Reise mit Ikarus Tours: www.ikarus.com

China

1. Tag, Samstag 4.9.93

Der erste Tag ist schon vorbei, das ging sehr schnell diesmal. Am Nachmittag haben Mutti und Eva mich zum Flughafen gebracht. Nach etwas Rumsucherei wurde Herr Li, unser Reiseleiter, ausgemacht und ich auf seiner Liste abgehakt. Er war alleine und hatte die anderen Mitreisenden schon zum einschecken geschickt. Das tat ich auch, verabschiedete mich dann von der Verwandtschaft samt Hund und ging durch die Kontrollen zu Halle B48. Nach etwa einer Stunde Wartezeit wurde unsere Maschine gegen 16 Uhr bestiegen, ich erhielt leider einen Platz direkt vor der Leinwand. Dafür hatte ich 2 Engländerinnen neben mir, die zu unserer Gruppe gehörten. Als Monty Python Fans hatten wir sogar ein Gesprächsthema. Leider stellte ich später während der Reise fest, daß sie mit dem typischen englischen Standesdünkel behaftet waren. Das Essen während des Fluges war recht ordentlich, nur die 3 chinesischen Schinken auf der Leinwand taugten nichts. Dagegen halfen aber die verteilten Schlafbrillen. auch wenn der Schlaf selbst nicht lange andauerte. Schon vor 24 Uhr europäischer Zeit gab es Frühstück, aber ich hatte die Uhr schon vorgestellt, es war inzwischen schon 6 Uhr in Peking.

 

2. Tag, Sonntag

Gegen 9 Uhr sind wir in Peking, eigentlich Beijing, gelandet. Das Verlassen des Flughafens dauerte etwas, da Herr Li Schwierigkeiten an den Kontrollen bekam. Er wurde von den Beamten mitgenommen und wir blieben erst mal alleine zurück. Dafür konnte ich aber schon mal einen Teil der restlichen Gruppe kennenlernen. Wir durften nach längerem Warten schließlich auch passieren und wurden draußen zum Glück von unserem lokalen Führer erwartet. Es dauerte aber noch etwas, bis Li wieder da war. 30 Minuten benötigten wir, um unser Hotel zu erreichen, mußten aber in der Stadt kurz anhalten, um eine Durchfahrgenehmigung für den Bus zu erwerben, weil er ansonsten auf der großen Ost-West-Achse nicht hätte fahren dürfen. Das Hotel war ein Riesenklotz, wie fast alle späteren Hotels auch, es gab hier statt Schlüssel scheckkartengroße Codekarten, die man immer mit sich führen sollte. Ich wechselte hier meinen ersten 100 Mark Reisescheck und bekam dafür 554 Yuan in FEC (Foreign Exchange Certificate), dem internationalen chinesischen Geld. Auf dem Zimmer mußte ich eine Zeitlang warten, bis endlich die Koffer kamen. Zum Duschen reichte die Zeit gerade noch, denn um 11:30 Uhr fuhren wir wieder los. Erst wurde zu Mittag gegessen, unser erstes chinesisches Essen, dem noch viele weitere folgten. Die Speisen wurden in der Mitte der runden Tische auf einer Drehplatte abgestellt, so daß jeder durch einen kleinen Schub alles erreichen konnte. Es gab natürlich Stäbchen, nur einige ganz Ungeschickte bestellten sich zum Essen eine Gabel. Exotische Sachen waren wenig vertreten, es gab nur Seetang zu essen, relativ geschmacklos, oder die bekannten 100-jährigen Eier, deren Aussehen stark ins schwarz-braune tendierte. Wir besuchten anschließend den Himmelstempel im Süden der Stadt und betraten ihn auch stilecht durch den südlichen Eingang. Auf der schnurgeraden Achse kamen wir erst zum dreistöckigen Himmelsaltar, bei dem die Anzahl der Treppenstufen jeder Treppe, die Platten jedes Bodenkreises und die Geländerpfosten immer durch 9 teilbar waren. Dann erreichten wir eine Rondell, mit drei Gebäuden im Innern, das sehr berühmt ist für seine perfekte Akustik. Man kann auf der einen Seite gegen die Wand flüstern und es 50 Meter entfernt gut verstehen, weil der Schall an der gebogenen Wand weitergeleitet wird. Auf einem der 3 Echosteine stehend, kann man dagegen durch Klatschen ein ein-, zwei-, oder dreifaches Echo erzeugen. Leider funktioniert das eigentlich nur dann gut, wenn die Arena relativ frei von Besuchern ist, was nicht sehr häufig ist. Das hielt die Chinesen aber nicht davon ab, mit voller Lautstärke gegen die Wände zu brüllen. Über eine lange Rampe kamen wir schließlich zum Hauptgebäude, einer runden Halle, die von 28 Säulen getragen wird. Sie ist vollständig aus Holz, ohne einen Nagel, aber leider nicht mehr original. Vor gut 100 Jahren brannte sie vollständig ab, wurde aber nach den alten Plänen wieder aufgebaut. Als Wahrzeichen von Peking wurde sie benutzt, um für die olympischen Spiele zu werben, die Peking im Jahr 2000 in die Stadt holen wollte, wie wir wissen, hat es aber nicht viel genützt. Auch überall in der Stadt sah man Spruchbänder, die für Olympia warben, wahrscheinlich wurde diese Euphorie aber von oben diktiert. Wir besichtigen dann noch einen Lamatempel, wo wir erstmals die vielen Hallen und Buddhafiguren einer solchen Anlage sahen. Einer fiel hier aus dem Rahmen, er war in einem Stück aus einem 20 Meter hohen Stamm geschnitzt und damit wohl die größte einteilige Holzfigur der Welt. Leider waren Fotos fast überall in den Innenräumen verboten, das würde nämlich den Buddha beleidigen. Einen Schnappschuß aus der Hüfte konnte ich aber trotzdem machen. Wir gingen dann noch kurz in eine Seitenstraße hinein, sahen uns in einem Hinterhof die Lebensweise der Leute an und machten noch kurz Halt in einem Konfuziustempel. Dort zeigte man uns, wie in China Musik auf einer Art Zither und mit Hilfe von Klangsteinen gemacht wird. In einem kleinen Laden holte ich mir dann noch eine Cola, um nicht von den überhöhten Preisen der zimmereigenen Minibar abhängig zu sein, dann ging es gegen 17:00 Uhr weiter zum Abendessen, welches genau so wie Mittags ablief. Wieder gab es Wasser und ein relativ gutes Bier dazu, das Essen war vom Geschmack her sogar noch etwas besser als mittags. Um 18:00 Uhr waren wir zurück im Hotel, wo ich erst mal ein Nickerchen machte. Um 23:00 Uhr raffte ich mich dann aber doch noch auf, um meinen Tagesbericht zu schreiben.

 

3. Tag, Montag

Trotz des automatischen Weckrufs, den wir fast immer hatten, hätte ich doch beinahe verpennt. Zum Glück hat mich dann aber das Zimmermädchen um 7:45 Uhr aus dem Bett geworfen. Jetzt mußte schnell geduscht und gefrühstückt werden, denn um halb neun fuhr schon der Bus los. Der Weg führte uns zuerst zu den Ming-Gräbern, doch zuvor hielt der Bus noch an einer Fabrik, wo Cloisonné-Ware hergestellt wurde. Das sind Kupfergegenstände mit Emaille in Kupfergittern darauf. Wie immer war die Führung kurz, der Verkaufsraum hingegen groß, es wurden aber schöne Sachen gezeigt, eine Vase und eine kleine Eule gingen per Eurocard in meinen Besitz über. Die Engländerinnen kauften eine große Vase und hatten jetzt Schwierigkeiten, sie zu transportieren. 20 Minuten zu spät fuhren wir weiter, wie auch den ganzen Tag aus verschiedenen Gründen immer Verspätung hatten. Die Ming-Gräber lagen in einem Kreis von Bergen, der nach Süden offen war. Nur eines von ihnen ist geöffnet und dieses kann man auch besichtigen. Oben ist eine Halle, das Grab selbst liegt 40 Meter tief im Fels darunter. Es herrscht Fotografierverbot, allerdings gibt es auch nicht viel zu sehen, hauptsächlich nackte Wände, ein paar Kisten und drei Throne für den Kaiser nebst Frauen. Nicht zu vergessen, die Plastikkopien der echten Skelette. In der Halle über dem Grab war alles voller fliegender Händler, für ein paar Mark kaufte ich mir hier zwei Yin und Yang Kugeln. Vor den Gräbern liefen wir dann noch durch die bekannte Statuenallee, in der überlebensgroße Menschen und Tiere dargestellt sind. Dann fuhren wir weiter zur Großen Mauer, unterquerten sie und hielten an, um zu Mittag zu essen. Das war schnell erledigt und die meisten gingen schon hoch zur chinesischen Mauer, obwohl unser lokaler Führer noch nicht da war. Als er endlich kam, waren wir nur noch zu dritt. Dafür mußten die anderen aber am Eingang warten, denn die Eintrittskarten hatte der Führer. Man konnte links oder rechts emporsteigen, hatte man sich jedoch entschieden, mußte man auf dieser Seite bleiben. Ich folgte der steileren Strecke, weil sie die schöneren Ausblicke versprach. Teilweise war der Weg sehr mühsam, durch einige Türme hindurch konnte man etwa 2-3 Kilometer gehen. Dann war das renovierte Stück zu Ende. Die folgende Strecke bestand fast nur noch aus Trümmern und man konnte sie auch nicht betreten, weil der letzte Turm zugemauert war. Ich erstand ein T-Shirt für 5 Mark, mußte aber lange nach einem passenden ohne Fehler suchen. Insgesamt 90 Minuten hatten wir Zeit, also machte ich mich wieder auf den Weg zum Bus, den ich auch pünktlich um 16:30 Uhr erreichte. Wieder verspäteten sich einige, auch wurde unsere Heimfahrt durch einen Halt an einem Freundschaftsladen unterbrochen. die Waren dort gefielen mir nicht, die Engländerinnen jedoch kauften für viel Geld einen Teppich, den sie sich heimschicken ließen. Auch hier fuhren wir eine halbe Stunde zu spät weiter, so daß wir nach dem Abendessen in Peking auch relativ spät im Hotel ankamen. Ich las etwas, duschte und sah mich im Hotel um. Im Café mußte man für mindestens 10 Mark bestellen, es war jedoch geschlossen. An verschiedenen Stellen spielten Musiker, so auch im Drehrestaurant im 28. Stock. Von unserer Gruppe sah ich niemanden, jedoch fand ich Billardraum, Bowlingbahn, Tennisplatz, Sauna und Swimmingpool. Letzterer war bis 24 Uhr geöffnet, also holte ich die Badehose aus dem Koffer. Bis auf zwei Chinesinnen war das Bad leer. Ich schwamm einige Runden, soweit das ging, und fuhr dann wieder hoch zum Zimmer, um einige Karten zu schreiben.

 

4. Tag, Dienstag

Heute ging es etwas geruhsamer zu. erst um 9 Uhr war Abfahrt. Ich war pünktlich, schickte die ersten Karten in Richtung Heimat und deponierte meine Wertsachen im Hotelsafe, der Brustbeutel hatte mir Kopfschmerzen verursacht. Wir fuhren zum Osttor der verbotenen Stadt, wo wir den Bus verließen, liefen dann aber an ihrer Mauer entlang zum Südportal. Hier gab es viele Hallen, Gebäude und Throne aus der Ming-Zeit zu sehen, außerdem die Wohnung einer Konkubine und Reste der einstmals vorhandenen Schätze. Viele Touristen wuselten herum, zum Glück gab es aber auch einige ruhige Plätze. Unser schwarzer Mitreisender Herr Kelly machte freundlicherweise einen Aufstand und brüllte herum, weil die Reiseführer ihm nicht sofort eine Toilette zeigten. Er drohte damit, sich mitten auf den Platz zu erleichtern, was bestimmt ein recht schönes Motiv gegeben und sicher auch einige Konsequenzen bedeutet hätte. Für chinesische Verhältnisse war das ein klarer Fall von Gesichtsverlust. Gegen 12 Uhr verließen wir das Areal nach Norden und aßen erst in der Nähe zu Mittag, bevor wir den Kohlenhügel bestiegen, von dem man einen schönen Blick über die verbotene Stadt hat. Der letzte Ming-Kaiser hat sich hier erhängt, als die Mandschuren die Stadt einnahmen. Wieder zurück am Bus fehlte Frau Kaasen, eine schon etwas ältere Dame, die ganz aufgelöst war, als wir sie wieder aufgefunden hatten. Herr Li beschuldigte sie sogar, sich mit voller Absicht von der Gruppe entfernt zu haben, was sie aber energisch bestritt. 45 Minuten lang fuhren wir durch die Stadt bis zum Sommerpalast, der ehemaligen Residenz der Kaiserin-"Witwe" Cixi. Leider war das Wetter, wie später noch oft, nicht sommerlich. Im Palast konnte man voll ausgestattete Räume besichtigen, auch einige lebensgroße Kopien von Cixi. Diese sind ihr aber stark geschmeichelt, wie einige ausgestellte Fotos beweisen. Auch ein Daimler-Benz aus dem letzten Jahrhundert stand hier, groteskerweise konnte ihn die Kaiserin aber nicht benutzen, weil es niemandem, auch einem Chauffeur nicht, erlaubt war, vor ihr zu sitzen. In den Räumen liefen einige Bedienstete in originalgetreuen Kostümen herum, sogar die Putzfrau auf dem Hof war in Tracht. Weiter gingen wir dann zum Kunming-See, wo wir aus der Ferne die 17-bogige Brücke zu einer Insel bewundern konnten. Weiter ging der Weg am See entlang durch den 700 Meter langen "Langen Korridor", einer Holzüberdachung, bemalt und mit vielen Motiven geschmückt. Schließlich erreichten wir das Marmorboot, eine Marmorplatt-form im Wasser mit Bootsform, darauf stand ein zweigeschossiger Holzpavillon. Die ganze Zeit war es schon trüb und windig, jetzt fing es auch an zu regnen, also beeilten wir uns zum Bus zu kommen. Wieder zurück im Zentrum der Stadt gab es dann um 18 Uhr Pekingente im Qian Men Restaurant. Sie war zwar nicht schlecht, ich hatte sie mir aber noch besser vorgestellt. Wieder im Hotel nahm ich die Kamera und lief trotz Regen zum Bahnhof, Mao Maussoleum und Tian'en'men Tor, um einige Nachtbilder zu machen. Der Wachsoldat auf dem sonst völlig leeren Platz des himmlischen Friedens sah erstaunt auf, als ich in seiner Nähe auftauchte. Nach anderthalb Stunden Wanderung war ich wieder im Hotel, jetzt war eine Dusche nötig und auch der Koffer mußte gepackt werden, denn am nächsten Tag sollten wir nach Xian weiter fliegen. Auch meine Wertsachen holte ich wieder aus dem Safe.

 

5. Tag, Mittwoch

Eigentlich sollten wir um 7:30 Uhr telefonisch geweckt werden und bis 8 Uhr Zeit haben, unsere Koffer vor die Tür zu stellen. Leider kam der Weckruf aber 5 Minuten zu spät, dafür aber der Kofferträger 20 Minuten zu früh. Deshalb mußte ich ihn vertrösten und bitten, etwas später wieder zu kommen. Nach dem Frühstück hatten wir dann wieder etwas Zeit, bis dann um 9 Uhr der Platz des himmlischen Friedens besucht wurde. Für mich war das jetzt schon der zweite Besuch, allerdings war er diesmal wesentlich voller als in der Nacht, wo nur Wachen patrouilliert hatten. Aber alles in allem ist es nur ein Platz, es gibt also nicht viel zu sehen außer Chinesen, die sich vor dem Tor des himmlischen Friedens mit dem großen Mao-Bild fotografieren lassen. Was es auch noch zu sehen gab, war das Mao-Mausoleum, das wesentlich größer ist als das von Lenin auf dem Petersplatz. Weil wir noch Zeit hatten, stellten wir uns in der Schlange der Menschen auf, die den alten Knaben besichtigen wollten. Zwar war sie einige hundert Meter lang, es ging jedoch flott voran und bald waren wir im Gebäude. Im ersten Raum war ein Denkmal zu sehen, die Schlange wurde hier geteilt und führte an zwei Seiten an der Leiche im zweiten Raum vorbei. Nach wenigen Sekunden war man wieder draußen. Hinter dem Ausgang gab es viele Stände, wo die Chinesen unglaublichen Kitsch und Schund verkauften. Unser lokaler Führer Fan wartete schon auf uns und gab uns die Kameras wieder, die wie auch Taschen im Mausoleum nicht erlaubt waren. Wir hatten jetzt noch etwas Zeit, uns die vielen Leute auf dem Platz anzusehen und einige Bilder zu machen. Um 10:30 Uhr war aber schon wieder Abfahrt zu einem frühen Mittagessen, das heute auch etwas schärfer ausfiel. Danach ging es weiter zu einem ehemaligen Militärflughafen weit außerhalb der Stadt. Zuerst war alles leer, aber dann tauchten doch noch andere Fluggäste auf. Fan und der Busfahrer bekamen ein Trinkgeld, jedoch bemerkte ich, daß Herr Kelly und der Redakteur aus Österreich nichts für Herrn Fan übrig hatten, einmal wegen des Toilettenvorfalls und dann wegen der für unsere Akademiker nicht professionell genug gemachten Führung. Ich hatte richtig geraten, wir wurden in eine russische Tupolev verfrachtet und in knapp anderthalb Stunden nach Xian geflogen. Dort wurden wir bald zum Hotel gebracht, während sich unterwegs Yao, unser hiesiger lokaler Führer vorstellte. Um 16:30 Uhr erreichten wir unser Hotel, ganz im Gegensatz zum Gepäck. Auch um 18 Uhr, als wir zum Essen fuhren, gab es noch keine Spur von den Koffern. Die Mahlzeit war gut, es war hier sogar wunderbarerweise möglich, bei einem Gericht einen Nachschlag zu bekommen. Auf dem Rückweg zum Hotel verließen einige den Bus um noch etwas durch die Stadt zu bummeln. Auf einigen Straßen waren Garküchen und Essensstände aufgebaut und viele junge Leute spielten auf den Gehwegen Billard. Ich wollte zwei Flaschen Cola kaufen und kam mit der chinesischen Zeichensprache in Konflikt. Ein erhobener Daumen und Zeigefinger bedeuten hier nicht zwei wie bei uns, sondern acht. Als wir nach längerem Fußmarsch wieder im Hotel waren, stellten wir fest, daß auch die Koffer inzwischen eingetroffen waren. Nach der nötigen Körperpflege schaute ich mir dann noch einige chinesische Fernsehprogramme an, die zum größten Teil aus Seifenopern bestanden.

 

6. Tag, Donnerstag

Um 9 Uhr waren wir abfahrbereit. Wir verließen die Stadt mit dem Bus, um die tönerne Armee zu besuchen. Unterwegs machten wir aber noch kurz Halt an einer heißen Quelle. Der Aufenthalt war aber sinnlos, denn die eigentliche Quelle war zu weit entfernt, um sie bei der wenigen Zeit zu besuchen und ansonsten sahen wir nur einen Teich und einige Gebäude. Außerdem bekamen wir noch einige Geschichten über mollige Konkubinen der alten Kaiser zu hören. Wir fuhren weiter und kamen bald am Grabhügel des ersten und einzigen Qin-Kaisers vorbei, der das Land vereinte und auch für die Tonarmee verantwortlich ist. Deren Ausgrabungsplätze sind durch große Hallen geschützt, man schaut von einer Galerie auf die Figuren hinab. Fotografieren ist streng verboten, zivile Wächter überwachen die Touristen und wer erwischt wird, muß den Film abgeben. Da gibt es keine Ausnahme. In der ersten Halle war Infanterie zu sehen, die zweite ist in Bau und beherbergt die Kavallerie, in der dritten findet man den Stab. Der Kommandant fehlt, das war der Qin-Kaiser wohl selbst, dessen Grab nur wenige Kilometer entfernt ist. In einem kleinen Museum nebenan konnte man die Waffen der Figuren bewundern, auch einige Statuen waren hier zur näheren Besichtigung ausgestellt. Auch war hier Fotografieren erlaubt, so konnte ich wenigstens noch einige Bilder machen. Man konnte auch Kopien der Soldaten als Souvenirs erstehen, von 15 Zentimetern Größe bis Lebensgröße, je nach Geldbeutel, die Preise waren jedoch sehr human. Das Mittagessen war heute fast rein vegetarisch, aber nicht besonders erwähnenswert, es ging bald weiter zur Ausgrabungsstätte des Banpu-Dorfes, einer 6000 Jahre alten Siedlung. Ein Teil des Dorfes bestand aus ebenerdigen Rundhütten, während der Rest aus Gruben mit pyramidenförmigen Dächern bestand. Einige Grabfunde waren noch ausgestellt, sie waren aber nicht sehr beeindruckend. Auf dem Rückweg in die Stadt hielten wir an einer Seidenfabrik. Leider gab es aber keine schönen Sachen zu kaufen, die Stickereien waren nur für den Export nach Japan bestimmt. Wir waren schon etwas spät dran und beeilten uns, in die Stadt zu kommen, denn heute stand ein Theaterbesuch auf dem Programm. Der Titel war: "Musik und Tanz aus der Tang-Zeit." Das Programm dauerte eine Stunde und kostete 91 Yuan, das Geld war nicht im Reisepreis enthalten. Dafür war es aber auch sehr gut gemacht. Gegenüber im Hotel sollten wir zu Abend essen, es regnete, also fuhr uns der Bus die paar Meter. Wieder war das Essen nicht der Rede wert, bis auf die Qualle, die ich aus Unkenntnis verdrückte. Im Hotel mußten wir wieder die Koffer packen, denn schon am nächsten Tag sollten wir Xian verlassen.

 

7. Tag, Freitag

Um 8 Uhr wurden die Koffer vors Zimmer gestellt, Abfahrt war um 9 Uhr nach dem Frühstück. Eine ruhige Sitzung war mir nicht gegönnt, andauernd wurde ich von Bediensteten gestört. Mit dem Handgepäck fuhren wir los um heute noch einige Besichtigungen in der Stadt zu machen, zuerst mußte dafür die große Wildganspagode herhalten. Sie ist sehr alt und auch ziemlich hoch, wenn auch der Baustil relativ unspektakulär ist. Eine Besteigung kostete 15 Yuan extra, leider lohnte sich der Weg wegen des diesigen Wetters eigentlich nicht. Zum Glück klärte es im Laufe des Tages doch noch etwas auf. Im Tempel saß ein Mönch vor einer großen Trommel und wartete auf Geldspenden. Jede Gabe wurde mit einem Schlag auf die Trommel belohnt, bei den vielen Besuchern hatte er viel zu tun. Anschließend besuchten wir den Stelenwald, ein Museum in dem Schriftstelen aus dunklem Stein ausgestellt werden. Die Texte und Bilder sind herausgemeisselt und können mit Hilfe von dünnem Papier durch Abrieb leicht kopiert werden. Einige der Stelen sind hinter Glas, doch bei vielen werden auch heute noch von die Besuchern Abriebe gemacht um sie zu Hause in aller Ruhe lesen zu können. Sofern man sie lesen kann, denn oft sind die Schriften schon seit Jahrhunderten nicht mehr in Gebrauch. In der Nähe des Museums lief die Stadtmauer vorbei, die in Xian vollständig erhalten und restauriert ist. Sie ist sehr hoch und oben mindestens 15 Meter breit. Viele Händler waren dort und ich kaufte günstig einige Steinabriebe, die im Museum wesentlich teurer gewesen wären. Wir gingen ein Stück auf der Stadtmauer entlang bis zum nächsten Tor, von wo wir mit dem Bus weiter zum Essen fuhren. Dieses fand dort statt, wo am Abend zuvor das Theater gezeigt worden war. Ausnahmsweise gab es heute mal Buffet und das in einer sehr guten Qualität. Ich deckte mich reichlich ein, verschmähte aber das europäische Besteck und blieb bei meinen Stäbchen. Weil man Nachschlag holen konnte, wurde ich endlich mal wieder richtig satt und konnte dem weiteren Tag in Ruhe entgegensehen. Der nächste Halt galt dem Glockenturm, der mitten auf einer Kreuzung im Kreisverkehr stand. Man konnte ihn über eine Unterführung erreichen, leider war dort der Strom ausgefallen, so daß wir uns den Weg ertasten mußten. Bei dem Gedränge und den Treppen war das nicht ganz einfach. Dafür hatte man dann aber vom Turm auch einen schönen Blick auf das Verkehrschaos rundherum. Für den Innenraum wurde mal wieder extra Eintritt gefordert, das ersparten wir uns aber. Nun besuchten wir einen Nahrungsmittelmarkt, wo es so schöne Sachen wie lebende Schlangen, Hühnerfüße und Schweineohren gab. Anschließend war wieder mal ein Geschäft an der Reihe, diesmal handelte es sich um eine Jadeschleiferei (natürlich mit Verkaufsraum). Mir persönlich gefielen die Produkte nicht besonders, Hummels hingegen bestellten einen in Arbeit befindlichen Buddha, der am Abend geliefert werden sollte. Jetzt fuhren wir etwas in die Vorstadt, um dort eine Kommune zu besichtigen, wurden aber am Tor abgewiesen. Der größte Teil der Gruppe wurde dann zu einer Familie geschleppt, mir war das jedoch zu unhöflich und ich machte deshalb einen kleinen Spaziergang durch die recht ärmliche dörfliche Umgebung. Nachher durften wir die Kommune dann doch noch besuchen, allerdings beschränkte sich der Besuch auf einige Zimmer, wo Tonwaren verkauft wurden. Wieder in der Stadt gab es zum Abendessen heute eine örtliche Spezialität, den Feuertopf. Jeder hatte einen Topf mit heißer Soße vor sich stehen und konnte die rohen Zutaten vom Tisch nehmen, um sie darin zu kochen. Mit einer selbst zurecht gemixten scharfen Soße wurde das Ganze dann gewürzt. Die Engländerinnen lehnten dieses Essen ab, (und das bei der englischen Küche!) den restlichen schmeckte es aber nicht schlecht. Wir hatten jetzt noch etwas Zeit und die nutzte ich, um mich bei Sven unbeliebt zu machen. Der hatte mich oft aufgezogen und als ich ihn jetzt bei einer Retourkutsche spaßeshalber als Berliner Penner bezeichnete, fand der das überhaupt nicht witzig, sondern sagte zu seiner wirklich selten dämlichen Madame, daß sie und er ab jetzt kein Wort mehr mit mir wechseln würden. Ich ließ mir darüber aber keine grauen Haare wachsen, denn ich war nur der Erste, aber nicht der Einzige, mit dem Sven sich im Laufe der Fahrt überwarf. Später verlangte die Freundin von mir, ich solle mich bei dem Fahrstuhlkomponisten entschuldigen, weil er viel älter sei als ich und deshalb das Recht hätte, mit mir so umzuspringen. Natürlich lehnte ich das ab. Wir fuhren dann später zum Bahnhof, um den Nachtzug zu erreichen, der uns nach Luoyang bringen sollte. Ich sammelte das Trinkgeld für den lokalen Führer ein, bekam aber von Herrn Kelly beim Wechseln aus Versehen einen 100 Yuan Schein in Renminbi statt in FEC. Mir war nicht bewußt, das die FEC bei den Einheimischen sehr begehrt sind, weil Renminbi nicht überall genommen wird. Herr Yao war dann auch sehr enttäuscht, wie mir Herr Li später mitteilte. Mit den Hubmanns und Gerhard Düthorn belegte ich ein ziemlich enges Abteil, wo ich erst die Käfer aus meinem Bett vertreiben mußte. Unser Wagen war der letzte im Zug, er kam sogar noch hinter dem Postwagen, was es uns unmöglich machte, uns den Rest des Zuges anzusehen und uns unter die Chinesen zu mischen. Herr Li sagte "Zufall", ich dachte mir "Absicht", denn die Trennung zwischen Touristen und Bevölkerung wurde hier fast immer versucht. Um 22 Uhr ging die Fahrt los, es war nicht einfach, bei dem Gerüttel einen Bericht zu schreiben.

 

8. Tag, Samstag

Die Nacht war viel zu kurz, schon kurz nach 4 Uhr wurden wir geweckt. Ich hatte bei der Rüttelei auch mehr sporadisch geschlafen. Etwa um 5 Uhr erreichten wir den Bahnhof, wo wir von einem Herrn Bao abgeholt wurden, der uns zu einem Hotel in der Stadt brachte. Mit Sven gab es einige Probleme, der hatte die ganze Nacht mit Li und dem Schaffner fleißig den schrecklichen chinesischen Schnaps gesoffen und war nicht mehr Herr seiner Sinne. Von zwei Seiten mußte er gestützt und zum Bus gebracht werden, weil er sonst die ganze Breite des Weges benötigt hätte. Im Hotel legte ich mich noch für 2 Stunden hin und kam dafür aber auch etwas zu spät zum Frühstück. Die Kellner waren schon beim Abräumen und schauten böse, als ich noch Kaffee verlangte. Nachher besuchten wir die Longmen-Höhlen, das sind etwa 1300 große und kleine Nischen, die im Laufe von Jahrhunderten aus einer großen Felswand geschlagen wurden. In den Grotten sind aus dem Felsen geschlagene Buddhafiguren, die aber durch den Zahn der Zeit schon stark gelitten haben. Wir hatten 2 Stunden Zeit, uns alles anzusehen, und die genügten auch für das Areal. Die Felswand lag an einem Fluß und zur Mittagszeit überquerten wir ihn, um auf der anderen Uferseite zu essen. Man konnte die Grotten von dort sehen, leider war die Lichtverhältnisse zum Fotografieren nicht gut genug. Die Ausstattung des Restaurants war etwas rustikal, besonders die Stehtoiletten hatten es mir angetan. Bei der Mahlzeit war ich leider unaufmerksam mit meinem Taschenmesser und hielt es beim Schneiden verkehrt herum. Das brachte mir einen stark blutenden Finger ein, der längere Zeit vor sich hin tropfte. Später sollten wir eine frisch renovierte Altstadt sehen, tatsächlich aber war das Viertel, das uns gezeigt wurde, in einem beklagenswerten Zustand. Es wurde alles mögliche auf der Straße verkauft, sogar Schuster boten ihre Dienste an. Ich spielte mit dem Gedanken, mir eine Sohle richten zu lassen, die sich auf der großen Mauer vom Schuh gelöst hatte, ließ es dann aber sein. Mit dem Hummels im Schlepptau schlug ich einen großen Kreis durch die Innenstadt und fand trotz der Unkenrufe, wir würden uns verlaufen, unseren Bus sofort wieder. Ich wollte mir noch einige Getränke kaufen, hatte aber Schwierigkeiten, in einem Kaufhaus meinen 50 FEC Schein loszuwerden, von den Verkäuferinnen wurde seine Echtheit angezweifelt. Soviel zum Touristengeld. Nachher besuchten wir noch ein Museum, in dem Funde von der Steinzeit bis zur Tang-Dynastie ausgestellt waren. Das Ganze war aber nicht sehr beeindruckend. Sogar hier gab einen Verkaufsraum, man versuchte uns alte Teller als Antiquitäten anzudrehen. Eigentlich sollten wir dann noch eine Werkstatt besichtigen, es waren aber alle müde und so fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir uns noch eine Stunde ausruhen konnten. Um 18 Uhr war es Zeit für das Abendessen, wieder einmal war es relativ gut, es gab beim Essen sogar chinesische Livemusik. Um 19:30 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel. Heute war schon wieder Kofferpacken angesagt, denn am nächsten Tag würden wir mit dem Nachtzug die 518 Kilometer nach Nanjing fahren.

 

9. Tag, Sonntag

Heute war ich endlich mal pünktlich beim Frühstück, leider wurde es dadurch auch nicht besser. Anderthalb Stunden fuhren wir dann, bis wir aus der Ebene in eine hügelige Gegend kamen. Zuerst besuchten wir den Pagodenwald, der frühere Friedhof der Shaolinmönche, die hier in der Nähe ihr Kloster hatten. Die ältesten Pagoden waren über tausend Jahre alt, sie wurden immer von der Schülern der verstorbenen Mönche errichtet. Je nachdem, wie viele Schüler der Tote hatte, wurde das Bauwerk über der Ruhestätte seiner Asche größer oder kleiner gemacht. Außerdem gab es öffentliche oder private Pagoden, die einen hatten eine geöffnete und die anderen eine geschlossene Tür. In den Nischen hinter diesen Türen kann geopfert werden, um sich des Beistands der Toten zu versichern. Als wir das eigentliche Shaolinkloster erreichten, merkten wir, daß das ein beliebtes Ausflugsziel ist, denn es waren sehr viele Leute auf dem Gelände. Dieses Kloster ist aber auch im Rest der Welt sehr berühmt, weil hier die klassische Kampfkunst des Kung Fu erfunden worden ist. Auch wenn fast alle Gebäude in den 20'iger Jahren abgebrannt sind, merkte man doch nichts davon, denn alles wurde ziemlich originalgetreu wieder aufgebaut. Eine Ausstellung in einem Seitenflügel zeigte lebensgroße Figuren, wie sie die verschiedenen Übungen vorführten, die zum Lernen des Kung Fu gehören. Das Shaolinkloster ist eines der wenigen Klöster in China, in denen auch heute noch Mönche leben und meditieren. Man kann aber feststellen, daß seit dem Ende der Kulturrevolution auch an anderen Orten das religiöse Leben wieder zunimmt und die Klöster sich wieder mit Mönchen bevölkern. Dazu muß man aber sagen, daß dieses Klosterleben hauptsächlich von der Regierung gefördert wird, um den Touristen einiges zu bieten. Eigentlich sollte nach der Besichtigung das Mittagessen folgen, doch nahmen wir das Angebot unseres Lokalführers an, für 30 Yuan pro Person die Vorführung einer Kung Fu-Schule zu besuchen. Kelly protestierte, er hätte so etwas schon auf Bali gesehen, und blieb deshalb mit seiner Freundin im Bus. Die Schule bildete Schüler von 8 - 19 Jahren aus, an der Farbe ihrer Kleidung konnte man erkennen, welche Fertigkeitsstufe sie bisher erreicht hatten. Eine Ausnahme bildete der 4-jährige Sohn des Meisters. Es wurden uns Synchronübungen, Kämpfe und auch Schläge mit Stöcken und Steinen auf edle Körperteile gezeigt, ich durfte mit voller Kraft in harte Bauchmuskeln schlagen, ohne das derjenige auch nur mit einer Wimper zuckte. Die ganze Vorführung sah sehr professionell aus und nachher hatten wir noch Zeit, viele Fragen zu stellen. Zur Kampfausbildung gehört auch eine schulische Ausbildung, letztere dauert jeden Tag 5 Stunden und wird mit einer Art Abitur enden. Die Jungen und Mädchen hofften auf eine spätere Anstellung als Bodyguard oder Stuntman, weil ein solcher Beruf ein Vielfaches von dem einbringen würde, was man bei einer normalen Ausbildung erhalten könne. Heute aßen wir sehr spät, danach fuhren wir wieder zur Stadt zurück. Unterwegs wurde noch ein Tempel besichtigt und zwar der Tempel des weißen Pferdes. Dieser ist der älteste buddhistische Tempel in China, er unterscheidet sich aber in Nichts von den anderen Tempeln. Das Abendessen war dann wieder in Luoyang, wir hatten danach noch etwas Zeit, bis dann um 8 Uhr der Weg zum Bahnhof angetreten wurde. Wieder sammelte ich das Geld für den lokalen Führer ein und wieder waren einige sehr knauserig. In der Wartehalle für Ausländer verbrachten wir noch etwas Zeit, hier gab es Sessel, während der normale Chinese mit Holzbänken vorlieb nehmen mußte, sofern er einen ergattern konnte. Herr Li mußte heute, wie auch einige aus der anderen Reisegruppe, mit der harten Klasse vorlieb nehmen, bei der es keinen Türen zum Gang gibt und man zu sechst in einem Abteil schläft. 14 Stunden dauerte es, die 518 Kilometer nach Nanjing zurückzulegen. Um 21 Uhr verließen wir den Bahnhof, es wurde noch etwas geredet, dann von mir noch etwas geschrieben, aber schon um 23 Uhr lag ich in der Koje und versuchte zu schlafen.

 

10. Tag, Montag

Schon um 8 Uhr war für mich heute die Nacht zu Ende, obwohl wir noch einige Stunden im Zug vor uns hatten. Ich hatte schlecht geschlafen und war oft wach geworden. Die Reisfüllung meines Kissens störte und irgendwie bekam ich durch das nicht ganz dichte Fenster im Zug etwas Zug ab. Obwohl ich mitten in der Nacht meine Schlafrichtung gewechselt hatte, war ich morgens mit einem Schnupfen behaftet. Alles in allem kein schöner Tagesbeginn. Li brachte alle die, welche etwas mutiger waren, zum Speisewagen. Der erinnerte vom Aussehen und von der Sauberkeit her sehr stark an die Transsib. Die anderen begnügten sich mit Kaffee, während ich mich an den Rühreiern mit Wurst und Marmelade gütlich tat. Es war schon nach 11 Uhr, als wir den Yangzi auf der berühmten Brücke bei Nanjing überquerten. Kurze Zeit später erreichten wir den Bahnhof der Stadt. Wir wurden hier nicht so bestaunt wie bei der Abfahrt in Luoyang, in Nanjing gibt es viel mehr Touristen als weiter im Westen. Diesmal hieß unser Führer Wang, er war wohl ein Professor und außerdem ganz stolz darauf, auch für unseren Kohl schon gedolmetscht zu haben. Er brachte uns erst zum Essen und dann in das sehr noble Liying-Hotel, wo wir noch eine Stunde Zeit hatten. 25 Minuten vor der Abfahrt kamen die Koffer, die Zeit reichte gerade noch zum Duschen. Um 14 Uhr fuhren wir zuerst zum Mausoleum von Doktor Sun Yatsen, dessen Anlage größer ist als die der Ming-Gräber. 400 Stufen führten zur eigentlichen Grabstätte oben auf einem Hügel. Herr Wang war viel offener als unsere bisherigen Führer, er zeigte mir auch einige Einschußlöcher von japanischen Angriffen auf das Grabmal im 2. Weltkrieg. Nachher fuhren wir ohne anzuhalten am Grab des ersten Ming-Kaisers vorbei, das sei noch nicht geöffnet und es gäbe nicht viel zu sehen, meinte Wang. Dann hatten wir 5 Minuten Aufenthalt an einer Figurenallee, die aber nicht so schön war wie die in Peking, dafür aber älter. Weiter ging es zur Yangzi-Brücke, die den hier 1,5 Kilometer breiten Fluß mit Hilfe von 9 Stützen überquert. Sie ist zweigeschossig für Bahn und Straßenverkehr und reicht an beiden Ufern einige Kilometer weit ins Landesinnere hinein. Die Chinesen sind zu Recht stolz auf dieses Bauwerk, haben sie es doch ohne ausländische Hilfe errichtet und das an einer Stelle, wo der Bau sehr schwierig war. Von der Spitze eines der beiden Seitenpfeiler war der Blick wirklich grandios. Die Fahrt ging dann noch auf die Inseln des Xuanwu Hu Sees, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Dort konnten wir Bonsaibäumchen bewundern und sehen, wie Austern die Perlen entfernt werden. Zum Kaufen hatten wir natürlich mehr als genug Zeit. Nun bin ich kein Fan von Perlen und auch die anderen gaben meist nicht viel Geld aus. Danach war Zeit für das Abendessen, heute gab es wieder Buffet und erstmals auf der Reise mußte ich mit Messer und Gabel essen. Ich bekam aber fast nur Reste, denn ich war so höflich zu warten, bis die Schlange an den Trögen nicht mehr so groß war. Unsere Gruppe war nämlich nicht die einzige gewesen, die hier versorgt wurde. Ich sammelte mal wieder das Trinkgeld ein und lieferte es im Bus mit einer kleinen Dankesrede bei Herrn Wang und dem Busfahrer ab. Schon um 19.30 Uhr ging es zurück zum Hotel, ich sah mich später noch etwas um, ging dann aber früh ins Zimmer, um meine tägliche Schreiberei noch zu erledigen.

 

11. Tag, Dienstag

Schon einen Tag nach der Ankunft mußten wir Nanjing wieder verlassen, das geschah später noch öfter. Wir nahmen den gleichen Weg wie bei der Ankunft und zwar die Yangzi-Brücke. Diesmal benutzten wir aber mit dem Bus die obere Etage des Bauwerkes. In 2 Stunden fuhren wir auf einer Art chinesischen Autobahn nach Yangzhou. Es war nur eine Art Autobahn, denn sie wurde auch von Treckern und Radfahrern benutzt. Außerdem waren clevere ortsansässige Bauern auf die Idee gekommen, ihr Getreide auf der Straße auszubreiten und das Dreschen des Korns den darüber rasenden Autos zu überlassen. Kurz nach 11 Uhr waren wir wieder in einem Hotel, es waren wie immer noch keine Koffer da, und wir hatten Zeit, uns noch etwas auszuspannen. Um 12 Uhr gab es Mittagessen. Nachher war Zeit, sich etwas die Gegend anzusehen, denn die Besichtigungen sollten erst um 13:30 Uhr beginnen. Das Teehaus, das uns empfohlen worden war, lag an einem Brackwasserkanal, dessen Aussehen und Geruch völlig im Gegensatz zum chinesischen Gartenideal stand. Monika konnte das bestätigen, denn sie machte nähere Bekanntschaft mit der schwarzen Brühe, als sie beim Filmen nicht aufpaßte uns samt Kamera kopfüber hinein fiel. Ihr Aussehen war nach dem Auftauchen unbeschreiblich und auch die Kamera weigerte sich fortan, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Nach dem späteren Aufbruch besichtigten wir zuerst den Park am hiesigen Westsee mit seinen Gärten und der Brücke der 5 Pavillons. Wir ruhten uns hier etwas aus, um dann gestärkt die heutigen 2 Geschäfte über uns ergehen zu lassen. Ich merkte aber, daß unsere Aufenthalte in den Läden immer kürzer wurden, mittlerweile wiederholte sich ja auch alles. Danach besuchten wir den Tempel Daming Si, von dem aus der Mönch Jianzhen den Buddhismus nach Japan brachte. Die Gartenanlage dieses Tempels war recht schön, nur waren die Trittsteine zu einer kleinen Insel relativ wackelig, so daß auch ich mit den Füßen im Wasser landete. Schlauerweise hatte ich aber meine Kamera am Ufer gelassen. Die Strümpfe zog ich aus, wusch sie an Ort und Stelle und quatschte dann etwas mit den Schuhen für den Rest des heutigen Ausflugs. In der Nähe des Hotels lag noch ein Garten mit vielen verschiedenen Bambussorten, auch ihn sahen wir uns an. Es wurden hier mit Hilfe von vier Gesteinssorten die Jahreszeiten symbolisiert. Trotzdem wir hier nur einige 100 Meter vom Hotel entfernt waren, mußten wir die Strecke mit dem Bus zurücklegen. Um 18:45 Uhr war wieder Abfahrt für die Abendmahlzeit, ein Spezialitätenessen in Yangzhou. Der Bus konnte uns nicht den ganzen Weg transportieren, da die Innenstadt gesperrt war. So gingen wir noch ein Stück zu Fuß. Den anderen aus der Gruppe hat das Essen wohl geschmeckt, mein Fall war es nicht, es gab eindeutig zu viel Fisch. Aber wer in Alkohol ertränkte Krabben, Qualle oder Schildkrötensuppe mag, soll dort hingehen und sich den Magen verderben. Unser hiesiger Herr Wang nahm sich gerne aller Suppentassen an, die unsere Leute verschmähten. Schildkrötensuppe ist hier sehr teuer, aber auch sehr beliebt und es wurde nichts verschwendet. Auch wenn das Restaurant Fuchun sehr bekannt ist, schienen seine Toiletten noch dem letzten Jahrhundert zu entstammen, sie bestanden aus einer Rinne voller Kot, die quer durch alle Kabinen lief. Zum Besichtigen vielleicht ganz interessant, aber nicht zum Benutzen geeignet. um 21 Uhr gingen wir wieder zum Bus, mit dem die meisten zum Hotel zurückfuhren. Einige nahmen aber auch die Fahrrad-Rikscha.

 

12. Tag, Dienstag

Wir hatten auf dieser Reise wirklich keine Zeit zum Ausruhen. Nach nicht mal einem Tag in Yangzhou verließen wir die Stadt schon wieder. Zuerst brachte uns der Bus zum Yangzi zurück, wo wir dann eine nicht sehr vertrauenerweckende Autofähre zum Übersetzen benutzten. Es herrschte ein Gedränge am Bug, weil jeder dort stehen wollte, es waren noch viele andere Touristen dabei. Nach einer halben Stunde Überfahrt erreichten wir das andere Ufer des hier über 4 Kilometer breiten Flusses. Wir fuhren dann noch ein Stück mit dem Bus bis zu einem Bahnhof, wo wieder ich die Verabschiedung unseres lokalen Führers machen mußte. Auch waren unsere Plätze wieder im letzten Waggon, diesmal aber mit normalen Sitzen, die aber leider mit zu steilen Rückenlehnen ausgestattet und deshalb nicht sehr bequem waren. Zwei Stunden fuhren wir jetzt wieder Richtung Meer und kamen dabei an Wuxi, unserem morgigen Ziel vorbei! Eine etwas seltsame Reiseplanung. Schließlich war es schon nach Mittag, als wir in Suzhou ankamen. Unsere eigentliche Führerin hatte noch mit einer anderen Gruppe zu tun, also fuhren wir erstmal mit Herrn Li zum Essen. Später trafen wir dann Fräulein Zhoang, eine junge Chinesin, am Garten des Meisters der Netze. Eigentlich war es eine große Wohnung mit eingeschlossener Gartenanlage, alles sehr schön im Stil der Ming- und Qingzeit errichtet. Ein reicher Vater soll das Haus für seinen Sohn und dessen Frau, eine arme Fischerstochter gebaut haben. Der Vater der Frau hatte dem späteren Schwiegersohn vor dem Ertrinken gerettet. Nachher hielten wir kurz an der hohen Marco Polo Rundbogenbrücke an, um ein paar Bilder zu machen. Dann ging es weiter zu einer Seidenfabrik. Hier schauten wir uns die Werkshalle an, in der es sehr laut zuging, bevor wir, natürlich, in den Laden gebracht wurden. Es gab hier sogar einige schöne Sachen, also kaufte ich mir zwei Seidenhemden, eine Krawatte mit Drachenmotiv und ein Halstuch für Tante Erika. Erst jetzt fuhren wir zu unserem Hotel für die Nacht, das neu war, aber wie fast immer etwas außerhalb lag. Heute war der Tag eigentlich schon um 20 Uhr zu ende, als ich mein Zimmer im 12. Stock bezog. Kurze Zeit später waren sogar die Koffer da.

 

13. Tag, Donnerstag

Hier mußte man beim Frühstück wirklich auf sein Geschirr achten. Während man in anderen Hotels ewig auf den Kaffee wartete, brauchte ich hier nur mein Hühnerei auf dem Teller zu kappen, um 5 Sekunden später festzustellen, daß mein Eierbecher inzwischen schon abgeräumt worden war. Kaum hatte ich mir einen neuen geholt, spürte ich auch schon wieder die gierigen Blicke der Kellnerin. Ich hielt ihn aber eisern fest und gab ihn nicht wieder her. Heute besuchten wir als Erstes noch einen Garten, diesmal den Garten des anspruchslosen Beamten. Anspruchslos war das Gewirr aus Pavillons, Seen und Pfaden jedenfalls nach meiner Meinung nicht, die Ausmaße entsprachen eher einem nicht zu kleinen Park. Leider war es auch sehr voll hier und wir waren wohl gerade am Putztag eingetroffen, denn die Holzfenster, die hier meist ohne Glas sind, waren ausgehängt und wurden teilweise sogar im Teich geschruppt. Einige von uns machten ein Foto in einem Innenraum, ein Bediensteter wartete geduldig, bis alle geknipst hatten und wieder draußen waren, kam dann herbei und wollte eine Strafe wegen verbotenen Fotografierens kassieren. Ein paar scheinen auch bezahlt zu haben, selbst schuld. Anschließend fuhren wir zum Nordtempel, wo ich mir die Stadt von der Pagode aus ansah. Wir hatten ausnahmsweise mal wieder ein tolles Wetter, so daß sich das Besteigen lohnte. Das Hochklettern kostete 4 Yuan, seltsamerweise galt der Preis aber nur für die ersten 7 Stockwerke, für das 8. Stockwerk sollte wir noch einmal extra bezahlen. Das tat aber keiner, wir blieben eine Etage tiefer. Zuletzt besuchten wir noch eine Schnitzerei für Sandelholz, wo Fächer produziert wurden. Mir gefiel aber keiner besonders gut, außerdem waren sie klar überteuert. Wir, d.h. ich, verabschiedeten uns von Fräulein Zhoang und verließen Suzhou mit dem Bus in Richtung Wuxi. Die Fahrt auf dem Kaiserkanal fiel wegen angeblicher Unfälle leider aus. In etwas mehr als einer Stunde erreichten wir die Stadt ohne Zinn. Mittagessen war noch in Suzhou gewesen, so bezogen wir nur unsere Zimmer und fuhren dann eine Stunde lang mit einem fürchterlich kitschigen Boot auf dem Kaiserkanal, der durch die Stadt führte. Wir hatten einen Ersatzführer, denn durch unsere frühe Ankunft war die örtliche Führerin noch mit einer anderen Gruppe beschäftigt. Also das gleiche wie einen Tag zuvor. Bei zwei späteren Stopps in der Altstadt spazierten wir etwas umher und ich kaufte etwas Schlangengift für meinen Husten, der wohl von den vielen Klimaanlagen herrührte. Zum erstenmal aßen wir heute im eigenen Hotel, danach ließ ich mir von einem Angestellten zwei fehlende Nieten in meinem Koffergriff durch Schrauben ersetzen. Mit Gepäck wird in diesem Land nicht sehr rücksichtsvoll umgegangen. Der Mann hatte mehr Schrott als Material in seiner Tasche, aber wenigstens bestand nachher die Gefahr nicht mehr, den Griff unterwegs irgendwo zu verlieren. Dafür bekam der Handwerker dann aber auch ein gutes Trinkgeld. Zum Abschluß des Tages machte ich dann noch einen Spaziergang und wurde dabei sogar von einem Zuhälter angesprochen. Und das im strengen China.

 

14. Tag, Freitag

Wie eigentlich fast immer bestiegen wir so gegen 9 Uhr unseren Bus, der uns an diesem Tag zuerst zu einer Züchterei für Seidenraupen brachte. In allen Stadien der Entwicklung wurden die lebenden Raupen gezeigt, bis hin zur Verpuppung. Ausnahmsweise konnte man hier mal nichts kaufen, ein echtes Novum. Der nächste Stopp war am Xihui Park, wo wir erst einige Gebäude besuchten, dann aber vor der brütenden Hitze von 33 Grad, 2 Grad mehr als am Vortag, Schutz suchten. Wir hatten hier etwas Zeit, aber ich wollte diese nicht im Teehaus verbringen. Also machte ich mich auf, wie einige andere auch, den gegenüberliegenden Xi Shan Hügel zu besteigen. Auf seiner Spitze steht die siebenstöckige Drachenglanzpagode, die aus der Nähe und besonders von oben schon relativ baufällig aussah. Das Besteigen kostete Geld und lohnte wegen des dunstigen Wetters leider nicht. Bemerkenswert war der Eintrittskartenverkauf, denn ich fand ihn erst nicht, weil die Verkäufer neben den Karten gerade ihr Mittagessen zubereiteten. Kurz vor 12 Uhr fand dann für uns das Mittagessen in unserem Hotel statt, aber erst um 14 Uhr ging das Besichtigen weiter. Jetzt war eine Porzellanfabrik an der Reihe, die aber leider nur reines Alltagsporzellan herstellte. Zu dick, zu schwer und ziemlich häßlich. An einzelnen fremden Stücken, die im Ausstellungsraum standen, konnte man die Qualitätsmängel der hiesigen Ware feststellen. Wir verursachten hier eine mittlere Katastrophe, als wir den Manager auf die fehlerhaften Aufkleber zu einer Auftragsarbeit hinwiesen. Auf 20000 Untersetzern war der Text geklebt: "Let'sPl aysoccer". Den armen Mann traf daraufhin fast der Schlag. Weiter fuhren wir dann zur Schildkrötenkopfhalb-insel am See Tai Hu. Wir umrundeten sie bei einem Spaziergang, als uns unterwegs eine Prozession alter Frauen mit gelben Taschen begegnete. Sie vollzogen wohl eine buddhistische Zeremonie. Das war dann eigentlich alles für heute und schon um 17 Uhr waren wir wieder im Hotel und das Tagesprogramm beendet. Eigentlich hatten wir heute nur die Zeit totgeschlagen. Deshalb beschloß unsere Achtergruppe, die sich langsam herausbildete, mit dem Taxi noch mal in die Stadt zu fahren. die Guppe bestand aus Hummels, Beers, Frau Kaasen und Frau Schmitten, mir und Gerhard Düthorn, nur heute war für ihn der junge Hubmann dabei. In der Altstadt fand Frau Kaasen einen Uhrmacher, der mit seinem Kasten auf der Straße stand. Sie gab ihm eine extra mitgebrachte Uhr zur Reparatur. Der Mann zerlegte das Stück völlig, wechselte ein Bauteil aus, das er wunderbarerweise in seinem Kasten hatte und ersetzte auch die Batterie. Die alten Teile warf er einfach über die Schulter, rechtfertigte den Austausch aber an anschaulichen Beispielen, was funktionieren würde und was kaputt sei. Dann richtete er noch die Zeiger und nach einer halben Stunde Arbeit lief die Uhr tatsächlich wieder. Inzwischen hatte sich eine große Menge von Schaulustigen um uns versammelt, von denen einige sogar ein paar englische Sprachbrocken hervorbrachten. Die ganze Aktion kostete Frau Kaasen etwa 10 Mark, dafür hatte es sich aber auch gelohnt. Wir schauten uns dann noch etwas um und kauften hier und da noch einige Kleinigkeiten, bis wir dann um kurz nach 18 Uhr uns nach einer Rückfahrmöglichkeit umsahen. Nach kurzer Zeit standen viele Fahrradrikschas um uns herum, von Klaus' Anstrengungen herbeigerufen. Wir bekamen heraus, das einige Fahrer sich beschwerten, wir Europäer wären zu dick für die engen Gefährte. Mit Mühe und Not quetschten wir uns dann doch in 4 Sitze und los ging es. Einige Fahrer stiegen an Steigungen ab und schoben ihr Rad, Klaus half seinem dabei. Manchmal wurde auch geschaltet, dabei legten welche die Ketten von Hand auf andere Ritzel. Trotzdem waren wir schon nach 20 Minuten am Hotel und jede Rikscha erhielt 15 Yuan. Um 19 Uhr war dann Abendessen, heute gaben Monika und Anke Schnaps aus als Entschuldigung für die lange Wartezeit beim Teppichkauf. Wir saßen noch etwas zusammen, erst um 21:30 Uhr ging ich hoch auf mein Zimmer, um zu Schreiben und zu Packen. Ich trug übrigens das neue Hemd und den neuen Schlips, sogar der Knoten war gelungen.

 

15. Tag, Samstag

Auch der heutige Tag war einer von denen, wo nicht viel passierte, wir waren praktisch nur unterwegs. Schon um 8 Uhr bestiegen wir den Bus, um die Fähre über den Thai Hu See um 8:30 Uhr zu erreichen. Das Schiff war zu klein für die verschiedenen Reisegruppen, deshalb gab es auch bald schon Streit um die Sitzplätze. Sogar das Gepäck war in einem Nebenraum verstaut. Das Wetter war leider nicht besonders, es war bewölkt und manchmal regnete es auch. In 5 Stunden legten wir die 68 Kilometer über den See zurück, unterwegs begegneten wir vielen Dschunken, die paarweise ihre Netze durch das Wasser zogen. Man konnte sich an Bord für zu gutes Geld massieren lassen, das auch noch im Gepäckraum, aber einige nahmen das Angebot an. Zum Mittagessen wurden wir in Gruppen ein Deck tiefer gerufen, zwar war die Kombüse etwas schmuddelig, dafür aber das Essen recht gut. Um 13:30 Uhr legten wir in Huzhou an und stiegen in die bereitstehenden Busse um. Leider gerieten wir auf dem Weg nach Hangzhou in einen Stau, so daß wir viel Zeit verloren. Erst kurz vor 18 Uhr kamen wir zum Hotel und bis wir uns um 19 Uhr zum Essen trafen, waren leider mal wieder die Koffer noch nicht aufgetaucht. Zwar schmeckte es nicht gut, aber dafür waren nachher die Koffer da. Um 21:00 lief ich noch mal los, um mir den Westsee anzusehen. Dieser war gut 20 Minuten vom Hotel entfernt, wenn man flott ausschritt. Zuerst ging ich über den Bai-Di Damm zur Insel des einsamen Berges und von da über die Xiling-Brücke zurück zum Festland. Auf dem Rückweg wollte ich noch die auf einem Hügel stehende Bao-Chu-Ta Pagode besichtigen und stieg über dunkle Treppen zu ihr auf. Man hatte von dort oben einen schönen Blick über die erleuchtete Stadt. Übrigens wimmelte es dort, wie auch schon am See, von Pärchen, die der häuslichen Enge entkommen wollten, man konnte keine 10 Meter gehen, ohne über eines zu stolpern. Auch hatte ich kaum meine Kamera für ein Nachtbild aufgestellt, war ich schon von Chinesen umgeben, die mich beobachteten. Auf der anderen Seite des Berges stieg ich dann wieder hinab, diese Stelle mußte näher an unserem Hotel sein. Ich hatte Glück und kam schon bald wieder auf die richtige Straße, die ich beim Herweg benutzt hatte. Ich kaufte mir noch etwas zu Trinken, denn immer noch waren Geschäfte offen. Es war gegen 23:00 Uhr, als ich wieder im Hotel war und ich hatte etwa 10 Kilometer zurückgelegt. Nach dem Duschen und dem Zurechtlegen der Kleidung, war dann der Tag zu ende. Das Schattenboxen am nächsten Morgen wollte ich mir nicht antun, das würde noch zu früh sein.

 

16. Tag, Sonntag

Herr Go führt uns heute zuerst zu einem Park, dem Peonien-Garten. Auf einer Brücke über einen Teich drängten sich die Leute, um die Goldfische zu füttern, die in Scharen umherschwammen. In der Nähe bestiegen wir ein Schiff, das uns über den äußeren See brachte, einen Teil des Westsees. Leider machten wir bei den Inseln im See keinen Halt, obwohl in den Prospekten diese künstlichen Inseln als sehr schön beschrieben werden. Wie so manches wurde dieser Reisepunkt stillschweigend fallen gelassen. Leider war es noch sehr neblig auf dem See, so daß wir von den Inseln selbst nur die Umrisse sahen. Wieder runter vom Schiff, fuhren wir mit dem Bus weiter zu einer Teeplantage und machten unterwegs Halt, um die Teepflücker bei ihrer Arbeit zu beobachten. Hier wurde der Drachenbrunnentee geerntet, eine in China berühmte grüne Sorte. Im Teegeschäft erklärte uns Herr Gu die Herstellung des Tees und zählte seine gesundheitlichen Vorteile auf. Als Heilpraktiker konnte er noch viele Tips aus der chinesischen Naturheilkunde geben. Später konnte man dann den Tee auch kaufen und obwohl ich kein Teetrinker bin nahm ich mir doch eine Probe mit, um meine Leute daheim nach ihrem Urteil zu fragen. Es war jetzt Mittagszeit, auf unser Essen mußten wir aber wegen der vielen Touristen noch warten. Dadurch wurde aber die Qualität der Mahlzeit auch nicht besser. Nachher besuchten wir eine chinesische Apotheke, wo man seinen Blutdruck messen und sich massieren lassen konnte. Als Tourist wurde man da sogar noch unentgeldlich geschröpft, aber nur durch den Griff in die Brieftasche. Die Preise der Medikamente lagen gut 100 Prozent höher als in normalen Straßenapotheken. Ich hielt mich weise zurück, während meine Mitreisenden sich allerlei Pulver und Mittel für ihre Gebrechen andrehen ließen. Wir fuhren weiter zum Linyin Si Tempel mit seinem beeindruckenden 20 Meter hohen Buddha in der Haupthalle. Leider war wieder das Fotografieren verboten, was Anke aber wie immer nicht weiter störte. Gegenüber der Tempelanlage waren viele Buddhas in die Felswände und auch aus Höhlen geschlagen worden, es war ein beeindruckendes Panorama. Ich stieg die über 650 Stufen zur Spitze des herbei geflogenen Berges Feilafeng hinauf, ein Gewirr von Treppen führte kreuz und quer über die Hänge. Leider versperrten Bäume die Sicht vom Gipfel. Wieder unten sah ich mir noch die von einem Bach ausgewaschenen kleinen Höhlen an, teilweise sehr enge und feuchte Passagen führten von einer Grotte zu nächsten. Um 17 Uhr ging es zum Hotel zurück, ich war von der Rennerei total verschwitzt. Um 19 Uhr gab es Abendessen, hauptsächlich Fett und Knorpel. Für Reisegruppen scheint es in China in den teuren Hotels wohl nur das zu geben, was in den hoteleigenen Restaurants vom Essen der Gäste abgeschnitten wird. Klaus war ganz schön sauer und ich ernährte mich vegetarisch. Um 22 Uhr wollte ich mir den Drachenbrunnen ansehen, leider war geschlossen. Zum Glück fand ich an der Seite des Areals eine offene Tür und konnte mich einschleichen. Später wurde ich aber entdeckt und mußte stiften gehen. Zum Glück hatte ich mir das Gelände eingeprägt. Um halb 12 war ich heute schon im Bett.

 

17. Tag, Montag

Schon um 8:30 Uhr fuhren wir weg auf den Berg Wu, um ein paar mickrige Vögel in Käfigen zu sehen und alte Männer und Frauen beim Tanzen zu beobachten. Wieder kam es mir so vor, als sollte Zeit verpulvert werden. Danach war dann die Pagode der sechs Harmonien an der Reihe, mit ihren 13 äußeren und 7 inneren Stockwerken. Dahinter lag ein Pagodenwald mit vielen kleinen Kopien bekannter chinesischer Pagoden. Man konnte einen Hang hinaufsteigen und hatte dann einen schönen Blick über die große Pagode, den Fluß Qiantang und eine Eisenbahnbrücke. Die Sicht wäre bei klarem Wetter bestimmt noch schöner gewesen. Um 11 Uhr fuhren wir weiter, um das Grab von Yue Fei zu sehen, eines Volkshelden des 12. Jahrhunderts. Die knienden Statuen vor dem Grabmal stellen die Intriganten dar, denen der Kriegsheld seinen Tod zu verdanken hatte. Durch ihre Ränke war er zum Sterben verurteilt worden. Selbst heute noch werden die Figuren geschlagen und bespuckt, inzwischen sind sie aus Metall, nachdem die Steinfiguren mehrmals erneuert werden mußten. Der Tempel wurde 1976 noch während der Kulturrevolution zerstört, aber schon 1979 wieder aufgebaut. Zu Mittag aßen wir in einem Restaurant, endlich schmeckte es mal wieder ganz ordentlich. Nachher hatten wir noch anderthalb Stunden Zeit, um etwas bummeln zu gehen. Aber dazu mußte ich erst die moderne Geschäftsstraße hinter mich lassen und in die kleinen Gäßchen einbiegen. Dort in den Hinterhöfen findet wohl das echte chinesische Leben statt. Auf einem Markt gab es lebende Frösche, Krebse und kleine Hummer oder Langusten. Zum Fotografieren durfte ich eine der noch lebenden Schalentiere in die Hand nehmen. Um 14 Uhr fuhren wir dann zum Bahnhof, wo wir natürlich im letzten Waggon untergebracht waren. Ich wurde aber von Li noch mal herausgerufen, weil Herrn Gu das Trinkgeld zuwenig war. Wegen des dauernden Ärgers mit dem Geld beschloß ich, fortan nicht mehr für die Gruppe zu sammeln. es war 15:20, als wir in Richtung Shanghai die Stadt verließen. Ziemlich genau 3 Stunden später waren wir da. Herr Ding wartete vor dem Bahnhof auf uns und brachte uns zuerst zum Essen, welches nicht schlecht war. Anschließend brachte uns der Bus zum Hotel, das wie immer leider außerhalb lag. Die Koffer waren noch nicht da, also machte ich noch einen kleinen Spaziergang. Erst wollte ich mit Hummels gehen, aber unser Säufer aus Berlin war auch dabei und der weigerte sich, mich mitzunehmen. Um keinen Ärger zu machen, ging ich also alleine los. Zurück im Hotel mußte ich noch lange warten, der Koffer kam erst um 23:45. Meine Zahnpastatube hatte die Fahrt nicht überlebt, deshalb mußte ich erst mal den Kulturbeutel säubern. Danach konnte ich endlich auch duschen.

 

18. Tag, Dienstag

Heute war ein langer Tag, wir kamen erst um 23:30 Uhr ins Hotel zurück. Doch alles der Reihe nach. Am Morgen wollten wir erst einen Garten in Shanghai besuchen, den zwei Hektar großen Yu Yuan. Alle chinesischen Stilmittel der Gartenbaukunst sind hier auf engstem Raum vertreten. Leider regnete es, wie oft in Shanghai, aber das gab der Anlage einen besonderes Flair durch die tropfenden Dächer und nassen Wege. In einem berühmten Teehaus das in der Nähe auf einem See lag, trockneten wir wieder äußerlich ab, während wir uns mit dem Tee innerlich befeuchteten. Fotos an den Wänden zeigten die bekannten Persönlichkeiten, die vor uns hier gewesen waren, auch die Queen Elisabeth war dabei. Zum Tee gab es Wachteleier, die Gerhard aber verschmähte, also mußte ich sie alle aufessen. Später gingen wir dann über eine der beiden Zickzackbrücken zurück zum Ufer des kleinen Teichs. Wir hatten jetzt noch Zeit für ein in der Nähe gelegenes Einkaufszentrum, das in vielen alten Häusern untergebracht war und einen ganzen Häuserblock einnahm. Es war aber doch recht touristisch, deswegen sah ich mir lieber die kleinen Gäßchen an, in deren Enge die Chinesen einzukaufen pflegten. Jeder kleine Stand hatte seinen eigenen Regenschutz und versuchte das Wasser zum Nachbarn abzuleiten. Für einen relativ großen Europäer war es etwas schwierig trocken zu bleiben. Nach dem Mittagessen machten fast alle eine Hafenrundfahrt, während die Engländerinnen es vorzogen auf dem Bund, der Hafenpromenade zu bleiben. Sie wollten die alten Gebäude der Kolonialzeit betrachten und dabei wohl von der vergangenen Größe Englands träumen. Überhaupt waren die Damen der festen Meinung, ihr Land hätte im 19. Jahrhundert China entwickelt und nicht ausgebeutet. Von den Opiumkriegen hatten sie wohl nie etwas gehört. Wir anderen waren 3 Stunden unterwegs, fuhren zur Mündung des Huang Pu ins japanische Meer und dann wieder zurück. Unterwegs unterhielt ich mich etwas mit einigen Japanerinnen, die eine Woche auf Urlaub waren und von dem rotierenden Restaurant in ihrem Hotel schwärmten. Als wir später zum Restaurant fuhren, blieben wir mit dem Bus im Stau stecken und mußten deshalb unser Essen im Schnellgang hinunterschlingen. Es sollte nämlich um 19:45 Uhr eine Vorstellung der Shanghaier Akrobaten besucht werden. Zum Glück waren wir aber noch pünktlich und die Vorstellung war wirklich sehenswert. Ich machte viele Fotos, das im Gegensatz zum Videofilmen erlaubt war. Das hatte Herr Ding uns schon im Bus erklärt. Den Penner aus Berlin störte das aber nicht sonderlich und prompt wurde er von Saalordnern beim Filmen erwischt und mußte mit ihnen die Vorstellung verlassen. Erst nach der Pause war mit langem Gesicht wieder da. Das Programm dauerte zwei Stunden, danach konnte er seine Kamera wieder abholen. Jetzt sollte eigentlich zurück ins Hotel gefahren werden, aber inzwischen war das Wetter besser geworden und einige wollten noch etwas über die hellerleuchtete Nanjing Road spazieren. Der Bus fuhr 20 Minuten später ab, aber Hummels, zwei Österreicher und ich fuhren nicht mit. Ich machte eine Menge Bilder mit Hilfe des Stativs und sah mir auch einige Seitenstraßen an, in denen zum Beispiel Straßenköche ihre Stände aufgebaut hatten. Wir gingen bis zum Bund und nahmen dort gegen 23 Uhr zwei Taxis, die uns zurück zum Hotel brachten. Und das für knappe 8 Mark pro Person.

 

19. Tag, Mittwoch

Wir hatten den Vormittag noch Zeit in Shanghai, deshalb sah ich mir nach dem Frühstück die katholische Kirche an, die ganz in der Nähe unseres Hotels lag. Das Backsteingebäude hatte die Kulturrevolution unbeschadet überstanden und einige Gläubige saßen heute morgen auch schon in den Bänken. Auf dem Rückweg ins Hotel kam ich an einer Schule vorbei, wo die Kinder gerade dabei waren, ihren morgendlichen Frühsport zu verrichten. In einheitlicher Kleidung wurde auf dem Schulhof synchron geturnt. Der erste Punkt mit der Gruppe war heute der Besuch eines Freundschaftsladens auf dem Messegelände, damit Ding seinen Stempel bekam. Das Gebäude war von der alten Sowjetunion gestiftet worden, das sah man ihm auch an. Die Preise im Laden waren nicht nur hoch, sondern sogar gesalzen, gekauft hätte ich in dieser Touristenfalle garantiert nichts. Danach hatten wir anderthalb Stunden Zeit, auf der Nanjing Road Shopping zu machen. In dieser Zeit war ich auch in vielen Geschäften, konnte aber nichts entdecken, was ich mir hätte kaufen wollen. Dann war das Mittagessen, was heute auch nicht schlecht war. Ein kurzer Gang brachte uns dann zum Tempel der Jadebuddhas, wo zwei große, aus Indien kommende Buddhas aus weißer Jade und ein kleiner Liegender zu bewundern waren. Erstmal waren Schuhe nicht erlaubt, wir mußten die bereitliegenden Pantoffeln überstreifen. Auch war das Fotografieren leider nicht erlaubt. Die Mönche waren recht geschäftstüchtig und verkauften im Parterre kleine hölzerne Buddhafiguren. Ich fand auch einen, der mir gefiel und durfte ihn den Rest der Reise im Koffer herumschleppen. Etwas schwerer bepackt fuhren wir jetzt zum Flughafen, machten noch kurz Halt in einem Geschäft zum Teetrinken und Geldausgeben, bis wir dann nach 15 Uhr in der Wartehalle saßen. 16:45 Uhr erfolgte dann der Start der sehr engen und vollen Tupolev der Sichuan Airlines. Das Essen an Bord war eher ein Fall fürs Lebensmittellabor, es war in Folie eingeschweißt und hätte am besten auch drinnen bleiben sollen. Auch sahen die Stewardessen ziemlich schmuddelig aus. Zum Glück dauerte der Flug nur 2,5 Stunden und auch unser Gepäck war dabei. Es war schon dunkel, als wir in Chengdu ankamen und wir wurden zuerst zum Abendessen gebracht. Es war recht scharf, was typisch ist für die Sichuan-Küche, zu schlimm war es aber nicht. Man kannte wohl die Geschmäcker der Touristen. Herr Wang brachte uns dann ins Tibet Hotel, wo inzwischen schon die Koffer eingetroffen waren. Ich ging noch mal los, um mir Cola für die nächsten Tage zu besorgen, denn wir hatten vorerst nur eine Nacht Aufenthalt in der Stadt und würden mit leichtem Gepäck und ohne Koffer am nächsten Tag nach Emei Shan weiterreisen. Also galt es sorgfältig zu packen.

 

20. Tag, Donnerstag

Nur mit der Reisetasche bewaffnet brachen wir heute in der Frühe auf, um zuerst nach Leshan zu fahren. Der erste Halt auf der langen Strecke war von CITS vorgegeben, wie immer sollten wir animiert werden, den Kitsch zu kaufen, der rund um den langen Teetisch aufgebaut war. Einige Zeit später unterbrachen wir die Fahrt in einem Dorf, in dem gerade Marktzeit war. Wir schlenderten etwas über den Gemüsemarkt, der mitten auf der Straße aufgebaut war. Dann ging es wieder weiter. Den dritten Halt schließlich machten wir an einem Acker, wo ein Bauer gerade dabei war, mit seinem Wasserbüffel ein Feld zu pflügen. Das war natürlich was ganz Tolles für die Touris aus Europa und es wurde fleißig geknipst. Später sahen wir aber noch oft die Tiere bei der Arbeit, China ist eben immer noch ein Entwicklungsland. Gegen Mittag erreichten wir Leshan und bekamen unser Essen auf einem Boot, das am Ufer des Li-Flusses vertäut lag. Es war nicht besonders sauber, aber doch recht annehmbar. Nachher mußten wir einige Kilometer weit bis zur nächsten Brücke fahren, um den Fluß überqueren zu können und fuhren dort die Strecke wieder zurück. Genau gegenüber von unserem Lokal stiegen wir dann in ein Boot, das uns vor den großen sitzenden Buddha brachte. Mit 71 Metern Höhe ist er der größte der Welt. Viele Besuchern kletterten auf seinen Füßen herum, auf denen pro Stück bestimmt 100 Leute Platz gehabt hätten. Wieder zurück an der Anlegestelle fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein bis in die Nähe der Figur. Dort mußten wir noch etwas bei einer Abkürzung den Hang hochklettern, weil der normale Weg zu viel Zeit verbraucht hätte. Herr Hubmann bekam Schwierigkeiten mit dem Weg und mußte zurückbleiben. Oben war ein Tempel, in dem Fotografieren ausnahmsweise mal erlaubt waren, es wurden sogar gerade Dreharbeiten für einen Spielfilm hier gemacht. Vom Kopf des Buddha konnte man dann über halsbrecherische Stufen zu den Füßen der vollständig aus dem Felsen geschlagenen Figur hinabsteigen. Die Sonne war inzwischen weiter gewandert und die Besucher saßen nur noch auf dem im Schatten liegenden Fuß. Deshalb hatte ich den anderen für mich und konnte ein sehr schönes Bild machen. Man konnte sich auch mit Umhang und Mütze fotografieren lassen, das war aber mehr was für die Chinesen, die auch regen Gebrauch davon machten. Ich erkundete noch etwas die Gegend, bevor es dann um 15:30 Uhr zum Bus zurück ging. Wir fuhren weiter und erreichten anderthalb Stunden später ein gutes Hotel am Emei Shan. Leider fehlte dort ein Zimmer und obwohl Monika die Absicht äußerte, auf eigene Kosten eines zu mieten, brachte der Bus die ganze Gruppe zu einem anderen Hotel, das wesentlich schlechter war. Nach dem miesen Abendessen an einem schmuddeligen Tisch erfuhr ich, daß ein Ausflug zum Gipfel des Emei Shan nicht geplant sei. Ich hatte aber erst mal genug von Tempelbesichtigungen und so diskutierten wir eine Zeitlang mit Herrn Li. Einige wollten nämlich auf meinen Vorschlag hin am nächsten Tag früh aufstehen, um den Sonnenaufgang am Gipfel zu erleben, wie es im Reiseführer beschrieben war. Li versuchte alles mögliche, um uns abzuhalten, während er aber gleichzeitig behauptete, alles wäre möglich und sei kein Problem. Schließlich merkte er, daß wir bei unserer Absicht bleiben würden und gab nach. Wir mieteten uns mit 8 Personen einen Kleinbus, der uns und Herrn Wang am nächsten Tag zum Gipfel fahren würde, während Herr Li den Rest der Gruppe übernehmen würde. Die anderen hatten sich während der Diskussion entfernt und wurden auch nicht mehr gefragt, ob sie vielleicht mitfahren wollten. Wir bezahlten 450 Yuan und würden früh aufbrechen, um rechtzeitig oben zu sein. Ich bummelte noch kurz mit Klaus und Gerhard durch das Städtchen, ging dann aber schon um 22:00 Uhr ins Bett, um am nächsten Morgen ausgeruht zu sein.

 

21. Tag, Freitag

Nach einer viel zu kurzen Nacht, in der ich erst nicht einschlafen konnte und dann noch öfters wach wurde, läutete schon um 3:30 Uhr mein Wecker. Unser Gepäck wurde in einem Zimmer zwischengelagert, dann bestiegen wir acht und Herr Wang einen fürchterlich klapprigen Kleinbus mit 3 Mann Besatzung. Mit von der Party waren die Hummels, die Beers, Frau Schmitten und Frau Kaasen, Gerhard Düthorn und ich. Auch wenn es oft so aussah, als würde der Bus den Geist aufgeben, waren wir nach 2 Stunden in 2500 Metern Höhe, am Emei Shan. Man konnte eine Sänfte mieten, um sich die letzten Meter zur Seilbahn tragen zu lassen, doch zogen wir es vor, unseren eigene Füßen zu vertrauen. Zum Glück hatte ich eine Lampe dabei, die gab ich den anderen, damit sie sich auf dem schlechten Weg sicherer bewegen konnten. Leider stand eine lange Schlange von Menschen vor der Seilbahn, so daß wir den Gipfel nicht mehr vor dem Sonnenaufgang erreicht hätten, deshalb suchten wir uns einen guten Platz, um das Schauspiel abzuwarten, das gegen 7 Uhr begann. Wir hatten Glück, der Himmel war klar und es sah wirklich sehr schön aus. Wir hatten schon unsere Karten für die Bahn gekauft und das Zehnfache von dem bezahlt, was die Chinesen geben. Herr Wang war auch zum ersten Mal hier oben, aber er sprach mit den Verantwortlichen, die daraufhin bestimmten, daß ausländische Touristen, da sie mehr bezahlen auch bevorzugt zu behandeln seien. Durch eine Hintertür kamen wir an der ganzen Schlange vorbei, stellten uns vorne an und um 8:30 waren wir auf 3099 Metern Höhe, dem Gipfel des Emei Shan. Wir genossen die Aussicht, die noch schön war, auch wenn der Nebel schon dabei war, an den Berghängen hochzusteigen. Ein Affe wurde mir praktisch aufgedrängt und posierte auf meiner Hand, dafür bekam der dreiste Besitzer dann auch 5 Yuan, nachdem ich einige Fotos hatte. Wir sahen uns auf dem Berg noch etwas um, wobei ich merkte, daß die Luft hier schon ziemlich dünn war und betraten auch das Gipfelkloster. Man bekam hier ein Tuch mit Stempel als Andenken, das ich auch gerne mitnahm. Bei der Talfahrt drängelten wir wieder in der Seilbahn vor und wunderten uns unten, wie wir es im Finstern geschafft hatten, die vielen schiefen Stufen ohne Stürze zu erklimmen. Wir mußten unseren Bus erst suchen, denn es standen viele ähnlich Wracks herum aber dann fuhren wir wieder 2 Stunden zurück zum Rest der Gruppe. Wir wurden dort ausgeladen, wo der Bus die anderen erwartete, die unterwegs waren, um Tempel zu besichtigen. Wir hatten noch anderthalb Stunden Zeit bis die ersten auftauchten, Herr Hubmann wurde in einer Sänfte vorneweg getragen. Unser Gepäck war zwar schon im Bus, leider fuhren wir aber doch noch mal ins Hotel zurück, um dort zu essen. Heute war es etwas sauberer als am Tag zuvor, aber nur, weil wir uns beschwert hatten. Um 14 Uhr traten wir die Rückreise nach Chengdu an, verloren aber unterwegs eine Menge Zeit. Ein brennender Bus hatte einen sehr langen Stau verursacht und viele Schaulustigen hatten sich angesammelt. Als wir vorbeikamen waren die Leichen noch nicht fortgeräumt und es bot sich ein grausiger Anblick. Wir sahen heute insgesamt 3 Unfälle, was einem bei der Fahrweise der Chinesen als wenig erscheint, einmal lag sogar ein Mann mitten auf der Kreuzung, ohne daß das jemanden kümmerte. Herr Li sagte, er sei betrunken oder würde schlafen, Klaus meinte aber, er habe eine Blutlache gesehen. Darauf angesprochen ging Herr Li wortlos weg, das war seine Art, Diskussionen zu beenden. Überall gab es viel Müll, sogar am heiligen Berg wurde der Abfall einfach über die Felswand in die Tiefe gekippt. Auch heute sahen wir wieder viele Wasserbüffel bei der Feldarbeit. Um sie gefügig zu machen, werden die armen Tiere an Nasenringen festgebunden. Nach 20 Uhr waren wir wieder im Hotel Tibet, in Shengdu war heute das Fest des Panda, deshalb kamen wir schlecht voran. Die meisten Tiere dieser Art gibt es freilebend heute nur noch in Sichuan, es sind aber nur einige Hundert. Unser Koffer waren noch in der Hotellobby, es wurden wieder Zimmer verteilt, dann gingen wir zum Essen. Heute schmeckte es wirklich sehr gut. Danach gab es wieder eine Diskussion wegen der Trinkgelder. Mir ging das ganze Getue auf den Geist, also ging ich früher auf mein Zimmer, kaufte vorher aber noch Getränke und wechselte Geld. Es war jetzt schon 22 Uhr und mein Koffer stand immer noch in der Lobby. Ich sagte deshalb an der Rezeption Bescheid und nahm mein Gepäck selbst mit hoch. Dadurch verursachte ich wohl ein kleines Chaos, denn dreimal wurde ich gestört und nach meinem Koffer gefragt. Es mußte heute wieder umgepackt werden, denn wir würden unser Gepäck erst zwei Tage später wieder sehen. Ich duschte und schrieb noch meinen Teil für heute und schon war es wieder 23:40 Uhr, als ich ins Bett kam.

 

22. Tag, Samstag

Heute war wieder einer der Tage von denen nicht viel zu berichten ist. Das heißt allerdings nicht, daß wir frei hatten, wir verbrachten den Tag in verschiedenen Verkehrsmitteln. Morgens war noch etwas Zeit für Chengdu vorhanden, wo wir bisher noch nichts gesehen hatten, es war aber nicht genug, um die eigentlich geplanten Besichtigungen durchzuführen. Sie genügte, um noch einen kleinen Bummel durch das Marktviertel zu machen, anschließend trafen wir uns dann bei einer Malerwerkstatt, wo man natürlich auch kaufen konnte. Die meisten Bilder waren schnell dahingeschludert, es gab aber auch einige recht schöne Stücke darunter, eines für 700 Yuan hatte es den Hummels und mir angetan. Es wurde gefeilscht, aber auch 500 Yuan waren uns noch zuviel. Als wir gingen blieb ich etwas zurück, bot 400 Yuan und bekam den Zuschlag, was daraufhin Klaus etwas ärgerte. Wir fuhren dann weiter zum Bahnhof, mußten dort aber noch warten. Meine Trinkgelder gab ich persönlich wie immer die letzten Tage, sie fielen nur wegen der besonderen Führung heute höher aus. Im Zug gab es keine weiche Klasse, deshalb hatte Wang harte Schlafklasse gebucht. Das sind 6 Pritschen pro Abteil, jeweils 3 Stück übereinander und es existiert keine Tür zum Gang. Die Fahrt dauerte 7 Stunden, von 11:30 Uhr bis 18:30 Uhr und der Zug fuhr durch eine sehr schöne Landschaft. Auch hier sahen wir unterwegs noch viele Dampfloks, die bei Güterzügen noch Verwendung finden. Das Mittagessen hätte ich im obersten Bett glatt verschlafen, Herr Li weckte mich aber noch rechtzeitig. Frau Schmitten blieb im Abteil als Gepäckwächter zurück und bekam dafür von Frau Kaasen einen Hühnerfuß aus dem Gulasch mitgebracht. Der Speisewagen war im Gegensatz zum Rest des Zuges überraschend sauber, auch das Essen war gut und reichlich. 10 Minuten früher als geplant kamen wir in Youtingpo an, wo wir von einem klapprigen Bus die 57 Kilometer in anderthalb Stunden nach Dazu gebracht wurden. Kurz vor der Stadt wollte man uns zwingen, den Bus waschen zu lassen, es gab ein großes Geschrei und einen Menschenauflauf, aber schließlich fuhren wir ungewaschen durch die Absperrung. Das Dazu Hotel war einfach aber sauber, auch das Essen war annehmbar. Später gingen wir noch kurz vors Hotel, wo einige fliegende Händler auf die Gäste warteten. Man konnte Bambus- und Specksteinschnitzereien erstehen, teilweise von recht guter Qualität. Es wurde fröhlich gehandelt und wohl auch einiges gekauft, endlich ging es dann gegen 22 Uhr auf die Zimmer. Leider konnte ich heute kein Geld mehr tauschen, in meinem Portemonnaie herrschte Ebbe. Die Knoblauchzehen vom Gemüse machten mir zu schaffen, aber Duschen und Schreiben konnte ich natürlich noch erledigen.

 

23. Tag, Sonntag

Da wir gestern keine Zeit mehr für Besichtigungen in Dazu hatten, mußten wir heute schon um 7:30 Uhr losfahren, um das volle Programm schaffen zu können. Zuerst ging es zu den Skulpturen des Nordbergs, die in ähnlicher Weise wie die Longmen-Höhlen gestaltet sind, nur in kleinerem Maßstab. Dafür sind sie fast vollständig erhalten, teilweise noch farbig und heute vollständig überdacht. Damit man die 500 Stufen nicht selbst hinaufsteigen mußte, konnte man unten Sänften mit zwei Trägern mieten, die einen hinaufbrachten. Einige Fußkranke nahmen das Angebot dankbar an. Oben war das Filmen verboten, was natürlich besonders den Sven ärgerte. Fotografieren war meist erlaubt, natürlich ohne Blitzlicht um den Farben nicht zu schaden. Wie immer war das den Engländern relativ egal, sie dachten wohl immer noch, ihnen würde die Welt gehören. Auf dem ganzen Weg wurde man von Leuten festgehalten oder angestoßen, die ihre Specksteinbildnisse verkaufen wollten. Ich kaufte schließlich ein Löwenpaar für 80 statt 120 Yuan, leider brach bei einem während des Transports ein Ohr ab. Der nächste Halt war am Schatzkammerberg, ein felsiges Tal voller Steinbildnisse, die in die Felswände gehauen waren. Rundherum wurde es von Gebäuden umrahmt. Hier war auch der große liegende Buddha und eine 1000-armige Göttin, die sehr sehenswert war. In den Steinbildern wurden auch verschiedene grausame Religionspraktiken von Sekten gezeigt, die hier beheimatet waren. Um 11:30 Uhr fuhren wir wieder zurück zum Hotel, des Mittagessens wegen. Endlich wollte ich mein Geld tauschen, aber leider wurden hier in der Provinz keine Schecks angenommen. Wir verabschiedeten den lokalen Führer und fuhren die 5 Stunden durch eine schöne, aber völlig kultivierte Landschaft nach Chongqing. Wir machten zwar kurz Halt, aber es gibt nichts Außergewöhnliches zu berichten. In Chongqing bewohnten wir das Holiday Inn, leider waren bei unserer Ankunft die Koffer noch nicht da, obwohl sie doch schon 2 Tage vorher aufgegeben worden waren. Essen war um 19 Uhr, vorher konnte ich endlich wieder Geld wechseln und meine Schulden bei Herrn Li bezahlen. Nachher wollte ich noch Cola kaufen, fand aber überall nur die einheimische Sorte. Gegen 21:30 kamen dann endlich die Koffer, wir mußten sie aber schon um 23 Uhr wieder vor die Tür stellen, da am nächsten Tag wenig Zeit sein würde.

 

24. Tag, Montag

Früh um 7 Uhr waren wir schon wieder unterwegs, um unser Linienschiff auf dem Yangtze zu erreichen. Das mußte sein, denn wir legten um 8:30 Uhr ab. Das Schiff war etwas "rustikal", nicht alle von uns bekamen Außenkabinen, einige mußten ohne Fenster auskommen. Der Gerechtigkeit wegen wurde gelost, in welche Kabine man kommen würde. Gerhard und ich waren innen, auch Sven, obwohl er vorher versucht hatte, Herrn Li zu beschwatzen. Die Toiletten entsprachen nicht dem europäischen Standard, bei uns war es aber immer noch besser als in den 4 und 10-Bett Kabinen, wo es Gemeinschaftswaschräume gab. Das Schiff war voll belegt, als wir ablegten und die Richtung flußabwärts einschlugen, leider war die Sicht sehr schlecht, man konnte kaum 2 Kilometer weit sehen. Zeitweise saß ich im Aufenthaltsraum der 1. Klasse und manchmal stand ich an der Reling und vertrieb mir die Zeit bis zum Mittagessen. Dieses war besser als sein Ruf, überhaupt nicht verschimmelt, nur der Reis stand in einem Korb in der Mitte des Raumes. Nachmittags stellte ich mir einen Stuhl an die Reling und schlief ein wenig, später vertrieb ich mir die Zeit mit Lesen. Plötzlich gab es einige spitze Schreie im Aufenthaltsraum, es war aber nur eine Ratte, die draußen das Stockwerk wechselte. Gegen 19 Uhr legten wir in Wanxian an, um für die Nacht vor Anker zu bleiben. Wir wollten uns die Stadt ansehen und stiegen die Treppen am Ufer hoch, Unterwegs mußten wir an einer langen Menschenschlange vorbei, die uns entgegenkam und in Richtung unseres Schiffes lief. Einige wurden am Ufer zurückgehalten, es gab viel böses Blut und von der chinesischen Höflichkeit war bei der Drängelei nichts zu bemerken. Wir machten einen kleinen Bummel und sahen uns 2 Stunden lang die Straßen und Stände an. Man konnte hier bemalte Steine, angeblich aus dem Yangtze, als Souvenirs kaufen, aber eigentlich war es nur Kitsch. Als wir wieder ins Schiff zurückkamen, konnte man dort keinen Fußboden mehr sehen, auf allen Gängen und Treppen lagen, saßen oder schliefen Menschen. Sie hatten tatsächlich alle zu uns aufs Schiff gewollt. Nur unsere Klasse mit ihrem Außenbordbereich war von der Menge ausgespart. Diese Art zu reisen nennt man hier die "5. Klasse". Ich hielt mich noch etwas bei den anderen auf, hörte den Gesprächen zu und schrieb meinen Reisebericht.

 

25. Tag, Dienstag

Heute war mein Geburtstag, aber nicht nur meiner, auch Frau Schmitten wurde ein Jahr älter. Ich hatte trotz der stickigen Kabine gut geschlafen und wurde erst um 8 Uhr wach, zu diesem Zeitpunkt war das Schiff schon einige Stunden unterwegs. Bis zu den Schluchten dauerte es noch, es war genügend Zeit, um zu frühstücken. Die Küche hatte sich Mühe gegeben und eine Art europäisches Frühstück zustande gebracht. Es gab Toast, Eier und sogar Marmelade. Auf dem Hinterdeck starrten die ärmeren Passagiere durch die Fenster und schauten uns beim Essen zu. Kurz vor 10 Uhr erreichten wir die erste der drei Schluchten, die auch mit 8 Kilometern Länge die Kleinste ist. Leider war das Wetter schlecht, es regnete schon den ganzen Morgen. Dafür war dann aber auch der Bug wie leergefegt, außer mir ließ sich kein Mensch an diesem feuchten und windigen Platz blicken. Gefährlich war die Durchfahrt nicht, wie in früheren Zeiten, als noch viele Klippen im Flußbett den Weg gefährlich machten. Später durchquerten wir die zweite, 40 Kilometer lange Schlucht. Einige Male kamen uns Schiffe entgegen, auch die bekannten Dongfenghong-Schiffe, mit denen wir eigentlich hätten fahren sollen, wie Herr Li bekannte. Unser Schiff sei ein normales Passagierschiff, kein Touristenschiff und eigentlich nur für Chinesen eingerichtet. Sogar unser Essen wäre nicht bezahlt worden, er müßte das Geld vorlegen. Zum Mittagessen mußten wir uns wieder durch die Menschenmassen kämpfen, die mit ihrem Gepäck und Abfall jede Lücke auf dem Fußboden ausfüllten. Es war ein unglaubliches Gedränge. Li sagte, sie wären Bauern, die nach der Erntezeit in die Stadt fahren würden, um dort Arbeit zu suchen. Nach dem Essen gab Frau Schmitten Kognak aus, auch ein Taiwaner spendierte eine Flasche Schnaps. Kurze Zeit später folgte die dritte Schlucht, sie war nicht mehr sehr imponierend, ich verbrachte inzwischen die meiste Zeit damit, meine restlichen Postkarten zu schreiben. Gegen Abend kamen wir an einem Staudamm an, wo das Schiff in einer riesigen Schleuse um 20 Meter abgesenkt wurde. Eine andere Reisegruppe stieg aus, um sich bei einer Rundfahrt die Stadt Yichang anzusehen. Unser Schiff wartete einige Stunden an einer Anlegestelle auf ihre Rückkehr. Unsere Clique bekam etwas Ärger mit Herrn Li, der uns in letzter Zeit stark vernachlässigte und sich lieber bei dem Säufer Sven und dem großmäuligen Redakteur aus Wien aufhielt. Auf unsere Beschwerde hin, immer übergangen zu werden, bezeichnete er uns als Meckerer, natürlich stark umschrieben. Wir merkten selbst, das Sven ihn mit Trinkgeldern gefügig gemacht hatten. Beim Abendessen war es bei uns am Tisch wieder sehr lustig, es hatte sich schon lange eine Sitzordnung herausgebildet, die ganzen Sauertöpfe saßen woanders. Während wir noch beim Essen waren, legte unser Schiff wieder ab, um die Nacht durchzufahren. Später gab Li in seiner Eigenschaft als Ikarusführer für die 2 Geburtstagskinder noch einen aus, sogar Sven trank mit, aber nur weil es von Ikarus war. Er hatte Li vorher extra gefragt. Eine Flasche Schnaps nahm er sogar mit in die Kabine und hatte sie bis zum nächsten Morgen ganz im Bauch. Leider wurde der Aufenthaltsraum schon um 22 Uhr geschlossen und es blieb uns nichts anderes übrig, als ins Bett zu gehen.

 

26. Tag, Mittwoch

Um 7 Uhr wurden wir von Li'chen, wie Svens wirklich selten dämliche Flamme immer sagte, geweckt. Er kam aber etwas spät, wir waren schon auf. Wieder einmal mußten die Koffer fertiggemacht werden, denn schon bald nach dem Frühstück legten wir in Yueyang an, wo wir ausstiegen. Unser Gepäck wurde extra transportiert, es würde in Guilin auf uns warten. Es regnete, als wir mit einem kleinen Bus in die Stadt fuhren, wodurch der Höhepunkt für heute, die Fahrt auf dem Dongting-See buchstäblich ins Wasser fiel. Dafür hatte wir frei und konnten uns in den Tageszimmern im Hotel etwas ausspannen und wieder herrichten. Das war auch nötig nach 2 Tagen mit einem Gemeinschaftsplumpsklo und braunem Wasser aus den Wasserhähnen. Erst um 12:30 Uhr wollten wir uns wieder treffen, deshalb nutzten einige die Gelegenheit, in der Stadt über den Markt zu gehen, der aber sehr dreckig war. Dutzende von lebenden Hühnern wurden von Bauern auf Stangen durch die Gegend getragen oder auf dem Fahrrad transportiert. Ich sah mir noch ein Kaufhaus an, wo es leider keine Fahrradklingeln zu kaufen gab, anschließend wartete ich in der Lobby, bis die Zeit gekommen war, sich den Magen zu füllen. Wie meistens gab es nichts Besonderes, eben Hotelessen. In den anderthalb Stunden, die uns danach noch blieben, wurde der am Ufer des Sees gelegene Yueyang-Turm mit seinen Nebengebäuden besichtigt. Später deckten wir uns mit Getränken und Keksen für die anstehende letzte Nachtfahrt mit dem Zug ein. Inzwischen hatte der Regen zum Glück aufgehört und wir fuhren wieder zurück zu unserem Tageshotel um unser Handgepäck zu holen. Weiter ging es dann zum Bahnhof, der unglaublich belebt war. Wir drängten uns durch die Menschenmassen zum Wartesaal für Ausländer, blieben dort aber nicht lange. Wir hatten wieder ein 4-Bett-Abteil der weichen Klasse und das war auch nötig, die Fahrt würde nämlich 14 Stunden dauern. Ich schaffte es vorher leider nicht mehr, zu Hause bei Muttern anzurufen, außerdem war es noch zu früh am Tag. Dafür würde es am nächsten Tag bei unserer Ankunft Mitternacht in Deutschland sein. Pünktlich um 15:45 Uhr verließen wir Yueyang und ich bekam endlich die Gelegenheit, zwei Dampfloks zu fotografieren. Zuerst schrieb ich etwas, dann schlief ich ein wenig und brachte so die Zeit herum. Um 18:30 Uhr gingen die meisten zum Abendessen, es war sogar genießbar. Bis 20 Uhr hatten sich dann fast alle Normalen in der Kabine von Hummels und Beers versammelt und es wurde noch eine Zeitlang geredet und hauptsächlich über die Reise und den Reiseleiter diskutiert. Um 22 Uhr wurde dann Bettruhe verordnet.

 

27. Tag, Donnerstag

Wir in unserer Kabine hatten wohl nachts um 2 Uhr etwas verpaßt, denn der Novack fing einen Streit mit den Einheimischen wegen einer Armbinde an, die er einem von ihnen abgenommen hatte. Man hätte beinahe noch den Li verhaftet. Ich schlief recht ordentlich, wenn auch mehrmals und wurde um 5:45 Uhr geweckt, 20 Minuten bevor wir Guilin erreichten. Am Ausgang konnten wir einen anderen Streit beobachten, weil ein Chinese für zu schweres Gepäck extra zahlen sollte. Nach einer Busfahrt kamen wir gegen 7 Uhr im Hotel an, wo ich sofort versuchte, daheim anzurufen und Mutti noch zum Geburtstag zu gratulieren, auch wenn in Deutschland schon der neue Tag angebrochen war. Leider hatte ich aber kein Glück und kam nicht durch. Schon um 7:30 Uhr gab es Frühstück, um 8:30 Uhr ging es weiter zum Li-Fluß, um die Bootsfahrt durch die Karsthügel zu machen. Leider regnete es fast den ganzen Tag und auch die Fahrt war reinster Massentourismus, im Dutzend fuhren die Boote hintereinander her. Bei der 4-stündigen Tour gab es Mittagessen an Bord, aber kein überragendes. Die Küche befand sich am Heck, wo Abfälle einfach über die Reling geworfen werden konnten. Ich ließ mir einen Stempel aus Stein gravieren, der Graveur mußte zweimal anfangen, weil er sich beim ersten Mal nicht an meine Vorlage hielt. Schließlich bekam er 100 Yuan für den Stempel und eine Farbdose. Wir sahen unterwegs Kormoranfischer mit ihren Vögeln und auch Männer auf Bambusflößen, die an den Touristenbooten anlegten, um T-Shirts zu verkaufen. Um 14 Uhr legten wir in Yangshoo an, mitten zwischen vielen Souvenirständen. Hier konnte ich mir endlich meine original chinesische Fahrradklingel für 5 Yuan kaufen, die Chinesen sahen erstaunt zu, als ich erst alle ausliegenden Modelle auf den Klang prüfte. Wir mußten uns aber beeilen, denn der Bus fuhr los und brachte uns in 2 Stunden zurück nach Guilin, wobei fast die ganze Reisegruppe einschlief. Wir hatten noch etwas Zeit und gingen in einen sehr heruntergekommenen Zoo, um uns einen traurig und einsam aussehenden Pandabären anzusehen. Im Hotel hatten wir noch eine Stunde Zeit uns wieder herzurichten, die Koffer standen in der Lobby und hätten wohl noch lange dort gestanden, wenn ich meinen nicht mit aufs Zimmer genommen hätte. Um 18 Uhr fuhren wir zum Essen in einem anderen Restaurant, Li'chen gab heute sogar Wein und Schnaps aus. Mit der Ankunft im Hotel war das Programm für heute beendet, aber nicht für mich. Zuerst sah ich mir aus meinem Zimmer die Tanzvorführung im überdachten Innenhof an, nachher ging ich aber noch einmal fort, weil ich eine Strecke entfernt beleuchtete Gebäude gesehen hatte. Es stellte sich heraus, daß das ein neuer Holztempel in Grün und Weiß war, der von Strahlern angeleuchtet wurde. Es fand dort wohl auch eine Veranstaltung statt, der Musik nach zu urteilen. Nach einigen Fotos trat ich den Rückweg an, kaufte aber unterwegs noch eine Flasche Guiliner Reisschnaps in einem winzigen Laden. Der Verkäufer wollte mir da Doppelte des Preises abnehmen, obwohl der korrekte Preis angeschrieben war. Ich bezahlte auch nur diesen. Im Hotel war noch einiges zu tun, ich mußte noch schreiben und den Koffer für den nächsten Tag packen.

 

28. Tag, Freitag

Heute war der 2. Oktober und an diesem Tag liegt der chinesische Nationalfeiertag. Es wird nicht gearbeitet und deshalb waren alle Straßen und Plätze gerammelt voll mit Menschen. Da der Elefantenrüsselberg auf dem Programm stand, sollte er auch gezeigt werden, leider reichte die Zeit nur für eine kurze Fotopause in der Nähe des Hügels. Ein halbrunder Durchbruch im Felsen ließ ihn wie einen stilisierten Elefanten beim Trinken aussehen. Schon nach einer Viertelstunde mußten wir weiterfahren um die Schilfrohrflötenhöhle zu besichtigen. Wir hatten uns hier zu gedulden, denn erst eine halbe Stunde später war der Einstieg möglich. So hatte ich noch die Zeit, einen nahegelegenen Hügel zu besteigen und die Aussicht zu bewundern. Von der obersten Treppenstufe konnte man über die Felsen noch höher steigen, was viele junge Leute auch taten. Wir kamen bis zu einer Stelle, wo man nur noch mittels Liane über eine Felswand weiterkam, dort war dann für mich aus Rücksicht auf meine Kamera Schluß. Wieder zurück im Gebäude über dem Höhleneingang, gingen wir auch bald in die Höhle hinein. Die Höhle selbst war sehenswert, teilweise recht schön, manchmal aber auch recht kitschig durch bunte Neonröhren ausgeleuchtet. Es gab dort auch einen ziemlich großen Saal, leider waren zu viele Menschen dort. Nach der Besichtigung mußten wir uns beeilen, denn unser Flug nach Kanton startete schon um 12:45 Uhr. Wir waren dann doch noch etwas früh und mußten warten, bevor wir einsteigen konnten. Ich sollte eigentlich am Notausgang sitzen, aber da weiter vorne noch einige Plätze frei waren, erlaubte man mir, mich dort hinzusetzen. Schon nach 45 Minuten Flug erreichten wir Kanton. Auf das Gepäck mußten wir sehr lange warten, als es endlich bei allen da war, vertrauten wir es den Kofferträgern an, die es zum Hotel bringen würden. Weil es schon spät war, wurde demokratisch beschlossen, das Mittagessen ausfallen zu lassen und statt dessen den Liurong-Tempel mit seiner schönen, wenn auch schiefen Pagode zu besichtigen. Man hatte von oben einen weiten Blick über nicht sehr schöne Häuser, nur waren die Treppen auf den Turm nicht für kleine Leute geeignet, im Gegensatz zu den Geländern, die mir nur bis zur Hüfte reichten. Wir hatten dann noch Zeit und liefen ein Stück über den Qingping-Markt, wo man allerlei noch lebende Zutaten für die Kantoner Küche kaufen konnte. Früher gab es dort noch viel mehr Tiere zu sehen, heute muß man mit Hunden, Katzen, Schlangen und Kröten vorlieb nehmen, wenn man ein sehr exotisches Essen mag. Hier gab es mal wieder Streit in der Gruppe, diesmal über den Programmverlauf. Wieder war unser Redakteur Novak führend im Ausfällig werden, er drohte unserem lokalen Führer sogar damit, ihn als unfähig in seiner Zeitung zu bezeichnen. Wir anderen konnten den Führer, der sehr aufgeregt war, beruhigen und ihm erklären, was für eine Art Mensch der Novak war. Zum Hotel konnten wir zu Fuß gehen und kamen dort gegen 17 Uhr an. Die meisten Räume waren belegt, so daß viele von uns kleine Suiten bekamen. Nur Beers und die Engländerinnen sollten wohl zusammen je in einem Bett schlafen, auch Sven hatte es wohl nicht besonders gut erwischt. Gerhard tauschte mit den Beers, ich aber hielt meinen Mund, ich wollte weder den Engländern, noch der Saufnase mein schönes Zimmer mit zwei Räumen, zwei Fernsehern, Gästetoilette, Bad, Dusche und Schranktresor überlassen. Um 18 Uhr fuhren wir zum Essen, überraschenderweise in ein sehr gutes Restaurant, wo wir von vorne bis hinten bedient wurden. Ich wurde leider nur deshalb nicht satt, weil ein Großteil der Gänge aus Fisch bestand und sie nacheinander aufgetragen und gleichmäßig verteilt wurden. Nachher fuhr ich nicht mit ins Hotel zurück, sondern sah mir noch die Einkaufsstraße an. Zu Fuß war der Rückweg nicht weit und ich konnte um 21:30 Uhr Hummels noch auf ihrem Zimmer besuchen, die ihre Fotos am Abend schon im Hotel hatten entwickeln lassen. Bis 23 Uhr sahen wir uns Bilder an, dann ging ich auf mein Zimmer, um noch zu schreiben. Anschließend mußte nur noch der Koffer richtig für den Heimflug gepackt werden.

 

29. Tag, Samstag

Nach einem guten Schlaf in einem tollen Zimmer verließen wir das Hotel nach meinem Geschmack leider viel zu früh. Schade war es, daß unser Zug später als sonst abfuhr, das heißt erst um 10 Uhr, deshalb waren wir auch später als geplant in Hongkong. Erst mußten wir am Bahnhof aber noch das restliche FEC-Geld in Hongkong-Dollar umtauschen und durch die Paßkontrolle gehen. Damit verließen wir praktisch schon die Volksrepublik China. Mit Verspätung brauchten wir über 4 Stunden bis zum Zielbahnhof und mußten dann noch ewig warten, bis wir einreisen konnten. Wir hätten deshalb nicht so viel Zeit für die geplante Stadtrundfahrt gehabt, und wären auch noch im Dunkeln unterwegs gewesen. An dem Preis für diesen Extrapunkt hätte sich aber nichts geändert. Es wurde abgestimmt und beschlossen, diese Tour ausfallen zu lassen. Wir hatten ein Tageszimmer im New World Hotel auf der Festlandseite und freie Zeit bis 20 Uhr. Mit Frau Kaasen und Frau Schmitten im Schlepptau ging ich los zur Parry-Fähre, um von Kowloon zur Insel Hongkong überzusetzen. Die Skyline war atemberaubend, auch wenn es leider etwas dunstig war. Beherrscht wurde die Aussicht von dem riesigen Gebäude der Bank of China. Zu Fuß gingen wir dann mit Hilfe einer Landkarte zur Kabelbahn, die hoch zum Peak fährt. Es waren pro Person 16 Hongkongdollar für Hin- und Rückfahrt zu entrichten, dann konnten wir nach kurzer Zeit einsteigen. Der Weg war teilweise recht steil, dafür lohnte sich oben dann auch der Blick über die Stadt auf der einen und übers Meer auf der anderen Seite des Peak. Frau Kaasen hatte aber keine Ruhe, wir fuhren bald wieder hinunter. Für den Rückweg nahmen wir ein Taxi, das uns zunächst zum falschen Hotel brachte. Es gibt nämlich jeweils ein New World Hotel auf dem Festland und auf der Insel. Nach einer kurzen Diskussion war dann alles klar und der Fahrer brachte uns durch den Hafentunnel zum richtigen Hotel. Frau Kaasen spendierte die Fahrt, auch die Gebühren für die Tunneldurchfahrt. Wir hatten jetzt noch 2,5 Stunden Zeit, noch etwas einkaufen zu gehen und ich machte mich auch sofort auf den Weg. Eigentlich hatte ich keine besonderen Wünsche, besuchte aber einige Fotoläden, um vielleicht einen Köcher für mein kleines Objektiv zu bekommen. Leider ohne Erfolg. Dafür erstand ich aber eine neue Chipkarte für die Kamera. Ein Geschäft reihte sich hier an das andere und durch Handeln konnte man mindestens die Hälfte des ursprünglichen Preises sparen. Ich bummelte noch etwas herum, kaufte mir ein Sweatshirt und kehrt noch kurz in einem Hamburgerladen ein, denn die Zeit wäre für ein besseres Essen zu kurz gewesen. Dann ging ich noch mal ans Ufer, denn inzwischen war es dunkel geworden und ich konnte einige schöne Fotos der nächtlichen Skyline machen. Jetzt mußte ich mich beeilen, um ins Hotel zu kommen und ich hatte gerade noch Zeit, mich etwas zu waschen, bevor ich mich mit dem Rest der Gruppe traf. Hummels wurden verabschiedet, sie blieben noch einige Tage, dann fuhren wir zum Flughafen. Es gab etwas Chaos, bis wir am richtigen Schalter standen und alle Koffer eingescheckt waren. Auch die Paßkontrolle dauerte etwas und da ich meine Filme nicht durch den Durchleuchtungsapparat schicken wollte, mußte ich alle Dosen aufmachen, um sie zu zeigen und auch mit meiner Kamera ein Bild machen. Endlich konnten wir das Flugzeug besteigen, aber es dauerte noch bis 23:20 Uhr, bis wir endlich los rollten. Vorher gab es noch einige Aufregung, weil für einige Plätze mehrere Interessenten da waren. Schließlich stellte sich heraus, daß einige Leute im falschen Flugzeug waren.

 

30. Tag, Sonntag

12,5 Stunden waren wir jetzt in der Luft, der dank Zeitverschiebung nur im Dunkeln verlief. Der Service war normal, die meiste Zeit verbrachte ich im Halbschlaf. Kurz nach 6 Uhr waren wir in Frankfurt, eine Stunde später durch alle Kontrollen. Ich verabschiedete mich von den anderen und blieb als einziger zurück, um auf mein Abholkommando zu warten. Um 7 Uhr war immer noch niemand da, deshalb rief ich zu Hause an. Sie hatten gedacht, ich käme noch eine Stunde später und nicht früher, wie es passiert war, deshalb war meine Schwester noch nicht unterwegs. Kurz vor 8 Uhr waren sie endlich da, wir fuhren nach Hasselbach, wo ich gerade noch Zeit hatte, in meinen Anzug zu springen und in der Kirche bei einer Silberhochzeit mitzusingen.