Zeitungs-Leserreise

Hawaii-Neuseeland-Fidschi

1. Tag, Mittwoch 20.4.94

Als wir an diesem Tag aufstanden, wußten wir schon, daß er sehr lang werden würde. Zum Glück hatte ich mir angewöhnt, wichtige Dinge zu kontrollieren und so merkten wir noch zu Hause, daß Mutti ihren alten, schon 6 Jahre abgelaufenen Reisepass aus Versehen eingesteckt hatte. Reinhold holte uns ab, er wollte alle 4 Urlauber zum Flughafen bringen. Mit Mühe und Not bekamen wir die 4 Koffer und 3 Taschen ins Auto und uns selbst noch dazu. Um 10 Uhr fuhren wir los. Am Flughafen wurde gleich eingescheckt, anschließend gab es Sekt zur Begrüßung, wobei wir auch Herrn Blum, unseren Reiseleiter, und Herrn Wolf von der Zeitung kennenlernten. Der letztere hatte auch seine Freundin mit dabei. Mit Air New Zealand ging es dann endlich los, überhaupt wurden alle internationalen Flüge mit dieser Fluggesellschaft durchgeführt. Um 14:35 Uhr flogen wir ab, immer der Sonne hinterher. Fast 12 Stunden dauerte der Flug nach Los Angeles, bei 9 Stunden Zeitverschiebung, das ermüdete einen ganz schön. Unterwegs bekamen wir zweimal zu Essen und zwei Filme zu sehen. Es war immer noch Mittwoch, als wir um 17 Uhr Ortszeit landeten und zum Tanken und Reinigen der Maschine von Bord gehen mußten. Nach 2 Stunden Aufenthalt im Transitraum flogen wir weiter nach Honolulu, wieder 5 Stunden Flug bei 3 Stunden Zeitverschiebung. Diesmal war ich nur zum Essen wach, so verging die Zeit schneller. Wir hinkten jetzt 12 Stunden hinter der deutschen Zeit hinterher und es war immer noch Mittwoch als unser örtlicher Führer, ein Norddeutscher, uns auf Oahu mit Blumenkränzen und Aloha begrüßte. Alle 44 Touristen wurden in einen Bus gepackt und zum Hotel Outrigger Waikiki gebracht, das direkt am Strand liegt. Dort gab es als zweite Begrüßung eine Pina Colada. Wir irrten uns bei den Zimmernummern, eine 7 wurde wie eine 1 geschrieben, kamen aber nach Erkundigung an der Rezeption doch glücklich in 705 an. Mutti und ich gingen dann um halb 12 noch mal an den Strand, um uns den Pazifik um die Füße spülen zu lassen.

 

2. Tag, Donnerstag

Obwohl ich erst gegen halb 2 Uhr ins Bett gekommen war, konnte ich nur schlecht schlafen. Das Jetlag steckte noch in allen Knochen und schlimmer als 12 Stunden Zeitverschiebung geht es ja nun wirklich nicht. Schon um halb 7 Uhr gaben wir es auf und verließen das Bett. Zum Frühstück trafen wir uns mit Hornischs und Bianca, einem Mädchen aus Hofheim und zogen uns dann ein gewöhnungsbedürftiges American Breakfast rein. Da heute unser freier Tag auf Hawaii war, wollten wir selbst etwas unternehmen und auf meinen Vorschlag hin wanderten wir zum Diamond Head Crater. Das war aber eine ganz schön weite Strecke, erst ging es eine Zeitlang am Strand entlang und dann mußten wir landeinwärts abbiegen, weil dort der einzige Zugang zum Krater war. Mittels eines Tunnels kamen wir in das innere Rondell und betraten dort einen Fußweg, der sich in Serpentinen die Hänge hochwand. Durch unbeleuchtete Tunnels und über steile Treppen erreichten wir dann den Kraterrand, von wo aus man einen tollen Blick über Honolulu und einen Teil der Insel hat. Oben wehte ein starker Wind und es bewölkte sich zusehends, so daß wir bald den Rückweg antraten. Wir waren jetzt schon bald 3 Stunden unterwegs und wollten nicht mehr laufen, zum Glück kam dann aber ein Taxi in den Krater gefahren, das uns alle 5 mitnahm. Wieder am Hotel besorgten wir uns erst mal etwas zu trinken, dann ging ich mit Bianca an den Strand, während Mutti sich ausruhte. Leider war das Wetter nicht optimal, es war oft bewölkt und manchmal fielen auch einige Tropfen Regen. Trotzdem schwammen wir zweimal weit hinaus, das war aber nicht gefährlich, denn selbst 200 Meter vom Ufer entfernt fühlte ich noch Grund unter den Füßen. Die Wellen hätten etwas höher sein können, ansonsten war alles OK. Nach etwas Sonnenbaden ging ich wieder aufs Zimmer, um eine Kleinigkeit zu lesen, bis wir uns um halb 7 Uhr wieder trafen, um ein Restaurant zu suchen. Nachdem wir uns einige angesehen hatten, landeten wir im Steakhouse unseres Hotels. Besonders gut war das Essen nicht, es war wohl deshalb so dunkel im Raum, damit man nicht so genau sah, was man aß. Die Medium-Steaks waren außen fast schwarz und innen längst durch und dafür hatten wir vorher eine halbe Stunde an der Bar gewartet. Erst dann war nämlich ein Tisch frei geworden. Auch die Sammelrechnung auseinander zu bekommen, war eine Sache für sich. Deshalb gab es auch kaum Trinkgeld, nur etwa 11 Prozent, obwohl in USA eigentlich 15 Prozent Pflicht sind. Wir waren alle ziemlich müde, deshalb gingen wir bald nach dem Essen und waren schon um halb 10 wieder auf den Zimmern.

 

3. Tag, Freitag

An diesem Tag mußten wir eine Stunde früher aufstehen, denn Pearl Harbor stand auf dem Programm. Wir fuhren um halb 9 Uhr los, der Bus war durch die 44 Touris fast bis au den letzten Platz gefüllt. Nach der Ankunft bekamen wir gleich Tickets für die obligatorische Filmvorführung, doch sollte diese erst 90 Minuten später stattfinden. Und weil dort sonst nicht viel zu sehen ist, fuhren wir erst noch mal in die Stadt zurück, um uns einige öffentliche Gebäude anzusehen. Viel zu sehen gab es aber nicht, außerdem hatte unsere lokale Führerin, eine Deutsche, fast nur Blödsinn zu sagen. Sie warf die Sätze durcheinander und brachte viel patriotischen Mist hervor. Wir waren deshalb froh, als es Zeit wurde, wieder zur Gedenkstätte zurückzufahren. Eine kleine Weile später fing auch schon der Film an, der leider auch nicht gerade sehr objektiv war. Zum Glück war er in Englisch, deshalb verstanden die meisten von uns ihn nicht. Es ist sowieso selten, in den USA etwas Fremdsprachiges zu hören oder zu lesen zu bekommen, die Amerikaner erwarten immer, das alle Welt Englisch spricht. Nach der Vorführung bestiegen wir ein Boot, das uns zur eigentlichen Gedenkstätte hinüberbrachte. Viel zu sehen gab es auch hier nicht, außer den Resten des Schlachtschiffes Arizona unter der Wasseroberfläche nur eine Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen im Denkmal. Elvis hatte den Bau durch ein Konzert in den sechziger Jahren zum großen Teil finanziert. Wir mußten nach der Rückkehr bald wieder in den Bus steigen, obwohl es erst 12 Uhr war und das Programm für heute schon beendet. Dabei gab es ganz in der Nähe noch ein ganz interessantes Unterseeboot zu besichtigen. Wieder im Hotel wurden erst mal die 80 Dollar für den Ausflug am nächsten Tag einkassiert, dann war Freizeit. Wir gingen bummeln und aßen italienisch, wobei wir fast nur ein Viertel des Preises vom gestrigen Essen bezahlten, es aber dafür viel besser schmeckte. Nachher gingen Bianca und ich noch an den Strand, schwammen und mieteten uns Boggieboards. Ich kam mit meinem jedoch nicht zurecht und gab es gerne wieder ab. Als es sich bewölkte, gingen wir auf unsere Zimmer, wo ich ein 3 Stunden Nickerchen einlegte, während die anderen ein Salat essen wollten. Als ich um 9 Uhr alleine noch etwas in die Stadt ging, war Mutti noch nicht da. Ich lief umher, kaufte mir aber nur etwas zu essen. Später wieder im Hotel machte ich einige Fotos am Strand und schrieb auch dort beim Meeresrauschen meinen Bericht. Leider war die Musik hinter mir aber viel zu laut, um das Meer vor mir richtig zu genießen.

 

4. Tag, Samstag

Heute hatten wir den Vormittag wieder frei und konnten den Tag etwas ruhiger angehen. Eigentlich wollten wir noch mal an den Strand um Outrigger, das heißt Auslegerboot, zu fahren, doch die Einkaufswut zog sich wieder bis 11 Uhr hin. Dann mußte gepackt werden, denn um 12 Uhr waren die Zimmer zu verlassen. Die Koffer kamen vor die Tür und das Handgepäck konnte in der Lobby verstaut werden. Um halb 2 Uhr nachmittags stiegen wir in den Bus, der uns zum phillipinischen Kulturzentrum bringen sollte. Die Fahrt dauerte etwas über eine Stunde und führte durch einen Teil des Landesinneren von Oahu, quer über eine der beiden steil aufragenden Bergketten der Insel. Dort ist es praktisch immer sehr wolkig und es regnet häufig. Auf der anderen Seite der Berge war es zwar immer noch bedeckt, aber dafür war es wenigstens trocken. Wir fuhren jetzt noch ein Stück an der Küste entlang in Richtung Norden, bis wir dann das Kulturzentrum, eine Art Hessenpark der Südsee mit stark amerikanischem Touch erreichten. Es wurden Tanz und Musikveranstaltungen geboten, außerdem Vorführungen aus dem täglichen Leben der früheren Insulaner. Leider sahen wir oft nur einen Teil des gebotenen und alles war natürlich nur in Englisch. Wir hätten viel mehr Zeit gebraucht und die wäre ja auch vorhanden gewesen, wenn man nur früher losgefahren wäre. Es gab später noch eine Filmvorführung auf einer riesigen Leinwand und anschließend ein Buffetessen. Mutti schmeckte es nicht, ich war jedoch ganz zufrieden. Um halb 8 Uhr abends fing dann die anderthalbstündige Tanzshow an, bei der zwar Blitzen verboten war, was aber kaum jemanden interessierte, denn andauernd leuchtete es in irgendeiner Ecke der Tribüne auf. Ich war schon müde und schlief einmal sogar kurz ein, Tanzvorführungen hatten mich noch nie besonders interessiert. Deshalb war ich auch froh, als das Programm zu Ende war und wir wieder nach Waikiki zurückfuhren. Im Bus war es zu eng zum Schlafen und auch im Hotel war keine Zeit dazu, wir luden nur unser Handgepäck ein und fuhren gleich weiter zum Flughafen. Der Peter, der uns mit Aaloohaaaa begrüßt hatte bekam seine Dollar zum Abschied und es begann eine längere Einscheckprozedur. Dann mußten wir warten, bis es Zeit wurde, das Flugzeug zu besteigen, das spät abends starten sollte.

 

5. Tag, Montag

Ich müßte eigentlich 6. Tag sagen, denn nachdem wir endlich losgeflogen und weit über dem Pazifik waren, überquerten wir unbemerkt, besonders von mir, denn ich verschlief praktisch den ganzen Flug, erst den Äquator und kurze Zeit später die internationale Datumsline. Dadurch verloren wir einen ganzen Tag und statt Sonntag war es jetzt Montag. Waren wir jedoch vorher auf Hawaii noch 12 Stunden der Mitteleuropäischen Zeit hinterher gehinkt, so waren wir ihr jetzt plötzlich um glatte 10 Stunden voraus. 6 Stunden dauerte es, die 5000 Kilometer nach Fidschi zurückzulegen. Dort wurde eine Zwischenlandung eingelegt, um die Maschine wieder zu betanken. Aber wie gesagt, ich bekam davon nichts mit, ich war nach dem Bordessen sofort eingeschlafen. Nach der Landung hatten wir im Transitraum zu warten, bis das Flugzeug bereit war und konnten uns deshalb schon mal die Duty Free Angebote auf diesen Inseln betrachten. Irgendwann wurde die 767, die wir benutzten, wieder bestiegen und weiter ging es nach Auckland in nochmal 3 Stunden, in denen wieder 2000 Kilometer heruntergerissen wurden. Mit über 20000 Kilometern Flugstrecke hatten wir jetzt schon die Erde halb umrundet, aber noch waren wir nicht am Ziel. Nach kurzem Transfer vom internationalen zum nationalen Flughafen der Stadt betraten wir eine schmale 737 von Air New Zealand, in der nur noch 6 Passagiere pro Reihe saßen. Diese brachte uns hinüber zur Südinsel von Neuseeland bis nach Christchurch. Der Himmel war klar und gab uns von oben einen guten ersten Eindruck des Landes. Man konnte sogar verschiedene Geländeformationen erkennen und mit der Karte vergleichen, die uns die Reisegesellschaft in Auckland hatte aushändigen lassen. Dort wurden die wartenden Busse gestürmt, weil jeder hoffte, für die nächsten 12 Tage einen guten Platz zu ergattern. Herr Blum machte uns jedoch klar, das er aus Gründen der Fairness ein Rotationsverfahren vorschlage, damit jeder mal in den Genuß von vorderen Plätzen käme. Dieses System bewährte sich auch in den nächsten 2 Wochen. Wir bekamen zwei Busse, einen großen für die 33 Frankfurter-Neue-Presse-Reisenden und einen kleinen für die 11 Leser der Stuttgarter Zeitung. Herr Blum kam zu uns in den Bus, der Fahrer der Stuttgarter sprach deutsch und konnte sie auch während der Fahrt informieren. Wir hatten nicht viel Zeit für Christchurch, deshalb machten wir eine Stadtrundfahrt, noch ehe wir unser Hotel aufsuchten. Ein paarmal wurde auch ausgestiegen, um zum Beispiel die Kathedrale zu besichtigen oder durch einen Park zu laufen. Auch kamen wir an Standbildern von Kapitän Cook, Queen Victoria oder dem Polarforscher Scott vorbei. Es fiel uns auf, daß unser Begleiter von der Zeitung, Herr Wolf, samt Freundin fehlte, später bekamen wir heraus, daß er mit abegelaufenem Pass in die USA eingereist war und jetzt nicht von Hawaii wegkommen konnte, bevor er nicht gültige Dokumente hatte. Ihn sollten wir erst eine Woche später wiedersehen und nicht schon in Queenstown, wie gehofft. Die Zimmer in unserem Hotel waren annehmbar, aber nicht so schön wie auf Hawaii, zum Glück gab es diesmal jedoch getrennte Betten, so daß ich mit Mutti nicht mehr um die Bettdecke kämpfen mußte. Bei einem Begrüßungstrunk um 5 Uhr Abends gab es Bier, aber leider nur im Stehen, es waren zu wenig Sitze vorhanden. Im Hotel entdeckte ich später einen Fitnessraum mit einem winzigen Pool, doch hatten wir keine Zeit, diese Einrichtung zu nutzen. Nach dem langen Flug war eine Säuberung und ein Wechsel der Kleidung nötig, denn wir wollten uns um 7 Uhr zum Essen im hoteleigenen Restaurant treffen. Die Preise waren an sich recht human, nur nicht für Bianca, sie hatte die letzten Tage zuviel Geld ausgegeben. Von der weiten Reise waren aber alle recht müde und so zog man sich schon früh um halb 9 Uhr auf die Zimmer zurück.

 

6. Tag, Dienstag

Um 8 Uhr war Abfahrt nach Queenstown, wir wollten die 498 Kilometer lange Strecke im Laufe eines Tages schaffen, während die Einheimischen hier sich dafür wohl meist 2 Tage Zeit lassen. Es war Rushhour in Christchurch, aber wegen der relativ wenigen Einwohner kamen wir trotzdem gut voran. Kaum hatten wir die Stadt hinter uns gelassen, schon wurden die Straßen sehr schnell leer und nur selten begegnete uns noch ein Fahrzeug. Durch die fruchtbare Canterbury-Ebene führte die Straße fast schnurgerade nach Südwesten. Nach 2 Stunden Fahrzeit bogen wir nach Westen ab, auf die fernen Berge der Südalpen zu. Bald darauf machten wir eine Pause in Geraldine. Die flachen Geschäfte an der Hauptstraße mit ihren großen Vordächern erinnerten mehr an die USA als an England und wir begegneten diesem Baustil praktisch überall auf den beiden Inseln. Ich machte einige Aufnahmen und kaufte mir Briefmarken, denn langsam mußte ich anfangen, einen Berg Postkarten abzuarbeiten. Als wir weiterfuhren versprach uns Herr Blum einen Fotohalt an einer schönen Stelle, doch als wir dann stoppten, war das in der Ferne liegende Meer längst hinter den kargen Hügeln der voralpinen Landschaft verschwunden. Außer diesen Hügeln war kaum etwas zu sehen, die Alpen wurden zum Großteil durch einen nahen Wald verdeckt. Weiter ging die Fahrt zum Lake Tekapo, wo wir Mittag machen wollten. Am Ufer stand malerisch eine Kapelle und die bronzene Figur eines Hirtenhundes. Davor parkte, noch malerischer, ein Bus voll mit japanischen Touristen. Doch der war bald verschwunden und es ergaben sich doch noch einige schöne Motive für den geduldigen Hobbyfotografen. Das Essen war nicht der Rede wert, ich ging bald noch mal zum See, der eine außergewöhnliche türkise Farbe hat. Bald darauf fuhren wir weiter. Nun wurde die Landschaft immer trister, es gab nur noch kahle Hügel zu sehen, auf denen Schafe ein karges Auskommen hatten. Am hoch aufgestauten Lake Pukaki machten wir eine weitere Fotopause. Durch einen langen künstlichen Kanal bekommt dieser See einen Teil seines Wasser vom Tekapo. Von den Röhren des damit angetriebenen Wasserkraftwerks aus war heute sogar der weit im Norden liegende Mount Cook zu sehen, er war völlig frei von Wolken. Weiter ging es über den Lindispass und nach einem Halt in Omarama wurde das umliegende Land bei abnehmender Höhe auch wieder fruchtbarer. In Cromwell kauften wir Obst und kamen dann kurz vor Queenstown an einer der Bungy-Jumping-Brücken vorbei. Leider dämmerte es schon, der Betrieb war für heute eingestellt worden und die Geräte wurden gerade abgebaut. Kurze Zeit später erreichten wir die Stadt und kamen nach einer dortigen Orientierungsfahrt bald in unserem Hotel A-Line an. Von den Zimmern hatte man einen schönen Blick über die Stadt und den See Wakatipu. Es war schon dunkel, als wir uns etwas zu essen suchen wollten und auf Vorschlag von Bianca kehrten wir im Pizza Hut ein. Onkel Udo war vom Essen dort nicht besonders begeistert, vielleicht hätte er doch besser eine Pizza anstatt der Nudeln bestellt. Bianca ging bald ins Hotel zurück, während wir anderen noch einen längeren Stadtbummel machten. Die Geschäfte machten hier um 9 oder sogar erst um 10 Uhr zu, so daß man auch noch spät abends sein Geld los werden konnte. Irgendwann aber trieb es auch uns in Morpheus Arme.

 

7. Tag, Mittwoch

Das wurde heute ein Tag voller schöner Eindrücke. In der Frühe fuhren wir das kurze Stück zum lokalen Flughafen, weil das Wetter es möglich machte, die Strecke zum Milford Sound zu fliegen, anstatt die Weg innerhalb von 5 Stunden mit dem Bus zurückzulegen. Reizvoll wäre das auch gewesen, nur eben sehr langwierig. Am Flughafen erwarteten uns kleine und kleinste Flugzeuge, das größte von ihnen hatte gerade 20 Plätze, die anderen 4 bis 6. Im ersteren saßen Mutti und ich wie beim öffentlich rechtlichen Fernsehen, also in der ersten Reihe. Wir konnten von dort durch die offene Tür direkt ins Cockpit schauen. Der Flug war etwas holprig, doch war es grandios, die schneebedeckten Berge nicht weit unter uns zu sehen. Am Ziel war es wolkig aber trocken, ein Glück wenn man bedenkt, daß hier die jährliche Niederschlagsmenge bei 1000 Millimetern liegt. Zur Landung mußten wir weit in den Sound hinausfliegen um dann auf dem Rückweg an Höhe zu verlieren. Nicht weit von der Rollbahn entfernt stiegen wir gleich darauf in ein Doppelrumpfboot ein und begannen die zweistündige Fahrt hinaus zur tasmanischen See und zurück. An Bord gab es ein ordentliches Essen, was aber schnell hinuntergeschlungen wurde, um sich voll auf die schöne Landschaft konzentrieren zu können. Die Ufer waren sehr steil und an ihnen stürzten hohe Wasserfälle herunter. Leider sahen wir bei der Ausfahrt keine Tiere. Auf dem Rückweg aber hatten wir Glück. Zuerst lagen einige Robben auf einem Felsen und später begleitete sogar ein Schwarm Delphine eine Zeitlang unser Schiff. An einem der Wasserfälle machten wir kurz Halt und einige Mutige konnten sich hinausbeugen, um mit einem Becher etwas Wasser aufzufangen. Ich wurde dabei völlig durchnäßt, aber mein Glas wurde voll. Einem Östereicher fiel wohl bei dieser Aktion unbemerkt die Kamera ins Wasser. Weil ich ihm am nächsten gestanden hatte, kam er später auf die Idee, ich hätte sie gestohlen und wollte daraufhin meine Tasche untersuchen. Trotz dieser Unterstellung erlaubte ich ihm das. Onkel Udo hatte einen Kasten im Wasser schwimmen sehen und klärte ihn dann über das Schicksal seines Fotoapparates auf. Glücklich am Anlegeplatz angekommen, ging es gleich mit den Flugzeugen wieder zurück. Eigentlich sollten die Plätze beibehalten werden, doch war es einigen in den kleinen Maschinen schlecht geworden, so daß sie gerne ihre Plätze hergaben. So kam ich in den Genuß, neben dem Piloten eines 5-Sitzers zurück zu fliegen. Mit dieser Maschine kamen wir nicht über die Berge hinweg. Wir mußten uns zwischen ihnen hochschrauben, um dann über die flacheren Stellen hinüber zu schlüpfen. Das gab natürlich einige Turbulenzen, aber schlimm war es nicht. Dafür war aber die Aussicht grandios. Wieder glücklich gelandet machten wir einen Kurzbesuch in Arrowtown, einer ehemaligen Goldgräberstadt, von der die Hauptstraße schön restauriert und in Geschäfte umfunktioniert worden ist. Zuerst sahen wir uns das lokale Museum an, dann kaufte ich mir einen Nugget als Anhänger. Es war jetzt 3 Uhr nachmittags und wir fuhren weiter zum Shotover-River, um heute noch Jetboot zu fahren. Tante Erika war inzwischen überredet worden und wollte auch mit. An der Landestelle mußten wir noch etwas warten, dann bekamen wir Schwimmwesten und es wurde noch ein Foto gemacht. 10 Passagiere kamen in ein Boot und dann ging es los. Trotz der Nässe nahm ich auch meine Kamera mit, um selbst einige Fotos zu machen. Haarscharf fuhren wir mit 70 Kilometer in der Stunde an Felsen vorbei, rasten über offene Stellen und drehten uns ab und zu auf der Stelle. Das Wasser spritzte meterhoch und ich wurde zum zweitenmal an diesem Tag klitschnaß. Einige trübe Tassen meckerten zwar, daß der Fahrer wegen unserer fröhlichen Schreie extra wild fahre, aber das störte uns nicht weiter. Er trieb es so toll, daß sich sogar die Turbine überhitzte und er sie abkühlen lassen mußte. Später fuhren wir zurück nach Queenstown und dort noch mit der Seilbahn auf den Walters Peak. Oben hatte man auch einen schönen Blick auf die Stadt und den See. Es dämmerte bereits und die meisten von uns fuhren bald wieder hinunter. Ich aber sah mir oben in einem Kino noch eine Art Werbefilm über Neuseeland an. Als ich dann um halb 7 Uhr abends wieder hinunterfuhr, war es schon völlig dunkel. Wir aßen in unserem Hotel, dann ging ich noch mal kurz an den See, wo gerade das Dampfschiff Earnslow einlief. Vom rhythmischen Heben und Senken des Sees konnte ich leider nichts bemerken. Endlich wieder im Zimmer fiel ich todmüde ins Bett.

 

8. Tag, Donnerstag

Heute hatten wir freie Zeit, um uns zu erholen oder auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Leider liefen wir aber die meiste Zeit in Geschäften herum. Zu gerne hätte ich einen der Bungy-Springer gesehen, aber die Brücke lag einfach zu weit weg, um sie mit einem Taxi zu vertretbaren Kosten zu erreichen. Nach dem etwas späteren Frühstück gingen wir ins Geschäftsviertel des Städtchens, wo dann ein Laden nach dem anderen abgeklappert wurde. Das Shopping wurde nur durch einen Besuch des kleinen Vogelparkes unterbrochen, der in der Nähe der Seilbahnstation lag. Wir gingen hauptsächlich deshalb hinein, weil hier lebende Kiwis in einem Nachthaus untergebracht waren. Tag und Nacht waren vertauscht und nachdem man die Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatte, konnte man beide Tiere geschäftig im Boden nach Insekten und Würmern suchen sehen. Die Tiere sind etwa hühnergroß, aber mit längeren Beinen, das Weibchen ist etwas größer als das Männchen. Auch andere einheimische Vogelarten waren zu sehen. Beim Ansehen der Geschäfte hatten es mir die Coogi-Pullover angetan und ich kaufte mir einen trotz seines ziemlich hohen Preises. Mutti durfte sich einen Anhänger aus Grünstein für Muttertag aussuchen, konnte sich aber noch nicht entscheiden. In einem anderen Geschäft besorgte ich mir eine Krawattennadel, die mit einer Einlage aus der blauschillernden Paua-Muschel verziert war. Auch die am Vortag von einem Fotografen gemachten Bilder unserer Jet-Boot Fahrt konnten heute bestellt und nach 2 Stunden abgeholt werden. Sie waren zwar mit 9 Dollar pro Stück unverschämt teuer, trotzdem bezahlten Mutti und ich jeweils 3 und holten sie dann später ab. Zu Mittag aßen wir in einem Kaufhaus, wo es einige Essensstände gab, so daß für jeden Geschmack etwas vorhanden war. Während die anderen einen Hamburger probierten, holte ich mir etwas von einem Thailänder. Nachher wollten die Damen noch weiter einkaufen, ich aber hatte jetzt genug und setzte mich ab. Ich ging kurz zurück ins Hotel, um die Schuhe zu wechseln und die Kamera zu holen. Dann lief ich zur Seilbahnstation und fuhr ein zweites Mal auf den Berg hinauf. Oben stieg ich dann weiter aufwärts, zuerst führte der Weg zu einem Startplatz für Paragliding, wo aber kein Mensch war. Überhaupt begegneten mir am Anfang nur 4 Leute, später dann niemand mehr. Es war halb 4 Uhr gewesen, als ich die Seilbahn betreten hatte und um 6 Uhr wurde es hier momentan dunkel, also hatte ich 75 Minuten Zeit, in eine Richtung zu gehen, bevor ich umkehren mußte. Ich folgte einem schmalen Pfad immer höher und höher und versuchte, wenigstens den ersten Schnee zu erreichen, wenn auch der Gipfel des nächsten Berges zu weit weg war. Ich kam dann auch an einigen kleinen Schneeflächen vorbei und erreichte einen Sattel zwischen zwei Bergen, von wo ich ins nächste Tal schauen konnte, das frei von jeder Besiedlung war. Außer einem einsamen Wegweiser war hier oben nichts. Zur richtigen Zeit machte ich mich dann auf den Rückweg, nahm aber weiter unten an einer Abzweigung den anderen Pfad, der breiter war und eine schnellere Ankunft an der Seilbahnstation versprach. Auf diesem Weg kam ich später an einem ausgespannten Schlauch vorbei, von dem Wanderer an einer Stelle Wasser entnehmen konnten. Er kam mir nach der anstrengenden Kletterei gerade recht. Viel schneller als erhofft war ich am Ziel und nahm die nächste Gondel, die mich ins Tal brachte. Schon um 20 nach 6 Uhr war ich wieder im Hotel und hatte noch Zeit, mich fürs Essen um 7 Uhr vorzubereiten. Dort hatten wir aber Pech, wegen Personalmangels wurden wir gebeten, um 8 Uhr wieder vorbei zu kommen. Die anderen 4 gingen in dieser Stunde nochmal in die Geschäfte, ich jedoch vertrieb mir die Zeit damit, an meinem Reisebericht zu schreiben. Nach dem Essen war es dann wieder Zeit, die Koffer zu packen.

 

9. Tag, Freitag

Früh um 8 Uhr verließen wir das schöne Queenstown, um zuerst das Stück nach Cromwell wieder zurück zu fahren. Dort wurde noch mal kurz am Obststand gehalten, dann bogen wir ab in Richtung Norden. Zuerst war die Landschaft noch karg, doch nahm der Bewuchs stetig zu. Wir passierten die Seen Hawea und Wanaka, die nur durch eine schmale Landenge, Neck genannt, getrennt sind. Über diesen Hals kamen wir zu einer Küstenstraße, die hier vor längerer Zeit auf großer Breite durch einen Erdrutsch versperrt worden war. Wegen der Reparaturarbeiten war die Straße nur einspurig zu befahren, und das immer stundenweise in eine Richtung. Wir mußten deshalb bis zu einer bestimmten Zeit dort sein, um nicht eine Stunde warten zu müssen. Das klappte auch prima. Ein Stück hinter den Seen machten wir dann Halt an einer Tankstelle mit angeschlossenem Souvenirshop, in der Nähe von Makarora. Nun wurde der relativ niedrige Haastpass überquert, um die Westküste zu erreichen. Hinter dieser Wetterscheide wurde der Wald immer mehr zum Regenwald und nach zwei kurzen Stopps an einer Brücke und an einem Wasserfall erreichten wir, am Haastfluß entlang kommend, um die Mittagszeit den Ort Haast. Frage: Wie hieß der Entdecker dieser Gegend? Es gab hier als Spezialität eine Pastete mit winzigen weißen Fischchen, die man am Stück aufaß, einige Dutzend pro Person. Später ging es dann an der Küste weiter nach Norden. Links rollte die blauweiße Brandung des Tasmanischen Meeres, rechts wucherten die moosbedeckten Urwaldbäume und riesigen Farne. Auch hier machten wir einigemal Halt, um uns die See in die Schuhe spülen zu lassen. Das Wetter meinte es gut mit uns, denn als wir den Fox-Gletscher erreichten, war es möglich mit dem Hubschrauber hinauf zu fliegen. Leider war es nur der 30-minütige Flug über Fox- und Franz-Josef-Gletscher, zum Mount Cook konnten wir wegen starker Winde nicht kommen. Immer zu viert oder zu sechst wurden wir in die nacheinander landenden Hubschrauber gesteckt, bei uns war Herr Jupitz, dessen Frau wie auch einige andere nicht mitflog. Mit ihnen fuhr der Bus inzwischen schon weiter nach Franz-Josef. Oben auf dem Gletscher gab es bei strahlendem Sonnenschein eine Landung, bei der viele Bilder gemacht wurden. Auffallend war, daß der Flug an sich nicht lange dauerte, wir kamen eigentlich nicht sehr weit hinauf und beim Rückflug versuchte der Pilot, durch viele Kurven etwas Zeit zu schinden. Da hätte man noch mehr sehen können. Wir landeten in Franz-Josef und bezahlten die Tour mit 130 Dollar pro Person. Onkel Udo mußte 15 Dollar mehr blechen, er bekam dafür ein Flugzertifikat mit Foto, daß der Pilot mit seiner Polaroid auf dem Berg gemacht hatte. Das Bild war etwas dunkel, aber schließlich zählt ja der gute Wille. Dann warteten wir auf den Bus und die noch fehlenden Flieger. Kurz darauf wurden wir in unser Hotel gebracht, das etwas außerhalb lag. Heute riefen wir nochmal zu Hause an, um mal wieder ein Lebenszeichen zu geben. Um halb 8 Uhr gab es dann Abendessen, bei dem wir uns fein in die Nesseln setzten. Erst standen keine Preise auf der Karte, auf der das Menü vorgegeben war, dann taugte das Essen nichts und zu guter Letzt mußten Suppe und Dessert extra und nicht zu knapp bezahlt werden. Wehmütig dachten wir an Queenstown, wo es viel besser und billiger gewesen war.

 

10. Tag, Samstag

Ein Gutes hatte das Hotel ja, eine herrliche Aussicht auf die Berge. Diese entschädigte auch etwas für das miese Frühstück. Für heute war eine Wanderung zum Franz-Josef-Gletscher angesetzt, wer wollte der konnte auch ein Stück mit einem Führer aus Eis gehen. Dazu mußten diejenigen sich erst mal im Ort genagelte Schuhe anpassen lassen, für die normalen Laufschuhe war der Weg zu unsicher. Der Bus brachte uns in die Nähe des Gletscher, dann gingen wir die restlichen 2 Kilometer zu Fuß. Die mutigen Kletterer, es waren mit mir 9 Personen, hatten ihr Eisschuhe in einem Beutel auf dem Rücken, wir wollten sie erst an Ort und Stelle anziehen. Aufgrund der zu langen Erklärung unserer Führerin kamen wir nur langsam voran, so daß wir erst nach einer Stunde die 2 Kilometer hinter uns hatten. Die Schuhe wurden gewechselt, dann gingen wir hoch aufs Eis, allerdings sehr langsam, weil Mark und Greg, unsere beiden Führer den ganzen Weg über Stufen ins Eis schlugen. An einigen Stellen gab es Seile oder Leitern als Hilfestellung, einmal mußten wir sogar auf einem schmalen Brett über eine tiefe Spalte balancieren. Nach über einer Stunde waren wir 120 Meter über der Talsohle, hier kehrten wir um. Andere Gruppen mit jüngeren Leuten hatten uns überholt und kamen viel weiter als wir. Trotz unseres Kriechtempos, war es aber doch ein schönes Erlebnis. Jetzt hieß es sich zu sputen, weil wir um halb 1 Uhr abfahren wollten und noch die Strecke zurück zum Bus zu bewältigen war. Dafür brauchte ich nur eine Viertelstunde, die anderen etwas länger. Die Nichtkletterer waren inzwischen schon ins Dorf gebracht worden, wo sie beim Essen saßen, als wir dann auch noch eintrafen. Leider war nur Zeit, um einige Sandwiches zu verdrücken. Bald wurde weitergefahren, immer schon nach Norden, wo heute unser Ziel in Greymouth lag. Wie immer gab es unterwegs einige kurze Stopps, einen davon in Hokitika, wo wir eine Grünsteinschleiferei besuchten. Dort gab es nach meinem Geschmack aber keine besonders schönen Schmuckstücke. Deshalb war ich froh, daß Mutti ihren Stein doch noch in Queenstown gekauft hatte. In diesem Ort war auch unsere Kaffeepause, allerdings war kein Kaffee zu bekommen. Während die meisten von uns sich die Geschäfte anschauten, ging ich an den nahen Strand. Dort rasten 2 Buben im Alter zwischen 10 und 12 Jahren mit einem Strandbuggy zwischen dem Treibgut umher. Als sie mich sahen, kamen sie heran und wollten fotografiert werden. Ich tat ihnen den Gefallen. Die Sonne ging bald nach unserer Ankunft in Greymouth unter, heute stiegen wir in einem schönen Hotel ab, wo auch das Essen gut war. Sogar der Herr Wolf mit Freundin war hier, sie waren kurz vor uns, von Christchurch kommend, hier eingetroffen. Wegen des Todes von Nixon hatte sich auf Hawaii die Passvergabe so stark verzögert, daß sie erst jetzt wieder die Gruppe erreichten. Das ganze Malleur kam sie sehr teuer, weil sie keinen Führerschein dabei hatten und deshalb Autos mit Fahrer mieten mußten. Heute war das Wetter so gut, daß ich mir das Kreuz des Südens am Himmel ansehen konnte. Nur war es sehr kalt draußen, so daß ich nicht sehr lange fortblieb. Ins Bett gingen wir heute etwas später, auch wurde es nicht ruhig in der Stadt. Samstags abends sind sogar die Neuseeländer unterwegs.

 

11. Tag, Sonntag

Heute morgen fuhren wir zuerst weiter an der Westküste entlang in Richtung Norden. Unser erster Halt war an den Pancake-Felsen. Dort führte ein Weg von der Straße durch dichten und für uns sonderbaren Busch hinaus auf die Klippen zu den wie Pfannkuchen aufeinander getürmten Steinplatten. Diese sind von Wind und Wasser im Laufe der Jahrtausende zu bizarren Formen ausgewaschen worden. Unten hörte man das Wasser rauschen, an einer Stelle war eine riesige Grotte eingestürzt, so daß ein Kessel mit breiter Öffnung zum Meer entstanden war. An drei Stellen gab es sogenannt Blowing-Holes, Schächte in denen das Wasser bei starkem Wellengang hoch gepresst wird und oben als Fontäne herauskommt. Für dieses Schauspiel war heute aber das Wetter zu ruhig. Kurz vor Westport verließen wir die Küstenstraße und fuhren ins Landesinnere Richtung Nelson. In Murchison machten wir Mittag in einem Tearoom, wo ich mir einen riesigen Hamburger mit Ei und Speck bestellte. Einige Fotostopps später kamen wir an eine schwankende Hängebrücke, wo man für einen Dollar Gebühr zum benutzen derselben sich einen kleinen Nervenkitzel verschaffen konnte. Es gab nur auf der anderen Seite nichts Interessantes zu sehen, hier war der Weg das Ziel. Um halb 4 Uhr waren wir endlich in Wakefield, wo wir in Gruppen zu 3 oder 4 Personen aufgeteilt wurden, um einen Abend auf verschiedenen Farmen zu verbringen. Auf einem Parkplatz in der Stadt warteten schon einige von den verschiedenen Familien, um uns abzuholen. Mutti, das Ehepaar Öhler und ich kamen zu Valerie und Gordon Hope, die einige Ziegen und Schafe besaßen. Sie lebten 20 Kilometer außerhalb der Stadt, die nächsten Nachbarn jeweils 1 und 4 Kilometer entfernt. Ihre Kinder waren schon lange aus dem Haus und sie freuten sich, ab und zu Besuch zu haben. Wir begleiteten Gordon beim Füttern der Hunde, er zeigte uns, wie sie die auf den Hängen weidenden Schafe heruntertrieben. Später bekamen wir ein echt neuseeländisches Essen mit verschiedenen einheimischen Gemüsen vorgesetzt. Schließlich unterhielten wir uns noch etwas am Kamin bei einer Tasse Kaffee. Wir beendeten den Abend so gegen halb 11 Uhr, ich machte anschließend noch auf unserem Zimmer meine tägliche Arbeit.

 

12. Tag, Montag

Die Würstchen und der Speck des neuseeländischen Frühstücks waren nicht nach unserem Geschmack, im Gegensatz zur selbstgemachten Marmelade, die sehr gut war. Gordon war schon früh zur Arbeit auf eine andere Farm gefahren und hatte einige Hunde mitgenommen. Die Schafe, die er hier hatte, waren mehr als Hobby zu betrachten. Valerie bewirtete uns also alleine und brachte uns dann auch zum Treffpunkt zurück. Die Haustür zu schließen hielt sie nicht für nötig, es gäbe hier keine Einbrüche. Um 9 Uhr waren wir an Ort und Stelle und es kam der Abschied von den Gastgeberfamilien. Dann fuhr der Bus weiter, um die noch Fehlenden von uns an anderen Plätzen abzuholen. Unterwegs wurde viel erzählt, jeder wollte von seiner Gastfamilie berichten. Wir fuhren jetzt in die Marlborough Sounds hinein, machten erst noch Halt an einer Brücke und später Mittag bei einer deutschen Einwanderin aus Rheinhessen. Sie hatte in den letzten Jahren in dieser Gegend einen Weinanbaubetrieb aufgebaut. Dieser Wein wurde zwar von Herrn Blum gelobt und ich selbst bin kein Weintrinker und kann mir also kein Urteil erlauben, aber meine Verwandschaft sagte nach dem Probieren übereinstimmend aus, daß sie wesentlich bessere Sachen gewöhnt seien. Nur eine Stunde dauerte der Aufenthalt hier, denn wir mußten die Fähre in Picton erreichen. Kaum angekommen wurde unser Gepäck umgeladen, denn Tony, unser Busfahrer verließ uns hier. Nachdem er uns 1711 Kilometer über die Südinsel gebracht hatte, fuhr er jetzt heim nach Christchurch und wir würden in Wellington einen neuen Bus bekommen. Den kleinen Bus der Stuttgarter nahmen wir aber mit, für ihn war die Überfahrt lange nicht so teuer. Die Fahrt dauerte 3,5 Stunden auf dem großen Fährschiff, das in seinem Bauch auch große LKW's und Waggons transportierte. Zuerst fuhren wir gut eine Stunde durch die Sounds, bevor wir die breite Cookstraße erreichten. Die Nordinsel war im Dunst schon zu sehen, so groß war die Entfernung nicht. Möwen begleiteten uns die ganze Zeit und einmal sahen wir auch Delphine in einiger Entfernung. Es war zwar windig aber das Wetter hielt sich und die See blieb glatt. Die Sonne ging unter, als wir die Hauptstadt erreichten und es war schon fast dunkel, als Gepäck und Fahrgäste im neuen Bus untergebracht worden waren. Die Fahrt zum Hotel dauerte nicht lange, etwas länger mußten wir in den Zimmern auf die Koffer warten. Abendessen nahmen wir im Hotel ein, ich war aber nicht zufrieden. Später gingen wir noch kurz in die Stadt, doch für eine Hauptstadt war hier überhaupt nichts los. Ein Nachtleben gab es praktisch nicht. Wir tranken noch einen Cappucino in einer der wenigen Bars und machten uns bald auf den Heimweg.

 

13. Tag, Dienstag

Unser Aufenthalt in Wellington dauerte nicht lange. Wir beschränkten uns darauf, zu einem Aussichtspunkt zu fahren und uns die Regierungsgebäude anzusehen. Zuerst fuhren wir auf den 196 Meter hohen Mount Victoria, von dem man bei gutem Wetter bestimmt einen schönen Blick auf die Stadt hat. Doch heute war es stark bewölkt und sehr windig, so daß man aufpassen mußte, nicht vom Berg geblasen zu werden. Oben befand sich ein etwas seltsames Denkmal des Polarforschers Byrd. Das neue Parlamentsgebäude wird Bienenkorb genannt und es sieht auch so aus. Gegenüber steht das zweitgrößte Holzhaus der Welt, es ist aber so verputzt, daß es wie Stein aussieht. Nach einem Kurzbesuch bei einer alten Kirche fuhr unser Bus auf ein kurzes Stück Autobahn, in diesem Land eine Seltenheit und bald schon waren wir heraus aus der Stadt. In Levin gab es einen kurzen Halt, später machten wir Mittag in Mangaweka, wo ein Schafsstall für die Schur zu einem Tearoom umgebaut worden war. Die neuseeländischen Nutztiere waren traulich auf dem Gelände hinter der Wirtschaft versammelt und auch ein einäugiges Opossum saß in seinem Käfig. Nach den vielen flachen Verwandten auf der Straße sahen wir es hier endlich in voller Lebensgröße. Hinter Waiouru wurde die Hochebene steppenhaft und sehr unwirtlich, von den dortigen 3 großen Vulkanen konnten wir wegen der dicken Wolkenschicht nur den Mount Ruapehu teilweise sehen. Als wir dann zum Lake Taupo hinunterfuhren wurde die Flora wieder freundlicher. In der Stadt Taupo machten wir eine kurze Kaffeepause, dann ging es weiter zu den Huka Falls, die in der Nähe des Ortes liegen. Das ist eine Stromschnelle, die dadurch entsteht, daß der breite Fluß durch eine enge und niedrige Kluft gedrängt wird. Das Wasser hatte hier eine sehr schöne Farbe, fast wie am Tekapo-See. Kurze Zeit darauf kamen wir an einem Kraftwerk vorbei, das den Dampf der hier überall vorhandenen heißen Quellen zur Stromerzeugung nutzte. An vielen Stellen stiegen Dampfwolken in diesem Tal auf und boten einen interessanten Ausblick. Um 6 Uhr abends waren wir in Rotorua, zum Abendessen ging ich aber nicht mit den anderen, ich war vom Mittag her noch satt. Ich besuchte stattdessen noch die Stadt, wo aber wie fast überall in Neuseeland schon um 8 Uhr die Randsteine hochgeklappt werden. Auch hier ist die Erde stark vulkanisch aktiv und ich bemerkte besonders in der Nähe von Gullideckeln einen starken Geruch nach faulen Eiern. Dieser kommt vom schwefelhaltigen Wasser der vielen heißen Quellen dieser Stadt. Nach einem kurzen Spaziergang lenkte ich meine Schritte wieder zurück ins Hotel.

 

14. Tag, Mittwoch

Heute aßen wir ausnahmsweise mal nicht im Hotel, sondern wir wurden zu einem Schaufelradboot auf dem See gebracht. Dort wurde das Frühstück eingenommen. Leider war auch eine Gruppe Japaner dabei, so daß ein starkes Gedränge an den Trögen herrschte. Nachdem ich mich wie immer gut versorgt hatte, ging ich zum Bug und schaute mir die schwarzen Schwäne an, von denen es hier sehr viele gab. Unser erster Programmpunkt auf der kurzen Tagesliste bestand aus einem Besuch des Agrodoms, wo uns eine Art Show geboten wurde, welche die verschiedenen Schafsorten vorstellte. Danach zeigte der Moderator, wie man ein Schaf schert, leider ging das für das Schaf nicht ganz ohne Verletzungen ab. Einige Hunde zeigten ihre Künste, indem sie über die Rücken der Schafe liefen und sich dann auf sie setzten, was diese sich auch ruhig gefallen ließen. Die Zuschauer wurden auch in das Geschehen eingebracht, so durften einige sich am Euter einer Kuh versuchen, während andere die Milch dann in Lämmer hineinschütteten. Im Klartext, es wurde gemolken und dann mit der Flasche gefüttert. Später wurde im Freien noch gezeigt, wie ein oder mehrere Hunde eine kleine Gruppe von Schafen durch ein Gatter oder in eine Umzäunung trieben. Herr Blum war während der Veranstaltung nicht dabei gewesen, er stieß erst jetzt wieder zu uns. Nach dem Frühstück war er mit einer stark geschwollenen Wange zum Zahnarzt gefahren, um sich behandeln zu lassen. Jetzt wurde wieder der Bus bestiegen und es ging zum Whakarewarewa, dem Maori-Zentrum in Rotorua. Am Eingang wurden wir mit dem traditionellen Nasenreiben begrüßt, wobei ich, der als Erster ausstieg, erstmal zurück schreckte, als mir ein fremder Kopf entgegenkam. In der Anlage spazierten wir durch ein vulkanisches Gebiet und sahen uns die Geysire und blubbernden Schlammlöcher an. Am Ausgang wurde dann wieder viel Geld ausgegeben, es gab hier nämlich die bekannten Maori-Schnitzereien zu kaufen. Von dort fuhren wir wieder zurück zum Eingang, weil hier im Versammlungshaus die Tänze und Lieder der Ureinwohner dargeboten wurden. Die Künstler waren teilweise nicht mehr ganz taufrisch, aber das tat dem Genuß keinen Abbruch. Mit dieser Vorführung war das Programm für heute schon vor Mittag beendet und wir wurden vorm Hotel abgesetzt. Nach einem kurzen Besuch bei Mc Donalds klapperten wir erst die Souvenirläden ab, dann sahen wir uns die Government Gardens mit dem sehr schönen Badehaus an. Leider war das Wetter nicht schön, es hatte angefangen zu regnen. Trotzdem liefen wir dann noch das Stück zur Maori-Kirche am Seeufer, die uns Herr Blum zur Besichtigung empfohlen hatte. Meine Kamera setzte zeitweise aus, auch sie mochte die Nässe nicht. Die anderen gingen dann bald zurück, während ich noch etwas länger in der Stadt blieb. Die Verwandschaft wollte heute im Hotel essen, ich jedoch nicht und so mußte ich zu später Stunde noch mal in den Ort, weil ich dort einen annehmbaren Chinesen gesehen hatte. Dort war ich allerdings fast der einzige Kunde.

 

15. Tag, Donnerstag

An diesem Tag mußten wir etwas früher als sonst, nämlich schon um 6 Uhr aufstehen. Unser Weg führte uns in einem großen Bogen in Richtung Westen, wir wollten möglichst früh an der Glühwürmchenhöhle in Waitomo sein. Wir hatten Glück, es war nicht viel Betrieb dort, nur ein weiterer Bus außer unseren zweien. Man betrat die Höhle durch einen aus dem Kalk gewaschenen Gang, der in eine größere Halle mündete, wo auch einige Stalagmiten und Stalagtiden zu sehen waren. Im Hintergrund war etwas tiefer das Wasser eines unterirdischen Teichs zu sehen. Auf diesem schwammen Boote, in die immer 20 Personen hineinsteigen mußten. Sie wurden nicht gerudert, sondern mit Hilfe von an den Wänden befestigten Seilen über das Wasser gezogen. Das besorgten die Führer. In der Grotte mußten wir sehr leise sein, denn die leuchtenden Larven an der Decke der Grotte mögen keine lauten Geräusche. Die vielen kleinen Leuchttiere gaben der Grottendecke das Aussehen eines hellen grünen Sternenhimmels und durch dieses Licht locken sie andere Insekten herbei, die in die Höhle geraten sind. Diese verfangen sich dann in den klebrigen Fäden, die jedes dieser Tierchen herabhängen läßt und werden dann verzehrt. Nachdem die Larven sich verpuppt haben, reicht die Zeit für die fertigen Käfer nur noch zur Fortpflanzung, denn ihnen fehlt der Mund zur Nahrungsaufnahme. Deshalb sterben sie bald von selbst, sofern sie nicht schon vorher von ihren jüngeren Artgenossen erwischt werden. Das Boot brachte uns zum Ausgang der Höhle und zu einem Pfad, über den wir zum Bus zurückliefen. Das Mittagessen wurde heute gestellt und zwar machten wir Halt bei einem im französischen Stil errichteten Landhaus mit einem schönen Garten. Es gab eine Hammelkeule, mir war sie jedoch zu fett. Dafür gab es Eis als Nachtisch und das wurde sehr dekorativ in einer Schale aus Eis serviert und mehrmals nachgefüllt. Nach dem Spaziergang im Garten ging die Fahrt weiter nach Norden bis nach Auckland. Unterwegs hielten wir nur einmal kurz an. Kaum in der Stadt angekommen, fuhren wir gleich zum Militärdenkmalmuseum, wo die Zeit nur reichte, die Mauriausstellung und die Moafunde zu besuchen. Wir hatten nur eine Stunde Zeit, denn um 5 Uhr schloß das Museum. Im Souvenirladen kaufte ich einen Angelhakenanhänger aus Knochen und einen Tiki aus Grünstein, sie waren hier sehr fein gearbeitet. Wir fuhren dann schnell weiter zum Aussichtspunkt auf dem Mount Eden, der ein erloschener Vulkan ist. Die Sonne ging gerade unter und zeigte uns die Unmengen von Einfamilienhäuser, die bis zum Horizont reichten und die Stadt flächenmäßig so groß machen. Auckland erstreckt sich mit knapp 1 Million Einwohner über eine Länge von 25 Kilometern wobei die eigentliche City sehr klein ist. Kaum war die Sonne weg, da waren wir auch schon wieder unterwegs. Als letzten Punkt unseres Blitzbesuchs kamen wir in ein Unterwasseraquarium. Dort führte ein glasüberkuppelter Rundweg mit Laufband unter den Fischbecken hindurch. Es sah toll aus, Haie und Rochen über sich schwimmen zu sehen. Bald darauf erreichten wir unser Hotel, wo die 17 Heimkehrer verabschiedet wurden, die nicht mit nach Fidschi fliegen würden. Sie waren so schnell weg, daß sie teilweise sogar die Trinkgelder für Herrn Blum und den Busfahrer vergaßen. Ich erfuhr das, als ich in die Lobby kam und einen Reiseleiter erlebte, der darüber zu Recht stinksauer war. Wir aßen heute wieder im Hotel, diesmal sogar recht gut. Obwohl es dann schon ziemlich spät war, ging ich noch mal kurz in die Stadt, um ein schönes T-Shirt aus Neuseeland zu suchen. Leider machten die Geschäfte aber bald schon zu. Sonst war aber nicht viel los und bald war ich wieder im Hotel. Übrigens betrug die Strecke, die wir auf der Nordinsel zurückgelegt hatten 912 Kilometer. Insgesamt waren wir also 2623 Kilometer auf beiden Inseln mit dem Bus unterwegs gewesen.

 

16. Tag, Freitag

Relativ früh fuhren wir heute schon zum Flughafen, denn wie immer mußten wir 2 Stunden vor Abflug an Ort und Stelle sein. Unsere letzten Neuseelanddollar mußten noch ausgegeben werden und ich hatte ja immer noch kein T-Shirt von hier. Es gab zwar in den Geschäften auf dem Flughafen eines das mir gefiel, allerdings hatte es nicht die richtige Größe. Zum Glück stellte es sich dann heraus, daß die Zweigstelle im Duty Free Bereich noch eines auf Lager hatte, was man mir auch freundlicherweise zurücklegte. Herr Blum war heute sehr brummig und kurz angebunden, es waren wohl noch Nachwirkungen seines Erlebnisses mit den Heimreisenden am Tag zuvor. Um 10 Uhr war der Start der Boing 767, die uns in 2 Stunden und 40 Minuten wieder die 2000 Kilometer nach Fidschi zurückbrachte, die wir 2 Wochen vorher in der anderen Richtung geflogen waren. An Bord verging mir die Zeit tatsächlich wie im Flug und bald landeten wir wieder auf dem Flughafen der Stadt Nadi. Sie liegt auf der Hauptinsel Vitilevu und wird hier wie Nandi ausgesprochen. Die Passkontrolle dauerte sehr lange, dafür wurden wir auch hier wieder, wie schon auf Hawaii, am Bus mit Blumenkränzen empfangen. Am Flughafen sollten wir auch noch Geld tauschen, weil sonst kaum Möglichkeiten dafür im Land bestehen. Auch das brauchte wieder seine Zeit. Als wir dann endlich im Bus saßen und die einstündige Fahrt zum Hotel antraten, merkte Mutti voller Schreck, daß wir uns nicht mehr in einem Land mit westlicher Kultur, sondern eher in der dritten Welt befanden. Die Art zu Leben der hiesigen Menschen war viel einfacher als unsere und teilweise auch etwas ärmlich. Im Gegensatz dazu stand unser riesiges Hotel, daß eine ganze Insel an der Küste beanspruchte und sogar für westliche Verhältnisse teuer war. Leider lag es weit weg von der nächsten Ortschaft, so daß uns kaum eine andere Wahl blieb, als hier die Tage zu verbringen und die hohen Preise zu zahlen. Bei der Ankunft wurde unser Bus von "Wilden" im Lendenschurz überfallen und dann mit Hilfe eines Seils zur Lobby gezogen. Natürlich mit motorischer Nachhilfe. Es gab einen Begrüßungstrunk und Fidschimusik, danach bezogen wir die weit auseinanderliegenden Zimmer. Mit über 1000 Betten ist das Hotel das größte der Insel, durch die auseinandergezogene Bauweise fällt dies aber kaum auf. Um die Besucher auf der Insel zu halten, gab es viele Tagesaktivitäten, von Wasserski bis Schnorcheln und von Tennis bis Golf auf den hoteleigenen Plätzen. Manches war umsonst, für andere Dinge mußte gezahlt werden. Es wurde empfohlen, nicht bar zu bezahlen, sondern Rechnungen zu unterzeichnen um dann bei der Abreise den vollen Betrag zu entrichten, doch Mutti und mir war es viel lieber, alles direkt zu bezahlen, so wußten wir was wir ausgaben. Um 5 Uhr nachmittags wollten wir uns zur Erkundung treffen, doch das klappte nicht. Mutti war schon unterwegs, wir sahen sie erst später wieder. Die Preise in den Restaurants waren gesalzen, nur im Lagoon-Grill waren sie erträglich und wir erklärten ihn zu unserem Stammlokal. Ich aß jeden Tag etwas anderes und das Essen war immer recht ordentlich. In den verschiedenen Läden im Hotel waren die Preise auch ziemlich hoch, deshalb hielt sich auch hier unsere Kaufwut in Grenzen. Das Wetter meinte es heute nicht gut mit uns, nach Einbruch der Dunkelheit fing es richtig an zu regnen, auch am Tag hatte es schon genieselt. Und das Ganze bei 28 Grad Außentemperatur. Um 9 Uhr abends war alles wieder auf den Zimmern und ich schrieb gerade meinen Bericht, als ich die Gesellschaft eines etwa 5 Zentimeter langen Geckos bekam. Schon vorher am Abend hatte ich am Strand einen handgroßen Krebs und viele winzige Sandkrebse gesehen. Über zuwenig Fauna war also nicht zu klagen, besonders eine Vogelsorte vollführte in der Nacht ein lautes Spektakel, daß einige von uns nicht schlafen konnten. Obwohl ich während unserer Woche Aufenthalt nicht einmal gestochen wurde, blieb die Fliegentür in den Nächten immer fest verschlossen.

 

17. Tag, Samstag

Heute gab es ausnahmsweise mal keine feste Weckzeit und Bianca wollte deshalb auch erst um 10 Uhr frühstücken. Das war uns Hasselbachern aber zu spät und schließlich einigten wir uns auf halb 10. Bis auf ein paar Früchte aß Bianca nichts, es war also völlig unnötig, aus dem Frühstück so eine große Sache zu machen. Sie hatte etwas Geldnot und ich wollte nicht den ganzen Tag auf der Insel bleiben, deshalb beschlossen wir nach Sigatoka, dem nächsten größeren Ort zu fahren. Ein freundlicher Hotelangestellter brachte uns über die Brücke zum Festland. Dort wollten wir auf den Bus warten. Da kam aber glücklicherweise ein Taxi vorbei und nahm uns für 4 Dollar mit, es hatte schon einen Fahrgast. Der Ort war größer als gedacht, es gab viele auf Touristen eingestellte Läden, einen quirligen Markt und sogar einige Banken. Die hatten aber heute am Samstag alle geschlossen. Biancas Laune war auf dem Tiefpunkt und die stickige Luft in den Geschäften gab ihr den Rest, sie wollte zurück ins Hotel. Unser Taxifahrer kam uns schon entgegengelaufen und wurde auf der Heimfahrt richtig gesprächig. Er hieß Singh, war indischer Abstammung und wollte wissen, ob es bei uns auch tropische Früchte gäbe, was ich aber zu seinem Erstaunen verneinte. Für die Rückfahrt bezahlten wir 6 Dollar. Im Hotel verschwand Bianca gleich im Zimmer und ließ sich nicht mehr blicken. Sie blieb auf ihrem Balkon bis zum Abend. Ich aber ging zu Mama und Onkel Udo an den Strand. Sie sagten, Tante Erika wäre noch krank und bliebe auch auf dem Zimmer. Das Wasser war schön warm, aber am Strand trübe, man konnte den Grund nicht sehen. Onkel Udo und ich liehen uns später ein Kanu aus, um etwas hinauszufahren. Das war eine wackelige Angelegenheit. Leider wurden wir an vielen Stellen zurückgepfiffen wo es interessant war und gaben deshalb schon bald das Boot wieder ab. Ich holte mir dann Maske, Schnorchel und Flossen und das war eine gute Idee. Ohne Anstrengung schnell voran zu kommen und ins Wasser hinab nach Fischen und Korallen zu schauen machte Spaß. Das war aber nicht in Strandnähe, sondern ein ganzen Stück weiter draußen, wo das Wasser klar und tief genug für Korallen war. Hier gab es auch viele verschiedene Fische zu sehen, hellblaue Quallen schwammen vorbei und dunkelblaue Seesterne lagen auf dem Grund. Ich blieb fast anderthalb Stunden im Wasser. Dann ging ich zu Mutti, die fleißig Muscheln sammelte. Kurz vor 5 Uhr nachmittags gingen wir aufs Zimmer und um 6 Uhr trafen wir uns zum Abendessen. Später beobachtete ich noch am Strand die großen Krabben, die im Schutz der Dunkelheit aus ihren Löchern kamen. Das Krabbenrennen im Hotel, was auch gerade stattfand, sah ich mir nicht an, mir sind die Tiere in freier Wildbahn lieber. Langsam wurde ich nun doch müde und außerdem mußte ich noch schreiben und so ging ich gegen 10 Uhr abends zurück aufs Zimmer.

 

18. Tag, Sonntag

Am heutigen Sonntag, dem Muttertag fand unser ganztägiger Ausflug zur Insel Mana statt. Frühstück gab es deshalb etwas früher, damit wir um halb 8 Uhr losfahren konnten. Als wir schon im Bus saßen, sagte Herr Blum, er habe gerade erfahren die Fahrt koste statt der angegebenen rund 90 Dollar jetzt 109 Dollar, man könne aber noch verzichten. Das tat aber keiner. Weiter führte er aus, der Preis käme durch den teuren Bus zustande, er allein koste schon 1000 Dollar. Nun stand er uns aber dafür nicht den ganzen Tag zur Verfügung, er mußte noch andere Gäste vom Flughafen abholen, hatte also sowieso nach Nadi zu fahren. Dafür wurden wir dann abends von 2 klapprigen Kleinbussen abgeholt. In der Nähe von Nadi stiegen wir zusammen mit den Insassen einiger anderer Reisebusse auf einen großen Katamaran um, der uns in knapp 2 Stunden zur Insel Mana fuhr. Das war aber keine romantische Koralleninsel wie erhofft, sondern genau so eine Hotelinsel wie unsere eigene. Es wohnten nur viel weniger Gäste hier, sie waren auf viele Hütten verteilt. Das Wetter meinte es gut mit uns und auch der Strand war wunderbar leer. Doch vorher mußten wir erst mal eine halbe Stunde Erklärungen über uns ergehen lassen, bei 5 Stunden Gesamtaufenthalt brannte mir natürlich die Zeit unter den Nägeln. Ich wollte schnorcheln und holte für Onkel Udo und mich das entsprechende Equipment. Außerdem kaufte ich eine wasserdichte Einwegkamera, ich wollte trotz ihres hohen Preises einige Bilder unter Wasser versuchen. Wir hatten gerade Ebbe und weil die Korallen sehr nahe am Ufer wuchsen, war das Reinwaten ins Meer mit den Flossen nicht leicht. Aber weiter draußen wurde man für die Anstrengung durch eine sehr schöne Unterwasserwelt belohnt, die kräftige Sonne und das klare Wasser erlaubten eine Sicht von mehreren Dutzend Metern und zeigten Korallen und Fische in leuchtenden Farben. Die Tiere hatten keine Angst, sie kamen sehr nahe heran, meist zu nahe für die technisch billige Kamera. Etwas später gab es Mittagessen in dem Restaurant, daß zum Hotel gehörte. Das Essen war im Preis enthalten und es gab einen ganzen Thunfisch und verschiedenes gegrilltes Fleisch. Später schnorchelte ich wieder und machte einige Fotos. Dabei lockte ich die Fische mit Brot, ein ganzer Schwarm stürzte sich auf meine Hand und ein Übereifriger bis mir in den Daumen. Innerhalb von Sekunden war der Köder verschwunden. Für 4 Uhr am Nachmittag war die Rückfahrt angesetzt, wir trafen uns schon vorher am Steg. Das Boot war aber noch weit weg, deshalb konnte ich mir noch in einem nahegelegenen winzigen Laden ein handgemaltes T-Shirt kaufen, dessen Farbe sogar noch feucht war. Der Maler war an der Arbeit und ich unterhielt mich gut mit ihm. Leider bekam mein T-Shirt Flecken beim Zusammenlegen, ich war zu nahe an die ganz Frischen geraten. Während der Rückfahrt ging die Sonne unter und kaum saßen wir in den Bussen, da wurde es auch schon dunkel. Auf dem Heimweg wurden wir kräftig durchgerüttelt und nach 7 Uhr erreichten wir das Hotel. Es war zwar ein schöner Ausflug gewesen, jedoch für meinen Geschmack viel zu teuer. Deshalb sagten Mutti und ich noch am selben Abend unsere Teilnahme an der zweiten Fahrt am Dienstag ab. Wir holten jetzt Tante Erika ab, die heute aus gesundheitlichen Gründen nicht mitgefahren war und gingen Essen. Wir hatten aber alle keinen Hunger und beschränkten uns auf Kleinigkeiten. Wieder gingen wir früh zu Bett.

 

19. Tag, Montag

Dieser Tag war unser zweiter Ruhetag auf Fidschi. Wir gingen nicht allzuspät zum Frühstück, um nicht zuviel Zeit zu verschwenden. Die Verwandschaft wollte heute mit mir nach Sigatoka fahren und ich ging deshalb an die Rezeption, um ein Taxi zu bestellen. Wir wurden für halb 11 Uhr vorgemerkt. Für Hin- und Rückfahrt waren 20 Dollar zu berappen, dafür fragte uns der Fahrer auch, zu welcher Zeit er uns wieder abholen solle. Wir vereinbarten einen zweistündigen Aufenthalt, dann stürzten sich die Frauen in die Geschäfte. Diese werden fast nur von Indern geführt, sie stellen auch die größte Bevölkerungsgruppe der Inseln, gefolgt von den eigentlichen Fijianern. Sie dürfen allerdings bisher noch kein Land besitzen. Wir tauschten auch Geld, natürlich hatte ich meine Schecks vergessen und mußte mir von Mutti aushelfen lassen. Dann kauften wir Getränke ein, um der teuren Minibar auszuweichen, gingen einmal über den Markt und fuhren schließlich um 1 Uhr heim. Die anderen gingen daraufhin gleich an den Strand, ich jedoch nicht, ich wollte einige Bilder machen und umrundete zu diesem Zweck einmal die ganze Insel. Wieder war keine Wolke am Himmel und die Sonne brannte heiß, mein Strohhut leistete mir gute Dienste. Nach meinem Rundgang kam ich auch zum Strand und lieh mir wieder Flossen und Maske aus. Ich wollte wieder schnorcheln, hatte aber keine Lust einen Sonnenbrand auf dem Rücken zu bekommen, deshalb behielt ich diesmal ein T-Shirt im Wasser an. Man mußte ein ganzes Stück bis zu den schöneren Korallen schwimmen, trotzdem waren sie hier nicht so vielfältig wie auf der Insel Mana, auch gab es nicht so viele und so schöne Fische. Sogar das Wasser war hier nicht so schön klar wie bei unserem Ausflugsziel. Trotzdem machte ich auch hier einige Fotos mit meiner Einwegkamera. Es wurde kühler und als ich aufsah, bemerkte ich das Wolken aufzogen. Ich paddelte die paar hundert Meter zum Ufer zurück, um mich noch etwas zu sonnen, solange es noch ging. Daraus wurde aber nichts, wir gingen bald auf die Zimmer zurück, um uns aufs Abendessen vorzubereiten. Es war nötig, schon um 6 Uhr abends zum Essen zu gehen, denn später gab es längere Wartezeiten, bevor man einen Tisch bekam. Unsere Tante Erika hatte ihren Fotoapparat dabei, sie wollte unbedingt ein Bild des Kellners Solo haben, der uns meist bediente. Nur am Sonntag war er wegen Muttertag zu Hause geblieben. Nachher ging ich mit Hornischs nochmal zu den teuren Hotelläden, während Mutti auf unserem Zimmer einige Karten schrieb.

 

20. Tag, Dienstag

Eigentlich war für heute ja der zweite Ausflug geplant, doch den hatten wir ja schon am Sonntag abgesagt. So konnten wir auch an diesem Tag wieder reichlich faulenzen. Trotzdem waren wir schon wieder um 9 Uhr beim frühstücken, denn gar zu faul wollten wir nun doch nicht sein. Ich ging mit Hornischs anschließend zum Ostufer der Insel, wo das Wasser bis zum Riff weit draußen sehr flach ist und man weit hinauslaufen kann. Mutti ging nicht mit, sie fühlte sich nicht wohl und blieb im Bett liegen. Weil es gerade auf Ebbe zuging, versuchte ich zum Riff hinaus zu laufen, kam aber wegen der vielen Korallen nicht schnell genug vorwärts. Auch wurde das Wasser langsam zu tief zum Laufen und meine Kamera ist leider nicht wasserdicht. Trotzdem war ich schon gut 500 Meter vom Ufer entfernt, als ich mich entschloß umzukehren. Wegen des flachen Wasser gelangen mir einige Fotos von Korallen, die ich vorher nur beim Schnorcheln gesehen hatte, hier lagen sie nur Zentimeter unter der Wasseroberfläche. Wieder am Ufer zurück, waren Hornischs nicht mehr zu sehen und ich hatte auch keine Zeit mehr sie zu suchen, denn um 12 Uhr mußten die 218 Dollar für den Mana-Ausflug bei Herrn Blum an der Rezeption bezahlt werden. Nachdem ich mein Geld losgeworden war, ging ich zu Mutti zurück, um noch etwas auf dem Zimmer zu lesen. Um 2 Uhr wollten wir dann wieder an den Strand und entgingen so gerade noch dem Dienstmädchen, das unser Zimmer machen wollte. Mit dem Sonnenbaden war es nicht weit her, es gab heute zuviele Wolken. Trotzdem blieb ich dort und vertrieb mir die Zeit weiter mit Lesen. Onkel Udo ging Kajakfahren, ich hatte keine Lust dazu. Erst sehr spät ging ich nochmal kurz ins Wasser, um mich etwas zu verausgaben. Mutti lag schon wieder im Bett und ich weckte sie, als ich zurückkam. Bis zur Essenszeit saß ich dann noch auf dem Balkon. Ich mußte dann aber doch alleine aufbrechen, Mutti hatte keinen Hunger und blieb lieber im Bett. Wir waren schon vor 8 Uhr fertig mit Essen und ich machte mich gleich auf den Heimweg. Es hatte zu nieseln begonnen, doch das störte mich nicht. Die Fidschianischen Tänze die im Hotel gezeigt wurden, interessierten mich nicht, ich wollte lieber mein Buch zu Ende bekommen.

 

21. Tag, Mittwoch

Auch dieser Mittwoch war eigentlich wieder ein Ruhetag, aber ich wollte nicht nur faul rumliegen und machte deshalb den Fehler, mir ein Fahrrad zu mieten, während die anderen lieber am Strand die Sonne genossen. Das Hotel verlieh Mountainbikes, was bei den hier üblichen Straßen auch nötig war. Nur war mir der Sattel zu niedrig und ich merkte später bei der ersten Abfahrt, daß ich vielleicht ein Modell mit funktionierenden Bremsen hätte nehmen sollen. Ich fuhr hauptsächlich seitlich von der Hauptstraße, mußte aber nach einer Stunde umkehren, weil der Weg immer schlechter wurde. Die Luft bewegte sich hier im Landesinneren kaum und es war unheimlich heiß. Ich kam ganz schön ins Schwitzen. Links und rechts des Weges waren Felder, sie wurden nur selten durch ein kleines Bauernhaus unterbrochen. Diese waren meist aus Wellblech gebaut. Für den Rückweg benutzte ich dann fast nur die Hauptstraße, immer schön auf der linken Seite, wie es hier üblich ist. Wieder im Hotel angekommen, war ich knapp zwei Stunden unterwegs gewesen und hatte für meine Anstrengungen 10 Dollar zu berappen. Ich konnte mich gerade noch abduschen und anderthalb Liter trinken, dann mußte ich mich erst mal hinlegen. Einige Zeit darauf wurde ich wieder munter und ging an den Strand, um auf meinem Bauch noch etwas Farbe zu bekommen. Bianca war schon weg, sie hatte später einen tollen Sonnenbrand am ganzen Körper. Jetzt war die Sonne nicht mehr so stark, man konnte sich ihr gefahrlos aussetzen. Auch ging ich heute noch mal schnorcheln, um meine letzten Bilder trotz des trüben Wassers zu verschießen. Die anderen hatten inzwischen den Strand schon verlassen. Ich kam erst spät wieder aufs Zimmer, es war inzwischen schon viertel nach 5 Uhr. Dabei wollten wir uns schon um 5 Uhr zur Happy Hour im Restaurant treffen, weil ja heute unser letzter gemeinsamer Abend war. Ich richtete mich also schnell her und kam dann etwas verspätet auch zum Treffen. Herr Blum verabschiedete sich schon vorsorglich von uns, denn am nächsten Tag würden wir ja den langen Weg in Richtung Heimat antreten. Einige Mitreisende erwiderten die Rede und gaben unserem Reiseleiter auch schon sein Trinkgeld. Es wurde sogar ein Gedicht vorgetragen, es gefiel mir aber nicht, der Stil war zu hochgestochen. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns von unserem Kellner Solo, dann gingen die anderen aufs Zimmer, während ich versuchte, das Kreuz des Südens zu fotografieren. Auch versuchte ich, einige der größeren Krabben am Strand aufs Bild zu bannen. Diese Tiere kommen nur nachts aus ihren Löchern und sind sehr scheu und deshalb schwer zu fotografieren. Man braucht deswegen viel Geduld und es war kein Wunder, daß ich erst um viertel nach 10 Uhr abends zurück im Zimmer war.

 

22. Tag, Donnerstag

Dieser Tag war der letzte, den wir auf Fidschi verbrachten und ich wollte ihn nutzen, um noch mal richtig Sonne zu tanken. Ich war etwas spät beim Frühstück und bekam schon den Kaffee abgeräumt, als ich gerade das zweite Mal am Buffet war, um mir noch etwas Essen zu holen. Die Familie ging spazieren, ich aber legte mich an den Strand. Bianca blieb auf dem Zimmer, ihr Spruch: "Liebe Sonne, mach mich Neger!" hatte nicht so ganz funktioniert, stattdessen hätte Folgender besser gepaßt: "Liebe Sonne, mach mich Indianer". Sie war am ganzen Körper knallrot und ihr Sonnenbrand tat ihr ziemlich weh, so daß sie in der Nacht kaum schlafen konnte. Deshalb hatte sie nach Deutschland telefoniert, um ihrer Mutter ihr Leid zu klagen und mußte nachher für dieses Gespräch über 100 Dollar bezahlen. Ich wurde heute auch leicht angekokelt, denn ich ließ die Sonnencreme weg. Trotz der kräftigen Sonne war ich nämlich immer noch ziemlich käsig. Dafür bekam ich dann auch einen leichteren Sonnenbrand auf dem Bauch, wurde aber auch etwas brauner. Um 2 Uhr nachmittags hatten wir die Koffer vor die Tür zu stellen, danach war aber noch Zeit eine Kleinigkeit zu essen, es war die letzte Gelegenheit vor dem Flug am späten Abend. Jetzt war auch die Zeit, die angesammelten Rechnungen an der Rezeption zu bezahlen, doch weil wir immer alles sofort entrichtet hatten, waren beim Ausschecken nur die 10 Dollar fürs Fahrrad zu berappen. Andere mußten da viel tiefer in die Tasche greifen. Weil unser Flug erst um 7 Uhr abends startete, wir jedoch schon um 4 Uhr nach Nadi fuhren, hatten wir dort am Flughafen noch jede Menge Zeit. Wir tauschten unser Restgeld in US-Dollar und schauten zum letztenmal einem schnellen Sonnenuntergang zu. Endlich startete die 767, unsere Plätze hatten wir diesesmal ganz vorne. In 6 Stunden flogen wir jetzt wieder nach Hawaii, nach einer längeren Pause dann weiter nach Los Angeles. Während des ersten Fluges überquerten wir erst die Datumslinie und kamen so noch mal in den Mittwoch zurück. Dann passierten wir noch vor Mitternacht den Äquator, also schon am 11.5., während wir die Datumslinie ja noch am 12.5. gekreuzt hatten. Mitten in der Nacht kamen wir in Honolulu an, inzwischen war es schon wieder Donnerstag geworden.

 

23. Tag, Donnerstag

Durch die Zeitverschiebung war der erste Donnerstag kürzer als normal gewesen. Der Zweite wurde jetzt noch kürzer. Auf dem Flug nach Los Angeles schlief ich nach dem Essen die meiste Zeit, Mutti hatte schon langsam genug von dem Fastfood und ließ das fast alles liegen. Es war nach 2 Uhr mittags, als wir zum zweitenmal in LA ankamen und diesesmal verließen wir den Flughafen. Wir hatten eine Übernachtung in der Stadt, unser Hotel stand sogar in Beverly Hills und trug den Namen Century Plaza. Es war ein sehr nobles Hotel, seine Geschäfte waren jedoch für meinen Geldbeutel viel zu teuer. Nachdem wir die Zimmer bezogen hatte, schlenderten wir eine Zeitlang durch ein nahegelegenes Einkaufszentrum. Die Frauen fingen aber langsam an zu rebellieren, sie wollten endlich mal wieder etwas Gescheites zu essen haben. Ein Steakhouse fanden wir zwar nicht, dafür aber ein sehr gutes Restaurant, wo die Steaks endlich mal schmeckten und außen nicht total schwarz waren. Dort wurden alle aufgeregten Gemüter endlich beruhigt. Am Abend fuhren Hornischs und ich dann mit einem Taxi zum Hollywood Boulevard, während Mutti sich lieber richtig ausschlafen wollte. Die beiden Fahrten kosteten zwar 30 Dollar, aber wenn man schon mal in Hollywood-Nähe ist, dann sollte man wenigstens mal die Stars gesehen haben, auch wenn es nur die auf der Straße sind. Übrigens hatten wir mittags am Flughafen einen Mann gesehen, der aussah wie Donald Sutherland, Herr Blum meinte auch er sei es, doch ich war skeptisch. So ein Mann hängt doch nicht in einem Flughafen herum. Am Chinese Theatre sahen wir uns die verschiedenen Fußabdrücke an, die von den Filmgrößen dort in den Beton gedrückt wurden. Lange blieben wir hier aber nicht, es war spät und auf der Straße waren viele dunkle Gestalten unterwegs. Wir suchten uns schnell ein Taxi, das uns zurück zum Hotel brachte. Der Taxifahrer war ein emigrierter Russe, mit dem ich mich gut unterhielt. Nach einem Gutenachtkaffee, den Onkel Udo spendierte, schaute ich dann noch eine Weile auf dem Zimmer fern.

 

24. Tag, Freitag

An unserem letzten Reisetag mußten die Koffer erst um 10 Uhr hinausgestellt werden, wir gingen vorher zum Frühstück und nachher machten die anderen noch einen Spaziergang, während ich zum Schreiben auf dem Zimmer blieb. Ich hatte in meinem Bericht noch ein oder zwei Tage nachzuholen. Mutti war schon bald wieder zurück und eine halbe Stunde vor Abfahrt gingen wir in die Lobby. Nun hatte unser Bus aber Verspätung und wir noch etwas Zeit und einige Dollar zu viel. Deshalb wurde schnell ein Souvenirshop in der Nähe ausfindig gemacht und das letzte Geld verpraßt. Dann war der Bus da und brachte uns zum Flughafen. Hier verabschiedete sich Herr Blum nach Erledigung der Formalitäten von uns, er flog nicht mit nach Frankfurt, sondern weiter nach San Francisco. Wir packten unser Handgepäck in ein Schließfach und liefen umher, denn zum Rumstehen war uns die Zeit zu lang. Mit Verspätung brachte uns dann der Bus zum Rollfeld, wo die 747 bereits wartete. Eine halbe Stunde zu spät flogen wir ab, in 11 Stunden erst über die USA, gefolgt von Kanada, Grönland, England und der Niederlande. Richtig dunkel wurde es nicht, selbst mitten in der Nacht schimmerte es im Norden noch hell. Es gab 2 Filme, Abendessen und Frühstück und wiedermal 9 Stunden Zeitverschiebung. Zum Glück war das Flugzeug nicht voll, so daß man sich etwas ausbreiten konnte. Pünktlich um 11 Uhr am Samstagmorgen landeten wir in Frankfurt, doch ausnahmsweise dauerte die Passkontrolle länger als sonst. Auch auf unser Gepäck mußten wir dann noch gut 20 Minuten warten und als wir es dann hatten und den Ausgang passierten, war Bianca schon ohne Abschied verschwunden. Eine wirklich nette Geste. Draußen wartete schon der Rest der Familie Messinger mit beiden Hunden, um uns zu begrüßen.