Zeitungs-Leserreise
Hawaii-Neuseeland-Fidschi
1. Tag, Mittwoch 20.4.94
Als wir an diesem Tag aufstanden, wußten wir
schon, daß er sehr lang werden würde. Zum Glück hatte ich mir angewöhnt,
wichtige Dinge zu kontrollieren und so merkten wir noch zu Hause, daß
Mutti ihren alten, schon 6 Jahre abgelaufenen Reisepass aus Versehen
eingesteckt hatte. Reinhold holte uns ab, er wollte alle 4 Urlauber
zum Flughafen bringen. Mit Mühe und Not bekamen wir die 4 Koffer und
3 Taschen ins Auto und uns selbst noch dazu. Um 10 Uhr fuhren wir los.
Am Flughafen wurde gleich eingescheckt, anschließend gab es Sekt zur
Begrüßung, wobei wir auch Herrn Blum, unseren Reiseleiter, und Herrn
Wolf von der Zeitung kennenlernten. Der letztere hatte auch seine Freundin
mit dabei. Mit Air New Zealand ging es dann endlich los, überhaupt wurden
alle internationalen Flüge mit dieser Fluggesellschaft durchgeführt.
Um 14:35 Uhr flogen wir ab, immer der Sonne hinterher. Fast 12 Stunden
dauerte der Flug nach Los Angeles, bei 9 Stunden Zeitverschiebung, das
ermüdete einen ganz schön. Unterwegs bekamen wir zweimal zu Essen und
zwei Filme zu sehen. Es war immer noch Mittwoch, als wir um 17 Uhr Ortszeit
landeten und zum Tanken und Reinigen der Maschine von Bord gehen mußten.
Nach 2 Stunden Aufenthalt im Transitraum flogen wir weiter nach Honolulu,
wieder 5 Stunden Flug bei 3 Stunden Zeitverschiebung. Diesmal war ich
nur zum Essen wach, so verging die Zeit schneller. Wir hinkten jetzt
12 Stunden hinter der deutschen Zeit hinterher und es war immer noch
Mittwoch als unser örtlicher Führer, ein Norddeutscher, uns auf Oahu
mit Blumenkränzen und Aloha begrüßte. Alle 44 Touristen wurden in einen
Bus gepackt und zum Hotel Outrigger Waikiki gebracht, das direkt am
Strand liegt. Dort gab es als zweite Begrüßung eine Pina Colada. Wir
irrten uns bei den Zimmernummern, eine 7 wurde wie eine 1 geschrieben,
kamen aber nach Erkundigung an der Rezeption doch glücklich in 705 an.
Mutti und ich gingen dann um halb 12 noch mal an den Strand, um uns
den Pazifik um die Füße spülen zu lassen.
2. Tag, Donnerstag
Obwohl ich erst gegen halb 2 Uhr ins Bett gekommen
war, konnte ich nur schlecht schlafen. Das Jetlag steckte noch in allen
Knochen und schlimmer als 12 Stunden Zeitverschiebung geht es ja nun
wirklich nicht. Schon um halb 7 Uhr gaben wir es auf und verließen das
Bett. Zum Frühstück trafen wir uns mit Hornischs und Bianca, einem Mädchen
aus Hofheim und zogen uns dann ein gewöhnungsbedürftiges American Breakfast
rein. Da heute unser freier Tag auf Hawaii war, wollten wir selbst etwas
unternehmen und auf meinen Vorschlag hin wanderten wir zum Diamond Head
Crater. Das war aber eine ganz schön weite Strecke, erst ging es eine
Zeitlang am Strand entlang und dann mußten wir landeinwärts abbiegen,
weil dort der einzige Zugang zum Krater war. Mittels eines Tunnels kamen
wir in das innere Rondell und betraten dort einen Fußweg, der sich in
Serpentinen die Hänge hochwand. Durch unbeleuchtete Tunnels und über
steile Treppen erreichten wir dann den Kraterrand, von wo aus man einen
tollen Blick über Honolulu und einen Teil der Insel hat. Oben wehte
ein starker Wind und es bewölkte sich zusehends, so daß wir bald den
Rückweg antraten. Wir waren jetzt schon bald 3 Stunden unterwegs und
wollten nicht mehr laufen, zum Glück kam dann aber ein Taxi in den Krater
gefahren, das uns alle 5 mitnahm. Wieder am Hotel besorgten wir uns
erst mal etwas zu trinken, dann ging ich mit Bianca an den Strand, während
Mutti sich ausruhte. Leider war das Wetter nicht optimal, es war oft
bewölkt und manchmal fielen auch einige Tropfen Regen. Trotzdem schwammen
wir zweimal weit hinaus, das war aber nicht gefährlich, denn selbst
200 Meter vom Ufer entfernt fühlte ich noch Grund unter den Füßen. Die
Wellen hätten etwas höher sein können, ansonsten war alles OK. Nach
etwas Sonnenbaden ging ich wieder aufs Zimmer, um eine Kleinigkeit zu
lesen, bis wir uns um halb 7 Uhr wieder trafen, um ein Restaurant zu
suchen. Nachdem wir uns einige angesehen hatten, landeten wir im Steakhouse
unseres Hotels. Besonders gut war das Essen nicht, es war wohl deshalb
so dunkel im Raum, damit man nicht so genau sah, was man aß. Die Medium-Steaks
waren außen fast schwarz und innen längst durch und dafür hatten wir
vorher eine halbe Stunde an der Bar gewartet. Erst dann war nämlich
ein Tisch frei geworden. Auch die Sammelrechnung auseinander zu bekommen,
war eine Sache für sich. Deshalb gab es auch kaum Trinkgeld, nur etwa
11 Prozent, obwohl in USA eigentlich 15 Prozent Pflicht sind. Wir waren
alle ziemlich müde, deshalb gingen wir bald nach dem Essen und waren
schon um halb 10 wieder auf den Zimmern.
3. Tag, Freitag
An diesem Tag mußten wir eine Stunde früher
aufstehen, denn Pearl Harbor stand auf dem Programm. Wir fuhren um halb
9 Uhr los, der Bus war durch die 44 Touris fast bis au den letzten Platz
gefüllt. Nach der Ankunft bekamen wir gleich Tickets für die obligatorische
Filmvorführung, doch sollte diese erst 90 Minuten später stattfinden.
Und weil dort sonst nicht viel zu sehen ist, fuhren wir erst noch mal
in die Stadt zurück, um uns einige öffentliche Gebäude anzusehen. Viel
zu sehen gab es aber nicht, außerdem hatte unsere lokale Führerin, eine
Deutsche, fast nur Blödsinn zu sagen. Sie warf die Sätze durcheinander
und brachte viel patriotischen Mist hervor. Wir waren deshalb froh,
als es Zeit wurde, wieder zur Gedenkstätte zurückzufahren. Eine kleine
Weile später fing auch schon der Film an, der leider auch nicht gerade
sehr objektiv war. Zum Glück war er in Englisch, deshalb verstanden
die meisten von uns ihn nicht. Es ist sowieso selten, in den USA etwas
Fremdsprachiges zu hören oder zu lesen zu bekommen, die Amerikaner erwarten
immer, das alle Welt Englisch spricht. Nach der Vorführung bestiegen
wir ein Boot, das uns zur eigentlichen Gedenkstätte hinüberbrachte.
Viel zu sehen gab es auch hier nicht, außer den Resten des Schlachtschiffes
Arizona unter der Wasseroberfläche nur eine Gedenktafel mit den Namen
der Gefallenen im Denkmal. Elvis hatte den Bau durch ein Konzert in
den sechziger Jahren zum großen Teil finanziert. Wir mußten nach der
Rückkehr bald wieder in den Bus steigen, obwohl es erst 12 Uhr war und
das Programm für heute schon beendet. Dabei gab es ganz in der Nähe
noch ein ganz interessantes Unterseeboot zu besichtigen. Wieder im Hotel
wurden erst mal die 80 Dollar für den Ausflug am nächsten Tag einkassiert,
dann war Freizeit. Wir gingen bummeln und aßen italienisch, wobei wir
fast nur ein Viertel des Preises vom gestrigen Essen bezahlten, es aber
dafür viel besser schmeckte. Nachher gingen Bianca und ich noch an den
Strand, schwammen und mieteten uns Boggieboards. Ich kam mit meinem
jedoch nicht zurecht und gab es gerne wieder ab. Als es sich bewölkte,
gingen wir auf unsere Zimmer, wo ich ein 3 Stunden Nickerchen einlegte,
während die anderen ein Salat essen wollten. Als ich um 9 Uhr alleine
noch etwas in die Stadt ging, war Mutti noch nicht da. Ich lief umher,
kaufte mir aber nur etwas zu essen. Später wieder im Hotel machte ich
einige Fotos am Strand und schrieb auch dort beim Meeresrauschen meinen
Bericht. Leider war die Musik hinter mir aber viel zu laut, um das Meer
vor mir richtig zu genießen.
4. Tag, Samstag
Heute hatten wir den Vormittag wieder frei
und konnten den Tag etwas ruhiger angehen. Eigentlich wollten wir noch
mal an den Strand um Outrigger, das heißt Auslegerboot, zu fahren, doch
die Einkaufswut zog sich wieder bis 11 Uhr hin. Dann mußte gepackt werden,
denn um 12 Uhr waren die Zimmer zu verlassen. Die Koffer kamen vor die
Tür und das Handgepäck konnte in der Lobby verstaut werden. Um halb
2 Uhr nachmittags stiegen wir in den Bus, der uns zum phillipinischen
Kulturzentrum bringen sollte. Die Fahrt dauerte etwas über eine Stunde
und führte durch einen Teil des Landesinneren von Oahu, quer über eine
der beiden steil aufragenden Bergketten der Insel. Dort ist es praktisch
immer sehr wolkig und es regnet häufig. Auf der anderen Seite der Berge
war es zwar immer noch bedeckt, aber dafür war es wenigstens trocken.
Wir fuhren jetzt noch ein Stück an der Küste entlang in Richtung Norden,
bis wir dann das Kulturzentrum, eine Art Hessenpark der Südsee mit stark
amerikanischem Touch erreichten. Es wurden Tanz und Musikveranstaltungen
geboten, außerdem Vorführungen aus dem täglichen Leben der früheren
Insulaner. Leider sahen wir oft nur einen Teil des gebotenen und alles
war natürlich nur in Englisch. Wir hätten viel mehr Zeit gebraucht und
die wäre ja auch vorhanden gewesen, wenn man nur früher losgefahren
wäre. Es gab später noch eine Filmvorführung auf einer riesigen Leinwand
und anschließend ein Buffetessen. Mutti schmeckte es nicht, ich war
jedoch ganz zufrieden. Um halb 8 Uhr abends fing dann die anderthalbstündige
Tanzshow an, bei der zwar Blitzen verboten war, was aber kaum jemanden
interessierte, denn andauernd leuchtete es in irgendeiner Ecke der Tribüne
auf. Ich war schon müde und schlief einmal sogar kurz ein, Tanzvorführungen
hatten mich noch nie besonders interessiert. Deshalb war ich auch froh,
als das Programm zu Ende war und wir wieder nach Waikiki zurückfuhren.
Im Bus war es zu eng zum Schlafen und auch im Hotel war keine Zeit dazu,
wir luden nur unser Handgepäck ein und fuhren gleich weiter zum Flughafen.
Der Peter, der uns mit Aaloohaaaa begrüßt hatte bekam seine Dollar zum
Abschied und es begann eine längere Einscheckprozedur. Dann mußten wir
warten, bis es Zeit wurde, das Flugzeug zu besteigen, das spät abends
starten sollte.
5. Tag, Montag
Ich müßte eigentlich 6. Tag sagen, denn nachdem
wir endlich losgeflogen und weit über dem Pazifik waren, überquerten
wir unbemerkt, besonders von mir, denn ich verschlief praktisch den
ganzen Flug, erst den Äquator und kurze Zeit später die internationale
Datumsline. Dadurch verloren wir einen ganzen Tag und statt Sonntag
war es jetzt Montag. Waren wir jedoch vorher auf Hawaii noch 12 Stunden
der Mitteleuropäischen Zeit hinterher gehinkt, so waren wir ihr jetzt
plötzlich um glatte 10 Stunden voraus. 6 Stunden dauerte es, die 5000
Kilometer nach Fidschi zurückzulegen. Dort wurde eine Zwischenlandung
eingelegt, um die Maschine wieder zu betanken. Aber wie gesagt, ich
bekam davon nichts mit, ich war nach dem Bordessen sofort eingeschlafen.
Nach der Landung hatten wir im Transitraum zu warten, bis das Flugzeug
bereit war und konnten uns deshalb schon mal die Duty Free Angebote
auf diesen Inseln betrachten. Irgendwann wurde die 767, die wir benutzten,
wieder bestiegen und weiter ging es nach Auckland in nochmal 3 Stunden,
in denen wieder 2000 Kilometer heruntergerissen wurden. Mit über 20000
Kilometern Flugstrecke hatten wir jetzt schon die Erde halb umrundet,
aber noch waren wir nicht am Ziel. Nach kurzem Transfer vom internationalen
zum nationalen Flughafen der Stadt betraten wir eine schmale 737 von
Air New Zealand, in der nur noch 6 Passagiere pro Reihe saßen. Diese
brachte uns hinüber zur Südinsel von Neuseeland bis nach Christchurch.
Der Himmel war klar und gab uns von oben einen guten ersten Eindruck
des Landes. Man konnte sogar verschiedene Geländeformationen erkennen
und mit der Karte vergleichen, die uns die Reisegesellschaft in Auckland
hatte aushändigen lassen. Dort wurden die wartenden Busse gestürmt,
weil jeder hoffte, für die nächsten 12 Tage einen guten Platz zu ergattern.
Herr Blum machte uns jedoch klar, das er aus Gründen der Fairness ein
Rotationsverfahren vorschlage, damit jeder mal in den Genuß von vorderen
Plätzen käme. Dieses System bewährte sich auch in den nächsten 2 Wochen.
Wir bekamen zwei Busse, einen großen für die 33 Frankfurter-Neue-Presse-Reisenden
und einen kleinen für die 11 Leser der Stuttgarter Zeitung. Herr Blum
kam zu uns in den Bus, der Fahrer der Stuttgarter sprach deutsch und
konnte sie auch während der Fahrt informieren. Wir hatten nicht viel
Zeit für Christchurch, deshalb machten wir eine Stadtrundfahrt, noch
ehe wir unser Hotel aufsuchten. Ein paarmal wurde auch ausgestiegen,
um zum Beispiel die Kathedrale zu besichtigen oder durch einen Park
zu laufen. Auch kamen wir an Standbildern von Kapitän Cook, Queen Victoria
oder dem Polarforscher Scott vorbei. Es fiel uns auf, daß unser Begleiter
von der Zeitung, Herr Wolf, samt Freundin fehlte, später bekamen wir
heraus, daß er mit abegelaufenem Pass in die USA eingereist war und
jetzt nicht von Hawaii wegkommen konnte, bevor er nicht gültige Dokumente
hatte. Ihn sollten wir erst eine Woche später wiedersehen und nicht
schon in Queenstown, wie gehofft. Die Zimmer in unserem Hotel waren
annehmbar, aber nicht so schön wie auf Hawaii, zum Glück gab es diesmal
jedoch getrennte Betten, so daß ich mit Mutti nicht mehr um die Bettdecke
kämpfen mußte. Bei einem Begrüßungstrunk um 5 Uhr Abends gab es Bier,
aber leider nur im Stehen, es waren zu wenig Sitze vorhanden. Im Hotel
entdeckte ich später einen Fitnessraum mit einem winzigen Pool, doch
hatten wir keine Zeit, diese Einrichtung zu nutzen. Nach dem langen
Flug war eine Säuberung und ein Wechsel der Kleidung nötig, denn wir
wollten uns um 7 Uhr zum Essen im hoteleigenen Restaurant treffen. Die
Preise waren an sich recht human, nur nicht für Bianca, sie hatte die
letzten Tage zuviel Geld ausgegeben. Von der weiten Reise waren aber
alle recht müde und so zog man sich schon früh um halb 9 Uhr auf die
Zimmer zurück.
6. Tag, Dienstag
Um 8 Uhr war Abfahrt nach Queenstown, wir wollten
die 498 Kilometer lange Strecke im Laufe eines Tages schaffen, während
die Einheimischen hier sich dafür wohl meist 2 Tage Zeit lassen. Es
war Rushhour in Christchurch, aber wegen der relativ wenigen Einwohner
kamen wir trotzdem gut voran. Kaum hatten wir die Stadt hinter uns gelassen,
schon wurden die Straßen sehr schnell leer und nur selten begegnete
uns noch ein Fahrzeug. Durch die fruchtbare Canterbury-Ebene führte
die Straße fast schnurgerade nach Südwesten. Nach 2 Stunden Fahrzeit
bogen wir nach Westen ab, auf die fernen Berge der Südalpen zu. Bald
darauf machten wir eine Pause in Geraldine. Die flachen Geschäfte an
der Hauptstraße mit ihren großen Vordächern erinnerten mehr an die USA
als an England und wir begegneten diesem Baustil praktisch überall auf
den beiden Inseln. Ich machte einige Aufnahmen und kaufte mir Briefmarken,
denn langsam mußte ich anfangen, einen Berg Postkarten abzuarbeiten.
Als wir weiterfuhren versprach uns Herr Blum einen Fotohalt an einer
schönen Stelle, doch als wir dann stoppten, war das in der Ferne liegende
Meer längst hinter den kargen Hügeln der voralpinen Landschaft verschwunden.
Außer diesen Hügeln war kaum etwas zu sehen, die Alpen wurden zum Großteil
durch einen nahen Wald verdeckt. Weiter ging die Fahrt zum Lake Tekapo,
wo wir Mittag machen wollten. Am Ufer stand malerisch eine Kapelle und
die bronzene Figur eines Hirtenhundes. Davor parkte, noch malerischer,
ein Bus voll mit japanischen Touristen. Doch der war bald verschwunden
und es ergaben sich doch noch einige schöne Motive für den geduldigen
Hobbyfotografen. Das Essen war nicht der Rede wert, ich ging bald noch
mal zum See, der eine außergewöhnliche türkise Farbe hat. Bald darauf
fuhren wir weiter. Nun wurde die Landschaft immer trister, es gab nur
noch kahle Hügel zu sehen, auf denen Schafe ein karges Auskommen hatten.
Am hoch aufgestauten Lake Pukaki machten wir eine weitere Fotopause.
Durch einen langen künstlichen Kanal bekommt dieser See einen Teil seines
Wasser vom Tekapo. Von den Röhren des damit angetriebenen Wasserkraftwerks
aus war heute sogar der weit im Norden liegende Mount Cook zu sehen,
er war völlig frei von Wolken. Weiter ging es über den Lindispass und
nach einem Halt in Omarama wurde das umliegende Land bei abnehmender
Höhe auch wieder fruchtbarer. In Cromwell kauften wir Obst und kamen
dann kurz vor Queenstown an einer der Bungy-Jumping-Brücken vorbei.
Leider dämmerte es schon, der Betrieb war für heute eingestellt worden
und die Geräte wurden gerade abgebaut. Kurze Zeit später erreichten
wir die Stadt und kamen nach einer dortigen Orientierungsfahrt bald
in unserem Hotel A-Line an. Von den Zimmern hatte man einen schönen
Blick über die Stadt und den See Wakatipu. Es war schon dunkel, als
wir uns etwas zu essen suchen wollten und auf Vorschlag von Bianca kehrten
wir im Pizza Hut ein. Onkel Udo war vom Essen dort nicht besonders begeistert,
vielleicht hätte er doch besser eine Pizza anstatt der Nudeln bestellt.
Bianca ging bald ins Hotel zurück, während wir anderen noch einen längeren
Stadtbummel machten. Die Geschäfte machten hier um 9 oder sogar erst
um 10 Uhr zu, so daß man auch noch spät abends sein Geld los werden
konnte. Irgendwann aber trieb es auch uns in Morpheus Arme.
7. Tag, Mittwoch
Das wurde heute ein Tag voller schöner Eindrücke.
In der Frühe fuhren wir das kurze Stück zum lokalen Flughafen, weil
das Wetter es möglich machte, die Strecke zum Milford Sound zu fliegen,
anstatt die Weg innerhalb von 5 Stunden mit dem Bus zurückzulegen. Reizvoll
wäre das auch gewesen, nur eben sehr langwierig. Am Flughafen erwarteten
uns kleine und kleinste Flugzeuge, das größte von ihnen hatte gerade
20 Plätze, die anderen 4 bis 6. Im ersteren saßen Mutti und ich wie
beim öffentlich rechtlichen Fernsehen, also in der ersten Reihe. Wir
konnten von dort durch die offene Tür direkt ins Cockpit schauen. Der
Flug war etwas holprig, doch war es grandios, die schneebedeckten Berge
nicht weit unter uns zu sehen. Am Ziel war es wolkig aber trocken, ein
Glück wenn man bedenkt, daß hier die jährliche Niederschlagsmenge bei
1000 Millimetern liegt. Zur Landung mußten wir weit in den Sound hinausfliegen
um dann auf dem Rückweg an Höhe zu verlieren. Nicht weit von der Rollbahn
entfernt stiegen wir gleich darauf in ein Doppelrumpfboot ein und begannen
die zweistündige Fahrt hinaus zur tasmanischen See und zurück. An Bord
gab es ein ordentliches Essen, was aber schnell hinuntergeschlungen
wurde, um sich voll auf die schöne Landschaft konzentrieren zu können.
Die Ufer waren sehr steil und an ihnen stürzten hohe Wasserfälle herunter.
Leider sahen wir bei der Ausfahrt keine Tiere. Auf dem Rückweg aber
hatten wir Glück. Zuerst lagen einige Robben auf einem Felsen und später
begleitete sogar ein Schwarm Delphine eine Zeitlang unser Schiff. An
einem der Wasserfälle machten wir kurz Halt und einige Mutige konnten
sich hinausbeugen, um mit einem Becher etwas Wasser aufzufangen. Ich
wurde dabei völlig durchnäßt, aber mein Glas wurde voll. Einem Östereicher
fiel wohl bei dieser Aktion unbemerkt die Kamera ins Wasser. Weil ich
ihm am nächsten gestanden hatte, kam er später auf die Idee, ich hätte
sie gestohlen und wollte daraufhin meine Tasche untersuchen. Trotz dieser
Unterstellung erlaubte ich ihm das. Onkel Udo hatte einen Kasten im
Wasser schwimmen sehen und klärte ihn dann über das Schicksal seines
Fotoapparates auf. Glücklich am Anlegeplatz angekommen, ging es gleich
mit den Flugzeugen wieder zurück. Eigentlich sollten die Plätze beibehalten
werden, doch war es einigen in den kleinen Maschinen schlecht geworden,
so daß sie gerne ihre Plätze hergaben. So kam ich in den Genuß, neben
dem Piloten eines 5-Sitzers zurück zu fliegen. Mit dieser Maschine kamen
wir nicht über die Berge hinweg. Wir mußten uns zwischen ihnen hochschrauben,
um dann über die flacheren Stellen hinüber zu schlüpfen. Das gab natürlich
einige Turbulenzen, aber schlimm war es nicht. Dafür war aber die Aussicht
grandios. Wieder glücklich gelandet machten wir einen Kurzbesuch in
Arrowtown, einer ehemaligen Goldgräberstadt, von der die Hauptstraße
schön restauriert und in Geschäfte umfunktioniert worden ist. Zuerst
sahen wir uns das lokale Museum an, dann kaufte ich mir einen Nugget
als Anhänger. Es war jetzt 3 Uhr nachmittags und wir fuhren weiter zum
Shotover-River, um heute noch Jetboot zu fahren. Tante Erika war inzwischen
überredet worden und wollte auch mit. An der Landestelle mußten wir
noch etwas warten, dann bekamen wir Schwimmwesten und es wurde noch
ein Foto gemacht. 10 Passagiere kamen in ein Boot und dann ging es los.
Trotz der Nässe nahm ich auch meine Kamera mit, um selbst einige Fotos
zu machen. Haarscharf fuhren wir mit 70 Kilometer in der Stunde an Felsen
vorbei, rasten über offene Stellen und drehten uns ab und zu auf der
Stelle. Das Wasser spritzte meterhoch und ich wurde zum zweitenmal an
diesem Tag klitschnaß. Einige trübe Tassen meckerten zwar, daß der Fahrer
wegen unserer fröhlichen Schreie extra wild fahre, aber das störte uns
nicht weiter. Er trieb es so toll, daß sich sogar die Turbine überhitzte
und er sie abkühlen lassen mußte. Später fuhren wir zurück nach Queenstown
und dort noch mit der Seilbahn auf den Walters Peak. Oben hatte man
auch einen schönen Blick auf die Stadt und den See. Es dämmerte bereits
und die meisten von uns fuhren bald wieder hinunter. Ich aber sah mir
oben in einem Kino noch eine Art Werbefilm über Neuseeland an. Als ich
dann um halb 7 Uhr abends wieder hinunterfuhr, war es schon völlig dunkel.
Wir aßen in unserem Hotel, dann ging ich noch mal kurz an den See, wo
gerade das Dampfschiff Earnslow einlief. Vom rhythmischen Heben und
Senken des Sees konnte ich leider nichts bemerken. Endlich wieder im
Zimmer fiel ich todmüde ins Bett.
8. Tag, Donnerstag
Heute hatten wir freie Zeit, um uns zu erholen
oder auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Leider liefen wir aber die
meiste Zeit in Geschäften herum. Zu gerne hätte ich einen der Bungy-Springer
gesehen, aber die Brücke lag einfach zu weit weg, um sie mit einem Taxi
zu vertretbaren Kosten zu erreichen. Nach dem etwas späteren Frühstück
gingen wir ins Geschäftsviertel des Städtchens, wo dann ein Laden nach
dem anderen abgeklappert wurde. Das Shopping wurde nur durch einen Besuch
des kleinen Vogelparkes unterbrochen, der in der Nähe der Seilbahnstation
lag. Wir gingen hauptsächlich deshalb hinein, weil hier lebende Kiwis
in einem Nachthaus untergebracht waren. Tag und Nacht waren vertauscht
und nachdem man die Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatte, konnte man
beide Tiere geschäftig im Boden nach Insekten und Würmern suchen sehen.
Die Tiere sind etwa hühnergroß, aber mit längeren Beinen, das Weibchen
ist etwas größer als das Männchen. Auch andere einheimische Vogelarten
waren zu sehen. Beim Ansehen der Geschäfte hatten es mir die Coogi-Pullover
angetan und ich kaufte mir einen trotz seines ziemlich hohen Preises.
Mutti durfte sich einen Anhänger aus Grünstein für Muttertag aussuchen,
konnte sich aber noch nicht entscheiden. In einem anderen Geschäft besorgte
ich mir eine Krawattennadel, die mit einer Einlage aus der blauschillernden
Paua-Muschel verziert war. Auch die am Vortag von einem Fotografen gemachten
Bilder unserer Jet-Boot Fahrt konnten heute bestellt und nach 2 Stunden
abgeholt werden. Sie waren zwar mit 9 Dollar pro Stück unverschämt teuer,
trotzdem bezahlten Mutti und ich jeweils 3 und holten sie dann später
ab. Zu Mittag aßen wir in einem Kaufhaus, wo es einige Essensstände
gab, so daß für jeden Geschmack etwas vorhanden war. Während die anderen
einen Hamburger probierten, holte ich mir etwas von einem Thailänder.
Nachher wollten die Damen noch weiter einkaufen, ich aber hatte jetzt
genug und setzte mich ab. Ich ging kurz zurück ins Hotel, um die Schuhe
zu wechseln und die Kamera zu holen. Dann lief ich zur Seilbahnstation
und fuhr ein zweites Mal auf den Berg hinauf. Oben stieg ich dann weiter
aufwärts, zuerst führte der Weg zu einem Startplatz für Paragliding,
wo aber kein Mensch war. Überhaupt begegneten mir am Anfang nur 4 Leute,
später dann niemand mehr. Es war halb 4 Uhr gewesen, als ich die Seilbahn
betreten hatte und um 6 Uhr wurde es hier momentan dunkel, also hatte
ich 75 Minuten Zeit, in eine Richtung zu gehen, bevor ich umkehren mußte.
Ich folgte einem schmalen Pfad immer höher und höher und versuchte,
wenigstens den ersten Schnee zu erreichen, wenn auch der Gipfel des
nächsten Berges zu weit weg war. Ich kam dann auch an einigen kleinen
Schneeflächen vorbei und erreichte einen Sattel zwischen zwei Bergen,
von wo ich ins nächste Tal schauen konnte, das frei von jeder Besiedlung
war. Außer einem einsamen Wegweiser war hier oben nichts. Zur richtigen
Zeit machte ich mich dann auf den Rückweg, nahm aber weiter unten an
einer Abzweigung den anderen Pfad, der breiter war und eine schnellere
Ankunft an der Seilbahnstation versprach. Auf diesem Weg kam ich später
an einem ausgespannten Schlauch vorbei, von dem Wanderer an einer Stelle
Wasser entnehmen konnten. Er kam mir nach der anstrengenden Kletterei
gerade recht. Viel schneller als erhofft war ich am Ziel und nahm die
nächste Gondel, die mich ins Tal brachte. Schon um 20 nach 6 Uhr war
ich wieder im Hotel und hatte noch Zeit, mich fürs Essen um 7 Uhr vorzubereiten.
Dort hatten wir aber Pech, wegen Personalmangels wurden wir gebeten,
um 8 Uhr wieder vorbei zu kommen. Die anderen 4 gingen in dieser Stunde
nochmal in die Geschäfte, ich jedoch vertrieb mir die Zeit damit, an
meinem Reisebericht zu schreiben. Nach dem Essen war es dann wieder
Zeit, die Koffer zu packen.
9. Tag, Freitag
Früh um 8 Uhr verließen wir das schöne Queenstown,
um zuerst das Stück nach Cromwell wieder zurück zu fahren. Dort wurde
noch mal kurz am Obststand gehalten, dann bogen wir ab in Richtung Norden.
Zuerst war die Landschaft noch karg, doch nahm der Bewuchs stetig zu.
Wir passierten die Seen Hawea und Wanaka, die nur durch eine schmale
Landenge, Neck genannt, getrennt sind. Über diesen Hals kamen wir zu
einer Küstenstraße, die hier vor längerer Zeit auf großer Breite durch
einen Erdrutsch versperrt worden war. Wegen der Reparaturarbeiten war
die Straße nur einspurig zu befahren, und das immer stundenweise in
eine Richtung. Wir mußten deshalb bis zu einer bestimmten Zeit dort
sein, um nicht eine Stunde warten zu müssen. Das klappte auch prima.
Ein Stück hinter den Seen machten wir dann Halt an einer Tankstelle
mit angeschlossenem Souvenirshop, in der Nähe von Makarora. Nun wurde
der relativ niedrige Haastpass überquert, um die Westküste zu erreichen.
Hinter dieser Wetterscheide wurde der Wald immer mehr zum Regenwald
und nach zwei kurzen Stopps an einer Brücke und an einem Wasserfall
erreichten wir, am Haastfluß entlang kommend, um die Mittagszeit den
Ort Haast. Frage: Wie hieß der Entdecker dieser Gegend? Es gab hier
als Spezialität eine Pastete mit winzigen weißen Fischchen, die man
am Stück aufaß, einige Dutzend pro Person. Später ging es dann an der
Küste weiter nach Norden. Links rollte die blauweiße Brandung des Tasmanischen
Meeres, rechts wucherten die moosbedeckten Urwaldbäume und riesigen
Farne. Auch hier machten wir einigemal Halt, um uns die See in die Schuhe
spülen zu lassen. Das Wetter meinte es gut mit uns, denn als wir den
Fox-Gletscher erreichten, war es möglich mit dem Hubschrauber hinauf
zu fliegen. Leider war es nur der 30-minütige Flug über Fox- und Franz-Josef-Gletscher,
zum Mount Cook konnten wir wegen starker Winde nicht kommen. Immer zu
viert oder zu sechst wurden wir in die nacheinander landenden Hubschrauber
gesteckt, bei uns war Herr Jupitz, dessen Frau wie auch einige andere
nicht mitflog. Mit ihnen fuhr der Bus inzwischen schon weiter nach Franz-Josef.
Oben auf dem Gletscher gab es bei strahlendem Sonnenschein eine Landung,
bei der viele Bilder gemacht wurden. Auffallend war, daß der Flug an
sich nicht lange dauerte, wir kamen eigentlich nicht sehr weit hinauf
und beim Rückflug versuchte der Pilot, durch viele Kurven etwas Zeit
zu schinden. Da hätte man noch mehr sehen können. Wir landeten in Franz-Josef
und bezahlten die Tour mit 130 Dollar pro Person. Onkel Udo mußte 15
Dollar mehr blechen, er bekam dafür ein Flugzertifikat mit Foto, daß
der Pilot mit seiner Polaroid auf dem Berg gemacht hatte. Das Bild war
etwas dunkel, aber schließlich zählt ja der gute Wille. Dann warteten
wir auf den Bus und die noch fehlenden Flieger. Kurz darauf wurden wir
in unser Hotel gebracht, das etwas außerhalb lag. Heute riefen wir nochmal
zu Hause an, um mal wieder ein Lebenszeichen zu geben. Um halb 8 Uhr
gab es dann Abendessen, bei dem wir uns fein in die Nesseln setzten.
Erst standen keine Preise auf der Karte, auf der das Menü vorgegeben
war, dann taugte das Essen nichts und zu guter Letzt mußten Suppe und
Dessert extra und nicht zu knapp bezahlt werden. Wehmütig dachten wir
an Queenstown, wo es viel besser und billiger gewesen war.
10. Tag, Samstag
Ein Gutes hatte das Hotel ja, eine herrliche
Aussicht auf die Berge. Diese entschädigte auch etwas für das miese
Frühstück. Für heute war eine Wanderung zum Franz-Josef-Gletscher angesetzt,
wer wollte der konnte auch ein Stück mit einem Führer aus Eis gehen.
Dazu mußten diejenigen sich erst mal im Ort genagelte Schuhe anpassen
lassen, für die normalen Laufschuhe war der Weg zu unsicher. Der Bus
brachte uns in die Nähe des Gletscher, dann gingen wir die restlichen
2 Kilometer zu Fuß. Die mutigen Kletterer, es waren mit mir 9 Personen,
hatten ihr Eisschuhe in einem Beutel auf dem Rücken, wir wollten sie
erst an Ort und Stelle anziehen. Aufgrund der zu langen Erklärung unserer
Führerin kamen wir nur langsam voran, so daß wir erst nach einer Stunde
die 2 Kilometer hinter uns hatten. Die Schuhe wurden gewechselt, dann
gingen wir hoch aufs Eis, allerdings sehr langsam, weil Mark und Greg,
unsere beiden Führer den ganzen Weg über Stufen ins Eis schlugen. An
einigen Stellen gab es Seile oder Leitern als Hilfestellung, einmal
mußten wir sogar auf einem schmalen Brett über eine tiefe Spalte balancieren.
Nach über einer Stunde waren wir 120 Meter über der Talsohle, hier kehrten
wir um. Andere Gruppen mit jüngeren Leuten hatten uns überholt und kamen
viel weiter als wir. Trotz unseres Kriechtempos, war es aber doch ein
schönes Erlebnis. Jetzt hieß es sich zu sputen, weil wir um halb 1 Uhr
abfahren wollten und noch die Strecke zurück zum Bus zu bewältigen war.
Dafür brauchte ich nur eine Viertelstunde, die anderen etwas länger.
Die Nichtkletterer waren inzwischen schon ins Dorf gebracht worden,
wo sie beim Essen saßen, als wir dann auch noch eintrafen. Leider war
nur Zeit, um einige Sandwiches zu verdrücken. Bald wurde weitergefahren,
immer schon nach Norden, wo heute unser Ziel in Greymouth lag. Wie immer
gab es unterwegs einige kurze Stopps, einen davon in Hokitika, wo wir
eine Grünsteinschleiferei besuchten. Dort gab es nach meinem Geschmack
aber keine besonders schönen Schmuckstücke. Deshalb war ich froh, daß
Mutti ihren Stein doch noch in Queenstown gekauft hatte. In diesem Ort
war auch unsere Kaffeepause, allerdings war kein Kaffee zu bekommen.
Während die meisten von uns sich die Geschäfte anschauten, ging ich
an den nahen Strand. Dort rasten 2 Buben im Alter zwischen 10 und 12
Jahren mit einem Strandbuggy zwischen dem Treibgut umher. Als sie mich
sahen, kamen sie heran und wollten fotografiert werden. Ich tat ihnen
den Gefallen. Die Sonne ging bald nach unserer Ankunft in Greymouth
unter, heute stiegen wir in einem schönen Hotel ab, wo auch das Essen
gut war. Sogar der Herr Wolf mit Freundin war hier, sie waren kurz vor
uns, von Christchurch kommend, hier eingetroffen. Wegen des Todes von
Nixon hatte sich auf Hawaii die Passvergabe so stark verzögert, daß
sie erst jetzt wieder die Gruppe erreichten. Das ganze Malleur kam sie
sehr teuer, weil sie keinen Führerschein dabei hatten und deshalb Autos
mit Fahrer mieten mußten. Heute war das Wetter so gut, daß ich mir das
Kreuz des Südens am Himmel ansehen konnte. Nur war es sehr kalt draußen,
so daß ich nicht sehr lange fortblieb. Ins Bett gingen wir heute etwas
später, auch wurde es nicht ruhig in der Stadt. Samstags abends sind
sogar die Neuseeländer unterwegs.
11. Tag, Sonntag
Heute morgen fuhren wir zuerst weiter an der
Westküste entlang in Richtung Norden. Unser erster Halt war an den Pancake-Felsen.
Dort führte ein Weg von der Straße durch dichten und für uns sonderbaren
Busch hinaus auf die Klippen zu den wie Pfannkuchen aufeinander getürmten
Steinplatten. Diese sind von Wind und Wasser im Laufe der Jahrtausende
zu bizarren Formen ausgewaschen worden. Unten hörte man das Wasser rauschen,
an einer Stelle war eine riesige Grotte eingestürzt, so daß ein Kessel
mit breiter Öffnung zum Meer entstanden war. An drei Stellen gab es
sogenannt Blowing-Holes, Schächte in denen das Wasser bei starkem Wellengang
hoch gepresst wird und oben als Fontäne herauskommt. Für dieses Schauspiel
war heute aber das Wetter zu ruhig. Kurz vor Westport verließen wir
die Küstenstraße und fuhren ins Landesinnere Richtung Nelson. In Murchison
machten wir Mittag in einem Tearoom, wo ich mir einen riesigen Hamburger
mit Ei und Speck bestellte. Einige Fotostopps später kamen wir an eine
schwankende Hängebrücke, wo man für einen Dollar Gebühr zum benutzen
derselben sich einen kleinen Nervenkitzel verschaffen konnte. Es gab
nur auf der anderen Seite nichts Interessantes zu sehen, hier war der
Weg das Ziel. Um halb 4 Uhr waren wir endlich in Wakefield, wo wir in
Gruppen zu 3 oder 4 Personen aufgeteilt wurden, um einen Abend auf verschiedenen
Farmen zu verbringen. Auf einem Parkplatz in der Stadt warteten schon
einige von den verschiedenen Familien, um uns abzuholen. Mutti, das
Ehepaar Öhler und ich kamen zu Valerie und Gordon Hope, die einige Ziegen
und Schafe besaßen. Sie lebten 20 Kilometer außerhalb der Stadt, die
nächsten Nachbarn jeweils 1 und 4 Kilometer entfernt. Ihre Kinder waren
schon lange aus dem Haus und sie freuten sich, ab und zu Besuch zu haben.
Wir begleiteten Gordon beim Füttern der Hunde, er zeigte uns, wie sie
die auf den Hängen weidenden Schafe heruntertrieben. Später bekamen
wir ein echt neuseeländisches Essen mit verschiedenen einheimischen
Gemüsen vorgesetzt. Schließlich unterhielten wir uns noch etwas am Kamin
bei einer Tasse Kaffee. Wir beendeten den Abend so gegen halb 11 Uhr,
ich machte anschließend noch auf unserem Zimmer meine tägliche Arbeit.
12. Tag, Montag
Die Würstchen und der Speck des neuseeländischen
Frühstücks waren nicht nach unserem Geschmack, im Gegensatz zur selbstgemachten
Marmelade, die sehr gut war. Gordon war schon früh zur Arbeit auf eine
andere Farm gefahren und hatte einige Hunde mitgenommen. Die Schafe,
die er hier hatte, waren mehr als Hobby zu betrachten. Valerie bewirtete
uns also alleine und brachte uns dann auch zum Treffpunkt zurück. Die
Haustür zu schließen hielt sie nicht für nötig, es gäbe hier keine Einbrüche.
Um 9 Uhr waren wir an Ort und Stelle und es kam der Abschied von den
Gastgeberfamilien. Dann fuhr der Bus weiter, um die noch Fehlenden von
uns an anderen Plätzen abzuholen. Unterwegs wurde viel erzählt, jeder
wollte von seiner Gastfamilie berichten. Wir fuhren jetzt in die Marlborough
Sounds hinein, machten erst noch Halt an einer Brücke und später Mittag
bei einer deutschen Einwanderin aus Rheinhessen. Sie hatte in den letzten
Jahren in dieser Gegend einen Weinanbaubetrieb aufgebaut. Dieser Wein
wurde zwar von Herrn Blum gelobt und ich selbst bin kein Weintrinker
und kann mir also kein Urteil erlauben, aber meine Verwandschaft sagte
nach dem Probieren übereinstimmend aus, daß sie wesentlich bessere Sachen
gewöhnt seien. Nur eine Stunde dauerte der Aufenthalt hier, denn wir
mußten die Fähre in Picton erreichen. Kaum angekommen wurde unser Gepäck
umgeladen, denn Tony, unser Busfahrer verließ uns hier. Nachdem er uns
1711 Kilometer über die Südinsel gebracht hatte, fuhr er jetzt heim
nach Christchurch und wir würden in Wellington einen neuen Bus bekommen.
Den kleinen Bus der Stuttgarter nahmen wir aber mit, für ihn war die
Überfahrt lange nicht so teuer. Die Fahrt dauerte 3,5 Stunden auf dem
großen Fährschiff, das in seinem Bauch auch große LKW's und Waggons
transportierte. Zuerst fuhren wir gut eine Stunde durch die Sounds,
bevor wir die breite Cookstraße erreichten. Die Nordinsel war im Dunst
schon zu sehen, so groß war die Entfernung nicht. Möwen begleiteten
uns die ganze Zeit und einmal sahen wir auch Delphine in einiger Entfernung.
Es war zwar windig aber das Wetter hielt sich und die See blieb glatt.
Die Sonne ging unter, als wir die Hauptstadt erreichten und es war schon
fast dunkel, als Gepäck und Fahrgäste im neuen Bus untergebracht worden
waren. Die Fahrt zum Hotel dauerte nicht lange, etwas länger mußten
wir in den Zimmern auf die Koffer warten. Abendessen nahmen wir im Hotel
ein, ich war aber nicht zufrieden. Später gingen wir noch kurz in die
Stadt, doch für eine Hauptstadt war hier überhaupt nichts los. Ein Nachtleben
gab es praktisch nicht. Wir tranken noch einen Cappucino in einer der
wenigen Bars und machten uns bald auf den Heimweg.
13. Tag, Dienstag
Unser Aufenthalt in Wellington dauerte nicht
lange. Wir beschränkten uns darauf, zu einem Aussichtspunkt zu fahren
und uns die Regierungsgebäude anzusehen. Zuerst fuhren wir auf den 196
Meter hohen Mount Victoria, von dem man bei gutem Wetter bestimmt einen
schönen Blick auf die Stadt hat. Doch heute war es stark bewölkt und
sehr windig, so daß man aufpassen mußte, nicht vom Berg geblasen zu
werden. Oben befand sich ein etwas seltsames Denkmal des Polarforschers
Byrd. Das neue Parlamentsgebäude wird Bienenkorb genannt und es sieht
auch so aus. Gegenüber steht das zweitgrößte Holzhaus der Welt, es ist
aber so verputzt, daß es wie Stein aussieht. Nach einem Kurzbesuch bei
einer alten Kirche fuhr unser Bus auf ein kurzes Stück Autobahn, in
diesem Land eine Seltenheit und bald schon waren wir heraus aus der
Stadt. In Levin gab es einen kurzen Halt, später machten wir Mittag
in Mangaweka, wo ein Schafsstall für die Schur zu einem Tearoom umgebaut
worden war. Die neuseeländischen Nutztiere waren traulich auf dem Gelände
hinter der Wirtschaft versammelt und auch ein einäugiges Opossum saß
in seinem Käfig. Nach den vielen flachen Verwandten auf der Straße sahen
wir es hier endlich in voller Lebensgröße. Hinter Waiouru wurde die
Hochebene steppenhaft und sehr unwirtlich, von den dortigen 3 großen
Vulkanen konnten wir wegen der dicken Wolkenschicht nur den Mount Ruapehu
teilweise sehen. Als wir dann zum Lake Taupo hinunterfuhren wurde die
Flora wieder freundlicher. In der Stadt Taupo machten wir eine kurze
Kaffeepause, dann ging es weiter zu den Huka Falls, die in der Nähe
des Ortes liegen. Das ist eine Stromschnelle, die dadurch entsteht,
daß der breite Fluß durch eine enge und niedrige Kluft gedrängt wird.
Das Wasser hatte hier eine sehr schöne Farbe, fast wie am Tekapo-See.
Kurze Zeit darauf kamen wir an einem Kraftwerk vorbei, das den Dampf
der hier überall vorhandenen heißen Quellen zur Stromerzeugung nutzte.
An vielen Stellen stiegen Dampfwolken in diesem Tal auf und boten einen
interessanten Ausblick. Um 6 Uhr abends waren wir in Rotorua, zum Abendessen
ging ich aber nicht mit den anderen, ich war vom Mittag her noch satt.
Ich besuchte stattdessen noch die Stadt, wo aber wie fast überall in
Neuseeland schon um 8 Uhr die Randsteine hochgeklappt werden. Auch hier
ist die Erde stark vulkanisch aktiv und ich bemerkte besonders in der
Nähe von Gullideckeln einen starken Geruch nach faulen Eiern. Dieser
kommt vom schwefelhaltigen Wasser der vielen heißen Quellen dieser Stadt.
Nach einem kurzen Spaziergang lenkte ich meine Schritte wieder zurück
ins Hotel.
14. Tag, Mittwoch
Heute aßen wir ausnahmsweise mal nicht im Hotel,
sondern wir wurden zu einem Schaufelradboot auf dem See gebracht. Dort
wurde das Frühstück eingenommen. Leider war auch eine Gruppe Japaner
dabei, so daß ein starkes Gedränge an den Trögen herrschte. Nachdem
ich mich wie immer gut versorgt hatte, ging ich zum Bug und schaute
mir die schwarzen Schwäne an, von denen es hier sehr viele gab. Unser
erster Programmpunkt auf der kurzen Tagesliste bestand aus einem Besuch
des Agrodoms, wo uns eine Art Show geboten wurde, welche die verschiedenen
Schafsorten vorstellte. Danach zeigte der Moderator, wie man ein Schaf
schert, leider ging das für das Schaf nicht ganz ohne Verletzungen ab.
Einige Hunde zeigten ihre Künste, indem sie über die Rücken der Schafe
liefen und sich dann auf sie setzten, was diese sich auch ruhig gefallen
ließen. Die Zuschauer wurden auch in das Geschehen eingebracht, so durften
einige sich am Euter einer Kuh versuchen, während andere die Milch dann
in Lämmer hineinschütteten. Im Klartext, es wurde gemolken und dann
mit der Flasche gefüttert. Später wurde im Freien noch gezeigt, wie
ein oder mehrere Hunde eine kleine Gruppe von Schafen durch ein Gatter
oder in eine Umzäunung trieben. Herr Blum war während der Veranstaltung
nicht dabei gewesen, er stieß erst jetzt wieder zu uns. Nach dem Frühstück
war er mit einer stark geschwollenen Wange zum Zahnarzt gefahren, um
sich behandeln zu lassen. Jetzt wurde wieder der Bus bestiegen und es
ging zum Whakarewarewa, dem Maori-Zentrum in Rotorua. Am Eingang wurden
wir mit dem traditionellen Nasenreiben begrüßt, wobei ich, der als Erster
ausstieg, erstmal zurück schreckte, als mir ein fremder Kopf entgegenkam.
In der Anlage spazierten wir durch ein vulkanisches Gebiet und sahen
uns die Geysire und blubbernden Schlammlöcher an. Am Ausgang wurde dann
wieder viel Geld ausgegeben, es gab hier nämlich die bekannten Maori-Schnitzereien
zu kaufen. Von dort fuhren wir wieder zurück zum Eingang, weil hier
im Versammlungshaus die Tänze und Lieder der Ureinwohner dargeboten
wurden. Die Künstler waren teilweise nicht mehr ganz taufrisch, aber
das tat dem Genuß keinen Abbruch. Mit dieser Vorführung war das Programm
für heute schon vor Mittag beendet und wir wurden vorm Hotel abgesetzt.
Nach einem kurzen Besuch bei Mc Donalds klapperten wir erst die Souvenirläden
ab, dann sahen wir uns die Government Gardens mit dem sehr schönen Badehaus
an. Leider war das Wetter nicht schön, es hatte angefangen zu regnen.
Trotzdem liefen wir dann noch das Stück zur Maori-Kirche am Seeufer,
die uns Herr Blum zur Besichtigung empfohlen hatte. Meine Kamera setzte
zeitweise aus, auch sie mochte die Nässe nicht. Die anderen gingen dann
bald zurück, während ich noch etwas länger in der Stadt blieb. Die Verwandschaft
wollte heute im Hotel essen, ich jedoch nicht und so mußte ich zu später
Stunde noch mal in den Ort, weil ich dort einen annehmbaren Chinesen
gesehen hatte. Dort war ich allerdings fast der einzige Kunde.
15. Tag, Donnerstag
An diesem Tag mußten wir etwas früher als sonst,
nämlich schon um 6 Uhr aufstehen. Unser Weg führte uns in einem großen
Bogen in Richtung Westen, wir wollten möglichst früh an der Glühwürmchenhöhle
in Waitomo sein. Wir hatten Glück, es war nicht viel Betrieb dort, nur
ein weiterer Bus außer unseren zweien. Man betrat die Höhle durch einen
aus dem Kalk gewaschenen Gang, der in eine größere Halle mündete, wo
auch einige Stalagmiten und Stalagtiden zu sehen waren. Im Hintergrund
war etwas tiefer das Wasser eines unterirdischen Teichs zu sehen. Auf
diesem schwammen Boote, in die immer 20 Personen hineinsteigen mußten.
Sie wurden nicht gerudert, sondern mit Hilfe von an den Wänden befestigten
Seilen über das Wasser gezogen. Das besorgten die Führer. In der Grotte
mußten wir sehr leise sein, denn die leuchtenden Larven an der Decke
der Grotte mögen keine lauten Geräusche. Die vielen kleinen Leuchttiere
gaben der Grottendecke das Aussehen eines hellen grünen Sternenhimmels
und durch dieses Licht locken sie andere Insekten herbei, die in die
Höhle geraten sind. Diese verfangen sich dann in den klebrigen Fäden,
die jedes dieser Tierchen herabhängen läßt und werden dann verzehrt.
Nachdem die Larven sich verpuppt haben, reicht die Zeit für die fertigen
Käfer nur noch zur Fortpflanzung, denn ihnen fehlt der Mund zur Nahrungsaufnahme.
Deshalb sterben sie bald von selbst, sofern sie nicht schon vorher von
ihren jüngeren Artgenossen erwischt werden. Das Boot brachte uns zum
Ausgang der Höhle und zu einem Pfad, über den wir zum Bus zurückliefen.
Das Mittagessen wurde heute gestellt und zwar machten wir Halt bei einem
im französischen Stil errichteten Landhaus mit einem schönen Garten.
Es gab eine Hammelkeule, mir war sie jedoch zu fett. Dafür gab es Eis
als Nachtisch und das wurde sehr dekorativ in einer Schale aus Eis serviert
und mehrmals nachgefüllt. Nach dem Spaziergang im Garten ging die Fahrt
weiter nach Norden bis nach Auckland. Unterwegs hielten wir nur einmal
kurz an. Kaum in der Stadt angekommen, fuhren wir gleich zum Militärdenkmalmuseum,
wo die Zeit nur reichte, die Mauriausstellung und die Moafunde zu besuchen.
Wir hatten nur eine Stunde Zeit, denn um 5 Uhr schloß das Museum. Im
Souvenirladen kaufte ich einen Angelhakenanhänger aus Knochen und einen
Tiki aus Grünstein, sie waren hier sehr fein gearbeitet. Wir fuhren
dann schnell weiter zum Aussichtspunkt auf dem Mount Eden, der ein erloschener
Vulkan ist. Die Sonne ging gerade unter und zeigte uns die Unmengen
von Einfamilienhäuser, die bis zum Horizont reichten und die Stadt flächenmäßig
so groß machen. Auckland erstreckt sich mit knapp 1 Million Einwohner
über eine Länge von 25 Kilometern wobei die eigentliche City sehr klein
ist. Kaum war die Sonne weg, da waren wir auch schon wieder unterwegs.
Als letzten Punkt unseres Blitzbesuchs kamen wir in ein Unterwasseraquarium.
Dort führte ein glasüberkuppelter Rundweg mit Laufband unter den Fischbecken
hindurch. Es sah toll aus, Haie und Rochen über sich schwimmen zu sehen.
Bald darauf erreichten wir unser Hotel, wo die 17 Heimkehrer verabschiedet
wurden, die nicht mit nach Fidschi fliegen würden. Sie waren so schnell
weg, daß sie teilweise sogar die Trinkgelder für Herrn Blum und den
Busfahrer vergaßen. Ich erfuhr das, als ich in die Lobby kam und einen
Reiseleiter erlebte, der darüber zu Recht stinksauer war. Wir aßen heute
wieder im Hotel, diesmal sogar recht gut. Obwohl es dann schon ziemlich
spät war, ging ich noch mal kurz in die Stadt, um ein schönes T-Shirt
aus Neuseeland zu suchen. Leider machten die Geschäfte aber bald schon
zu. Sonst war aber nicht viel los und bald war ich wieder im Hotel.
Übrigens betrug die Strecke, die wir auf der Nordinsel zurückgelegt
hatten 912 Kilometer. Insgesamt waren wir also 2623 Kilometer auf beiden
Inseln mit dem Bus unterwegs gewesen.
16. Tag, Freitag
Relativ früh fuhren wir heute schon zum Flughafen,
denn wie immer mußten wir 2 Stunden vor Abflug an Ort und Stelle sein.
Unsere letzten Neuseelanddollar mußten noch ausgegeben werden und ich
hatte ja immer noch kein T-Shirt von hier. Es gab zwar in den Geschäften
auf dem Flughafen eines das mir gefiel, allerdings hatte es nicht die
richtige Größe. Zum Glück stellte es sich dann heraus, daß die Zweigstelle
im Duty Free Bereich noch eines auf Lager hatte, was man mir auch freundlicherweise
zurücklegte. Herr Blum war heute sehr brummig und kurz angebunden, es
waren wohl noch Nachwirkungen seines Erlebnisses mit den Heimreisenden
am Tag zuvor. Um 10 Uhr war der Start der Boing 767, die uns in 2 Stunden
und 40 Minuten wieder die 2000 Kilometer nach Fidschi zurückbrachte,
die wir 2 Wochen vorher in der anderen Richtung geflogen waren. An Bord
verging mir die Zeit tatsächlich wie im Flug und bald landeten wir wieder
auf dem Flughafen der Stadt Nadi. Sie liegt auf der Hauptinsel Vitilevu
und wird hier wie Nandi ausgesprochen. Die Passkontrolle dauerte sehr
lange, dafür wurden wir auch hier wieder, wie schon auf Hawaii, am Bus
mit Blumenkränzen empfangen. Am Flughafen sollten wir auch noch Geld
tauschen, weil sonst kaum Möglichkeiten dafür im Land bestehen. Auch
das brauchte wieder seine Zeit. Als wir dann endlich im Bus saßen und
die einstündige Fahrt zum Hotel antraten, merkte Mutti voller Schreck,
daß wir uns nicht mehr in einem Land mit westlicher Kultur, sondern
eher in der dritten Welt befanden. Die Art zu Leben der hiesigen Menschen
war viel einfacher als unsere und teilweise auch etwas ärmlich. Im Gegensatz
dazu stand unser riesiges Hotel, daß eine ganze Insel an der Küste beanspruchte
und sogar für westliche Verhältnisse teuer war. Leider lag es weit weg
von der nächsten Ortschaft, so daß uns kaum eine andere Wahl blieb,
als hier die Tage zu verbringen und die hohen Preise zu zahlen. Bei
der Ankunft wurde unser Bus von "Wilden" im Lendenschurz überfallen
und dann mit Hilfe eines Seils zur Lobby gezogen. Natürlich mit motorischer
Nachhilfe. Es gab einen Begrüßungstrunk und Fidschimusik, danach bezogen
wir die weit auseinanderliegenden Zimmer. Mit über 1000 Betten ist das
Hotel das größte der Insel, durch die auseinandergezogene Bauweise fällt
dies aber kaum auf. Um die Besucher auf der Insel zu halten, gab es
viele Tagesaktivitäten, von Wasserski bis Schnorcheln und von Tennis
bis Golf auf den hoteleigenen Plätzen. Manches war umsonst, für andere
Dinge mußte gezahlt werden. Es wurde empfohlen, nicht bar zu bezahlen,
sondern Rechnungen zu unterzeichnen um dann bei der Abreise den vollen
Betrag zu entrichten, doch Mutti und mir war es viel lieber, alles direkt
zu bezahlen, so wußten wir was wir ausgaben. Um 5 Uhr nachmittags wollten
wir uns zur Erkundung treffen, doch das klappte nicht. Mutti war schon
unterwegs, wir sahen sie erst später wieder. Die Preise in den Restaurants
waren gesalzen, nur im Lagoon-Grill waren sie erträglich und wir erklärten
ihn zu unserem Stammlokal. Ich aß jeden Tag etwas anderes und das Essen
war immer recht ordentlich. In den verschiedenen Läden im Hotel waren
die Preise auch ziemlich hoch, deshalb hielt sich auch hier unsere Kaufwut
in Grenzen. Das Wetter meinte es heute nicht gut mit uns, nach Einbruch
der Dunkelheit fing es richtig an zu regnen, auch am Tag hatte es schon
genieselt. Und das Ganze bei 28 Grad Außentemperatur. Um 9 Uhr abends
war alles wieder auf den Zimmern und ich schrieb gerade meinen Bericht,
als ich die Gesellschaft eines etwa 5 Zentimeter langen Geckos bekam.
Schon vorher am Abend hatte ich am Strand einen handgroßen Krebs und
viele winzige Sandkrebse gesehen. Über zuwenig Fauna war also nicht
zu klagen, besonders eine Vogelsorte vollführte in der Nacht ein lautes
Spektakel, daß einige von uns nicht schlafen konnten. Obwohl ich während
unserer Woche Aufenthalt nicht einmal gestochen wurde, blieb die Fliegentür
in den Nächten immer fest verschlossen.
17. Tag, Samstag
Heute gab es ausnahmsweise mal keine feste
Weckzeit und Bianca wollte deshalb auch erst um 10 Uhr frühstücken.
Das war uns Hasselbachern aber zu spät und schließlich einigten wir
uns auf halb 10. Bis auf ein paar Früchte aß Bianca nichts, es war also
völlig unnötig, aus dem Frühstück so eine große Sache zu machen. Sie
hatte etwas Geldnot und ich wollte nicht den ganzen Tag auf der Insel
bleiben, deshalb beschlossen wir nach Sigatoka, dem nächsten größeren
Ort zu fahren. Ein freundlicher Hotelangestellter brachte uns über die
Brücke zum Festland. Dort wollten wir auf den Bus warten. Da kam aber
glücklicherweise ein Taxi vorbei und nahm uns für 4 Dollar mit, es hatte
schon einen Fahrgast. Der Ort war größer als gedacht, es gab viele auf
Touristen eingestellte Läden, einen quirligen Markt und sogar einige
Banken. Die hatten aber heute am Samstag alle geschlossen. Biancas Laune
war auf dem Tiefpunkt und die stickige Luft in den Geschäften gab ihr
den Rest, sie wollte zurück ins Hotel. Unser Taxifahrer kam uns schon
entgegengelaufen und wurde auf der Heimfahrt richtig gesprächig. Er
hieß Singh, war indischer Abstammung und wollte wissen, ob es bei uns
auch tropische Früchte gäbe, was ich aber zu seinem Erstaunen verneinte.
Für die Rückfahrt bezahlten wir 6 Dollar. Im Hotel verschwand Bianca
gleich im Zimmer und ließ sich nicht mehr blicken. Sie blieb auf ihrem
Balkon bis zum Abend. Ich aber ging zu Mama und Onkel Udo an den Strand.
Sie sagten, Tante Erika wäre noch krank und bliebe auch auf dem Zimmer.
Das Wasser war schön warm, aber am Strand trübe, man konnte den Grund
nicht sehen. Onkel Udo und ich liehen uns später ein Kanu aus, um etwas
hinauszufahren. Das war eine wackelige Angelegenheit. Leider wurden
wir an vielen Stellen zurückgepfiffen wo es interessant war und gaben
deshalb schon bald das Boot wieder ab. Ich holte mir dann Maske, Schnorchel
und Flossen und das war eine gute Idee. Ohne Anstrengung schnell voran
zu kommen und ins Wasser hinab nach Fischen und Korallen zu schauen
machte Spaß. Das war aber nicht in Strandnähe, sondern ein ganzen Stück
weiter draußen, wo das Wasser klar und tief genug für Korallen war.
Hier gab es auch viele verschiedene Fische zu sehen, hellblaue Quallen
schwammen vorbei und dunkelblaue Seesterne lagen auf dem Grund. Ich
blieb fast anderthalb Stunden im Wasser. Dann ging ich zu Mutti, die
fleißig Muscheln sammelte. Kurz vor 5 Uhr nachmittags gingen wir aufs
Zimmer und um 6 Uhr trafen wir uns zum Abendessen. Später beobachtete
ich noch am Strand die großen Krabben, die im Schutz der Dunkelheit
aus ihren Löchern kamen. Das Krabbenrennen im Hotel, was auch gerade
stattfand, sah ich mir nicht an, mir sind die Tiere in freier Wildbahn
lieber. Langsam wurde ich nun doch müde und außerdem mußte ich noch
schreiben und so ging ich gegen 10 Uhr abends zurück aufs Zimmer.
18. Tag, Sonntag
Am heutigen Sonntag, dem Muttertag fand unser
ganztägiger Ausflug zur Insel Mana statt. Frühstück gab es deshalb etwas
früher, damit wir um halb 8 Uhr losfahren konnten. Als wir schon im
Bus saßen, sagte Herr Blum, er habe gerade erfahren die Fahrt koste
statt der angegebenen rund 90 Dollar jetzt 109 Dollar, man könne aber
noch verzichten. Das tat aber keiner. Weiter führte er aus, der Preis
käme durch den teuren Bus zustande, er allein koste schon 1000 Dollar.
Nun stand er uns aber dafür nicht den ganzen Tag zur Verfügung, er mußte
noch andere Gäste vom Flughafen abholen, hatte also sowieso nach Nadi
zu fahren. Dafür wurden wir dann abends von 2 klapprigen Kleinbussen
abgeholt. In der Nähe von Nadi stiegen wir zusammen mit den Insassen
einiger anderer Reisebusse auf einen großen Katamaran um, der uns in
knapp 2 Stunden zur Insel Mana fuhr. Das war aber keine romantische
Koralleninsel wie erhofft, sondern genau so eine Hotelinsel wie unsere
eigene. Es wohnten nur viel weniger Gäste hier, sie waren auf viele
Hütten verteilt. Das Wetter meinte es gut mit uns und auch der Strand
war wunderbar leer. Doch vorher mußten wir erst mal eine halbe Stunde
Erklärungen über uns ergehen lassen, bei 5 Stunden Gesamtaufenthalt
brannte mir natürlich die Zeit unter den Nägeln. Ich wollte schnorcheln
und holte für Onkel Udo und mich das entsprechende Equipment. Außerdem
kaufte ich eine wasserdichte Einwegkamera, ich wollte trotz ihres hohen
Preises einige Bilder unter Wasser versuchen. Wir hatten gerade Ebbe
und weil die Korallen sehr nahe am Ufer wuchsen, war das Reinwaten ins
Meer mit den Flossen nicht leicht. Aber weiter draußen wurde man für
die Anstrengung durch eine sehr schöne Unterwasserwelt belohnt, die
kräftige Sonne und das klare Wasser erlaubten eine Sicht von mehreren
Dutzend Metern und zeigten Korallen und Fische in leuchtenden Farben.
Die Tiere hatten keine Angst, sie kamen sehr nahe heran, meist zu nahe
für die technisch billige Kamera. Etwas später gab es Mittagessen in
dem Restaurant, daß zum Hotel gehörte. Das Essen war im Preis enthalten
und es gab einen ganzen Thunfisch und verschiedenes gegrilltes Fleisch.
Später schnorchelte ich wieder und machte einige Fotos. Dabei lockte
ich die Fische mit Brot, ein ganzer Schwarm stürzte sich auf meine Hand
und ein Übereifriger bis mir in den Daumen. Innerhalb von Sekunden war
der Köder verschwunden. Für 4 Uhr am Nachmittag war die Rückfahrt angesetzt,
wir trafen uns schon vorher am Steg. Das Boot war aber noch weit weg,
deshalb konnte ich mir noch in einem nahegelegenen winzigen Laden ein
handgemaltes T-Shirt kaufen, dessen Farbe sogar noch feucht war. Der
Maler war an der Arbeit und ich unterhielt mich gut mit ihm. Leider
bekam mein T-Shirt Flecken beim Zusammenlegen, ich war zu nahe an die
ganz Frischen geraten. Während der Rückfahrt ging die Sonne unter und
kaum saßen wir in den Bussen, da wurde es auch schon dunkel. Auf dem
Heimweg wurden wir kräftig durchgerüttelt und nach 7 Uhr erreichten
wir das Hotel. Es war zwar ein schöner Ausflug gewesen, jedoch für meinen
Geschmack viel zu teuer. Deshalb sagten Mutti und ich noch am selben
Abend unsere Teilnahme an der zweiten Fahrt am Dienstag ab. Wir holten
jetzt Tante Erika ab, die heute aus gesundheitlichen Gründen nicht mitgefahren
war und gingen Essen. Wir hatten aber alle keinen Hunger und beschränkten
uns auf Kleinigkeiten. Wieder gingen wir früh zu Bett.
19. Tag, Montag
Dieser Tag war unser zweiter Ruhetag auf Fidschi.
Wir gingen nicht allzuspät zum Frühstück, um nicht zuviel Zeit zu verschwenden.
Die Verwandschaft wollte heute mit mir nach Sigatoka fahren und ich
ging deshalb an die Rezeption, um ein Taxi zu bestellen. Wir wurden
für halb 11 Uhr vorgemerkt. Für Hin- und Rückfahrt waren 20 Dollar zu
berappen, dafür fragte uns der Fahrer auch, zu welcher Zeit er uns wieder
abholen solle. Wir vereinbarten einen zweistündigen Aufenthalt, dann
stürzten sich die Frauen in die Geschäfte. Diese werden fast nur von
Indern geführt, sie stellen auch die größte Bevölkerungsgruppe der Inseln,
gefolgt von den eigentlichen Fijianern. Sie dürfen allerdings bisher
noch kein Land besitzen. Wir tauschten auch Geld, natürlich hatte ich
meine Schecks vergessen und mußte mir von Mutti aushelfen lassen. Dann
kauften wir Getränke ein, um der teuren Minibar auszuweichen, gingen
einmal über den Markt und fuhren schließlich um 1 Uhr heim. Die anderen
gingen daraufhin gleich an den Strand, ich jedoch nicht, ich wollte
einige Bilder machen und umrundete zu diesem Zweck einmal die ganze
Insel. Wieder war keine Wolke am Himmel und die Sonne brannte heiß,
mein Strohhut leistete mir gute Dienste. Nach meinem Rundgang kam ich
auch zum Strand und lieh mir wieder Flossen und Maske aus. Ich wollte
wieder schnorcheln, hatte aber keine Lust einen Sonnenbrand auf dem
Rücken zu bekommen, deshalb behielt ich diesmal ein T-Shirt im Wasser
an. Man mußte ein ganzes Stück bis zu den schöneren Korallen schwimmen,
trotzdem waren sie hier nicht so vielfältig wie auf der Insel Mana,
auch gab es nicht so viele und so schöne Fische. Sogar das Wasser war
hier nicht so schön klar wie bei unserem Ausflugsziel. Trotzdem machte
ich auch hier einige Fotos mit meiner Einwegkamera. Es wurde kühler
und als ich aufsah, bemerkte ich das Wolken aufzogen. Ich paddelte die
paar hundert Meter zum Ufer zurück, um mich noch etwas zu sonnen, solange
es noch ging. Daraus wurde aber nichts, wir gingen bald auf die Zimmer
zurück, um uns aufs Abendessen vorzubereiten. Es war nötig, schon um
6 Uhr abends zum Essen zu gehen, denn später gab es längere Wartezeiten,
bevor man einen Tisch bekam. Unsere Tante Erika hatte ihren Fotoapparat
dabei, sie wollte unbedingt ein Bild des Kellners Solo haben, der uns
meist bediente. Nur am Sonntag war er wegen Muttertag zu Hause geblieben.
Nachher ging ich mit Hornischs nochmal zu den teuren Hotelläden, während
Mutti auf unserem Zimmer einige Karten schrieb.
20. Tag, Dienstag
Eigentlich war für heute ja der zweite Ausflug
geplant, doch den hatten wir ja schon am Sonntag abgesagt. So konnten
wir auch an diesem Tag wieder reichlich faulenzen. Trotzdem waren wir
schon wieder um 9 Uhr beim frühstücken, denn gar zu faul wollten wir
nun doch nicht sein. Ich ging mit Hornischs anschließend zum Ostufer
der Insel, wo das Wasser bis zum Riff weit draußen sehr flach ist und
man weit hinauslaufen kann. Mutti ging nicht mit, sie fühlte sich nicht
wohl und blieb im Bett liegen. Weil es gerade auf Ebbe zuging, versuchte
ich zum Riff hinaus zu laufen, kam aber wegen der vielen Korallen nicht
schnell genug vorwärts. Auch wurde das Wasser langsam zu tief zum Laufen
und meine Kamera ist leider nicht wasserdicht. Trotzdem war ich schon
gut 500 Meter vom Ufer entfernt, als ich mich entschloß umzukehren.
Wegen des flachen Wasser gelangen mir einige Fotos von Korallen, die
ich vorher nur beim Schnorcheln gesehen hatte, hier lagen sie nur Zentimeter
unter der Wasseroberfläche. Wieder am Ufer zurück, waren Hornischs nicht
mehr zu sehen und ich hatte auch keine Zeit mehr sie zu suchen, denn
um 12 Uhr mußten die 218 Dollar für den Mana-Ausflug bei Herrn Blum
an der Rezeption bezahlt werden. Nachdem ich mein Geld losgeworden war,
ging ich zu Mutti zurück, um noch etwas auf dem Zimmer zu lesen. Um
2 Uhr wollten wir dann wieder an den Strand und entgingen so gerade
noch dem Dienstmädchen, das unser Zimmer machen wollte. Mit dem Sonnenbaden
war es nicht weit her, es gab heute zuviele Wolken. Trotzdem blieb ich
dort und vertrieb mir die Zeit weiter mit Lesen. Onkel Udo ging Kajakfahren,
ich hatte keine Lust dazu. Erst sehr spät ging ich nochmal kurz ins
Wasser, um mich etwas zu verausgaben. Mutti lag schon wieder im Bett
und ich weckte sie, als ich zurückkam. Bis zur Essenszeit saß ich dann
noch auf dem Balkon. Ich mußte dann aber doch alleine aufbrechen, Mutti
hatte keinen Hunger und blieb lieber im Bett. Wir waren schon vor 8
Uhr fertig mit Essen und ich machte mich gleich auf den Heimweg. Es
hatte zu nieseln begonnen, doch das störte mich nicht. Die Fidschianischen
Tänze die im Hotel gezeigt wurden, interessierten mich nicht, ich wollte
lieber mein Buch zu Ende bekommen.
21. Tag, Mittwoch
Auch dieser Mittwoch war eigentlich wieder ein
Ruhetag, aber ich wollte nicht nur faul rumliegen und machte deshalb
den Fehler, mir ein Fahrrad zu mieten, während die anderen lieber am
Strand die Sonne genossen. Das Hotel verlieh Mountainbikes, was bei
den hier üblichen Straßen auch nötig war. Nur war mir der Sattel zu
niedrig und ich merkte später bei der ersten Abfahrt, daß ich vielleicht
ein Modell mit funktionierenden Bremsen hätte nehmen sollen. Ich fuhr
hauptsächlich seitlich von der Hauptstraße, mußte aber nach einer Stunde
umkehren, weil der Weg immer schlechter wurde. Die Luft bewegte sich
hier im Landesinneren kaum und es war unheimlich heiß. Ich kam ganz
schön ins Schwitzen. Links und rechts des Weges waren Felder, sie wurden
nur selten durch ein kleines Bauernhaus unterbrochen. Diese waren meist
aus Wellblech gebaut. Für den Rückweg benutzte ich dann fast nur die
Hauptstraße, immer schön auf der linken Seite, wie es hier üblich ist.
Wieder im Hotel angekommen, war ich knapp zwei Stunden unterwegs gewesen
und hatte für meine Anstrengungen 10 Dollar zu berappen. Ich konnte
mich gerade noch abduschen und anderthalb Liter trinken, dann mußte
ich mich erst mal hinlegen. Einige Zeit darauf wurde ich wieder munter
und ging an den Strand, um auf meinem Bauch noch etwas Farbe zu bekommen.
Bianca war schon weg, sie hatte später einen tollen Sonnenbrand am ganzen
Körper. Jetzt war die Sonne nicht mehr so stark, man konnte sich ihr
gefahrlos aussetzen. Auch ging ich heute noch mal schnorcheln, um meine
letzten Bilder trotz des trüben Wassers zu verschießen. Die anderen
hatten inzwischen den Strand schon verlassen. Ich kam erst spät wieder
aufs Zimmer, es war inzwischen schon viertel nach 5 Uhr. Dabei wollten
wir uns schon um 5 Uhr zur Happy Hour im Restaurant treffen, weil ja
heute unser letzter gemeinsamer Abend war. Ich richtete mich also schnell
her und kam dann etwas verspätet auch zum Treffen. Herr Blum verabschiedete
sich schon vorsorglich von uns, denn am nächsten Tag würden wir ja den
langen Weg in Richtung Heimat antreten. Einige Mitreisende erwiderten
die Rede und gaben unserem Reiseleiter auch schon sein Trinkgeld. Es
wurde sogar ein Gedicht vorgetragen, es gefiel mir aber nicht, der Stil
war zu hochgestochen. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns von unserem
Kellner Solo, dann gingen die anderen aufs Zimmer, während ich versuchte,
das Kreuz des Südens zu fotografieren. Auch versuchte ich, einige der
größeren Krabben am Strand aufs Bild zu bannen. Diese Tiere kommen nur
nachts aus ihren Löchern und sind sehr scheu und deshalb schwer zu fotografieren.
Man braucht deswegen viel Geduld und es war kein Wunder, daß ich erst
um viertel nach 10 Uhr abends zurück im Zimmer war.
22. Tag, Donnerstag
Dieser Tag war der letzte, den wir auf Fidschi
verbrachten und ich wollte ihn nutzen, um noch mal richtig Sonne zu
tanken. Ich war etwas spät beim Frühstück und bekam schon den Kaffee
abgeräumt, als ich gerade das zweite Mal am Buffet war, um mir noch
etwas Essen zu holen. Die Familie ging spazieren, ich aber legte mich
an den Strand. Bianca blieb auf dem Zimmer, ihr Spruch: "Liebe Sonne,
mach mich Neger!" hatte nicht so ganz funktioniert, stattdessen hätte
Folgender besser gepaßt: "Liebe Sonne, mach mich Indianer". Sie war
am ganzen Körper knallrot und ihr Sonnenbrand tat ihr ziemlich weh,
so daß sie in der Nacht kaum schlafen konnte. Deshalb hatte sie nach
Deutschland telefoniert, um ihrer Mutter ihr Leid zu klagen und mußte
nachher für dieses Gespräch über 100 Dollar bezahlen. Ich wurde heute
auch leicht angekokelt, denn ich ließ die Sonnencreme weg. Trotz der
kräftigen Sonne war ich nämlich immer noch ziemlich käsig. Dafür bekam
ich dann auch einen leichteren Sonnenbrand auf dem Bauch, wurde aber
auch etwas brauner. Um 2 Uhr nachmittags hatten wir die Koffer vor die
Tür zu stellen, danach war aber noch Zeit eine Kleinigkeit zu essen,
es war die letzte Gelegenheit vor dem Flug am späten Abend. Jetzt war
auch die Zeit, die angesammelten Rechnungen an der Rezeption zu bezahlen,
doch weil wir immer alles sofort entrichtet hatten, waren beim Ausschecken
nur die 10 Dollar fürs Fahrrad zu berappen. Andere mußten da viel tiefer
in die Tasche greifen. Weil unser Flug erst um 7 Uhr abends startete,
wir jedoch schon um 4 Uhr nach Nadi fuhren, hatten wir dort am Flughafen
noch jede Menge Zeit. Wir tauschten unser Restgeld in US-Dollar und
schauten zum letztenmal einem schnellen Sonnenuntergang zu. Endlich
startete die 767, unsere Plätze hatten wir diesesmal ganz vorne. In
6 Stunden flogen wir jetzt wieder nach Hawaii, nach einer längeren Pause
dann weiter nach Los Angeles. Während des ersten Fluges überquerten
wir erst die Datumslinie und kamen so noch mal in den Mittwoch zurück.
Dann passierten wir noch vor Mitternacht den Äquator, also schon am
11.5., während wir die Datumslinie ja noch am 12.5. gekreuzt hatten.
Mitten in der Nacht kamen wir in Honolulu an, inzwischen war es schon
wieder Donnerstag geworden.
23. Tag, Donnerstag
Durch die Zeitverschiebung war der erste Donnerstag
kürzer als normal gewesen. Der Zweite wurde jetzt noch kürzer. Auf dem
Flug nach Los Angeles schlief ich nach dem Essen die meiste Zeit, Mutti
hatte schon langsam genug von dem Fastfood und ließ das fast alles liegen.
Es war nach 2 Uhr mittags, als wir zum zweitenmal in LA ankamen und
diesesmal verließen wir den Flughafen. Wir hatten eine Übernachtung
in der Stadt, unser Hotel stand sogar in Beverly Hills und trug den
Namen Century Plaza. Es war ein sehr nobles Hotel, seine Geschäfte waren
jedoch für meinen Geldbeutel viel zu teuer. Nachdem wir die Zimmer bezogen
hatte, schlenderten wir eine Zeitlang durch ein nahegelegenes Einkaufszentrum.
Die Frauen fingen aber langsam an zu rebellieren, sie wollten endlich
mal wieder etwas Gescheites zu essen haben. Ein Steakhouse fanden wir
zwar nicht, dafür aber ein sehr gutes Restaurant, wo die Steaks endlich
mal schmeckten und außen nicht total schwarz waren. Dort wurden alle
aufgeregten Gemüter endlich beruhigt. Am Abend fuhren Hornischs und
ich dann mit einem Taxi zum Hollywood Boulevard, während Mutti sich
lieber richtig ausschlafen wollte. Die beiden Fahrten kosteten zwar
30 Dollar, aber wenn man schon mal in Hollywood-Nähe ist, dann sollte
man wenigstens mal die Stars gesehen haben, auch wenn es nur die auf
der Straße sind. Übrigens hatten wir mittags am Flughafen einen Mann
gesehen, der aussah wie Donald Sutherland, Herr Blum meinte auch er
sei es, doch ich war skeptisch. So ein Mann hängt doch nicht in einem
Flughafen herum. Am Chinese Theatre sahen wir uns die verschiedenen
Fußabdrücke an, die von den Filmgrößen dort in den Beton gedrückt wurden.
Lange blieben wir hier aber nicht, es war spät und auf der Straße waren
viele dunkle Gestalten unterwegs. Wir suchten uns schnell ein Taxi,
das uns zurück zum Hotel brachte. Der Taxifahrer war ein emigrierter
Russe, mit dem ich mich gut unterhielt. Nach einem Gutenachtkaffee,
den Onkel Udo spendierte, schaute ich dann noch eine Weile auf dem Zimmer
fern.
24. Tag, Freitag
An unserem letzten Reisetag mußten die Koffer
erst um 10 Uhr hinausgestellt werden, wir gingen vorher zum Frühstück
und nachher machten die anderen noch einen Spaziergang, während ich
zum Schreiben auf dem Zimmer blieb. Ich hatte in meinem Bericht noch
ein oder zwei Tage nachzuholen. Mutti war schon bald wieder zurück und
eine halbe Stunde vor Abfahrt gingen wir in die Lobby. Nun hatte unser
Bus aber Verspätung und wir noch etwas Zeit und einige Dollar zu viel.
Deshalb wurde schnell ein Souvenirshop in der Nähe ausfindig gemacht
und das letzte Geld verpraßt. Dann war der Bus da und brachte uns zum
Flughafen. Hier verabschiedete sich Herr Blum nach Erledigung der Formalitäten
von uns, er flog nicht mit nach Frankfurt, sondern weiter nach San Francisco.
Wir packten unser Handgepäck in ein Schließfach und liefen umher, denn
zum Rumstehen war uns die Zeit zu lang. Mit Verspätung brachte uns dann
der Bus zum Rollfeld, wo die 747 bereits wartete. Eine halbe Stunde
zu spät flogen wir ab, in 11 Stunden erst über die USA, gefolgt von
Kanada, Grönland, England und der Niederlande. Richtig dunkel wurde
es nicht, selbst mitten in der Nacht schimmerte es im Norden noch hell.
Es gab 2 Filme, Abendessen und Frühstück und wiedermal 9 Stunden Zeitverschiebung.
Zum Glück war das Flugzeug nicht voll, so daß man sich etwas ausbreiten
konnte. Pünktlich um 11 Uhr am Samstagmorgen landeten wir in Frankfurt,
doch ausnahmsweise dauerte die Passkontrolle länger als sonst. Auch
auf unser Gepäck mußten wir dann noch gut 20 Minuten warten und als
wir es dann hatten und den Ausgang passierten, war Bianca schon ohne
Abschied verschwunden. Eine wirklich nette Geste. Draußen wartete schon
der Rest der Familie Messinger mit beiden Hunden, um uns zu begrüßen.