Reise mit Daltus: www.daltus.de

Schottland

1. Tag, 6.8.1997

Es war für heute und auch für die nächste Zeit schönes Wetter für ganz Deutschland gemeldet und trotzdem brachte mich Papa um 6:45 Uhr zum Zug nach Bad Camberg. Ich wollte ja unbedingt nach Schottland fahren, in ein Land also, das nicht gerade für eitel Sonnenschein bekannt ist. Ich hätte zwar auch einen späteren Zug nehmen können, wollte aber kein Risiko eingehen und durch eine Verspätung den Bus verpassen. Zweimal mußte ich umsteigen, einmal in Limburg und einmal in Koblenz, bis ich schließlich um 9:30 Uhr Köln erreichte. Hier traf ich schon bald Joachim, einer von 23 Mitreisenden, wir beide waren die ersten, die sich am Treffpunkt einfanden. So nach und nach trudelten noch mehr Leute ein und als Hubert schließlich um kurz nach 11 Uhr eintraf, waren wir schon vollzählig. Schnell wurde das Gepäck verstaut, die Sitzplätze verteilt und los ging die Fahrt. Wie so oft wenn ich in einem Bus sitze, schlief ich bald schon ein und verpaßte so den Grenzübergang nach Belgien. Doch bei unserer ersten Pause war ich schon wieder wach. Eine zweite legten wir in Frankreich ein und erreichten so kurz nach 6 Uhr abends die Fähranlagen in Calais. Bald schon schloß sich uns ein zweiter Daltus-Bus an, einer der alten umgebauten Wohnbusse. Diese Gruppe war auf dem Weg nach Irland. Um 19:15 Uhr legte unsere Fähre ab, um in 1,5 Stunden den Ärmelkanal bis nach Dover zu überqueren. Auf dem Oberdeck war es sehr windig, dafür in den Innenräumen ziemlich voll. Ich hatte Zeit, eine Kleinigkeit zu essen und etwas Geld zu tauschen, nur war der Wechselkurs an Bord ziemlich miserabel. Endlich in England mußten unsere Uhren eine Stunde zurückgestellt werden, außerdem fuhren alle Autos auf der falschen Seite. Hubert brachte uns noch ein Stück weit ins Landesinnere, doch das bekam ich nicht mehr mit. Ich schaute mir schon wieder die Augenlieder von innen an. Bei Maidstone, ein Stück südlich von London schlugen wir unser Nachtlager auf einem Rastplatz auf. Die Dachzelte wurden vorbereitet, ausnahmsweise ohne Regenplane und die Leute auf sie verteilt. Joachim und ich nahmen eines direkt an der Leiter, der guten Luft wegen. Es wurde nur ein kaltes Abendbrot zubereitet, trotzdem war es nach dem Spülen schon 11 Uhr. Bald lagen alle in ihren Betten, oder besser in ihren Schlafsäcken auf den Matratzen. Es wurde noch eine Zeitlang geredet, doch schließlich kehrte Ruhe ein.

 

2. Tag

Nach einer ruhigen ersten Nacht wachte die ganze Gruppe so gegen 6:30 Uhr auf. Endlich war Zeit zu duschen, die Raststätte war hierin sehr gut ausgestattet. Kaum erfrischt wieder zurück am Bus, hatte Hubert schon das Kaffeewasser zum Kochen gebracht. Obwohl, man mußte es eher als Teewasser betrachten, die meisten von uns hängten nämlich lieber einen Teebeutel in ihre Tassen. Nach dem Frühstück setzten wir uns zu einer Runde zusammen, um uns einander vorzustellen. Auch wollte Hubert uns die Reiseroute zeigen. Bei der Vorstellung wurde ein Ball hin und her geworfen, wobei jeder den Namen dessen sagen mußte, dem er den Ball zuwarf. So was ist bei mir aber natürlich völlig sinnlos, Namen sind für mich Schall und Rauch, sie gehen links rein und rechts raus, ich kam später auch mir "Hey du, Dingens!" prima weiter. Einige Zeit später brachen wir auf, um weiter nach Norden zu fahren. Wir machten einen weiten Bogen um London und legten erst in Banbury einen Einkaufsstopp ein. Auch heute war noch strahlend schönes Wetter, da machte ein Bummel richtig Spaß. Von einer Arbeitskollegin hatte ich den Auftrag bekommen, zwei Sammelteddys mitzubringen, einen davon entdeckte ich hier ziemlich bald. Noch schnell ein Sandwich für den Rückweg gekauft, dann war es nach einer Stunde Aufenthalt Zeit für die Weiterfahrt. Leider kamen wir bald darauf auf der Autobahn in einen Stau, wobei wir 2 Stunden verloren. Bei unserer nächsten Pause telefonierte ich mit den Eltern in Deutschland, auch dort war bestes Wetter. Wir hingegen gerieten bald in eine Regenfront, fürs Erste war also Schluß mit Sonnenschein. Hinter Lancaster verließen wir die Autobahn, auf Landstraßen fuhren wir weiter in Richtung der Irischen See. In High Newton, einer Ortschaft in der nur sehr verteilt ein paar Häuser standen gab es einen Campingplatz, hier wurde übernachtet. Während ein Teil der Gruppe das Essen zubereitete, versahen einige andere die Zelte mit einer Regenplane, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt trocken war. Heute gab es Spaghetti mit einer Tomaten-Pilzsoße, es blieb sogar noch einiges davon übrig. Beim Spülen gab es noch etwas natürliches Licht, doch schnell wurde es dunkel. Um 10 Uhr brach fast die ganze Gruppe auf, um zum örtlichen Pub zu gehen, er wurde nach langem Fußmarsch sogar gefunden. Er hieß "The Duck & Crown Inn", es war aber weder Ente noch Krone zu sehen. Das hiesige Bitter war dunkel und schmeckte etwas abgestanden, doch die Kneipe war gemütlich. Nach kurzer Zeit traf Hubert mit Silke ein, somit waren wir also vollzählig. Ich war aber müde und blieb nicht lange, nach Fertigstellen meines täglichen Berichtes machte ich mich mit Hubert auf den Rückweg. Später am Bus sorgte ein betrunkener Engländer für etwas Aufregung, doch dann wurde es in den Zelten bald ruhig. Nur ein leises Schnarchen, dessen Herkunft schwer zu bestimmen war, sorgte in den nächsten Tagen für Gesprächsstoff.

 

3. Tag

Die Nacht war zum Glück trocken geblieben und auch im Laufe des Tages klarte es immer mehr auf. Unser Weg führte uns weiter nach Norden, doch zuerst nur ein kurzes Stück bis zum Kirkstone Paß. Dort machten wir eine kleine Wandertour zu einem der Gipfel ringsherum. Leider verhinderte starker Nebel den Blick auf die sonst bestimmt sehr schöne Aussicht, und etwas feucht war es auch.. Typisch schottisch eben. Nach der Rückkehr zum Bus ging es bald weiter, hinab ins Tal, doch ich hatte da schon wieder die Augen geschlossen. Erst auf der Autobahn wurde ich wieder wach. Unser nächster Halt war bei Gretna Green, ein Stück hinter Carlisle, endlich waren wir auf schottischem Boden. Diese ehemalige Schmiede, in der früher junge Leute heiraten konnten die nach englischem Gesetz noch minderjährig waren, war zu einer reinen Touristenfalle verkommen. Hier fiel uns zum ersten Mal angesichts der schottischen Preise die Kinnlade herunter, leider blieb es aber nicht das letzte Mal. 5 Mark waren mir echt zu teuer, nur um einen Amboß zu sehen, auf dem früher die Ehen besiegelt wurden. Nach einer halben Stunde hatten wir genug und weiter ging es nach Dumfries. Dort wurde eingekauft und zwar das Essen für heute und den morgigen Sonntag. Joachim und ich hatten auch eine gewisse Leere im Magen, fanden aber zuerst das Zentrum der Stadt nicht. Nach langem Suchen und Herumfragen wurden wir dann doch fündig und zogen uns jeweils einen Döner rein. Mit etwas Verspätung fuhren wir weiter, Hubert wählte eine kleinere Straße nach Newton Stewart, sie führte über den Ort New Galloway und war landschaftlich reizvoller. Es gab sogar einen Fotostopp, doch ausgerechnet an einer Stelle, wo rein gar nichts zu sehen war. Später gab es noch einen zweiten Halt, denn Gabi hatte die Fahrt etwas zugesetzt. Noch etwas später erreichten wir Loch Trool, unser heutiges Ziel. Wir kamen sogar noch vor Sonnenuntergang dort an. Ich machte schnell noch einige Fotos vom See, trat in ein Schlammloch und half Hubert beim Zelte aufbauen, das alles in dieser Reihenfolge. Zu Essen gab es heute Kartoffeln mit Tzatziki, zum Glück für mich waren noch die restlichen Nudeln vom Vorabend da. Wir wurden von richtigen Mückenschwärmen gepiesackt, ich lernte ein neues und typisches Wort aus Schottland: "Midges". Fast alle saßen in dicken Klamotten am Tisch oder hatten sich eine Kapuze übergeschlagen, doch nur wenn man in Bewegung blieb, wurde man einigermaßen verschont. Nach dem Spülen trafen sich alle im Gemeinschaftsraum, der auf diesem Campingplatz vorhanden war, er hatte den Vorteil mückenfrei zu sein. Zuerst mußte ich natürlich schreiben, doch dann gesellte ich mich zu den anderen. Uno, Tridom und Doppelkopf wurde gespielt, letzteres in sehr lautstarker Weise, weil 3 der 4 Spieler Anfänger waren. Um 12 Uhr ging ich in die Falle, während sich 4 Leute immer noch über die Regeln beim Doppelkopf stritten. Als mein Nachbar Jo ins Zelt kam, lag ich schon lange im Tiefschlaf.

 

4. Tag

Heute kamen unsere Leute nicht aus ihren Betten, die letzten verließen die Dusche erst, als die anderen schon lange am Frühstückstisch saßen. Wir machten zwar unser Fahrzeug zur Abfahrt bereit, doch zuerst sollte noch eine Wanderung stattfinden und zwar einmal um den See herum. Wie immer hatte Hubert Probleme mit dem Unterschied zwischen Kilometern und Meilen, weshalb sich die Tour etwas länger als gedacht hinzog. Auf der Ostseite des Sees ging der schmale und schlammige Pfad auf und ab, so daß sich die Gruppe der Wanderer schnell auseinanderzog. Der Himmel war fast überall bedeckt, nur genau über uns war ein blaues Loch in den Wolken und das blieb auch den ganzen Vormittag so. Am hinteren Ende des Sees gab es eine kleine Brücke, hier wartete ich auf den Rest, doch nur gut die Hälfte der Leute waren nach 20 Minuten vorbei gekommen. Der Rückweg war viel leichter, es ging einen Fahrweg entlang. Eine zweite Pause von 20 Minuten wurde am Denkmal von Bruce eingelegt, einem schottischen König, der hier vor 750 Jahren über die Engländer gesiegt hatte. Der große Stein war für einige Fotos gut geeignet. Wieder am Bus zurück waren gut 2,5 Stunden vorüber und es war Zeit für einen Mittagssnack. Nach und nach trafen alle ein, die letzten erst 1,5 Stunden später. Ein paar gingen wieder in die Duschen, sie waren etwas ins Schwitzen geraten. Wir verließen den Campingplatz jetzt endgültig und erreichten das Meer in Richtung Norden nach kaum 40 Kilometern. Durch den Ort Girvan und an der Küste des Kanals zu Irland entlang fuhren wir bis zu Culzean Castle. In diesem Schloß gab es eine interessante Führung in Englisch, die auch eine längere Zeit dauerte. Doch leider war, wie so oft, das Fotografieren in den Innenräumen nicht erlaubt. Nachher war noch Zeit für einen Spaziergang, zuerst ging ich mit Jo zum Strand, der sich aber als sehr steinig entpuppte. Der liebe Jo neckte mal wieder Andrea, die sich aus unerfindlichen Gründen lieber Meffi nennen ließ. Weiter gab es einen schönen Garten, durch eine hohe Mauer umgeben, leider war er aber schon geschlossen, so daß wir nur einen Blick durch die schmiedeeisernen Tore werfen konnten. Wir kamen etwas zu früh zum Bus zurück, einige noch Fußkranke vom Vormittag waren erst gar nicht weg gewesen. Wir legten jetzt an der Küste noch das Stück Weg bis Ayr zurück und parkten an einer Straße, die am Strand entlang führte. Duschen gab es zwar nicht, aber die Toiletten im nahegelegenen Hallenbad waren bis halb 10 Uhr abends geöffnet. Beim Vorbereiten des Abendessens gab es jede Menge Zuschauer, manche fuhren in ihren Autos gleich zweimal vorbei. Heute gab es Bohnen und Reis, außerdem natürlich einen Salat. Später ging die ganze Horde bis auf Gabi in die Stadt zu den Pubs. Nach den schlechten Erfahrungen mit dem englischen Bitter hielt ich mich jetzt an Lager-Bier, es schmeckte für kontinentale Gaumen wesentlich besser. Meine ersten Postkarten schrieb ich beim Bier und suchte später auf dem Nachhauseweg ewig nach einem Briefkasten.

 

5. Tag

Heute kam ich böse zerstochen aus dem Schlafsack gekrochen, es juckte mich den ganzen Tag. Es gab tatsächlich jemanden, der an dieser Stelle ins Meer zum Baden ging, Martina und Meffi waren die beiden unerschrockenen Schwimmer, die trotz der nahen Industrieanlagen ins Wasser gingen. Die Toiletten im Hallenbad wurden spät geöffnet, noch später waren wir wieder unterwegs in Richtung Glasgow. Es war aber nicht sehr weit bis zur größten Stadt Schottlands und wir trafen dort noch am Vormittag ein. Hubert gab uns mehr als 5 Stunden Zeit zur freien Verfügung, Abfahrtszeit war 4 Uhr nachmittag. Die Reisegesellschaft teilte sich in kleine Gruppen auf und meine begab sich zuerst zur Kathedrale und besichtigte diese ausgiebig. Danach besuchten wir die nahegelegene Nekropolis mit den Gräbern von vielen berühmten Schotten. Öfters liefen uns hier auch einige der anderen Daltus'ler über den Weg, die Anzahl der Sehenswürdigkeiten war einigermaßen überschaubar. Etwas später waren wir wieder unterwegs, diesmal zu den Einkaufsstraßen und schauten uns einige Geschäftsarkaden an. Ich hatte kein Glück mit meinem zweiten Sammelteddy und auch ansonsten gab ich kaum einen Pence aus. Schließlich brachte uns die U-Bahn zur etwas entfernten Universität und zum Museum of Art. Meffi wurde etwas verstimmt, weil wir anderen eine etwas geringschätzige Meinung über den Sinn des Ausflugs zum Besten gaben. Die Szenerie war zwar für einige Fotos gut, doch schon bald waren wir wieder auf dem Rückweg. Ich stieg eine Station früher als die anderen aus, um noch eine weitere Fußgängerzone zu besuchen. Doch auch hier gab es für mich nichts Interessantes zu kaufen, nur etwas zu Essen nahm ich mit zurück zum Bus. Hubert war pünktlich und bald darauf lag Glasgow hinter uns. Weiter ging es nach Norden, durch eine kleine Regenfront hindurch zum Loch Lomond. Zum Glück war es dort aber schon wieder trocken. Es gab einen recht rustikalen Parkplatz ohne Luxus, zwar hatte er Toiletten, aber die waren abgeschlossen. Deshalb nutzte ich nach der Vorbereitung von Bus und Abendessen die Gelegenheit zu einem Bad im See. Das Wasser war im ersten Moment saukalt, doch man gewöhnte sich bald daran und ich wurde auf diese Weise immerhin den Staub der Stadt los. Heute abend war ich aber der einzige, der ins Wasser ging. Einige hatten loses Holz gesammelt, Hubert machte ein Feuer am Ufer und bald wurden Maiskolben und Würstchen an angespitzten Stöcken gegrillt. Als es dunkelte, wurde die Gitarre aus dem Bus geholt und Dirk spielte viele Lieder bis spät in die Nacht. Wer konnte, sang mit, die anderen hörten zu. Der Himmel wurde ganz klar, die Sterne wurden sichtbar und später stand sogar ein heller Vollmond über dem spiegelglatten See. Das war die richtige Kulisse für schöne Urlaubserinnerungen oder auch nur für ein geiles Foto mit Stativ. Es war nach Mitternacht, als das Feuer langsam erlosch und sich so nach und nach alle in die Zelte zurückzogen.

 

6. Tag

Leider fing der heutige Tag nicht so klar an, wie es die Nacht gewesen war. Während ein Teil der Leute das Frühstück vorbereiteten, gingen einige andere lieber zum Baden. Etwas später ging auch ich noch mal ins Wasser, sogar mit Musikbegleitung, ein Dudelsackspieler stand am Ufer und übte. Warum er das tat, wurde uns einige Zeit später klar, als mehrere Reisebusse zum Fotostopp anhielten. Jeder zweite dieser Reisenden wollte mit dem Schotten zusammen aufs Bild, was dieser stoisch über sich ergehen ließ. Wir fuhren bald darauf weiter, einen nächsten Halt legten wir an der Grenze zu den Highlands ein. Das Grenzschild lud mich zum Klettern ein, Petra mußte ein Foto schießen. Ein Stück weiter, bei Glen Coe begann dann unsere heutige Wanderung. Zuerst ging es in einer halben Stunde auf einen Grad, danach bog ich links ab, um noch einen kleinen Gipfel zu besteigen. Ich hatte genug Zeit, denn einige unsere Leute waren nicht so gut zu Fuß wie ich. Leider fing es jetzt an zu regnen und es hörte auch bis zu unserer Ankunft am Bus nicht mehr auf. Kurz nach mir traf Hubert auf dem Gipfel ein, er wollte wissen, ob ich mich vielleicht verlaufen hätte. Auf dem Abstieg schließlich schnauften mir Meffi, Martina und Jo entgegen. Wieder auf dem Hauptweg machte ich mich daran, die anderen Wanderer einzuholen, was ich auch bald geschafft hatte. Ich ging noch ein Stück voraus und traf nach 2,5 Stunden Wegzeit auf Hubert, der mit dem Bus vorausgefahren war und uns jetzt entgegenkam. Am Bus konnten endlich die nassen Klamotten gewechselt werden und es gab auch etwas zu Essen. Allerdings hatten die Midges auch Hunger und wollten uns auffressen, nur indem man wieder dauernd in Bewegung blieb, hatte man etwas Ruhe vor ihnen. Als wir wieder vollzählig waren, fuhren wir weiter bis Fort William. Hubert kaufte ein fürs Abendessen, wir anderen hatten eine Stunde Zeit zum Bummeln. Leider machten fast alle Geschäfte schon um halb 6 Uhr zu, nur die kitschigen Souvenirläden blieben weiterhin geöffnet. Immerhin kaufte ich mir eine Kaffeetasse. Wir fuhren dann noch ein Stück weiter bis Roy Bridge und dort auf den Campingplatz. Während wir das Essen vorbereiteten, gab es noch einen Regenschauer. Elke hatte nach Deutschland angerufen und erzählte uns von den 35 Grad Hitze, die dort herrschten. Heute gab es Nudeln mit Tomatensoße, dazu Salat. Nach der Dusche war es wieder Zeit für den Pub. Dort gingen schon um halb 12 Uhr langsam die Lichter aus, zuerst in der Toilette, später auch über den Tischen. Schließlich wurde die Theke durch ein Gitter zugesperrt. Wir merkten langsam, daß wir wohl nicht mehr erwünscht waren und wischen deshalb der Gewalt. Unsere Taschenlampen zeigten uns den Weg zurück zum Bus.

 

7. Tag

Je weiter wir in die Highlands fuhren, um so weniger meinte es das Wetter gut mit uns. Heute zum Beispiel hatten wir den ganzen Tag eine starke Bewölkung und öfter regnete es auch. Da wir aber fast die ganze Zeit nur im Bus saßen, machte das Wetter uns wenig aus. In Richtung Nordwesten unterwegs kamen wir zuerst an einigen Lochs vorbei, einmal machten wir bei Loch Loyne Halt zu einem Fotostopp. Bald danach kam das Eilean Donan Castle in Sicht, eine auf alt getrimmte Burg neueren Datums, die schon als Kulisse für Filme wie "Highlander" oder "Ritter der Kokosnuß" gedient hatte. Hier war natürlich alles mit Touristen überschwemmt und auch wenn die Burg sehr malerisch dalag, so kam mir doch die Einrichtung sehr zusammengestückelt und wenig zusammenpassend vor. Der Eintritt war saftig und natürlich gab es auch einen Souvenirladen. Die Straße unter unseren Rädern wurde "Road to the Isles" genannt, sie führte über die neue Brücke zur Isle of Skye und von dort mittels Fähren weiter zu den Hebriden. Doch leider bogen wir rechts ab, diese Inseln waren im Reiseverlauf nicht vorgesehen. Statt dessen fuhren wir über Shieldaig am Loch Torridon zum Loch Maree, wo eine kurze Pause eingelegt wurde. Hier war ich so mit Wurstschneiden beschäftigt, daß ich nicht zum Essen kam. Weiter ging es jetzt zu den Interewe Gardens, einem tropischen Park im rauhen Norden, wo eigentlich eine Besichtigung geplant war. Doch leider war das Interesse dazu bei unseren Leuten nicht sehr groß, weswegen wir uns nach kurzer Beratung wieder auf den Weg machten. Sehr zu meinem Ärger, ich wäre gerne hinein gegangen. Aber nun fuhren wir weiter bis zu den Wasserfällen "Falls of Measach". Hier konnte man von einer Hängebrücke aus den Wasserfall tief drunten sehen. Doch war etwas Geduld angebracht, es durften immer nur sechs Personen auf den schwankenden Steg. Zum Fotografieren war es schon etwas zu diesig, außerdem warteten die Midges auf uns. Bis Ullapool war es jetzt nur noch ein kurzes Stück, im hiesigen Campingplatz fanden wir direkt am Meer einen schönen Stellplatz. Es wehte hier ein recht heftiger Wind, so daß das Zelte aufklappen sich heute etwas schwieriger gestaltete. Auf einer Seite kamen sie immer wieder zurück. Während das Gemüse und der Reis kochte, war ich etwas unterwegs und fand ein Telefon für einen Heimatanruf. Zu Hause war es wirklich sehr heiß, etwa seit der Zeit, die wir unterwegs waren. Etwas später beim Essen saßen alle am Tisch in ihren dicken Klamotten. Auch mußte man schnell essen, der Seewind kühlte die Teller in sprichwörtlicher Windeseile ab. Leichtes Geschirr war sowieso dauernd unterwegs. Dafür gab es heute aber keine Mückenplage. Nach dem Spülen suchte die ganze Blase einen Pub, der nicht so voll war, in diesem Touristenstädtchen ein fast unmögliches Unterfangen. In einer Kneipe trafen wir Jo, Timo, Andrea und Martina, die sich schon vor dem Kochen in die Stadt aufgemacht hatten. Wir blieben hier, bis man uns wie immer um halb 12 Uhr hinauswarf.

 

8. Tag

Erstmals hatten wir 2 Übernachtungen an einem Ort, weswegen der Bus bleiben konnte, wo er war. Am frühen Morgen spielte sogar das Wetter noch mit, doch blieb es nicht den ganzen Tag so. Wir frühstückten ziemlich spät, denn erst für viertel vor 10 Uhr war als Treffpunkt der Hafen ausgemacht. Von hier aus war ein Ausflug zu den Summer Isles geplant. Vorher jedoch konnten wir noch zusehen, wie ein Fischerboot große Mengen von noch lebenden Krebsen auslud. Gegen 10 Uhr betraten wir das kleine Schiff "Summer Queen" und kaum waren wir losgefahren, da fing es auch schon an zu regnen. Es hörte bis zu unseren Heimkehr nicht mehr auf, danach war es wieder relativ trocken. In der Ferne sahen wir Seelöwen bei der Jagd und einmal schwammen auch einige Tümmler vorbei. Nach fast zwei Stunden erreichten wir die Hauptinsel unseres Zieles, Tanera Mór genannt. Hier gab es nur wenige Häuser, noch weniger Leute und auch kaum etwas zu sehen. Dafür hatten sie ein eigenes Postamt mit eigenen Briefmarken. Die 40 Minuten Aufenthalt genügten vollkommen, bald schon waren wir wieder auf dem Rückweg. Bei einer Seelöwenkolonie wurde noch eine Fotopause eingelegt, bevor wir Nonstop zurück nach Ullapool fuhren. Es war jetzt 14 Uhr und den Rest des Tages hatten wir zur freien Verfügung. Zuerst aß ich etwas, den Teil eines ziemlich ekligen Hühnchens mit einigen furchtbar fettigen Pommes. Danach war Chopping angesagt. Viel gab es eigentlich nicht, nur von einem Laden mit keltischem Kunsthandwerk konnte ich mich kaum losreißen. Doch zuerst kaufte ich hier nur ein T-Shirt. Auch ein Anruf nach Hasselbach hielt mich davon ab, größere Geldmengen auszugeben. Um halb 7 Uhr abends sollte gekocht werden, doch zu den Nudeln gab es Lachssoße. Deshalb ging ich noch einmal kurz ins Dorf und kaufte mir als letzte Rettung eine Flasche Ketchup. Auch zum Kelten trieb es mich noch mal, doch diesmal kaufte ich einige Kleinigkeiten. Wieder am Campingplatz war inzwischen ein Rotelbus eingetroffen. Für mich war das die erste Begegnung, deshalb ging ich mit, als wir ihnen einen Besuch abstatteten. Später kamen sie auch zu uns, besonders den wenigen jungen Leuten lief beim Zuschauen unserer Essensvorbereitung das Wasser im Mund zusammen. Das Anschauen der Schlafsärge und ein Blick in den Rotelkatalog wird mich wohl für immer davon abhalten, hier eine Reise mitzumachen. Jetzt gab es Essen, als Nachtisch heute sogar Schokoladenpudding mit etwas sehr viel Alkohol drin. Um kurz vor 10 Uhr ging der Weg noch ein letztes Mal in die Stadt, doch alle Pubs waren für meinen Geschmack viel zu voll, daß ich lieber zum Bus zurückkehrte. Hier schrieb ich im Innern meinen täglichen Reisebericht und wurde nur von häufigem Gähnen unterbrochen.

 

9. Tag

Heute am frühen Morgen war das Wetter schon wieder sehr schön, doch als ich diesmal als Letzter aus dem Bett fiel, hatte es sich schon wieder zugezogen. Als ich nach dem Frühstück aus der Dusche kam, war der Bus schon zur Abfahrt bereit. In den zwei Tagen Standzeit waren unsere Reifen tief in der Wiese eingesunken, bis Hubert den Bus auf dem Weg hatte, war der Rasen ruiniert. Mit Schaufeln und schweren Schuhen brachten wir die Bescherung wieder einigermaßen in Ordnung. Ein Stück weiter im Norden lag das Interpolly Nature Reserve, ein kleiner Naturpark. Hubert rief eine 20 minütige Wanderung aus, die dann im Endeffekt natürlich gut eine Stunde dauerte. Ein großer Teil der Strecke war zwar gesperrt, wir kümmerten uns aber nicht um das Verbotsschild. Es ging zuerst unter einer Klippe entlang, dann hinauf auf den Kamm und oben wieder zurück.. Wieder am Bus wurde unser erstes und einziges Gruppenfoto geschossen. Hubert erzählte uns, daß er gehört habe, in Lochinver fänden heute Highlandgames statt und wir beschlossen, einen Abstecher zu dem nicht sehr weit entfernten Ort zu machen. Auf dem Hinweg kamen wir bei Loch Assynt an einer Burgruine vorbei, wie geschaffen für einen Fotostopp. Ich lief voraus, um einige bessere Motive zu erwischen und dabei hätte mich fast der Bus bei der Weiterfahrt übersehen. In Lochinver angekommen, begaben wir uns zum Sportplatz und Hubert feilschte den Eintrittspreis von 3 Pfund auf die Hälfte herunter. Dann sahen wir uns die Wettbewerbe an. Kraftprotze in Schottenröcken warfen schwere Eisenkugeln, große Keulen und schwere Hämmer. Das Wetter war während unseres zweistündigen Aufenthaltes recht gut, nur einmal gab es kurz einen Regenschauer. Auch einen Tanz- und einen Dudelsackwettbewerb konnte man sehen, außerdem wurden Spiele für Kinder veranstaltet. Um viertel nach 3 Uhr waren wir wieder unterwegs, der nördlichste Punkt unserer Reise lag jetzt hinter uns, es ging jetzt nur noch in Richtung Süden. Wegen einer Schlafpause verpaßte ich einen Teil des Weges, doch bei den Falls of Shin war ich wieder voll da. Hier konnten wir Lachse bei dem Versuch beobachten, die hiesigen Stromschnellen flußaufwärts zu passieren. Es wurde zwar versucht, einen Lachs beim Sprung zu fotografieren, doch war das ziemlich schwierig. Nach ein weiteren kurzen Fahrt hatten wir am Dornoch Firth einen Ausläufer der Nordsee erreicht. Bei Tain kauften wir unser Abendessen ein, dann fuhren wir am Cromarty Firth entlang bis nach Beauly und dann noch ein Stück ins Landesinnere. Auf freiem Feld kurz vor Loch Ness machten wir Halt für die Nacht. Zum Essen gab es eine Kartoffelsuppe mit Bockwürstchen vom Aldi. Dazu gab es jede Menge Midges und Regen. Es gab keinen Pub in der Nähe, deshalb wurde frisch gekaufter Whisky verteilt. Damit ließ es sich an den Tischen noch eine Zeitlang aushalten. Auch später in den Zelten wurde es eine ganze Zeit noch nicht ruhig, während der Regen auf die Zeltplane klatschte.

 

10. Tag

Zuerst war es kalt aber klar, später kalt mit Nieselregen. Doch kaum unterwegs wurde es auch schon besser, nur schade, daß wir heute kaum aus dem Bus heraus kamen. Nach wenigen Kilometern erreichten wir nahe Loch Ness das Loch Ness Monster Centre, wo uns ein Film über die Entstehung des Monster-Mythos aufklärte. Die deutsche Synchronisation war miserabel, die englische Originalfassung wesentlich packender, auch wenn der Text der gleiche war. Es gab hier natürlich auch ein Shopping-Center, doch verkauft wurden nur Unmengen von Kitsch. Es war wirklich nicht ein ordentliches Souvenir dabei. Schnell verließen wir diese Touristenfalle und legten die paar Kilometer zum Loch zurück. Wir legten einen Fotostopp ein, entdeckten aber leider kein Monster. Weiter ging es jetzt nach Inverness. Hier gab Hubert uns anderthalb Stunden Zeit zum Einkaufen und zum Besichtigen. Es gab ein Castle und verschiedene schöne Gebäude, ansonsten sah ich mir mehr die Geschäfte an. Bei einem Kiltmaker erkundigte ich mich nach den Preisen, ab 850 Pfund aufwärts für die vollständige Ausrüstung war die Auskunft. Schon allein der Kilt kostete gut 200 Pfund. Solche Preise waren natürlich zu viel für meinen Geldbeutel. Statt dessen gab ich lieber etwas für Hamburger zum Mittagessen aus. Für halb 2 Uhr war die Abfahrtszeit geplant, alle waren da, bis auf Claudia. Hubert diskutierte mit einem Polizisten wegen unseres Parkplatzes, wir standen nämlich im Halteverbot. Mit 10 Minuten Verspätung tauchte unsere Schnappschußfotografin endlich auf. Wir fuhren jetzt weiter nach Süden in Richtung Edinburgh, und legten nach einiger Zeit noch einen Halt ein. Wir besuchten die Whisky-Destillerie Dalwhinnie, machten eine Führung durch die Produktionsorte und durften auch mal den fertigen Stoff testen. Ich überlegte lange hin und her und kaufte mir schließlich doch eine Flasche Single-Malt-Whisky und eine Trinkschale, Quaich genannt. Über die Schnellstraßen kamen wir weiterhin gut voran und am Nachmittag erreichten wir den Firth of Forth. Auf der anderen Seite machten wir Halt, um die beiden Brücken aufs Bild zu bannen. Der weitere Weg führte uns durch die Innenstadt von Edinburgh nach Osten, bis wir bei Musselburgh den Campingplatz erreichten. Ein von Daltus-Reisen vermieteter Bus war schon da. Heute gab es als Abendessen Reis mit Gemüse und auch das Wetter spielte mit. Es war zwar kühl, aber klar. In Deutschland hatten heute 40 Grad Hitze geherrscht.

 

11. Tag

Leider war es am Morgen schon wieder bewölkt und im Laufe des Tages fing es auch ein paarmal an zu regnen. Um 7 Uhr waren zwar die meisten schon auf den Beinen, doch nachdem wir mit Duschen, Essen und Spülen fertig waren, zeigte die Uhr schon auf viertel vor 10. Das Zentrum von Edinburgh war ein ganzes Stück weit weg, doch zum Glück gab es einige hundert Meter vom Campingplatz eine Bushaltestelle. Die Fahrt dauerte über eine halbe Stunde und endete am Informationscenter für Touristen, wo wir uns erst mal über die Stadt schlau machten. Für den Abend machten wir auch einen Treffpunkt um 7 Uhr aus, wir wollten bei einer Geistertour durch Edinburgh teilnehmen. Die meiste Zeit des Tages war ich solo unterwegs, auch wenn ich ab und zu einige der anderen traf. So zum Beispiel direkt an der Burg, wo einige am Schalter für die Eintrittskarten anstanden. Doch am Ende war ich der einzige, der die Burg besuchte, der Eintrittspreis von 6 Pfund war doch recht happig. Dafür gab es aber auch einen elektronischen Führer, der jeden Punkt genau erklärte. Dafür mußte man aber erst mal das Prinzip des Gerätes verstehen. Über 2 Stunden blieb ich hier, sah mir das schottische Ehrenmal an und die große alte Kanone, auch die schottischen Kronjuwelen. Dann ging ich die Royal Mile hinab, hier tauchten natürlich auch ab und zu andere Daltus-Leute auf. Ich bestieg jetzt den alten Vulkankegel Arthur's Seat im Hollyroodpark, der 250 Meter über die Stadt aufragt. Ein einer Stelle war mir der Weg zu steil, ich nahm lieber einen Umweg, doch ein älteres Ehepaar mit Hund kam ohne Probleme hinauf. Oben auf dem Gipfel herrschte ein so starker Wind, daß man sich fast dagegen lehnen konnte. Nach einem Ausflug von etwas mehr als einer Stunde ging ich wieder zurück in die Stadt. Hollyrood-Castle war vom Eintritt her zu teuer, doch für ein Foto von außen konnte es noch herhalten. Auch hier traf ich wieder einige von meinen Mitreisenden. Es ging jetzt auf den Calton-Hill, um die Aussicht zu genießen. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und dementsprechend mächtig Kohldampf und war deshalb bald wieder auf dem Weg nach unten. Nach zwei Hamburgern ging es mir wieder besser und es war jetzt langsam Zeit, zum Treffpunkt zu gehen. Wir hatten leider keine deutschsprachige Tour bekommen, deshalb übernahmen Frank und ich das Dolmetschen, wenn jemand von uns elf Deutschen etwas nicht mitbekam. Unser Führer brachte uns durch die Altstadt und in einen tiefen Keller hinab, während er Geistergeschichten aus der Vergangenheit der Stadt erzählte. Nach gut anderthalb Stunden gingen wir noch einmal in einen Pub, wo ein Bier getrunken wurde. Danach machten sich die anderen um halb 10 Uhr auf den Weg zur Bushaltestelle, während ich noch einige Nachtbilder machen wollte. Ich brauchte dann über 20 Minuten, um die richtige Bushaltestelle zu finden, ich wußte nämlich nur die Nummer der Linie. Doch ich hatte Glück, gleichzeitig mit einem Bus erreichte ich die Abfahrtsstelle, er war wahrscheinlich einer der letzten, der heute noch fuhr. Von Daltus war niemand an Bord, deshalb mußte ich selbst die richtige Stelle zum Aussteigen abpassen. Die meisten waren zwar schon am Campingplatz eingetroffen, doch auch nach mir trudelten noch einige ein.

 

12. Tag

Wieder klingelte der Wecker um 7 Uhr. Nach dem Frühstück wurde zusammengepackt und heute brachte uns Hubert mit dem Bus in die Stadt. Er gab uns noch einen halben Tag, denn gestern am Sonntag waren viele Geschäfte geschlossen gewesen. Bis 2 Uhr nachmittags hatten wir 4 Stunden Zeit. Heute war also Shopping angesagt und weil das Wetter recht gut war, schoß ich auch noch einige Fotos. Es war schwierig, etwas Gescheites als Souvenir für Mutter und Schwester zu finden, deshalb war ich auch eine ganze Zeit in der Royal Mile und in der Princess Street unterwegs. Zwischendrin aß ich ein Baguette, um etwas Energie nachzutanken. Nach langem Überlegen kaufte ich zwei Wolldecken für die beiden und einen Flachmann für mich. Dann war es langsam Zeit, daß ich mich zur Abfahrtsstelle begab. Dort waren die meisten schon eingetroffen und als auch der Bus ankam, fehlte nur noch eine Person. Das war natürlich Claudia. Heute kam sie aber nur um 5 Minuten zu spät. Hubert brachte uns weiter nach Süden durch die Orte Galashiels und Selkirk, bevor er mal wieder eine Nebenstraße nahm. Wie meistens hatte ich einen Teil des Weges verschlafen. An St. Marys Loch legten wir noch eine kurze Pause ein, bevor wir etwas später unsere letzte Wanderung starteten. Am Wasserfall Grey Mare's Tail ging ein Weg steil nach oben. Leider war das Wetter schon wieder umgeschlagen und wesentlich schlechter als noch am Vormittag. Aus Huberts 45 Minuten wurde schnell eine Stunde, bevor ich oben am Loch Skeen ankam. Es war sehr einsam am See, nur der steile Fußweg führte hierhin. Nicht alle kamen oben an, über die Hälfte unserer Gruppe machte sich frühzeitig auf den Rückweg. Als ich mich auf den Abstieg machte, fing es bald an zu regnen und als ich am Bus ankam, war meine Jacke außen klatschnaß. Es gab jetzt etwas Obst zur Stärkung, danach fuhren wir weiter. Wir erreichten bald die Autobahn und fuhren zwei weitere Stunden nach Süden. Als wir auf einer Raststätte Halt machten, hatten wir Schottland schon wieder verlassen. zu Essen gab es Linsen mit Nudeln und Würstchen, erst später, als es schon dunkel war, wurden die Zelte aufgebaut. Es gab hier viele Kaninchen, die wir mit Äpfeln prima anlocken konnten. Sie kamen fast bis auf Armeslänge heran. Die Raststätte war die ganze Nacht geöffnet und wir setzten uns nach 11 Uhr hier noch eine Zeitlang zusammen.

 

13. Tag

Heute war ein reiner Fahrtag, wir mußten ganz England durchqueren. Dafür strahlte aber die Sonne vom Himmel, kaum das wir Schottland hinter uns gelassen hatten. Und natürlich war für heute keine Wanderung geplant. Nach dem Frühstück nutzte ich die Zeit zu einer letzten Dusche in Great Britain, denn etwas später waren wir wieder auf der Autobahn unterwegs. Zuerst fuhren wir gut drei Stunden in Richtung Süden, dabei erwischten wir am Anfang gleich einen Stau, der uns etwa eine Stunde kostete. Am Anfang döste die ganze Gesellschaft vor sich hin, doch als sich dann die ersten Blasen meldeten, wurde es gleich lebhafter. Auf vielfachen Wunsch wurde deshalb eine Pinkelpause eingelegt. Eine weitere Stunde später gab es dann Mittag auf einer Raste, wie Hubert immer sagte, hier wurden die restlichen Linsen vom Vortag aufgewärmt. Ich gab mein letztes britisches Geld aus und bekam sogar noch etwas deutsches zurück. Die Küchenkasse wurde nämlich aufgelöst und jeder bekam 100 Mark bar auf die Kralle. Anschließend ging es weiter, nonstop südlich an London vorbei bis nach Dover. Hubert beeilte sich heute ein wenig, manchmal fuhr er fast 90 Stundenkilometer, er wollte die Fähre um 19:30 Uhr erreichen. Bei uns in der Kabine wurde im Mittelgang die ganze Zeit Doppelkopf gespielt und dabei permanent über die Regeln diskutiert. Tatsächlich kamen wir kurz nach 19 Uhr am Hafen an und reihten uns in der Schlange vor der Zollabfertigung ein. Die britischen Zöllner jedoch winkten uns heraus und wollten den Bus in einer Halle einer genaueren Inspektion unterziehen, was uns bestimmt die Fähre hätte verpassen lassen. Hubert redete mit Engelszungen auf sie ein und erreichte, daß man uns ziehen ließ. Schnell fuhren wir auf die Fähre und rutschten als letzte rein, bevor die Einfahrt geschlossen wurde. Dieses Schiff war kleiner als jenes von der Herfahrt, doch einen Duty Free Shop gab es natürlich trotzdem. Einige kauften sich noch Whisky, der hier wirklich etwas billiger als auf der Insel war. Ich setzte mich zum Schreiben in die Lobby, doch schneller als gedacht liefen wir in Calais ein und bald schon waren wir wieder auf der Autobahn unterwegs. Noch zwei Stunden in der Dunkelheit fuhr uns Hubert bis nach Belgien hinein und stoppte dann mal wieder auf einer Raststätte. Zum Kochen war es etwas spät, deshalb machten wir nur einen Salat. Gespült wurde erst um 1 Uhr nachts, direkt darauf gingen alle schlafen, denn um 6:30 Uhr sollte schon wieder Frühstück sein.

 

14. Tag

Tatsächlich warf uns Hubert zur angekündigten Zeit aus den Federn, denn vor der Abfahrt gab es noch einiges zu tun. Zuerst war es zwar noch nebelig, doch dann wurde es sehr schnell sonnig. Nach dem letzten Frühstück mußten wir Ordnung in den Bus bringen, die Zelte und Kofferklappen mußten gesäubert und der Bus von innen gereinigt werden. Außerdem wurde alles Geschirr und die Kisten für private Utensilien gespült. Nachdem der Bus einigermaßen sauber war, bekam Hubert von der Gruppe ein T-Shirt mit allen Namen und ein Buch über die Plagegeister Midges als Abschiedsgeschenk. Um halb 10 Uhr waren wir wieder auf der Straße und schon kurze Zeit später erreichten wir Deutschland. Auf einer weiteren Raststätte gab es noch eine letzte Pause, bevor wir direkt nach Köln düsten. Dort wurde an der Abfahrtstelle angehalten und alles Gepäck ausgeladen. Danach kam das große Abschiednehmen. Doch mit ein paar von uns war ich noch bis Koblenz zusammen. Elke, Markus, Sabine, Anita und Petra waren im gleichen Zug. Doch zuvor mußte ich noch meine Mutter von der Ankunftszeit telefonisch unterrichten. Die Bahn war pünktlich und in einer kurzen Stunde hatten wir Koblenz erreicht. Ich nahm ein zweites Mal Abschied, die anderen fuhren weiter in Richtung Mainz. Mit einem Rucksack auf dem Rücken, einem auf der Brust und der Fototasche an der Seite suchte ich meine weitere Verbindung, den Regionalzug nach Limburg. In diesem wurde offensichtlich ein neuer Lokführer geschult, die Fahrt war etwas sehr ruckartig. Auch hatten wir deshalb bei der Ankunft 5 Minuten Verspätung, so daß ich mich beeilen mußte, um den letzten Anschlußzug nach Bad Camberg zu erwischen. Doch ich schaffte es noch rechtzeitig und eine halbe Stunde später sah ich Mutter am Bahnsteig stehen und auf meine Ankunft warten. Ein Blick auf die Personenwaage Zuhause zeigte mir, daß ich zuletzt mit 42 Kilogramm Gepäck unterwegs gewesen war. Gut das wir nicht geflogen waren.