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Mexiko - Belize - Guatemala

1. Tag, 25.1.1997

Andreas und Tina brachten mich Samstags kurz nach 5 Uhr zum Frankfurter Flughafen und setzten mich am Eingang zu Terminal 1 ab. Ich machte mich auf den Weg zum Schalter von Iberia, wo ich gerade dabei war, meinen Rucksack in seinem Schutzbeutel zu verstauen, als ich von hinten angesprochen wurde. Es waren Sabine und Jens, meine zwei Mitreisenden, die aus Düsseldorf und Hamburg kamen und sich schon von früheren Reisen her kannten. Sie berichteten, daß Heike, die Vierte im Bunde leider krank wäre und wir die ganze Reisegruppe bilden würden. Sabine hatte heute Geburtstag und Jens hatte deshalb Sekt dabei, um das Ereignis zu begießen. Nach den 2 Pikkolos war noch lange bis zum Start, wir beschlossen die Wartezeit in einem Café zu verkürzen. Ich ging jetzt noch etwas bummeln und fand im nahegelegenen Buchladen einen kleinen Reiseführer von Belize, den ich gleich mitnahm. Als es Zeit wurde gingen wir durch die Kontrollen und betraten bald die kleine Maschine, die uns nach Madrid bringen würde. Von 8 Uhr abends bis halb 11 Uhr waren wir unterwegs, nach der Landung waren die Rucksäcke bald da und wir verließen den Flughafen. Die Fluggesellschaft hatte für unsere Übernachtung gesorgt, ein Hotelbus brachte uns zum Hotel Alameda nur wenige Minuten entfernt. Jens und ich bezogen ein Zimmer, Sabine wurde nebenan einquartiert. Wir hatten keine Lust zum Schlafengehen, sondern tranken lieber noch ein Bier in der Hotelbar, während im Warteraum nebenan ein scharfer Film über die Mattscheibe flimmerte. Nach dem Zubettgehen stellte ich dann leider fest, daß wieder mal ein guter Schnarcher mein Nachbar war.

 

2. Tag

Ich hatte einen Wecker dabei und sollte die beiden anderen wecken, was aber nicht nötig war, kurz nach 8 Uhr trafen wir uns zum frühstücken. Am Buffet konnte man sich bedienen, was ich aber nicht sehr ausgiebig tat. Die Hotelbusse fuhren alle halbe Stunde zum Flughafen, wir entschieden uns, den um 11 Uhr zu nehmen. Rechtzeitig war unser Gepäck in der Lobby und wir fuhren zurück zum internationalen Flughafen von Madrid. Einiges Flugpersonal war auch dabei, sie wurden kurz vor uns abgesetzt. Der jetzt folgende Atlantikflug dauerte 12 Stunden, es gab zweimal Essen und es wurden 3 Filme gezeigt. Von denen bekam ich aber nichts mit, weil ich entweder schlief oder in meinem Reiseführer schmökerte. Das Essen hatte Flugstandard, war also nichts besonderes, die Sitze standen zum Glück in dieser 747 weiter auseinander als in der kleineren Maschine. Dank der 7 Stunden Zeitverschiebung war es immer noch Sonntag, als wir abends den Flughafen erreichten. Das Ausschecken dauerte etwas länger, denn nacheinander mußte ich bei den Kontrollen meine beiden Rucksäcke öffnen. Frank, unser Fahrer erwartete uns schon am Ausgang, er bestand darauf, daß wir ihn nicht als Reiseleiter bezeichneten. Er kannte Sabine und Jens, hatte mit ihnen schon zwei Reisen hinter sich, nämlich Syrien und Jordanien, sowie Ecuador. Zuerst gingen wir zu einer Wechselstube, wo sich jeder erstmals mit den mexikanischen Pesos versorgte, hier war auch der Kurs besser als in Mexikocity. Danach luden wir unser Gepäck in den umgebauten roten VW-Bus und fuhren in die Stadt hinein zu unserem Hotel, wo wir die nächsten zwei Nächte schlafen würden. Im Hotel Cuba in der gleichnamigen Straße bezogen wir 2 Zimmer, eines für die 3 Männer, das andere bekam Sabine alleine für sich. Nachdem sich jeder etwas eingerichtet hatte, gingen wir zusammen noch in die abendliche Stadt hinaus um noch ein spätes Abendessen zu uns zu nehmen. In einem kleinen Restaurant an der Straße wurde gegessen und Frank fragte, ob wir hier auch am nächsten Tag frühstücken könnten. Das wurde uns zugesagt. Danach ging es zurück zum Hotel, wo Jens im Nebenraum einquartiert wurde um sein Schnarchen zu dämpfen. Danach verlief die Nacht relativ ruhig.

 

3. Tag

Morgens holten wir Sabine ab, die eine Etage tiefer einquartiert war und besuchten wieder das kleine Restaurant vom vergangenen Abend. Wir hatten schon Platz genommen, als die Angestellten sich beratschlagten und uns mitteilten, daß sie doch kein Frühstück hätten. Also brachen wir wieder auf und suchten uns eine andere Lokalität. Nachher trennte sich Frank von uns, um noch einige Besorgungen zu erledigen, während wir restlichen drei aufbrachen, um uns die Stadt anzusehen. Zuerst gingen wir das kurze Stück zum Alameda-Park und fuhren mit dem Fahrstuhl auf den 177 Meter hohen Torre Latinoamericana. Von dort oben hätte man bei wolkenlosem Himmel einen schönen Blick über die Stadt gehabt, wenn nicht die Dunstglocke des Smog die weitere Sicht verhindert hätte. Wenigstens konnte man hier oben den Park mit dem Opernhaus schön betrachten und auch die vielen VW-Käfer sehen, welche die mexikanischen Straßen verstopften. Ein kurzes Stück weiter lag die Post, ein schon älterer Bau mit großen Freitreppen und winzigen Schaltern, wo wir die ersten Postkarten und Briefmarken in Mexiko kauften. In einem kleinen Laden erstand ich eine Telefonkarte, die ich für einen Anruf nach Zuhause nutzen wollte. Wir schlugen den Weg nach Süden ein, besuchten ein großes Geschäft für Souvenirs, wo ich eine kleine Steinskulptur kaufte und bogen dann ab in Richtung Zócalo, dem zentralen Platz von jeder mexikanischen Ortschaft. Nur war dieser hier mit seinen 240 Metern Seitenlänge der größte von allen. In der Mitte bewegte sich an einem hohen Mast eine riesige Nationalflagge leicht im Wind. Es war jetzt Mittag und wir beschlossen, in einem Restaurant auf einer Dachterrasse direkt am Platz etwas zu essen. Hier oben konnte man viel sehen, die Gebäude rund um den Platz und eine Demonstration an der Südseite, die von Polizisten abgeschirmt wurde. Später betraten wir die Kathedrale an der Nordseite, von ihr war leider innen nicht viel zu sehen, wegen Restaurierungsarbeiten war der gesamte Innenraum eingerüstet. Danach besuchten wir den Nationalpalast im Osten, in den wir nur hineinkamen, weil ich zufällig meinen Personalausweis dabei hatte, den ich am Eingang abgab. Rund um den Innenraum schilderten große Fresken vom Maler Rivera die Geschichte Mexikos von der Aztekenzeit bis zur Gegenwart. Ich versuchte jetzt, mich bei meinen Eltern zu melden und nach dreimaligen Versuchen kam ich endlich durch. Die Verbindung war aber recht schlecht. An der Ausgrabungsstätte der alten Stadt Tenochtitlán vorbei liefen wir jetzt nach Norden, das Museum hier konnten wir nicht betreten, alle Museen waren montags geschlossen. Eine Pause machten wir am Platz Santo Domingo wo öffentliche Schreiber ihren analphabetischen Kunden ihre Dienste anboten. Danach gingen wir wieder langsam zurück zum Hotel, wo auch Frank gerade eintraf. Einige Zeit später brachen wir zum Essen auf, waren aber schon vor 8 Uhr damit fertig. Ich wollte noch die Plaza Garibaldi mit ihren Mariachis besuchen, wohin mich die anderen drei etwas ungern begleiteten. Ich versuchte mit einem Bier das Eis zu brechen, war aber sichtlich nicht erfolgreich, weshalb wir bald wieder aufbrachen. Während die anderen ins Hotel zurückgingen, wollte ich noch einige Nachtfotos am Zócalo machen und ich spazierte die paar Straßen bis dorthin. Ich war schnell fertig und bald zurück, die anderen beiden waren noch wach. Wir gingen aber bald zu Bett.

 

4. Tag

An diesem Tag wollten wir die Stadt verlassen, doch zuerst wollten wir noch in zwei Museen hinein. Zuerst gingen wir wieder zur Ausgrabungsstätte und damit zum Museum am Templo Mayor. Nach dem Bezahlen des Eintritts führte der Weg erst in einigen Bögen über freigelegten Grundmauern des alten aztekischen Tempels, danach betraten wir das eigentliche Museum. Einige Schulklassen in weißen Schuluniformen fanden uns wesentlich interessanter als die Ausstellungsstücke, die Jugendlichen wuselten überall herum. Am eindrucksvollsten war der drei Meter große Opferstein mit dem Relief der Mondgöttin Coyolxauhqui, ihr Kopf sowie Arme und Beine waren vom Rumpf getrennt. Nach etwa zwei Stunden Aufenthalt verließen wir das dunkle und kühle Museum und traten hinaus in den heißen Sonnentag. Als nächstes wollten wir uns das Nationalmuseum ansehen, nur zu Fuß war der Weg zu weit, also benutzten wir die Metro. Hier wurde vor Taschendieben gewarnt, weshalb wir unsere Tagesrucksäcke lieber vorne trugen. Zuerst mußten wir längere Zeit an der Kasse anstehen, dann ging es in die nicht sehr volle Bahn. Einmal mußten wir umsteigen, dann ging es direkt zum Park Chapultepec, an dessen Rand das anthropologische Museum liegt. Im Park gab es Verkaufsstände für alles mögliche, wir hielten uns aber nicht auf und gingen gleich zum Museum. Hier schwangen gerade vier Voladores ihre letzten Runden um den hohen Mast, von dem sie mit Seilen an den Füßen gesprungen waren. Unsere Rucksäcke mußten wir abgeben danach betraten wir den beeindruckenden Innenraum des großen Gebäudes. Hier wurde eine riesiges rechteckiges Dach durch eine einzige zentrale verzierte Säule gestützt, die von einem künstlichen Wasserfall umrandet wurde. Ich wollte mir alles ansehen und trennte mich bald von Jens und Sabine, um alleine die Räume zu durchstreifen. Als wir uns einige Stunden später wieder trafen, hatten die anderen etwas gegessen, ich jedoch nicht. wir machten uns zurück auf den Weg zur Metro und fuhren quer durch die Stadt bis zur Station Zaragoza. Dort wartete schon Frank auf uns, der uns hier mit dem Bus aufnahm, um uns die lange Fahrt durch das Zentrum zu ersparen. Zum Glück waren wir noch relativ früh, so daß uns die Rush-hour mit ihrem unglaublichen Gedränge erspart blieb. Wir fuhren einige Zeit nach Westen und bogen dann ab nach Süden, bis wir zu dem Ort Amecameca kamen. Hier suchten wir die Abzweigung zum Popocatépetl-Iztaccihuatl-Nationalpark. Diese fanden wir erst, nachdem wir nach dem Weg gefragt hatten. Mexikocity liegt schon über 2200 Meter hoch, jetzt fuhren wir auf relativ guten Straßen hoch zum Paso de Cortés zwischen den beiden Vulkanen. Die Abzweigung zum 4000 Metern hohen Ausgangspunkt für Vulkanbesteigungen war schon seit zwei Jahren gesperrt, deshalb beschlossen wir hier auf 3600 Metern die Nacht zu verbringen. Erstmals kochten wir uns selbst, es gab Nudeln und Gemüse, die übriggebliebenen Nudeln bekamen einige streunende Hunde. Danach blieben wir nicht mehr lange auf, es wurde recht schnell kalt. Sabine bezog das kleine Zelt auf dem Dach des Busses, während Jens und ich uns das andere teilten. Frank selbst schlief im Bus auf den hinteren Sitzen.

 

5. Tag

Das dürfte so ziemlich die unruhigste Nacht auf der ganzen Reise gewesen sein, ich mit Jens in dem engen Zelt, wo man sich bei jedem Umdrehen in die Quere kam und bei der kleinsten Bewegung der Bus erbebte. Meine beiden Mitzelter war es saukalt und mehrmals mußte einer raus. Als es endlich hell wurde, klopften wir erstmals das Eis von den gefrorenen Zelten. Zum Glück wurde es recht schnell warm, nachdem die Sonne endlich aufgegangen war. Wir wollten uns den Vormittag Zeit nehmen, um noch etwas zu wandern, deshalb bereiteten wir alles auf die Abfahrt vor und gingen parallel zur gesperrten Straße den Hang des Popocatépetl hinauf. Wir mußten langsam aufsteigen, auf dieser Höhe machte sich der geringere Sauerstoff in der Luft schon bemerkbar. Deshalb zog sich auch bald unsere Wanderlinie etwas auseinander. Irgendwann traf ich wieder auf die Straße und bei dem Berghaus Tlamaca trafen wir wieder aufeinander. Wir hatten jetzt etwa die Höhe von 4000 Metern erreicht und machten eine kleine Pause. Während Jens und Sabine warteten, stiegen Frank und ich noch etwa 200 Meter höher, dann hatten auch wir genug. Die Spitze des Vulkans zog sich jetzt schon merklich zu. Wir kehrten zu den beiden anderen zurück, die sich mit zwei Deutschen unterhielten, welche ihr Zelt versteckt in der Nähe aufgeschlagen hatten. Trotz des Verbots wollten sie am nächsten Tag den Gipfel besteigen und benutzten den heutigen Tag, um sich zu akklimatisieren. Wir kehrten jetzt zu unserem Bus zurück und erreichten ihn gegen halb eins. Die zweite Straße vom Paß war laut Karte wesentlich schlechter, trotzdem wollten wir sie nehmen, um einen riesigen Umweg zu vermeiden. Tatsächlich war jeder Feldweg in Deutschland besser als dieses Ding und wir rumpelten fast eine Stunde den langen Berghang hinab. Endlich wurden bei Cholula die Straße wieder besser, dafür traten jetzt vermehrt sogenannte Topes auf, 20 bis 30 Zentimeter hohe Bodenwellen, die in Mexiko in allen Ortschaften die Fahrzeuge zu langsamen Fahren zwingen. Auch hier gab es den Rest einer alten Pyramide, total zugewachsen und inzwischen von einer Kirche gekrönt. Wir hielten nur kurz für ein Foto und fuhren dann weiter nach Puebla. Auf dem hiesigen Zócalo parkte Frank während wir Touristen uns umsahen. Im Gegensatz zur Hauptstadt war dieser Platz begrünt, große Bäume spendeten Schatten. In der nahen Kirche Santo Domingo gab es die sogenannte Rosenkranzkapelle, ein mit Skulpturen, Schnitzereien und Blattgold völlig überladenes Bauwerk, daß für unsere europäischen Augen sehr seltsam aussah. Viele Geschäfte hatten verkauften Eierlikör, für Papa nahm ich ein kleines Fläschchen mit. Puebla ist bekannt für seine bunten Kacheln, viele Häuser waren von oben bis unten damit geschmückt, besonders bekannt dafür ist die Casa del Alfeñique. Wir kehrten zum Zentralplatz zurück, wo Frank bei einem Bier auf seinen Bus aufpaßte. Auch wir bestellten etwas zu Trinken, danach besichtigten Sabine und ich die nahe Kathedrale. Bald fuhren wir zurück nach Cholula, wo auf dem Trailerpark der Anhänger geparkt war. Unterwegs aßen wir in einem Restaurant, schauten uns dann den Sonnenuntergang hinter den Vulkanen an und warteten auf Frank, während er noch einige Kleinigkeiten zum Essen einkaufte. Dann erreichten wir den Campingplatz, der besonders durch die riesigen amerikanischen Wohnwagen belegt war. Auch ein in den Staaten lebendes deutsches Rentnerehepaar war hier. Die Duschen waren zwar nicht besonders, doch wir konnten den Staub herunterwaschen. Ich belegte heute das Zelt auf dem Anhänger und hatte damit für die kommenden Wochen meine Nachtruhe. Die Rucksäcke wurden auch im Anhänger verstaut. Diesmal war die Nacht viel wärmer.

 

6. Tag

Nach dem Frühstück wurden die Zelte zusammengeklappt und der Anhänger am Bus befestigt, während die Amis mit ihren riesigen Trailern schon den Platz verließen. Ein fünf Meter langes Kanu hatte Frank am Zaun deponiert, er hatte mit den Platzbetreibern ausgehandelt, daß es bis zu seiner Rückkehr in einigen Wochen hier liegen blieb. Unser Weg führte uns jetzt nach Süden, auf einer Art Autobahn im Bogen um die Stadt Puebla herum. Kaum war die Straße etwas besser, schon mußten wir alle Naselang Maut bezahlen. Auf dieser Hochebene war das Klima sehr trocken und heiß, bei einem Fotostopp waren fast nur Kakteen und andere genügsame Pflanzen zu sehen. Wir folgten nicht der auf der Karte eingezeichneten Route, sondern bogen nach einiger Zeit mehr nach Süden ab, wo eine neu Straße mitten durch die Hügel führte. Sie war so neu, daß sie an manchen Stellen noch nicht fertig war und unser Vorankommen behinderte. Wir waren früh aufgebrochen, brauchten aber doch über 6 Stunden für die 350 Kilometer bis nach Oaxaca. Wir fuhren nicht gleich in die Stadt hinein, sondern bogen links ab, denn unser erstes Ziel lag auf einigen Hügeln weiter oben, die Ruinenstätte Monte Albán. Doch bevor wir zur Besichtigung schritten, war es jetzt Zeit für das Mittagessen. Wir machten uns nicht viel Arbeit, sondern nahmen den Anhänger als Tisch. Wie bei jedem späteren Mittagsstopp gab es Brot mit Wurst und Käse und meistens Tomaten und etwas Obst. Frisch gestärkt bezahlten wir unseren Eintritt und stiegen auf die Spitze des nahen Hügels. Weil es die ersten großen Ruinen waren, die wir besuchten, waren wir sehr beeindruckt von den Pyramiden und Tempeln, die um einen rechteckigen Platz erbaut worden waren. Auf der Spitze der nördlichsten Pyramide las ich die Beschreibung meines Reiseführers vor, danach schritten wir zur genaueren Erkundung. Mit zwei anderen Touristen stieg ich in ein Grab weiter nördlich hinab, während ein Wächter mit einem Spiegel etwas Licht nach unten leitete. Außer einer Skulptur gab es hier aber nicht viel zu sehen. Auf dem Weg über die Plaza kamen wir an den Danzantes vorbei, großen Steinplatten mit Reliefs von Figuren. Ein paar der Originale hatte man aber schon durch Kopien ersetzt und die Echten ins Museum gebracht. Wir bestiegen jetzt noch die Südplattform, bevor wir uns wieder auf den Weg zurück machten. Einige unterirdische Gänge besah ich mir noch genauer, in den engen Löchern war aber außer Staub und Dreck nicht viel zu finden. Am Ballspielplatz vorbei liefen wir dann wieder zum Ausgang. Ein kleines Museum nebenan nahm ich auch noch mit, nur leider gab es hier nicht viel zu sehen. Frank fuhr jetzt in die Stadt, wo wir nach einigem Suchen auch einen Parkplatz ein paar Straßen außerhalb des Zentrums fanden. Während Frank aufbrach, um Lebensmittel zu kaufen, gingen wir anderen 3 zum Besichtigen. Ich trennte mich aber bald von den anderen beiden, weil ich mich in dem großen hiesigen Markt umsehen wollte. In der großen Halle gab es eng an eng viele kleine Geschäfte, hier fand ich einen schönen Sombrero, den ich auch gleich mitnahm. Macheten gab es auch zu kaufen, ich nahm aber keine mit. Ich brachte den Hut zum Bus, wo Frank gerade beim Einladen der Lebensmittel war. Danach brach ich noch einmal auf. Am Zócalo spielte eine Kapelle und Souvenirs wurden an jeder Ecke den vielen Touristen angeboten. Ich kaufte aber nur ein paar Postkarten und traf mich bald schon wieder mit den anderen, denn wir wollten gemeinsam essen gehen. Wir liefen an einigen Restaurants mit zu hohen Preisen vorbei und landeten schließlich in einem griechischen Imbiß, wo wir einen winzigen Tisch direkt neben einem Internet-Anschluß belegten. Eigentlich wollte ich eine Message nach Hoechst zu meinen Kollegen schicken, kam aber leider nicht dran. Wir gingen dann wieder zurück zum Bus und suchten den Trailer-Park im Norden der Stadt, den wir auch nach einigem Fragen auch fanden. Im Dunkeln wurden die Zelte aufgestellt, danach gab Sabine und geröstete Heuschrecken zum Probieren, die sie in der Stadt gekauft hatte. Nur Frank und ich probierten die Tiere, die anderen beiden waren nicht zu einem Test zu bewegen. Nach dem täglichen Schreiben meines Reiseberichtes spielten wir noch eine Zeitlang, bis es Zeit zum Schlafen war.

 

7. Tag

Heute waren wir wieder die meiste Zeit unterwegs. Die Route die Frank ausgearbeitet hatte, führte über 240 Kilometer ziemlich genau nach Süden zum Pazifik. doch zuerst mußten wir Oaxaca verlassen. Dank der bekanntermaßen schlechten Beschilderung in Mexiko mußten wir etwas suchen, bis die richtige Abzweigung entdeckt war, ab dann aber war es einfach. Es gab nur noch eine Abzweigung nach Puerto Escondito, wir verfolgten aber die Straße in Richtung Puerto Ángel. Auf der immerhin noch 1500 Meter hohen Hochebene kamen wir recht flott voran, nur in den wenigen Dörfern auf der Strecke hielten uns die Topes ein wenig auf. Dann ragte die Sierra Madre del Sur vor uns auf, eine mehr als 3000 Meter hohe Bergkette parallel zur Küste. In vielen Serpentinen führte die Straße stetig aufwärts und als wir schon ein gutes Stück über der Ebene waren, legten wir einen Fotostopp ein. von hier konnte man nach Norden fast bis nach Oaxaca schauen. Hier war die Natur schon viel tropischer geworden, die Berghänge waren von dichten Wäldern bedeckt. Unsere Mittagspause verbrachten wir am Rand der Straße in einer kleinen Einbuchtung, wo einige Bäume guten Schatten gegen die heiße Sonne spendeten. Wieder gab es Brot, Wurst und Tomaten, vom mir verfeinert mit Ketchup, als Nachtisch hatten wir eine Ananas dabei. Im Laufe der weiteren Fahrt stiegen wir laut Höhenmesser auf gut 2200 Meter auf, bevor wir langsam wieder an Höhe verloren. Leider erfüllte sich die Hoffnung nicht, von weitem das Meer zu sehen, obwohl wir ihm jetzt schon ziemlich nahe waren. Schließlich erreichten wir den Ort Pochutla, danach überquerten wir die Panamericana, die hier nahe der Küste verlief. Danach waren es noch 12 Kilometer bis Puerto Ángel, die Straße war hier schon merklich schlechter. Im Ort gab es dann nur überhaupt keinen Teer mehr, wir rumpelten über eine unbeschreibliche Straße zum Zentrum hinunter. Dort ging es dann wegen Bauarbeiten nicht mehr weiter und wir mußten umdrehen, ein Stück zurückfahren und uns einen anderen Weg suchen. An der Küstenstraße entlang suchten wir einen Platz für die Nacht, daß war aber nicht so einfach. Einmal wären wir fast umgekehrt, doch schließlich fanden wir hinter dem Ort Zipolite eine Stelle, wo wir in einem kleinen Dorf unseren VW direkt am Strand abstellen durften. Solange es noch hell war, gingen nacheinander alle einmal baden, doch war es nicht ratsam, allzu weit hinaus zu schwimmen, die Strömung war recht stark und einen DLRG gab es hier nicht. Ein paar Einheimische baten uns ihnen zu helfen, sie wollten ihr Boot zu Wasser lassen. Es war eine ganz schöne Plackerei, den schweren Außenborder über den Strand zu schieben, als die Fischer viel später wieder zurückkamen, ging die Schufterei in die andere Richtung. Nach einem Spaziergang am Strand war wieder Zeit zum Kochen, das Bier zum Essen besorgten wir uns in einem sehr rustikalen Restaurant ein paar Meter entfernt. Die Umstellung vom Hochlandklima zur sehr heißen Küste machte mir sehr zu schaffen und schon bald nach dem Essen spielte mein Kreislauf nicht mehr mit. Während die anderen noch sehr lange wach blieben, ging ich gleich mit starken Kopfschmerzen ins Bett, wo ich versuchte, trotz der Hitze einzuschlafen. Meinen Reisebericht mußte ich auf den nächsten Tag verschieben. Ich hörte die anderen noch reden doch irgendwann schlief ich ein.

 

8. Tag

Am Morgen ging es meinem Kopf etwas besser, doch meine Füße sahen schlimm aus. Von den Sandflöhen waren sie böse verbissen worden. Heute hatten wir so ziemlich die längste Strecke auf unserer ganzen Reise zurückzulegen, gut 450 Kilometer bis nach Tuxtla Gutierrez. Wir fuhren jetzt erstmals die Strecke bis zur Abzweigung der Panamericana zurück und bogen dort nach rechts ab, um jetzt 200 Kilometer der Küste zu folgen. Ich nutzte die Zeit, um etwas auf dem hinteren Sitz zu schlafen, Sabine machte heute wieder den Beifahrer. Wir beide wechselten uns mit diesem Job jeden Tag ab, Jens blieb lieber immer hinten, dort hatte er nach eigener Aussage mehr Fußfreiheit. Auch wenn wir nahe an der Küste waren, war sie doch selten zu sehen, denn meist lagen doch noch mehrere Kilometer Land zwischen uns. In Tehuantepec mußte Frank tanken, wie immer wunderten sich die Tankwarte, daß unser Bus Diesel schluckte, sie versuchten immer uns zur Benzinzapfsäule zu dirigieren. Mittag machten wir in einer Plantage neben der Straße, leider gab es hier Mücken, die doch ganz schön störten. Auf der weiteren Fahrt verließen wir die Küstenstraße und fuhren wieder in die Berge hinein. Bald darauf überquerten wir wieder eine Bundesgrenze, nach den Bundesstaaten Mexiko, Puebla und Oaxaca kamen wir jetzt nach Chiapas hinein. Es wurde schon langsam spät, als wir an Tuxtla Gutierrez vorbeikamen, wir fuhren nicht in die Stadt hinein, sondern fuhren im Bogen um sie herum. Ein Stück weiter kamen wir dann nach Chiapa de Corzo wo wir einkaufen wollten. Apotheken und Drogerien gab es an jeder Ecke nur leider waren Lebensmittel schwer zu finden. Nach einigem Suchen hatten wir dann doch Glück und auch ich entdeckte einige Getränke für mich. Eigentlich hatten wir vor, jetzt noch zum Aussichtspunkt Los Chiapas zu fahren, von dem man einen guten Blick in die Schlucht El Sumidero hat, dort wollten wir auch übernachten. Erkundigungen von Frank ergaben aber, daß es dafür jetzt schon zu spät war, deshalb fuhren wir lieber weiter bis zum Eingang der Schlucht, um dort zu übernachten und am nächsten Morgen eine Bootsfahrt zu machen. Nach einigem Suchen fanden wir in der Nähe der Bootsanlegestelle einen Parkplatz, den wir auf Anfragen auch benutzen durften, hier schlugen wir die Zelte auf. Man erlaubte uns, die Toiletten eines nahen Restaurants zu benutzen, dafür kauften wir ihnen auch einige Flaschen Bier ab. Was jetzt kam wurde schon langsam Routine: Kochen, Essen, Spülen, dann für mich das tägliche Berichte schreiben, anschließend wurde noch gespielt, obwohl heute eigentlich alle recht früh im Bett waren. Nach dem Schlafen im Bus während der Fahrt war ich nicht müde, deshalb las ich beim Licht der Taschenlampe noch eine Zeitlang.

 

9. Tag

Die Leute vom Restaurant hatten uns gesagt, die Bootsfahrten würden um 8 Uhr starten. Wir waren pünktlich zur Stelle, hatten aber nicht an das mexikanische Zeitverständnis gedacht. Erstmal passierte überhaupt nichts. Wir holten uns eine Cola und setzten uns hin um zu warten. So langsam erwachte die Anlegestelle zum Leben und um 9 Uhr endlich fuhren wir in Motorbooten los. Die 11 Passagiere pro Boot wurden mit Schwimmwesten ausgerüstet, dann fuhren wir recht flott in die Schlucht hinein. Erst ging es noch ein Stück durch flaches Gelände, dann stiegen die Felswände auf beiden Seiten des Wassers recht schnell in die Höhe, bis sie schließlich bis zu 1000 Meter hoch wurden. An vielen Stellen kam die Sonne noch nicht hin, so daß wir mehrmals in kühlere und wärmere Gebiete fuhren. Einmal hielten wir an einer kleinen Grotte mit einer Marienstatue, danach noch einmal an einem riesigen Gebilde, daß einem Tannenbaum auf der Felswand ähnelte. Ein Wasserfall hatte die Pflanzen im Felsen zu dieser eindrucksvollen Form wachsen lassen. Nach vielen Kurven verließen wir die Schlucht am anderen Ende, ein noch relativ neuer Staudamm verhinderte hier die Weiterfahrt. Er war auch dafür verantwortlich daß das Wasser in der Schlucht überall bis zu den senkrechten Felswänden reichte. Wir kehrten jetzt um und das Boot brachte uns zu unserem Ausgangspunkt zurück. Wir waren über 2 Stunden unterwegs gewesen und hatten gut 35 Kilometer zurückgelegt. Wir fuhren jetzt ein Stück weiter, doch nur bis San Christóbal de Las Casas. Frank kaufte wieder fürs Abendessen ein und wir drei gingen zur Besichtigung. Im Rathaus gab es nicht nur eine Touristeninformation, sondern auch viele mit Maschinengewehren bewaffnete Soldaten. Militär war überhaupt viel in Chiapas zu sehen, denn die Provinz rebelliert immer wieder gegen die Zentralregierung, leben hier doch besonders viele Indianer. Wir schauten nur kurz in die Kathedrale am Zócalo hinein und gingen dann zur Kirche Santo Domingo etwas weiter im Norden der Stadt, die einerseits für ihre barocke Fassade bekannt war und andererseits für den Markt der Indios auf dem umliegenden Gelände. Hier wurden hauptsächlich Textilien verkauft, besonders interessant waren die kleinen Stoffpuppen von Guerillas mit Gesichtsvermummung und Maschinengewehren. Ich ging dann noch mal allein durch die Stadt und wollte eigentlich noch etwas essen, fand aber keine Lokalität, die mir zusagte. Auf dem Hauptplatz stand in der Mitte ein zweistöckiges Gebäude, wo ich auf Frank traf, der hier gerade etwas trank. Wir wollten jetzt noch bis nach Agua Azul fahren, großen Wasserfällen, die in meiner Karte als Cascades bezeichnet wurden. Schon in der Stadt waren dunkle Wolken am Himmel gewesen, kaum waren wir unterwegs fing es auch schon an zu regnen. Wir hatten uns mit der Zeit verschätzt, es war draußen schon stockfinster und wir hatten immer noch nicht die richtige Abzweigung gefunden. Ein paar Passanten wurden nach dem Weg gefragt und endlich hatten wir die 4 Kilometer lange Nebenstraße gefunden. An ihrem Ende waren einige Häuser, doch wir konnten sie nur im Licht unserer Scheinwerfer sehen, wie uns die Bewohner sagten, hatten sie schon seit einer Woche keinen Strom mehr. Man zeigte uns, wo wir in der Nähe der Fälle parken konnten, hören konnten wir sie, nur leider nicht sehen. Es war jetzt zwar trocken, doch sicherheitshalber spannten wir die Regenplane auf. Natürlich völlig umsonst, wie immer wenn wir sie später wieder benutzten. Nie fing es an zu regnen. Wir kochten wieder Nudeln und Gemüse, ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen und haute tüchtig rein, danach wollte ich auch keinen Pudding mehr zum Nachtisch. Ein paar andere Touristen kamen vorbei und fragten nach Bier, sie waren schon längere Zeit hier, doch hatten wir in unserem kleinen Kühlschrank nur zum Eigengebrauch dabei. Ein Skorpion der an unserem Tisch vorbeilief, brachte Sabine dazu, sich in den Bus zu setzen, für sie war der Abend damit gelaufen.

 

10. Tag

Die ganze Nacht konnte man das Rauschen der nahen Wasserfälle nicht von Regen unterscheiden, doch als es hell wurde, war es draußen immer noch trocken. Endlich konnten wir das Wasser auch sehen, terrassenförmige Becken mit überhöhtem Rand aus Kalkablagerungen leuchteten in einem tiefen Blau zwischen den Bäumen hervor. An unserer Position betrug der Höhenunterschied zwischen den einzelnen kleinen Teichen zwischen einem und mehreren Metern, weiter oben stürzte ein gut 20 Meter hoher Wasserfall herab. Die Kaskaden zogen sich über mehrere Kilometer hin, verschiedene Führer boten an, uns die schönsten Stellen zu zeigen. Uns blieb aber nicht viel Zeit bis zum Aufbruch, deshalb nahmen wir lieber ein Bad in dem kühlen Naß. An manchen Stellen gab es eine ziemlich starke Strömung, daß man aufpassen mußte, nicht mitgerissen zu werden, deshalb war auch das Baden nicht überall erlaubt. Während die anderen schon einpackten suchte ich mir noch einige schöne Motive, bald darauf fuhren wir zurück zur Hauptstraße. Wir fuhren nicht sehr weit, nur gut 45 Kilometer bis zu einem weiteren Wasserfall namens Mizol-há, der aus 30 Metern Höhe in ein fast kreisrundes Becken stürzte. Auch hier nahmen wir ein Bad, ich hatte aber Schwierigkeiten unter dem nassen Vorhang hindurch zu schwimmen. Jetzt war es nicht mehr weit bis Palenque, der nächsten großen Ruinenstätte. Vom Parkplatz führte ein Weg etwas aufwärts am Kartenschalter vorbei. Bezahlen mußten wir nichts, die Eintrittskarten waren ausgegangen, wir wurden aber um eine Spende zum Erhalt der Anlage gebeten. Frank erledigte das. Danach traten wir aus dem Wald auf eine grüne Wiese, an deren Rändern sich die alten Mayatempel vor der beeindruckenden Kulisse des Regenwaldes erhoben. Zuerst stiegen wir auf den Tempel der Inschriften, von dem aus man einen schönen Blick hatte. Er lag noch im Schatten, deshalb war es hier auch nicht so heiß. Im Innern führte eine Treppe mit fast halbmeterhohen Stufen hinab in die Krypta unter der Pyramide. Ich machte eine Foto mit Stativ von der dunklen Treppe, geriet wegen des Stativverbotes in Diskussion mit einem Wächter, aber während wir redeten, war das Foto schon gemacht. Nach dem Abstieg in den feuchten Untergrund konnten wir in die Grabkammer hinein sehen, über dem Sarkophag war noch die große 5 Tonnen schwere Abschlußplatte aufgestellt. Einige Fledermäuse hatten hier ihr Nest, man sah sie ab und zu in der Grabkammer herumfliegen. Als nächstes sahen wir uns den Palast an, eine große Gebäudeanlage mit einzigartigem Turm und verschieden unterirdischen Gängen und Kammern. Danach gingen wir am Tempel der Sonne vorbei und bestiegen den Pyramide des Kreuzes. Danach ging ich noch ein Stück in den Dschungel hinein. Über eine weitere, teilweise überwachsene Anlage stieg ich zum Rio Otulum hinab, dem ich zurück zu den Hauptgebäuden folgte. Die anderen waren inzwischen schon am Bus, ich folgte ihnen bald nach. Auf dem Parkplatz machten wir unsere Mittagspause, ich sah mich in den nahen Souvenierläden um und kaufte ein gefärbtes Lederbild. Dazu mußte ich mit den verkaufenden Kindern ganz schön feilschen. In der nahen Stadt kauften wir ein, danach versuchten wir noch ein möglichst großes Stück in Richtung Norden zurückzulegen. Frank wußte nicht, wie weit wir kommen würden und auch nicht, wo wir übernachten würden. Eine Zeitlang schlief ich, doch ich war wach, als wir den Rio Usumacinta überquerten und damit in den Bundesstaat Tabasco fuhren. Eine Polizeikontrolle hielt uns auf, und wir wurden nach dem Zweck unserer Fahrt gefragt. Nach einer kurzen Kontrolle konnten wir weiterfahren. Wir durchfuhren den Staat an seiner schmalsten Stelle und kamen bald darauf nach Campeche hinein. Die Straße führte jetzt fast schnurgerade nach Nordosten, hinter dem Rio Candelaria wurde es langsam Zeit nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Einen Feldweg fand Frank vielversprechend, doch nach 3 Kilometern Gerumpel war der Weg nicht weiter befahrbar und wir hatten Schwierigkeiten beim Umdrehen. Einen Standplatz hatten wir nicht gefunden. Wieder zurück auf der Straße fuhren wir noch einige Kilometer weiter bis zu einer größeren Abzweigung, hier lag nahe der Straße ein Rancho, wo wir einen schönen Platz fanden. Die Bewohner waren zuerst mißtrauisch, doch als sie erfuhren, daß wir keine Gringos, sprich US-Amerikaner waren, tauten sie merklich auf und erlaubten uns zu bleiben. Die ganze Familie samt Hunden sah uns beim Kochen zu, wir erzählten ihnen dabei etwas von unserer Heimat. Bis zum Essen blieben unsere Gastgeber aber nicht, sie versprachen aber, mit ihren vorsintflutlichen Gewehren auf uns aufzupassen. Der Himmel war klar, viele Glühwürmchen waren unterwegs, leider auch Stechmücken, außerdem war es nicht einfach, für die Abendtoilette etwas lockeren Boden zu finden.

 

11. Tag

Am Morgen sahen wir unsere Gastgeber nicht mehr, bald schon waren wir wieder unterwegs. Wie immer schläferte mich die Fahrt ein, als ich wach wurde, lagen schon wieder 100 Kilometer hinter uns. Etwas später erreichten wir wieder die Küste, diesmal war es aber der Golf von Mexiko. Wir legten hier eine kleine Pause ein um kurz zum Strand neben der Straße zu gehen. Dann ging die Fahrt weiter, ein Stück an der Küste entlang, doch bald bog Frank wieder ab hinein ins Landesinnere. Bald war die nächste Mayaruinenstätte erreicht, eine etwas weniger bekannte namens Edzná. auf dem Parkplatz vor dem Eingang suchten wir zum Parken den Schatten eines Baumes und aßen erstmals eine Kleinigkeit zu Mittag. Außer uns war nur eine Handvoll anderer Touristen auf dem Areal, deshalb war die Besichtigung sehr angenehm. An der Plattform der Messer vorbei kamen wir zum großen Haus, von dem nur einige sehr hohe Stufen übriggeblieben waren. Hier vom Westen der Plaza hatte man einen sehr schönen Blick auf den Tempel der fünf Stockwerke. Unter ein paar strohgedeckten Dächern gab es Skulpturen und Reliefs zu sehen, danach bestiegen wir den Tempel. Hier legten wir eine Pause ein, man hatte hier einen schönen Blick über den Urwald. In der Ferne waren noch andere Gebäude zu sehen, noch fast vollständig von Dschungel bedeckt. Wieder zurück am Eingang tranken wir noch eine Erfrischung in einem kleinen Lokal, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Noch gut 150 Kilometer waren es bis Uxmal, wir fuhren aber nicht bis dorthin, sondern machten schon in dem kleinen Ort Santa Elena halt. Hier führte eine Französin einen kleinen Campingplatz, der auch sehr sauber war. Wir waren ausnahmsweise mal sehr frühzeitig an unserem Nachtquartier, deshalb nutzten Jens und Sabine die Gelegenheit, einen Teil ihrer Kleidung zu waschen. Als es dann dunkel wurde, machten wir uns auf den Weg um wieder einmal in einem Restaurant zu essen. Einige hundert Meter weiter an der Straße gab es ein Lokal, dessen Besitzer gerade die Haustür abschließen wollte, doch als er uns sah, machte er sofort wieder auf. Für uns wurde wieder das Feuer in der Küche geschürt, während der Wartezeit schrieb ich meinen Reisebericht und streichelte die Hauskatze, die überhaupt nicht mehr von mir weg wollte. Das Essen war sehr gut, wie immer bezahlte es Frank aus der Küchenkasse, während die Getränke auf jeden einzeln gingen. Eigentlich war es nicht spät, als wir zum Bus zurückkehrten, doch hier in Mexiko klappte man die Randsteine recht früh hoch. Wir spielten noch eine Runde Tridom, eine Art Domino mit dreieckigen Steinen. Meistens gewann Sabine, obwohl sie sich permanent über die unfairen Züge ihrer Mitspieler beschwerte. Mücken gab es natürlich auch wieder, ein Schutzmittel war wieder mal sehr wichtig, doch leider nicht immer sehr wirkungsvoll.

 

12. Tag

Wir ließen am Morgen den Hänger noch auf dem Campingplatz stehen, als wir die 10 Kilometer bis nach Uxmal fuhren. Auch die Wäsche blieb noch auf der Leine hängen. Bei dieser berühmten Ruinenstätte war das Parken auf dem großen Platz natürlich gebührenpflichtig, den Eingang bildete ein modernes Gebäude mit verschiedenen Shops für Andenken. Wir waren relativ früh angekommen, es waren noch nicht sehr viele Touristen anwesend. Nach dem Eintritt sahen wir auf die steile Rückseite der 35 Meter hohen Pyramide des Wahrsagers, die wir natürlich sofort erklommen. Von oben hatte man natürlich einen tollen Blick über die ganze Anlage, besonders auf das nahe Viereck der Nonnen. Die Westtreppe war noch steiler als die Osttreppe, zum Glück half eine Kette beim vorsichtigen Abstieg. Durch einen Kragbogeneingang, dem typischen Mayagewölbe, betraten wir den Innenraum des Vierecks der Nonnen. Die langgestreckten Gebäude an den Seiten standen auf verschieden hohen Terrassen, hatten einen einfachen Unterbau und reichhaltig geschmückte Aufbauten. Auf unsere Augen wirkten die Bauten fast schon modern. Langsam kamen jetzt auch andere Reisegruppen herbei, es wurde langsam voll. In den Innenräumen der Gebäude nisteten Schwalben in kleinen Wandlöchern, manchmal teilten sie ihre Höhlungen mit Fledermäusen. Ich versuchte, verschiedene Leguane aufzunehmen, was bei den scheuen Tieren nicht leicht war. Der weitere Weg führte jetzt durch den Ballspielplatz zur großen Pyramide, die nur teilweise restauriert war. Auf ihren Stufen waren jetzt jede Menge Touristen. Der dreiteilige Palast des Gouverneurs war ein weiteres, sehr eindrucksvolles Gebäude. In seiner Nähe versuchte ich einen Vogel zu fotografieren, was dazu führte, daß meine Uhr plötzlich weg war. Nach einer kurzen Suche entdeckte ich sie auf dem Boden, das Armband hatte sich gelöst. Später flickte ich sie mit Hansaplast, daß hielt aber nicht lange, weshalb ich sie nur noch in der Hosentasche trug. Ich machte noch einen Abstecher zum etwas außerhalb gelegenen Phallus-Tempel. Hier war noch nichts restauriert. Ebenfalls noch nicht erneuert war der Tempel der alten Frau, der Aufstieg war deshalb nicht leicht. Man konnte von hier jedoch den Palast gut sehen. Langsam wurde es Zeit, daß ich mich wieder mit den anderen traf, deshalb machte ich mich auf den Rückweg zum Eingangsgebäude. Sabine wartete schon, von den anderen beiden war nichts zu sehen. In einem Souvenirshop kaufte ich eine Maske aus Stein, außerdem noch ein schönes T-Shirt, dessen Motiv den Stein der fünften Sonne zeigte. Am Bus warteten Frank und Jens, nach nur wenigen Stunden Aufenthalt fuhren wir zurück nach Santa Elena. Hier wurde gegessen, die Wäsche eingepackt und der Anhänger wieder angeschlossen. Frank hatte eine Abkürzung nach Chichén Itzá auf der Karte entdeckt, die er natürlich sofort ausprobieren wollte. In den verschiedenen Ortschaften auf der Strecke mußten wir uns durchfragen, einmal fuhren wir sogar eine halbe Stunde in die falsche Richtung. Dann fing plötzlich der Wagen an zu rumpeln, wir hielten an und stellten fest, daß wir einen Platten hatten. In einem nahen Feldweg wurde alles zum Radwechsel vorbereitet, Frank machte aber fast alles selbst. Im Reifen steckte ein langer Nagel, leider hatte er dafür gesorgt, daß der fast neue Reifen unbrauchbar wurde. Als Jens seine Zigaretten aus dem Bus nehmen wollte, rutschte er vom Wagenheber, zum Glück war der neue Reifen da schon drauf. Da sah man mal wieder, das Rauchen der Gesundheit schadet. Die weitere Fahrt verlief ereignislos, schließlich kamen wir in Piste an, der Stadt nahe Chichén Itzá. Hier ging gerade ein Platzregen runter, weshalb wir lieber zuerst Einkaufen gingen. Zum Glück klärte es bald wieder auf, wir machten uns jetzt auf die Suche nach einem Stellplatz, den wir auch bald fanden. Es gab Licht und Duschen, außerdem waren wir die einzigen Besucher. Heute gingen wir wieder essen, in einem kleinen Restaurant an der Straße, wo das Essen auch recht gut schmeckte. Natürlich ließ ich wie immer den Salat stehen. Schließlich zurück auf dem Campingplatz schrieb ich Bericht und Postkarten, danach ging ich gegen halb 9 Uhr zu den Ruinen, ich wollte mir die Lightshow ansehen, die laut Reiseführer um 9 Uhr in Englisch vorgeführt wurde. Die 2 Kilometer weg hatte ich schnell zurückgelegt, doch leider kam ich zu spät, alle Vorstellungen waren eine Stunde vorverlegt worden und inzwischen schon fast vorbei. Deshalb mußte ich unverrichteter Dinge zu den anderen drei zurück gehen. Wir spielten noch eine Runde Tridom, bis es Zeit war Schlafen zu gehen.

 

13. Tag

Wieder ließen wir nach dem Frühstück den Anhänger stehen, während Frank uns nach Chichén Itzá brachte. Heute ging er nicht mit zu den Ruinen, er wollte die Zeit nutzen, um einen neuen Ersatzreifen zu besorgen. Wir waren kurz vor acht Uhr am Kartenschalter und mußten deshalb noch einige Minuten warten, weil noch nicht geöffnet war. Weil die dortige Uhr aber vor ging, kamen wir trotzdem etwas zu früh rein. Das Eingangsgebäude war hier noch größer als in Uxmal, auch gab es noch mehr Souvenirshops. Wie einen Tag zuvor waren auch hier noch relativ wenig Leute unterwegs, wie dort blieb es aber nicht so im Laufe des Tages. Diese Anlage war weitläufiger als Uxmal, die Gebäude verteilten sich über eine größere Fläche in einem Waldgebiet. Als wir den zentralen Platz betraten, sahen wir zuerst El Castillo, die Pyramide des Kukulkán. Dieses symmetrische Gebäude mit seinen insgesamt 365 Stufen auf den vier Seiten, tauchte wunderbar aus dem Morgennebel auf. Natürlich mußte ich sofort hinauf, doch durch den Dunst war von oben noch nicht viel zu sehen. An der Gruppe der tausend Säulen vorbei ging es jetzt zum Kriegertempel, doch leider war es nicht erlaubt, ihn auch zu besteigen, deshalb konnte ich auch das berühmte Foto des Chac-mool, der liegenden Statue nicht schießen. Später holte ich ihn vom Castillo aus so weit es ging mit dem Tele heran. Weiter lief ich über den langen Prozessionsdamm zum Cenote, dem 60 Meter großen Brunnenloch von 24 Metern Tiefe bis zur Wasseroberfläche. Diese Einbrüche sind in dem Kalkstein der Halbinsel Yucatán sehr häufig, die Maya sicherten früher mit ihnen ihre Wasserversorgung. Am Ballspielpatz traf ich wieder auf Sabine, diese Anlage war mit ihren 146 Metern Länge und 37 Metern Breite sehr imposant. Wir sahen uns jetzt noch die Südgruppe der Gebäude an, das Grab des Hohepriester, das runde Observatorium und das wunderbar mit Chac-Masken verzierte Nonnenhaus. Auf dem Rückweg stieg ich noch einmal auf das Castillo, doch leider hatte uns Frank nur zwei Stunden Zeit gegeben, wir mußten bald wieder die Anlage verlassen. Vor dem Parkplatz wartete er schon, er hatte einen neuen Reifen gekauft, doch paßte der nicht zu den anderen. Damit fuhren wir jetzt mit drei verschiedenen Größen. Eigentlich wollten wir jetzt nach Norden zur Küste fahren, um im Mündungsgebiet des Rio Lagartos die Flamingo-Brutkolonien zu besuchen, doch Frank hatte gehört, daß man die Vögel nur von weitem sehen könnte. Wir stimmten ab und beschlossen, uns die Fahrt zu sparen und lieber direkt weiter nach Tulum zu fahren. Ein Stück hatten wir schon hinter uns, wir drehten um und fuhren über Piste weiter nach Osten. Wieder einmal schlief ich ein, doch zur Mittagspause war ich wieder voll da. Wir hielten bei Cobá, einer weniger bekannten Ruinenstätte und während die anderen aßen, kaufte ich mir lieber eine Eintrittskarte. Es war ein langer Weg zur 42 Meter hohen Pyramide, auch der Aufstieg war in der Hitze nicht leicht. Auch waren die Stufen sehr unregelmäßig. Doch oben hatte man einen schönen Blick auf den Dschungel. Ich wollte die anderen drei aber nicht zu lange warten lassen und ging bald wieder zurück. Sie saßen in einem Souvenirladen und tranken eine Cola, ich gesellte mich dazu. Jetzt fuhren wir weiter nach Tulum und kamen so frühzeitig dort an, daß sich die Besichtigung noch am heutigen Tag lohnte. Vom Parkplatz waren es einige 100 Meter zu gehen, manch einer bezahlte lieber die Fahrt mit dem Touristenbus. Von einer Mauer umgeben liegen die Ruinen direkt an der karibischen Küste auf 12 Meter hohen Klippen. Von den Gebäuden eher unbedeutend sind sie aufgrund ihrer schönen Lage sehenswert. Leider war es voll, eine Ladung von Kreuzfahrttouristen wuselte herum. Es gab jedoch genug Möglichkeiten, einige schöne Fotos zu machen. Wir fuhren jetzt wieder ein Stück nach Süden, bis wir wieder direkt am Strand eine Möglichkeit zu zelten fanden. An Toiletten gab es zwar nur einen Donnerbalken und auch das Wasser für die Dusche mußte man sich aus dem Brunnen schöpfen, doch zum Meer waren es nur einige Schritte. Wir badeten und schnorchelten auch ein wenig, es war jedoch zu weit, um zum Riff zu schwimmen. Dafür sahen wir einen kleinen Rochen in der Nähe des Ufers. Wir aßen wieder im Restaurant zu Abend heute war die Hälfte der Reise vorbei und damit Bergfest. Zum Essen gab es Bier in der Familienflasche, für jeden einen Liter. Beim Rauschen des Meeres konnte ich gut schlafen und ich ließ mich auch nicht von der Hitze und den Mücken stören.

 

14. Tag

Morgens nahmen wir noch einmal ein Bad, Frank schwamm zum Riff hinaus, blieb aber nicht lange dort. Bald fuhren wir wieder los, nach Süden in Richtung Grenze. Über 200 Kilometer waren es bis Chetumal, der letzten Stadt vor Belize, doch dank guter Straßen brachten wir sie schnell hinter uns. In Chetumal nutzten wir die Gelegenheit zu einem letzten Einkauf in Mexiko, hier fand ich auch eine große Machete für Andreas, wenn sie auch "Made in El Salvador" war. An der Grenze mußten wir vor dem Schlagbaum eine lange Zeit warten, während Frank die nötigen Papiere besorgte und Gebühren oder Bestechungsgelder entrichtete. Ein Beamter fragte nach Lebensmitteln und schaute sich den Bus kurz an, dann mußten wir noch die Pässe stempeln lassen. Endlich war es geschafft, der Schlagbaum hob sich für uns und nach nur einer Stunde Aufenthalt waren wir in Belize. Hier waren die Straßen schlechter, es gibt nur wenige geteerte Highways in diesem kleinen Land. Hinter der Stadt Orange Walk gab es eine kleine Zollbrücke, danach gab es zwei Straßen nach Süden. Ich konnte Frank überreden nicht den alten Highway zu nehmen, sondern lieber den Umweg über die bessere neue Straße zu fahren. Unterwegs kamen wir an dem Crooked Tree Wildlife Sanctuary vorbei und ich machte den Vorschlag, hier zu übernachten. An der Abzweigung bestätigten einige Einheimische die Möglichkeit zum Campen. Über einen 3 Kilometer langen Feldweg kamen wir zur Lagune, eine Insel in ihrer Mitte war durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Dort lag ein kleiner Ort, wir fragten uns durch, bis wir zu einem Vermieter von Ferienhäusern kamen, der uns erlaubte, bei ihm auf der Wiese zu übernachten. Bei einer Cottage konnten wir Toilette und Dusche benutzen. Heute wurde wieder gekocht, danach gespielt. Zwar war es warm, doch trotzdem war lange Kleidung angebracht, es wimmelte hier von Mücken.

 

15. Tag

Am Morgen ging die Sonne über der Lagune auf, viele Vögel flogen vorbei oder suchten im Wasser nach Futter. Ein großer Leguan sonnte sich in einem Baum nahe bei unserem Bus. Wir brachen bald auf und fuhren zurück auf die Hauptstraße. Von hier aus war es nicht mehr weit bis nach Belize City, der ehemaligen Hauptstadt von Belize. Auch hier war es nicht einfach, das Zentrum zu finden, denn Straßenschilder waren fast nicht vorhanden. Über die Drehbrücke fuhren wir zum Gericht, wo Frank einen Parkplatz fand. Ein Einheimischer versprach, für etwas Geld auf ihn aufzupassen. Wir machten einen Spaziergang, wobei ich mich nach meinem Reiseführer richtete. In einem Handicraft Center suchten wir nach Souvenirs, doch außer ein paar Postkarten und einem Einreibemittel gegen Insektenstiche gab es nichts Besonderes. Auf dem weiteren Rundgang trennte ich mich von den anderen und machte einige Fotos von den wenigen Sehenswürdigkeiten der Stadt. In einem Laden fand ich ein schönes T-Shirt, etwas später war es Zeit, mich mit den anderen am Bus zu treffen. Unserem Parkplatzwächter war sein Trinkgeld zuwenig, doch Frank gab ihm nicht mehr. Er meinte danach, auf der Rücktour würde er sich wohl einen anderen Parkplatz suchen müssen. Wir hatten etwas Probleme, den richtigen Weg aus der Stadt hinaus zu finden, doch schließlich folgten wir einem Bus, der in die richtige Richtung fuhr. Das erste Stück nach Süden legten wir noch auf einer geteerten Straße zurück, doch fanden wir leider nicht die Abzweigung zur Küstenstraße, die auf meiner Karte eingezeichnet war. Am Belizer Zoo war klar, daß wir zu weit gefahren waren und wir fragten an einer Bushaltestelle nach dem Weg. Ein Mann half uns weiter und bat uns im Gegenzug, zwei Frauen mit Kindern ein Stück mitzunehmen. Diese stiegen aber erst ein, als sie merkten, daß auch bei uns eine Frau dabei war. Die Abzweigung ging gleich nach links in den Busch, ab hier gab es nur noch Sandpiste. Wir brachten die Frauen nach Gales Point an einer Lagune, dort waren sie Zuhause. Hier legten wir auch unsere Mittagspause ein. Es ging jetzt noch viele Kilometer weiter nach Süden, nur kurz kamen wir zwischendurch noch mal auf den geteerten Highway, ansonsten gab es nur Sandpiste. Wieder hatten wir Schwierigkeiten, die richtige Abzweigung zu finden. Diesmal die zur Halbinsel Placenica. Doch schließlich hatten wir auch das geschafft und die mindestens 20 Kilometer lange schmale Landzunge lag vor uns. Der Ort Placenica lag an ihrem Ende, wir hielten hier eine Zeitlang, während Frank bei einer Tauchschule den Ausflug für den nächsten Tag organisierte. Ein Stück entfernt war es möglich, am Strand zu campen, doch der Besitzer war ein schwieriger Typ. Nachdem wir uns mit ihm geeinigt hatten, mußte der Bus zum Platz gebracht werden. Das war auf der sandigen Piste nicht leicht, wir mußten schieben und den Anhänger extra zur richtigen Position bringen. Nach dieser Anstrengung kam ein kühles Bad natürlich gerade recht. Im Gegensatz zu den bisherigen Stränden wuchs das Seegras hier fast bis an den Strand, beim Hineingehen war das ein komisches Gefühl. Der Abend kam und mit ihm die Mücken und Sandfliegen, es war kaum möglich ihnen zu entgehen. Zum Abendessen gingen wir über die etwa einen Meter breite Hauptstraße zum Kopf der Halbinsel, dafür brauchten wir etwa 20 Minuten. Im Restaurant Tentacles gab es sehr gute Steaks zu essen, außerdem gab es hier keine ungebetenen Gäste. Wir gingen deshalb auch erst relativ spät zurück. Für geschlossenes Schlafen war es zu heiß, ich verschloß den Eingang so gut es ging mit dem Moskitonetz und stopfte auch sonst alle Löcher.

 

16. Tag

Für 8 Uhr hatte man uns zur Bootsanlegestelle bestellt. Wir waren natürlich pünktlich da, doch los ging es trotzdem noch nicht. Gut eine Stunde mußten wir noch warten, bis endlich das Mittagessen in einer großen Box eintraf. Frank hatte einige Tage zuvor drei Paar Flossen und Masken gekauft, an meine Füße paßten sie aber nicht, deshalb lieh ich mir hier lieber welche, mit denen ich dann auch zufrieden war. Es waren noch einige andere Gäste mit im Boot, meist waren es Deutsche. Gut die Hälfte wollte Tauchen, auch Frank gehörte zu dieser Gruppe. Er brauchte einige Stunden im freien Wasser. Leider spielte das Wetter ausnahmsweise mal nicht mit, bei unserer Fahrt nach Osten aufs Meer hinaus, fuhren wir einer Wolkenwand entgegen. Mit Hilfe eines Satellitenempfängers bestimmte der Steuermann die richtige Richtung, auf diese weise konnte er sich kaum verfahren. An einigen winzigen Inseln vorbei fuhren wir zu den Silk Cays, die auch nicht besonders groß waren. Die Insel, an der wir landeten, hatte einen Durchmesser von höchsten 50 Metern und war nur mit einigen Palmen und Büschen bewachsen. Doch zuerst mußten wir den Riffring um die Insel überwinden, eine schmale Passage ermöglichte die Einfahrt. Die Schnorchler stiegen aus, die Taucher wurden woanders hingebracht. Kaum waren wir ausgestiegen, fing es auch schon an zu regnen und ein kühler Winde wehte über die ungeschützte Insel. Unsere einheimischen Betreuer froren merklich. Im Wasser war es wärmer und naß waren wir da sowieso, deshalb schwamm ich bald hinaus, nachdem ich meine Sachen ins Trockene gebracht hatte. Außerhalb des Ringes um die Insel, wo das Wasser etwas tiefer war, gab es viele Korallen und Fische, doch leider war es zu dunkel um die kleine Unterwassereinwegkamera zu benutzen. Ich paddelte einmal um die Insel herum, für diese paar hundert Meter brauchte ich mehr als eine Stunde, da ich mich genau umsah. Die meisten anderen waren schon draußen und froren vor sich hin, als ich ankam. Sabine suchte sich aus einem Haufen von großen Muscheln die schönsten aus, alle hatten ein Loch an der gleichen Stelle. Dort hatten Fischer die Einwohner herausgeholt. Einige Zeit später kamen die Taucher zum Mittagessen zurück, es gab kaltes Hähnchen. Wegen des Regens fuhren wir noch zu einer anderen Insel mit Namen Moyo Caye, die dichter bewachsen war und beim Schnorcheln einigen Schutz gegen den Wind bot. Auch die Taucher nahmen ihre zweite Schulungsstunde hier. Einer unserer Begleiter zeigte mir eine Languste, er versuchte sie aus ihrem Versteck zu treiben, hatte damit aber wenig Erfolg. Als ich schließlich zum Boot zurückkehrte, gab es dort einige Aufregung, Jens vermißte seine Brille. Trotz sorgfältigem Suchen tauchte sie nicht mehr auf. Zum Glück hatte er aber noch eine alte Ersatzbrille dabei. Die Gäste hatten nicht mehr viel Lust, das Wetter hatte die Stimmung doch leicht gedrückt. Bald fuhren wir zurück nach Placencia, wo wir gegen 3 Uhr ankamen. Zuerst kehrten wir zum Bus zurück, danach machte ich einen Spaziergang am Strand. Hier war es natürlich wieder trocken. Als es dunkel wurde, machten wir uns auf zum Abendessen, heute liefen wir nicht so weit, wir kehrten im Lokal Shipwreck ein. Ich aß hier ein Hähnchen, die Reste bekam eine Hündin, der man es ansah, daß sie Junge hatte. Sie freute sich über jeden Knochen. Nach dem Essen tranken wir mal wieder noch einige Biere und spielten ein paar Runden Tridom. Wir blieben lieber hier noch eine längere Zeit, anstatt uns am Campingplatz mit den Mücken herumzuärgern. Doch irgendwann lagen wir doch in den Zelten.

 

17. Tag

Heute verließen wir Placencia wieder, um nach Nordosten zur Guatemalischen Grenze zu fahren. Doch zuvor gab es noch ein kleines Problem zu lösen, nämlich den Bus über den sandigen Weg zurück auf die Straße zu bringen. Mit Hilfe zweier langer Latten schafften wir es, den Wagen zu wenden, danach versuchte Frank mit Vollgas durch den Sand zu kommen. Natürlich blieb der Bus stecken. Danach war dann Buddeln angesagt, hier übernahm unser Fahrer den Löwenanteil. Mit Hilfe des Wagenhebers konnten wir den Wagen anheben, um wieder etwas Holz unterzuschieben. Mit vereinten Kräften brachten wir jetzt den Bus aus dem Loch heraus. Danach war noch der Anhänger auf die Straße zu bringen. Auch das war wieder ein Kraftakt, weil das kleine Vorderrad im lockeren Sand angehoben werden mußte. Nach einer Stunde Schufterei hatten wir es geschafft und waren nun reif für eine zweite Dusche. Über die Sandpiste ging es zurück nach Norden. Nur diesmal nahmen wir den Hummingbird Highway in Richtung Belmopan, der Hauptstadt von Belize. Diese kleine Stadt besuchten wir nicht, die Straße führte an ihr vorbei. Ein Stück näher an der Grenze machten wir unsere Mittagspause, dabei bemerkte Frank, daß der Anhänger sein Stützrad verloren hatte. Es mußte sich durch das Rütteln gelöst haben. Kurz vor der Grenze suchten wir uns noch eine Post, um die in Belize geschriebenen Postkarten aufzugeben. Wir hatten Glück und wurden nach einer Erkundigung fündig. Danach kamen wir zur Grenze, gerade als ein Platzregen niederging. Einige Männer versuchten uns die guatemalische Währung Quetzal schwarz zu verkaufen, ich tauschte aber nur die restlichen Belize Dollar ein. Wieder wurden wir nach landwirtschaftlichen Produkten gefragt, unsere Reifen wurden mit einer blauen Chemikalie eingesprüht, wohl um mögliche Pollen und Samen abzutöten. Frank mußte natürlich wieder diverse Gebühren oder Bestechungen bezahlen, bevor wir endlich einreisen durften. Nach einer Stunde Wartezeit waren wir in Guatemala. Hinter der Grenze gab es eine Bank, wo ich noch etwas einheimisches Geld tauschte, während Frank den Bus auftankte. Hier gab es jetzt keine geteerten Straßen mehr, die nächsten 65 Kilometer waren Schotterpiste. Für dieses Stück brauchten wir zwei Stunden, einmal hielten wir an, um uns eine überfahrene Boa anzusehen. Endlich trafen wir auf die Teerstraße, welche die Ruinen von Tikal mit der Stadt Flores verbinden. Es ist die einzige Straße dieser Art im Norden von Guatemala. Bevor wir sie benutzten, wurde für das Abendessen eingekauft, danach mußten wir noch gut 30 Kilometer nach Norden fahren. Am Eingang zum Nationalpark mußte jeder 50 Quetzals Eintritt bezahlen, was etwa 10 Mark entsprach. Es gab eine Wiese auf der wir campen konnten, als wir ankamen war nur ein weiterer Bus mit einem deutschen Ehepaar schon hier. Wir ließen den Anhänger am Bus, wegen des fehlenden Rades konnte er nicht mehr so leicht alleine hingestellt werden. Es gab Duschen, leider ohne Licht, wir mußten sie mit der Taschenlampe benutzen. Wir kauften etwas Bier in den nahen Restaurants, kochten unser Essen und machten auch Pudding für den Nachtisch. Ich hatte lange beim Einkaufen nach Kidneybohnen gesucht und in Belize schließlich auch gefunden, heute abend gab es zusätzlich noch meinen Lieblingssalat mit Bohnen, Mais und Paprika. Den Bus hatten wir unter einer Laterne abgestellt, der Strom alle Lampen der Anlage wurde durch einen Generator erzeugt, man konnte ihn ein Stück entfernt brummen hören. Doch relativ früh wurde er abgeschaltet und wir mußten auf unsere eigenen Lampen zurückgreifen.

 

18. Tag

Frank wollte uns 4 Stunden Zeit für die ganze Anlage geben, daß war doppelt so viel wie in Uxmal oder Chichén Itzá. Leider spielte heute ausnahmsweise mal das Wetter zuerst in den Ruinen nicht mit, der Himmel war bewölkt. Jens hatte Probleme mit dem Magen, er machte die halbe Zwiebel in meinem Salat dafür verantwortlich. Im nahen Besucherzentrum gab es ein großes Model von Tikal, es stimmte nicht ganz mit der Karte im Reiseführer überein, auch waren schon einige Teile abhanden gekommen. Souvenirläden gab es auch hier, doch bis für ein paar Postkarten gab ich kein Geld aus. Ab 8 Uhr war der Eintritt erlaubt, ich machte mich alleine auf den Weg. Zuerst sah ich mir die etwas außerhalb gelegenen Gebäude an, nämlich die Komplexe Q und R mit jeweils 2 kleineren Pyramiden, von denen aber nur eine ausgegraben und restauriert war. Auf den anderen waren im Laufe der Jahrhunderte sehr große Bäume gewachsen. Auf meinem weiteren Weg besuchte ich den nördlichsten Komplex, hier ragte eine Pyramide über die Bäume hinaus. Über eine sehr abenteuerliche Leiter konnte man vom Tempel aufs Dach hoch steigen, von dort gab es aber eine wundervolle Sicht über die zentralen großen Pyramiden, deren Spitzen aus dem Dschungel herausragten. Sehr vorsichtig stieg ich deshalb hoch und noch vorsichtiger einige Zeit später wieder hinunter. Ein längerer Fußweg führte jetzt nach Südosten zum Tempel IV, der besonders für seinen guten Ausblick bekannt ist. Unterwegs fing es leider an zu regnen, weshalb zum ersten und einzigen Mal mein Regencape zur Anwendung kam. Naß war der Aufstieg etwas schwierig, es gab nur einen steilen Pfad nach oben. Einige Leitern schafften eine Erleichterung, sie waren aber jetzt sehr rutschig und an manchen Stellen mußte man sich an Ästen und Wurzeln festhalten. Oben war der Tempel freigelegt, einige Touristen hatten sich vor dem Regen hier in Sicherheit gebracht. Zum Glück klärte es bald auf und später wurde es sehr sonnig. Nach dem Abstieg suchte ich eine nahe Toilette auf, heute hatte ich leichte Probleme mit Durchfall, doch Moctezumas Rache hatte mich nur gestreift, bald ging es mir wieder gut. Über die Pyramide der verlorenen Welt kam ich zu den sieben Tempeln, die noch sehr malerisch zugewachsen waren. Der große Tempel V war noch vollständig unrestauriert, ein Gerüst zeigte aber, daß mit Arbeiten hier begonnen worden war. Ich wollte jetzt zum Tempel der Inschriften, irrte mich aber in der Entfernung und hielt einen anderen Komplex für ihn Erst jetzt sah ich mir den imposantesten Teil von Tikal an, die Große Plaza, die im Osten vom Tempel des Jaguarpriesters und im Westen vom Tempel der Masken begrenzt wird. Die nördliche und die zentrale Akropolis stehen im Norden und im Süden, alle diese Gebäude sind vollständig ausgegraben. Von der Spitze des Tempels der Masken hatte man einen tollen Blick, die andere Pyramide hatte durch Touristen schon stark gelitten, ein Aufstieg war nicht mehr erlaubt. An dieses Gebot hielt sich aber der Schakal nicht, der ein Stück oben in Spalten nach Beute suchte. Sehenswert waren die großen Masken in der nördlichen Akropolis, die von späteren Baustufen des Gebäudes überdeckt worden waren. Ein Tunnel der Archäologen ermöglichte die Besichtigung. Zum Mittag waren wir wieder am Bus, doch statt weiter zu fahren, entschlossen wir uns, den Rest des Tages noch hier zu verbringen, wir hatten noch einen Ausweichtag und es war einfach zu schön hier. Während sich die anderen nach dem Essen noch pflegten, hatte ich keine Ruhe und ging bald wieder in den Wald hinein. Diesmal lief ich zum Tempel der Inschriften, der ein ganzes Stück weit südlich lag. Über einen Trampelpfad suchte ich den Weg zurück ins Zentrum, doch er hörte bald auf. Ich versuchte mich durch das Unterholz zu kämpfen, doch es dauerte ziemlich lange, bis ich wieder auf einen Weg traf, zum Glück konnte ich mich immer anhand des Sonnenstands orientieren. In den hohen Wipfeln konnte man die Brüllaffen hören, nur zu sehen waren sie fast nicht. sie verursachten einen starken Lärm. Ich ging jetzt noch mal zur Großen Plaza und dann wieder zum Tempel IV, weil das Licht für Fotos jetzt wesentlich besser war. Bevor jedoch die Sonne unterging, stieg ich auf den Tempel III, der auch noch nicht restauriert war. Hier war der Aufstieg eine reine Kletterpartie und für nicht trittsichere Personen ungeeignet. Im Wald traf ich später noch auf einen Ameisenbär, der nicht scheu war und mich bis auf ein paar Meter an sich heran ließ. Er war sehr fotogen. Als die Sonne unterging, war ich wieder auf Tempel IV, weil um diese Zeit hier die Aussicht am schönsten war. Nur leider verschwand die Sonne zu früh in den Wolken, ich wollte nicht im Dunkeln laufen und beeilte mich, zum Campingplatz zurück zu kommen. Unterwegs sah ich noch einen Kolibri beim Trinken und einige sehr winzige Frösche. Heute abend gingen wir zum Essen in eines der kleinen Restaurants, auch die Spielkarten nahmen wir mit. Kurz ging mal das Licht aus, weil der Generator nicht mehr lief, doch für solche Fälle gab es Kerzen. Danach hatten wir noch bis 9 Uhr Strom. Wir gehörten zu den letzten, als wir das Restaurant verließen und zum Bus zurückkehrten.

 

19. Tag

Der Tag in Tikal ohne Busfahrt hatte uns gut getan, doch heute fuhren wir wieder los. Laut Karte gab es in Richtung Guatemala City nur eine Route, die erst Richtung Südosten bis fast zum Golf von Honduras führte und dann rechtwinklig nach Südosten zur Hauptstadt abbog. Frank hatte jedoch noch eine weiter Strecke auf einer Karte entdeckt, die weiter im Osten durch den Dschungel und über Cobán führte. Bei einem Stück konnte man aber nicht sicher sein, ob hier überhaupt ein befahrbarer Weg existierte. Wir erkundigten uns bei verschiedenen Leuten über die Strecke, unsere deutschen Nachbarn auf dem Campingplatz rieten uns ab die Strecke zu nehmen, besonders weil wir auch keinen Vierradantrieb hatten, dafür aber den Anhänger. Frank wäre gerne die neue Route gefahren und hatte dafür 2 Tage angesetzt, die drei zahlenden Reisenden stimmten aber ab und entschieden sich für den bekannten Weg. Auch der würde schon schlimm genug sein. Doch zuerst fuhren wir ein Stück nach Süden zum Lago de Petén Itza. Hier lag auf einer Insel die Stadt Flores, die über einen Damm mit dem Festland verbunden war. Die kleine Insel war total zugebaut, wir hatten sogar Schwierigkeiten, auf den steilen Straßen einen Parkplatz zu finden. Frank gab uns anderthalb Stunden zur Besichtigung, doch den Stadtrundgang brachte ich schnell hinter mich. Auf dem zentralen Platz fing ich jetzt an, meinen Tagesbericht zu schreiben, doch dann bemerkte ich einen Kolibri in einem nahen Baum. Ich versuchte ein Foto von ihm zu schießen, doch der schnelle Vogel naschte immer nur kurz an den Blüten und verschwand dann wieder für eine längere Zeit. Längere Zeit lag ich auf der Lauer, bis ich ihn dann doch noch erwischte. Bald fuhren wir wieder weiter, zuerst kam noch ein Stück mittelprächtige Sandpiste, doch nach einigen Kilometern folgte dann eine Strecke, die den Namen Straße nicht verdiente. Es wäre fast leichter gewesen, durch ein ausgetrocknetes Flußbett zu fahren. Mit wenigen Stundenkilometern rumpelten wir über Stock und Stein. Mittag machten wir auf einem kleinen freien Platz neben dem Weg, die Sonne brannte so heiß vom Himmel, daß man es außerhalb des Schattens kaum aushielt. Einige Stunden waren wir gefahren, wir durchquerten den Ort Poptun, in dem es eine bekannte Ausbildungsstätte für Söldner gibt und kamen schließlich zu der Abzweigung nach San Luis. Hier trauten wir unseren Augen nicht, wie eine Fata Morgana tauchte vor uns eine nagelneue Straße auf, komplett mit Begrenzungspfosten, Seitenstreifen und Mittellinie. Plötzlich kamen wir gut acht mal so schnell voran wir zuvor und schafften es noch vor der Dämmerung den Lago de Izabal zu erreichen. Eigentlich war geplant gewesen, irgendwo unterwegs zu übernachten, doch so war es natürlich viel besser. Im Reiseführer wurde die Möglichkeit erwähnt, 4 Kilometer abseits der Straße bei einem Hotel zu campen und nach einer Erkundigung fanden wir auch den richtigen Weg. In der Nähe des Castillo de San Felipe durften wir bei einem Restaurant mit angeschlossenem Laden unser Lager aufschlagen, eine Dusche und eine Toilette war auch vorhanden. Heute wurde wieder gekocht, nach der täglichen Arbeit waren natürlich wieder die typischen Abendbeschäftigungen an der Reihe. Heute hatten wir den Anhänger wieder vom Bus gelöst und das fehlende Rad durch eine Stange ersetzt um die waagerechte Lage zu gewährleisten.

 

20. Tag

Durch den Neubau der Straße, die wir am Tag zuvor befahren hatten, war soviel Zeit eingespart worden, daß wir immer noch unseren Ausweichtag hatten. Ich hatte im Reiseführer geblättert und erfahren, daß in der Nähe die einzige Festung in ganz Guatemala lag, sie wurde zum Schutz vor Seeräubern am Ausgang des Lago de Izabal an der schmalsten Stelle des Flusses errichtet. Wir nahmen uns die Zeit zur Besichtigung und waren auch nicht enttäuscht. Zwar sah das Fort eher wie ein Puppenhaus aus, anstatt abschreckend zu wirken, doch seine vielen verwinkelten Gänge, die engen Treppen und kleinen Türme waren wirklich sehenswert. Sehr nutzbringend war die Festung aber nicht gewesen, denn mehrfach wurde sie von Piraten erobert oder sogar in Brand gesteckt. In seinem heutigen Zustand war die Anlage vollständig restauriert, an einem der Türme waren Zimmerleute gerade dabei, ein neues Dach zu erstellen. An einer Bank unter einigen Palmen ruhten wir uns noch ein wenig aus, denn auch heute war wieder ein sehr heißer Tag. Etwas später schlenderten wir zurück zum Bus, den wir schon zur Abfahrt vorbereitet hatten. Eine große Brücke überquerte den See, laut Führer war sie gebührenpflichtig. Doch an der Mautstelle wollte keiner Geld von uns, also fuhren wir schnell weiter. Nach gut 50 Kilometer trafen wir auf die große Straße, die von der Karibik zur Hauptstadt führt. Sie ist zwar nur einspurig, doch viele LKW's waren unterwegs, um die Versorgung von Guatemala City zu gewährleisten. Doch trotzdem kamen wir ganz gut voran. Zur Mittagszeit fuhr Frank den Bus eine Böschung hinunter zu einem Fluß, wo wir unsere Pause machten. Einige Frauen waren dabei, Wäsche zu waschen, auch hier spendeten Bäume den dringend nötigen Schatten. Die Rückfahrt auf die Straße war etwas schwierig, Frank mußte mehrfach Anlauf nehmen, um wieder die Böschung hinauf zu kommen, während wir hinten anschoben. Auf der weiteren Fahrt kamen wir wieder in die Berge hinein, denn die Stadt liegt ziemlich hoch. Als wir dort ankamen suchten wir die Umgehungsstraße nach Süden, die natürlich wieder schrecklich schlecht beschildert war. Wir umrundeten das Zentrum und fuhren dann weiter nach Amatitlán, daß an dem gleichnamigen See liegt. Als wir dort ankamen versuchten wir eine Möglichkeit zum Campen zu finden, doch wir hatten kein Glück, obwohl wir einen Teil des Sees umrundeten. Außerdem war es sowieso nicht besonders schön hier, das Gewässer war schon vor Jahren umgekippt. Laut Reiseführer gab es in der Nähe einen Nationalpark mit Campingmöglichkeiten, deshalb fuhren wir wieder ein Stück zurück. Er lag auf einer Klippe mehrere hundert Meter über dem See. Es gab jedoch keinen öffentlichen Platz, nur einige Stellplätze in freier Natur. Es war jetzt schon zu spät, noch weiter zu suchen, deshalb blieben wir hier. Wir hatten nicht genug eingekauft und kochten alle Reste, die wir noch fanden. Auch fürs Frühstück war kein Brot mehr da, deshalb wollten wir am nächsten Tag in der Stadt essen. Wir spielten heute abend wieder einmal Karten, die anderen beiden gegen Frank und mich. Sie schafften es nicht ein einziges Mal uns zu besiegen und Sabine war dementsprechend sauer. Scherzhaft schlug ich vor, Wachen aufzustellen und dachte nicht daran, daß sich meine Befürchtung so bald bewahrheiten würde. Auch ohne Wachen schlief ich recht gut, heute war es dank der Höhe auch nicht mehr so kalt wie an früheren Tagen.

 

21. Tag

Das war so ziemlich der schwärzeste Tag in meiner gesamten Reiselaufbahn. Dabei fing es so harmlos an. Wir hatten nach dem Aufstehen alles eingepackt und wollten zum Frühstücken in die Stadt fahren, als ich noch einmal die Kofferklappe aufmachte, um einige Postkarten herauszuholen. In dem Moment wurden wir von drei Männern eingekreist, die mit Pistolen und Messern ihre Absichten unmißverständlich klarmachten. Ich wollte noch flüchten, wurde aber nach ein paar Metern abgefangen. Sie zwangen uns in den Bus zu steigen und wollten ihn an eine andere Stelle fahren. Dabei hatten sie aber Schwierigkeiten, so daß Frank schließlich steuern mußte. Während wir unsere Köpfe unten halten sollten ging es um ein paar Ecken auf einen Waldweg, wo wir aussteigen und uns abseits ins Gras setzen mußten. Während wir mit dem Rücken zu ihnen saßen, räumten die drei uns den Bus aus. Dabei gingen sie nicht sehr sorgfältig vor, sondern entfernten fast mit roher Gewalt das codierte Radio und verschiedene Einrichtungsgegenstände. Sie suchten nach Wertsachen, fanden aber zum Glück unser Geheimversteck nicht. Auch jeder einzelne von uns wurde abgetastet, wobei Uhren, Taschenmesser und Bargeld den Besitzer wechselten. Sogar meine zwanzig Jahre alte Armbanduhr ohne Band und zum Aufziehen wurde nicht verschmäht. Sie packten ihren Raub in unsere Tagesrucksäcke und verschwanden im Gebüsch. Wir sahen uns die Bescherung an, mich hatte es dabei am schlimmsten getroffen. Beide Kameras und die gesamte Fotoausrüstung samt den Bildern seit Belize war weg, auch meinen Rucksack hatten sie leergeräumt. Dabei waren meine ganzen T-Shirts, Shorts und meine Jacke samt Lampe und Wecker draufgegangen. Auch die Machete für meinen Bruder bekam einen neuen Besitzer. Meine Schuhe waren ihnen zum Glück zu groß, leider aber nicht die von Sabine, auch sie waren weg. Dafür hatten sie aber meinen Geldgürtel nicht entdeckt und auch die Tasche mit den Reiseschecks in den Hosen übersahen sie. Wir räumten die Überreste ein und fuhren in die Stadt zur Polizei. Vorher versuchte ich noch herauszufinden, wohin die Brüder entschwunden waren, hatte aber kein Glück. Zuvor wurde noch eine Kleinigkeit beim Mc Donalds gegessen, ich aß aber nichts, mir steckte das Adrenalin noch im Blut. Ich hatte keine Angst gehabt, war aber extrem wütend gewesen. Die Ernüchterung und die Trauer über den Verlust kam erst so gegen Mittag. Auf die Polizei gingen wir nur um den Schaden aufzunehmen, den Bescheid brauchten wir für die Versicherung. Es war schwer, dem Beamten mit Orthografieschwierigkeiten den Fall klarzumachen, doch schließlich hatten wir den Wisch. Im Zentrum von Guatemala bekamen wir noch einige Stempel beim Touristenamt, danach fuhren wir nach Westen in Richtung Atitlán See. Die Lust auf die Besichtigung der Hauptstadt war uns gründlich vergangen. An einer Tankstelle ließ Frank den Bus waschen, wir brauchten mehrere Versuche um eine zu finden, die auch den Anhänger mit wusch. Während wir warteten aßen wir in einem nahen Lokal zu Mittag, ich rührte mein Essen nicht an, für den Rest des Tages war mir der Hunger vergangen. Es gab eine relativ gute Straße die einen Umweg machte, Frank nahm natürlich die Abkürzung quer durch die Berge. Dieser Weg war sehr schlecht und oft wußten wir nicht, ob wir die Steigungen schaffen würden, Dazu kam ein starker Nebel, der die Sicht auf einige Meter reduzierte. Einmal fand ein Markt direkt auf der Straße statt, hier hatten wir jede Menge Probleme, durch die vielen geparkten Autos und Menschen zu rangieren. Schließlich sahen wir den See in der Ferne, aber es dauerte noch eine ganze Zeit, bis wir den Ort Panajachel am Ufer erreichten. Ein Stück außerhalb fanden wir ein Hotel, wo wir den Bus in der Nähe des Sees abstellen konnten. Die Duschen und Toiletten unter dem Swimmingpool durften wir mitbenutzen. Das Wetter war so, daß wir die Regenplane aufspannten, von den Bergen wehten abends starke Windböen auf den See hinaus. Mein Reisebericht war samt Postkarten und Adressen auch abhanden gekommen, weshalb mir Sabine mit einem Heft aushalf und ich mir abends Stichpunkte über die letzten Wochen machte. Meine Stimmung wechselte mehrfach, ich mußte mir immer wieder den Überfall ins Gedächtnis rufen. Deswegen und weil auch der Wind bei der nahen Laube fast das Blechdach abräumte, konnte ich in dieser Nacht auch nicht besonders gut schlafen.

 

22. Tag

Nach den Aufregungen vom Vortag beschlossen wir, den heutigen Tag zu einem Ruhetag zu machen. Zuerst war Nichtstun angesagt, Frank nutzte die Zeit, um verschiedene Kleinigkeiten am Bus zu reparieren. Lange hielt ich das Faulenzen aber nicht aus, irgendwann machte ich mich auf den Weg in den Ort, um mich umzusehen und auch etwas Geld zu tauschen. Ich war zu früh, die Wechselstube öffnete erst später, deshalb konnte ich zuerst nur schauen, was es zu kaufen gab. Die meisten Touristenläden, von denen es hier viele gab, boten Kleidungsstücke oder Gepäck an, nicht ganz mittelamerikanischer Stil, sondern mehr für Europäer gemacht. Ich lief die Uferpromenade entlang, die beiden Vulkane am anderen Ufer waren sehr gut zu sehen, im Vordergrund der Tolimán und dahinter der höhere Atitlán. Einige Zeit später tauschte ich Geld und kaufte mir schließlich einen kleinen Rucksack, auch wenn ich kaum noch etwas hatte, daß ich hinein tun konnte. Auch eine neue Jacke besorgte ich mir. Damit war mein Geld schon fast wieder alle, doch ein erneuter Besuch beim Wechsler war nicht mehr möglich, sie hatten schon wieder zu. Ich traf Frank, der unterwegs war, um ein Telefon zu suchen. Er wollte unsere Heimflüge bestätigen lassen und außerdem Daltus über den Raub informieren. Tags zuvor hatte er kein Glück gehabt, doch heute kam er durch und platzte natürlich mit seinem Anruf direkt in eine Geburtstagsfeier. Er hatte natürlich ein tolles Geschenk. Wir beide gingen zum Mittagessen in eine kleine Pizzeria, doch leider waren die Pizzas nicht besonders gut, der Preis hingegen schon. Zur Mittagszeit war ich wieder zurück am Bus, doch lange blieb ich nicht dort. Erst sah ich mich in der näheren Umgebung um und krabbelte etwas durch das Buschwerk, später ging ich noch ein zweites Mal in die Stadt. Heute abend kochten wir zum zweitenmal Blumenkohl und es gab auch wieder Pudding, danach konnten wir ein seltsames Schauspiel erleben. Auf unserer Wiese hatten mehrere Familien den Abend verbracht und versuchten jetzt mit einem guten Dutzend Personen zwei Zelte aufzustellen. Mindestens eine Stunde brauchten sie, bis das Erste stand, es sah sehr abenteuerlich und nicht besonders standfest aus. Gegen Abend kam auch wieder Wind auf, die teilweise sehr starken Böen hatten eine starke Kraft. Wir waren gespannt wie die Zelte unserer Nachbarn die Nacht überstehen würden. Ich selbst hatte Schwierigkeiten beim Schlafen, ich hatte Angst, daß der Wind das Dach der nahen Laube abreißen würde und mir aufs Zelt schmeißen würde.

 

23. Tag

Morgens war ich überrascht, unser Regendach war verschwunden. Weil der Sturm in der Nacht zu stark geworden war, hatte Frank es sicherheitshalber im Dunkeln abgebaut. Eine verbogene Zeltstange hatten wir aber doch davongetragen, doch die ließ sich wieder geradebiegen. Unsere Nachbarn hatte es schlimmer getroffen, von ihren Zelten waren nur Trümmer übriggeblieben. Die Stimmung war dann auch dementsprechend. Heute machten wir mal wieder einen Ausflug mit dem Bus, der Hänger blieb aber auf dem Rasen stehen, wir wollten noch für eine dritte Übernachtung auf diesem Platz bleiben. Heute war Sonntag und wir wollten uns den Markt in Chichicastenango ansehen. Auf unserem Weg nahmen wir heute eine wesentlich bessere Straße als zwei Tage zuvor, unterwegs überquerten wir die Hauptstraße, die von Mexiko nach Guatemala City führt. Sie ist auch ein Teil der Panamericana. Wir fragten an einer Kreuzung nach dem Weg, eine Frau gab uns Auskunft und wollte dafür mitgenommen werden. Auch sie wollte den Markt besuchen. wir nahmen sie natürlich mit, auch wenn sie etwas streng roch. Die Gegend war sehr gebirgig, über Serpentinen ging viele Meter rauf und wieder runter. Vor der Stadt kamen wir an einer Militärsperre vorbei, durften aber nach der Identifizierung als Touristen passieren. Die Straßen waren im Ort sehr schmal und hatten hohe Randsteine, kaum angekommen mußten wir einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen, wir fuhren über ein vorstehendes Eisen und hatten unseren zweiten Platten. Frank fing an Ort und Stelle mit der Reparatur an, während wir drei uns den Markt ansehen sollten. Doch zuerst gingen wir in eine Wechselstube, um uns mit Qetzals einzudecken. Wir besichtigten ein reicht geschmücktes Stadttor und schlugen uns dann ins Gewühl des Marktes, der doch recht touristisch war. Es gab Masken, Kleidung und auch viele Dinge fürs tägliche Leben. Ich fand an einem kleinen Stand auch Macheten fürs tägliche Leben, für ein paar Mark kaufte ich eine für Andreas. Auch ein neues Schloß für mein Gepäck entdeckte ich hier, daß andere war bei dem Überfall verschwunden. Ich brachte das Messer zum Bus, während Jens und Sabine bei einer Kapelle auf mich warteten, Frank hatte schon das Rad gewechselt und wollte jetzt einen bewachten Parkplatz suchen. Ich kehrte inzwischen zu den anderen beiden zurück. Am Rand der Plaza stand die Kirche Santo Tomás, sie wurde auf den Stufen eines präkolumbianischen Tempels erbaut. Auf der Treppe wurde geopfert und Weihrauch geschwenkt, während ein Mann laute Reden über einen Lautsprecher von sich gab. Touristen sollten die Kirche nur über die Seitentür betreten, wir warfen aber nur einen kurzen Blick hinein. Hier stieß Frank wieder zu uns, er hatte immer noch seinen Blaumann an. Zu viert sahen wir uns noch einige Zeit um und gingen dann in ein Restaurant am Rande des Marktplatzes, wo wir im zweiten Stock etwas tranken. Hier hatte man einen guten Überblick über den Markt, auch wenn die aufdringlichen Schuhputzer etwas nervten. Wir kehrten jetzt zum Bus zurück, Frank hatte ein schönes Plätzchen nahe eines Abgrunds gefunden. Wir machten Mittag und fuhren bald darauf zum Atitlán-See zurück. In Panajachel suchten wir einen Reifenhändler, hatten aber kein Glück. Wieder zurück am Hotel fingen wir jetzt an, den Bus und den Anhänger sauber zu machen. Für die nächste Gruppe sollte er in einem guten Zustand sein. Am Abend gingen wir zum Essen ins Dorf, es gab mal wieder keinen Strom, weshalb auf jedem Tisch Kerzen standen. Dafür hatte man aber einen schönen Blick über den See und auch das Essen war recht gut. Ich hatte viel Hunger, doch als ich mir eine zweite Portion bestellen wollte, hatte die Küche leider schon zu. Wir spielten noch eine Runde Karten, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Heute war der Wind mal nicht so stark, so daß ich besser schlafen konnte.

 

24. Tag

Am heutigen Morgen wurde weiter der Bus geputzt. Auch die Matratzen wurden gelüftet und die Bettücher entfernt. Die letzte Nacht in Guatemala würden wir nicht mehr zelten, sondern in einem Hotel schlafen. Frank hatte ein Gästebuch, in das jeder von uns etwas hineingeschrieben hatte, natürlich überwogen die Kommentare zum Überfall. Als Bus und Anhänger blitzblank waren, machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Hauptstadt. Doch zuvor ketteten wir den Anhänger auf einem kleinen Parkplatz vor dem Hotel an einem Baum fest, wir nahmen ihn nicht mit. Unser Gepäck hatten wir zuvor wieder im Bus verstaut. Heute nahmen wir wieder die Straße vorm Vortag und nicht den schlechten Weg, den wir auf dem Herweg gefahren waren, er war zwar etwas länger, ersparte uns aber jede Menge Zeit und Nerven. Wir warfen noch einen letzten Blick auf die Vulkane um den Atitlán See und konzentrierten uns dann auf die Stadt Antigua, unser heutiges Ziel. Wir erreichten bald die Stadt am Fuß des großen Vulkans Agua und mußten uns dann bis zum zentralen Platz durchfragen. Frank setzte uns ab und fuhr wieder los, um eine Bleibe für die Nacht zu finden und auch neue Reifen zu kaufen. Wir sahen uns ein wenig um, suchten aber bald einen Platz für ein kleines Mittagessen. In einem kleinen Café nahmen wir Platz, doch ich fand nichts für mich in der Speisekarte und brach lieber bald wieder auf, um etwas zu finden, was mir besser mundete. Ich sah mir einige Restaurants an und nahm schließlich bei einem Chinesen Platz. Besonders gut war es zwar nicht, es sättigte aber. Dann wollte ich mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt ansehen, die zuerst die Hauptstadt des Landes gewesen und dann nach einigen großen Erdbeben aufgegeben wurde. Heute existierten von den vielen Klostern nur noch Ruinen, die meist nur wenig restauriert worden waren. Dafür wurde auch noch Eintritt verlangt, bei jedem Mauerrest gab es ein kleines Kassenhäuschen. Ich verkniff mir diese Besichtigungen, sondern sah mir lieber den großen Friedhof an, der doch ganz anders aussah, als Zuhause in Deutschland. Viele große Grabmäler standen hier weiß getüncht nebeneinander, an den abgelegenen Stellen gab es große Mengen von Etagengräbern. In den Mauern hatte jeder der ärmeren Toten etwa ein viertel Quadratmeter Platz für sich. Ich machte einen weiteren Rundgang durch die Stadt, doch besuchte ich nur die Ruinen der Kathedrale. Hier wurde versucht, durch einige Bauarbeiten den momentanen zustand zu erhalten. Die Krypta konnte man besichtigen, durch jahrhundertelangen Gebrauch von Fackeln waren die Statuen an den Wänden tiefschwarz geworden. Schließlich traf ich mich mit den beiden anderen wieder am zentralen Platz. Etwas später kam auch Frank und brachte uns zum Hotel, daß relativ zentral gelegen war. Hier konnten wir endlich mal wieder eine Dusche nehmen und uns danach etwas ausspannen. Beim Suchen nach neuen Reifen, war es bis zur Hauptstadt gefahren, die nur 30 Kilometer entfernt war. Er hatte mehrere neue Reifen gekauft und alte abgestoßen, so daß jetzt wieder alle Räder gleich groß waren. Abends gingen wir dann zum letzten Abendessen wieder ins Zentrum, bei mehreren Restaurants sahen wir uns die Speisekarten an, bis wir uns für einen Laden entschieden. Beim Essen bekam Frank sein Abschieds-T-Shirt, eines ohne Unterschriften, Jens hatte es tags zuvor in Chichicastenango gekauft. Ich hatte die Karten mitgenommen, bei ein paar Bieren spielten wir noch einige Zeitlang. Zum Hotel zurückgekehrt ging ich bald in die Falle, während Jens und Frank noch etwas im Freien blieben. Deshalb konnte ich auch rechtzeitig einschlafen, bevor mein Zimmernachbar mich durch sein Schnarchen wachhalten konnte. Frank schlief im Bus, die Erfahrungen hatten ihn etwas vorsichtiger gemacht.

 

25. Tag

Wir mußten nicht sehr früh am Flughafen sein, sondern hatten noch genug Zeit für ein ordentliches Frühstück. Zu Fuß gingen wir das Stück zur Plaza und besuchten das Lokal, in dem Sabine und Jens am Vortag gegessen hatten. Ich bestellte mir eine ordentliche Portion, denn ich wußte nicht, wann und wieviel es die nächste Zeit geben würde. Wieder zurück im Hotel verstauten wir die fertig gepackten Rucksäcke im Bus, mein Handgepäck war diesmal nicht der Rede wert. Wir fuhren jetzt das kurze Stück zur Hauptstadt und versuchten jetzt den Flughafen zu finden. Doch das war leichter gesagt als getan, der Weg zum einzigen internationalen Airport des Landes war praktisch nicht ausgeschildert. Wir kannten nur die ungefähre Lage und auch Erkundigungen bei Einheimischen brachten nicht viel, manche wußten nicht mal, daß es einen Flughafen gab. Doch nach einigen falschen Abzweigungen hatten wir ihn endlich gefunden, Frank ließ uns aussteigen und brachte den Bus zu einem bewachten Parkplatz. Die Schlange am Schalter von Iberia war noch recht kurz, wir kamen bald an die Reihe. Doch uns wurde leider mitgeteilt, daß unser Flug nicht direkt nach Madrid gehen würde, sondern eine Zwischenlandung in Miami machen würde. Das bedeutete, daß wir den Anschlußflug verpassen würden und damit gut 8 Stunden später in Frankfurt sein würden. Das mußte ich natürlich meinen Abholern melden, doch ist das Telefonieren von Guatemala aus sehr schwierig, ich beschloß von Miami aus anzurufen. Mit Frank warteten wir noch eine Zeitlang in einem Flughafencafé, kurz ging ich noch mal los, um ein T-Shirt zu kaufen. Meine waren ja alle abhanden gekommen. Dadurch wurde ich meine letzten Qetzals los. Wir verabschiedeten uns schließlich von Frank, er würde auf die nächste Gruppe warten, die am gleichen Abend ankam. Er versprach, die neuen Reisenden zu bitten, uns einige Fotos zu schicken, damit wir wenigstens etwas von Guatemala und Belize hätten. Der Flug nach Miami dauerte nicht lange, dafür war die Maschine auch nicht sehr groß, es war eine DC 9. Wir konnten nicht im Transitbereich bleiben sondern mußten einreisen, es ging zum Glück recht flott vonstatten. Deshalb konnte ich auch noch telefonieren, nachdem ich mich mit den amerikanischen Telefonkarten zurechtgefunden hatte. Es war auch höchste Zeit, daheim war es schon nach 10 Uhr. Wir hatten einige Stunden Aufenthalt und bekamen ein Abendessen für 15 Dollar von der Fluggesellschaft spendiert. Man konnte es sich am Buffet aussuchen, es war sehr reichlich und war kaum zu schaffen. Dafür war aber das Cola ungenießbar, es schmeckte fürchterlich nach Chlor. Nach dem Essen setzten wir uns in die Wartehalle und paßten abwechselnd auf das Gepäck auf, während jeder mal die Shops durchstöberte. Ich kaufte mir ein Buch, damit ich für den Heimflug eine Lektüre hatte und fing auch gleich mit dem Schmökern an. Kurz vor Mitternacht war es endlich Zeit, an Bord der 747 zu gehen, die uns über den Atlantik bringen sollte. Im Flugzeug nahm ich kein Essen zu mir, ich war noch sehr satt, nur eine Kleinigkeit zu Trinken ließ ich mir geben. Die meiste Zeit der Fluges aber schlief ich, auf diese Weise ging er auch schneller vorbei.

 

26. Tag

Bald nach dem Frühstück erreichten wir Madrid, aber natürlich nicht rechtzeitig genug für den Anschlußflug gegen 9 Uhr. Unsere neue Maschine würde nach 4 Uhr nachmittags starten, bis dahin war noch jede Menge Zeit. Mit Hilfe der Flugtickets bekam ich am hiesigen Iberiaschalter einen Gutschein für ein Mittagessen, wir nahmen es in einer nahen Cafeteria ein. Danach war es Zeit zu warten. Viel Ruhe bekamen wir aber nicht, eine Klasse von weiblichen amerikanischen Teenagern sorgte für Leben in der Wartehalle. Ich las eine Zeitlang und legte mich auch mal hin, so verging langsam die Zeit. Endlich betraten wir den Airbus nach Frankfurt, die ganze Schulklasse war natürlich auch an Bord. Am Golf von Biskaya entlang flogen wir nach Nordosten und erreichten unser Ziel, als es schon langsam dunkel wurde. Unsere Maschine dockte nicht am Terminal an, wir mußten über die Gangway aussteigen. Es war recht frisch in Deutschland, einige der Amerikaner packten sich ein, als ob sie in Alaska wären. Wie immer kam ich schnell durch den Zoll und wie immer dauerte das Warten auf das Gepäck am längsten. Endlich war es da und wir gingen durch die Paßkontrolle, wo schon Andreas und Mutti mit Samka warteten. Ich begrüßte sie und gab ihnen einen ersten Bericht. Dann verabschiedete ich mich von Jens und Sabine, die noch einen weiten Weg bis Düsseldorf, bzw. Hamburg hatten. Wir fuhren flott heim, damit wir noch rechtzeitig zur Gesangstunde in Hasselbach sein würden.