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Bericht im PDF-Format: Usbekistan.PDF (0,2 MB)

Usbekistan

1. Tag, 24.04.2010

In der Woche vor dem Abflug war ich in Sorge, ob die Reise nach Usbekistan auch tatsächlich stattfinden würde, ein isländischer Vulkan spuckte Feuer und der Luftraum über Europa war wegen einer vorbeiziehenden Aschewolke komplett gesperrt. Zu meinem Glück wurde diese Sperrung aber zwei Tage vor Abflug aufgehoben, so daß ich mich samstags morgens auf den Weg zum Flughafen Frankfurt machen konnte. Dank guter Bahnverbindungen benötigte ich dazu nur gut eine Stunde, mal wieder war dort Terminal 2 das Ziel. Regina, die Chefin von Daltus-Reisen wartete schon, ich war ihr zweiter Gast, der eintraf. Als die Gruppe größer wurde, bekam sie zum Geburtstag gratuliert, sie hatte wohl in der Visumvorlage ihre echten Daten mitgeschickt. Mir war das gar nicht aufgefallen. Aus diesem Grund hatte sie auch Sekt dabei, ich bot mich an die Flasche zu öffnen, warnte dabei aber vor möglichen Folgen. Tatsächlich war der Sekt dank des Transports dann auch sehr lebhaft, durchnässte aber zum Glück nur die Gruppe neben uns, die daraufhin etwas säuerlich reagierte.

Kaum komplett, gaben war das Gepäck am Schalter ab und gingen durch die Paßkontrolle. Viel Zeit hatten wir nicht im Duty-Free-Bereich, schon bald mußten wir uns anstellen, um die Kontrollen über uns ergehen zu lassen. Für mich lief es diesmal glimpflich ab, ich durfte sogar die Schuhe anbehalten und mußte auch nichts auspacken. Danach saßen wir wieder nur kurz beisammen, das Boarding begann 10 Minuten früher als geplant. Unsere Maschine, eine Boing 767 der Uzbekistan Airways stand auf dem Rollfeld und mußte mit Bussen angefahren werden. Mein Sitz war kaputt, die Lehne ließ sich nicht aufrecht stellen, dafür saß ich aber mit Wolfgang vor dem Notausgang und hatte große Beinfreiheit. Gegen 12 Uhr hoben wir ab, gut 6 Stunden würde der Flug dauern, die meiste Zeit davon verschlief ich. Das mittelprächtige Essen nahm ich noch mit und füllte auch brav zwei Zollerklärungen aus, eine davon für den Rückflug. Kurz nach 21 Uhr Ortszeit Taschkent landeten wir, das nur halbvolle Flugzeug leerte sich schnell. Nach wenigen Metern Busfahrt hieß es anstellen zur Paßkontrolle, danach kam die Gepäckausgabe und am Zoll wurden die Taschen erneut durchleuchtet. Vor dem Flughafen wartete schon Bobomurod, kurz Murat genannt, unser hiesiger deutschsprechender Reiseleiter. Wir stiegen in einen großen neuen Bus, den wir aber nur an diesem Abend benutzten. Da alle Hunger hatten, kehrten wir unterwegs noch in einem Restaurant ein. Es gab Fleischsuppe und Spieße mit Rind- oder Hammelfleisch. Gegen Mitternacht erreichten wir dann das Hotel, dank einer Umbuchung hatte es statt 3 sogar 4 Sterne, eher ungewöhnlich für Daltus-Reisen. Zusammen mit Jörg bezog ich ein Zimmer, wobei wir Probleme mit der modernen Technik der Tür hatten, nicht die Scheckkarte diente zum Öffnen, sondern das bunte Anhängsel nebendran.

 

2. Tag

Die Betten waren zwar recht hart, ich konnte aber trotzdem recht gut schlafen. Der Wecker stand auf 8 Uhr und es wurde heute ausgiebig gefrühstückt. Wir konnten uns an einem Buffet bedienen und weil wir erst um 10 Uhr losfuhren, hatten wir dazu auch genügend Zeit. Das große Gepäck wurde gleich mit in den Bus geladen, nach der Stadtrundfahrt würde es gleich weiter zum Flughafen gehen. Zuerst besuchten wir heute eine recht neue Moschee mit angeschlossener Koranschule aus dem Jahr 2007. Die Khazart Imam bestand aus Backsteinen und Eichensäulen, deren Holz allerdings schon rissig wurde, weil es kaum oder gar nicht mit Schutzmitteln behandelt worden war. Nebenan gab es einige Souvenirläden, wo wir schon einige Beispiele usbekischen Kunsthandwerks anschauen konnten. Zum Kaufen war es aber noch zu früh. Sehenswert war auch ein Koran aus dem 7. Jahrhundert, riesengroß und auf Leder geschrieben. Auf den Grünflächen der Anlage stolzierten viele Störche umher, sehr fotogen und gar nicht scheu. Wir besuchten gleich darauf noch eine Koranschule, diesmal ein älteres Modell mit Namen Kukeldash, im Innenhof durfte man herumgehen, die Zellen der Studenten allerdings nicht betreten, weil sie noch in Benutzung waren. Nebenan gab es einen riesigen Markt, dort schlenderten wir die nächste Stunde kreuz und quer durch die engen Passagen. Irgendwie sah ich aber nur den Bereich mit den Klamotten, für andere Teile war dann keine Zeit mehr. Kurz nach 14 Uhr fuhren wir dann zum Essen ins Lokal vom Vorabend, diesmal setzten wir uns in den kühlen Innenraum. Danach war gleich Zeit, zum Flughafen aufzubrechen.

Heute Abend flogen wir schon weiter in den Westen von Usbekistan, nach Chiwa. In der Schalterhalle mußten wir lange warten und die Luft war stickig, besonders gut ging es mir deshalb nicht. Endlich durften wir eine Tupolev besteigen, die uns in gut einer Stunde nach Urgench flog. Wir kamen dort um 20 Uhr an und es dämmerte bereits. Ein Riesenbus brachte die kleine Gruppe samt Murat in das 40 Km entfernte Chiwa, die meiste Zeit auf einer fast kerzengeraden Strecke. Am Hotel bezogen wir nur kurz die Zimmer und gingen gleich darauf das kurze Stück in die Altstadt zum Abendessen, wo heute außer Bier auch Wodka getrunken wurde. Das Essen war wieder typisch usbekisch und sehr gut. Wir saßen noch lange am Tisch, bis endlich Mitternacht näher rückte. Während die anderen sich schon auf den Heimweg machten, wollte ich noch ein paar Fotos schießen, hatte aber mangels Stativ fast nur verwackelte Bilder. Ich holte die auf mich wartenden Mitfahrer ein und gemeinsam gingen wir zurück zum Hotel.

 

3. Tag

Mein Zimmerkollege Jörg hatte kaum das Licht ausgeschaltet, da fing er auch schon an zu sägen, als wolle er einen ganzen Wald umlegen. Meine Ohrstöpsel waren nicht auffindbar, anscheinend hatte ich sie nach der ruhigen gestrigen Nacht im Hotel in Taschkent vergessen. Da ich keine Ruhe fand, schnappte ich mir um 2:30 Uhr die Matratze meines Bettes und zog ins Bad um. Zum Glück war dort genügend Platz, auch wenn die Luft mangels Fenster ziemlich stickig war. Deshalb stand ich auch heute erst kurz vor 8 Uhr auf, um wenigstens noch etwas Schlaf zu bekommen. Das Frühstück war etwas sparsamer als am Tag zuvor, wir gingen deshalb auch pünktlich um 9 Uhr los in Richtung der Altstadt, die nur einige hundert Meter entfernt war.

Chiwa im Regen

Allakuli-Chan-Medrese

Kaum hatten wir das Westtor passiert, da fing es auch schon an zu regnen, es war schon den ganzen Morgen kühl und bewölkt gewesen. Bis zum Nachmittag hatten wir jetzt eine fast durchgängige Führung mit dem lokalen Guide Boris, nur unterbrochen durch eine Tee- und eine Mittagspause. Wir sahen uns das Kalta Minor, eine Minarett aus gebrannten Ziegeln, dessen Bau bei einer Höhe von 26 Metern abgebrochen worden war und das wie eine riesige Litfaßsäule aussah. Die niedrige und etwas düstere Juma-Moschee stach durch ihre 212 hölzernen Säulen hervor, geschnitzt in verschiedenen Jahrhunderten und vom Aussehen her alle unterschiedlich. Wir sahen uns auch einige Koranschulen an, die sich im Aufbau her aber ziemlich ähnelten. Eine Karawanserei und ein Harem durften natürlich auch nicht fehlen. Nach dem Mittagessen in einem der Lokale sahen wir uns die Festung im Westen der Altstadt an. Dort war die Kopie eines Thrones zu sehen, das Original kann man in Moskau besichtigen. Es gab in der Festung auch einen luftigen Aussichtspunkt, von dem aus man einen schönen Blick über die Stadt hatte und dessen Boden aus Holzstämmen und gestampftem Lehm bestand. Er vibrierte recht gut, wenn man darüber ging. Nach einem kurzen Blick in das ehemalige Gefängnis war die Führung hier zu Ende, doch ich war dabei, als wir noch eine weitere Runde durch die Altstadt drehten. Das Islom-Xo’ja-Minarett wollte ich ja auch noch besteigen, es waren ja nur 118 Stufen, die dafür aber unregelmäßig und sehr hoch waren. Ein Ausrutscher hätte hier böse Folgen haben können, der Aufstieg war doch ziemlich steil. Leider war die Aussicht nur mittelprächtig, doch man spürte oben, wie der 45 Meter hohe Turm im Wind erzitterte. Wie alles hier, war auch er aus gebrannten Lehmziegeln erbaut. Nach einer Tasse Tee machte ich noch einen Fotorundgang, inzwischen hatte es aufgeklart und ich konnte doch noch ein paar schöne Bilder schießen.

Dann war es aber Zeit zum Hotel zurückzugehen, denn schon um 19 Uhr wollten wir zum Abendessen fahren. Der Bus brachte uns nicht weit, nach kaum 2 Kilometern erreichten wir ein teils im traditionellen, teils im westlichen Stil errichtetes Haus, wo wir an einem großen runden Tisch saßen. Später auf der Heimfahrt stieg ich am Nordtor der Altstadt aus, um noch ein paar Fotos in der Dunkelheit zu machen. Zwar waren die Gebäude nicht wie am Abend zuvor beleuchtet, dafür war es im Mondlicht wesentlich stimmungsvoller. Wieder am Hotel war mein Zimmer verschlossen, jedoch hörte ich Stimmengemurmel aus einem anderen Raum dringen, der nicht weit entfernt war. Dort war die ganze Gruppe, eine Flasche Wodka hatte daran glauben müssen. Bis kurz vor Mitternacht dauerte das Beisammensein, danach gingen die anderen ins Bett und ich an die Arbeit.

 

4. Tag

In der Nacht fing Jörg zwar wieder sofort mit dem Schnarchen an, doch war es lange nicht so nervig wie am Tag zuvor, ich brauchte nicht mal die Ohrstöpsel, die er mir so selbstlos zur Verfügung gestellt hatte. Vielleicht hatte ich mich inzwischen aber auch schon an die Geräusche gewöhnt. Frühstück war wieder um 8 Uhr und auch die Abfahrt war um 9 Uhr, heute verließen wir Chiwa. Der ganze Tag war für die Fahrt nach Buchara vorgesehen. Die Sonne lachte wieder von einem strahlendblauen Himmel und da ich im Bus auf der rechten Seite saß und wir nach Osten fuhren, bekam ich ihre ganze Breitseite ab. Mein kleines Kissen leistete jedoch gute Dienste, den Großteil des Tages verschlief ich oder dämmerte wenigstens vor mich hin. Viel passierte ja auch nicht, wir legten unterwegs höchstens mal einen Tankstopp ein und bewunderten die Zapfsäule, die noch eine echt antike mechanische Drehanzeige hatte oder stoppten, um etwas Wasser einzukaufen. Dabei machte die Gruppe allerdings viele Fotos mit den Standbesitzern, die sich das auch gerne gefallen ließen. Einen weiteren Halt gab es noch am Fluß Amurdar’ja, der an dieser Stelle die Grenze zu Turkmenistan bildete. Wir nahmen uns die Zeit, den Abhang hinab zum Ufer zu gehen und wenigstens unsere Füße mal mit dem Wasser zu benetzen. Passend gab es dann zum Mittag auch Wels aus dem Fluß, vom Fischgeruch wurde ich aber sehr schnell vertrieben, lieber legte ich einen Fastentag ein. Meine Mitreisenden ließen sich aber die anderthalb Kilo Fischteile inklusive Gräten schmecken.

Meistens fuhren wir heute durch Wüste, auf schlechten Straßen waren 70 Km/h das höchste der Gefühle. Deshalb benötigten wir für die 450 Km nach Buchara auch den ganzen Tag und fuhren dabei über 4 Längen- und 2 Breitengrade. Das längste schnurgerade Stück Straße kam dabei auf ganze 75 Km. Bei einem weiteren Stopp bekam ich dann eine Art Erdhörnchen vor die Linse, spätere Recherchen ergaben, daß es sich dabei um Ziesel handelte. Sie treten hier sehr häufig auf. Auch war die Wüste eigentlich nicht so, wie man es erwartete, nach dem Regen der letzten Tage waren viele kleine Blumen aufgeblüht und ließen die Landschaft viel freundlicher erscheinen.

Kurz nach 19 Uhr erreichten wir dann die Stadt Buchara und bezogen das Old City Hotel, was sehr rustikal im Innenraum dem alten usbekischen Stil nachempfunden war. Wir gingen bald darauf zum Abendessen, das wir auf dem Dach des gewählten Lokals in der Innenstadt einnahmen. Ich hatte mein GPS dabei und unterwegs kam mir die Idee den Weg aufzuzeichnen, die engen Gassen bildeten nämlich ein echtes Labyrinth. Murat hatte am Vortag Geburtstag gehabt, er bekam deshalb ein Ständchen gesungen, was aber recht schräg ausfiel, das konnte man auch den Reaktionen der anderen Gäste entnehmen. Auf dem Rückweg ohne Führer war es dann fast soweit, wir verpaßten einen schmalen Abzweig und kamen vom Weg ab. Hier war dann endlich mal das viel belächelte GPS von Vorteil, das uns doch schnell wieder auf den richtigen Weg brachte. Später saßen wir noch lange in der Hotellobby, doch als wir gebeten wurden etwas leiser zu sein, löste die Runde sich schon bald auf.

 

5. Tag

Auch in dieser Nacht wurde es für mich spät. Mein Duschgel war in der Reisetasche ausgelaufen und ich hatte einige Mühe, die verseiften Hemden auszuwaschen. So kam ich erst um halb drei Uhr ins Bett, denn auch der Bericht wollte ja noch geschrieben werden. Wie fast immer war um 8 Uhr Frühstück und um 9 Uhr ging es los. Unser Bus brachte uns das kurze Stück zum Samaniden-Mausoleum, das wir als Erstes besichtigten. Dieses Gebäude aus dem 10 Jahrhundert sticht durch seine klaren einfachen Formen hervor, besteht aber auch nur aus einem Raum mit Grabstelle, hier wäre die Fotogebühr zu viel des Guten gewesen. Ein Stück entfernt liegt ein weiteres Mausoleum, die „Quelle des Hiob“. Dort verbrachten wir für meinen Geschmack viel zu viel Zeit, während Murat über die Bedeutung des Wassers für Usbekistan im Allgemeinen und den Aralsee im Speziellen berichtete. Weiter ging es dann zur Moschee Bolo Hauz, deren Ostfassade dank der 12 Meter hohen geschnitzten Holzsäulen hervorsticht. Als nächstes sahen wir uns die Zitadelle, den Ark, an. Hier wurde fleißig restauriert, wobei man aber nicht immer besonders intelligent vorging. Ein neues Dach kam zum Beispiel einem anderen auch restauriertem Dach so nahe, daß dort wieder einige Steine abgerissen werden mußten. An sich war die Festung aber nicht besonders aufregend, lange brauchte ich mich dort nicht aufzuhalten.

Miri-Arab-Medrese und Moschee Kalon

Zum Mittagessen gingen wir an der schönsten Moschee und den Koranschulen vorbei, deren Besuch wollten wir uns für später aufheben. Am Teich des Labi Hauz wurde heute wieder typisch usbekisch gegessen. Gesättigt liefen wir wieder zurück zu den ausgelassenen Koranschulen und zuletzt zur Moschee Kalon. Jetzt hatten wir etwas Zeit und wollten eigentlich aufs Minarett steigen, doch es war leider wegen Restauration geschlossen. Wir sollten heute beim Abendessen noch eine Folklorevorführung erleben, diese fand in der ehemaligen Medrese hinter dem Hodscha Nasreddin Denkmal statt. Kurz vor 18 Uhr wollten wir uns dort treffen. Die Veranstaltung bestand abwechselnd aus volkstümlichen Tänzen und einer Modenschau, eine gewöhnungsbedürftige Mischung. In der Dunkelheit gingen dann einige von uns nochmal durch die Innenstadt, ich wollte wieder ein paar Nachtaufnahmen machen. Dabei durften wir trotz der späten Stunde noch die Kalon-Moschee betreten, fast völlig unbeleuchtet, nur vom Mond erhellt, ergab das einen stimmungsvollen Anblick. Das Mondlicht genügte auch, um ein paar stilvolle Bilder zu schießen. Heute war ich ausnahmsweise mal früher im Zimmer als die letzten Tage, das hieß aber nicht, daß ich auch früher ins Bett kam.

 

6. Tag

Ich schlief in der Nacht recht gut, dafür hatte Jörg Probleme. Als wir nach dem Frühstück zu unserer Standardzeit von Pulat, unserem Busfahrer, abgeholt wurden, war allerschönstes Wetter. Als erstes fuhren wir ein paar Kilometer nach Osten zur Naqsbandy-Grabstätte. Wir hatten hier eine Stunde Zeit und konnten die vielen Besucher dabei beobachten, wie sie nicht ganz islamkonformem Aberglauben nachgingen. Später fuhren wir in den Norden der Stadt und besuchten den Sommerpalast der letzten Emire von Buchara. Er war am Ende des 19. Jahrhunderts in gemischt asiatischem und europäischem Stil errichtet worden. Einige Räume konnten besichtigt werden, die Ausstattung war aber recht spartanisch.

Es war jetzt schon nach Mittag und nachdem wir wieder ins Zentrum zurückgekehrt waren, aßen wir im gleichen Lokal wie am Tag zuvor, wenn auch nicht mit der ganzen Gruppe. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und ein Großteil von uns entschloß sich dazu, die etwas abseits gelegene Moschee Chor Minor zu besuchen. Wir fanden sie erst nach Fragen der Anwohner, denn sie war viel kleiner als gedacht. Dabei ist sie doch eines der Wahrzeichen von Buchara. Man kann ihre kleine Kuppel besteigen und dort war wirklich ein schöner Fleck, genau richtig für ein Gruppenbild. Während Manfred und Wolfgang hier zurückblieben und Tee tranken, ging ich mit Beatrix, Martin und Jörg weiter. Wir suchten uns einen Weg durch enge Straßen zum Zindan, dem ehemaligen Gefängnis. 2000 Sum waren als Eintritt natürlich zuviel, wir bezahlten sie trotzdem und sahen uns die dunklen Kerker an. Wieder zurück an der Kalon-Moschee tranken wir danach Nescafe im Restaurant mit dem „Best Photoview“, die Aussicht von der Terrasse oben ließ den schrecklichen Kaffee verschmerzen. Margret stieß hier kurzzeitig zu uns. Die Besteigung eines Gebäudes hinter dem Minarett kostete zwar 1000 Sum, brachte aber leider keine neuen Eindrücke. Es wurde jedoch klar, das trotz Restaurationen hier doch noch viel im Argen liegt, die Gebäude sind hinter der schönen Front meist noch ziemlich kaputt. Auf dem Rückweg ins Zentrum wurde noch fleißig gehandelt, so daß ich mich kurzfristig abseilte und zum Hotel zurückging. Zum Abendessen um 19 Uhr war ich aber wieder da und hatte noch einen wesentlich kürzeren Weg gefunden. Wir aßen leider nicht auf dem Dach wie gewünscht, sondern im Keller des Lokals. Dafür floß der Wodka wieder in Strömen, ich begnügte mich jedoch mit einem Glas. Nach tiefsinnigen Gesprächen ging es um 23 Uhr zurück zum Hotel, wo ich noch einiges zu tun hatte.

 

7. Tag

Wir verließen heute Buchara, um ein Stück weiter nach Osten zu fahren. Zu unserer Standardzeit fuhr der Bus ab, nachdem wir vorher noch die Pässe an der Hotelrezeption zurückbekommen hatten. Es war unser zweiter großer Fahrtag, doch würden wir Samarkand heute noch nicht erreichen. Stattdessen war ein Ausflug nach Norden in die Wüste geplant. Ein Stück hinter der Stadt gab es den ersten Stopp bei den Überresten einer Karawanserei, von der aber wirklich nur noch Reste existierten. In der Nähe fand sich noch eine überkuppelte Zisterne, deren Wasser ich sicher nicht so ohne weiteres getrunken hätte. Es war heiß und ich dusselte auf der folgenden Fahrt etwas vor mich hin, so daß die Mittagspause recht überraschend kam. Das Essen wurde von Murat spendiert, ich begnügte mich mit einer heißen Suppe, es wurden aber auch Fleischspieße bestellt.

Bis zur nächsten größeren Ortschaft Navoiy blieben wir auf der Hauptstraße, dann bogen wir nach Norden ab. Durch den Ort Nurota hindurch kamen wir in die Nähe des künstlichen Sees Aydarkul, auf dessen Nordseite lag das Camp der Jurten, in dem wir übernachten sollten. Dabei gab es leider Unstimmigkeiten, vom ersten Camp wurden wir zu einem Zweiten geschickt, wo man nichts von uns wußte. Schließlich stellte sich heraus, daß das erste Camp doch das Richtige gewesen war. Der Ausflug auf Kamelen in die Wüste dauerte 10 Minuten, die Tiere wurden nur am Zügel einmal um das Camp geführt. Einen kurzen leichten Regenschauer gab es dazu als Bonus. Bis zum Abendessen blieb die Gruppe in der Männerjurte und reihum wurden Geschichten von Hodscha Nasreddin vorgelesen, denen aber leider oft die Pointen fehlten. Essen gab es in einem Zelt, danach sang ein Mann kasachische Lieder am Lagerfeuer. Die Grenze zu diesem Land war hier nicht weit entfernt. Nach dem Vortrag zog ich mich zum Schreiben ins Essenszelt zurück, meine Stirnlampe wurde am Feuer als nicht passend empfunden. Dafür schaffte ich es erstmals, schon vor Mitternacht meinen Tagesbericht fertig zu stellen.

 

8. Tag

Obwohl wir Männer zu fünft in einer Jurte lagen, blieb es ruhig. Geschnarcht wurde nicht. Dafür wachte ich mehrfach auf, weil die Matratzen doch recht dünn waren. Auch hatten an meiner schon die Mäuse gefressen, zum Glück aber verschonten sie mein Gepäck. Wegen des Schlafmangels war ich auch deshalb morgens der Letzte der das Bett verließ. Nach dem Frühstück ließen wir das Gepäck noch zurück und fuhren die paar Kilometer zum Aydarkul-See. Dort hatten wir Freizeit bis kurz vor Mittag. Ich lief einen großen Bogen, zuerst am Ufer entlang, dann zurück weiter im Landesinnern. Tiere bekam ich wenig zu sehen, nur die langsamen Landschildkröten konnten nicht flüchten. Auch einer Libelle konnte ich mich einmal vorsichtig nähern. Ich traf auf dem Rückweg auf einige der anderen, gemeinsam beobachteten wir dann noch eine größere Eidechse. Kurz vor der ausgemachten Treffpunktzeit ging ich dann auch noch kurz in den See baden, wer ansonsten ins Wasser gegangen war, hatte das am Anfang erledigt. Das Mittagessen nahmen wir noch im Jurten-Camp ein, auch konnte, wer wollte, noch eine Runde auf dem Kamel drehen. Dazu hatte ich aber keine Lust mehr.

Wir kamen recht spät aus dem Camp weg und mußten doch noch bis Samarkand fahren, trotzdem legten wir in der Stadt Nurota noch eine Pause ein, um die Chashmaquelle mit ihren heiligen Fischen zu besuchen. Zu den Ruinen der Festung auf dem Hügel dahinter schafften Christoph und ich es nicht ganz, die Zeit war doch zu knapp bemessen. Alexander der Große soll sie 327 v.Chr. errichtet haben.

Wir bogen jetzt nach Südosten ab und überquerten eine Hochebene zwischen zwei Gebirgszügen, die immer grüner wurde, je höher wir kamen. Knapp 900 Meter war aber das Maximum. Wir kamen noch an den Städten Qoshrabat und Chelak vorbei, bevor wir wieder auf die Hauptstraße von Buchara nach Samarkand einbogen. Da waren wir aber nur noch wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt. Vor dem Hotel verabschiedete sich Murat, er stammte von hier und wollte den Abend mit seiner Familie verbringen. Pulat fuhr uns alleine ein paar Kilometer zum Abendessen. Wieder am Hotel ging ich mit Jörg noch etwas im Dunkeln spazieren, der Rest ließ sich lieber vom Bus noch ein Stück mitnehmen. Das Gur Emir, Tamerlans Grab, lag nur wenige Meter vom Hotel entfernt. Wir gingen von dort weiter bis zum Registan, dem bekanntesten Platz Usbekistans, mit seinen Koranschulen an drei Seiten. Fotografieren war schwierig, die Wächter dort drehten Scheinwerfer um, ärgerten die Besucher und versuchten, ein paar Dollar extra zu verdienen. Jörg und ich hatten den Rest von uns dort getroffen und bald hatten wir von den Spielchen genug und machten uns auf den Heimweg. Trotz später Stunde konnte ich dabei nahe am Hotel noch etwas zu trinken kaufen.

 

9. Tag

Die Matratze hier im Hotel war nicht die Beste, immer drückte mich irgendeine Feder in den Rücken. Noch etwas müde ging ich deshalb zum Frühstück. Heute benutzten wir den Bus nicht, als Murat uns um 9 Uhr abholte, machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Stadtbesichtigung. Zuerst waren es nur ein paar Meter bis zum Gur Emir. Dort blieben wir eine Zeitlang im Innenraum, während Murat erzählte. Es waren an den Wänden und in der Kuppel 4,5 Kg Blattgold verklebt, das war trotz Dämmerlicht auch gut zu erkennen. Es glänzte bis hinauf in die Kuppelspitze. Nach einiger Zeit ging es weiter zum Registan, dieses Mal mit Eintrittskarten. Zuerst besuchten wir die rechte Koranschule, die Medrese Sherdor. Es war hier möglich, eine der ehemaligen Studentenzellen zu betreten. Der Platz genügte gerade zum Beten und Studieren, geschlafen wurde auf einer Zwischendecke in der Zelle. Dann konnte man der Vorführung von verschiedenen Saiteninstrumenten beiwohnen oder die vielen Wohnzellen der Souvenirhändler durchstöbern. Später gingen wir dann in die mittlere Medrese mit Namen Tillakori. Außer den obligatorischen Souvenirs gab es hier auch eine Moschee und eine Fotoausstellung mit Bildern der verschiedenen usbekischen Bauwerke vor ihrer Restaurierung. Sehr viel ist erneuert worden, leider beschränkt man sich hauptsächlich auf das Äußerliche.

Registan

Medrese Tillakori

Registan

Registan

Wir hatten jetzt noch etwas Zeit zum Herumspazieren und wurden auch oft von Einheimischen angesprochen. Ausländische Touristen sind in Usbekistan immer noch etwas Besonderes. Mehrfach wurde selbst ich gebeten, mich mit Usbeken fotografieren zu lassen, was mich schon etwas wunderte, mit Sonnenbräune sah ich nicht viel anders aus als alle anderen hier. Vielleicht lag es auch an Kleidung, Rucksack und besonders dem Hut. Unser Mittagessen nahmen wir ganz in der Nähe ein, Manfred hatte auch einen Gast dabei, eine junge Frau, die Deutsch lernte und an Gesprächen interessiert war. Als Murat ihr andere Motive unterstellte, bekam er blitzschnell eine verbale Abreibung, Das Mädel war zu Recht ziemlich sauer. Später gingen wir noch für eine Zeitlang in den Registan zurück und bestiegen verbotenerweise eines der Minarette der Medrese Ulug’beg, was 5000 Sum pro Nase kostete. Die Wächter teilten das Geld unter sich auf, auch unser Guide bekam dabei seinen Teil. Hinausschauen konnte aus dem flachen Dach immer nur einer, mehr Platz war am Ende der Treppe nicht. Viel interessanter war aber der Schutt und Dreck auf dem Weg dorthin, bei diesem Wahrzeichen Samarkands war nur die Fassade in Ordnung, dahinter sah es schlimm aus. Murat führte uns dann noch zum Basar, die Moschee dort hoben wir uns für den nächsten Tag auf. Nach der Bummelei im Markt gingen Jörg und ich zum Hotel zurück, wobei ich erstmals ein Souvenir einkaufte, die geschnitzten Koranständer hatten mir schon in Buchara gefallen. Bis halb 8 Uhr war nur wenig Zeit, dann fuhren wir letztmalig mit Pulat zum Abendessen. Wegen einer Wirtschaftsdelegation in der Stadt wurde uns der Bus weggenommen. Beim Abschied bekam er natürlich noch sein Trinkgeld. Die Gruppe wollte jetzt noch nicht ins Bett, wir trafen uns auf der Dachterrasse des Hotels bei Bier und Wodka und tauschten Geschichten aus. Fast um halb eins löste sich die Runde erst auf, doch ich hatte noch zu tun.

 

10. Tag

Heute fuhren wir schon um viertel nach acht Uhr los und dazu kam noch, daß Jörg mich in der Nacht durch lautes Schnarchen geweckt hatte. Als wir die drei Taxis bestiegen war ich nicht der Wachste und es dauerte auch nicht lange, bis ich auf dem Vordersitz eingeschlafen war. So bekam ich kaum mit, daß wir in die Berge fuhren und wurde erst kurz vor der ersten Pause wieder richtig wach. Das war am Tahtakaraca-Pass, laut Karte war er 1788 Meter hoch, doch mein GPS zeigte nur 1650 Meter an. Ihm traue ich eher. Hier verlief auch die Grenze zwischen den Regionen Samarkand und Shahrisabz, ein baufälliges Schild zeigte dies an. Die Aussicht war dort oben nicht die Beste, dafür gab es jede Menge Händler, die hauptsächlich Lebensmittel verkauften. Zum Glück hielten wir kurze Zeit später noch ein zweites Mal, diesmal an einem schönen Aussichtspunkt. Hier konnte man fotografieren und sich auch mal kurz in die Büsche verdrücken.

Tahtakaraca-Pass

Bald darauf waren wir wieder in der Ebene und näherten uns der Stadt, der Weg von 80 Kilometern über den Paß ist für Busse verboten, sie müssen den doppelt so langen Umweg um das Gebirge nehmen. In Shahrisabz besuchten wir zwei Sehenswürdigkeiten, als Erstes die Ruinen von Oq Saray, dem Sommerpalast von Timur. Nur zwei Pfeiler eines riesigen Torbaus sind erhalten, einen davon konnten Jörg und ich für jeweils 2000 Sum besteigen. Der Blick von oben ist klasse, das Geländer allerdings nichts für schwache Nerven. Einige der anderen fuhren mit dem nahen Riesenrad, das zwar nicht so hoch reichte, von dem man aber die Pfeiler besser sehen konnte. Nachdem sich alle wieder versammelt hatten, fuhren wir weiter zum Ensemble Dor Ut-Tilovat, bestehend aus Moschee und Mausoleum, garniert natürlich mit den unumgänglichen Souvenirhändlern. Das Jahongir-Mausoleum in der Nähe sparten wir uns, es hätte extra gekostet.

Nekropole Shohizinda

Der Himmel hatte sich im Laufe des Tages immer mehr bewölkt und auf der Rückfahrt fing es an zu regnen, die Mittagspause auf der Paßstraße verbrachten wir unter einem Blechdach mit vielen einheimischen Gästen. Wieder verschlief ich die meiste Zeit der Fahrt, zurück in Samarkand stoppten wir kurz am Hotel um noch Regenzeug zu holen, dann ging es weiter zur Nekropole Shohizinda. Es war schon nach 17 Uhr und viel Zeit hatten wir nicht, doch außer den Mausoleen waren auch die modernen Gräber interessant. Die Grabsteine zeigten fast immer mit einer speziellen Technik auf den Stein übertragene Fotografien der Verstorbenen. Kurz vor 18 Uhr liefen wir dann das Stück hinauf zur Moschee Bibi Xanom. Dank gutem Zureden durften wir zu dieser späte Stunde noch hinein, doch die gewaltige Anlage war im Laufe der Jahrhunderte auch leider gewaltig auseinander gefallen. Es wurde hier zwar viel restauriert, doch das sind Äußerlichkeiten, an der maroden Grundsubstanz hat sich nichts geändert. Es fällt besonders auf, wenn man das Hauptgebäude von der Seite betrachtet oder durch die Löcher in der Wand hineingeht und sich den Kuppelbau von innen ansieht. Der offizielle Eingang von vorn ist verschlossen. Nach einem Rundgang und dem Anschauen der Trümmer liefen wir zurück zum Hotel, Murat hatte sich schon früher verabschiedet. Christoph, Jörg und ich machten noch ein Bild von der nahen Timurstatue, bevor die Gruppe sich zum Abendessen auf der Dachterrasse des Hotels versammelte. Später gingen die meisten von uns noch auf einen Absacker in den Speisesaal, während ich die Ruhe im Zimmer nutzte.

 

11. Tag

Heute hatten wir wieder einen langen Fahrtag vor uns, es ging zurück nach Taschkent. Pulat hatten wir ja leider nicht mehr als Fahrer, wir bekamen einen anderen Bus, ähnlich groß, aber unterschiedlich aufgeteilt. Wir wollten eigentlich bis mittags da sein, doch die Fahrt zog sich hin. Zuerst mußten wir einen Umweg fahren, weil Busse auf einer Straße nicht erlaubt waren, dann war die direkte Verbindung durch einen Zipfel Kasachstans schon seit längerer Zeit gesperrt, die zentralasiatischen Republiken sind sich untereinander nicht besonders grün. Den Umweg hatte ich als Route auf dem GPS, dachte ich, deshalb entschlummerte ich sanft, doch das unsanfte Wecken beim Abbiegen ergab, daß wir doch näher an der Grenze geblieben waren und ich das Aufzeichnen dieses Weges versäumt hatte. Die letzte Strecke bis zur Hauptstadt wurde dann noch interessant, denn nach einer Pause wollte der Motor nicht mehr anspringen. Zweimal stieg die ganze Mannschaft aus, um durch Anschieben die Karre wieder zum Laufen zu bringen. Wir waren schon in Taschkent, aber immer noch 10 Kilometer vom Hotel entfernt, als wir unsere Mittagspause einlegten. Es dauerte natürlich auch seine Zeit, das typische usbekische Essen einzunehmen, deswegen war es dann auch schon 15:30 Uhr, als wir am Hotel ankamen. Wir stiegen übrigens im gleichen Hotel wie bei unserer Ankunft ab und Jörg und ich bekamen auch das gleiche Zimmer, leider waren die verlorenen Ohrstöpsel dort nicht mehr zu finden.

Ich wartete nicht auf den Angestellten mit unseren Taschen, daß überlies ich Jörg, während die anderen heute noch zu einer Theateraufführung gehen wollten, hatte ich vor zwei der drei vorhandenen Geocaches von Usbekistan zu besuchen. Am heutigen Tag war dazu die einzige Gelegenheit. Das Problem war, sie lagen 80 Kilometer vom Hotel entfernt am Charvaq-Stausee. Zaghafte Versuche, gemeinsam mit Regina ein Taxi zu einem moderaten Preis zu bekommen schlugen fehl, ich mußte in den sauren Apfel beißen und über Murats Agentur einen Fahrer ordern. Regina spendierte mir aber als gutem Kunden von Daltus einen Teil des Fahrpreises von 60 Dollar. Der Fahrer brachte mich in 90 Minuten zum Stausee, den Cache am Aussichtspunkt fand ich nach einigem Suchen, den Zweiten nahe der Hotelanlage sofort. Es wäre ärgerlich gewesen, diese Gelegenheit sausen zu lassen. Der Rückweg ging auch wieder flott vonstatten, wenn man bedenkt, daß der Großteil der Fahrt noch in der Hauptstadt stattfand.

Ich kam gleichzeitig mit der Gruppe am Lokal für das Abendessen an, es war inzwischen kurz nach 20 Uhr. Die Leute waren aufgekratzt, dazu gab es heute auch noch Bauchtanz zu sehen und der Wodka floß in Strömen. Es war deshalb natürlich auch kein Wunder, als beim Aufbruch um 23 Uhr manche von uns nicht mehr ganz sicher auf den Beinen standen. Wir kamen jedoch unfallfrei ins Hotel und das Aufdröseln der Rechnung verschoben wir auf den nächsten Tag. Da ich noch recht nüchtern war, hatte ich keine Probleme mit dem Schreiben, allerdings fielen währenddessen hinter mir schon wieder ganze Wälder um, so daß an Schlaf sowieso kaum zu denken war.

 

12. Tag

Nach einem langen Fahrtag folgte gleich der nächste, es ging weiter nach Westen ins Ferganatal. Allerdings waren wir wieder nicht mit einem Bus unterwegs, es warteten vier Taxis vor dem Hotel. Auch diese Route ist für Touristenbusse gesperrt, weswegen die meisten Reisenden auch per Inlandsflug das Tal besuchen. Wir jedoch fuhren auf breiten Straßen in Richtung Kamchik-Paß und machten nur ein Stück unter dem Sattel eine kurze Pause. Es herrscht hier absolutes Fotografierverbot, das durch jede Menge Polizei überwacht wird. Der Grund dafür ist, das dieses Nadelöhr die einzige Verbindung des ölreichen Ferganatals zum Rest von Usbekistan darstellt. Wir begegneten Dutzenden von Öllastern, was die Wichtigkeit dieser Verbindung zeigte. Wir legten unsere Pause ein, um wenigstens einmal die schneebedeckten Berge in der Ferne zu bewundern, in 2000 Metern Höhe waren sie doch schon recht gut zu sehen. Zwei Tunnel kurz unter der Paßhöhe von 2267 Metern wurden von Soldaten mit Maschinengewehren bewacht, jeweils ein armer Kerl mußte auf halber Strecke im dunklen Innern stehen und die Abgase der vielen Fahrzeuge einatmen.

Palast des Chans

Bei der weiteren Fahrt von der Höhe hinab kamen uns dann viele große Schafherden entgegen, die Tiere wurden jetzt Anfang des Jahres in die Berge getrieben. In der Stadt Qoqand oder auch Kokand machten wir Mittag, danach versuchten wir den ehemaligen Palast des Chans zu erreichen, was trotz umfangreicher Baumaßnahmen auf den Straßen nebenan auch gelang. Wir bekamen sogar eine Führung in Englisch, die aber gleich von einer Schulklasse gestört wurde, wieder wurden wir wie ein Weltwunder bestaunt und mußten uns mit den Kindern fotografieren lassen. Weiter ging es dann nach Rishtan, wobei ich erstmals das Beten eines fahrenden muslimischen Taxifahrers erlebte. Er hatte das Gebet als mp3-Datei auf sein Handy überspielt und dieses dann beim Abspielen ins Lenkrad geklemmt. In Rishtan besuchten wir eine Töpferei, ich schaute zwar, kaufte aber nichts, es gab kein Stück zu dem ich gesagt hätte: „Das muß ich haben!“ Allerdings machte der Rest von uns etwas Umsatz. Nach einem Tee, getrockneten Aprikosen und Kichererbsen ging es weiter nach Farghana, wo unser Hotel für die nächsten zwei Tage lag. Dort aßen wir auch zu Abend und nach der heftigen Feier am Tag zuvor hielt sich auch der Alkoholkonsum in Grenzen. Wodka gab es gar nicht zu kaufen, die Usbeken im Ferganatal sind im Allgemeinen strenggläubiger als im restlichen Land. Mit Regina und Margret war ich der Letzte am Tisch. Das Fernsehen brachte heute Hiobsbotschaften über die Eurokrise in Griechenland und über die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull über England. Einige Flughäfen waren dort inzwischen wieder gesperrt. Zum Glück war Deutschland die letzten Tage verschont geblieben.

 

13. Tag

In der Nacht hatte es geregnet, doch der Morgen blieb zum Glück trocken. Beim Frühstück trafen wir auf eine große Gruppe von Studiosus-Reisenden und mit dieser Anzahl von Hungrigen war das Personal des Hotels eindeutig überfordert, die Nachlieferungen des Buffets kamen ins Stocken.

Wir blieben heute den ganzen Tag im Ferganatal, doch stand nicht Kultur auf dem Programm, sondern wir besuchten Handwerksbetriebe. Hauptsächlich ging es um Seide. Ein neuer Kleinbus brachte uns zu einer Fabrik, wo als erster Arbeitsgang die Kokons der Seidenraupen abgewickelt wurden, während sie in heißem Wasser lagen. Das tötet die Raupen ab. Anschließend werden die Fäden zu dicken Strängen zusammengefaßt und in großen Bottichen gefärbt. Die Seide wird dabei teilweise abgedeckt, um unterschiedliche Färbungen auf einem Faden zu erreichen. Danach werden die Fäden sorgfältig in der richtigen Reihenfolge als Kettfäden in die Webstühle eingespannt, um die typischen usbekischen Muster zu erzeugen. Die Schußfäden bleiben weiß. Wir blieben recht lange in dem Betrieb und durften auf Anfrage später noch ein Privathaus besuchen, wo die Raupen aufgezogen wurden. Der Besuch durch Touristen ist von der usbekischen Regierung heutzutage nicht mehr gerne gesehen und Murat mußte schon einige Fäden ziehen, damit wir die Erlaubnis bekamen. Jeweils 8 Gramm ausgegebene Schmetterlingseier ergeben einen gut 8 Quadratmeter großen Tisch voller Raupen, die mehrere Wochen lang mehrfach täglich mit frischen Maulbeerblättern gefüttert werden. Die abgefressenen Stengel bleiben liegen, wodurch der Haufen immer größer wird.

Nach dem Besuch fuhren wir von Marghilan die paar Kilometer zurück nach Farghana. In der Nähe des Basars aßen wir noch eine Kleinigkeit zu Mittag, bevor wir eine Zeitlang zwischen den Ständen umher bummelten. Um 16 Uhr war es Zeit zum Treffpunkt zu gehen, von dort fuhr ein Teil der Gruppe mit dem Taxi zurück. Der andere Teil ging die knapp 3 Kilometer zum Hotel lieber zu Fuß. Kaum angekommen saßen die mit dem Taxi Gefahrenen schon wieder beim Bier, ich wollte heute die Zeit aber anders nutzen und ging aufs Zimmer. Während ich nebenher Nachrichten schaute, bereitete ich meinen Bericht vor, endlich mal nicht mitten in der Nacht. Um 19 Uhr trafen wir uns zum Essen auf der anderen Straßenseite, wir speisten auf einer schmalen Betonbrücke über einem Kanal. Schon kurz nach 21 Uhr wurde heute die Runde aufgelöst und es ging ins Hotel zurück. Murat hatte die Nacht zuvor ein mieses Zimmer gehabt, jedoch lehnte er das Angebot von Regina, das leere Bett in ihrem Zimmer zu benutzen strikt ab. Also transportierte ich heimlich die freie Matratze aus ihrem Zimmer durch das Fenster in unser Zimmer und Murat kam zu uns. Schlimmer als Jörg konnte er gar nicht sein.

 

14. Tag

Ich schlief meistens recht gut in dieser Nacht, hatten wir doch schon um 22 Uhr das Licht ausgemacht und auch das Schnarchen meiner Zimmerkollegen hielt sich in Grenzen. Dafür gab es draußen im Innenhof brünstige Katzen, die uns durch ihr Konzert ab und zu weckten. Eigentlich wollten wir um 6 Uhr frühstücken, doch das Personal hatte das irgendwie nicht kapiert, wir standen vor verschlossenen Türen. Murat mußte ihnen Beine machen. Bei der Abfahrtszeit verschätzte ich mich um 5 Minuten, es war 7:15 Uhr als es losging zurück in Richtung Taschkent, wieder mit den gleichen Taxen wie zwei Tage zuvor. Viel Brot wurde an der Strecke verkauft, auch wir hielten kurz an einer Stelle mit dutzenden Verkäuferinnen. Es gab ein großes Hallo und jede Menge Fotos wurden geschossen. Kurz vor dem Bergpaß wurde wieder scharf kontrolliert, wir mußten aussteigen und alle Reisepässe wurden erfaßt. Heute durften wir plötzlich einen Fotostopp machen, sogar fast an der gleichen Haltestelle wie zwei Tage zuvor, doch lohnte es sich diesmal nicht, die schneebedeckten Berge waren hinter dicken Wolken nicht zu sehen. Es wurde Mittag, als wir die Hauptstadt erreichten und es gab einige Verwirrung wegen des Restaurants, das wir besuchen wollten, doch schließlich fanden alle Fahrer das gleiche Lokal. Wir wollten nicht in einem stickigen Raum essen, sondern zogen den überdachten Innenhof vor.

Bis zum Hotel waren es jetzt nur noch vier Kilometer zu fahren, nach der erneuten Zimmervergabe hatten wir nur eine halbe Stunde Zeit, bis wir uns wieder trafen. Wenigstens etwas wollten wir von der Hauptstadt sehen. Mit drei übriggebliebenen Taxis begaben wir uns zum Unabhängigkeitsplatz, den wir wegen des bevorstehenden Feiertages aber nicht betreten durften. Das war aber nicht schlimm, hatten wir doch eigentlich vor, mit der Metro zu fahren. Wir hielten an einigen der schönsten Stationen, doch konnte ich es nicht genießen, denn unterwegs stellten sich bei mir mal wieder Kreislaufprobleme ein. Zum ersten Mal in diesem Urlaub. Zum Glück ließen sie bei der späteren Ankunft am Basar schnell nach. Fast alle aus unserer Gruppe gingen noch mal zur Medrese Barak Chan, in der es ganz gute Mitbringsel zu kaufen gegeben hatte, auch ich gab etwas Geld aus. Wegen des intensiven Shoppings kamen wir dann auch etwas spät am Treffpunkt an. Erst kurz vor halb sieben Uhr abends konnte uns ein Bus zum letzten Abendessen bringen. Der Touristenladen sagte mir nicht besonders zu, ich hatte aber auch nicht viel Hunger und beschränkte mich auf einen Borschtsch. Weil wir früh geweckt werden würden, wurde der Aufenthalt auch nicht besonders ausgedehnt, schon um 21:30 Uhr waren wir wieder im Hotel. Da noch einiges vorzubereiten war, zeigte meine Uhr dann doch wieder eine Stunde später an, als wir endlich in die Falle kamen.

 

15. Tag

Um drei Uhr klingelte der Wecker und kurz darauf kam auch der Weckanruf des Hotels. Jörg und ich waren praktisch sofort abmarschbereit und trafen schon eine Viertelstunde später unten an der Rezeption ein. Es gab zwar ein kleines Frühstück, doch Hunger hatte ich keinen, ich trank nur eine Tasse von dem braunen Wasser, das sie hier Kaffee nannten. Um halb vier Uhr pünktlich war unser Bus da, der uns die wenigen Kilometer zum Flughafen brachte. Murat durfte nicht mit ins Flughafengebäude, Gepäck und Personen wurden schon beim Betreten durchleuchtet. Deshalb mußten wir uns schon jetzt von ihm verabschieden, er würde sich heute auch noch auf den Heimweg nach Samarkand machen. Weil unsere Gruppe früh da war, kam sie am Schalter auch sofort dran und jeder konnte gleich darauf auch durch die Paßkontrolle gehen. Die jetzt frischgeschriebenen Zollerklärungen samt den gestempelten Kopien von der Einreise wurden zwar eingesammelt, doch schienen sie niemanden zu interessieren, achtlos wurden sie auf einen Stapel gelegt. Kurz blieb ich jetzt noch im Souvenirladen stehen, doch das Auffallendste war die Diskrepanz zwischen Preis und Qualität, ich sparte meine sauer verdienten Dollar. Nur kurz blieben wir auch im Boarding-Bereich, wir mußten ja noch die erneuten Kontrollen über uns ergehen lassen. Zum Glück ging auch das wieder recht schnell vonstatten. Unsere Maschine für den Heimflug war ein mittelgroßer Airbus und schnell waren die Plätze verteilt, doch dann verzögerte sich der Abflug, laut Durchsage vom Kapitän würde in Frankfurt zu starker Verkehr herrschen. Zum Glück kam uns auch diesmal die Aschewolke nicht in die Quere.

Sechs Stunden dauerte der Flug, ich war diesmal die ganze Zeit wach und las mein Buch zu Ende. Über Frankfurt war es stark bewölkt, ich sah den Boden erst, als wir nur noch wenige hundert Meter hoch waren und zur Landung ansetzten. Zwar waren wir noch recht pünktlich, doch bis wir ausgestiegen waren und unser Gepäck in Empfang nehmen konnten, hatte die Uhr schon elf geschlagen und mein favorisierter Zug war weg. Dafür blieb dann aber auch genügend Zeit für die Verabschiedung, obwohl schon nicht mehr alle da waren. Mit Jörg und Wolfgang ging ich noch zum Zug, doch ab dem Hauptbahnhof war ich alleine unterwegs. Ich fragte in der Information nach der nächsten Verbindung nach Bad Camberg, bekam aber auch keine bessere Auskunft als die, die ich schon hatte. Mir blieb nichts anderes übrig als eine Stunde zu warten, also ging ich mich erst mal stärken. Um 12:30 Uhr fuhr der Zug dann endlich los, eine Regionalbahn mit wenigen Stops, doch wegen der geringen Endgeschwindigkeit brauchte sie trotzdem 45 Minuten. Meine Eltern warteten schon am Bahnsteig, um mich abzuholen.