Reise mit Hetzel: Pleite
Bericht im PDF-Format: Aegypten.pdf (3,5 MB)
Unterwegs in Ägypten
Am Samstag, den
11.1.92 war es endlich soweit, ich stand mit Mama und Papa am Flughafen
und versuchte meinen Abfertigungsschalter zu finden. Nachdem dies geschafft
war, stand ich in einer langen Schlange von meist älteren Leuten, die
alle das gleiche Reiseziel hatten. Ich verabschiedete mich von meinen
Eltern und gegen 17 Uhr hob dann der Airbus der Egyptair ab, um in Richtung
Assuan zu fliegen. Für diese Strecke brauchte er ca. 4 Stunden und durch
die Zeitverschiebung von einer Stunde war es schon 11 Uhr abends, als
wir zur Abfertigung im Zollgebäude ankamen. Sehr viele Hetzelreisende
drängten sich in der Halle, doch nach Visumsantrag und Zollkontrolle
wurden wir auf mehrere Busse und verschiedene Reisebuchungen aufgeteilt.
Mit Erschrecken sah ich, daß ich der Einzige mit einem Alter unter 30
in meiner Gruppe war, bis dann aber zum Schluß doch noch ein Lichtblick
namens Katja mit einer Bekannten einstieg. Eine längere Busfahrt schloß
sich an, danach mußten wir noch einige Zeit am Ufer des Nils auf die
Hotelfähre warten, das Hotel Oberoi liegt nämlich auf einer Insel namens
Elephantine und unterhält einen eigene Fährverkehr. Nachdem dann die
Zimmer verteilt waren und sich einige noch mit Mineralwasser versorgt
hatten, war dieser lange Tag endlich zu Ende, verwundert stellte ich
fest, daß man sogar vom Bad aus seine Bestellungen über Telefon an den
Zimmerservice richten konnte.
Der
Sonntag begann relativ spät um 11 Uhr, weil unser Reiseleiter Wahid
Zahran (Chuahid Sachran) uns Gelegenheit zum Ausruhen vom Flug geben
wollte. Nachdem uns die Hotelleitung mit einem kleinen Lunchpaket ausgerüstet
hatte, wurde wieder der Bus bestiegen und dann begann eine dreistündige
Fahrt durch die Wüste nach Süden. Bei einer Pause unterwegs sahen wir
in der Ferne eine große Kamelkarawane, die wohl vom Sudan zu einem der
großen Märkte in Ägypten unterwegs war. Nach einer weiteren längeren
Fahrt erreichten wir dann endlich einen großen Hügel, das Ziel unseres
Ausflugs. Da wir sehr spät aufgebrochen waren, gab es außer uns keine
andere Reisegruppe vor Ort und deshalb waren wir sofort von vielen aufdringlichen
Straßenhändlern umringt. Ein erster Kontakt mit dem modernen Orient.
Nach einer kleinen Wegstrecke sahen wir ihn dann endlich vor uns, den
großen Felsentempel von Abu Simbel mit den beeindruckenden Kolossalstatuen
am Eingang, die den Erbauer Ramses II darstellen. Wir besahen uns das
Innere des ganz aus dem Stein geschlagenen Bauwerks mit seinen Säulen
und bemalten Reliefs. Leider war auch in diesem Tempel, wie in allen
anderen auch, das Fotografieren mit Stativ verboten, von Blitzen ganz
zu schweigen, so daß ich nur einige ausgewählte Aufnahmen machen konnte.
Ganz hinten im Tempel waren die Statuen des Pharao und zweier Götter,
derart ausgerichtet, daß zu bestimmten Zeiten im Jahr, das Licht der
aufgehenden Sonne den Pharao morgens genau ins Gesicht trifft. Es folgte
die Besichtigung des kleineren Felsentempels, den der Pharao für seine
dritte Frau Nefertari errichten lies. Im Aufbau dem größeren sehr ähnlich,
bestand der Hauptunterschied zwischen den beiden Tempeln hauptsächlich
nur in den Ausmaßen. Zuletzt besuchten wir dann noch eine der Betonkuppeln,
die im Zuge der Versetzung der beiden Tempel in den 60'iger Jahren über
den Gebäuden errichtet worden war. Damals wurden die Heiligtümer zersägt
und vor den steigenden Fluten des Assuan Stausees in Sicherheit gebracht.
Nachdem unser Reiseleiter seine Ausführungen zu Ende gebracht hatte,
wurde wieder der Bus bestiegen und es ging zurück nach Assuan. Viele
nutzten die Zeit, um ein kleines Nickerchen zu machen oder sich aufs
Abendessen zu freuen.
Der Montag stand
ganz im Zeichen des Umzugs auf das Schiff Nile Plaza der Presidential
Nile Cruises. Nach dem Frühstück wurden Koffer und Gäste auf getrennte
Boote geladen und zu den am Ufer wartenden Schiffen gebracht. Leider
erwies sich das an Bord gehen als etwas schwieriges Unterfangen, denn
durch die geringen Abstände zwischen den Kreuzfahrtschiffen, gelang
es uns nicht, ans Ufer zu kommen. Die Koffer konnten allerdings ins
Schiff hineingehoben werden. Nach längerem Kreuzen hatten wir dann genug
und legten an einer Feluke an, von der aus wir dann über mehrere andere
Boote ans Ufer gelangten. Einigen aus unserer Gruppe machte dieser Weg
sichtlich Schwierigkeiten, da sie schon vom älteren Kaliber waren. Glücklich
im Schiff angekommen wurden dann die Zimmer verteilt, danach war der
Rest des Tages frei, d.h. ich versuchte neue Batterien für meinen Fotoapparat
zu bekommen, denn die beiden, die ich mit hatte, erwiesen sich, frisch
gekauft, schon als leer. Wahid kannte zum Glück ein relativ modernes
Fotogeschäft in Assuan und ich machte mich abends mit einer Pferdedroschke
dorthin auf den Weg, nicht ohne durch langes Feilschen den Kutscher
dazu gebracht zu haben, mich NICHT zum Bazaar zu fahren und auch KEINE
Stadtrundfahrt zu machen. Auch konnte ich den zuerst geforderten Preis
halbieren, bin aber sicher, trotzdem noch übers Ohr gehauen worden zu
sein. Zu meiner Freude stellte ich fest, daß die gesuchten Batterien
in diesem Laden vorhanden waren und das sogar zu einem ähnlichen Preis,
wie sie in Deutschland erhältlich sind. Ich kaufte gleich zwei Stück
und damit war der Abend für mich gerettet. Nach einem längeren Aufenthalt
in der Schiffsbar war dann dieser Tag zu Ende.
Der
Dienstag begann wie alle Tage mit dem Frühstück, übrigens hatten wir
auf dem Schiff Vollpension, im Gegensatz zur Halbpension im Oberoi.
Später in Kairo hatten wir dann nur noch Frühstück, dort waren aber
einige Restaurants im Hotel vorhanden. Das Schiff lag immer noch in
Assuan vor Anker und wir fuhren an diesem Tag zuerst zum Tempel auf
der Insel Philae, nein falsch, zum Tempel, der früher auf der Insel
Philae stand, bis diese dann durch den Bau des alten Assuanstaudammes
Anfang des Jahrhunderts im Wasser versank. Nachdem die Gebäude viele
Jahre bei Nilschwemme zur Hälfte überflutet waren, erbarmte sich die
deutsche Regierung, legte den Tempel durch einen Damm trocken und versetzte
den größten Teil der vorhandenen Bauwerke auf eine höhere Nachbarinsel.
Zum Glück haben die Jahre im Wasser den Gebäuden bis auf eine leichte
Verfärbung nicht viel anhaben können. Außer dem Tempel, der in späterer
Zeit als koptische Kirche diente und während dieser Zeit viele seiner
Reliefs verlor, ist auch ein römischer Kiosk zu sehen, der aber leider
unvollendet blieb. Zu erreichen ist die Insel nur mit Motorbooten, eine
ganze Ortschaft lebt von diesem Geschäft mit den Touristen. Wieder an
Land besuchten wir dann den neuen Staudamm von Assuan, der nach Nasser,
dem ersten Staatschef nach Abschaffung der Monarchie unter Faruk benannt
wurde. Seit dem Bau dieses Dammes gibt es keine Nilschwemme mehr, die
Felder müssen von Hand bewässert werden. Allerdings ist es ziemlich
sicher, daß die Existenz des Stausees inzwischen schon eine Hungersnot
verhindert hat, die in den letzten paar Trockenjahren bestimmt eingetreten
wäre. Leider war das Fotografieren verboten, es waren auch überall Wachtposten
und Bunker zu sehen, weil die ägyptische Regierung immer noch Anschläge
von irakischen Terroristen erwartet, die sich wegen ihrer Haltung im
Golfkrieg rächen wollen. Der Damm ist an der Basis über 2 Km tief und
hat auf der Krone immerhin noch eine Stärke von 40 Metern. Selbst Atombombenexplosionen
sollen ihm nichts anhaben können, denn wenn er bricht, wird das gesamte
kultivierte Gebiet an den Ufern des Nils vernichtet. Weiter ging die
Fahrt zu den Steinbrüchen von Assuan, wo früher der Rosengranit für
die Grabkammern und Obelisken gebrochen wurde. Ein Obelisk ist dort
noch zu sehen. Er blieb unvollendet, weil man während seiner Entstehung
einen Riß im Gestein fand und die Arbeit abbrach. Hätte man ihn fertiggestellt,
wäre er mit über 60 Metern Höhe der Größte von allen gewesen. Man weiß
heute noch nicht, wie die alten Ägypter diese vielen tausend Tonnen
Gestein bewegen und aufrichten wollten. Zum Mittagessen ging es wieder
zurück zum Schiff, danach war dann eine Fahrt mit einer Feluke zum Aga
Khan Maussoleum auf der anderen Nilseite geplant. Flußaufwärts trieb
uns der Wind schnell voran, so daß wir bald anlegen konnten. Nun mußten
wir uns durch den, natürlich vorhandenen, Bazaar quälen und Dutzende
von, natürlich sagenhaft günstigen, Angeboten ablehnen. Sogar ausgestopfte
Krokodile waren zu kaufen, diese Tiere haben sich, nachdem sie im Nil
ausgerottet wurden, im Stausee wieder stark vermehrt. Der Pfad führte
dann am Haus der Begum vorbei hoch zum Grabmal, doch sparte ich mir
den Besuch, denn es gibt innen nicht viel zu sehen. Wunderschön hingegen
war die Aussicht von oben auf die Stadt, den Nil und die vielen Boote.
In der Nähe starteten auch einige Kamelkarawanen, um Touristen zu dem
weiter im Landesinneren liegenden Kloster zu bringen. Als wir uns auf
den Heimweg machten, wurde es schon abend, der Gegenwind zwang uns und
viele andere zum Kreuzen, so daß wir nur langsam vorankamen. Bevor wir
noch die Hälfte der Strecke hinter uns hatten, wurde es dunkel und der
Wind legte sich, so daß wir zu den, zum Glück vorhandenen, Rudern greifen
mußten. Jeder der an Bord anwesenden männlichen Personen war mal an
der Reihe und so kamen wir langsam voran und erreichten unser Ziel noch
vor dem Abendessen. Später stand noch Bauchtanz auf dem Programm, allerdings
zeigte die Dame keinen Bauch, sondern ließ ihre Kurven durch die dicke
Kleidung nur erahnen. Als sie einen Mittänzer suchte, wurde ich als
Jüngster vorgeschoben. Als die anderen jedoch sahen, wieviel Spaß mir
das machte und daß ich gar nicht mehr aufhörte, wollte jeder mal und
ich wurde wieder fortgezerrt. Mit dieser Vorführung schloß der zweite
Tag auf dem Schiff, allerdings nicht für mich, denn die Nacht dauerte
leider noch sehr lange.Ich weiß nicht, ob es vom Essen, vom Tanzen oder
vom Rudern kam, auf jeden Fall wurde es mir in der Nacht fürchterlich
schlecht. Der Fluch der Pharaonen hatte mich, wie schon vorher viele
andere, in seinen Klauen. An Schlaf war nicht zu denken, ich pendelte
die ganze Nacht nur zwischen Bett und Bad hin und her, bis nichts mehr
da war, wofür es sich gelohnt hätte aufzustehen.
Frühmorgens legte unser Schiff ab, um flußabwärts
in Richtung Kom Ombo zu fahren, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt
relativ egal. Dem Frühstück blieb ich fern und als wir dann einige Stunden
später in Kom Ombo in der Nähe des Doppeltempels anlegten, versuchte
ich die Beschwerden zu unterdrücken und der Gruppe zu folgen. Der Tempel
war leider nur noch als Ruine vorhanden, das Besondere an ihm war, daß
hier früher zwei Götter angebetet wurden. Um keinen von ihnen zu benachteiligen,
wurde das Gebäude mit zwei Hauptachsen und zugehörigen Eingängen und
Allerheiligsten ausgestattet. Leider stellte sich bei mir schon nach
einer Viertelstunde heraus, daß ich mir zu viel zugemutet hatte und
ich beeilte mich, wieder ins Bett zu kommen. Zum Glück war es zum Schiff
nicht weit. Auch zum Mittagessen kam ich nicht, unser Schiff hatte unterdessen
wieder abgelegt und fuhr weiter nilabwärts. Später kamen wir dann in
Edfu an und da der Weg zum Tempel so weit war, daß er mit Pferdekutschen
zurückgelegt wurde, überlegte ich mir, ob ich das Risiko eingehen könnte,
die Gruppe zu begleiten. Ich dachte mir aber: "Jetzt bist du einmal
in Ägypten, also gehst du auch überall mit." und saß dann wie ein Häufchen
Elend auf dem Wagen. Der Tempel selbst war sehr gut erhalten, die ganze
Außenmauer war mit Reliefs der militärischen Erfolge des Pharaos bedeckt.
Später sahen wir, daß die Rückseite dieser Wand mit der Geschichte des
Osiris bedeckt war, etwas, daß man dem gemeinen Volk vorenthielt. Überhaupt
durften früher die einfachen Leute nicht weiter in den Tempel als bis
zum ersten Hof. Wahid gab sehr ausführlich, wie eigentlich immer, seine
Erklärungen ab, zum Glück stellte mir einer der Wächter einen Stuhl
zur Verfügung, damit ich nicht umfallen konnte. Nachdem wir noch im
Allerheiligsten die Kopie einer Sonnenbarke betrachtet und ausreichend
fotografiert hatten, wurde noch das scheinbar obligatorische Gruppenbild
vor dem 3 Meter hohen Standbild eines Falken gemacht und es ging zurück
zum Schiff, wo ich auch das Abendessen ausfallen ließ.
Nachts
wurde nicht gefahren und so erreichten wir Esna am Vormittag des nächsten
Tages. Leider war von diesem Tempel nur die Vorhalle übriggeblieben,
doch ist diese berühmt für die Farben, die sich hier seit fast 4000
Jahren auf den wunderschönen Säulen erhalten haben. An der Decke sah
man oft die Göttin Nut, wie sie morgens die Sonne gebärt und abends
wieder verschlingt. Die sie proportionsmäßig den Flächen angepaßt war,
hatte sie manchmal einen sehr langen Körper und sehr kurze Arme und
Beine. Der Tempel selbst lag gut 8 bis 10 Meter unter dem normalen Straßenniveau
des Ortes, daran sieht man, wieviel Schutt sich im Laufe der Jahrtausende
angesammelt hat. Auch das Gebäude selbst war lange Zeit unter den Trümmern
begraben. Inzwischen war mein Zustand wieder zufriedenstellend, auch
wenn alle meine Hosen mir zu weit waren, dafür ging es bei den anderen
Mitreisenden los, wobei kaum einer verschont wurde, wie besonders Wahid
verwundert feststellte. Er hätte mit seinen Tabletten ein gutes Geschäft
machen können. Weiter ging die Reise und mittags legten wir dann zum
ersten Mal in Luxor an. Das Programm sah für den Nachmittag das Westufer
des Nils vor und so setzten wir mit einer Fähre über. Mit dem Bus fuhren
wir zuerst zu den Memnonkolossen, den einzigen Überbleibseln eines schon
in vorchristlicher Zeit zerstörten Tempels. Die linke der beiden gut
15 bis 20 Meter hohen sitzenden Figuren gab in antiker Zeit bei jedem
Sonnenaufgang einen klagenden Ton von sich, wodurch sie zum beliebten
Reiseziel wurde. Dies ging solange gut, bis ein römischer Kaiser auf
die Idee kam, die Statue teilweise zu restaurieren. Seitdem ist Ruhe.
Danach besichtigten wir den Tempel der Hatschepsut, ein aus unserer
Sicht sehr modern wirkendes Bauwerk. Hatschepsut war die einzige Frau,
die je das alte Ägypten als Pharao regierte. Zuerst nur die Stellvertreterin
für den noch minderjährigen Thutmosis III, vertrieb sie ihn später,
um allein zu regieren. Um ihren Herrschaftsanspruch zu belegen, trat
sie nur noch in Männerkleidern auf und erfand eine Geschichte, nach
der sie als Sohn eines Gottes der rechtmäßige Thronerbe sei. Mit dem
Architekt ihres Tempels, einem genialen Baumeister, hatte sie ein Verhältnis
und als sie ein Kind bekam konnte er den Mund nicht halten und so verschwand
er eines Tages spurlos. Wahrscheinlich endete er im Magen eines der
damals noch zahlreich vorhandenen Nilkrokodile. Nach dem Tod der Königin,
kam Thutmosis III doch noch auf den Thron und er vernichtete als erstes
alle Abbilder seiner Vorgängerin, wo immer er sie fand und ersetzte
sie durch seinen Namen. Eine Methode, die auch von anderen Pharaonen
gern benutzt wurde. Auf dem Tempel ist eine Reise nach Punt in vielen
Bildern festgehalten, die Farben sind auch heute noch, nachdem sie 3500
Jahre jeden Tag im harten Sonnenlicht lagen, sehr gut erhalten. Nur
das Abbild der Königin ist überall verschwunden. Die versetzt errichteten
Terrassen sehen von weitem aus, als ob sie direkt übereinander gebaut
sind. Zusammen mit den kahlen Felsen hinter dem Tempel ist es ein grandioses
Bild. Als letzter Punkt auf der Route dieses Tages lag noch das Tal
der Könige vor uns, mit seinen Dutzenden von Felsengräbern. Drei davon
besichtigten wir, die Gräber von Ramses III, Ramses VI und Sethos I.
Alle bestehen aus einem schräg in den Felsen hineinführenden Gang von
etwa quadratischem Querschnitt, der auch mal die Richtung ändern kann
und an den eine verschiedene Zahl von Seitenkammern angelegt wurden.
Ganz unten ist die Grabkammer mit dem Sarkophag, der jedoch meistens
leer war, weil viele der Könige schon in biblischer Zeit aus ihren Gräbern
entfernt wurden. Die Wände sind geschmückt mit dem Totenbuch, daß der
Pharao nach seinem Tod im Jenseits täglich einmal rezitieren muß. Diese
Arbeit wurde aber von kleinen Tonfigürchen übernommen, die er als Grabbeigabe
erhielt. Oft sind die Gräber nicht fertiggestellt worden und man sieht
nur die Vorzeichnungen an den Wänden. Der einzige Pharao, der heute
noch in seinem Grab ruht ist Tut-Ench-Amun, leider war sein Grab schon
seit längerer Zeit wegen Restaurierung gesperrt. Auch waren wir froh,
wieder draußen zu sein, denn durch die schlechte Luft in den Gräbern
war die Führung doch etwas anstrengend. Auf dem Rückweg besuchten wir
noch einen Laden, in dem man kleine Statuen kaufen konnte, doch waren
mir die Preise hier etwas zu hoch. Dafür konnte ich später, als wir
auf die Fähre warteten, eine kleine Katzenstatue von einem Straßenhändler
erstehen, von 40 Pfund brachte ich ihn runter auf 7 Pfund, schließlich
bekam er 6 Pfund, weil ich nur noch so viel in der Brieftasche hatte.
Nach dem Abendessen ging dann der Donnerstag in der Schiffsbar mit Discomusik
zu Ende.
Am
Freitag waren wieder mal 2 Tempel an der Reihe. Zuerst fuhren wir zu
dem riesigen Karnaktempel, der größten Kultstätte, die je für einen
Gott errichtet wurde. Trotz des starken Verfalls konnte man sich einen
guten Eindruck von ihrer einstigen Größe machen. Der Eingang führte
von der Widderallee, die früher Karnak mit Luxor verband und von hunderten
wenn nicht gar tausenden widderköpfigen Löwen gesäumt wurde, durch die
mächtigen Pylone in den Hof. Hier befand außer einem Seitentempel eine
große Statue von Ramses II und eine einzige Säule der Kollonaden, die
aber einen Eindruck davon gab, wie groß diese gewesen sein müssen. Durch
den zweiten Pylon kommt man in die Säulenhalle, die mit ihren 186, bis
zu 20 Meter hohen Säulen einen gewaltigen Eindruck macht, wobei die
einzelnen Pfeiler einen Durchmesser von etwa 4 bis 5 Metern haben. Auf
einem Kapitell könnten bis zu 100 Personen Platz finden. Kein Wunder,
daß diese Umgebung schon oft als Filmkulisse genutzt worden ist. Der
hintere Teil des Tempels ist leider stark zerstört und von den 4 Obelisken
stehen nur noch 2. Einer von ihnen gehörte zu einem Paar, daß Hatschepsut
errichten lies, später wollte ihr Nachfolger sie entfernen lasse, doch
da die Priester Widerstand leisteten, lies er sie nur einmauern. Der
jetzt noch stehende ist einer der größten, die je geschaffen wurden.
Geht man ein Stück zur Seite, so kommt man an den heiligen See, der
heute nur noch dank moderner Technik Wasser enthält. An seinem Ufer
steht auf einem Podest der berühmte Skarabäus, dessen kleine Kopien
man hier überall erstehen kann. Nun fuhren wir zum Luxortempel, von
dem hauptsächlich noch die Säulenreihen und das Allerheiligste existieren.
Auch Alexander der Große hat sich hier verewigt. Als ein Großteil der
Anlage noch unter Sand lag, bauten hier die Moslems eine Moschee, nach
den Ausgrabungen befand sich ihr Eingang plötzlich einige Meter über
der Erde, so daß er verlegt werden mußte. Vor der nilseitigen Säulenreihe
fand man bei Ausgrabungen einige sehr gut erhaltene Plastiken, die jetzt
im neuen Luxormuseum ausgestellt sind. Die Archäologen vermuten, daß
auch vor der anderen Reihe welche vergraben wurden, doch konnte man
aufgrund des schlechten Zustands der Säulen diese noch nicht freilegen.
Auch hier wurde ein Teil des inneren Tempels in späterer Zeit als christliche
Kirche genutzt, man kann heute noch Teile der Fresken sehen, mit denen
die Christen die ursprünglichen Wände überzogen hatten. Nach den Führungen
hatten wir noch etwas Zeit für einen Einkaufsbummel. Da Gold in Ägypten
relativ billig ist, hatte Wahid uns den Besuch des Goldschmiedeladen
Philippe vorgeschlagen. Da dieser staatlich überwacht werde, würde man
uns dort nicht übers Ohr hauen. Gold ist in Ägypten praktisch nur 18-karätig
zu bekommen, ein Reinheitsgrad, den man hierzulande nur selten findet.
Das kommt daher, daß die Ägypter ihren Schmuck mehr als Sparbuch ansehen,
den man auch jederzeit wieder verkaufen kann. Der Besitzer hatte wohl
schon gute Erfahrungen mit unserem Reiseleiter gemacht, denn er erlaubte
einer Frau aus unserer Gruppe, die sich nicht entscheiden konnte, den
Schmuck bis zu unserer zweiten Ankunft in Luxor unentgeldlich und ohne
Sicherheiten zu behalten. Nur Name und Kabinennummer mußte sie angeben.
Viele bestellten sich Kartuschen mit ihrem Namen, welche bis zum Sonntag
fertig sein würden. Auch ich tat das, kaufte mir aber gleich schon eine
Kette mit einem Ankh, dem Lebenssymbol der alten Ägypter, als Anhänger.
Eine handgearbeitete Nubierkette gefiel mir auch sehr gut, doch schreckte
mich der Preis noch zurück. Noch! Anschließend fuhren wir wieder zum
Schiff, wir beeilten uns, weil das Schiff noch am Abend in Richtung
Dendera ablegen wollte. Doch als wir ankamen stellten wir fest, daß
die Eile vergebens war, denn die Italiener, welche die größte Gruppe
waren, fehlten noch. Außer ihnen gab es übrigens noch einige Engländer
an Bord. Schließlich kamen sie doch noch, das Schiff legte ab und ging
einige Stunden später dann in der Dunkelheit bei Dendera vor Anker.
Ein Teil unserer Besatzung machte sich am Ufer ein Feuer und ließ die
Wasserpfeife rund gehen, während vom nahegelegenen Ort die Kinder kamen,
um Kleinigkeiten zu verkaufen. Unter den Italienern fanden sie gute
Kunden. Später in der Nacht kehrte dann Ruhe ein.
Am nächsten Tag stellte sich heraus, daß unser
Kapitän es sich wegen des geringen Wasserstandes nicht traute, noch
weiter wie geplant nach Abydos zu fahren. Deswegen wurde die Strecke
mit dem Bus zurückgelegt. Weil wir den ganzen Tag unterwegs sein würden,
bekamen wir wieder mal ein Lunchpaket mit. Wahid warnte uns vor den
einheimischen Kinder und als wir an Land gingen, wußten wir auch warum.
In Scharen kamen sie angelaufen und wollten die Tüten mit dem Mittagessen
haben. Dabei taten sie so elend, als ob sie kurz vor dem Hungertode
stünden. Trotz Wahid's Warnung, alle hätten genug zu essen, ließen sich
doch einige erweichen, ihre Tüten herzugeben. Die Fahrt nach Abydos
führte uns an vielen Dörfern vorbei, in denen die Hütten noch aus Lehm
und Stroh hergestellt waren, doch hatten alle Stromanschluß und die
meisten sogar eine Fernsehantenne auf dem Dach. Als wir beim Tempel
ankamen, sahen wir, daß hier die Ruinen im Zuge einer Restaurierung
mit einem neuen Dach versehen worden waren. Innen herrschte ein nur
von gelegentlichen Lampen durchbrochenes Zwielicht. Unser Reiseleiter
erzählte uns hier eine Menge über nicht erklärbare Phänomene, wie Geisterbeschwörung,
Wunderheilung und Telekinese. Es zeigte sich, daß er als Studierter
von deren Existenz fest überzeugt war. Später zeigte er uns noch den
Detailreichtum und die Farbvielfalt der vorhandenen Reliefs, außerdem
besichtigten wir noch die berühmte Königsliste, die hier in einem Seitengang
in Stein gehauen ist. Auf der Rückseite des Tempels war noch der obligatorische
heilige See, auch wurden wir wieder von Kindern umringt, doch vertrieb
sie ein Mann von der Touristenpolizei, die hier überall zum Schutz von
Urlaubern vorhanden ist. Wie nötig das ist, zeigte sich auf der Rückfahrt,
als ein Stein eine Scheibe unseres Busses traf. Zwar behaupteten die
Leute, der Werfer sei verrückt, doch zeigte sich hier bestimmt der Hass
gegenüber Touristen. Zurück in Dendera besichtigten wir noch den dortigen
Tempel, hier hatte sich teilweise noch die alte Umfassungsmauer aus
Lehmziegeln erhalten. Bei diesem Tempel konnte das Dach bestiegen werden,
leider war der Weg ohne Beleuchtung, weshalb ich froh war, eine Taschenlampe
dabei zu haben. Die Decke in einem der oberen Räume schmückte die Kopie
der ältesten vorhandenen Scheibe der Tierkreiszeichen, das Original
ist schon lange im ägyptischen Museum. Man hatte einen schönen Blick
von oben, wenn auch der Aufstieg durch die fehlenden Geländer etwas
unsicher ist. Nun ging es wieder zurück zum Schiff. Für den Abend war
eine Kostümparty geplant und unser Reiseleiter versuchte unsere Gruppe
zur Durchführung eines Sketches zu bewegen, der wohl schon Tradition
auf dem Schiff war. Leider erwies sich das, wie wohl oft bei deutschen
Gruppen, als schwieriges Unterfangen und so war er froh, daß er dann
doch noch einige dazu bewegen konnte. Es ging darum, einen fürchterlich
traurigen und deprimierten Pharao durch Tänzerinnen aufheitern zu lassen,
doch keiner von ihnen gelingt es. Bis dann die Letzte es erreicht, ihn
zu erfreuen. Und die ist dann ein Mann. Natürlich suchte man als Dummen
für diese Rolle mich aus, einen Vorteil hatte es, ich brauchte mein
Kostüm nicht zu bezahlen. Später bei der Aufführung stellte ich fest,
daß ich sowieso die anderen Damen im Tanzen um Längen schlug, es war
also kein Wunder, daß sie den Pharao nicht aufheitern konnten. Auch
die Italiener brachten zwei Sketche, bei ihnen überwog aber eindeutig
der frivole Einschlag.
Nachdem
ich diesen Abend glücklich hinter mich gebracht hatte, folgte der letzte
Tag auf dem Schiff, der Sonntag. Morgens waren wir wieder unterwegs,
diesmal fuhren wir stromaufwärts zurück nach Luxor. Nachdem wir dort
gegen Mittag eintrafen, ging ich gleich ins nahegelegene Sheraton-Hotel,
um mit Deutschland zu telefonieren. Nachdem ich eine halbe Stunde angestanden
hatte und dann noch eine Zeitlang auf die Verbindung wartete, kam ich
tatsächlich durch. Ich schickte schöne Grüße an Zuhause und fragte dann
meine Mutter, was ich ihr an Schmuck mitbringen solle. Nachdem ich ihre
Zustimmung zum Kauf einer etwas teureren Kette hatte, konnte ich beruhigt
einkaufen gehen. Das Gespräch dauerte etwa 3 Minuten und kostete so
zwischen 10 und 15 Mark. Der Nachmittag war frei und so nahmen wir uns
mit 5 Mann ein Taxi, nicht ohne vorher wieder ewig gefeilscht zu haben.
Seltsamerweise wollen einen die ägyptischen Fuhrunternehmer nie dahin
bringen, wohin man eigentlich will. Zuerst machten wir einen kleinen
Bummel durch den dortigen Bazaar, der aber nichts Besonderes zu bieten
hatte. Natürlich versuchten einige Händler, uns in ihren Laden zu ziehen,
hatten aber keinen Erfolg damit. Nachdem wir eine Pause gemacht hatten,
um einen Mokka zu trinken, trafen sich dann viele unserer Gruppe vor
dem Luxor-Museum. Da dieses nicht sehr groß ist, dauerte die Besichtigung
auch kaum länger als eine Stunde, obwohl die Artefakte teilweise sehr
beeindruckend sind. Das gilt besonders für die lebensgroßen Skulpturen
im Keller, die man bei den Ausgrabungen im Tempel von Luxor fand. Danach
mußte ich nochmal zum Juwelier Philippe, um die bestellte Kartusche
abzuholen. Sie war inzwischen fertig und da ich freie Hand hatte, kaufte
ich gleich auch noch eine handgemachte Nubierkette für meine Mutter.
Leider hatte ich nicht genug Geld dabei, deshalb mußte ich einen Scheck
auschreiben, aber der Händler war so kulant, daß er sich mit dem ganzen
Betrag auf einem Scheck begnügte, er wollte noch nicht mal die Scheckkarte
sehen. Als gute Kunden bekamen wir dann noch eine Cola spendiert. Später
machten wir einen kleinen Bummel am Nilufer, wobei ich ein paar Bilder
schoß. Als ich dabei einen Fellachen fotografierte, der bei seiner Feluke
den Mast hochkletterte, kam sofort von nirgendwoher ein Ägypter angerannt,
behauptete steif und fest, daß dies sein Schiff wäre und der Mann am
Mast ein Verwandter und daß er jetzt Geld für das Foto haben wolle.
Natürlich lachte ich ihn aus und ließ ihn stehen. Nachdem die Sonne
untergegangen war, nahmen wir dann ein Taxi zurück zum Schiff. Nach
dem Abendessen stiegen wir dann wieder in den Bus, um zur Ton und Licht
Show in Karnak zu fahren, die Sonntags in deutscher Sprache aufgeführt
wird. Es hatten sich schon eine Menge deutscher Reisegruppen versammelt,
auch einige japanische, denn für sie gibt es diese Vorführung nicht
in ihrer Sprache. Die einzelnen Gebäudeteile wurden angestrahlt, während
eine Stimme die Geschichte des Tempels erzählte. Ich hatte mein Stativ
dabei und nutzte die Zeit, um einige Aufnahmen zu machen. Von den Lautsprechern
geführt drängte sich die Menge durch das Innere des Tempels, bis nach
einer dreiviertel Stunde dieser Teil des Programmes zu Ende war. Für
den zweiten Teil mußten wir auf eine Tribüne, wobei die Japaner, um
einen guten Platz zu ergattern, vorneweg rannten und die älteren Leute
aus ihrer Gruppe zwischen sich mitschleiften. Im Endeffekt war aber
alles vergebens, denn die Tribüne bot weitaus mehr Platz als die Anwesenden
belegen konnten. Ich war auch einer der Ersten, wurde sofort als Fotograf
erkannt und zu einem speziellen Platz geführt. Dafür bekam der Mann
natürlich das obligatorische Bakschisch. Nachdem noch einige Fotografen
sich versammelt hatten, für die seltsamerweise der beste Platz ganz
woanders lag, kam der Führer dann noch mal und brachte uns eine Runde
Tee. Dafür wollte er aber später noch mal ein Trinkgeld, ich machte
ihm aber klar, daß das Erste mehr als genug sei. Daraufhin machte er
ein böses Gesicht und sich davon. Ich schoß dann von dort noch einige
Fotos, machte mich aber noch vor Ende der Veranstaltung auf den Weg
zurück durch den Tempel, um dort noch ein paar Bilder zu machen, ohne
von den vielen Leuten gestört zu werden. Trotzdem kam ich ziemlich als
Letzter am Bus an. Wieder zurück auf dem Schiff mußte ich dann noch
meinen Koffer packen, denn die Kreuzfahrt ging zu Ende. Am Montagmorgen
war Ausschiffung.
Morgens drängten sich dann alle vor der Rezeption,
während das Personal schon die Koffer an Land brachte. Katja verabschiedete
sich noch von dem jungen Ägypter, den sie an Bord des Schiffes kennengelernt
hatte. Daß er ihr versprach, sie in Kairo zu besuchen, nahm sie wohl
nicht so ernst. Das sollte sich später als Fehler erweisen. Wir verabschiedeten
uns vom Schiffspersonal, überreichten den Umschlag mit den Trinkgeldern
für die ganze Woche, bezahlten noch unsere Getränkerechnung, das machte
bei mir etwa 25 Mark aus, und stiegen in den Bus. Unterwegs erzählte
Wahid wahre Schauergeschichten, daß wir mit einer uralten Propellermaschine
nach Kairo fliegen würden. Am Flughafen war ich enttäuscht, denn es
stellte sich heraus, daß wir mit einem modernen Airbus fliegen würden.
Der Flug dauerte keine zwei Stunden und während dieser Zeit konnten
wir mehrmals den Nil tief unter uns träge vorbeifließen sehen. Glücklich
in Kairo gelandet waren wir zuerst wieder über eine Stunde mit dem Bus
unterwegs, bis wir dann in unserem Hotel im Stadtteil Giseh ankamen.
Unterwegs sahen wir mehrmals große Flächen mit flachen Gebäuden, die
sich auf Anfragen an Wahid als Friedhöfe entpuppten. Einzelne der Gebäude
hatten hohe Kuppeldächer, dies seien Gräber von Mamelucken, belehrte
er uns. Sobald wir den Nil überquert hatten, befanden wir uns in Giseh,
wo wir nach weiteren 20 Minuten die Cheopspyramide zwischen den Häusern
auftauchen sahen und kurze Zeit später im Hotel Mena House ankamen,
keine 5 Minuten vom Pyramidenfeld entfernt. Die Zimmer konnten erst
um 2 Uhr bezogen werden, also hatten wir noch etwas Zeit, die wir mit
Essen und Trinken ausfüllten. Auch erkundeten wir schon mal das Hotel
und die Gegend, ich wurde beauftragt, im hauseigenen indischen Restaurant
einen Tisch für den Abend zu bestellen. Das tat ich dann auch. Beim
Verteilen der Zimmer hatte ich leider das Pech, nach hinten zu wohnen,
es war also nichts mit dem Blick auf die Pyramiden. Dafür hatte ich
dann später jede Nacht das Geräusch von einem Stromaggregat vor meinem
Fenster, mit dem eine Umleitung beleuchtet wurde. Aber jetzt war ich
erst mal nicht mehr zu halten, ich packte den Fotoapparat und ging hinauf
zu den Pyramiden. Unterwegs sah ich dann, daß man Eintritt bezahlen
mußte um das Feld zu betreten, deshalb änderte ich die Richtung und
wanderte Richtung Wüste um nach einer Viertelstunde nochmals abzubiegen.
Ich kam im Mastabafeld heraus, das eigentlich für den Touristenverkehr
gesperrt ist. Natürlich wurde ich von den dort vorhandenen Wächtern
entdeckt und mußte umkehren, nicht ohne vorher noch eine paar schöne
Motive abzulichten. Unterwegs bemerkte ich auch, daß die Gräber gerne
von Leuten als Toilette benutzt werden. Soviel zur Pietät. Abends waren
wir dann indisch essen und wurden von vorne bis hinten bedient. Jeder
Schnickschnack war dabei, von Rosenwasser für die Finger bis zu feuchtwarmen
Tüchern fürs Gesicht. Mir persönlich schmeckte es ausgezeichnet, meine
Bekannten hatten eine etwas andere Meinung. Später im Zimmer konnte
ich trotz des Generators, der die ganze Navcht ununterbrochen lief,
prima schlafen.
Der
zweite Tag in Kairo begann mit einer Führung durch das ägyptische Museum.
Zwar öffnet es erst um 11 Uhr morgens, aber auch schon vorher hatten
sich viele Guppen auf dem Platz vor dem Gebäude versammelt. Als dann
die Tore geöffnet wurden, folgten wir Wahid im Laufschritt in einen
Seitentrakt des ersten Stockwerks, wo die Fundstücke aus dem Grab des
Tut-Ench-Amun ausgestellt werden. Wahid meinte, dies sei eh der interessanteste
Teil der Sammlung und er wollte uns Gelegenheit zur Betrachtung des
Krempels vor dem großen Ansturm geben. Er zeigte uns zuerst die ursprünglich
ineinander verschachtelten Sarkophage, die alle vier dort aufgebaut
sind, dann die Streitwagen und schließlich in einem Nebenraum zwei der
drei inneren Särge, von denen einer aus purem Gold ist und über 1100
Kilo wiegt. Daneben gab es dort noch den ganzen Goldschmuck des Königs
zu sehen, unter anderem auch die berühmte Totenmaske. Wie schon gesagt,
liegt dieser Pharao als einziger auch heute noch in seinem Grab, allerdings
nur noch von zweien der ursprünglich acht Särge und Sarkophage umhüllt.
Als der Raum immer voller wurde, setzten wir die Führung bei den weiteren
Grabbeigaben fort. Später besuchten wir noch das untere Stockwerk, in
dem Skulpturen und Gebrauchsgegenstände aus früheren Epochen ausgestellt
werden. Danach wollte ich mir noch den offiziellen Führer durch das
Museum kaufen, leider war er in deutscher Sprache schon ausverkauft.
Zum Glück konnte ich ihn dann nach der Reise zu fast dem gleichen Preis
daheim erstehen, normalerweise kostet er hier in Deutschland das Doppelte
des Preises im Museum. Nach einer Pause ging es dann weiter mit zwei
Besichtigungen von Moscheen, zuerst besuchten wir die Alabastermoschee
auf der Zitadelle, welche teilweise aus dem Baumaterial von Pyramiden
errichtet ist. Dort fand sich auch die Uhr, die ein früherer Herrscher
von Ägypten gegen den Obelisken tauschte, der heute den Place de la
Concorde in Paris schmückt. Die Uhr soll übrigens nie funktioniert haben.
Im Innenraum der Moschee, der wie bei allen fast völlig leer ist, ließen
wir uns auf die den ganzen Boden bedeckenden Teppiche nieder und Wahid
erklärte uns die Grundzüge des islamischen Glaubens. Er versuchte uns
klarzumachen, daß der Islam ein Produkt der Lebensverhältnisse, des
Klimas und der Mentalität der Landesbewohner sei und deshalb der richtige
Glauben für ein Land wie Ägypten wäre. Er selbst glaube zwar an die
Existenz eines höheren Wesens, er könne sich jedoch keiner Religion
zuordnen. Anschließend besuchten wir dann noch die Sultan Hassan Moschee,
aber außer das wir einem Muezzin bei der Arbeit beobachten konnten,
sahen wir hier nichts Neues. Als letzter Punkt stand noch der Besuch
eines Bazaars auf der Tagesordnung, jedoch brachte uns Wahid zum Einheimischenbazaar
und nicht, wie vorgesehen, zu dem für die Touristen. Er gab uns anderhalb
Stunden Zeit zur Besichtigung, doch die Enge, die Gerüche, der Unrat
auf den Straßen und die vielen Menschen setzten einigen von uns so zu,
daß viele schon sehr viel früher am vereinbarten Treffpunkt eintrafen
und sich wie eine ängstliche Schafherde zusammendrängten. Nur die Bekannte
von Katja und ich setzten uns auf die Bank an einer Bushaltestelle,
dort war es auch viel interessanter. Wir fielen jedoch als Touristen
sehr stark auf und waren deshalb einigen Zudringlichkeiten von bettelnden
Müttern mit Kleinkindern und anderem ausgesetzt. Später im Hotel gab
es dann noch jemanden der fiel, zwar nicht auf, sondern aus allen Wolken,
und das war Katja, denn ihr Freund Sherif vom Schiff hatte seine Drohung
wahr gemacht und sie im Hotel besucht. Er lud sie ein und sie nahm schweren
Herzens an, allerdings erst für den nächsten Abend, denn für heute war
Fischessen vorgesehen. Natürlich hasse ich Fisch, ging aber trotzdem
mit, weil ich nicht alleine im Hotel bleiben wollte, außerdem versicherte
Wahid, man könne noch andere Gerichte außer Fisch bestellen. Zwar gab
es das auch, aber während die anderen in höchsten Tönen von den Shrimps
und anderen Ekligkeiten schwärmten, die sie kiloweise in sich reinstopften,
kämpfte ich eine Zeitlang vergebens mit einem Stück Fleisch Marke Schuhsohle,
bis ich dann resignierend aufgab. Dafür war die Stimmung umso fröhlicher,
die Amerikaner am Nachbartisch veranstalteten ein Spektakel, daß man
sein eigenes Wort nicht verstand.
Der
Mittwoch stand dann ganz im Zeichen der Pyramiden, zuerst fuhren wir
zum Pyramidenfeld von Sakkara, wo jedoch nur die Stufenpyramide gut
erhalten ist, von den anderen existieren nur noch mehr oder weniger
hohe Lehmhügel. Erst besichtigten wir die Mastaba eines hohen Würdenträgers,
danach konnte, wer wollte, in die Pyramide des Ti hinabsteigen. Der
Weg war jedoch etwas beschwerlich und viel zu sehen gab es auch nicht.
Danach kam dann die große Stufenpyramide des Djoser an die Reihe, die
erste Pyramide überhaupt, die sich durch An- und Umbauten aus einer
Mastaba entwickelte, Der Architekt des Pharao, Imhotep, war auch der
erste Ägypter, der mit Stein baute, man kann heute noch Reste der selbst
für unsere Zeit perfekten Umfassungsmauer der Kultstätte bewundern.
Seit 40 Jahren sind dort Restaurierungen im Gange, allerdings hätte
man das, was bis heute geschafft wurde, auch in 2 Jahren erreicht, wenn
die Arbeiter nicht so faul wären und nicht nur in Anwesenheit von Touristen
den Hammer heben würden. Imhotep versuchte sich auch an den ersten Säulen,
doch traute er diese Kunst wohl noch nicht so recht, deshalb sind keine
Vollsäulen, sondern nur Dreiviertelsäulen vorhanden. Wahid erzählte,
er selbst habe als Student das Innere der Pyramide besucht, doch sei
dies wegen der Einsturzgefahr nur in Ausnahmefällen möglich. Weiter
ging es dann zu den Resten der ehemaligen Stadt Memphis, man kann aber
heute nur noch ein einige Statuen besichtigen, die hier gefunden wurden.
Darunter ist eine Kolossalstatue von Ramses II, die liegend in einem
Gebäude aufbewahrt wird. Eine ähnliche Skulptur steht vor dem Hauptbahnhof
in Kairo. Ich erstand nach langem Feilschen hier die Nachbildung eines
Skarabäus, die Händler versuchten natürlich die Touristen übers Ohr
zu hauen, in dem sie ihnen kleine Fächer auf der Rückseite ihrer Stände
zeigten und behaupteten, der Inhalt sei etwas Besonderes und koste dementsprechend
auch mehr. Wie man aber sehen konnte, war hier die gleiche Handwerkskunst
wie auf der Vorderseite des Ladens vertreten. 50 Pfund wollte einer
für seinen Käfer, ich sagte ihm aber, daß ich auf keinen Fall mehr als
15 bezahlen würde und ging weiter. Er lief mir nach und verringerte
jedesmal den Preis, lustigerweise nannte er immer wieder den hohen Preis,
wenn er die Figur jemand anders anbot, auch wenn ich in der Nähe war.
Als ich dann das Gelände verlassen wollte, hatte ich ihn soweit. Ich
bekam den Käfer für 15 Pfund. Als nächstes besuchten wir dann eine Teppichknüpferei,
in der Kinder an 3 Tagen der Woche mehrere Stunden arbeiten. Einen Quadratmeter
Teppich zu knüpfen, soll mehrere Wochen dauern, weil auf einen Quadratzentimeter
hundert Knoten kommen. Die Kinder arbeiteten nach Vorlage, es gab aber
auch einen Erwachsenen, der aus dem Kopf ein Bild gestaltete. Auch hier
konnten wir wieder etwas kaufen, jedoch sprengten die Preise meinen
Geldbeutel. Auch kamen sie mir ziemlich hoch vor, wenn man sie in Relation
zum Lohn der Kinder setzt. Danach fuhren wir dann mit dem Bus zurück
nach Giseh, wo nun auch das dortige Pyramidenfeld besichtigt werden
sollte. Zuerst hielten wir an der Cheopspyramide, wo Wahid fragte, wer
von uns sich in das Bauwerk begeben wollte. Er gab uns nur 20 Minuten
Zeit, da es langsam schon etwas spät wurde. Für das Betreten mußte man
noch mal extra bezahlen, damit soll verhindert werden, daß zuviele Leute
sich durch die engen Gänge quetschen. Man betritt das Innere durch den
gegrabenen Tunnel, der zur einer Zeit in die Pyramide hineingetrieben
wurde, als man den originalen Eingang noch nicht kannte. Auch dieser
ist inzwischen freigelegt worden. Man trifft nach kurzer Zeit auf die
Stelle, wo eine Treppe in die untere Grabkammer führt, während ein steiler
und niedriger Gang nach oben weiter geht. Der Weg nach unten ist leider
gesperrt. In gebücktem Zustand muß man nach oben steigen, und es kann
zu Stauungen kommen, wenn andere Besucher auf dem Weg nach außen sind.
Nach etwa hundert Metern kommt man dann auf die große Galerie, die 7
bis 8 Meter hoch ist, die vorherige Steigung aber behält. Am unteren
Punkt führt außerdem noch ein meterhoher Tunnel zur mittleren Grabkammer,
die aber völlig leer ist. Steigt man die Galerie empor, so kommt man
auch oben zu einem waagerechten Tunnel, der aber wesentlich kürzer ist
und zur dritten Grabkammer führt. Diese ist ganz mit Granit verkleidet
und auf einer Seite steht der deckellose Sarkophag. Bei seiner Entdeckung
war er leer und es soll auch nie ein Pharao in ihm gelegen haben. Wahid
meinte, dies sei ein besonderer Raum, hier würden sich die kosmischen
Strahlen konzentrieren, Blumen würden nicht verwelken, sondern nur vertrocken,
stumpfe Messer würden wieder scharf werden und technische Gerätschaften
hätten Störungen. Man könne diese Kräfte spüren, wenn man sich darauf
konzentrieren würde. Das taten wir dann, aber ehrlich gesagt, ich spürte
nichts. Wir hielten uns länger als geplant im Innern der Pyramide auf,
deshalb ging die weitere Führung etwas flotter vor sich. Wir fuhren
an den Chefren- und Mykerinospyramiden vorbei zu einem Aussichtspunkt,
wo man alle drei Pyramiden im Blickfeld hatte. Einige Busse waren schon
dort und eine Menge Leute machte Fotos. So gut gefiel mir der Blickwinkel
aber nicht, denn er war nicht der, den man immer auf Postkarten sieht.
Ich nahm mir vor, später noch mal ein besseres Bild zu machen. Wir fuhren
dann wieder zurück und verließen das Feld, um es von der anderen Seite
noch mal anzusteuern. Nachdem wir uns noch den Taltempel der Chefrenpyramide
angsehen hatten, gingen wir dann zur Sphinx. Man sah ihr an, daß der
Zahn der Zeit schon schwer an ihr genagt hat. Unser Reiseleiter erzählte
uns, daß der Kopf in spätestens 3 Jahren herunterfallen würde, wenn
nichts getan werden würde. Man wolle den Kopf wieder mit seinem Scheinbart
unterstützen, aber das englische Museum, in dem er aufbewahrt wird,
gäbe ihn nicht heraus. Zuletzt besuchten wir dann noch ein Institut,
in dem man handbemalte Papyrusblätter kaufen konnte. Zuerst wurde uns
gezeigt, wie sie hergestellt werden, dann durften wir uns umsehen. Ich
konnte mich schwer entscheiden und kaufte mir dann schließlich zwei
mittlere Exemplare. Später am Abend mußte Katja dann mit Sherif mit,
um seine Familie zu besuchen, während ich in der Dunkelheit aufbrach,
um noch mal zur Sphinx zu gehen. Ich hatte mir den Weg in etwa gemerkt,
nahm aber eine Abkürzung durch einen alten Stadtteil von Giseh. Zum
Glück wurde ich nicht als Tourist erkannt und konnte deshalb ungestört
das Treiben auf den Straßen beobachten. Das änderte sich aber wieder,
als ich mich der Sphinx näherte. Dort angekommen, war gerade eine Ton
und Licht Vorführung in arabisch im Gange. Ich wollte einige Bilder
von der Straße aus machen, wurde aber schon bald von Ordnern entdeckt
und verjagt. Ich machte mich also wieder auf den Rückweg und stieß zu
den anderen, die in der Greenery essen wollten. Man konnte sich an diesem
Abend ein Menue bestellen oder vom Buffet essen, das zweite war aber
doppelt so teuer. Ich überlegte lange, besah mir das Buffet und entschied
mich dann dafür. Um die Kosten wieder auszugleichen, aß ich dann aber
auch entsprechende Mengen, so daß meine Freunde nur staunen konnten.
Später in der Nacht kam dann auch noch Katja zurück, sie war leicht
geschlaucht, mußte sie doch am nächsten Tag wieder mit Sherif weg, um
den Geburtstag einer Schwester von ihm zu feiern. Wir trösteten sie,
so gut es ging und gaben ihr noch einige Ratschläge, wie sie sich verhalten
solle. Danach war dann Schlafenszeit.
Der
Donnerstag wäre eigentlich zur freien Verfügung gewesen, doch bot die
Reiseleitung einen Ausflug zur Oase Fayum an, bei der die meisten aus
der Gruppe teilnahmen. Zuerst ging es eine ganze Zeitlang durch die
Wüste, bis wir dann an die Oase kamen. Manche hatten bestimmt falsche
Vorstellungen von ihr, den sie ist riesengroß, etwa 100 bis 200 Km im
Durchmesser. Außerdem grenzt sie an der Westseite an den Nil, mit dem
sie auch durch Kanäle verbunden ist. Ihre Existenz verdankt sie dem
Fayumsee an ihrer Nordostseite. Bald darauf kamen wir an einem Markt
auf freiem Feld vorbei, wir hielten an, um das Schauspiel zu betrachten.
Es herrschte auf dem Platz ein unglaubliches Gedränge, es wurden alle
möglichen Waren angeboten, sogar ganze Rinder waren in der Hitze an
Gestängen aufgehängt. Zumeist wurden wir ignoriert, nur eine unserer
Damen bekam einen Fisch übergeworfen. Als wir dann wieder zum Bus zurückgingen,
wurden wir von Kindern und Jugendlichen belagert, die ein Bakschisch
erbetteln wollten. Dabei gingen sie sogar soweit und versuchten mir
das Geld, mit dem ich ein Getränk beim Busfahrer kaufen wollte, aus
der Hand zu reißen. Natürlich hatten sie damit überhaupt keinen Erfolg.
Wir fuhren weiter und kamen dann später in eine Stadt in der Oase, deren
Namen mir aber inzwischen entfallen ist. Dort machten wir einen kleinen
Stadtbummel und gingen auch hier noch mal durch einen Bazaar. Einige
Frauen ließen sich Bastkörbe von den Straßenhändlern andrehen, ansonsten
ist von dort nichts weiter zu vermelden. Zuletzt machten wir dann noch
in einem Lokal am Fayumsee halt und bestellten etwas zu essen. Auf der
Terrasse war es uns zu schattig, deshalb trugen wir die Tische und Stühle
ans Ufer. Das Essen war nicht schlecht und wir ließen es uns auch eine
ganze Zeitlang gutgehen. Später drängte aber Wahid zum Aufbruch und
so ging es zurück nach Giseh. Unterwegs konnte man weit in der Ferne
noch die Rote Pyramide und die Knickpyramide sehen, auf dem schnell
gemachten Foto sind sie aber kaum zu erkennen. Als Lokal für das Abendessen
suchten wir dann das Felfela aus, das in der Nähe des Hotels liegt.
Katja konnte wieder nicht mit, sie mußte mit Sherif zur Geburtstagsfeier,
die in einer Disco stattfinden sollte. Sie kam erst nachts um vier wieder
zurück und erzählte uns am nächsten Tag, daß Hin- und Rückfahrt durch
das Ein- und Ausladen von diversen Freunden jeweils zwei Stunden gedauert
hätte. Sie hätte sich jedem Annäherungsversuch entzogen, was seltsamerweise
besonders die Schwestern mit finsterem Blick quittiert hätten. Das Felfela
war ein nettes Lokal, allerdings schmeckten die Vorspeisen besser als
der verschmorte Hammel, der als Hauptgericht auf den Tisch kam. Einige
andere aus unserer Reisegruppe waren auch da, so daß es eine nette Tischgesellschaft
gab. Zuletzt konnte man sich noch seinen Namen in arabisch vom Oberkellner
auf die Speisekarte schreiben lassen, was auch jeder gerne in Anspruch
nahm. Später gingen wir noch kurz in die Greenery, bis wir dann von
der Bedienung rausgeschmissen wurden.
Auch der Freitag
war ein freier Tag, jedoch beschlossen wir einen Stadtbummel in Kairo
zu machen. Die anderen wollten endlich mal ausschlafen, deshalb nahmen
wir erst den Bus, der um 11 Uhr nach Kairo fährt. Das Mena House unterhält
nämlich eine eigene Linie, die mehrmals am Tag zwischen Hotel und ägyptischem
Museum verkehrt. Der Bummel gestaltete sich etwas schwierig, wir mußten
uns nämlich dauernd der Touristenfänger erwehren, die einen in ein Gespräch
ziehen wollen, um dann die Leute in bestimmte Geschäfte zu drängen.
Dabei gehen diese Männer teilweise recht rabiat vor. Einmal konnten
wir einige Geschäfte auch nicht betreten, weil gerade Gebetszeit war
und das Pflaster vor den Türen volle Betender war. In Ägypten werden
viele Textilien von bekannten Markenfirmen für den Export produziert,
deshalb sind Markenartikel billig zu haben. Allerdings ist die Auswahl
in den einzelnen Läden nicht sehr groß, deshalb dauerte es ziemlich
lange, bis ich etwas Passendes in meiner Größe fand, daß mir auch gefiel.
Später wollten Katja mit ihrer Freundin und ich noch das islamische
Museum besuchen und deshalb machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Es ging
quer durch die Innenstadt, wobei wir sehr viel Land und Leute sehen
konnten, aber der Weg zog sich doch sehr lange hin. Ein paar hundert
Meter vor dem Museum hatten dann die Damen genug und wollten umkehren.
Das taten wir dann auch. Später erfuhren wir dann, daß das Museum sowieso
freitags nachmittags geschlossen ist. Glücklich wieder an der Haltestelle
angekommen, wollten alle nur noch ins Bett, deshalb fuhren wir mit dem
nächsten Bus zurück zum Hotel. Abends wollten wir dann zum Abschied
noch mal fein essen gehen, wir warfen uns in Schale und bestellten einen
Tisch im besten Lokal des Hotels. Leider stellte sich heraus, daß wir
die einzigen waren, die Wert auf ihr Äußeres legten, die Mitglieder
einer amerikanische Gruppe kamen mit Regencape und Stoffkappe und machten
einen Krach für zehn Gruppen. Auch das Tanzprogramm war nicht überragend,
allerdings schmeckte das Essen ganz ordendlich, jedoch nicht dem Preis
und der Anzahl des Bestecks entsprechend. Wir blieben auch nicht lange,
sondern machten, daß wir in die Greenery kamen, dort war es doch irgendwie
gemütlicher.
Der
Samstag war dann der Abreisetag, zum Glück war das Treffen für die Leute,
die nach Frankfurt flogen, erst um 14 Uhr. Die Münchner sollten dagegen
schon am Morgen abfliegen, deshalb waren sie zur Frühstückszeit schon
weg. Während die meisten von uns ausschliefen, wollte ich mir die Pyramiden
noch mal in aller Ruhe ansehen, deshalb stand ich früh um 7 auf, stellte
meinen Koffer schon auf den Flur und ging nach dem Frühstück schon kurz
vor 8 hinauf zum Pyramidenfeld. Dort war es fast völlig leer, höchstens
2 oder 3 Besucher waren schon da. Ich ließ mich von einem amerikanischen
Ehepaar fotografieren, die fragten mich, ob ich Ägypter sei, ich sähe
so aus. Diese Frage konnte ich aber zum Glück verneinen. Da mir der
Panoramablick beim ersten Besuch nicht gefallen hatte, wollte ich jetzt
das Motiv aufnehmen, das man immer auf Postkarten findet. Deshalb mußte
ich hinter der Mykerinospyramide noch etwa 2 Km in die Wüste hinauslaufen.
Selbst dort war man nicht von den Pferdevermietern sicher, doch konnte
ich sie bald abschütteln. Leider war das Wetter um diese frühe Zeit
noch etwas dunstig, deshalb geriet das Foto auch etwas blaß. Ich ließ
mich davon aber nicht abhalten, schoß einige Bilder und machte mich
auf den Rückweg. Als nächstes sah ich mir dann die Mykerinospyramide
von innen an, der Wächter mußte extra für mich das Licht einschalten.
Dafür bekam er aber ein Bakschisch und ich hatte die Pyramide ganz für
mich alleine. Das Gleiche galt dann auch später für die Chefrenpyramide.
Mittlerweile war es 9 Uhr geworden und um diese Zeit wollte ich mich
mit den anderen an der Cheopspyramide treffen. Ich war aber spät dran,
denn als ich sie betrat, kamen die anderen gerade raus. Ich hatte aber
schon Eintritt bezahlt und wollte das auch ausnutzen, deshalb ging ich
nach der Begrüßung trotzdem in die Pyramide hinein. Ein Einheimischer
wollte mir den Führer spielen, ich machte ihm aber klar, daß ich daran
nicht interessiert wäre, weil ich schon einmal in der Pyramide gewesen
sei. Darauf machte er sich schmollend davon. Ich kletterte hoch in die
Grabkammer, wo ich mich auf einen Stein setzte und die Umgebung auf
mich wirken lies. Später kam der Führer mit einer anderen Gruppe herein,
er machte von ihnen ein Foto mit Blitz, etwas, das in der Pyramide nicht
erlaubt ist. Als er mich sah, wollte er sich wohl rächen, er fing an
mich anzumachen und erzählte etwas davon, daß es verboten sei, auf dem
Stein zu sitzen. Ich ließ mich aber nicht irritieren und erklärte ihm,
wo er sich seine Rede hinstecken könne und was ihm einfiele, erst selbst
die Gebote zu verletzen und dann zu versuchen, anderen Vorschriften
zu machen. Daraufhin gab er klein bei und machte sich davon. Nach einer
halben Stunde verließ ich das Bauwerk wieder und ging weiter zum Barkenmuseum,
das an der Südseite der Cheopspyramide errichtet ist. Dort wird das
Schiff aufbewahrt, daß man bei Ausgrabungen in seine Einzelteile zerlegt
fand und welches dann in jahrelanger Kleinarbeit wieder zusammengesetzt
wurde. Weit über 4000 Jahre alt, hat es doch die beträchtliche Länge
von über 50 Metern und zeigt, daß die alten Ägypter auch damals schon
ihre Schiffe aus Holz bauten. Das Museum kostete extra, auch mußte man
sich Überschuhe anziehen, um den Sand nicht hereinzutragen. Dort traf
ich auch wieder die anderen und verknipste meine letzten Bilder. Später
sahen wir uns nochmal den Sphinx an und gingen dann wieder zurück zum
Hotel. Um 10 Uhr sollten die Koffer abgeholt werden, meiner sah inzwischen
schon einigermaßen lädiert aus, so daß er mit einer Schnur zusammengebunden
werden mußte. Wir vertrieben uns die Zeit bis 14 Uhr und sonnten uns
noch etwas am Swimmingpool. Schließlich war es dann doch soweit, daß
wir Abschied nehmen mußten. Die Fahrt dauerte über eine Stunde, unser
Flug sollte jedoch erst um halb 6 starten. Am Flughafen angekommen,
waren wir sehr überrascht, die Münchner Passagiere noch vorzufinden.
Ihr Flug hatte sich durch einen Schneesturm in Bayern um einige Stunden
verzögert. Auch Wahid wollte nach Deutschland fliegen, allerdings nahm
er den Flug in Richtung Stuttgart. Wir verabschiedeten uns von ihm und
ich verzieh ihm sogar, daß er während der ganzen Reise versucht hatte,
mich mit Katja zu verkuppeln. Auch wir hatten eine halbe Stunde Verspätung
uns so startete das Flugzeug um 6 Uhr in Richtung Frankfurt, wo wir
dann nach einem ereignislosen Flug so gegen 10 Uhr MEZ landeten. Nach
Zoll- und Paßkontrolle gab es dann noch das große Verabschieden, ich
schrieb mir noch die Adresse von Katja auf und dann begrüßte ich die
wartenden Eltern und Eva, die mich abholen wollten. Mit der Heimfahrt
war dann die Reise zu Ende.