Reise mit Daltus: www.daltus.de
Indien - Nepal

1. Tag 1.1.1996
Nach einer verkürzten Sylvesterfeier war morgens
schon um 9 Uhr Wecken. Ich wollte mich vor der Reise nämlich erst noch
von den Verwandten verabschieden. Um 11 Uhr fuhr ich mit den Eltern
zum Flughafen. Dort traf ich schon bald Martina und Karin aus dem Frankfurter
Raum. Etwas später kamen noch Dorit, Marion, Birgit und Regina hinzu.
Beim Einschecken hatten wir Glück und bekamen Plätze in der Business-Klasse,
nur Regina kam zu den Touristen. Zum ersten Mal saß ich derart nobel
im Obergeschoß eines Jumbo. Als Geschenk bekamen wir hier ein Täschchen
mit Zahnbürste, Rasierer und Duftwässerchen, außerdem gab es noch eine
CD mit klassischer Musik. Kurz nach halb 3 Uhr war der Start und bald
kam Regina hoch und setzte sich auf den noch freien Platz neben mir.
Sie wollte gerne beim Rest der Gruppe sein. Schon bald darauf gab es
das erste indische Essen, auch wenn das Lamm das gereicht wurde, nichts
Besonderes war. Obwohl es noch hell war fing im Flugzeug die Nacht an,
es gab bald 2 Filme zu sehen. Ich stellte sicherheitshalber meine Uhr
schon mal um 4,5 Stunden vor. Nach indischer Zeit war es schon 1 Uhr
nachts, als das Abendessen serviert wurde. Wieder aß ich indisch, diesmal
gab es Riesengarnelen, ich schaffte alle 4, obwohl ich mir aus Fisch
ja sonst nichts mache. Um halb 3 Uhr nachts landeten wir in Delhi, als
Business-Klasse durften wir zuerst aussteigen, mußten aber ziemlich
lange auf unser Gepäck warten. Hubert unser Reiseleiter holte uns ab,
mit einem gemieteten Bus fuhren wir in einer halben Stunde zum Tourist-Camp
in Delhi. Ab 4 Uhr hatten wir dann noch etwas Zeit zum Schlafen, auch
wenn es mir anfangs Mühe machte und ich wegen des Straßenlärms Ohrstöpsel
benutzen mußte.
2. Tag
Nach einer viel zu kurzen Nacht und wenig Schlaf
war um halb 9 Uhr wecken. Die Duschen waren sehr rustikal und das Frühstück
recht einfach. Hubert gab uns anschließend einen kurzen Abriß der Reise,
es gab ein allgemeines Vorstellen, dann konnte jeder machen, was er
wollte. Die 7 Neulinge zogen zusammen los, zu Fuß in Richtung Rotes
Fort. Der Weg durch das alte Delhi war ein Kulturschock ersten Ranges,
die Enge, die vielen Menschen, der Schmutz und die teilweise unglaubliche
Armut brachen über uns herein. Nach einem längeren Fußmarsch erreichten
wir das Fort, im Inneren war es etwas ruhiger, eine Wohltat nach den
lauten und stickigen Straßen. Leider befand sich die ganze Anlage in
einem ruinösen Zustand, die Gebäude waren schon vor langer Zeit von
den meisten ihrer wertvollen Einlegearbeiten beraubt worden. Viel war
nicht geblieben von der einstigen Pracht. Weiter liefen wir zur Jamir
Masjid, einer großen Moschee. Dort mußten wir eine gute halbe Stunde
draußen warten, es war gerade Mittagsgebet. Schließlich blieben unsere
Schuhe draußen, der Rest durfte hinein. Wir liefen etwas herum und machten
einige Fotos, dann wollten wir eines der Minarette besteigen. Hier mußte
Eintritt bezahlt werden, auch eine extra Fotografiergebühr war zu entrichten.
Eine Engländerin schloß sich uns an, denn Frauen durften ohne männliche
Begleitung hier nicht rauf. Auf der kleinen oberen Plattform mit viel
zu niedrigem Geländer drängten sich dann eindeutig zu viele Menschen,
so daß mir schnell Angst und Bange wurde und ich meinen Weg über die
finstere Treppe wieder hinab suchte. Wieder auf der Straße besorgten
wir uns 3 Fahrradrikschas für 7 Personen und ließen uns nach dem Aushandeln
des Preises zum Connaught Platz fahren. Bei einer Rikscha gab es nach
dem Aussteigen Streit wegen der Bezahlung, der aber bald geschlichtet
war. Hier im neuen Teil von Delhi waren Straßen und Plätze viel weitläufiger,
es war auch nicht ganz so dreckig. Im Restaurant Embassy aßen wir eine
Kleinigkeit, dann trennte sich Hubert, der uns hier getroffen hatte,
zusammen mit Regina von uns. Der Rest von uns ging Geldwechseln und
suchte nachher den staatlichen Laden mit den festen Preisen. Dazu brauchten
wir etwas länger, denn das Geschäft hatte inzwischen seinen Standort
gewechselt. Wir hatten hier nicht viel Zeit, um 6 Uhr war Ladenschluß,
danach schlenderten wir wieder zurück zum Embassy. Unterwegs kauften
die Mädels noch einigen Krimskrams bei verschiedenen Straßenhändlern.
Die ganze Gruppe aß dann gemeinsam zu Abend, es schmeckte wirklich nicht
schlecht. Hubert bezahlte alles aus der Küchenkasse, in die jeder 250
Mark eingezahlt hatte. Im Dunkeln liefen wir dann die halbe Stunde zum
Tourist-Camp zurück. Es ging an Brettersiedlungen vorbei, in denen die
Rikschamänner lebten. Viele Leute schliefen sogar auf der Straße. Um
10 Uhr waren wir endlich am Camp und alle waren rechtschaffen müde.
3. Tag
Um halb 7 Uhr klingelte mein Wecker, ich hörte
ihn kaum wegen des starken Straßenverkehrs. Die neuen Mitreisenden brauchten
etwas länger zum Aufstehen, während die alten Hasen Cordula und Monika
schnell bei der Sache waren. Um viertel nach 7 sollte Frühstück sein,
es wurde dann aber doch etwas später. Bis alles gepackt und wir abfahrbereit
waren, war schon 9 Uhr vorbei. Die Fahrt aus der Stadt hinaus dauerte
recht lange, wir kamen an vielen Wellblechsiedlungen vorbei, dir rund
um das Zentrum wucherten. Hier lebten viele tausend Menschen in für
uns unglaublich armen Verhältnissen, manche hatten nur einen Platz auf
der Straße. Endlich gab es links und rechts nur noch Felder und auf
einer recht holprigen Landstraße suchten wir den Weg in Richtung Agra.
Das Leben der Menschen hier spielte sich zum größten Teil vor den ärmlichen
Hütten ab, auf der Straße waren viele Lastwagen unterwegs, auch Traktoren,
Fuhrwerke und Fußgänger. Keiner hielt sich an irgendwelche Verkehrsregeln
und auch unser Hubert machte darin keine Ausnahme. Hier galt das Recht
der höheren PS-Zahl. Viele Männer konnte man beobachten, die sich auf
einfachen Liegen die Zeit vertrieben, während die wenigen Frauen, die
man zu Gesicht bekam, zwar meist farbenfroh gekleidet waren, jedoch
praktisch immer mit irgendeiner Arbeit beschäftigt waren. Einige Zeit
vor Agra bogen wir ab nach Bharatpur, die Straße wurde jetzt wesentlich
schlechter. Einmal kam uns sogar ein Lastwagen so nahe, daß er den Außenspiegel
rammte, wodurch das Glas herausfiel. Zum Glück blieb der Spiegel heil
und Hubert konnte ihn schnell wieder einsetzen. In der Stadt angekommen,
suchten wir Quartier vor einem Hotel, wo wir Dusche und Waschgelegenheit
mitbenutzen durften. Fahrräder waren hier auch zu mieten, mit ihnen
machte sich die ganze Gruppe auf zum nahegelegenen Keoladeo Ghana Bird
Sanctuary. Das ist ein Nationalpark mit zwei großen seichten Seen, wo
viele Vogelarten zu Hause sind. Einige Kilometer radelten wir durch
den Park und vergaßen auch nicht, fleißig Fotos zu schießen. Bis dann
die Sonne unterging und sich alle wieder langsam auf den Heimweg machten.
Als die ersten zum Bus zurück kamen, war von Hubert noch nichts zu sehen,
das Fahrzeug war verschlossen. Also fuhren wir wieder los, um auf ihn
zu warten. Nach und nach tauchte die ganze Gruppe auf, nur Hubert nicht.
Auch am Park fand ich ihn nicht. Nach längerem fruchtlosem Warten fuhren
wir wieder zum Bus. Mir war kalt, deshalb legte ich mich in meinen Schlafsack,
während die anderen sich später zum Aufwärmen ins Hotelrestaurant setzten.
Endlich kam unser Reiseleiter, er hatte Essen eingekauft, damit heute
gekocht werden konnte. Es gab Gemüseeintopf mit vielen Sorten Gemüse,
außerdem Obstsalat. Nach dem Aufräumen mußte erst mein Bericht erledigt
werden, danach hatte ich noch Muße für eine Rasur. Es war etwas schwierig,
denn wegen Lichtmangel mußte die Taschenlampe zur Kontrolle eingesetzt
werden.
4. Tag
Der Tag begann klamm und neblig, alle Gegenstände
waren feucht und außerdem war es kalt. Duschen mußte ich im Dunkeln,
denn wieder gab es kein Licht. Dafür hatte ich aber Wasser und zwar
kaltes, nachdem ich den Duschkopf abgeschraubt hatte, dessen verstopfte
Poren nichts hindurchließen. Nach dem Frühstück fuhren wir nach Fatepur
Sikri, einer 400 Jahre alten Ruinenstadt. Ihr sah man ihr Alter aber
nicht an, sie war insgesamt nur kurze Zeit bewohnt gewesen. Die große
Moschee und der Palast waren aus riesigen Sandsteinblöcken errichtet
worden, im Eingangsbogen der Moschee sah man mehrere mächtige Bienenwaben.
Als wir hier ankamen, begann sich der Nebel gerade langsam zu lichten.
Zum Ausziehen der Schuhe war es zu kühl, deshalb war es möglich, mit
Stoffüberschuhen an den Füßen einzutreten. Bei der Besichtigung des
Palastes hatten wir dann den schönsten Sonnenschein. Wieder am Bus wehrten
wir die vielen Straßenhändler ab und fuhren bald weiter nach Agra. Am
frühen Nachmittag erreichten wir das Highway Inn in der Stadt, wo wir
für heute blieben. Die Mädels hatten alle irgendwie keine rechte Lust
und es dauerte einige Zeit, bis sie für eine Stadtbesichtigung soweit
waren. Mit 7 Personen quetschten wir uns in eine Motorrikscha, die uns
zum Roten Fort von Agra brachte, dem zweiten auf der Tour. Dieses Fort
war schöner als jenes in Delhi, besonders schön war, daß man hier schon
einen Blick auf das ein gutes Stück entfernt liegende Taj Mahal werfen
konnte. Kurz vor 3 Uhr gingen wir dann durch einen Park zum Grabmal
hinüber. Bei einer Pause unterwegs nervten die indischen Männer durch
ihre Aufdringlichkeit, weshalb wir uns bald wieder auf den Weg machten.
An der Kasse gab es zwei Schalter, jeweils einen für Männlein und Weiblein.
Meine Damen stellten sich an ihrer Seite an, wo es leer war, brachten
mir aber keine Karte mit, weshalb ich mich selbst eine längere Zeit
anstellen mußte. Vor dem Eintritt in den eigentlich Grabmalbereich gab
es noch eine zweite Schlange, die aber zügig vorankam. Hier kontrollierten
Wachen jeden Besucher, sie schauten in die Rücksäcke und Taschen. Walkmans
und Stative waren nicht erlaubt und mußten draußen abgegeben werden.
Eine Menge Besucher waren auf dem Areal, die meisten auf der marmorenen
Plattform, die man nicht mit Schuhen betreten durfte. Man durfte auch
ins Innere des Gebäudes, doch waren in der Düsternis und durch die Marmorgitter
die leeren Sarkophage des Maharadjas und seiner Lieblingsfrau kaum zu
sehen. Trotz eines Verbots wurde draußen fleißig fotografiert, nach
einem Rundgang ließen wir das Panorama eine gute Stunde auf uns wirken.
Langsam ging die Sonne unter und der Marmor änderte seine Farbe von
Weiß nach Perlmutt. Die ganze Reisegesellschaft trudelte nach und nach
ein, um 5 Uhr gingen die anderen los, ich blieb noch. Ich hatte jetzt
noch Muße, meinen Bericht zu schreiben, als einige Zeit später eine
indische Familie sich meinen Hut auslieh, um sich gegenseitig mit ihm
zu fotografieren. Keine Ahnung was an dem Teil so besonders ist. Leider
wird das Taj Mahal nachts nicht angestrahlt, deshalb war kurz nach 6
Uhr kaum noch etwas zu sehen. Bevor ich eine Motorrikscha zum Camp nahm,
kaufte ich Postkarten und eine kleine Statue des Elefantengottes Ganesh.
Als alle schließlich am Bus angekommen waren, gingen wir gegen halb
8 Uhr los, um das Abendessen in einem Restaurant zu nehmen. Das Essen
war gut und weil ich 2 Gerichte aß, wurde ich auch satt. Ich machte
mir das während der Reise zur lieben Gewohnheit. Es war schon spät,
als wir am Lage ankamen und schon bald lagen alle in ihren Zelten.
5. Tag
Morgens um 5 Uhr kam Thomas, der letzte Mitreisende,
mit dem Taxi aus Delhi. Er hatte die letzten Tage am Strand in Goa verbracht.
Für ihn wäre es der dritte Aufenthalt in Delhi während der Reise gewesen
und das hatte ihn verständlicherweise nicht besonders gereizt. Früh
verließen wir Agra, um in Richtung Varanasi weiter zu fahren. Da wir
diese Strecke nicht an einem Tag schaffen konnten, war geplant, in Lucknow
zu übernachten. Wegen der schlechten Straßen kamen wir nur langsam voran,
die Fahrt war eine einzige Rüttelei. Trotzdem war es im Bus ziemlich
ruhig, die meisten Passagiere verschliefen den Tag. Doch auch während
der Wachphasen gab es einiges zu sehen. Neben endlosen, sehr ordentlichen
Ackerbaugebieten fuhren wir durch schmuddelige kleine Ortschaften. Hier
lebten die Menschen teils in abbruchreifen Backsteinhäusern, oft auch
nur in Lehmhütten, meist waren die Dächer mit Stroh gedeckt. In vielen
winzigen Bretterverschlägen boten Händler ihre Waren an, schnitten Haare
oder verrichteten andere handwerkliche Arbeiten. Sobald wir auch nur
kurz anhielten, bildete sich sofort eine Menschenmenge um den Bus, die
besonders die Insassen begaffte. Oft lagen am Wegesrand Tierkadaver,
bei den Rindern war die Haut abgezogen, an einem toten Pferd tat sich
gerade ein Hund gütlich. Bei einem kurzen Halt kaufte Hubert Obst ein,
etwas später machten wir in der Nähe einer Ortschaft unsere Mittagspause.
Kaum hatten wir die Tische aufgestellt, waren auch schon die ersten
Inder da. Mit der Zeit kamen immer mehr aus dem Dorf, allerdings nur
Männer und Kinder. Anfangs noch scheu, wurden sie mit der Zeit immer
dreister, wir beeilten uns schließlich, wieder fort zu kommen. Hubert
teilte uns bald darauf mit, daß wir es nicht mehr bis Lucknow schaffen
würden. Deshalb schlug er vor, heute in Kanpur am Ganges zu übernachten.
Es war dunkel, als wir ankamen, wir hatten an diesem Tag kaum 300 Kilometer
geschafft. Trotz längerem Suchen fanden wir in der Stadt keinen Standplatz
für unseren Bus, wir mußten in einem Hotel 3 Zimmer nehmen. Leider standen
jeweils nur 3 Betten drin. In einem großen Raum wurden Tische und Stühle
aufgestellt und wir durften uns etwas zu Essen bestellen. Obwohl wir
etwas skeptisch waren, erwies sich das Essen als recht gut und reichlich,
einige waren so verhungert, daß ich sogar einen Teil von mir abgab,
was sonst praktisch nie vorkommt. Meist bin ich derjenige, der bei den
anderen abstaubt. Mit Monika und Thomas bezog ich dann eins der Zimmer,
ein weiteres teilten sich 4 Mädels und Hubert schlief im Bus. Er wollte
sichergehen, das am nächsten Tag noch alles da war.
6. Tag
Ich hatte den Wecker auf 10 Minuten vor 5 Uhr
gestellt und die ruhige Nacht ging viel zu schnell vorbei. Die anderen
beiden Zimmer mußte ich auch wecken, denn sonst hatte seltsamerweise
keiner einen Wecker dabei. Wir mußten uns sputen, schon um halb 7 Uhr
war die Abfahrt geplant. Fast pünktlich fuhren wir los, wir wollten
heute unbedingt noch die Strecke bis Varanasi hinter uns bringen. Deshalb
war das Frühstück auch erst für unterwegs geplant, sobald es hell geworden
war. Die ersten Stunden schliefen fast alle, doch als es etwas zu Essen
gab, waren sie schnell wieder wach. Sowohl beim Frühstück als auch später
beim Mittagessen dauerte es nicht lange, bis sich eine größere Menschenmenge
ansammelte, glücklicherweise waren sie nicht sehr aufdringlich, sondern
starrten uns nur groß an. Auf unserem Weg war heute nur eine größere
Stadt, mit Namen Allahabad, ansonsten kamen wir nur durch kleinere Ortschaften.
In der Stadt kaufte Hubert wieder Gemüse und Obst ein, der Bus stand
in dieser Zeit auf dem Markt in einem unglaublichen Gedränge. Nach der
Mittagspause hielten wir einige Zeit später noch mal in einem Ort, wo
es eine Art Reparaturwerkstatt für Lastwagen gab. Die Halterung vom
Auspuff hatte sich gelöst und Hubert ließ sie behelfsmäßig festschweißen.
Einen kurzen Fotostopp legten wir an einem Tierkadaver ein, wo Dutzende
von Geiern ihren Hunger stillten. Bei einem zweiten toten Tier gab es
dann nur eine Pinkelpause, die Hunde und Raben, die hier am Fressen
waren, waren nicht so fotogen. Nach dem letzten Stopp setzte ich mich
zu Hubert und Thomas ins Cockpit, Monika hatte sich mit Magenschmerzen
in den Bus gelegt. Als wir in Varanasi ankamen, war es schon dunkel,
am Hotel Paris machten wir Station. Wir mieteten hier ein Zimmer mit
Dusche und WC, ansonsten wurden zum Schlafen die Zelte benutzt. Als
Abendessen gab es prima Nudeln mit Tomatensoße, viel blieb davon nicht
übrig. Cordula und Birgit ging es heute auch nicht so besonders, deshalb
bezogen sie die Betten in unserem Hotelzimmer. Dafür hatten sie dann
das Glück, den nächtlichen Durchgangsverkehr zur Toilette über sich
ergehen zu lassen.
7. Tag
In dieser Nacht wurde ich wieder schwer von
Mücken gepiesackt, erst nach einer reichlichen Einreibung mit Autan
hörte das Jucken auf. Um halb 6 Uhr wollten fast alle geweckt werden,
natürlich ließ ich mich breitschlagen, das zu übernehmen. Später wunderte
ich mich dann, wieso wir doch erst um 8 Uhr vom Camp wegkamen. Bis dahin
wurde nämlich eigentlich nur Zeit vertrödelt. Mit Motorrikschas fuhren
wir zu den Ghats, den hinduistischen Wasch- und Badeplätzen am Ganges.
Es war noch nicht viel los am Ufer, doch schon versuchten die selbsternannten
Guides uns in alle möglichen Richtungen zu drängen. Wir machten eine
Bootsfahrt auf dem Fluß, mußten aber schon beim Einsteigen mehrere Male
umsteigen, bis alle schließlich in einem Boot saßen. Langsam wurden
wir flußaufwärts gerudert, vorbei an den verschiedenen Ghats, wo die
gläubigen Hindus sich und ihre Klamotten säuberten. Die Männer waren
dabei in Unterhosen, während die Frauen in vollständiger Kleidung ins
Wasser stiegen. Manche schwammen auch in diesem unglaublich dreckigen
Fluß, wo schon das Zuschauen genügte, um sich alle möglichen Krankheiten
zu holen. An der oberen Leichenverbrennungsstätte wurde gewendet, dann
ging es flußabwärts bis zu den unteren Scheiterhaufen. Hier warteten
schon einige in bunte Gewänder gehüllte Leichen aufs Feuer. Wieder am
Ufer suchten wir uns den Weg zu Fuß zum Verbrennungsplatz, um uns das
Schauspiel aus der Nähe anzusehen. Es war nicht leicht die Richtung
zu halten, es ging über kaum meterbreite Straßen zwischen mehrstöckigen
Häusern hindurch. Überall lag Abfall und Kot von den Kühen, denen man
auf Schritt und Tritt begegnete. Motorräder waren hier unterwegs und
Menschen aller Altersklassen. Einige Leprakranke waren uns bettelnd
in die Gassen gefolgt, sie wurden wir erst nach einiger Zeit los. Endlich
kamen wir zu einem Haus nahe des Flusses, wo wir von einem Balkon einen
guten Blick hinab auf die Scheiterhaufen unter uns hatten. Auf der einen
Seite wurde Holz gewogen und gehackt, auf der anderen die Leichen zwischengelagert.
Eine Frau sollte gerade verbrannt werden, doch wollte sie in der halben
Stunde unseres Aufenthaltes kein Feuer fangen. Etwas später kam noch
eine zweite hinzu. Nach 30 Minuten wurden wir aufgefordert zu gehen,
was manche von uns auch gerne taten. Wir wollten uns jetzt den goldenen
Tempel der Hindus ansehen, der in diesem Viertel sehr versteckt lag.
Als Nichthindu darf man ihn zwar nicht betreten, doch ist es möglich,
von den umgebenden Häusern einen Blick auf ihn zu werfen. Ein Mann bat
uns unentgeltlich auf seinen Balkon zu kommen, dafür sollten wir dann
anschließend seine Seide begutachten. Der Ausblick auf den Tempel war
nicht sehr interessant und es gab auch keinen, der etwas von der Seide
kaufte. Daraufhin verlangte er plötzlich von jedem von uns Geld für
die Fotos, die wir geschossen hatten. Wir lachten ihn aus und machten,
das wir wegkamen. In einem winzigen Lokal mit einer Toilette auf der
anderen Straßenseite aßen und tranken wir jetzt eine Kleinigkeit, dann
verabschiedete Hubert sich von uns. Thomas und Monika hatten sich schon
früher abgeseilt. Auf Anfragen führte uns der Wirt durch einige enge
Gassen zu einem Lager, wo uns wieder jede Menge Seide gezeigt wurde.
Nur Regina und ich kauften je ein Stück, dann ging es weiter. Wir wollten
jetzt zum Chowk-Bazaar, den Chowk, einen Platz fanden wir leicht, den
Markt aber erst nach einigem Fragen. Doch gab es dort kaum etwas Interessantes
zu entdecken. Also entschlossen wir uns nach Sarnath zu fahren, einer
alten buddhistischen Pilgerstätte. Hier soll Buddha einst selbst gepredigt
haben. Leider stehen dort heute nur noch wenige Ruinen, die aber von
Pilgern trotzdem gerne besucht werden. Die Fahrt hin und zurück dauert
jeweils etwa eine halbe Stunde, 4 Leute bezahlten dafür nicht mal 4
Mark. Obwohl Aggressivität bei den Asiaten verpönt ist, konnten wir
hier an diesem heiligen Platz eine tolle Prügelei beobachten, bei der
auch Holzstöcke eingesetzt wurden. Relativ früh waren wir wieder am
Bus und hatten jetzt noch genug Zeit bis halb 8 Uhr abends, erst dann
wollten wir zum Essen gehen. Ich hatte jetzt die Muße, mal Zuhause anzurufen,
die 400 Rupien die ich für das 3-Minuten-Gespräch bezahlte, waren aber
viel zu teuer. Es blieb deshalb mein einziger Anruf während dieser Reise
nach Deutschland. Während unseres Essens im Hotelrestaurant gab es 2
Stromausfälle, ansonsten war alles in Ordnung. Ich konnte auch im Dunkeln
weiteressen, hatte ich doch meine Taschenlampe dabei. In manchen Ländern
muß man halt auf alles vorbereitet sein. Nachher schauten wir noch in
den hoteleigenen Stoffladen hinein, doch obwohl es hier einige schöne
Stücke gab, kauften wir nichts, der Inhaber ließ nämlich überhaupt nicht
mit sich handeln. Heute Abend wurde zum ersten Mal eine Runde Uno gespielt,
das wurde später zu einer regelmäßigen Einrichtung.
8. Tag
Wieder waren wir sehr früh auf den Beinen,
denn eine lange Fahrstrecke lag heute vor uns. Schon kurz nach 7 Uhr
waren wir unterwegs. Den größten Teil des Tages verschlief ich, denn
die Landschaft und die Art der Dörfer änderte sich nicht. Wenn sich
etwas änderte, dann nicht zum Besseren. Mir kam es so vor, daß je weiter
wir nach Norden in die Nähe der nepalesischen Grenze kamen, die Lehmhütten
immer mehr zunahmen. An ungebetene Gäste zur Mittagszeit hatten wir
uns schon gewöhnt, zum Glück hielten sie einen gewissen Abstand. Die
Straßen waren sehr schlecht und in den ersten beiden Stunden schafften
wir kaum mehr als 50 Kilometer. Sie wurden auch später nicht besser
und bis zum Abend hatten wir nur etwa 230 Kilometer Strecke zurückgelegt.
In Gurakhpur überholten wir auf der Hauptstraße einen Elefanten, er
war erst der zweite, den wir auf der ganzen Reise bisher zu sehen bekommen
hatten. Mehr bekamen wir in Indien auch nicht zu Gesicht. Nach einer
Pinkelpause wären wir fast nur noch 10 Personen gewesen, denn beim Losfahren
war Regina noch nicht im Bus. Ein Stück weiter hinten kam sie aber angerannt,
sie hatte sich wieder ein sehr entlegenes Plätzchen ausgesucht. Hinter
Gharakpur wurde es sehr schnell dunkel, schon kurz nach 6 Uhr abends
war es stockfinster. Allerdings waren wir da noch gut 80 Kilometer von
der Grenze entfernt. Wegen der indischen Verkehrsverhältnisse ist es
nicht ratsam, nachts zu fahren, aufkommender Nebel, nur mit Fernlicht
fahrende Fahrzeuge oder unbeleuchtete Fußgänger, Motorradfahrer und
Ochsenkarren machen die Straßen zu gefährlich. Hubert entschloß sich,
bei der nächsten Möglichkeit zu halten und das war eine Tankstelle an
der Straße. Erstmals bestanden für uns die hygienischen Verhältnisse
nur aus Buschtoiletten in den nahen Feldern. Taschenlampen waren hierfür
sehr wichtig. Beim Kochen standen wieder jede Menge Leute um uns herum,
eine Viertelstunde später beim Essen waren sie aber alle verschwunden.
Es gab wieder Nudeln, diesmal aber mit Blumenkohl. Bald darauf waren
die Zaungäste wieder da. Beim Kartenspiel schauten sie noch eine Weile
zu, aber nach 10 Uhr leerte es sich zusehends.
9. Tag
Morgens war es saukalt. Wieder war um 6 Uhr
die Abfahrt, weil wir heute bis Pokhara fahren wollten. doch unterschätzten
wir die nepalesischen Straßen. Um viertel vor 6 Uhr gab es Frühstück,
doch Kälte und fehlende Waschgelegenheit hielten einige in den Zelten.
Es war schon hell, als wir alles eingepackt hatten und abfahrbereit
waren. Wunderbarerweise war die Straße von hier bis zur Grenze recht
gut und schon kurz nach 8 Uhr erreichten wir den Grenzort Sonauli. Hubert
sammelte die Reisepässe ein, denn es mußten Visa beantragt werden. Einige
Zeit später fuhren wir ein Stück hinter den ersten Schlagbaum und waren
damit aus Indien ausgereist. Jetzt gingen die Einreiseformalitäten los.
Für die Visaanträge waren Fotos nötig, nur hatten Regina und ich keine
dabei, vielleicht hätte Daltus solche Details in die Vorbereitungsbroschüre
schreiben sollen. Hubert löste das Problem bei den Beamten durch ein
Trinkgeld von 10 Dollar zusätzlich zu den 15 Dollar Einreisegebühr pro
Person. Auf dieser Seite der Grenze hieß der Ort Belahiya, wir durchfuhren
die zweite Schranke nach insgesamt 3 Stunden Aufenthalt. Komischerweise
kümmerten sich Passanten, Rikscha- und Lastwagenfahrer kaum um irgendwelche
Formalitäten, sie gingen und fuhren einfach so durch. Wir machten auch,
daß wir weiter kamen und es ging jetzt noch gut 25 Kilometer durch Flachland.
Plötzlich ragten die ersten Ausläufer der Himalaja vor uns auf. Kaum
ging es bergauf, fing eine endlose Baustelle an und unsere Geschwindigkeit
sank auf 10 Stundenkilometer ab. Stundenlang schaukelten wir die Berge
hinauf, immer nahe am Abgrund und auf Straßen ohne jede Befestigung.
Bald war klar, daß wir Pokhara heute nicht mehr erreichen würden. Nach
einem ersten Paß lief es etwas besser und nach einigen zusätzlichen
Kilometern machten wir Mittag. Auch die Nepalis schauten uns hierbei
zu, jedoch hielten sie einen respektvollen Abstand und setzten sich
zum Touristenanschauen auch hin. Wir versuchten, heute noch möglichst
viele Kilometer zurückzulegen und hielten nur noch einmal in einer kleinen
Ortschaft, um etwas zu Essen einzukaufen. Wieder war es um 6 Uhr dunkel,
doch heute legten wir noch eine Strecke zurück, bis wir an einer Brücke
ein freies und einsames Plätzchen zum Übernachten fanden. Bis auf gelegentliche
Lastwagen war es sehr ruhig. Als Abendbrot gab es Reis mit Gemüse und
Obstsalat. Danach vertrieb man sich mit Spülen oder Uno die Zeit.
10. Tag
Schon wieder war um 5 Uhr die Nacht zu Ende.
Durch meine Mitreisenden hatte ich sowieso zuwenig Schlaf bekommen,
denn ihr Hin- und Hergerenne war diesmal besonders auffällig gewesen.
Nach dem Frühstück standen heute die letzten 95 Kilometer nach Pokhara
auf dem Programm. Kaum 5 Minuten nach der Abfahrt kamen wir an einer
Ortschaft vorbei, ich hatte am Morgen schon von weitem Hunde bellen
hören. Zuerst war die Luft klar, wir waren auch ziemlich hoch, doch
je tiefer wir kamen, desto dichter wurde der Nebel. Mit unserem Platz
für die Übernachtung hatten wir Glück gehabt, an dieser geschützten
Stelle war die Temperatur nicht stark gefallen. Erst nach 11 Uhr wurde
die Sonne stark genug, den Nebel aufzulösen, vorher fuhren wir langsam
durch eine trübe Suppe. Wir hatten jetzt 50 Kilometer hinter uns und
bei einem Stopp zwischen den Reisterrassen sahen wir schon weit voraus
das Anapurna-Massiv zwischen den Hügeln hervorschauen. Die Straße wurde
jetzt etwas besser und schon kurz nach 1 Uhr erreichten wir Pokhara.
Auf dem Weg zum Camping-Platz kauften wir in einer German-Bakery noch
Vollkornbrot, Käsekuchen und Apfelstrudel ein, danach fanden wir eine
Zeitlang unser Ziel nicht. Nach einem Imbiß, wobei die schimmeligen
Teile des Brotes abgeschnitten wurden, hatten wir bis 6 Uhr Zeit für
uns. Wir bummelten in kleinen Gruppen durch das Touristenviertel und
tauschten als erstes in einer Wechselstube die restlichen indischen
in nepalesische Rupien um. Dabei fiel uns eine einsame Tasche auf, die
niemandem zu gehören schien. Ein Griff hinein förderte einen deutschen
Reisepaß zutage, er gehörte natürlich Regina. Auch alle sonstigen wichtigen
Papiere waren drinnen. Natürlich nahmen wir die Tasche mit und waren
schon einige Zeit wieder unterwegs, als plötzlich jemand wie der Blitz
in die Wechselstube raste. Natürlich Regina auf der Suche nach ihrer
Tasche. Wir konnten sie beruhigen und gleich machte sie sich wieder
auf zum Shopping. Ich kaufte Postkarten und ein tibetanisches Meditationsbild,
einen sogenannten Mandala, nur bei den Briefmarken hatte ich vorerst
Pech. Wieder am Bus angekommen, mußte Hubert uns leider mitteilen, daß
das Trekking erst am 12. stattfinden würde, am folgenden Tag, dem 11.
Januar war nämlich in Nepal Nationalfeiertag. Deshalb wären alle Büros
zu und keine Trekkingpermits zu bekommen. Ohne diese Papiere darf man
nicht zu einer längeren Wanderung aufbrechen. Wir gingen jetzt essen
und in einem richtigen Lokal gab es echte Steaks. Sie schmeckten sogar,
obwohl sie bestimmt von einer heiligen Kuh stammten. Um 10 Uhr abends
verließen wir als letzte Gäste den Laden, weit und breit war nichts
mehr los. Ich freute mich auf die erste Dusche seit 3 Tagen, danach
saß ich bis 12 Uhr an meinem Reisebericht. Eine anschließende Kartenrunde
im Bus, draußen war es zu kalt, bewirkte daß es fast 1 Uhr wurde, bis
ich in den Schlafsack kam.
11. Tag
Um 6 Uhr weckte ich Regina, die uns heute verließ.
Über Kathmandu und Delhi flog sie in Richtung Heimat, sie hatte nur
für 2 Wochen gebucht. Ich hörte noch, wie sie Hubert weckte, dann war
sie weg. Heute stand ich erst um 8 Uhr auf, genau richtig zum Frühstück.
Nachher gingen wir noch bis halb 11 Uhr in die Shops, doch kaufte ich
nur eine Wanderkarte und Briefmarken. Danach wollten wir eine kleine
Fahrradtour machen. Bis Hubert eintrudelte dauerte es noch, und bis
alle sich für 50 Rupien Fahrräder geliehen hatten, war es schon 1 Uhr.
Zuerst kamen wir nicht richtig vom Fleck, Cordula hatte Schwierigkeiten
mit ihrem Mountainbike, nach einiger Zeit hatte sie die Schaltung kapiert
und wir kamen flott voran. Auf der Straße nach Kathmandu fuhren wir
einige Kilometer, bis dann eine Seitenstraße zum Begnassee führte. Dort
ruhten wir eine Stunde aus und bewunderten die Landschaft, leider war
das Anapurna-Massiv wegen starker Bewölkung nicht zu sehen. Endlich
machten wir uns wieder auf den Heimweg. Thomas und ich fuhren vorneweg
und verpaßten eine Abzweigung, deshalb verloren wir 10 Minuten. Als
wir wieder richtig fuhren, war Monika schon vorbei. Wir zwei setzten
uns in ein Restaurant am Straßenrand, aßen eine Kleinigkeit und warteten
auf die anderen. Sie kamen einige Zeit später vorbei. Wieder am Campingplatz
trafen wir nur Monika, zu dritt gingen wir Kaffee trinken. Um 7 Uhr
abends waren wir wieder am Bus, wo alle schon warteten. Gemeinsam ging
es jetzt zum Abendessen. Heute aß ich nepalesisch, was aber nicht so
gut wie das Essen am Abend zuvor war. Endlich wieder am Bus angekommen,
wurde gespielt, bis kurz vor 12 Uhr Schlafenszeit war. Leider war um
1 Uhr nachts Schluß mit der Nachtruhe, die vielen halbwilden Hunde veranstalteten
ein Konzert unter unserem Bus. Mit Fußtritten und Steinwürfen versuchte
ich sie zu vertreiben, leider nur mit mäßigem Erfolg. Dummerweise verlor
ich dabei meine Taschenlampe, die ich erst nach langem Suchen wiederfand.
12. Tag
Heute war gegen halb 8 Uhr Frühstück, danach
wollten alle noch mal duschen, außerdem mußte der Rucksack gepackt werden.
Leider war das warme Wasser bald alle und den Pechvögeln blieb nichts
anderes übrig, als das eiskalte auszuhalten. Danach mußte ich nur noch
den Platzbetreibern klarmachen, daß ich zwar eine warme Dusche bestellt
hatte, aber nicht gewillt sei, sie auch so zu bezahlen, schließlich
hatte ich keine bekommen. Jetzt mußte sorgfältig überlegt werden, was
in den Rucksack zu packen sei, denn wir würden die nächsten 4 Tage nur
auf ihn zurückgreifen können. Weniger war hier mehr, jeder schleppte
sein Gepäck selbst auf dem Rücken. Meiner wurde leider recht schwer,
das lag zum größten Teil an der umfangreichen Fotoausrüstung, am Ende
hatte ich wohl den schwersten Rucksack, dicht gefolgt von Thomas. Bei
einer späteren Messung Zuhause stellte ich fest, daß ich gut 14 Kilo
auf dem Rücken hatte. Um halb 12 Uhr kam Hubert mit den Trekkingpermits
zurück aus der Stadt. Er war auch mit unseren Ansichtskarten auf der
Post gewesen, dort hatte er gewartet, bis alle abgestempelt waren. Das
ist in Nepal wichtig, denn sonst besteht die große Gefahr, daß die Marken
von den Karten wieder abgelöst und weiterverkauft werden. Mein überflüssiges
Gepäck verstaute ich in den Kofferklappen, danach wurde der Bus auf
mehrere Tage Standzeit hergerichtet und die Zelte eingeklappt. Kurz
nach 12 Uhr stiefelten wir dann los, zuerst aus der Stadt hinaus und
ein Stück am See entlang. Nach etwa 2 Kilometern bogen wir ab und stiegen
bergauf, der Weg ging hier meist über Treppen aus einfach zusammengesetzten
Bruchsteinen hinauf. Öfter wurde eine kleine Pause eingelegt, doch schon
nach dem ersten Halt verloren wir Marion und Cordula aus den Augen,
sie hatten eine falsche Abzweigung gewählt. Wir sammelten sie nach einigem
Suchen wieder ein. Der Aufstieg war anstrengend, es war gegen 4 Uhr
nachmittags, als wir die vielen Serpentinen hinter uns hatten und die
Gipfelnähe in 1400 Metern Höhe erreichten. Gut 600 Meter Höhenunterschied
hatten wir hinter uns gebracht. Bis 6 Uhr blieb es hell, der Weg war
jetzt relativ eben und wir versuchten, bis Nagdanda zu kommen. Leider
bewältigten wir aber nur etwa 2 Drittel der restlichen Strecke. Alle
Kinder, die wir zu sehen bekamen, liefen heran und verlangten Süßigkeiten
oder Schreibstifte, wir hatten aber nichts dabei. In fast jeder Hütte
am Weg konnte man Getränke oder Snacks kaufen, ein Zeichen dafür, wie
oft sonst Touristen hier unterwegs sind. Mit unserer Tour im Januar
waren wir etwas außerhalb der Saison. Einige Kilometer vor unserem Ziel
mußten wir für heute Halt machen, es wurde jetzt sehr schnell dunkel.
Unser Gasthaus war ein sehr rustikales Holz- und Lehmbauwerk. Wunderbarerweise
hatte man hier aber sogar elektrisches Licht, was uns später nicht mehr
begegnete. Um 6 Uhr bestellten wir hier ein Essen, um halb 8 Uhr war
es immer noch nicht da. Einige Zeit später kam es dann, ein einfaches
aber gutes Mahl, rein vegetarisch. Dann wurde es recht kühl, es gab
hier keine Glasfenster, nur Holzläden und schon um 9 Uhr waren alle
in den Betten. Bis auf Hubert, Birgit und mich hatten alle Matratzen,
doch konnte ich trotzdem recht gut schlafen. Wenigstens gab es hier
keine heulenden Hunde.
13. Tag
Um 7 Uhr kamen alle langsam in die Gänge. Heute
konnten wir nur eine Katzenwäsche machen, denn Klo und Waschgelegenheit
genügten keinem Standard. Gegen 8 Uhr liefen wir los, aber nicht weit,
Nagdanda war kaum eine halbe Stunde entfernt. Hier legten wir eine längere
Frühstückspause mit gebackenen Eiern, Fladenbrot und Toast ein. Die
Zivilisation hatte in dieser Gegend schon ein wenig Einzug gehalten,
seit einigen Jahren führte eine geteerte Straße durch den Ort. Erst
um 10 Uhr brachen wir wieder auf und liefen immer am Bergkamm entlang
in Richtung Westen. Ein gutes Stück folgten wir auch der Straße, als
sie dann in Serpentinen ins Tal hinabführte, mußten wir wieder die grob
gepflasterten Wege benutzen. Endlich kamen wir an dem kleinen Ort Chandrakot
an, hoch über dem Tal gelegen und mit einem sensationellen Ausblick.
Einige Zeit machten wir hier Pause um eine Kleinigkeit zu Trinken. Snickers
und Mars gab es hier zu kaufen, das erstere war sogar mit dem grünen
Punkt versehen. Nur die Preise waren heftig, 60 Rupien für einen Riegel,
das war teurer als in Deutschland. Wir stiegen nun 500 Meter steil bergab,
der sogenannte Weg sah eher aus wie ein ausgetrocknetes Flußbett. Endlich
unten war es dann noch ein kurzes Stück bis Birethanti, der nächsten
Ortschaft. Zuerst mußten wir aber noch eine Hängebrücke überqueren,
über die gerade eine Schafherde kam. Um zur Brücke zu kommen, mußten
wir uns durch die dummen Tiere hindurch kämpfen. Der Ort war recht touristisch
eingestellt, wir blieben aber nur kurz um unsere Permits abstempeln
zu lassen. Es war jetzt schon halb 5 Uhr und weit konnten wir heute
nicht mehr gehen, gut eine halbe Stunde stiegen wir im nächsten Tal
auf bis zum Ort Matathanti. Dort blieben wir. Weil es noch hell war,
nutzte ich die Gelegenheit, mich im eiskalten Wasser eines Baches zu
waschen, die anderen mieften lieber weiter vor sich hin oder machten
eine weitere Katzenwäsche am Brunnen. Hier gab es keinen Strom, Kerzen
leuchteten zum Essen. Schon um 7 Uhr abends waren wir fertig mit dem
Essen und mußten uns noch etwas die Zeit vertreiben. Es wurde noch bis
9 Uhr geredet, dann fielen alle bei heimeliger Kerzenbeleuchtung in
die Betten, die in einem großen Raum im ersten Stock aufgestellt waren.
Leider waren sie recht unbequem, dafür blieb es heute Nacht hier in
nur knapp 1100 Metern Höhe relativ warm.
14. Tag
Um viertel vor 7 Uhr wurden wir vom sanften
Klingeln meines Weckers geweckt. Schnell war alles gepackt und bald
schon waren wir wieder unterwegs. Der Pfad ging fast nur bergauf und
machte uns ganz schön zu schaffen. Ab und zu begegneten uns Eselskarawanen
mit einigen Treibern, oft schwer bepackt und manchmal auch hübsch geschmückt.
Gegen 9 Uhr erreichten wir den Ort Hille, wo wir eine Frühstückspause
einlegten. Schon wieder dauerte sie ewig lang, erst um 11 Uhr wurde
wieder aufgebrochen. Bis zum Ort Tirkhedhunga war es nur ein kurzes
Stück, hier überquerten wir den Talgrund mittels zweier nicht sehr vertrauenerweckender
Hängebrücken. Dort begann der richtig steile Aufstieg. Von jetzt 1500
Metern ging der Weg über mehr als 3000 schiefe Stufen hinauf bis auf
2000 Metern Höhe. Wir legten diese Strecke in Etappen zurück, waren
aber trotzdem schon 90 Minuten später am oberen Ende der unmöglichen
Treppe in Ulleri angekommen. Außer uns waren auch viele andere Esel
am Aufstieg, vor diesen sturen Tieren mußte man sich in acht nehmen,
damit sie einen nicht mit ihrer Masse von der Treppe warfen. Wir waren
jetzt reichlich geschafft und machten wieder eine längere Pause. Es
war jetzt 1 Uhr und wir beratschlagten, wie weit wir heute noch kommen
würden. Ich wollte unbedingt zum Ghorapani-Pass auf 2874 Metern Höhe,
den anderen war die Strecke eigentlich zu weit. Wir einigten uns darauf,
den Treffpunkt auf den folgenden Abend in Birethanti zu legen, danach
konnte jeder auf eigene Faust weitergehen. Um halb 2 Uhr brachen wir
auf und bald schon zog sich die Gruppe auseinander. Durch zwei kleine
Ortschaften und über weitere 800 Höhenmeter führt der Weg nun etwas
flacher bergauf. Um viertel vor 5 Uhr hatten es die Ersten geschafft
und den Ghorapani erreicht. Hubert, Monika und ich ließen unsere Permits
abstempeln, danach mieteten wir 5 Betten in der Snowview-Lodge, denn
Martina und Karin waren kurz hinter uns. Ein kurzer Weg über den Bergsattel
zeigte zum erste Mal das Anapurna-Massiv in all seiner Pracht. Die Sonne
ging eben unter und es war gerade noch Zeit, einige Fotos von den in
Orange getauchten Bergen zu schießen. Als die beiden Frankfurter am
Paß nicht auftauchten, gingen wir ein Stück zurück, um sie zu suchen.
In einem weiter abwärts gelegenen Haus fanden wir sie beim Teetrinken.
Nachdem wir alle in unserer Lodge eingekehrt waren und uns eingerichtet
hatten, tauchte plötzlich Hubert auf. Auch die anderen 5 hatten den
Aufstieg geschafft, blieben aber in einer anderen Lodge weiter unten.
Wir verabredeten uns, am nächsten Morgen früh aufzustehen, um vom nahegelegenen
Gipfel den Sonnenaufgang zu beobachten. Hubert brach bald wieder auf,
um zu seinen Schäfchen zurückzukehren. Wir 5 oben auf dem Paß hatten
rechtschaffen Hunger und bestellten jeder ein doppeltes Abendessen.
Nach dem langen Aufstieg schmeckte es prima, dafür und für das Bett
bezahlte jeder von uns umgerechnet 5 Mark. Die Preise waren hier echt
unheimlich. Schon um 8 Uhr lagen wir heute in den Federn.
15. Tag
In dieser Nacht lag ich oft wach, die Höhe
machte mir doch etwas zu schaffen. Doch die Bettruhe war kurz, denn
schon um 5 Uhr standen wir auf, um den Poonhill zu besteigen. Der Sonnenaufgang
sollte dort oben sehr schön sein. Gut 50 Minuten quälten wir uns hinauf
bis auf 3200 Metern Höhe, der Gipfel war hier von allen Bäumen befreit
worden. Nur zu viert waren wir unterwegs, Monika hatte es vorgezogen,
im Bett zu bleiben. Sie hatte damit eine gute Idee gehabt, denn leider
zog sich der Himmel schnell zu und nach kurzer Zeit fing es auch noch
an zu schneien. Von Sonnenaufgang war weit und breit nichts zu sehen.
Eine sehr teure Tasse Kakao weckte unsere Lebensgeister etwas, aber
sehr bald schon machten wir uns wieder an den Abstieg. Vom Paß stiegen
wir dann wieder zu fünft den gestrigen Weg hinab, aber nur ein Stück
bis wir zur Lodge der anderen fünf kamen. Dort gruppierten sich alle
um einen aus Blech zusammengeschweißten Holzofen und warteten wie üblich
ewig auf ein Frühstück. Während nach und nach das Essen eintrudelte,
wurde draußen das Schneetreiben immer heftiger. Als wir dann um viertel
vor 11 Uhr aufbrachen, um den Rückweg ins Tal anzutreten, lagen schon
gut 10 Zentimeter Schnee. Der Abstieg ging trotzdem relativ schnell
vonstatten, auch wenn manchmal jemand eine Abkürzung auf dem Hosenboden
nahm. Nonstop lief ich bis Ulleri, wo ich um viertel nach 1 Uhr ankam
und auf Thomas und Monika traf. Je tiefer man jetzt kam um so mehr wandelte
sich der Schnee in Regen um, in Ulleri war es fast nur noch Regen. Wir
machten Pause, bis alle angekommen waren und noch etwas länger, fast
um 2 Uhr war wieder allgemeiner Aufbruch. Jetzt kamen wieder die 3000
Stufen, diesmal in Abwärtsrichtung, das ging natürlich schneller, in
45 Minuten war ich unten. Der weitere Weg zog sich dann hin, in permanentem
Regen ging es ohne Pause durch Tirkhedangi, Hille und Matathanti. Mit
Thomas zusammen traf ich in Birithangi ein, es war gerade kurz nach
halb 5 Uhr. Völlig durchnäßt versuchten wir uns an einem offene Feuer
im Freien zu wärmen, während wir auf die anderen warteten. Als niemand
kam, ging ich nachsehen und traf Monika, die woanders eingekehrt war.
Weil sonst niemand zu sehen war, ging ich nach einiger Zeit den anderen
entgegen, aber es war schon kurz vor 6 Uhr, als alle im Ort eingetroffen
waren. Wir beschlossen, heute hier zu bleiben und verteilten uns auf
die Lodges. Mit Thomas und Monika zusammen bezog ich ein Zimmer. Beim
Auspacken der Rucksäcke kamen fast nur nasse Sachen zum Vorschein. Wir
legten sie zum Trocknen aus, so gut es ging und gingen dann hinunter,
um etwas zu Essen zu bestellen. Unser Platz war mitten im Wohnzimmer,
in einer Ecke stand eine selbstgemachte Kinderwiege mit 2 Babys und
auf einem Bett lag eine Jugendlicher und wärmte sich mit Wolldecken.
Einen Herd oder Kamin gab es im ganzen Haus nur in der Küche. Für uns
gab es nepalesische Pizza (mit Ei, Blumenkohl und Sauerkraut) zum Essen,
außerdem Makkaroni, unsere Gastgeber aßen ihr Daal Baaht (Reis mit Linsen).
Wir hatten Besteck, sie die rechte Hand. Auch heute waren wir wieder
vor 8 Uhr im Bett, allerdings mit Klamotten, denn auch der Schlafsack
war noch naß.
16. Tag
Um 7 Uhr quälten wir uns aus dem Bett, etwas
gebückter als sonst, kein Wunder nach den letzten beiden harten Tagestouren.
Ich ging los, um im Ort nach den anderen zu suchen und bald fand ich
auch einige miesepetrige Gesichter. Von ihnen erfuhr ich, daß wir gleich
aufbrechen wollten. Schnell ging ich zurück zu Monika und Thomas, wir
stopften die noch nassen Klamotten in den Rucksack, während Hubert schon
des Weges kam. Zum Glück tröpfelte es heute nur noch leicht, die halbe
Stunde Weg zur Bushaltestelle war nämlich für einige auch so schon schwer
genug. Es kam gerade ein Bus vorbei und Hubert hielt ihn so lange auf,
bis alle drin waren. In 2 Stunden ging nun die Fahrt über viele Serpentinen
im kalten und unbequemen Bus zurück nach Pokhara. Wir gingen noch ein
Stück zu Fuß und kaum waren wir am Camping-Platz angekommen, schaute
die Sonne zwischen den Wolken hervor. Schnell waren die nassen Kleider
aufgehängt und die Dusche für die nächsten 2 Stunden belegt. Es gab
heute frisches Brot aus der German-Bakery, Frühstück und Mittagessen
wurden in einem abgehandelt. Gegen 1 Uhr verließen wir Pokhara und fuhren
los in Richtung Chitwan-Nationalpark. Es ging wieder über abgrundtief
schlechte Straßen und bis zu unserem heutigen Halt auf freier Strecke
schafften wir gerade mal 80 Kilometer. Unterwegs gab es einige Fotostopps,
wenn die schneebedeckten Gipfel in der Ferne zu sehen waren. Heute wurde
wieder selbst gekocht, es gab Kartoffeln gemischt mit Gemüse. Nachher
wurde schnell gespült und dann wieder einige Runden Uno heruntergerissen.
Früh gingen wir in die Zelte, auch wenn der Verkehr der Hauptstraße
Pokhara-Kathmandu sehr störend war.
17. Tag
Leider wiederholte sich das Bergpanorama vom
Abend nicht, der Tag begann neblig und feucht. Um 7 Uhr gab es Frühstück,
doch beeilten wir uns, wieder auf die Straße zu kommen. Wunderbarerweise
wurde diese nach kurzer Zeit merklich besser, es gab sogar Mittelstreifen
und Seitenbegrenzungen. Wir kamen plötzlich viel flotter voran. Es dauerte
nicht lange und wir erreichten die Abzweigung nach Süden in Richtung
des Nationalparks. Die Straße blieb weiterhin gut und einem steilen
Ufer folgend fuhren wir flott abwärts dem Rand des Himalaja zu. Schon
vor 10 Uhr lagen die letzten Ausläufer des Gebirges hinter uns und wir
kamen in auf die sonnige Tiefebene. Das Erreichen des Parks gestaltete
sich dann aber etwas schwierig, denn die Hauptstraße zu ihm war gesperrt.
Über schreckliche Lehmwege mußten wir uns einige Kilometer weit vorankämpfen.
Endlich in der Nähe unseres Ziels angekommen, mußte Hubert den Bus durch
einen seichten Fluß fahren. Thomas, Monika und ich nahmen die Fußgängerbrücke
und hielten die Aktion im Bild fest. An einer etwas abgelegenen Lodge
machten wir Halt. Alle hatten Hunger, also wurden 10 Pizzas bestellt
und die Wartezeit durch Spielen vertrieben. Leider erwies sich das Essen
als nicht sehr schmackhaft und wir hatten noch Hunger, als wir kurz
nach 1 Uhr wieder aufbrachen. Wir gingen zum Fluß, wo je 5 Personen
in einen Einbaum gesetzt wurden. Die Fahrt war recht wackelig, ich versuchte
mich möglichst wenig zu bewegen. Zum Glück konnte kaum etwas passieren,
der Fluß war so seicht, daß das Boot öfter über den Grund rutschte.
Nach einiger Zeit wurden wir abgesetzt, um eine Wanderung zu machen,
doch Karin und Martina waren noch von der Trekking-Tour leidend, sie
wollten nicht mit. Sie wurden zum anderen Ufer gebracht, wo sie mit
einem Jeep zum Camp zurückfuhren. Wir anderen mußten nach dem Aussteigen
noch zwei kleinere Wasserläufe überqueren um zum Ufer zu gelangen, da
bewährten sich die wasserdichten Wanderschuhe. Im Wald war dann Stille
angesagt, im Gänsemarsch mit je einem Führer vorne und hinten gingen
wir auf die Suche nach Tieren. Leider waren sie sehr scheu, einige Affen
sahen wir nur von weitem im Unterholz oder durch die Wipfel springen.
Auch einige Antilopen und sogar ein Nashorn sahen wir nur von hinten.
Ein Bach mußte mittels eines glatten und recht hohen Baumstammes überquert
werden, was sich besonders bei Monika als schwierig herausstellte, sie
wollte unbedingt im Sitzen hinüber. Schließlich schafften es aber alle
ohne Abstürze. Eigentlich hätten wir auch die Brücke einige hundert
Meter weiter benutzen können, das wäre aber nicht so spaßig gewesen.
Einmal sahen wir noch einen Bären weit vor uns die Straße überqueren,
dann ging es durch 3 Meter hohes Elefantengras zurück zum Fluß. Wieder
wurde im Einbaum übergesetzt. Wir tranken noch etwas, fotografierten
den Sonnenuntergang und gingen kurz zum Bus, um die anderen beiden abzuholen.
Zum gemeinsamen Abendessen gingen wir zurück zum Fluß, mit Taschenlampen
fanden wir den Weg. Wie immer in letzter Zeit bestellte ich 2 Gerichte,
nur fiel es mir diesmal schwer, alles zu essen. Heute war es sehr reichlich
und prima. Es waren alle sehr müde, denn kaum zurück am Bus, waren die
Zelte belegt und es kehrt Ruhe ein.
18. Tag
Heute mußte früh aufgestanden werden, denn
für 6 Uhr waren wir zum Elefantenritt bestellt. Wir beeilten uns, den
Bus herzurichten, damit wir ohne Wartezeit losgehen konnten, doch zur
angesagten Zeit war niemand da. Um halb 7 Uhr tauchte endlich einer
auf und brachte uns zu den Dickhäutern. Die mußten erst noch gefüttert
und gesattelt werden, also konnten wir wieder herumstehen und warten.
Es war schon viertel nach 7 Uhr, als wir endlich losritten, immer 4
Personen in einem Gestell auf dem Rücken des Tieres. Der Ritt führte
in dichtes, aber niedriges Buschwerk, vereinzelt durch Bäume unterbrochen.
Hier suchten die Führer der Elefanten nach Nashörnern. Sie hatten auch
bald eins aufgestöbert und das Fotogewitter ging los. Ich hatte leichte
Schwierigkeiten, zuerst fiel mir ein Glas aus der Brille, ich konnte
es gerade noch auffangen bevor es in den Sträuchern verschwand, und
dann war auch noch der Film zuende. Hektisch brachte ich alles in Ordnung,
um auch die Tiere aufs Bild zu bannen. Leider war der Himmel bedeckt,
die Sonne zeigte sich nicht. Wir ritten dann noch ein Stück weiter und
kurze Zeit später entdeckten wir eine ganze Nashornfamilie, mit Bulle,
Kuh und Kalb. Wieder wurde fleißig geknipst, danach ging es wieder auf
den Heimweg. Gut 2 Stunden waren wir unterwegs gewesen, jetzt war es
Zeit, die Zelte auf dem Bus einzuklappen und uns wieder auf den Weg
zu machen. Kurz nach 10 Uhr verließen wir den Park, wieder auf dem gleichen
schlechten Weg wie am Tag zuvor. Auf der Hauptstraße angekommen nahm
Hubert den Weg zurück in die Berge. Um 12 Uhr waren wir wieder an der
Abzweigung Pokhara - Kathmandu, diesmal bogen wir in Richtung der Hauptstadt
ab. Vorher mußte aber noch Maud bezahl werden, außerdem kaufte unser
Reiseleiter Brot und Mandarinen ein. Die Straße blieb fast bis Kathmandu
relativ gut und wir kamen nicht schlecht voran. In der Nähe einer provisorischen
Brücke machten wir ein spartanisches Mittagessen, etwas später legten
wir noch einen Fotostopp ein. Durch ein Schlagloch bekam meine Kamera
einen leichten Knacks, ich konnte aber weiterhin fotografieren. Gegen
5 Uhr erreichten wir die Stadt, nur leider bekamen wir keinen Standplatz
für unseren Bus. Einen Campingplatz gab es hier nicht. 2,5 Stunden fuhren
wir kreuz und quer von Hotel zu Hotel, doch keiner wollte uns haben.
In einer Absteige bekamen wir schließlich ein winziges Zimmer. Zum Essen
wollten wir ins Zentrum gehen, ein deutschsprachiger Guide paßte uns
ab und brachte uns durch enge verwinkelte Gassen zu einem Restaurant
in der Altstadt. Sicherheitshalber prägte ich mir den Weg genau ein.
Die Straßen mit den vielen Tempeln waren malerisch, doch war es zu dunkel
zum Fotografieren. Das Essen war ganz ordentlich, die Preise human.
Danach gingen wir über den Durbar Square, den Platz der Tempel, zurück
zum Bus, wo alle schnell in den Zelten verschwanden.
19. Tag
Trotz der Näherei auf der einen und des Verkehrs
auf der anderen Seite ging die Nacht schnell herum. Um halb 7 Uhr betätigte
ich mich mal wieder als Wecker, doch kamen wir nicht so schnell vom
Fleck, denn der Himmel war bedeckt und es gab kein schönes Morgenlicht.
Kathmandu soll ja den stärksten Smog nach Mexiko-City haben. Erst gab
es Frühstück, dann kurz nach 8 Uhr brachen wir auf. Ich machte mich
mit Karin, Martina und Birgit auf den Weg. Zuerst besorgten wir uns
ein Taxi und fuhren damit zum etwas außerhalb gelegenen Bodnath-Tempel.
Bei diesem größten buddhistischen Stupa in Kathmandu wurden dann die
ersten Fotos für heute verschossen, es blieben aber nicht die letzten.
Wir umrundeten das Bauwerk, stiegen mal kurz hoch und weiter ging es.
Zu Fuß suchten wir unseren Weg zum Pashupatinath, dem bedeutendsten
hinduistischen Tempel Nepals. Durch einige Hinterhöfe kamen wir schnurstracks
zur Tempelanlage. Flott ging es nicht, Karin hatte immer noch unter
den Nachwirkungen des Trekkings zu leiden. Auf der anderen Seite des
Flusses Bagmati konnten wir von einer Terrasse aus das religiöse Leben
beobachten. Auch hier wurden einige Leichen verbrannt, ihre Asche in
den extrem schmutzigen, aber dafür heiligen Fluß gestreut. Wir machten
eine halbe Stunde Pause, dann versuchten wir wieder in die Stadtmitte
zu kommen. Nur wollte uns kein Taxifahrer hinbringen. Schließlich quetschten
wir 4 uns in eine Motorrikscha, was eine Tortur war. Von der New Road
aus betraten wir den Durbar Square, wo ich mich von den anderen trennte,
um die Anlage zu besichtigen. Erst um 2 Uhr trafen wir uns wieder, bis
dahin hatte ich mir 4 Pashmina-Schals gekauft. Nach einer Kleinigkeit
zu Essen und einigen geschriebenen Postkarten suchten wir den Weg zum
Swayambunath, dem schönsten Stupa im Tal. Es hatte aufgeklart und oben
auf dem Hügel konnte man die Fotos bei schönem blauen Himmel machen.
Die Affen hier waren nicht so aufdringlich wie gewisse menschliche Primaten,
die mehrmals versuchten mir Haschisch anzudrehen. Nach längerem Aufenthalt
ging die Sonne unter und wir fuhren wieder in die Stadt. Wir bummelten
noch durch die Basare, kauften Gewürze und warteten, bis es halb 7 Uhr
war und damit Zeit sich mit der ganzen Gruppe zu treffen. Zusammen gingen
wir dann zum Essen im Ladenviertel. Die Kneipe warf uns kurz vor 10
Uhr raus, jetzt hatten wir noch einen Fußweg von einer halben Stunde
zum Bus vor uns, wo alle sehr müde ankamen.
20. Tag
An diesem Tag war Frühstück für halb 8 Uhr
vorgesehen, danach wurde das Gepäck für die Abreise vorbereitet. Eine
letzte kalte Tröpfeldusche im Klo nahm ich noch mit und auch die letzten
frischen Klamotten wurden ausgepackt. Dann mußte der Bus für die nächste
Gruppe gereinigt werden, was einige Zeit in Anspruch nahm und wieder
neugierige Nepalis herbeilockte. Von 10 Uhr bis 14 Uhr war Freizeit,
ich nutzte die Gelegenheit um nach Patan zu laufen und den dortigen
Durbar Square anzusehen. Bei blauem Himmel hielt ich mich eine Zeitlang
hier auf und erwehrte mich mich der Aufdringlichkeit der vielen selbsternannten
Guides. Schließlich nahm ich ein Taxi in die Innenstadt von Kathmandu.
Dort ging ich noch etwas Shoppen. doch obwohl ich kreuz und quer durch
die Gassen lief, fand ich nichts Gescheites. Schließlich kam ich an
einem Pashminaladen vorbei wo ich fragte, was Pashmina eigentlich sei.
Darauf bekam ich ein Bild von seltsamen Schafen gezeigt und erklärt,
es sei eigentlich dasselbe wie Cashmere. Ein Pullover gefiel mir und
nach zähen Verhandlungen drückte ich ihn von 7000 auf 6200 Rupien. Probleme
gab es dann noch mit der Eurocard, erst wurde mir nicht geglaubt, daß
Germany und Deutschland dasselbe Land seien. Wieder auf der Straße versuchte
mich ein kleiner Schuhputzer übers Ohr zu hauen, was ihm aber nicht
gelang. Dann hatte ich Hunger, aber zum Essen war keine Zeit mehr, ich
mußte zum Bus zurück. Nachdem wir dort noch einige Zeit gewartet hatten,
brachte uns ein kleiner Bus samt Gepäck zum Flughafen. Hubert verabschiedete
sich und fuhr zurück in die Stadt. Ich ging ins Flughafenrestaurant,
wo ich für ein kleines Essen einen unverschämten Preis bezahlte. Zur
Boardingzeit bestiegen wir den nepalesischen Airbus 310 und starteten
pünktlich um 17 Uhr nach Delhi. Während des knapp 90 minütigen Fluges
gab es ein gutes Essen. In Delhi blieben wir im Transitbereich, eine
Angestellte besorgte unser Gepäck. Wir hatten jetzt endlos Zeit und
nichts zu tun, der Weiterflug nach Frankfurt war erst für halb 3 Uhr
angesetzt. Man versprach uns ein Abendessen, das fiel allerdings sehr
dürftig aus, die Kellner überboten sich gegenseitig in Gleichgültigkeit.
Ich beeilte mich, dort wegzukommen um lieber in der Halle zu warten.
21. Tag
Einige Zeit nach Mitternacht wurden wir tatsächlich
abgeholt und unser Gepäck eingescheckt. Ich bekam davon nicht viel mit,
ich hatte plötzlich einen Schwächeanfall und war für einige Minuten
zu nichts zu gebrauchen. Zum Glück ging es so schnell wieder weg, wie
es gekommen war. Birgit hatte weniger Glück, ihr ging es schon den ganzen
Tag ziemlich dreckig. Endlich saßen wir pünktlich im Flugzeug, einer
alten Tristar, nur los ging es nicht. Angeblich fehlte ein Passagier.
Mehr als 2 Stunden blieben wir noch angedockt, bevor wir dann doch endlich
abflogen. Der Flug war langweilig, die meiste Zeit versuchte ich, in
meinem zu engen Sitz zu schlafen. Dafür ließ ich auch ein Essen aus.
Mit immer noch knapp 2 Stunden Verspätung wurde Frankfurt erreicht.
Hier mußten wir noch einige Zeit auf dem Flugfeld stehen bleiben, es
war keine Andockmöglichkeit frei. Endlich war auch das überstanden und
wir machten uns schnell aus dem Staub. Während des Wartens auf das Gepäck
telefonierte ich und erfuhr, daß die Wieners mich abholen würden. Ich
sollte vor dem Flughafen warten. Natürlich kam mein Rucksack wie immer
als Letzter, es gab jetzt eine kurze Verabschiedung dann gingen alle
ihrer Wege. Ich hatte nur eine Viertelstunde auf meine Abholer zu warten,
jetzt dauerte es nicht mehr lange bis nach Hause. Übrigens ließ Nepal
mich nicht ungeschoren, nur einen Tag später bekam ich den schönsten
Durchfall, eine Laboruntersuchung ergab die meldepflichtige Krankheit
Campylobacter Jejuni, die aber zum Glück nach einigen Dosen Antibiotika
wieder weg war.