfel, zuerst die Ganderspitz mit 2513 Metern, wo ich ein Gruppenfoto machte. Am Wannejöchl gingen wir vorbei und machten den nächsten Halt auf dem Kreuzjoch mit 2464 Metern. Ab hier ging es jetzt steil hinab nach Wenns, erst über kahle Schroffen, dann durch Blaubeerbüsche und zum Schluss auf einer Forststraße durch den Wald. 4 Stunden und 45 Minuten nach dem Aufbruch von der Bergstation erreichten wir pünktlich um 13:30 Uhr den Ort, wo auch gerade unsere Taxis hier auf 1300 Metern Höhe angekommen waren. Sie brachten uns 33 Kilometer ins Pitztal hinein, an endlosen Touristenburgen vorbei. Bei einem kurzen Aufenthalt kaufte sich Katja ein Paar Wanderstöcke, sie hatte gemerkt, dass es „mit“ viel besser ging. Am Ende des Pitztals stoppten wir am Gletscherstüble, wo eine Kleinigkeit gegessen wurde. 100 Meter weiter war wieder eine Materialseilbahn, die diesmal zur Braunschweiger Hütte führte. Wir packten sie bis unters Dach mit Rucksäcken voll. Von 1900 Metern stiegen wir hinauf auf 2760 Meter Höhe. Zuerst sahen wir am Ende des Trogtals, einem Überrest des Gletschers, einen Wasserfall, dem wir immer näher kamen. In der Nähe des tosenden Wassers stiegen wir auf und sahen hinter dem ersten Sattel die Gletscherzunge des Mittelbergferner. Weiter oben hätten wir noch einen schöneren Blick auf den Gletscher gehabt, wenn das Wetter mitgespielt hätte. Doch leider kamen wir beim Aufsteigen immer mehr in eine Waschküche hinein. Den Gletscherfluß konnten wir nur hören. Rechtschaffen müde kamen wir nach 2 Stunden 15 Minuten bei der Hütte an, die wir erst kurz vorm Erreichen überhaupt sehen konnten. Wir holten die Rucksäcke und bezogen zwei Zimmer, eines davon unterm Dach. Bald darauf wurden wir zum Essen gerufen. In der heißen und proppevollen Gaststube gab es heute keine einzelnen Portionen, sondern eine Schüssel Pellkartoffeln, Würstchen, Speck, Käse, Gurken, Peperoni und Maiskölbchen. Zum Glück konnte man nachholen, weswegen auch ich satt wurde. Heute hatte ich Schwierigkeiten, die Augen aufzuhalten, deshalb war ich froh, als es um 22 Uhr Zeit fürs Bett war.

 

6. Tag, Mittwoch

Trotz anderslautender Wettervorhersage meinte es heute der Wettergott recht gut mit uns. Ein fast blauer Himmel begrüßte uns am Morgen und die umliegenden Gletscher waren sehr gut zu sehen. Ich musste mich beeilen, dank Ohrstöpsel hatte ich eine Viertelstunde verschlafen, war dafür in der Nacht aber auch nicht gestört worden. Das Frühstück stand auf dem Tisch, bei Bedarf konnte nachgeholt werden. Um 7:30 Uhr gingen wir los, leider war der geplante Weg über das Pitztaler Jöchl für uns heute nicht möglich, er war vereist, wir hätten Steigeisen gebraucht. Stattdessen stiegen wir zum Rettenbachjoch auf, welches mit 2987 Metern Höhe 8 Meter niedriger ist. Nach 50 Minuten waren wir oben und sahen seltsam gewandete Skifahrer, die noch weiter den Gletscher hinaufwollten. Absteigen konnten wir hier nicht, für das nächste Stück musste der Sessellift genommen werden. Er brachte uns 300 Meter hinab. Jetzt liefen wir das recht öde Rettenbachtal hinunter. Am Ende des Tales und nahe der Mautstelle verabschiedete sich Michael von uns, er wollte sich über Sölden auf den Heimweg machen. Wir bogen hier ab und folgten in ziemlicher Höhe dem Ötztal. Der Weg wurde merklich schöner, das Buschwerk blühte, unterbrochen nur durch niedrige Bäume. Nur die allgegenwärtigen Skilifte störten das Bild. Kurz vor 12 Uhr kamen wir bei der Löplealm an, wo Mittag gemacht wurde. Wir waren noch immer gut 2000 Meter hoch und hatten dementsprechend einen sehr schönen Blick, auch in Richtung Timmelsjoch. Erst um viertel nach 1 Uhr ging es weiter. Bald darauf wurde der Weg steiler und führte durch einen Wald. Am Anfang des Ventertal erreichten wir die Hauptstraße und damit den Talgrund. Am Ufer der Venter Ache ging es dann weiter hinein nach Zwieselstein. Dort kamen wir um 15:30 Uhr an und bezogen Zimmer im alten Gebäude des Gasthofes Post. Wer wollte, konnte in die Sauna gehen, ich zog die Etagendusche vor. Zum Abendessen gab es heute eine hiesige Spezialität, Pressknödel mit Käse, in Form und Farbe Frikadellen ähnlich, dazu Sauerkraut. Zur Verdauung gab es Zirbenschnaps, einen mit den Zapfen Aufgesetzten. Diejenigen von uns, die vor dem Essen noch die Sauna besucht hatten, waren heute noch müder als sonst. Ab 21 Uhr fing deshalb der große Aufbruch in die Betten an.

 

7. Tag, Donnerstag

Ein Blick aus dem Fenster offenbarte starke Bewölkung und Nieselregen. Frühstück gab es im Haupthaus des Hotels, danach sollte um 8 Uhr unser Taxi kommen. Es verspätete sich etwas, aber als es da war, hatten wir schnell das Gepäck eingeladen und waren eingestiegen. Wir fuhren zum Timmelsjoch hinauf und durchquerten kurz unter dem Grad einen Tunnel. Auf der anderen Seite erwartete uns das schönste Wetter, so dass wir anhielten um einige Fotos zu machen, bevor uns der Bus noch 800 Meter tiefer brachte. Eigentlich hätten wir die Strecke laufen sollen, doch hatte sich das Gros der Gruppe anders entschieden. Als wir am Gasthof Hochfirst ausstiegen, waren wir nach 30 Kilometern Fahrt noch 1780 Meter hoch. Um viertel nach 9 Uhr liefen wir hier los, zuerst ein Stück die Straße entlang, dann die Wiesen hinab. Weiter unten ging es dann in den Wald, bis wir den Ort Rabenstein auf 1400 Metern Höhe erreichten. Nach einem weiteren Stück Straße folgten wir dem wilden Fluß Passer, der uns bis Moos begleitete. Hier auf jetzt nur noch 1000 Metern Höhe kamen wir um kurz nach 12 Uhr an. Wieder wartete ein Taxi, das uns die 11 Kilometer nach St. Martin brachte. Dort aßen wir im Freien zu Mittag. Wir blieben längere Zeit hier und wanderten erst um 14:45 Uhr weiter. Jetzt mussten etwa 700 steile Höhenmeter überwunden werden, teils auf heißen Wiesen, teils im kühlen Wald. Die Fahrstraße wurde öfters überquert, einmal eine Pause eingelegt. Das Tempo, das Claus vorgab, war wie immer so gewählt, dass mehr Pausen nicht nötig waren. Kurz vor 17 Uhr erreichten wir die Pfandleralm, ein noch recht neues Gebäude. Sechs von uns mussten in der Scheune schlafen, dort waren zwei Räume hergerichtet worden. Es gab nur eine Dusche, die wir sehr ökonomisch nutzten. Ab 19 Uhr gab es Abendessen, heute Backerbsensuppe, Lasagne und Apfelstrudel. Claus erzählte von einer Norwegentour, die er veranstalten wollte. Später entschied er sich, nicht bei uns im Zimmer, sondern im Freien zu schlafen, er wollte uns nicht mit seinem Husten stören.

 

8. Tag, Freitag

Der Blick am Morgen aus dem Fenster offenbarte wieder blauen Himmel. Der Frühstückstisch war so vollgeladen, daß der Kaffee darauf kaum noch Platz fand. Wir brauchten auch die Kraft, denn um 8 Uhr ging es los und direkt hinter der Hütte steil den Berg hinauf. Vorher war ich noch zu einer nahegelegenen anderen kleinen Hütte gelaufen, ein Gedenkstein erklärte, daß hier Andreas Hofer im Jahre 1810 verhaftet worden war. Wir gingen nicht dort vorbei, der ursprüngliche E5 war durch einen Erdrutsch ein Stück weiter weggerissen worden. Zwei Stunden ging es langsam Schritt für Schritt über Serpentinen im Wald und im Freien hinauf, bis wir auf dem Grad eine gemütliche Wiese erreichten. Hier blieben wir eine Stunde. Ich ging bis zum Abbruch des Felssturzes und schaute über das Gewirr der Felsen hinunter. Etwas tiefer stand ein Gipfelkreuz und weiter unten konnte ich auch die Hoferhütte sehen. Sie war recht knapp verschont worden. Über dem Felssturz hatte sich der Boden terrassenartig gesetzt, ich fühlte mich schon etwas komisch, als ich ein Stück hinunterkletterte. Um 11 Uhr gingen wir weiter, jetzt fast immer auf gleicher Höhe am Berg entlang. Zwei Stunden benötigten wir bis zur Hirzer Hütte, eine halbe Stunde vorher kamen wir an eine Alm, die auch von Nichtwanderern erreicht werden konnte. Ab hier wurden wir von vielen übergewichtigen Touristen als Wunder begafft. Nach kurzem Aufenthalt an der Bergstation fuhren wir mit der Seilbahn nach Saltaus hinab, wo wir gleich den Linienbus nach Meran erwischten. In der Stadt verließen wir den Bus und lagerten unsere Rucksäcke bei einem nahen Café. Während Claus auf das Gepäck aufpasste, hatte die Gruppe zwei Stunden Zeit zum Bummeln. Ich besuchte ein Internetcafé, konnte aber nicht meine Mails lesen. Ich bekam keine Verbindung zu T-Online und daraufhin mein Geld zurück. Stattdessen besorgte ich mir jetzt etwas zu Essen. Später fuhren wir mit einem anderen Linienbus eine lange Strecke nach Lana, wo unsere Unterkünfte lagen. Für Marie-Louise, Katja, Walter und mich war kein Platz im Hotel, wir wurden in eine nahe Pension ausquartiert. Die Unterkunft war einfach, mit Etagendusche und Klo. Kurz vor 19 Uhr holten uns Taxis ab und brachten uns zu einem Lokal am Berghang. Dort wurde das letzte gemeinsame Abendessen eingenommen, heute mit Südtiroler Spezialitäten. Später brachte uns das Taxi in zwei Gruppen zum Hotel zurück, wo wir noch einige Zeit im Freien blieben. Eine Gruppe älterer Männer aus Idstein war auch dort, sie waren allerdings mit dem Fahrrad bis Meran gefahren.

 

9. Tag, Samstag

Claus hatte telefonisch versucht, den Bus für die Rückfahrt etwas früher zu bekommen. Deswegen war die ganze Gruppe schon um 9 Uhr morgens angetreten. Frühstück hatten wir im Hotel gehabt. Leider war der Bus nicht so früh da wie erhofft, erst um 8:40 Uhr konnten wir starten. Reinhard blieb zurück, er würde seine Frau für einen weiteren Urlaub hier treffen. Unsere Fahrt ging über den Reschenpass, der dank seiner geringen Steigung für den Bus am besten geeignet war. Doch leider war er auch stark frequentiert. Es ging langsam voran, jedes Dorf war ein Engpass, wir brauchten lange bis zur Passhöhe. Oben war ein ganzes Dorf in einem Staudamm verschwunden, nur der Kirchturm durchbrach die Wasseroberfläche und wurde fleißig vermarktet. Wir machten eine Viertelstunde Pause, während mir die Zeit unter den Nägeln brannte. Kurz nach 11 Uhr ging es weiter, jetzt in Österreich. Wir fuhren nach Zams hinab, wo uns Claus verließ, und dann weiter zum nächsten Pass. An der Zugspitze vorbei erreichten wir schließlich Deutschland und trafen um 14:15 Uhr in Oy-Mittelberg ein, für mich schon recht spät. Doch hatte ich immer noch eine Chance, am Abend in Frankfurt zu singen. Ich holte schnell mein Auto, verabschiedete mich kurz und bretterte los. Für Baden-Würtemberg meldete das Radio Sturm, doch ich hatte Glück und fuhr auf trockenen Straßen immer so um die 170 – 190 Stundenkilometer schnell. Doch dann musste ich mich für einen Stau entscheiden, statt dem bei Würzburg nahm ich den bei Heilbronn. Dabei verlor ich eine halbe Stunde und damit auch die Möglichkeit, rechtzeitig nach Frankfurt zu kommen. Ich gab nicht auf und war um 18:10 Uhr vor dem Funkhaus, 5 Minuten später in Schwarz im Sendesaal. Doch das Preisträgerkonzert des Hessischen Chorwettbewerbs hatte schon angefangen. Das Ensemble Vocale war schon beim vierten Vortrag, also blieb ich auf der Empore und hörte mir den Rest an. Da ich etwas enttäuscht und müde war, blieb ich nicht lange, sondern fuhr bald nach Hause.