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Peru
1. Tag, 22.6.2001
Der heutige erste Tag war garantiert dank der
Zeitverschiebung auch der längste der ganzen Reise. Dank eines Anrufs
bei KLM genügte es, eine Stunde vor Abflug am Flughafen zu sein, trotzdem
mußte ich schon um 4:30 Uhr aufstehen. Andreas brachte mich nach Frankfurt
und fuhr dann weiter zur Arbeit, während ich im Transitbereich mit Michael,
Volker und Ellen bald meine ersten Mitreisenden kennenlernte. Ein Bus
brachte uns aufs Flugfeld zu einer kleinen Fokker 70, mit der wir in
anderthalb Stunden nach Amsterdam flogen und dort gegen 8 Uhr ankamen.
Bis zum Weiterflug war noch viel Zeit und beim Warten wurde unsere Gruppe
langsam größer. Die Neuankömmlinge waren von anderen deutschen und österreichischen
Flughäfen gestartet. Nach einer Stunde Verspätung ging es für uns weiter
um 12 Uhr in Richtung Atlantik. Mit zehn Stunden Flugzeit lag jetzt
die längste Etappe vor uns. Zwei Mahlzeiten und zwei Filme brachten
etwas Abwechslung und auch über den Service an Bord konnten wir uns
nicht beschweren. Außerdem nutzten wir die Zeit, um uns gegenseitig
etwas besser kennen zu lernen. Bis auf zwei Frauen hatten wir uns alle
schon ausgemacht. Auch dieser Flug ging zu Ende und kurz nachdem wir
in der Karibik einige Atolle entdeckt hatten, landete unsere MD 11 auf
dem Flughafen von Aruba. Diese Urlaubsinsel vor der Küste von Venezuela
gehört politisch aber noch zur Niederlande. Hier mußten wir für eine
Stunde die Maschine verlassen. Für unser Gefühl ging abends um 23 Uhr
der Flug nach Lima weiter, laut Ortszeit war es aber erst 17 Uhr nachmittags.
In den nächsten drei Stunden überquerten wir den Äquator und wechselten
ein weiteres mal die Zeitzone. Nach der Landung ging die Einreise in
Peru schnell vonstatten, nur aufs Gepäck mußten wir etwas warten. Unser
Reiseleiter Uwe erwartete uns schon am Ausgang und brachte uns zum Bus,
der uns in 45 Minuten zu einem sehr schönen Hotel brachte. Um 21 Uhr
Ortszeit (4 Uhr in der Nacht nach deutscher Zeit) waren wir endlich
angekommen. Nach dem Belegen der Zimmer besorgte uns Uwe einen Geldwechsler
von der Straße, der uns die ersten Nuevo Sol eintauschte. Danach ging
ein Teil der Gruppe noch in eine kleine Wirtschaft.
2. Tag
Das Jetlag brachte Schlafstörungen mit sich, mein Wecker und
der Weckruf des Hotels meldeten sich fast zur gleichen Zeit. Eine ausgedehnte
Dusche machte munter, so daß ich schon recht früh am Frühstückstisch
war. Es gab nur nicht viel zu essen, Toast, Butter, etwas Marmelade
und mehr Milch als Kaffee. Kurz nach 8 Uhr wurde wieder der Bus gepackt.
Vorher hatte Uwe uns noch über die Reise informiert. Telefonieren konnte
ich nicht, hier im Hotel war es nicht möglich. Ein kurzes Stück südlich
der Stadt lag die Ruinenstätte Pachacamac, von deren Tempeln nicht mehr
viel zu sehen war, die Lehmziegel waren schon stark zu Staub zerfallen.
Ohne Vegetation sah diese Küstengegend recht trostlos aus, dazu kam
der triste Himmel, aus dem es auch ab und zu leicht nieselte. Dieses
Wetter war aber typisch für die Küste von Peru im Winter. Nach unserer
Besichtigung fuhren wir weiter auf der Panamericana nach Süden und langsam
kam auch die Sonne zum Vorschein. In Pisco war dann der nächste Halt.
Hier aßen wir zu Mittag, was mit dem anschließenden Aufteilen der Rechnung
ziemlich lange dauerte. Deshalb mußten wir uns danach auch beeilen,
um am späten Nachmittag noch etwas zu sehen. Wir fuhren jetzt zur Paracas-Halbinsel,
wo in einem kleinen Museum Mumien und Relikte dieser jahrtausendealten
Kultur zu sehen waren. Ein Stück entfernt stand am Strand ein kleiner
Aussichtsturm, von dem aus der Blick auf weit entfernte Flamingos auch
nicht besser war als vom Boden aus. Der Bus brachte uns jetzt noch ein
Stück bis zur Steilküste, zu einer sehr schönen Felsformation, die Kathedrale
genannt wurde. Die Brandung des Meeres hatte hier große Löcher in die
Felswände gebrochen. Auf der Rückfahrt nach Pisco dämmerte es, dort
in der Stadt lag unser Hotel für heute. Um 18 Uhr war es hier schon
stockfinster. Eine halbe Stunde später traf sich die Gruppe in der Lobby.
Nach der Vorbesprechung des nächsten Tages gingen wir in die Stadt,
um uns eine Kneipe zu suchen. Bei der gefundenen war die Aussicht auf
den zentralen Platz zwar sehr gut, das Essen dagegen überzeugte überhaupt
nicht. Durch die Nachrichten erfuhren wir von einem Erdbeben in Arequipa,
mit mehreren Toten. Dorthin würden wir in zwei Tagen kommen. Um halb
10 Uhr abends war die Gruppe müde und machte sich auf den Heimweg.
3. Tag
Das
Erdbeben war doch schlimmer als gedacht. Morgens konnte ich endlich
nach Deutschland anrufen und dort wußte man schon von über 40 Toten.
Um 7 Uhr verließen wir nach dem kargen Frühstück Pisco und fuhren das
kurze Stück zum Hafen. Dort bestiegen wir ein Boot, daß uns zu den Islas
Ballestas brachte. Unterwegs sahen wir das große Scharrbild El Candelabro,
dessen Ursprung und Sinn unbekannt sind. Als wir bei den Inseln angekommen
waren, sahen wir viele Seevögel, Seelöwen und auch Pinguine. Kleine
rote Krebse konnte man mit der Hand aus dem Wasser fischen. Nach unserer
Rückkehr ans Ufer war auch das Wetter besser geworden und wir fuhren
weiter auf der Panamericana nach Süden. In der Nähe von Ica lag die
Oase von Huacachina zwischen hohen Sanddünen. Wir umrundeten den zentralen
See, bekamen in den Dünen jede Menge Sand in die Schuhe und fuhren nach
einer halben Stunde weiter. Bis Nazca lagen jetzt noch 150 Kilometer
vor uns, die durch karge Wüste, totes Gebirge und fruchtbare Flußtäler
führte. Nahe den berühmten Scharrbildern von Nazca bestiegen wir einen
kleinen Aussichtsturm, von dem aus man zwei der Bilder sehen konnte.
Noch besser sahen wir sie aber etwas später, als wir auf einem kleinen
Flugplatz 4-sitzige Cessnas bestiegen und einen Rundflug über dem Gelände
machten. Außer den vielen Linien und Trapezen sahen wir Tiere wie Spinne,
Affe und Kondor. Unser Pilot flog steile Rechts- und Linkskurven, damit
jeder von uns etwas sehen und seine Bilder machen konnte. Nach etwa
einer Stunde waren wir wieder zurück. Als alle sicher wieder gelandet
waren, ging es weiter zu einem Friedhof der Vorinkazeit, Chauchilla
genannt. Grabräuber hatten die Mumien ausgegraben und in der Wüste liegengelassen.
Sie waren nur an den Grabbeigaben interessiert gewesen. Inzwischen saßen
die Toten wieder in ihren offenen Gräbern, durch Holzdächer vor der
Sonne geschützt. Trotzdem lagen überall noch Knochen herum. Weil es
jetzt schnell dunkel wurde, fuhren wir zu unserem Hotel im Hacienda-Stil.
Die Zimmer lagen hier sehr schön um einen Innenhof herum, für Fotos
war es aber schon etwas spät. Uwe brachte uns eine schlimme Botschaft,
denn das Erdbeben hatte unseren weiteren Weg unpassierbar gemacht. Er
fuhr in die Stadt um zu erfahren, wie es nun weitergehen solle. Wir
wurden inzwischen beim Abendessen durch traditionelle peruanische Musik
unterhalten oder teilweise auch etwas genervt. Wir mußten natürlich
ein Trinkgeld geben, doch keiner kaufte die überteuerte CD der Gruppe.
Nach dem Essen gingen alle so nach und nach ins Bett, bis nur noch Uwe,
Volker und ich vor Ort waren.
4. Tag
In
der Nacht hatte es von mir unbemerkt ein Nachbeben gegeben, weswegen
Karin leichte Panik bekam und ihr Zimmer verließ. Sonst passierte aber
nichts weiter. Wir brachen früh auf, um zurück nach Lima zu fahren und
hofften, dort einen Flug nach Arequipa zu bekommen. Auf unserer ursprünglichen
Strecke waren eine Brücke eingestürzt und ein Tunnel unpassierbar geworden.
Der Weg zurück nach Norden war etwas kürzer als weiter nach Süden, trotzdem
benötigten wir gut 7 Stunden für die 500 Kilometer. In diese Richtung
wurde das Wetter jetzt wieder schlechter, es entsprach unserem Ankunftstag.
Die Fahrt war langweilig, nur unterbrochen von kurzen Pausen, um auszutreten
und etwas zu kaufen. Einige von uns kauften Telefonkarten, um ihre Verwandten
zu Hause wegen des Erdbebens zu beruhigen. Übers Telefon erfuhr Uwe
auch, daß unsere Flüge von Lima nach Arequipa schon gebucht waren, allerdings
war der Preis noch nicht bekannt. Wir erreichten die Hauptstadt recht
früh und stoppten in der City für einen halbstündigen Spaziergang zur
Küste. Ans Wasser heran kamen wir nicht, dafür genügte die Zeit nicht.
Auf dem Rückweg zum Bus lief ich schon vor und schob mir noch einen
überteuerten Hamburger ein. Für den Weg zum Flughafen brauchten wir
etwas länger, es herrschte starker Feierabendverkehr. Trotzdem kamen
wir noch frühzeitig dort an. Unser Fahrer José half Uwe noch beim Einschecken,
dann verabschiedete er sich. Wir dagegen bestiegen bald die Boing 727
einer lokalen Fluggesellschaft und starteten um 17:30 Uhr. Auf dem Weg
wieder nach Süden wurde es schnell dunkel und bei der Landung in Arequipa
nach mehr als einer Stunde Flug war es stockfinstere Nacht. Der Bus,
der uns hier ins Hotel brachte und auch für die nächsten Tage zur Verfügung
stand, war nicht so komfortabel wie der letzte, wir saßen etwas enger.
Unser Hotel in der Stadt hieß El Conquistador und hatte meterdicke jahrhundertealte
Mauern. Trotzdem war eine der Wände zum Nachbarhaus beim Erdbeben eingestürzt
und hatte im Hof eine wertvolle alte und sehr große Amphore zerstört.
Wir aßen heute in einem kreolischen Restaurant, teilweise recht gut,
nur Uwe's Meerschweinchen sah aus wie eine gegrillte Ratte nach einem
Verkehrsunfall. Beim Bezahlen gegen 23 Uhr spürte Karin eine Bewegung
und dann merkten alle, wie das Haus anfing zu wackeln. Es war ein recht
heftiges Nachbeben. Kurz ging das Licht aus, doch bald war alles wieder
ruhig. Auf dem Weg zum Hotel passierten wir den zentralen Platz. Ein
Turm der wunderschönen Kathedrale war vollständig verschwunden, der
zweite stand nur noch auf einem schmalen Stumpf. Auch an vielen anderen
Gebäuden waren teils schwere Schäden zu sehen, ein großer Teil des Platz
war abgesperrt. Vor dem Zubettgehen traf sich die Gruppe noch in der
Lobby unseres Hotels und Uwe informierte uns über die nächsten Tage.
5. Tag
Heute durften wir länger schlafen, erst um 9
Uhr brachen wir auf. Vorher jedoch gab es ein besseres Frühstück als
bisher, wir hatten Eier und Schinken bestellt. Vom Hotel aus wer es
ein nicht sehr weiter Fußweg zum Kloster Santa Catalina, daß wir heute
als erstes besuchten. Die Kathedrale war immer noch gesperrt. Wir hatten
Glück, denn noch am Tag zuvor wäre auch diese Anlage noch geschlossen
gewesen. Heute waren die Trümmer schon wieder entfernt worden. Etwa
20 Nonnen leben noch immer dort, sie halten sich jedoch vor den Touristen
versteckt. Kreuzgänge und Wohnungen waren in verschiedenen Pastellfarben
gestrichen, mehrere Straßen teilten das Kloster in verschiedene Bereiche.
Die Nonnen hatten in früherer Zeit meist Dienerinnen eingestellt, die
für sie alle weltlichen Arbeiten erledigten. Sie selbst haben nicht
schlecht gelebt, mußten aber beim Eintritt ins Kloster eine Mitgift
mitbringen und spanischer Abstammung sein. Da die Kathedrale gesperrt
war, mußten wir uns etwas anderes zum Besichtigen suchen und fuhren
deshalb mit dem Bus aus dem Zentrum heraus. Wir besuchten einen Aussichtspunkt,
von dem aus wir unter uns den Rio Chili sehen konnten, eingefaßt durch
aufstrebende Terrassenfelder. Ein erstes Lama beäugte uns neugierig.
Die hohen Vulkane in der Ferne rundeten das malerische Bild ab. Eine
geschäftstüchtige Frau verkaufte frisch gepreßte Säfte, im Hinterhof
besaß sie auch einen Stall voller Meerschweinchen, zum Essen, nicht
zum Kuscheln. Ein weiterer Stopp war bei einem Geschäft für Wollbekleidung,
die verschiedenen Lieferanten aus der Familie der Kamele konnte man
als lebende Exemplare besichtigen. Ein weiterer Halt bei einer Kirche
und in einer Seitenstraße war eigentlich kaum der Rede wert, unsere
Führerin versuchte recht erfolglos, den Wegfall der Kathedrale als Programmpunkt
zu kompensieren. Den Nachmittag hatten wir frei, doch Ellen hatte Hunger.
Vom Balkon einer der Arkaden rund um den zentralen Platz hatten wir
eine gute Sicht und auch das Essen war ordentlich. Nur kamen wir erst
um 17 Uhr hier wieder weg und es blieb keine Zeit mehr für weitere Besichtigungen
oder größere Einkäufe. Als es dämmerte, gingen wir zurück zum Hotel.
Das Abendessen verzögerte sich, leider war Ruth auf der Straße abgelenkt
und bestohlen worden. Zum Glück hielt sich der Schaden in Grenzen. Im
heutigen Lokal gab es wieder traditionelle Lifemusik, jedoch viel zu
laut. Außerdem waren die Stühle zu hart, das Essen nicht besonders und
für den Krach mußten wir auch noch 5 Sol extra bezahlen. Deshalb blieben
wir auch nicht lange und gingen bald zurück ins Hotel.
6. Tag
Wir verließen die Stadt Arequipa um 8 Uhr in
Richtung Norden. Noch hatten wir schönstes Wetter, doch in der Ferne
sah man die ersten Wolken. Bei einem kleinen Laden hielt der Bus kurz
an, um den Gästen Gelegenheit zu geben, einen Snack für den Mittag zu
kaufen. Zwei Tage zuvor hätten wir die Strecke noch nicht fahren können
und auch heute begegneten uns am Anfang noch oft Trupps von Straßenarbeitern,
die Trümmer wegräumten oder sprengten. Manchmal wurde es auf der Straße
richtig eng, wenn große Felsbrocken den Weg versperrten. Nach längerer
Bergfahrt erreichten wir eine Hochebene, dort sahen wir Herden von Lamas
und Alpakas. Auch die scheuen Vicunas konnten wir in der Ferne beobachten.
Mehrfach hielten wir zum Fotografieren an. Auf einer Höhe von 4225 Metern
kamen wir an eine rustikale Bar, wo Coca-Tee getrunken wurde. Es ging
weiter bergauf und gegen Mittag kamen wir auf den 4800 Meter hohen Patapampa-Paß.
Die vielen Steinmänner dort waren von Indigenas errichtet worden, die
damit ihre Wünsche ausgedrückt hatten. Inzwischen ist auch ein Türmchen
dort oben von mir. Das Laufen war anstrengend und leichte Kopfschmerzen
hatte wohl jeder. Ellen und Volker traf es am schlimmsten, sie verließen
später auch nicht mehr das Hotel. Jetzt ging es nur noch hinab ins Colca-Tal,
wo wir im Chivay Station nahmen. Der Ort war immer noch 3600 Meter hoch.
Nachdem die Zimmer bezogen waren, machten wir einen kleinen Rundgang
durch das Städtchen und besuchten den Markt. Auch hier war die Kirche
vom Beben stark beschädigt. Über den Fluß und dann ins nächste Dorf
fuhr uns jetzt der Bus, unterwegs nahmen wir einige Einheimische mit,
die vom Reparieren der Mauern kamen. Wir wollten jetzt ein Stück wandern,
doch Josephine blieb lieber im Dorf zum Fotografieren. Sie und Helmut
kamen später mit dem Bus hinterher. Leider spielte das Wetter nicht
mit, dicke Wolken und Nieselregen schmälerten den Ausflug. Eine neue
Brücke über den Colca überquerte auch alte Gräber, sie waren wie Vogelnester
in den Steilhang hinein gebaut. Bald darauf waren wir im Ort Yanque,
wo einige das kleine lokale Museum besuchten, bevor wir im Dunkeln zurück
fuhren. Fast alle gingen noch mit ins thermale Freibad, um sich eine
Stunde richtig einzuweichen. Zum Abendessen im Hotel gab es wieder Musik,
diesmal sogar mit folkloristischem Tanz. Es ging früh ins Bett, denn
wir mußten bald wieder aufstehen.
7. Tag
Früh wurden wir geweckt, denn schon um 6:30 Uhr
war Abfahrt. Wir mußten deshalb so zeitig los, um rechtzeitig am Cruz
del Cóndor zu sein. Die Straße war schlecht, dafür zeigte sich das Wetter
von seiner besten Seite. Wir machten einen Fotostopp an einer Stelle,
wo hoch oben in der Felswand wieder Gräber wie Schwalbennester klebten.
Bei der weiteren Fahrt passierten wir einen Tunnel, besser eine staubgefüllte
düstere Röhre, die keinen guten Eindruck machte. Auch auf der freien
Strecke gab es einige Stellen, die nicht sehr vertrauenerweckend wirkten,
an einer haarigen Stelle bat uns sogar der Busfahrer, diese zu Fuß zu
überqueren, während er den Bus leer hinterher brachte. Kurz nach 8 Uhr
erreichten wir das Cruz del Cóndor und kamen gerade rechtzeitig, um
die Kondore aus dem Tal emporsteigen zu sehen. Jeden Tag um diese Zeit
verlassen sie ihr Nachtlager tief unten in den Wänden des Colca-Canyon
und nutzen die Thermik, um aus der Schlucht aufzusteigen und auf Nahrungssuche
zu gehen. Einige glitten nur wenige Meter über uns hinweg, bevor sie
in der Ferne verschwanden. Es war ein toller Anblick und wir waren nicht
die einzigen Touristen, die ihn genossen. Auch einige Indigenas versuchten,
durch Souvenirverkauf einige Sol zu verdienen. Als die Vögel etwas später
verschwunden waren, wollten wir zur Einstimmung auf die Höhe einige
Zeitlang wandern, querbeet durch die Terrassenfelder. Dafür gaben wir
aber zuerst dem Besitzer des Landes etwas Geld. Im Gegenzug wurden wir
von den einfachen Leuten auf Pellkartoffeln und gut gewürztes Lammfleisch
eingeladen. Stolz zeigt die Bäuerin uns die andere Hälfte des Lamms,
die sie noch in der Hütte lagerte. Beim Laufen zog die Gruppe sich weit
auseinander, hauptsächlich deshalb weil es einigen immer noch nicht
besonders gut ging. Der Pfad führte an Feldern vorbei und an einer Bewässerungsanlage
entlang, einmal mußten wir sogar durch einen kleinen Tunnel kriechen.
Direkt neben uns ging es manchmal steil bergab und wir sahen hinein
in den kilometertiefen Colca-Canyon. Der Bus war vorausgefahren und
als wir ihn erreichten, wurde der mitgebrachte Imbiß verzehrt. Nach
der Pause fuhren wir zurück nach Chivay. Der Nachmittag war wieder frei,
ich nutzte die Zeit und ging mit Ellen in die Stadt. Wir spazierten
etwas umher, sie telefonierte, danach sahen wir uns die Nebenstraßen
an. Auf der nahen Brücke war es für Fotos schon zu spät, der unten rauschende
Bach lag schon im Schatten. Um 17 Uhr wollten wir zum Thermalbad laufen,
ich brachte die 3 Kilometer dorthin schon etwas früher zu Fuß hinter
mich. Ricarda und Jörg waren noch früher losgelaufen, sie lagen schon
lange im Schwimmbecken, als ich ankam. Etwas später traf dann auch der
Rest der Gruppe ein. Lange blieb ich heute nicht im Wasser, die Hitze
belastete meinen Kreislauf zu stark. Später fuhren wir mit dem Bus wieder
zurück und gingen in die Stadt essen. Nach Volker hatte es jetzt Jörg
erwischt, er und Ricarda kamen nicht mit. Es lag aber wohl an seinem
langen Aufenthalt im Thermalwasser, am nächsten Tag ging es ihm schon
wieder gut. Einige von uns bestellten sich heute eine Pizza, doch schmeckte
sie kaum jemand. Fast alle ließen den größten Teil stehen, nur ich schaffte
mein Mafiatörtchen. Da das etwas länger dauerte, hatten die anderen
schon bezahlt und waren gegangen, als ich meinen letzten Bissen aß.
Sehr nett war das nicht. Nur Uwe erbarmte sich und wartete, bis auch
ich fertig war.
8. Tag
Heute
mußten wir noch früher aufstehen, diesmal ging es schon um 6 Uhr los.
Der längste Fahrtag lag vor uns. Es dämmerte, als wir den Bus bestiegen
und wir waren kaum ein paar hundert Meter gefahren, da hielten wir schon
wieder an. Die fernen Berge lagen wunderschön im Licht der aufgehenden
Sonne, gerade richtig für ein erstes Foto. Die nächsten Stunden führte
der Weg über schlechte Sandpisten fast permanent aufwärts, bis wir wieder
einen Paß erreichten. Der lag diesmal aber "nur" bei 4740 Metern. Der
Morgen war wie immer kalt gewesen, so daß Ellen und Karin wir Mumien
eingewickelt hinten im Bus saßen. Doch je höher die Sonne stieg, um
so mehr Pellen wurden entfernt. Bis zum T-Shirt kamen sie allerdings
nicht, dafür fehlte ihnen die innere Hitze. Nahe eines Dorfes an der
Straße war gerade Markt, den nutzten wir für einen Halt. Wer wollte,
konnte sich eine Kleinigkeit für das Mittagessen kaufen. Auf der weiteren
Fahrt, jetzt den Berg hinab, kamen wir an einer Felsformation vorbei,
die steinerner Wald genannt wurde. Wir sahen eine riesige Kupfermine
im Tagebau und erreichten schließlich den Ort Yauri. Auch hier wurde
eingekauft. Weiter ging es durch eine öde Gegend mit vereinzelten Lehmhütten
bis zum See Languí. Oberhalb seines blauen Wassers machten wir eine
kleine Mittagspause. Vom dauernden Gerüttel waren inzwischen schon einige
ziemlich fertig. Trotzdem mußte noch ein ganzes Stück so gefahren werden,
bevor wir bei Sicuani endlich wieder auf eine Teerstraße kamen. Hier
waren wir schon fast auf halbem Weg zwischen Puno und Cuzco. 9 Stunden
Fahrt lagen hinter uns, noch die Hälfte der Strecke vor uns, doch jetzt
ging es wesentlich schneller. Wir hofften, gegen halb 7 Uhr abends in
Puno zu sein. Ein Fotostopp für einen schönen schneebedeckten Berg wurde
noch eingelegt, die fliegenden Händler dort versuchten uns wieder überteuerte
Textilien anzudrehen. Obwohl wir in einem breiten Tal fuhren, waren
wir teilweise immer noch 4300 Meter hoch, bei schnellen Bewegungen wurde
es deutlich spürbar. Man wurde sehr kurzatmig. Bei dem Ort Juliaca wurde
es dunkel, diese Stadt war ein einziges Verkehrschaos. Glücklich hindurch
ging es noch kurz aufwärts, dann lag Puno in einer Bucht des Titicacasees
vor uns, 3800 Meter hoch. Die Stadt war sehr schmutzig, das Hotel jedoch
in Ordnung. Beim gemeinsamen Abendessen sonderten sich die Österreicher
ab, auch die jüngere Fraktion nahm sich einen eigenen Tisch, jedoch
im gleichen Lokal. Nach dem langen Tag wollten aber alle bald ins Bett,
weshalb der Aufenthalt sich auf das Essen beschränkte.
9. Tag
Der
kleine Heizkörper im Zimmer hatte den Abend etwas angenehmer gestaltet,
doch morgens war es wieder kalt. Beim heutigen Aufbruch gab es einige
Probleme, denn wir hatten einen anderen Bus und an verschiedene Klamotten,
die im normalen Bus geblieben waren, kamen wir nicht heran. Irgendwie
ging es dann trotzdem. Wir fuhren zum Hafen durch eine dreckige Stadt
und auch das Wasser an der Mole machte keinen guten Eindruck. Mit einem
kleinen Motorboot fuhren wir gemütlich auf den See hinaus, es herrschte
eine strickte Geschwindigkeitsbegrenzung. In der Bucht vor Puno lagen
die Uros, schwimmende Inseln aus Schilf. Eine von ihnen besichtigten
wir. Die Bewohner verkauften selbstgemachte Textilien an die Touristen
und lebten nicht schlecht davon. Eine Fahrt auf einem Schilfboot kostete
3 Sol, ein Foto von einer Oma beim Körner zerreiben gab es für 50 Centimos.
Ich kaufte ein Deckchen, bekam den Zuschlag aber erst, als wir zu Abfahrt
bereit waren und alle schon die Insel verlassen hatten. Erst dann kam
ein Kind gerannt und bracht das gewünschte Stück zum gewünschten Preis.
Die nächsten zwei Stunden fuhren wir jetzt hinaus auf den eigentlichen
See und dort zur Insel Taquile. Alles war in Terrassenfelder aufgeteilt
und Wege aus Steinplatten führten hindurch. Vereinzelt standen auch
Hütten aus Lehmziegeln. In einem richtigen kleinen Dorf mit Kirche und
Rathaus machten wir Pause. Auch hier luden Souvenirläden zum Kauf ein.
Nach einem Imbiß mußte aber bald aufgebrochen werden, um nicht zu spät
zurück nach Puno zu kommen. In 4000 Metern Höhe überquerten wir den
Rücken der Insel und sahen weit entfernt auf dem Wasser schon die anderen
Boote, die lange vor uns losgefahren waren. Jetzt ging es viele Stufen
hinab zu einem kleinen Hafen, wo unser Bootsführer schon ungeduldig
wartete. Einige dunkle Wolken sah man ringsum und bis wir den Heimathafen
erreichten, würde es schon lange Nacht sein. Kurz nach 15 Uhr fuhren
wir los und während es später dämmerte, blitzte es in weiter Ferne.
Zum Glück kam das Gewitter nicht merklich näher. Als es fast schon dunkel
war, lag vor uns ein großes Schilffeld, daß wir im Zickzack durchquerten.
Wir kamen an mehreren kleinen Schilfinseln vorbei, auf einigen winzigen
gab es nur mehrere oder gar nur ein Schwein. Auf einer großen Insel
spielte Musik und es wurde in traditionellen Gewändern getanzt. Um 18
Uhr landeten wir endlich an. Kein Bus war da, um uns abzuholen, also
gingen wir das kurze Stück zum Hotel. Das heutige Abendessen nahm ein
Großteil der Gruppe in einem nahen Restaurant ein, ich probierte heute
Alpaka und es schmeckte wirklich gut.
10. Tag
Um 7 Uhr verließen wir das Hotel. Der Bus machte
noch einen Abstecher zur Plaza des Armas, um uns die Gelegenheit zu
geben, die Kathedrale bei Tage zu sehen. Nach einigen Minuten fuhren
wir weiter, warfen noch einen letzten Blick auf Puno und nahmen den
Weg in Richtung Norden. Doch schon bald bogen wir ab, um die Grabtürme
von Sillustani zu besichtigen. Sie lagen auf der Halbinsel eines mittelgroßen
Sees. Wir hatten eine Stunde Aufenthalt geplant, es wurden 90 Minuten
daraus. Es waren aber auch einige Meter zu laufen, um zu den runden
Grabtürmen zu gelangen, die dort in verschiedenen Erhaltungszuständen
zu sehen waren. In Laufe der Jahre meist durch Blitzeinschläge beschädigt,
werden sie heute durch Blitzableiter geschützt. Auf dem Rückweg zur
Hauptstraße stoppten wir noch bei einem Gehöft, dessen Giebel mit Tonfiguren
geschmückt waren. Die Bewohner hatten sich voll auf Touristen eingestellt,
boten Essen an und versuchten Souvenirs zu verkaufen. Nach längerem
Aufenthalt fuhren wir schließlich weiter, setzten noch unseren lokalen
Führer ab und schlugen dann die Richtung nach Cuzco ein. Im Ort Ayaviri
gab es den nächsten Stopp. Hier sollte etwas fürs Mittagessen gekauft
werden, doch erwies sich der Markt als Flop. Auf der weiteren Fahrt
kamen wir an heißen Quellen vorbei, wo wir unsere Mittagspause machten.
Sie waren noch kaum erschlossen und wurden hauptsächlich von Einheimischen
besucht. Von unserer Gruppe hatte keiner Lust zu baden, wir bezahlten
zwar 1 Sol Eintritt, blieben aber außerhalb des Wassers und nutzten
nur die Tische und Bänke. Inzwischen war es wolkig geworden und es nieselte
leicht. Einige Zeit später erreichten wir bei Sicuani die Abzweigung,
an der wir zwei Tage zuvor von Chivay kommend, abgebogen waren. Ein
paar Kilometer weiter lag der Tempel von Viracocha, die Reste einer
alten Inkaanlage. Die Trümmer waren noch recht beeindruckend, besonders
die paßgenau gearbeiteten Fundamente. Ein Brunnen spendete schon seit
Hunderten von Jahren gleichmäßig Wasser, keiner wußte wo es herkam.
Bis Cuzco gab es jetzt keinen weiteren Aufenthalt mehr, trotzdem war
es schon dunkel, als wir in die Stadt kamen. Unser Hotel war schnell
gefunden und wir hatten es gut damit getroffen. Es war recht gemütlich
und nicht weit vom Stadtkern entfernt. Leider war das Restaurant, daß
wir für heute ausgesucht hatten, an diesem Tag geschlossen und wir gingen
statt dessen in eine Pizzeria. Für Thomas, Karin, Volker und mich war
es dort zu zugig, wir suchten uns ein anderes Lokal. Auf dem späteren
Heimweg nutzte ich mein Stativ, um noch einige Nachtaufnahmen von beleuchteten
Gebäuden zu machen.
11. Tag
Endlich
durften wir einmal ausschlafen, der Aufbruch zu unserem Stadtrundgang
fand erst um 9:30 Uhr statt. Wegen der kurzen Entfernungen gingen wir
zu Fuß und zudem sprach unser hiesiger Führer auch recht gut deutsch.
Zuerst besuchten wir das Kloster und die Kirche Santo Domingo, die auf
den Fundamenten des Inka-Sonnentempels errichtet wurden. Viele Gebäude
in Cuzco beinhalten solche Mauern, die auch heute noch den häufigen
Erdbeben besser standhalten als moderne Architektur. Im Hof des Klosters
hatten sich Kammern des Tempels erhalten, an denen unser Führer stolz
die Baukunst der Inkas zeigte. Auf unserem weiteren Weg durch die schmalen
Gassen Cuzcos besuchten wir bald darauf die Kathedrale, die innen leider
wegen Restaurationen stark eingerüstet war. Trotzdem konnten wir durch
eine Holztür einen Blick auf das Gemälde des letzten Abendmahls werfen,
auf dem Jesus und die Jünger Meerschweinchen essen und Chicha trinken.
Weiter ging es jetzt den Berg hinauf, wo viele kleine Künstlerläden
ihre Artikel anboten. Auf dem weg sahen wir wieder einen 12-eckigen
Stein, perfekt eingepaßt in eine alte Inkamauer. Dieser spezielle hier
war auf jeder Bierflasche der heimischen Marke zu sehen. In einem der
Läden besuchten wir eine Ausstellung, doch die Gegenstände waren viel
zu überladen verziert für unsere europäischen Augen. Bestimmt hätte
unser Guide hier auch Prozente bekommen, wenn einer von uns etwas gekauft
hätte. Auf einer Treppe machte ich ein Gruppenfoto, danach hatten wir
für den Nachmittag frei. Ich bummelte alleine etwas durch die Stadt,
fand aber in all den vielen Souvenirläden vorerst noch nichts Gescheites.
Auch das Tauschen der Reiseschecks nahm längere Zeit in Anspruch, die
Kurse sagten mir nicht zu. Auf einem Balkon am Rand des zentralen Platzes
nahm ich eine Kleinigkeit zu mir, leider waren die Spaghetti versalzen
und nicht besonders schmackhaft. Auf dem Weg zum Hotel ging ich bei
der Post vorbei. Ich hatte außer meinen Postkarten auch welche von Thomas
und Karin, die ich kurz zuvor getroffen hatte. Das Verfahren war umständlich,
nach dem Aufkleben der Marken mußte man das Stempeln extra bezahlen,
bevor man die Karten schließlich einwerfen konnte. Für 6 Uhr abends
hatte sich ein Vertreter der Trecking-Gesellschaft angekündigt, er wollte
uns für unsere 4-Tages-Tour einweisen. Ich war deshalb rechtzeitig zurück
am Hotel. In der Gruppe gab es beim Übersetzen einige Verwirrung, die
aber durch Nachfragen ausgeräumt werden konnte. Jeder von uns bekam
eine Stofftasche, in der das ganze Gepäck untergebracht werden sollte,
das Limit lag bei 8 Kilogramm pro Person. Nachher gingen wir in Gruppen
zum Essen, ich war mit der jüngeren Hälfte unterwegs. Danach bummelten
wir noch etwas durch die Stadt.
12. Tag
Wir
verließen heute Cuzco mit all unserem Gepäck. Erst in einer Woche würden
wir wieder hier sein. Zuerst fuhren wir zu einer Anhöhe über der Stadt,
wo die Festungsruine Saksayhuaman liegt. Ein Platz wird hier von drei
terrassenförmig angeordneten, im Zickzack verlaufenden Steinmauern aus
riesigen Blöcken begrenzt. 500 Meter lang ist die Front und der größte
Stein wiegt etwa 350 Tonnen. Natürlich sind auch diese Mauern paßgenau
zusammengesetzt. Von den Sitzmulden auf dem Felsen gegenüber hatte man
einen tollen Blick, doch ich war der einzige der sich die Zeit nahm,
dort hinaufzusteigen. Unser Führer gab uns wie am Tag zuvor auch nicht
die Zeit zu eigenen Erkundungen. Als nächstes besuchten wir Qenko. Außer
einem Platz mit Monolithen gab es dort in einer Felsenhöhle einen Altar,
auf dem Verstorbene einbalsamiert wurden. Die Ruinen von Tambo Machay
ließen wir aus, besuchten aber Pukapukara. Diese Ruinen eines Rastpostens
waren nicht sehr imposant, außerdem waren Arbeiter beim Restaurieren.
Wir fuhren weiter bis zum Ort Pisaq und legten unterwegs noch ein paar
Fotostopps ein. Im Ort besuchten wir den bekannten Markt mit Unmengen
von Souvenirs, probierten Brot aus einem Lehmofen und testeten Chicha,
das Maisbier. Nach zu kurzer Zeit trafen wir uns, um die Ruinen auf
dem Berg zu besuchen. Wir gingen zu Fuß und benutzten nicht, wie vom
lokalen Führer gewünscht, den Bus zur Auffahrt. Wir waren noch nicht
lange unterwegs und kamen zu einem Kontrollpunkt, als ich bemerkte,
daß ich meine Eintrittskarte vergessen hatte. Sie galt nicht nur für
hier, sondern für einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten rund um
Cuzco. Ich holte meine Karte im Bus, während die anderen schon weitergingen.
Uwe wartete unterwegs auf mich und zusammen nahmen wir die falsche Abzweigung,
kamen aber bald wieder auf den richtigen Weg. Die letzten der Gruppe
hatten wir schon eingeholt, als wir auf die ersten Ruinen trafen. Während
die anderen wieder ein Stück abwärts stiegen, um zu einem Bogen von
Ruinen zu kommen, sah ich mir einen Weg weiter oben genauer an. Und
richtig, auch er führte, am Grat entlang, zum schönsten Teil der Ruinen.
Ich wartete oben, während die anderen von den unteren Bauwerken aus
eine lange Treppe zu mir hinauf schnauften. Nach der Besichtigung wollte
unser Führer weiter zum Bus, doch ein Teil von uns bat sich etwas Zeit
aus, um sich genauer umzusehen. Mit Volker stieg ich weiter nahe des
Grates den Berg hinauf und kam nach kaum 10 Minuten zu einer Stelle,
wo der Pfad nahezu eben verlief. Wir sahen den Bus weiter vorne ein
ganzes Stück unter uns und beschlossen, hier weiter zu gehen. Lautes
Rufen klärte die anderen weiter hinten über unsere Absicht auf. Während
sie den unteren Weg benutzten, war unsere Route sehr malerisch, leicht
zu laufen aber steil abfallend auf der rechten Seite. An einer schmalen
Stelle kostete es etwas Überwindung weiter zu gehen. Eine Treppe brachte
uns zu einem engen Tunnel, den wir gebückt durchquerten. Bald darauf
erreichten wir einen weiteren Ruinenkomplex, den wir mangels Zeit links
liegen ließen. Jetzt stiegen wir über einen schmalen Pfad hinab zum
Bus. Wir erreichten ihn kurz nach dem Rest der Truppe. Die Fahrt ging
hinab nach Pisaq und weiter durch das heilige Tal der Inkas nach Urubamba.
Unsere Unterkunft lag außerhalb des Ortes auf einem schönen Grundstück.
Besonders war, daß die Besitzerin deutsch sprach, ihre Eltern waren
aus Deutschland gekommen. Essen konnten wir hier nicht, dafür mußten
wir ins Dorf. Auf vorbei gebrachten Speisekarten bestellten wir schon
vor und machten uns um viertel nach 6 Uhr abends im Dunkeln auf dem
Weg. Bei fehlender Straßenbeleuchtung war es gut, eine Taschenlampe
dabei zu haben. Nach einigem Nachfragen fanden wir das Lokal und speisten
recht gut in dem einfachen Haus. Ellen und Ruth wollten nicht zurück
laufen, sie bestellten sich ein Motorradtaxi. Wie wir später erfuhren,
hatten sie bald darauf eine Reifenpanne und mußten dann doch zu Fuß
gehen. So wie wir anderen auch.
13. Tag
Trotz
eines Weckrufs verschlief ich und mußte mich beim Essen beeilen. 5 Minuten
zu spät war ich im Bus, es ging sofort los. Als erstes fuhren wir nach
Urubamba hinein, um uns mal wieder auf dem Markt mit Lebensmitteln für
die Mittagspause einzudecken. Es war ein ganz untypischer Markt, ohne
Touristen und Souvenirs. Weiter ging die Fahrt eine steile Straße hinauf
auf eine Hochebene. Über schlechte Straßen fuhren wir zu einer alten
landwirtschaftlichen Versuchsanlage der Inkas. Das letzte Stück mußten
wir zu Fuß gehen, für den Fahrer war die Landstraße zu schlecht. Die
Anlage bestand aus drei kreisförmigen Mulden, in denen die Terrassen
für den Anbau konzentrisch nach außen hin aufstiegen. Unten war es kühler
als weiter oben, angeblich betrug der Unterschied 1 Grad pro Ebene.
Das kam mir aber nicht so vor. Infolge der runden Bauweise war auch
die Akustik recht gut. Von dieser Anlage, sie wurde Moray genannt, fuhren
wir zurück zum Ort Maras und weiter zu den Salinen von Maras. Auch hier
gingen wir das letzte Stück zu Fuß. Oberhalb der Salzfelder legten wir
vor der Besichtigung eine Pause ein. 5000 kleine Becken wurden reihum
von einem kleinen Bach gespeist, der in der Nähe aus der Erde sprudelte
und einen starken Salzgehalt aufwies. Ein schmaler Pfad durchquerte
das Gelände, wo nach dem Verdunsten eines mit Bachwasser gefüllten Beckens
die Arbeiter das Salz mit einfachen Werkzeugen zusammen schabten. Wir
stiegen hinab ins Tal, überquerten den Rio Urubamba, der hier aber noch
nicht so hieß. Auf der Hauptstraße wartete schon der Bus, er brachte
uns zum letzten Programmpunkt für heute. Nur wenige Kilometer weiter
lag die Ruinenanlage von Ollantaytambo, eine weitere Stadt der Inkas.
Ich setzte mich gleich ab, weil ich die langatmigen Erklärungen unseres
Guide nicht hören wollte und auch etwas Zeit für eigene Besichtigungen
haben wollte. Für einen Besuch war es ohnehin die falsche Zeit, aufgrund
des Sonnenstandes hätten wir morgens herkommen sollen, als die Ruinen
noch nicht im Schatten lagen. Ich stieg steile Stufen hinauf und folgte
einem Pfad, der mich fast bis auf die Bergspitze über der Stadt brachte.
Außer einer Art Esoterikerin gab es hier oben aber nur noch einige ältere
Ruinen zu sehen. Nur der gleiche Weg führte wieder hinab, doch nach
einem seitlichen Abstecher mußte ich die letzten Meter auf dem Hosenboden
einen Felshang hinab rutschen. Fast gleichzeitig waren alle nach einer
Stunde zurück am Bus. Auf dem Heimweg stoppten wir noch an einem Hof,
wo Chicha, das Maisbier feilgeboten wurde. Das nur leicht vergorene
Getränk roch wie Federweiser, der Geschmack entsprach ihm aber leider
in keiner Weise. Mit einem schnellen Griff fing ich eines der vielen
Meerschweinchen im Stall, lies es aber schnell wieder frei, bevor die
Bäuerin aufmerksam wurde. Einige vergnügten sich noch bei einem Wurfspiel
im Hof, bei dem Metallscheiben in kleine Öffnungen plaziert werden mußten.
Wieder zurück in der Pension aß heute der größte Teil von uns im Frühstücksraum,
das Essen hatten wir vorbestellt. Doch lange blieben wir anschließend
nicht sitzen, es mußte noch für den Inkatrail gepackt werden.
14. Tag
Heute war um halb 7 Uhr Wecken, weil wir nicht
wußten, ob man uns um 8 oder um 9 Uhr abholen würde. Natürlich kam der
Bus erst um 9 Uhr. Um diese Zeit sahen wir auch Uwe wieder, weil es
diesmal ihn mit dem Magen erwischt hatte, hatte er sich noch einmal
hingelegt. Unsere Taschen für die Tour wurden eingeladen, das restliche
Gepäck erst später nach Cuzco gebracht. Auch Ruth und Doris blieben
zurück, sie gingen nicht mit zum Wandern, sondern machten ein Alternativprogramm.
Zuerst fuhren wir wieder nach Ollantaytambo, wo wir eine halbe Stunde
Zeit hatten, während die Träger angeworben wurden. In dieser Zeit versuchte
man uns Spazierstöcke und Halter für Wasserflaschen anzudrehen. Weiter
ging die Fahrt auf schlechten Straßen bis zum Ort Chilca, wo unsere
Wanderung begann. Die meisten Gruppen beginnen nicht hier mit dem Inkatrail,
sondern fahren mit dem Zug oder Bus noch 5 oder 10 Kilometer weiter.
Der erste Teil der Strecke war relativ eben und leicht zu gehen, nur
leider spielte das Wetter nicht mit. Es war stark bewölkt und die Gipfel
der Berge nicht zu sehen. Man hatte uns etwas zu Essen mitgegeben und
als wir es bei einer Pause zu uns nahmen, fing es auch noch an zu regnen.
Dabei hatte man uns für die ganze Tour große Hitze und Trockenheit versprochen.
Nach mehr als anderthalb Stunden Fußweg erreichten wir den Hauptstartpunkt
bei einer Brücke. Die Eintrittskarten wurden kontrolliert, dann durften
wir weitergehen. Ab jetzt waren wir nicht mehr alleine, denn viele andere
Trecker begleiteten uns. Etwas später machten wir unsere Mittagspause
auf einer Wiese, es gab heiße Getränke und einen Salat, den ich mir
natürlich verkniff. Zum Glück hatte der Regen inzwischen aufgehört.
Nach einigen größeren An- und Abstiegen bogen wir ins Tal des Flusses
Kusichiaka ein, gegenüber lagen die Ruinen von Llactapata. Auch der
Pfad vom letzten Startpunkt vereinte sich hier mit unserem Weg. Noch
anderthalb Stunden stiegen wir leicht aufwärts, wurden von schwerbepackten
Trägern überholt und mußten Pferden und anderen Haustieren ausweichen.
Nach 15 Kilometern Gesamtstrecke beendeten wir den heutigen Tag auf
einer Wiese am Fluß. Als wir ankamen waren die Zelte schon aufgebaut
und bezugsfertig für je zwei Personen. Die ursprüngliche Belegung wurde
etwas getauscht, weil Thomas und Karin sich im Laufe der Reise näher
gekommen waren. Sie bezogen ein Zelt, ich kam zum kranken Reiseleiter,
Ellen bekam ein weiteres Zelt für sich alleine. Es blieb noch eine Stunde
lang hell, in dieser Zeit gab es für uns heiße Getränke im Essenzelt
und der Chef unserer Träger erzählte uns von den Inkas. Zum Abendessen
wurde eine Gemüsesuppe, Hühnchen und eine Frucht als Nachtisch gereicht.
Doch wieder blieb die Gruppe nicht lange zusammen, um viertel vor 9
Uhr zogen sich alle in die Schlafsäcke zurück.
15. Tag
Um
6 Uhr war Wecken und der Himmel zeigte vorerst noch ein schönes Blau.
Das Frühstück war gut und auch der Haferschleim wurde von allen verputzt.
Um viertel vor 8 Uhr brachen wir auf und legten die leichten 2 Kilometer
bis Huayllabamba zurück. Ein Schild kündete von einer Höhe von 3000
Metern, während wir laut Karte hier nur 2743 Meter hoch waren. Vielleicht
waren auch die Ruinen gemeint, die etwas hinter dem Ort lagen. Ein Kolibri
schwirrte durch die Bäume, ließ sich aber nur schwer mit der Kamera
erwischen. Trotzdem versuchte ich eine Zeitlang mein Glück und bekam
auch zwei recht gute Aufnahmen zustande. Inzwischen hatte der Himmel
sich zugezogen, aber das war vielleicht gar nicht so schlecht, denn
ab jetzt ging es nur noch bergauf. Auch heute waren lange Hosen von
Nöten und T-Shirts sah man nur auf dem unteren Teil des Weges. Später
wurde es kühler. Wir waren jetzt schon wesentlich höher als die Zugspitze
und weit über uns sahen wir den Paß, den wir erreichen wollten. Viele
andere Touristen und Träger waren auf dem Trail, man überholte oder
wurde überholt. Auch Pferden mußten wir ausweichen, einmal kam sogar
ein Radfahrer des Weges. Die Einheimischen verkauften Getränke, natürlich
zu überhöhten Preisen. Zum Glück hatte ich selbst noch genug Wasser
vom Vortag dabei. Fast zwei Stunden liefen wir durch Wald, dann kamen
wir zu hoch und die Vegetation wurde dünner. Ab hier gab es nur noch
kleine Gewächse. Doch wer glaubte, er wäre jetzt bald oben, der hatte
sich getäuscht. Jetzt begann erst die harte Strecke. Je näher man der
Höhe von 4000 Metern kam, um so kürzer wurden die Schritte und um so
länger die Pausen. Das letzte Stück bis zum Paß auf 4200 Metern war
eine Quälerei. Von unserer Gruppe war Michael am schnellsten oben, in
einer guten Zeit von 2 Stunden und 50 Minuten. Dann folgten im 10-Minuten
Abstand zuerst Volker, dann ich. Nachdem auch Heidrun und Udo eingetroffen
waren, durften wir etwas länger warten. Wir fünf machten ein echtes
Paßfoto und warteten dann auf den Rest der Gruppe, jeder von ihnen wurde
bei den schlimmen letzten Metern angefeuert. Während der ersten Stunde
auf dieser Höhe ging es mir noch recht gut, dann machte plötzlich mein
Kreislauf schlapp. Ich sackte zusammen wie ein Ballon, aus dem man die
Luft gelassen hatte. Etwas Traubenzucker brachte mich aber schnell wieder
auf die Beine, "Blödsinn" meinte Josephine dazu. Während die letzten
auf dem Zahnfleisch gehend ankamen, fing es leicht zu schneien an. Uwe
hatte mit einem Lama angebandelt und natürlich verloren. Schnell stiegen
wir jetzt ab vom Paß Warmiwañusqa, etwas tiefer wartete schon das Mittagessen
auf uns. Wir machten ausgiebig Pause und sogar die Sonne zeigte sich
kurz und wärmte uns etwas auf. Später stiegen wir noch weiter ab, über
endlose Stufen bis auf 3650 Meter. Dort lag das Camp von Paqaymayu,
wo außer uns noch viele andere Gruppen lagerten. Es war ein einziges
Meer von Zelten. Kaum waren wir angekommen, da fing es auch schon an
zu regnen. Beim guten Abendessen erzählte unser Guide wieder von Peru.
16. Tag
Es
hatte die ganze Nacht geregnet und leider hörte es auch am Morgen nicht
auf. Ich hatte auch nicht besonders geschlafen und der Blick aus dem
Zelt besserte die Stimmung nicht. Er offenbarte nur Wolken und Nebelschwaden.
Wieder wurde gegen halb 8 Uhr aufgebrochen, nur machte das Laufen heute
bei einem solchen Wetter natürlich keinen besonderen Spaß. Auch steckte
allen noch der harte Aufstieg vom Vortag in den Knochen. Hinter dem
Camp ging es sofort wieder steil bergauf, eine halbe Stunde Weg bis
zur Ruine Runkoraqay, die 150 Meter höher lag. Es war nur eine kleine
Anlage und bekannt war sie besonders dadurch, daß vor einigen Jahren
hier eine deutsche Touristin durch ihren israelischen Mann ermordet
worden war. Nach kurzem Aufenthalt quälten wir uns die weiteren 200
Höhenmeter bis zum nächsten Paß hinauf, doch die Hoffnung auf besseres
Wetter erfüllte sich nicht. Von den jetzigen 4000 Metern gab es einen
langen Abstieg an kleinen Seen mit ungenießbaren Wasser vorbei zur Ruine
Sayaqmarka. Nicht jeder von uns besuchte sie, einige waren vom langen
Dauerregen einfach zu deprimiert. Doch viele andere Touristen drängten
sich in den engen Wegen, die oft voller Neid auf meinen inzwischen ausgepackten
Regenschirm schauten, der mich doch ziemlich trocken hielt. Auch die
beste Regenjacke machte nach einiger Zeit schlapp und ließ das Wasser
hindurch. Es folgte jetzt eigentlich der schönste Teil des Inkatrails,
ohne größere Steigungen oder Gefälle an tiefen Abgründen vorbei, oft
durch einen malerischen Wald. Doch wir konnten das Wandern nicht genießen,
Wolken verhinderten jede Sicht und fast alle waren inzwischen naß bis
auf die Knochen. Schon um 12 Uhr erreichten wir unser heutiges Nachtlager,
den Paß Phuyupatamarca auf 3600 Metern. Viele Zelte standen schon dort,
doch wir fanden ein Stück weiter unten noch ein ebenes Plätzchen. Alle
waren froh, als unsere Zelte aufgestellt worden waren, bis dahin hatten
wir uns im Essenszelt zusammengedrängt. Leider war auch das Gepäck nicht
vom Regen verschont geblieben, Klamotten zum Wechseln oder Schlafsäcke
waren durchnäßt. Doch auch hier hatte ich Glück, meine Sachen waren
trocken geblieben. Alle blieben in ihren Zelten, bis endlich gegen 16
Uhr der Himmel aufklärte und wir endlich das tolle Panorama sehen konnten.
Gleich machte ich mich mit Volker auf, um endlich ein paar Fotos zu
schießen. Von einem Hügel aus sahen wir schon den Ort Aguas Calientes,
bei dem Berg daneben dachten wir es sei der Huayna Picchu, an dessen
Fuß unser Ziel Machu Picchu liegt. Am nächsten Tag stellte sich heraus,
daß es sich um einen Nachbarberg handelte. Auch der Rest der Gruppe
war nach dem Tee noch zu einem Spaziergang aufgebrochen, für Fotos wurde
das Licht jedoch langsam schon zu schwach. Das gute Abendessen gab es
heute schon um 18:30 Uhr, wie jeden Tag erzählte uns danach der Guide
von Land und Leuten. Schon um 20:30 Uhr lagen alle in ihren Betten,
zum Glück hatte der Inhalt des Gepäcks inzwischen Zeit zum Trocknen
gefunden.
17. Tag
In der Nacht fing es noch manchmal kurz an zu
regnen und jeder hörte auf das Geräusch aus Angst vor dem nächsten Tag.
Als dann noch mitten in der Nacht die Träger ausgiebig mit Reden anfingen,
wurde Josephine wild. Zum Glück zeigte dann am Morgen ein Blick aus
dem Zelt einen blauen Himmel. Noch vor dem Frühstück stiegen wir auf
die umliegenden Hügel, um das tolle Panorama zu sehen und aufs Bild
zu bannen. Heute brachen wir spät auf, erst um halb 9 Uhr machten wir
uns auf den Weg. Es war ja auch nicht mehr sehr weit. Vom Paß ging es
nur ein Stück abwärts bis zu den Ruinen von Phuyupatamarca, wo unsere
Träger am Tag zuvor das Wasser geholt hatten. Nach der Besichtigung
ging es auf endlosen Treppen 900 Meter hinab ins Tal. Heute war es heiß
und der Weg recht steil und anstrengend. Die schon weit sichtbare Anlage
von Intipata konnten wir leider nicht betreten, der Trail dorthin war
gesperrt. Statt dessen führte ein schlechter Pfad in Serpentinen hinunter
nach Wiñay Wayna. In der dortigen Absteige hatte der Trecking-Koch Alfredo
für uns noch einen Salat zubereitet. Die Träger waren mit unserem Gepäck
inzwischen schon unterwegs nach Aguas Calientes. Um 11 Uhr hatten wir
den Platz erreicht, nach dem Essen gingen wir als nächstes die wenigen
hundert Meter zur hiesigen Ruinenanlage, die sehr malerisch am Berg
lag. Für mich war der Aufenthalt hier viel zu kurz, doch die anderen
drängten auf das Weitergehen. Vor dem letzten Teil des Inkatrails gab
es eine Kartenkontrolle, dann folgte ein fast ebener Weg mit schönen
Tiefblicken. Volker und ich setzten uns etwas ab, um wenigstens einige
Minuten den Blick vom Sonnentor für uns zu haben. Wir erreichten den
Aussichtspunkt nach gut einer Stunde Fußweg. Nachdem das letzte Stück
noch über eine sehr steile Treppe geführt hatte, traten wir durch das
Tor und sahen unter uns endlich Machu Picchu. Für diesen Anblick hatten
sich die 52 Kilometer wirklich gelohnt. Nach längerem Verweilen führte
uns Heradio an die Stadt heran, doch nicht hinein, den Eintritt sparten
wir uns für den folgenden Tag auf. Als er seine Erläuterungen machte,
bemerkte ich Ruth und Doris, die aus der Stadt kamen und machte sie
auf uns aufmerksam. Während der Rest der Gruppe müde war und zum Hotel
fuhr, blieben die beiden noch einige Zeit hier oben. Auch Volker und
ich wollten die Zeit noch nutzen, wir besuchten die Inkabrücke. Unser
schmaler Pfad verlief hart am Abgrund und war sicher nichts für Leute
mit Höhenangst. An die Brücke aus Holzbohlen kamen wir nicht heran,
ein Teil des Weges dorthin war weggerissen worden. Als wir schließlich
mit dem Bus ins Tal hinab fuhren, waren auch Ruth und Doris bei uns,
die Piste führte in vielen Serpentinen den Berg hinab. Vom Sonnentor
war die Straße gut zu sehen, leider zu gut, denn auf unseren Fotos sah
man die Schlangenlinie leider viel zu deutlich. In Aguas Calientes schließlich
gruppierten sich alle Häuser um die Bahn, der Ort lebte praktisch nur
vom Tourismus. Ein Restaurant lag neben dem anderen, an einem der besseren
Imbisse hatte ein Teil von uns schon Platz genommen. Nach dem Bezug
meines Zimmers gesellte ich mich dazu. Einige waren ins Thermalbad gegangen,
aber dafür war es inzwischen für mich schon zu spät. Nur einen Spaziergang
machten wir noch nach dem Essen.
18. Tag
Um 5 Uhr war Wecken, denn wir wollten den ersten
Bus nach Machu Picchu erwischen. Ich aß nichts vom Frühstück, mein Magen
wollte nach dem reichlichen Abendessen nicht so recht mitspielen. Der
erste Bus fuhr dann doch ohne uns los, der zweite genügte uns aber auch,
denn bis zum Sonnenaufgang oben auf dem Berg dauerte es immer noch eine
längere Zeit. Die nächsten Stunden erzählte uns der hiesige Führer Francisco
von Machu Picchu und sagte dabei teilweise das Gegenteil von Heradio
am Vortag. Noch nicht viele Gruppen waren unterwegs, die meisten hier
waren wohl am Morgen vom Sonnentor gekommen. Sogar oben auf dem Huayna
Picchu sah man Leute, sie hatten anscheinend auf dem Gipfel übernachtet,
obwohl das verboten ist. Oder sie waren schon im Dunkeln vom Hotel an
den Ruinen aus aufgebrochen. Unser Führer zeigte uns die markantesten
Punkte, während Uwe übersetzte. Ab 10 Uhr hatten wir Freizeit, wir sollten
nur rechtzeitig gegen Abend am Zug sein. Volker und ich besuchten noch
die Baños, bevor wir uns auf den Weg machten, den Huayna Picchu zu besteigen.
Uwe hatte eigentlich mitgehen wollen, mußte sich dann jedoch bei einer
anderen Gruppe als Fotograf betätigen und etwas für sein Ego tun. Wir
beide gingen deswegen ohne ihn los. Vor dem Aufstieg war es nötig, sich
in ein Buch einzutragen, da der Weg recht ausgesetzt war und geprüft
werden sollte, ob auch alle den Berg wieder verließen. Der Aufstieg
war bis 13 Uhr erlaubt, der Abstieg bis 15 Uhr Pflicht. Bei der heutigen
Hitze waren wir froh, daß der Pfad meist im Schatten verlief. Er entsprach
einem leichten Klettersteig und war manchmal mit Seilen oder Drahtseilen
versichert. Ich war schlapp, hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen,
Volker war besser unterwegs. Trotzdem hatten wir nach gut 45 Minuten
den Gipfel erreicht. Zuvor hatten wir einmal durch einen engen Tunnel
krabbeln müssen. Oben lagen große Felsblöcke neben- und aufeinander,
von ihnen hatte man einen tollen Blick. Deshalb blieben wir auch eine
Stunde, bevor wir über Terrassen und an einer Hausruine vorbei die Bergspitze
über eine sehr steile Treppe verließen. Auch für den Abstieg brauchten
wir eine halbe Stunde, bei den glitschigen und unregelmäßigen Stufen
mußte man vorsichtig sein. In der Ruinenstadt besichtigten wir noch
unbekannte Teile, bevor mit Ellen zusammen als letzte von uns den Bus
nach unten nahmen. Heute begleitete ein bunt gekleideter Junge den Bus
zu Fuß über eine Abkürzung und winkte uns bei jeder zweiten Kehre zu.
Unten stieg er schnaufend zu und sammelte für seine sportliche Leistung
bei den Passagieren im Bus ein Trinkgeld ein. Im Städtchen aßen wir
zuerst etwas Ordentliches zu Mittag, wir hatten genug Zeit, unser Zug
fuhr erst um 16:30 Uhr. Wir waren früh am Bahnhof und die Eisenbahn
fuhr auch fast pünktlich ab. Doch dann schaukelte sie gemächlich in
über 4 Stunden nach Cuzco. Wegen Platzmangel überwand sie die letzten
Höhenmeter in der Stadt in Zickzackfahrt. Zuerst vorwärts, dann rückwärts
auf ein anderes Gleis, bis dann wieder die Richtung gewechselt wurde.
Ein schon wartender Bus brachte uns zum Hotel, es war das gleiche wie
beim ersten Aufenthalt. Unser Hauptgepäck wartete hier schon einige
Tage auf uns. Ellen, Michael und Volker hatten noch Hunger, ich ging
mit, blieb aber bei den Getränken. Erst um 23 Uhr waren wir zurück im
Hotel.
19. Tag
Der letzte ganze Tag in Peru war für mich ein
Einkaufstag. Nach dem späten Frühstück legte Uwe die Trinkgeldkasse
dar und brachte letzte organisatorische Dinge zur Sprache. Dann verabredeten
wir uns zum letzten gemeinsamen Abendessen. Danach konnte jeder das
tun was er wollte. Mit Jörg und Ricarda zog ich los zum Shopping, zuerst
waren noch Ellen, Volker und Michael dabei. Als wir drei jedoch zum
Markt gingen, trennten sie sich von uns. Auf dem Markt kaufte Ricarda
verschiedene Sorten von Kartoffeln, während Jörg sich einen Schuh reparieren
ließ. Nachdem wir die neuen Sachen im Hotel abgeladen hatten, ging es
weiter mit dem Einkaufen. Doch irgendwann hatte Jörg von den vielen
Geschäften die Nase voll, er wurde brummelig. Da zog ich es lieber vor,
das junge Paar unter sich zu lassen. Die nächsten Stunden blieb ich
meist alleine, war nur einmal eine kurze Zeit mit Karin und Thomas unterwegs.
In einem Café schrieb ich meine letzten Postkarten und brachte sie nach
Einbruch der Dunkelheit zur Post. Briefmarken gab es heute nicht, nur
einen Stempel. Nach dem Essen mit der ganzen Gruppe war es dann Zeit,
für den Heimflug zu packen.
20. Tag
Ursprünglich war Wecken für 5 Uhr geplant gewesen,
doch leider verschob sich unser Flug nach Lima. Erst um 10 Uhr wurden
wir abgeholt. Da der Flughafen von Cuzco mitten in der Stadt liegt,
waren wir recht schnell dort. Hier konnten wir noch als Gruppe einchecken
und bald darauf bestiegen wir den Airbus der inneramerikanischen Taca-Airlines.
Es gab zwar eine Kleinigkeit zu essen, doch zu dem Zeitpunkt war ich
schon entschlummert. Man weckte mich, obwohl ich eigentlich keinen Hunger
hatte, heute ging es mir mal nicht besonders gut. Gegen 13 Uhr landeten
wir in Lima und hatten auch schnell unser Gepäck. Danach sollte der
Rest der Tages noch für einige Programmpunkte genutzt werden. Ein Bus
wartete schon auf uns, es wurde das ganze Gepäck aufs Dach geladen.
Dann fuhren wir ein ganzes Stück durchs chaotische und graue Lima bis
zu einem privatem Goldmuseum. Dort gab es Unmengen von Gegenständen
aus der Vorinkazeit, meist aus Gold, aber auch aus anderen Materialien.
Alles unheimlich eng zusammengepfercht und wohl auch meist aus dunklen
Quellen zusammengekauft. Doris und Ruth waren nicht bei uns, es gab
Probleme mit Doris' Heimflug. Sie hatte zwar eine Reservierung, doch
zur Zeit des Abfluges würden sie und Ruth noch auf Galapagos sein. Deshalb
waren die beiden schon per Taxi auf dem Weg zum Hotel und dann zum KLM-Schalter.
Nach dem Museum verabschiedeten sich auch Udo und Heidrun, sie blieben
noch in Lima bei Freunden. Wieder zurück in Deutschland las ich kurze
Zeit später in einem Zeitungsabschnitt, daß die meisten Gegenstände
des Goldmuseums Fälschungen seien. Als nächstes besichtigten wir einen
Konvent nahe des alten Zentrums von Lima, hier waren die Katakomben
mit vielen menschlichen Knochen am interessantesten. Danach gingen wir
zu Fuß zur Plaza des Armas, um uns die dortigen Gebäude anzusehen. Da
es jetzt schon fast 18 Uhr war, gab es zum Fotografieren schon zu wenig
Licht. Bald kam auch der Bus und brachte uns zurück zum Flughafen. Wir
checkten getrennt ein, denn ab Amsterdam gab es für uns verschiedene
Ziele. Es wurde noch eine Steuer von 25 US-Dollar fällig, dann durften
wir in den Abflugbereich. Leider hatte die Maschine Verspätung, die
Boarding-Zeit lag hinter der Abflugzeit. Deshalb gingen wir zuerst in
ein Café, wo Ellen mal wieder die Speisekarte studierte. Früher als
gedacht durften wir dann doch die MD 11 übers Flugfeld betreten und
vor 21 Uhr starteten wir in Richtung Norden, um nach 3,5 Stunden einen
Zwischenstopp in Aruba einzulegen.
21. Tag
Kurz nach Mitternacht setzten wir in Aruba zu
Landung an. Doch kurz vor dem Aufsetzen heulten die Triebwerke auf und
wir starteten durch. Ein anderes Flugzeug hatte die Landebahn noch nicht
verlassen. Nach einer Kehrtwende landeten wir schließlich aus der anderen
Richtung. Für eine Zeitlang durften wir das Flugzeug verlassen, um uns
etwas die Beine zu vertreten, doch bald ging es weiter. In den nächsten
Stunden liefen zwar zwei Filme, ich zog es jedoch vor, zuerst das von
Thomas geliehene Buch fertig zu lesen und dann zu schlafen. Zuvor stellte
ich meine Uhr wieder um 7 Stunden vor. Als ich wach wurde war es im
Innern des Flugzeugs noch stockdunkel, draußen jedoch schon taghell.
Das bemerkte ich, als ich kurz hinter die Blende schaute. Mit immer
noch Verspätung erreichten wir Amsterdam und verabschiedeten uns nur
kurz. Besonders Ellen, Volker, Michael und ich mußten uns beeilen, unser
Anschlußflug startete bald und wir mußten noch den ganzen Flughafen
durchqueren. Mit der kleinen Boing dauerte es nur eine Stunde bis Frankfurt,
es lag unter dichten Wolken. Ellens Gepäck war nicht mit uns gekommen,
sie mußte deswegen eine Verlustmeldung aufnehmen. Wir anderen nahmen
derweil den Bus nach Terminal 1, dort ging Michael nach einer Fahrstuhlfahrt
verloren und tauchte auch nicht wieder auf. Volker und ich fuhren zum
Hauptbahnhof, von dort aus ging es getrennt weiter. Um 22:15 Uhr war
ich endlich in Bad Camberg, wo Mutti und Eva schon warteten.