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Peru

1. Tag, 22.6.2001

Der heutige erste Tag war garantiert dank der Zeitverschiebung auch der längste der ganzen Reise. Dank eines Anrufs bei KLM genügte es, eine Stunde vor Abflug am Flughafen zu sein, trotzdem mußte ich schon um 4:30 Uhr aufstehen. Andreas brachte mich nach Frankfurt und fuhr dann weiter zur Arbeit, während ich im Transitbereich mit Michael, Volker und Ellen bald meine ersten Mitreisenden kennenlernte. Ein Bus brachte uns aufs Flugfeld zu einer kleinen Fokker 70, mit der wir in anderthalb Stunden nach Amsterdam flogen und dort gegen 8 Uhr ankamen. Bis zum Weiterflug war noch viel Zeit und beim Warten wurde unsere Gruppe langsam größer. Die Neuankömmlinge waren von anderen deutschen und österreichischen Flughäfen gestartet. Nach einer Stunde Verspätung ging es für uns weiter um 12 Uhr in Richtung Atlantik. Mit zehn Stunden Flugzeit lag jetzt die längste Etappe vor uns. Zwei Mahlzeiten und zwei Filme brachten etwas Abwechslung und auch über den Service an Bord konnten wir uns nicht beschweren. Außerdem nutzten wir die Zeit, um uns gegenseitig etwas besser kennen zu lernen. Bis auf zwei Frauen hatten wir uns alle schon ausgemacht. Auch dieser Flug ging zu Ende und kurz nachdem wir in der Karibik einige Atolle entdeckt hatten, landete unsere MD 11 auf dem Flughafen von Aruba. Diese Urlaubsinsel vor der Küste von Venezuela gehört politisch aber noch zur Niederlande. Hier mußten wir für eine Stunde die Maschine verlassen. Für unser Gefühl ging abends um 23 Uhr der Flug nach Lima weiter, laut Ortszeit war es aber erst 17 Uhr nachmittags. In den nächsten drei Stunden überquerten wir den Äquator und wechselten ein weiteres mal die Zeitzone. Nach der Landung ging die Einreise in Peru schnell vonstatten, nur aufs Gepäck mußten wir etwas warten. Unser Reiseleiter Uwe erwartete uns schon am Ausgang und brachte uns zum Bus, der uns in 45 Minuten zu einem sehr schönen Hotel brachte. Um 21 Uhr Ortszeit (4 Uhr in der Nacht nach deutscher Zeit) waren wir endlich angekommen. Nach dem Belegen der Zimmer besorgte uns Uwe einen Geldwechsler von der Straße, der uns die ersten Nuevo Sol eintauschte. Danach ging ein Teil der Gruppe noch in eine kleine Wirtschaft.

 

2. Tag

Das Jetlag brachte Schlafstörungen mit sich, mein Wecker und der Weckruf des Hotels meldeten sich fast zur gleichen Zeit. Eine ausgedehnte Dusche machte munter, so daß ich schon recht früh am Frühstückstisch war. Es gab nur nicht viel zu essen, Toast, Butter, etwas Marmelade und mehr Milch als Kaffee. Kurz nach 8 Uhr wurde wieder der Bus gepackt. Vorher hatte Uwe uns noch über die Reise informiert. Telefonieren konnte ich nicht, hier im Hotel war es nicht möglich. Ein kurzes Stück südlich der Stadt lag die Ruinenstätte Pachacamac, von deren Tempeln nicht mehr viel zu sehen war, die Lehmziegel waren schon stark zu Staub zerfallen. Ohne Vegetation sah diese Küstengegend recht trostlos aus, dazu kam der triste Himmel, aus dem es auch ab und zu leicht nieselte. Dieses Wetter war aber typisch für die Küste von Peru im Winter. Nach unserer Besichtigung fuhren wir weiter auf der Panamericana nach Süden und langsam kam auch die Sonne zum Vorschein. In Pisco war dann der nächste Halt. Hier aßen wir zu Mittag, was mit dem anschließenden Aufteilen der Rechnung ziemlich lange dauerte. Deshalb mußten wir uns danach auch beeilen, um am späten Nachmittag noch etwas zu sehen. Wir fuhren jetzt zur Paracas-Halbinsel, wo in einem kleinen Museum Mumien und Relikte dieser jahrtausendealten Kultur zu sehen waren. Ein Stück entfernt stand am Strand ein kleiner Aussichtsturm, von dem aus der Blick auf weit entfernte Flamingos auch nicht besser war als vom Boden aus. Der Bus brachte uns jetzt noch ein Stück bis zur Steilküste, zu einer sehr schönen Felsformation, die Kathedrale genannt wurde. Die Brandung des Meeres hatte hier große Löcher in die Felswände gebrochen. Auf der Rückfahrt nach Pisco dämmerte es, dort in der Stadt lag unser Hotel für heute. Um 18 Uhr war es hier schon stockfinster. Eine halbe Stunde später traf sich die Gruppe in der Lobby. Nach der Vorbesprechung des nächsten Tages gingen wir in die Stadt, um uns eine Kneipe zu suchen. Bei der gefundenen war die Aussicht auf den zentralen Platz zwar sehr gut, das Essen dagegen überzeugte überhaupt nicht. Durch die Nachrichten erfuhren wir von einem Erdbeben in Arequipa, mit mehreren Toten. Dorthin würden wir in zwei Tagen kommen. Um halb 10 Uhr abends war die Gruppe müde und machte sich auf den Heimweg.

 

3. Tag

Das Erdbeben war doch schlimmer als gedacht. Morgens konnte ich endlich nach Deutschland anrufen und dort wußte man schon von über 40 Toten. Um 7 Uhr verließen wir nach dem kargen Frühstück Pisco und fuhren das kurze Stück zum Hafen. Dort bestiegen wir ein Boot, daß uns zu den Islas Ballestas brachte. Unterwegs sahen wir das große Scharrbild El Candelabro, dessen Ursprung und Sinn unbekannt sind. Als wir bei den Inseln angekommen waren, sahen wir viele Seevögel, Seelöwen und auch Pinguine. Kleine rote Krebse konnte man mit der Hand aus dem Wasser fischen. Nach unserer Rückkehr ans Ufer war auch das Wetter besser geworden und wir fuhren weiter auf der Panamericana nach Süden. In der Nähe von Ica lag die Oase von Huacachina zwischen hohen Sanddünen. Wir umrundeten den zentralen See, bekamen in den Dünen jede Menge Sand in die Schuhe und fuhren nach einer halben Stunde weiter. Bis Nazca lagen jetzt noch 150 Kilometer vor uns, die durch karge Wüste, totes Gebirge und fruchtbare Flußtäler führte. Nahe den berühmten Scharrbildern von Nazca bestiegen wir einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man zwei der Bilder sehen konnte. Noch besser sahen wir sie aber etwas später, als wir auf einem kleinen Flugplatz 4-sitzige Cessnas bestiegen und einen Rundflug über dem Gelände machten. Außer den vielen Linien und Trapezen sahen wir Tiere wie Spinne, Affe und Kondor. Unser Pilot flog steile Rechts- und Linkskurven, damit jeder von uns etwas sehen und seine Bilder machen konnte. Nach etwa einer Stunde waren wir wieder zurück. Als alle sicher wieder gelandet waren, ging es weiter zu einem Friedhof der Vorinkazeit, Chauchilla genannt. Grabräuber hatten die Mumien ausgegraben und in der Wüste liegengelassen. Sie waren nur an den Grabbeigaben interessiert gewesen. Inzwischen saßen die Toten wieder in ihren offenen Gräbern, durch Holzdächer vor der Sonne geschützt. Trotzdem lagen überall noch Knochen herum. Weil es jetzt schnell dunkel wurde, fuhren wir zu unserem Hotel im Hacienda-Stil. Die Zimmer lagen hier sehr schön um einen Innenhof herum, für Fotos war es aber schon etwas spät. Uwe brachte uns eine schlimme Botschaft, denn das Erdbeben hatte unseren weiteren Weg unpassierbar gemacht. Er fuhr in die Stadt um zu erfahren, wie es nun weitergehen solle. Wir wurden inzwischen beim Abendessen durch traditionelle peruanische Musik unterhalten oder teilweise auch etwas genervt. Wir mußten natürlich ein Trinkgeld geben, doch keiner kaufte die überteuerte CD der Gruppe. Nach dem Essen gingen alle so nach und nach ins Bett, bis nur noch Uwe, Volker und ich vor Ort waren.

 

4. Tag

In der Nacht hatte es von mir unbemerkt ein Nachbeben gegeben, weswegen Karin leichte Panik bekam und ihr Zimmer verließ. Sonst passierte aber nichts weiter. Wir brachen früh auf, um zurück nach Lima zu fahren und hofften, dort einen Flug nach Arequipa zu bekommen. Auf unserer ursprünglichen Strecke waren eine Brücke eingestürzt und ein Tunnel unpassierbar geworden. Der Weg zurück nach Norden war etwas kürzer als weiter nach Süden, trotzdem benötigten wir gut 7 Stunden für die 500 Kilometer. In diese Richtung wurde das Wetter jetzt wieder schlechter, es entsprach unserem Ankunftstag. Die Fahrt war langweilig, nur unterbrochen von kurzen Pausen, um auszutreten und etwas zu kaufen. Einige von uns kauften Telefonkarten, um ihre Verwandten zu Hause wegen des Erdbebens zu beruhigen. Übers Telefon erfuhr Uwe auch, daß unsere Flüge von Lima nach Arequipa schon gebucht waren, allerdings war der Preis noch nicht bekannt. Wir erreichten die Hauptstadt recht früh und stoppten in der City für einen halbstündigen Spaziergang zur Küste. Ans Wasser heran kamen wir nicht, dafür genügte die Zeit nicht. Auf dem Rückweg zum Bus lief ich schon vor und schob mir noch einen überteuerten Hamburger ein. Für den Weg zum Flughafen brauchten wir etwas länger, es herrschte starker Feierabendverkehr. Trotzdem kamen wir noch frühzeitig dort an. Unser Fahrer José half Uwe noch beim Einschecken, dann verabschiedete er sich. Wir dagegen bestiegen bald die Boing 727 einer lokalen Fluggesellschaft und starteten um 17:30 Uhr. Auf dem Weg wieder nach Süden wurde es schnell dunkel und bei der Landung in Arequipa nach mehr als einer Stunde Flug war es stockfinstere Nacht. Der Bus, der uns hier ins Hotel brachte und auch für die nächsten Tage zur Verfügung stand, war nicht so komfortabel wie der letzte, wir saßen etwas enger. Unser Hotel in der Stadt hieß El Conquistador und hatte meterdicke jahrhundertealte Mauern. Trotzdem war eine der Wände zum Nachbarhaus beim Erdbeben eingestürzt und hatte im Hof eine wertvolle alte und sehr große Amphore zerstört. Wir aßen heute in einem kreolischen Restaurant, teilweise recht gut, nur Uwe's Meerschweinchen sah aus wie eine gegrillte Ratte nach einem Verkehrsunfall. Beim Bezahlen gegen 23 Uhr spürte Karin eine Bewegung und dann merkten alle, wie das Haus anfing zu wackeln. Es war ein recht heftiges Nachbeben. Kurz ging das Licht aus, doch bald war alles wieder ruhig. Auf dem Weg zum Hotel passierten wir den zentralen Platz. Ein Turm der wunderschönen Kathedrale war vollständig verschwunden, der zweite stand nur noch auf einem schmalen Stumpf. Auch an vielen anderen Gebäuden waren teils schwere Schäden zu sehen, ein großer Teil des Platz war abgesperrt. Vor dem Zubettgehen traf sich die Gruppe noch in der Lobby unseres Hotels und Uwe informierte uns über die nächsten Tage.

 

5. Tag

Heute durften wir länger schlafen, erst um 9 Uhr brachen wir auf. Vorher jedoch gab es ein besseres Frühstück als bisher, wir hatten Eier und Schinken bestellt. Vom Hotel aus wer es ein nicht sehr weiter Fußweg zum Kloster Santa Catalina, daß wir heute als erstes besuchten. Die Kathedrale war immer noch gesperrt. Wir hatten Glück, denn noch am Tag zuvor wäre auch diese Anlage noch geschlossen gewesen. Heute waren die Trümmer schon wieder entfernt worden. Etwa 20 Nonnen leben noch immer dort, sie halten sich jedoch vor den Touristen versteckt. Kreuzgänge und Wohnungen waren in verschiedenen Pastellfarben gestrichen, mehrere Straßen teilten das Kloster in verschiedene Bereiche. Die Nonnen hatten in früherer Zeit meist Dienerinnen eingestellt, die für sie alle weltlichen Arbeiten erledigten. Sie selbst haben nicht schlecht gelebt, mußten aber beim Eintritt ins Kloster eine Mitgift mitbringen und spanischer Abstammung sein. Da die Kathedrale gesperrt war, mußten wir uns etwas anderes zum Besichtigen suchen und fuhren deshalb mit dem Bus aus dem Zentrum heraus. Wir besuchten einen Aussichtspunkt, von dem aus wir unter uns den Rio Chili sehen konnten, eingefaßt durch aufstrebende Terrassenfelder. Ein erstes Lama beäugte uns neugierig. Die hohen Vulkane in der Ferne rundeten das malerische Bild ab. Eine geschäftstüchtige Frau verkaufte frisch gepreßte Säfte, im Hinterhof besaß sie auch einen Stall voller Meerschweinchen, zum Essen, nicht zum Kuscheln. Ein weiterer Stopp war bei einem Geschäft für Wollbekleidung, die verschiedenen Lieferanten aus der Familie der Kamele konnte man als lebende Exemplare besichtigen. Ein weiterer Halt bei einer Kirche und in einer Seitenstraße war eigentlich kaum der Rede wert, unsere Führerin versuchte recht erfolglos, den Wegfall der Kathedrale als Programmpunkt zu kompensieren. Den Nachmittag hatten wir frei, doch Ellen hatte Hunger. Vom Balkon einer der Arkaden rund um den zentralen Platz hatten wir eine gute Sicht und auch das Essen war ordentlich. Nur kamen wir erst um 17 Uhr hier wieder weg und es blieb keine Zeit mehr für weitere Besichtigungen oder größere Einkäufe. Als es dämmerte, gingen wir zurück zum Hotel. Das Abendessen verzögerte sich, leider war Ruth auf der Straße abgelenkt und bestohlen worden. Zum Glück hielt sich der Schaden in Grenzen. Im heutigen Lokal gab es wieder traditionelle Lifemusik, jedoch viel zu laut. Außerdem waren die Stühle zu hart, das Essen nicht besonders und für den Krach mußten wir auch noch 5 Sol extra bezahlen. Deshalb blieben wir auch nicht lange und gingen bald zurück ins Hotel.

 

6. Tag

Wir verließen die Stadt Arequipa um 8 Uhr in Richtung Norden. Noch hatten wir schönstes Wetter, doch in der Ferne sah man die ersten Wolken. Bei einem kleinen Laden hielt der Bus kurz an, um den Gästen Gelegenheit zu geben, einen Snack für den Mittag zu kaufen. Zwei Tage zuvor hätten wir die Strecke noch nicht fahren können und auch heute begegneten uns am Anfang noch oft Trupps von Straßenarbeitern, die Trümmer wegräumten oder sprengten. Manchmal wurde es auf der Straße richtig eng, wenn große Felsbrocken den Weg versperrten. Nach längerer Bergfahrt erreichten wir eine Hochebene, dort sahen wir Herden von Lamas und Alpakas. Auch die scheuen Vicunas konnten wir in der Ferne beobachten. Mehrfach hielten wir zum Fotografieren an. Auf einer Höhe von 4225 Metern kamen wir an eine rustikale Bar, wo Coca-Tee getrunken wurde. Es ging weiter bergauf und gegen Mittag kamen wir auf den 4800 Meter hohen Patapampa-Paß. Die vielen Steinmänner dort waren von Indigenas errichtet worden, die damit ihre Wünsche ausgedrückt hatten. Inzwischen ist auch ein Türmchen dort oben von mir. Das Laufen war anstrengend und leichte Kopfschmerzen hatte wohl jeder. Ellen und Volker traf es am schlimmsten, sie verließen später auch nicht mehr das Hotel. Jetzt ging es nur noch hinab ins Colca-Tal, wo wir im Chivay Station nahmen. Der Ort war immer noch 3600 Meter hoch. Nachdem die Zimmer bezogen waren, machten wir einen kleinen Rundgang durch das Städtchen und besuchten den Markt. Auch hier war die Kirche vom Beben stark beschädigt. Über den Fluß und dann ins nächste Dorf fuhr uns jetzt der Bus, unterwegs nahmen wir einige Einheimische mit, die vom Reparieren der Mauern kamen. Wir wollten jetzt ein Stück wandern, doch Josephine blieb lieber im Dorf zum Fotografieren. Sie und Helmut kamen später mit dem Bus hinterher. Leider spielte das Wetter nicht mit, dicke Wolken und Nieselregen schmälerten den Ausflug. Eine neue Brücke über den Colca überquerte auch alte Gräber, sie waren wie Vogelnester in den Steilhang hinein gebaut. Bald darauf waren wir im Ort Yanque, wo einige das kleine lokale Museum besuchten, bevor wir im Dunkeln zurück fuhren. Fast alle gingen noch mit ins thermale Freibad, um sich eine Stunde richtig einzuweichen. Zum Abendessen im Hotel gab es wieder Musik, diesmal sogar mit folkloristischem Tanz. Es ging früh ins Bett, denn wir mußten bald wieder aufstehen.

 

7. Tag

Früh wurden wir geweckt, denn schon um 6:30 Uhr war Abfahrt. Wir mußten deshalb so zeitig los, um rechtzeitig am Cruz del Cóndor zu sein. Die Straße war schlecht, dafür zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. Wir machten einen Fotostopp an einer Stelle, wo hoch oben in der Felswand wieder Gräber wie Schwalbennester klebten. Bei der weiteren Fahrt passierten wir einen Tunnel, besser eine staubgefüllte düstere Röhre, die keinen guten Eindruck machte. Auch auf der freien Strecke gab es einige Stellen, die nicht sehr vertrauenerweckend wirkten, an einer haarigen Stelle bat uns sogar der Busfahrer, diese zu Fuß zu überqueren, während er den Bus leer hinterher brachte. Kurz nach 8 Uhr erreichten wir das Cruz del Cóndor und kamen gerade rechtzeitig, um die Kondore aus dem Tal emporsteigen zu sehen. Jeden Tag um diese Zeit verlassen sie ihr Nachtlager tief unten in den Wänden des Colca-Canyon und nutzen die Thermik, um aus der Schlucht aufzusteigen und auf Nahrungssuche zu gehen. Einige glitten nur wenige Meter über uns hinweg, bevor sie in der Ferne verschwanden. Es war ein toller Anblick und wir waren nicht die einzigen Touristen, die ihn genossen. Auch einige Indigenas versuchten, durch Souvenirverkauf einige Sol zu verdienen. Als die Vögel etwas später verschwunden waren, wollten wir zur Einstimmung auf die Höhe einige Zeitlang wandern, querbeet durch die Terrassenfelder. Dafür gaben wir aber zuerst dem Besitzer des Landes etwas Geld. Im Gegenzug wurden wir von den einfachen Leuten auf Pellkartoffeln und gut gewürztes Lammfleisch eingeladen. Stolz zeigt die Bäuerin uns die andere Hälfte des Lamms, die sie noch in der Hütte lagerte. Beim Laufen zog die Gruppe sich weit auseinander, hauptsächlich deshalb weil es einigen immer noch nicht besonders gut ging. Der Pfad führte an Feldern vorbei und an einer Bewässerungsanlage entlang, einmal mußten wir sogar durch einen kleinen Tunnel kriechen. Direkt neben uns ging es manchmal steil bergab und wir sahen hinein in den kilometertiefen Colca-Canyon. Der Bus war vorausgefahren und als wir ihn erreichten, wurde der mitgebrachte Imbiß verzehrt. Nach der Pause fuhren wir zurück nach Chivay. Der Nachmittag war wieder frei, ich nutzte die Zeit und ging mit Ellen in die Stadt. Wir spazierten etwas umher, sie telefonierte, danach sahen wir uns die Nebenstraßen an. Auf der nahen Brücke war es für Fotos schon zu spät, der unten rauschende Bach lag schon im Schatten. Um 17 Uhr wollten wir zum Thermalbad laufen, ich brachte die 3 Kilometer dorthin schon etwas früher zu Fuß hinter mich. Ricarda und Jörg waren noch früher losgelaufen, sie lagen schon lange im Schwimmbecken, als ich ankam. Etwas später traf dann auch der Rest der Gruppe ein. Lange blieb ich heute nicht im Wasser, die Hitze belastete meinen Kreislauf zu stark. Später fuhren wir mit dem Bus wieder zurück und gingen in die Stadt essen. Nach Volker hatte es jetzt Jörg erwischt, er und Ricarda kamen nicht mit. Es lag aber wohl an seinem langen Aufenthalt im Thermalwasser, am nächsten Tag ging es ihm schon wieder gut. Einige von uns bestellten sich heute eine Pizza, doch schmeckte sie kaum jemand. Fast alle ließen den größten Teil stehen, nur ich schaffte mein Mafiatörtchen. Da das etwas länger dauerte, hatten die anderen schon bezahlt und waren gegangen, als ich meinen letzten Bissen aß. Sehr nett war das nicht. Nur Uwe erbarmte sich und wartete, bis auch ich fertig war.

 

8. Tag

Heute mußten wir noch früher aufstehen, diesmal ging es schon um 6 Uhr los. Der längste Fahrtag lag vor uns. Es dämmerte, als wir den Bus bestiegen und wir waren kaum ein paar hundert Meter gefahren, da hielten wir schon wieder an. Die fernen Berge lagen wunderschön im Licht der aufgehenden Sonne, gerade richtig für ein erstes Foto. Die nächsten Stunden führte der Weg über schlechte Sandpisten fast permanent aufwärts, bis wir wieder einen Paß erreichten. Der lag diesmal aber "nur" bei 4740 Metern. Der Morgen war wie immer kalt gewesen, so daß Ellen und Karin wir Mumien eingewickelt hinten im Bus saßen. Doch je höher die Sonne stieg, um so mehr Pellen wurden entfernt. Bis zum T-Shirt kamen sie allerdings nicht, dafür fehlte ihnen die innere Hitze. Nahe eines Dorfes an der Straße war gerade Markt, den nutzten wir für einen Halt. Wer wollte, konnte sich eine Kleinigkeit für das Mittagessen kaufen. Auf der weiteren Fahrt, jetzt den Berg hinab, kamen wir an einer Felsformation vorbei, die steinerner Wald genannt wurde. Wir sahen eine riesige Kupfermine im Tagebau und erreichten schließlich den Ort Yauri. Auch hier wurde eingekauft. Weiter ging es durch eine öde Gegend mit vereinzelten Lehmhütten bis zum See Languí. Oberhalb seines blauen Wassers machten wir eine kleine Mittagspause. Vom dauernden Gerüttel waren inzwischen schon einige ziemlich fertig. Trotzdem mußte noch ein ganzes Stück so gefahren werden, bevor wir bei Sicuani endlich wieder auf eine Teerstraße kamen. Hier waren wir schon fast auf halbem Weg zwischen Puno und Cuzco. 9 Stunden Fahrt lagen hinter uns, noch die Hälfte der Strecke vor uns, doch jetzt ging es wesentlich schneller. Wir hofften, gegen halb 7 Uhr abends in Puno zu sein. Ein Fotostopp für einen schönen schneebedeckten Berg wurde noch eingelegt, die fliegenden Händler dort versuchten uns wieder überteuerte Textilien anzudrehen. Obwohl wir in einem breiten Tal fuhren, waren wir teilweise immer noch 4300 Meter hoch, bei schnellen Bewegungen wurde es deutlich spürbar. Man wurde sehr kurzatmig. Bei dem Ort Juliaca wurde es dunkel, diese Stadt war ein einziges Verkehrschaos. Glücklich hindurch ging es noch kurz aufwärts, dann lag Puno in einer Bucht des Titicacasees vor uns, 3800 Meter hoch. Die Stadt war sehr schmutzig, das Hotel jedoch in Ordnung. Beim gemeinsamen Abendessen sonderten sich die Österreicher ab, auch die jüngere Fraktion nahm sich einen eigenen Tisch, jedoch im gleichen Lokal. Nach dem langen Tag wollten aber alle bald ins Bett, weshalb der Aufenthalt sich auf das Essen beschränkte.

 

9. Tag

Der kleine Heizkörper im Zimmer hatte den Abend etwas angenehmer gestaltet, doch morgens war es wieder kalt. Beim heutigen Aufbruch gab es einige Probleme, denn wir hatten einen anderen Bus und an verschiedene Klamotten, die im normalen Bus geblieben waren, kamen wir nicht heran. Irgendwie ging es dann trotzdem. Wir fuhren zum Hafen durch eine dreckige Stadt und auch das Wasser an der Mole machte keinen guten Eindruck. Mit einem kleinen Motorboot fuhren wir gemütlich auf den See hinaus, es herrschte eine strickte Geschwindigkeitsbegrenzung. In der Bucht vor Puno lagen die Uros, schwimmende Inseln aus Schilf. Eine von ihnen besichtigten wir. Die Bewohner verkauften selbstgemachte Textilien an die Touristen und lebten nicht schlecht davon. Eine Fahrt auf einem Schilfboot kostete 3 Sol, ein Foto von einer Oma beim Körner zerreiben gab es für 50 Centimos. Ich kaufte ein Deckchen, bekam den Zuschlag aber erst, als wir zu Abfahrt bereit waren und alle schon die Insel verlassen hatten. Erst dann kam ein Kind gerannt und bracht das gewünschte Stück zum gewünschten Preis. Die nächsten zwei Stunden fuhren wir jetzt hinaus auf den eigentlichen See und dort zur Insel Taquile. Alles war in Terrassenfelder aufgeteilt und Wege aus Steinplatten führten hindurch. Vereinzelt standen auch Hütten aus Lehmziegeln. In einem richtigen kleinen Dorf mit Kirche und Rathaus machten wir Pause. Auch hier luden Souvenirläden zum Kauf ein. Nach einem Imbiß mußte aber bald aufgebrochen werden, um nicht zu spät zurück nach Puno zu kommen. In 4000 Metern Höhe überquerten wir den Rücken der Insel und sahen weit entfernt auf dem Wasser schon die anderen Boote, die lange vor uns losgefahren waren. Jetzt ging es viele Stufen hinab zu einem kleinen Hafen, wo unser Bootsführer schon ungeduldig wartete. Einige dunkle Wolken sah man ringsum und bis wir den Heimathafen erreichten, würde es schon lange Nacht sein. Kurz nach 15 Uhr fuhren wir los und während es später dämmerte, blitzte es in weiter Ferne. Zum Glück kam das Gewitter nicht merklich näher. Als es fast schon dunkel war, lag vor uns ein großes Schilffeld, daß wir im Zickzack durchquerten. Wir kamen an mehreren kleinen Schilfinseln vorbei, auf einigen winzigen gab es nur mehrere oder gar nur ein Schwein. Auf einer großen Insel spielte Musik und es wurde in traditionellen Gewändern getanzt. Um 18 Uhr landeten wir endlich an. Kein Bus war da, um uns abzuholen, also gingen wir das kurze Stück zum Hotel. Das heutige Abendessen nahm ein Großteil der Gruppe in einem nahen Restaurant ein, ich probierte heute Alpaka und es schmeckte wirklich gut.

 

10. Tag

Um 7 Uhr verließen wir das Hotel. Der Bus machte noch einen Abstecher zur Plaza des Armas, um uns die Gelegenheit zu geben, die Kathedrale bei Tage zu sehen. Nach einigen Minuten fuhren wir weiter, warfen noch einen letzten Blick auf Puno und nahmen den Weg in Richtung Norden. Doch schon bald bogen wir ab, um die Grabtürme von Sillustani zu besichtigen. Sie lagen auf der Halbinsel eines mittelgroßen Sees. Wir hatten eine Stunde Aufenthalt geplant, es wurden 90 Minuten daraus. Es waren aber auch einige Meter zu laufen, um zu den runden Grabtürmen zu gelangen, die dort in verschiedenen Erhaltungszuständen zu sehen waren. In Laufe der Jahre meist durch Blitzeinschläge beschädigt, werden sie heute durch Blitzableiter geschützt. Auf dem Rückweg zur Hauptstraße stoppten wir noch bei einem Gehöft, dessen Giebel mit Tonfiguren geschmückt waren. Die Bewohner hatten sich voll auf Touristen eingestellt, boten Essen an und versuchten Souvenirs zu verkaufen. Nach längerem Aufenthalt fuhren wir schließlich weiter, setzten noch unseren lokalen Führer ab und schlugen dann die Richtung nach Cuzco ein. Im Ort Ayaviri gab es den nächsten Stopp. Hier sollte etwas fürs Mittagessen gekauft werden, doch erwies sich der Markt als Flop. Auf der weiteren Fahrt kamen wir an heißen Quellen vorbei, wo wir unsere Mittagspause machten. Sie waren noch kaum erschlossen und wurden hauptsächlich von Einheimischen besucht. Von unserer Gruppe hatte keiner Lust zu baden, wir bezahlten zwar 1 Sol Eintritt, blieben aber außerhalb des Wassers und nutzten nur die Tische und Bänke. Inzwischen war es wolkig geworden und es nieselte leicht. Einige Zeit später erreichten wir bei Sicuani die Abzweigung, an der wir zwei Tage zuvor von Chivay kommend, abgebogen waren. Ein paar Kilometer weiter lag der Tempel von Viracocha, die Reste einer alten Inkaanlage. Die Trümmer waren noch recht beeindruckend, besonders die paßgenau gearbeiteten Fundamente. Ein Brunnen spendete schon seit Hunderten von Jahren gleichmäßig Wasser, keiner wußte wo es herkam. Bis Cuzco gab es jetzt keinen weiteren Aufenthalt mehr, trotzdem war es schon dunkel, als wir in die Stadt kamen. Unser Hotel war schnell gefunden und wir hatten es gut damit getroffen. Es war recht gemütlich und nicht weit vom Stadtkern entfernt. Leider war das Restaurant, daß wir für heute ausgesucht hatten, an diesem Tag geschlossen und wir gingen statt dessen in eine Pizzeria. Für Thomas, Karin, Volker und mich war es dort zu zugig, wir suchten uns ein anderes Lokal. Auf dem späteren Heimweg nutzte ich mein Stativ, um noch einige Nachtaufnahmen von beleuchteten Gebäuden zu machen.

 

11. Tag

Endlich durften wir einmal ausschlafen, der Aufbruch zu unserem Stadtrundgang fand erst um 9:30 Uhr statt. Wegen der kurzen Entfernungen gingen wir zu Fuß und zudem sprach unser hiesiger Führer auch recht gut deutsch. Zuerst besuchten wir das Kloster und die Kirche Santo Domingo, die auf den Fundamenten des Inka-Sonnentempels errichtet wurden. Viele Gebäude in Cuzco beinhalten solche Mauern, die auch heute noch den häufigen Erdbeben besser standhalten als moderne Architektur. Im Hof des Klosters hatten sich Kammern des Tempels erhalten, an denen unser Führer stolz die Baukunst der Inkas zeigte. Auf unserem weiteren Weg durch die schmalen Gassen Cuzcos besuchten wir bald darauf die Kathedrale, die innen leider wegen Restaurationen stark eingerüstet war. Trotzdem konnten wir durch eine Holztür einen Blick auf das Gemälde des letzten Abendmahls werfen, auf dem Jesus und die Jünger Meerschweinchen essen und Chicha trinken. Weiter ging es jetzt den Berg hinauf, wo viele kleine Künstlerläden ihre Artikel anboten. Auf dem weg sahen wir wieder einen 12-eckigen Stein, perfekt eingepaßt in eine alte Inkamauer. Dieser spezielle hier war auf jeder Bierflasche der heimischen Marke zu sehen. In einem der Läden besuchten wir eine Ausstellung, doch die Gegenstände waren viel zu überladen verziert für unsere europäischen Augen. Bestimmt hätte unser Guide hier auch Prozente bekommen, wenn einer von uns etwas gekauft hätte. Auf einer Treppe machte ich ein Gruppenfoto, danach hatten wir für den Nachmittag frei. Ich bummelte alleine etwas durch die Stadt, fand aber in all den vielen Souvenirläden vorerst noch nichts Gescheites. Auch das Tauschen der Reiseschecks nahm längere Zeit in Anspruch, die Kurse sagten mir nicht zu. Auf einem Balkon am Rand des zentralen Platzes nahm ich eine Kleinigkeit zu mir, leider waren die Spaghetti versalzen und nicht besonders schmackhaft. Auf dem Weg zum Hotel ging ich bei der Post vorbei. Ich hatte außer meinen Postkarten auch welche von Thomas und Karin, die ich kurz zuvor getroffen hatte. Das Verfahren war umständlich, nach dem Aufkleben der Marken mußte man das Stempeln extra bezahlen, bevor man die Karten schließlich einwerfen konnte. Für 6 Uhr abends hatte sich ein Vertreter der Trecking-Gesellschaft angekündigt, er wollte uns für unsere 4-Tages-Tour einweisen. Ich war deshalb rechtzeitig zurück am Hotel. In der Gruppe gab es beim Übersetzen einige Verwirrung, die aber durch Nachfragen ausgeräumt werden konnte. Jeder von uns bekam eine Stofftasche, in der das ganze Gepäck untergebracht werden sollte, das Limit lag bei 8 Kilogramm pro Person. Nachher gingen wir in Gruppen zum Essen, ich war mit der jüngeren Hälfte unterwegs. Danach bummelten wir noch etwas durch die Stadt.

 

12. Tag

Wir verließen heute Cuzco mit all unserem Gepäck. Erst in einer Woche würden wir wieder hier sein. Zuerst fuhren wir zu einer Anhöhe über der Stadt, wo die Festungsruine Saksayhuaman liegt. Ein Platz wird hier von drei terrassenförmig angeordneten, im Zickzack verlaufenden Steinmauern aus riesigen Blöcken begrenzt. 500 Meter lang ist die Front und der größte Stein wiegt etwa 350 Tonnen. Natürlich sind auch diese Mauern paßgenau zusammengesetzt. Von den Sitzmulden auf dem Felsen gegenüber hatte man einen tollen Blick, doch ich war der einzige der sich die Zeit nahm, dort hinaufzusteigen. Unser Führer gab uns wie am Tag zuvor auch nicht die Zeit zu eigenen Erkundungen. Als nächstes besuchten wir Qenko. Außer einem Platz mit Monolithen gab es dort in einer Felsenhöhle einen Altar, auf dem Verstorbene einbalsamiert wurden. Die Ruinen von Tambo Machay ließen wir aus, besuchten aber Pukapukara. Diese Ruinen eines Rastpostens waren nicht sehr imposant, außerdem waren Arbeiter beim Restaurieren. Wir fuhren weiter bis zum Ort Pisaq und legten unterwegs noch ein paar Fotostopps ein. Im Ort besuchten wir den bekannten Markt mit Unmengen von Souvenirs, probierten Brot aus einem Lehmofen und testeten Chicha, das Maisbier. Nach zu kurzer Zeit trafen wir uns, um die Ruinen auf dem Berg zu besuchen. Wir gingen zu Fuß und benutzten nicht, wie vom lokalen Führer gewünscht, den Bus zur Auffahrt. Wir waren noch nicht lange unterwegs und kamen zu einem Kontrollpunkt, als ich bemerkte, daß ich meine Eintrittskarte vergessen hatte. Sie galt nicht nur für hier, sondern für einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten rund um Cuzco. Ich holte meine Karte im Bus, während die anderen schon weitergingen. Uwe wartete unterwegs auf mich und zusammen nahmen wir die falsche Abzweigung, kamen aber bald wieder auf den richtigen Weg. Die letzten der Gruppe hatten wir schon eingeholt, als wir auf die ersten Ruinen trafen. Während die anderen wieder ein Stück abwärts stiegen, um zu einem Bogen von Ruinen zu kommen, sah ich mir einen Weg weiter oben genauer an. Und richtig, auch er führte, am Grat entlang, zum schönsten Teil der Ruinen. Ich wartete oben, während die anderen von den unteren Bauwerken aus eine lange Treppe zu mir hinauf schnauften. Nach der Besichtigung wollte unser Führer weiter zum Bus, doch ein Teil von uns bat sich etwas Zeit aus, um sich genauer umzusehen. Mit Volker stieg ich weiter nahe des Grates den Berg hinauf und kam nach kaum 10 Minuten zu einer Stelle, wo der Pfad nahezu eben verlief. Wir sahen den Bus weiter vorne ein ganzes Stück unter uns und beschlossen, hier weiter zu gehen. Lautes Rufen klärte die anderen weiter hinten über unsere Absicht auf. Während sie den unteren Weg benutzten, war unsere Route sehr malerisch, leicht zu laufen aber steil abfallend auf der rechten Seite. An einer schmalen Stelle kostete es etwas Überwindung weiter zu gehen. Eine Treppe brachte uns zu einem engen Tunnel, den wir gebückt durchquerten. Bald darauf erreichten wir einen weiteren Ruinenkomplex, den wir mangels Zeit links liegen ließen. Jetzt stiegen wir über einen schmalen Pfad hinab zum Bus. Wir erreichten ihn kurz nach dem Rest der Truppe. Die Fahrt ging hinab nach Pisaq und weiter durch das heilige Tal der Inkas nach Urubamba. Unsere Unterkunft lag außerhalb des Ortes auf einem schönen Grundstück. Besonders war, daß die Besitzerin deutsch sprach, ihre Eltern waren aus Deutschland gekommen. Essen konnten wir hier nicht, dafür mußten wir ins Dorf. Auf vorbei gebrachten Speisekarten bestellten wir schon vor und machten uns um viertel nach 6 Uhr abends im Dunkeln auf dem Weg. Bei fehlender Straßenbeleuchtung war es gut, eine Taschenlampe dabei zu haben. Nach einigem Nachfragen fanden wir das Lokal und speisten recht gut in dem einfachen Haus. Ellen und Ruth wollten nicht zurück laufen, sie bestellten sich ein Motorradtaxi. Wie wir später erfuhren, hatten sie bald darauf eine Reifenpanne und mußten dann doch zu Fuß gehen. So wie wir anderen auch.

 

13. Tag

Trotz eines Weckrufs verschlief ich und mußte mich beim Essen beeilen. 5 Minuten zu spät war ich im Bus, es ging sofort los. Als erstes fuhren wir nach Urubamba hinein, um uns mal wieder auf dem Markt mit Lebensmitteln für die Mittagspause einzudecken. Es war ein ganz untypischer Markt, ohne Touristen und Souvenirs. Weiter ging die Fahrt eine steile Straße hinauf auf eine Hochebene. Über schlechte Straßen fuhren wir zu einer alten landwirtschaftlichen Versuchsanlage der Inkas. Das letzte Stück mußten wir zu Fuß gehen, für den Fahrer war die Landstraße zu schlecht. Die Anlage bestand aus drei kreisförmigen Mulden, in denen die Terrassen für den Anbau konzentrisch nach außen hin aufstiegen. Unten war es kühler als weiter oben, angeblich betrug der Unterschied 1 Grad pro Ebene. Das kam mir aber nicht so vor. Infolge der runden Bauweise war auch die Akustik recht gut. Von dieser Anlage, sie wurde Moray genannt, fuhren wir zurück zum Ort Maras und weiter zu den Salinen von Maras. Auch hier gingen wir das letzte Stück zu Fuß. Oberhalb der Salzfelder legten wir vor der Besichtigung eine Pause ein. 5000 kleine Becken wurden reihum von einem kleinen Bach gespeist, der in der Nähe aus der Erde sprudelte und einen starken Salzgehalt aufwies. Ein schmaler Pfad durchquerte das Gelände, wo nach dem Verdunsten eines mit Bachwasser gefüllten Beckens die Arbeiter das Salz mit einfachen Werkzeugen zusammen schabten. Wir stiegen hinab ins Tal, überquerten den Rio Urubamba, der hier aber noch nicht so hieß. Auf der Hauptstraße wartete schon der Bus, er brachte uns zum letzten Programmpunkt für heute. Nur wenige Kilometer weiter lag die Ruinenanlage von Ollantaytambo, eine weitere Stadt der Inkas. Ich setzte mich gleich ab, weil ich die langatmigen Erklärungen unseres Guide nicht hören wollte und auch etwas Zeit für eigene Besichtigungen haben wollte. Für einen Besuch war es ohnehin die falsche Zeit, aufgrund des Sonnenstandes hätten wir morgens herkommen sollen, als die Ruinen noch nicht im Schatten lagen. Ich stieg steile Stufen hinauf und folgte einem Pfad, der mich fast bis auf die Bergspitze über der Stadt brachte. Außer einer Art Esoterikerin gab es hier oben aber nur noch einige ältere Ruinen zu sehen. Nur der gleiche Weg führte wieder hinab, doch nach einem seitlichen Abstecher mußte ich die letzten Meter auf dem Hosenboden einen Felshang hinab rutschen. Fast gleichzeitig waren alle nach einer Stunde zurück am Bus. Auf dem Heimweg stoppten wir noch an einem Hof, wo Chicha, das Maisbier feilgeboten wurde. Das nur leicht vergorene Getränk roch wie Federweiser, der Geschmack entsprach ihm aber leider in keiner Weise. Mit einem schnellen Griff fing ich eines der vielen Meerschweinchen im Stall, lies es aber schnell wieder frei, bevor die Bäuerin aufmerksam wurde. Einige vergnügten sich noch bei einem Wurfspiel im Hof, bei dem Metallscheiben in kleine Öffnungen plaziert werden mußten. Wieder zurück in der Pension aß heute der größte Teil von uns im Frühstücksraum, das Essen hatten wir vorbestellt. Doch lange blieben wir anschließend nicht sitzen, es mußte noch für den Inkatrail gepackt werden.

 

14. Tag

Heute war um halb 7 Uhr Wecken, weil wir nicht wußten, ob man uns um 8 oder um 9 Uhr abholen würde. Natürlich kam der Bus erst um 9 Uhr. Um diese Zeit sahen wir auch Uwe wieder, weil es diesmal ihn mit dem Magen erwischt hatte, hatte er sich noch einmal hingelegt. Unsere Taschen für die Tour wurden eingeladen, das restliche Gepäck erst später nach Cuzco gebracht. Auch Ruth und Doris blieben zurück, sie gingen nicht mit zum Wandern, sondern machten ein Alternativprogramm. Zuerst fuhren wir wieder nach Ollantaytambo, wo wir eine halbe Stunde Zeit hatten, während die Träger angeworben wurden. In dieser Zeit versuchte man uns Spazierstöcke und Halter für Wasserflaschen anzudrehen. Weiter ging die Fahrt auf schlechten Straßen bis zum Ort Chilca, wo unsere Wanderung begann. Die meisten Gruppen beginnen nicht hier mit dem Inkatrail, sondern fahren mit dem Zug oder Bus noch 5 oder 10 Kilometer weiter. Der erste Teil der Strecke war relativ eben und leicht zu gehen, nur leider spielte das Wetter nicht mit. Es war stark bewölkt und die Gipfel der Berge nicht zu sehen. Man hatte uns etwas zu Essen mitgegeben und als wir es bei einer Pause zu uns nahmen, fing es auch noch an zu regnen. Dabei hatte man uns für die ganze Tour große Hitze und Trockenheit versprochen. Nach mehr als anderthalb Stunden Fußweg erreichten wir den Hauptstartpunkt bei einer Brücke. Die Eintrittskarten wurden kontrolliert, dann durften wir weitergehen. Ab jetzt waren wir nicht mehr alleine, denn viele andere Trecker begleiteten uns. Etwas später machten wir unsere Mittagspause auf einer Wiese, es gab heiße Getränke und einen Salat, den ich mir natürlich verkniff. Zum Glück hatte der Regen inzwischen aufgehört. Nach einigen größeren An- und Abstiegen bogen wir ins Tal des Flusses Kusichiaka ein, gegenüber lagen die Ruinen von Llactapata. Auch der Pfad vom letzten Startpunkt vereinte sich hier mit unserem Weg. Noch anderthalb Stunden stiegen wir leicht aufwärts, wurden von schwerbepackten Trägern überholt und mußten Pferden und anderen Haustieren ausweichen. Nach 15 Kilometern Gesamtstrecke beendeten wir den heutigen Tag auf einer Wiese am Fluß. Als wir ankamen waren die Zelte schon aufgebaut und bezugsfertig für je zwei Personen. Die ursprüngliche Belegung wurde etwas getauscht, weil Thomas und Karin sich im Laufe der Reise näher gekommen waren. Sie bezogen ein Zelt, ich kam zum kranken Reiseleiter, Ellen bekam ein weiteres Zelt für sich alleine. Es blieb noch eine Stunde lang hell, in dieser Zeit gab es für uns heiße Getränke im Essenzelt und der Chef unserer Träger erzählte uns von den Inkas. Zum Abendessen wurde eine Gemüsesuppe, Hühnchen und eine Frucht als Nachtisch gereicht. Doch wieder blieb die Gruppe nicht lange zusammen, um viertel vor 9 Uhr zogen sich alle in die Schlafsäcke zurück.

 

15. Tag

Um 6 Uhr war Wecken und der Himmel zeigte vorerst noch ein schönes Blau. Das Frühstück war gut und auch der Haferschleim wurde von allen verputzt. Um viertel vor 8 Uhr brachen wir auf und legten die leichten 2 Kilometer bis Huayllabamba zurück. Ein Schild kündete von einer Höhe von 3000 Metern, während wir laut Karte hier nur 2743 Meter hoch waren. Vielleicht waren auch die Ruinen gemeint, die etwas hinter dem Ort lagen. Ein Kolibri schwirrte durch die Bäume, ließ sich aber nur schwer mit der Kamera erwischen. Trotzdem versuchte ich eine Zeitlang mein Glück und bekam auch zwei recht gute Aufnahmen zustande. Inzwischen hatte der Himmel sich zugezogen, aber das war vielleicht gar nicht so schlecht, denn ab jetzt ging es nur noch bergauf. Auch heute waren lange Hosen von Nöten und T-Shirts sah man nur auf dem unteren Teil des Weges. Später wurde es kühler. Wir waren jetzt schon wesentlich höher als die Zugspitze und weit über uns sahen wir den Paß, den wir erreichen wollten. Viele andere Touristen und Träger waren auf dem Trail, man überholte oder wurde überholt. Auch Pferden mußten wir ausweichen, einmal kam sogar ein Radfahrer des Weges. Die Einheimischen verkauften Getränke, natürlich zu überhöhten Preisen. Zum Glück hatte ich selbst noch genug Wasser vom Vortag dabei. Fast zwei Stunden liefen wir durch Wald, dann kamen wir zu hoch und die Vegetation wurde dünner. Ab hier gab es nur noch kleine Gewächse. Doch wer glaubte, er wäre jetzt bald oben, der hatte sich getäuscht. Jetzt begann erst die harte Strecke. Je näher man der Höhe von 4000 Metern kam, um so kürzer wurden die Schritte und um so länger die Pausen. Das letzte Stück bis zum Paß auf 4200 Metern war eine Quälerei. Von unserer Gruppe war Michael am schnellsten oben, in einer guten Zeit von 2 Stunden und 50 Minuten. Dann folgten im 10-Minuten Abstand zuerst Volker, dann ich. Nachdem auch Heidrun und Udo eingetroffen waren, durften wir etwas länger warten. Wir fünf machten ein echtes Paßfoto und warteten dann auf den Rest der Gruppe, jeder von ihnen wurde bei den schlimmen letzten Metern angefeuert. Während der ersten Stunde auf dieser Höhe ging es mir noch recht gut, dann machte plötzlich mein Kreislauf schlapp. Ich sackte zusammen wie ein Ballon, aus dem man die Luft gelassen hatte. Etwas Traubenzucker brachte mich aber schnell wieder auf die Beine, "Blödsinn" meinte Josephine dazu. Während die letzten auf dem Zahnfleisch gehend ankamen, fing es leicht zu schneien an. Uwe hatte mit einem Lama angebandelt und natürlich verloren. Schnell stiegen wir jetzt ab vom Paß Warmiwañusqa, etwas tiefer wartete schon das Mittagessen auf uns. Wir machten ausgiebig Pause und sogar die Sonne zeigte sich kurz und wärmte uns etwas auf. Später stiegen wir noch weiter ab, über endlose Stufen bis auf 3650 Meter. Dort lag das Camp von Paqaymayu, wo außer uns noch viele andere Gruppen lagerten. Es war ein einziges Meer von Zelten. Kaum waren wir angekommen, da fing es auch schon an zu regnen. Beim guten Abendessen erzählte unser Guide wieder von Peru.

 

16. Tag

Es hatte die ganze Nacht geregnet und leider hörte es auch am Morgen nicht auf. Ich hatte auch nicht besonders geschlafen und der Blick aus dem Zelt besserte die Stimmung nicht. Er offenbarte nur Wolken und Nebelschwaden. Wieder wurde gegen halb 8 Uhr aufgebrochen, nur machte das Laufen heute bei einem solchen Wetter natürlich keinen besonderen Spaß. Auch steckte allen noch der harte Aufstieg vom Vortag in den Knochen. Hinter dem Camp ging es sofort wieder steil bergauf, eine halbe Stunde Weg bis zur Ruine Runkoraqay, die 150 Meter höher lag. Es war nur eine kleine Anlage und bekannt war sie besonders dadurch, daß vor einigen Jahren hier eine deutsche Touristin durch ihren israelischen Mann ermordet worden war. Nach kurzem Aufenthalt quälten wir uns die weiteren 200 Höhenmeter bis zum nächsten Paß hinauf, doch die Hoffnung auf besseres Wetter erfüllte sich nicht. Von den jetzigen 4000 Metern gab es einen langen Abstieg an kleinen Seen mit ungenießbaren Wasser vorbei zur Ruine Sayaqmarka. Nicht jeder von uns besuchte sie, einige waren vom langen Dauerregen einfach zu deprimiert. Doch viele andere Touristen drängten sich in den engen Wegen, die oft voller Neid auf meinen inzwischen ausgepackten Regenschirm schauten, der mich doch ziemlich trocken hielt. Auch die beste Regenjacke machte nach einiger Zeit schlapp und ließ das Wasser hindurch. Es folgte jetzt eigentlich der schönste Teil des Inkatrails, ohne größere Steigungen oder Gefälle an tiefen Abgründen vorbei, oft durch einen malerischen Wald. Doch wir konnten das Wandern nicht genießen, Wolken verhinderten jede Sicht und fast alle waren inzwischen naß bis auf die Knochen. Schon um 12 Uhr erreichten wir unser heutiges Nachtlager, den Paß Phuyupatamarca auf 3600 Metern. Viele Zelte standen schon dort, doch wir fanden ein Stück weiter unten noch ein ebenes Plätzchen. Alle waren froh, als unsere Zelte aufgestellt worden waren, bis dahin hatten wir uns im Essenszelt zusammengedrängt. Leider war auch das Gepäck nicht vom Regen verschont geblieben, Klamotten zum Wechseln oder Schlafsäcke waren durchnäßt. Doch auch hier hatte ich Glück, meine Sachen waren trocken geblieben. Alle blieben in ihren Zelten, bis endlich gegen 16 Uhr der Himmel aufklärte und wir endlich das tolle Panorama sehen konnten. Gleich machte ich mich mit Volker auf, um endlich ein paar Fotos zu schießen. Von einem Hügel aus sahen wir schon den Ort Aguas Calientes, bei dem Berg daneben dachten wir es sei der Huayna Picchu, an dessen Fuß unser Ziel Machu Picchu liegt. Am nächsten Tag stellte sich heraus, daß es sich um einen Nachbarberg handelte. Auch der Rest der Gruppe war nach dem Tee noch zu einem Spaziergang aufgebrochen, für Fotos wurde das Licht jedoch langsam schon zu schwach. Das gute Abendessen gab es heute schon um 18:30 Uhr, wie jeden Tag erzählte uns danach der Guide von Land und Leuten. Schon um 20:30 Uhr lagen alle in ihren Betten, zum Glück hatte der Inhalt des Gepäcks inzwischen Zeit zum Trocknen gefunden.

 

17. Tag

In der Nacht fing es noch manchmal kurz an zu regnen und jeder hörte auf das Geräusch aus Angst vor dem nächsten Tag. Als dann noch mitten in der Nacht die Träger ausgiebig mit Reden anfingen, wurde Josephine wild. Zum Glück zeigte dann am Morgen ein Blick aus dem Zelt einen blauen Himmel. Noch vor dem Frühstück stiegen wir auf die umliegenden Hügel, um das tolle Panorama zu sehen und aufs Bild zu bannen. Heute brachen wir spät auf, erst um halb 9 Uhr machten wir uns auf den Weg. Es war ja auch nicht mehr sehr weit. Vom Paß ging es nur ein Stück abwärts bis zu den Ruinen von Phuyupatamarca, wo unsere Träger am Tag zuvor das Wasser geholt hatten. Nach der Besichtigung ging es auf endlosen Treppen 900 Meter hinab ins Tal. Heute war es heiß und der Weg recht steil und anstrengend. Die schon weit sichtbare Anlage von Intipata konnten wir leider nicht betreten, der Trail dorthin war gesperrt. Statt dessen führte ein schlechter Pfad in Serpentinen hinunter nach Wiñay Wayna. In der dortigen Absteige hatte der Trecking-Koch Alfredo für uns noch einen Salat zubereitet. Die Träger waren mit unserem Gepäck inzwischen schon unterwegs nach Aguas Calientes. Um 11 Uhr hatten wir den Platz erreicht, nach dem Essen gingen wir als nächstes die wenigen hundert Meter zur hiesigen Ruinenanlage, die sehr malerisch am Berg lag. Für mich war der Aufenthalt hier viel zu kurz, doch die anderen drängten auf das Weitergehen. Vor dem letzten Teil des Inkatrails gab es eine Kartenkontrolle, dann folgte ein fast ebener Weg mit schönen Tiefblicken. Volker und ich setzten uns etwas ab, um wenigstens einige Minuten den Blick vom Sonnentor für uns zu haben. Wir erreichten den Aussichtspunkt nach gut einer Stunde Fußweg. Nachdem das letzte Stück noch über eine sehr steile Treppe geführt hatte, traten wir durch das Tor und sahen unter uns endlich Machu Picchu. Für diesen Anblick hatten sich die 52 Kilometer wirklich gelohnt. Nach längerem Verweilen führte uns Heradio an die Stadt heran, doch nicht hinein, den Eintritt sparten wir uns für den folgenden Tag auf. Als er seine Erläuterungen machte, bemerkte ich Ruth und Doris, die aus der Stadt kamen und machte sie auf uns aufmerksam. Während der Rest der Gruppe müde war und zum Hotel fuhr, blieben die beiden noch einige Zeit hier oben. Auch Volker und ich wollten die Zeit noch nutzen, wir besuchten die Inkabrücke. Unser schmaler Pfad verlief hart am Abgrund und war sicher nichts für Leute mit Höhenangst. An die Brücke aus Holzbohlen kamen wir nicht heran, ein Teil des Weges dorthin war weggerissen worden. Als wir schließlich mit dem Bus ins Tal hinab fuhren, waren auch Ruth und Doris bei uns, die Piste führte in vielen Serpentinen den Berg hinab. Vom Sonnentor war die Straße gut zu sehen, leider zu gut, denn auf unseren Fotos sah man die Schlangenlinie leider viel zu deutlich. In Aguas Calientes schließlich gruppierten sich alle Häuser um die Bahn, der Ort lebte praktisch nur vom Tourismus. Ein Restaurant lag neben dem anderen, an einem der besseren Imbisse hatte ein Teil von uns schon Platz genommen. Nach dem Bezug meines Zimmers gesellte ich mich dazu. Einige waren ins Thermalbad gegangen, aber dafür war es inzwischen für mich schon zu spät. Nur einen Spaziergang machten wir noch nach dem Essen.

 

18. Tag

Um 5 Uhr war Wecken, denn wir wollten den ersten Bus nach Machu Picchu erwischen. Ich aß nichts vom Frühstück, mein Magen wollte nach dem reichlichen Abendessen nicht so recht mitspielen. Der erste Bus fuhr dann doch ohne uns los, der zweite genügte uns aber auch, denn bis zum Sonnenaufgang oben auf dem Berg dauerte es immer noch eine längere Zeit. Die nächsten Stunden erzählte uns der hiesige Führer Francisco von Machu Picchu und sagte dabei teilweise das Gegenteil von Heradio am Vortag. Noch nicht viele Gruppen waren unterwegs, die meisten hier waren wohl am Morgen vom Sonnentor gekommen. Sogar oben auf dem Huayna Picchu sah man Leute, sie hatten anscheinend auf dem Gipfel übernachtet, obwohl das verboten ist. Oder sie waren schon im Dunkeln vom Hotel an den Ruinen aus aufgebrochen. Unser Führer zeigte uns die markantesten Punkte, während Uwe übersetzte. Ab 10 Uhr hatten wir Freizeit, wir sollten nur rechtzeitig gegen Abend am Zug sein. Volker und ich besuchten noch die Baños, bevor wir uns auf den Weg machten, den Huayna Picchu zu besteigen. Uwe hatte eigentlich mitgehen wollen, mußte sich dann jedoch bei einer anderen Gruppe als Fotograf betätigen und etwas für sein Ego tun. Wir beide gingen deswegen ohne ihn los. Vor dem Aufstieg war es nötig, sich in ein Buch einzutragen, da der Weg recht ausgesetzt war und geprüft werden sollte, ob auch alle den Berg wieder verließen. Der Aufstieg war bis 13 Uhr erlaubt, der Abstieg bis 15 Uhr Pflicht. Bei der heutigen Hitze waren wir froh, daß der Pfad meist im Schatten verlief. Er entsprach einem leichten Klettersteig und war manchmal mit Seilen oder Drahtseilen versichert. Ich war schlapp, hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, Volker war besser unterwegs. Trotzdem hatten wir nach gut 45 Minuten den Gipfel erreicht. Zuvor hatten wir einmal durch einen engen Tunnel krabbeln müssen. Oben lagen große Felsblöcke neben- und aufeinander, von ihnen hatte man einen tollen Blick. Deshalb blieben wir auch eine Stunde, bevor wir über Terrassen und an einer Hausruine vorbei die Bergspitze über eine sehr steile Treppe verließen. Auch für den Abstieg brauchten wir eine halbe Stunde, bei den glitschigen und unregelmäßigen Stufen mußte man vorsichtig sein. In der Ruinenstadt besichtigten wir noch unbekannte Teile, bevor mit Ellen zusammen als letzte von uns den Bus nach unten nahmen. Heute begleitete ein bunt gekleideter Junge den Bus zu Fuß über eine Abkürzung und winkte uns bei jeder zweiten Kehre zu. Unten stieg er schnaufend zu und sammelte für seine sportliche Leistung bei den Passagieren im Bus ein Trinkgeld ein. Im Städtchen aßen wir zuerst etwas Ordentliches zu Mittag, wir hatten genug Zeit, unser Zug fuhr erst um 16:30 Uhr. Wir waren früh am Bahnhof und die Eisenbahn fuhr auch fast pünktlich ab. Doch dann schaukelte sie gemächlich in über 4 Stunden nach Cuzco. Wegen Platzmangel überwand sie die letzten Höhenmeter in der Stadt in Zickzackfahrt. Zuerst vorwärts, dann rückwärts auf ein anderes Gleis, bis dann wieder die Richtung gewechselt wurde. Ein schon wartender Bus brachte uns zum Hotel, es war das gleiche wie beim ersten Aufenthalt. Unser Hauptgepäck wartete hier schon einige Tage auf uns. Ellen, Michael und Volker hatten noch Hunger, ich ging mit, blieb aber bei den Getränken. Erst um 23 Uhr waren wir zurück im Hotel.

 

19. Tag

Der letzte ganze Tag in Peru war für mich ein Einkaufstag. Nach dem späten Frühstück legte Uwe die Trinkgeldkasse dar und brachte letzte organisatorische Dinge zur Sprache. Dann verabredeten wir uns zum letzten gemeinsamen Abendessen. Danach konnte jeder das tun was er wollte. Mit Jörg und Ricarda zog ich los zum Shopping, zuerst waren noch Ellen, Volker und Michael dabei. Als wir drei jedoch zum Markt gingen, trennten sie sich von uns. Auf dem Markt kaufte Ricarda verschiedene Sorten von Kartoffeln, während Jörg sich einen Schuh reparieren ließ. Nachdem wir die neuen Sachen im Hotel abgeladen hatten, ging es weiter mit dem Einkaufen. Doch irgendwann hatte Jörg von den vielen Geschäften die Nase voll, er wurde brummelig. Da zog ich es lieber vor, das junge Paar unter sich zu lassen. Die nächsten Stunden blieb ich meist alleine, war nur einmal eine kurze Zeit mit Karin und Thomas unterwegs. In einem Café schrieb ich meine letzten Postkarten und brachte sie nach Einbruch der Dunkelheit zur Post. Briefmarken gab es heute nicht, nur einen Stempel. Nach dem Essen mit der ganzen Gruppe war es dann Zeit, für den Heimflug zu packen.

 

20. Tag

Ursprünglich war Wecken für 5 Uhr geplant gewesen, doch leider verschob sich unser Flug nach Lima. Erst um 10 Uhr wurden wir abgeholt. Da der Flughafen von Cuzco mitten in der Stadt liegt, waren wir recht schnell dort. Hier konnten wir noch als Gruppe einchecken und bald darauf bestiegen wir den Airbus der inneramerikanischen Taca-Airlines. Es gab zwar eine Kleinigkeit zu essen, doch zu dem Zeitpunkt war ich schon entschlummert. Man weckte mich, obwohl ich eigentlich keinen Hunger hatte, heute ging es mir mal nicht besonders gut. Gegen 13 Uhr landeten wir in Lima und hatten auch schnell unser Gepäck. Danach sollte der Rest der Tages noch für einige Programmpunkte genutzt werden. Ein Bus wartete schon auf uns, es wurde das ganze Gepäck aufs Dach geladen. Dann fuhren wir ein ganzes Stück durchs chaotische und graue Lima bis zu einem privatem Goldmuseum. Dort gab es Unmengen von Gegenständen aus der Vorinkazeit, meist aus Gold, aber auch aus anderen Materialien. Alles unheimlich eng zusammengepfercht und wohl auch meist aus dunklen Quellen zusammengekauft. Doris und Ruth waren nicht bei uns, es gab Probleme mit Doris' Heimflug. Sie hatte zwar eine Reservierung, doch zur Zeit des Abfluges würden sie und Ruth noch auf Galapagos sein. Deshalb waren die beiden schon per Taxi auf dem Weg zum Hotel und dann zum KLM-Schalter. Nach dem Museum verabschiedeten sich auch Udo und Heidrun, sie blieben noch in Lima bei Freunden. Wieder zurück in Deutschland las ich kurze Zeit später in einem Zeitungsabschnitt, daß die meisten Gegenstände des Goldmuseums Fälschungen seien. Als nächstes besichtigten wir einen Konvent nahe des alten Zentrums von Lima, hier waren die Katakomben mit vielen menschlichen Knochen am interessantesten. Danach gingen wir zu Fuß zur Plaza des Armas, um uns die dortigen Gebäude anzusehen. Da es jetzt schon fast 18 Uhr war, gab es zum Fotografieren schon zu wenig Licht. Bald kam auch der Bus und brachte uns zurück zum Flughafen. Wir checkten getrennt ein, denn ab Amsterdam gab es für uns verschiedene Ziele. Es wurde noch eine Steuer von 25 US-Dollar fällig, dann durften wir in den Abflugbereich. Leider hatte die Maschine Verspätung, die Boarding-Zeit lag hinter der Abflugzeit. Deshalb gingen wir zuerst in ein Café, wo Ellen mal wieder die Speisekarte studierte. Früher als gedacht durften wir dann doch die MD 11 übers Flugfeld betreten und vor 21 Uhr starteten wir in Richtung Norden, um nach 3,5 Stunden einen Zwischenstopp in Aruba einzulegen.

 

21. Tag

Kurz nach Mitternacht setzten wir in Aruba zu Landung an. Doch kurz vor dem Aufsetzen heulten die Triebwerke auf und wir starteten durch. Ein anderes Flugzeug hatte die Landebahn noch nicht verlassen. Nach einer Kehrtwende landeten wir schließlich aus der anderen Richtung. Für eine Zeitlang durften wir das Flugzeug verlassen, um uns etwas die Beine zu vertreten, doch bald ging es weiter. In den nächsten Stunden liefen zwar zwei Filme, ich zog es jedoch vor, zuerst das von Thomas geliehene Buch fertig zu lesen und dann zu schlafen. Zuvor stellte ich meine Uhr wieder um 7 Stunden vor. Als ich wach wurde war es im Innern des Flugzeugs noch stockdunkel, draußen jedoch schon taghell. Das bemerkte ich, als ich kurz hinter die Blende schaute. Mit immer noch Verspätung erreichten wir Amsterdam und verabschiedeten uns nur kurz. Besonders Ellen, Volker, Michael und ich mußten uns beeilen, unser Anschlußflug startete bald und wir mußten noch den ganzen Flughafen durchqueren. Mit der kleinen Boing dauerte es nur eine Stunde bis Frankfurt, es lag unter dichten Wolken. Ellens Gepäck war nicht mit uns gekommen, sie mußte deswegen eine Verlustmeldung aufnehmen. Wir anderen nahmen derweil den Bus nach Terminal 1, dort ging Michael nach einer Fahrstuhlfahrt verloren und tauchte auch nicht wieder auf. Volker und ich fuhren zum Hauptbahnhof, von dort aus ging es getrennt weiter. Um 22:15 Uhr war ich endlich in Bad Camberg, wo Mutti und Eva schon warteten.