Reise mit Daltus: www.daltus.de

Bericht im PDF-Format: Balkan.PDF (2,5 MB)

Balkan

 

1. Tag, 8.9.2007

Erstmalig ging für mich eine Daltus-Reise in Frankfurt los, Frank wollte uns am Samstagmorgen um 11 Uhr am Hauptbahnhof abholen. Ich hatte heute noch genügend Zeit zum Frühstücken, erst kurz nach 8 Uhr fuhr Papa mich nach Camberg. Mit der Regionalbahn erreichte ich in 45 Minuten Frankfurt und war dort anderthalb Stunden zu früh. Ich kaufte mir ein Rätselheft um die Zeit zu vertreiben und schaute erst nach einer Stunde, ob der Bus nicht vielleicht schon in der Nähe stand. Einige Mitfahrer sah ich sofort, Horst und Hartmut kannte ich nämlich von meiner letzten Reise und auch Frank kam gerade angeschlendert. Es waren diesmal nur 13 Gäste dabei, ein Wunder dass die Reise überhaupt stattfand. Dafür konnte sich fast jeder auf zwei Plätzen ausbreiten, hatte zwei Körbchen und ein Zelt für sich. Heute wurde nur gefahren, Frank wollte bis an die ungarische Grenze kommen. Leider wurde das Wetter unterwegs immer schlechter, dafür war aber die Autobahn wenigstens staufrei. Wir kamen gut voran. Auf den Raststätten war das Essen recht teuer, ich fastete bis zum Abend. Leider hatte ich auch nicht mehr daran gedacht, meine Flasche zu füllen, also plagte mich auch der Durst. Dreimal machten wir unterwegs kurz Pause, über Passau und Linz fuhren wir nach Wien und durchquerten die Stadt schon in der Dunkelheit. Nach einigen weiteren Kilometern hielten wir für die Nacht an einer Raststätte. Die Zelte wurden natürlich mit Regenplane aufgeklappt und ich sicherte mir gleich mein Lieblingszelt rechts hinten, das ich bisher immer benutzt hatte. Als Abendessen gab es heute eine schnell aufgewärmte Dosensuppe, kochen würden wir erst an späteren Tagen. Es war schon nach 10 Uhr, als wir mit dem Essen fertig waren, zum Glück konnte man sich im Rasthaus ordentlich waschen. Ich verschwand bald im Zelt, das ich zum zweiten Mal auf einer Tour ganz für mich hatte.

 

2. Tag

In der Nacht wehte der Wind recht stark und ab und zu fing es auch an zu regnen. Es herrschte reges Kommen und Gehen, nicht jede Blase ist fürs Camping geeignet. An meinem Zelt mussten natürlich alle vorbei, doch das bekam ich im Laufe der Reise immer weniger mit. Dafür musste ich heute ab und zu den Eingang der Regenplane schließen, das Flattern ging mir auf den Keks. Um halb 7 Uhr wurde geweckt, leider regnete es auch beim Frühstück, so dass nur wenige am Tisch saßen. Die meisten aßen ihre Brote im Stehen unter den ausgeklappten Zelten. Wir fuhren jetzt das kurze Stück zur ungarischen Grenze, wo wir ohne Probleme durchgewinkt wurden. Ich tauschte 10 Euro in Forint, mehr brauchte ich nicht, wir würden uns nur heute in Ungarn aufhalten. Im Regen ging es weiter bis nach Budapest, doch als wir ankamen, hörte es auf. Frank gab uns nur 90 Minuten für eine kleine Tour, das Beste war da natürlich die Fischerbastei. Noch bei starkem Wind überquerten wir die Kettenbrücke, aber es klarte jetzt schnell auf und als wir von der Bastei über die Donau schauten, war über uns der Himmel wolkenfrei. Die Matthias-Kirche war leider geschlossen, also drehte ich mit Arno noch eine Runde durch die Altstadt, bevor wir schnell zum Bus zurückkehrten. Wir fuhren jetzt aber nicht gleich weiter, sondern machten an Ort und Stelle Mittagspause, direkt am Straßenrand.

Später ging es dann weiter zur rumänischen Grenze, unterbrochen nur durch kurze Pinkelpausen. Auch an dieser Grenze wurden nur kurz die Pässe kontrolliert, dann ging es hinein ins Land. Leider holten wir das schlechte Wetter bald darauf wieder ein und gegen Abend regnete es wieder. Wir hatten die Uhren eine Stunde vorstellen müssen, jetzt war es schon 18 Uhr. Dafür blieb es abends dann auch eine Stunde länger hell. Bis nach Cluj (Klausenburg) war es heute noch zu weit, wir bogen von der Hauptstrasse ab und wollten bei einem Lokal übernachten. Leider fand dort ausgerechnet heute eine Hochzeit statt, der Parkplatz war voller PKW und erst nach längerem Warten wurde für uns Platz geschaffen. Frank rangierte etwas hin und her, bevor wir die Zelte aufstellen konnten. Auch heute wurde nicht gekocht, wir aßen á la Carte. Nur war die leider auf Rumänisch. Nachher saß ein Teil von uns noch am Tisch, während der andere Teil schon schlafen ging.

 

3. Tag

Zwar waren die Hochzeitsgäste später recht schnell verschwunden, ein paar blieben aber auf dem Parkplatz und probierten aus, wie viel Krach ein Autoradio machen konnte. Irgendwann wurde es Jörg zuviel und er brüllte vom Dach des Busses hinüber. Die Nachzügler waren dann rasch verschwunden, aber ich war wieder wach. Morgens war es stark bewölkt, aber wenigstens trocken. Endlich konnte ich duschen, aber auf der Frauenseite, die Dusche der Männer war kaputt. Elmar war vor mir drin, Karin kam während ich wartete und war ob meines Anblicks etwas angefressen. Nach dem Abbau der Zelte hätte ich gleich wieder duschen können, doch weiter ging die Fahrt.

Schon bald darauf war wir in Cluj in Siebenbürgen, oder Transsylvanien, wie es hierzulande hieß. Frank gab uns 3,5 Stunden Zeit für Sightseeing. Außer einigen Kirchen gab es noch neoklassizistische Häuser zu sehen, wunderschön umrahmt durch jede Menge Stromkabel, die ein Wahnsinniger verlegt haben musste. Mit Arno, Elmar und Horst war ich heute unterwegs. Nachdem wir die ganze Innenstadt durchquert hatten, besuchten wir ein Café, wo schon Matthias und Florian saßen. Nach einem Heißgetränk wurden noch ein paar Meter zurückgelegt, bevor wir wieder zum Bus mussten. Der fuhr nun ein Stück aus der Stadt hinaus und dann seitwärts hinein in einen Feldweg. Hier machten wir unsere kurze Mittagspause. Weiter oben am Hang war ein kleiner Friedhof, Karin wollte ihn sich ansehen und musste dann zurück rennen, als Frank wieder losfahren wollte. Es ging weiter nach Nordwesten, unterbrochen nur durch kurze Stopps. Leider wurde das Wetter jetzt wieder merklich schlechter, nachdem es in der Stadt noch recht schön gewesen war. Unser Weg führte über einen Pass von 1200 Metern Höhe, bis wir schließlich abends durch einen Ort namens Vatra Dornei kamen. Kurze Zeit später erreichten wir dann den Campingplatz, wo es ausnahmsweise auch mal ganz nette sanitäre Anlagen gab. Auf vielfachen Wunsch eines Einzelnen (Elmar) brachte Frank heute das Vordach an, deswegen hörte es dann natürlich auch auf zu regnen. Jörg machte Curry mit Reis, wie meistens unterstützt durch ein paar Schäler und Schnibbler. Dazu gab es noch einen Pudding, der bestimmt nur wegen des kühlen Klimas fest wurde. Hier in 800 Metern Höhe war es recht frisch beim Essen. Heute wurde zweimal gespült, das Geschirr vom Mittag war beim ersten Mal vergessen worden.

 

4. Tag

Heute Nacht störten uns nur die bellenden Hunde, die wurden aber schließlich von Stephan vertrieben. Ich war recht früh auf, denn hier konnte man ordentlich duschen, sogar mit drei Mann nebeneinander. Natürlich in getrennten Kabinen. Tagsüber blieb es heute trocken und gegen Mittag wurde es sogar recht schön, nur das Zuklappen der Zelt am Morgen war eine nasse Angelegenheit. Ohne Regenjacke floss einem das Kondenswasser in den Nacken und das war recht eklig. Heute fuhren wir nicht weit, es ging aber wieder über einige Pässe der Karpaten. Schon nach kurzer Wegstrecke besuchten wir unser erstes Moldaukloster, mit dem schönen Namen Moldovita. Wie jedes seiner Art war es ein Viereck aus Gebäuden, Türmen und Mauern, im Zentrum stand die meist prächtig von innen und auch oft von außen bemalte orthodoxe Kirche. Um die äußeren Fresken zu schützen, war der Dachüberstand recht großzügig ausgefallen, diese waren deswegen in den letzten Jahrhunderten auch nur wenig ausgebleicht.

Später fuhren wir weiter nach Sucevita, kurz vor dem Ort wollten wir übernachten. Unterwegs klingelte mein Telefon, Mutti wollte wissen, wie es mir ging und ob ich noch leben würde, ich hatte mich ja noch nicht gemeldet. Am Standplatz machten wir Mittag, Frank wollte uns danach zum nächsten Kloster bringen. Den Rückweg sollten wir dann zu Fuß gehen. Leider konnten wir den Führer der Tour von 2005 nicht bekommen und Arno, der damals dabei war, erinnerte sich auch nicht mehr an den Weg. Wir besichtigen das Kloster Sucevita, das eine ganze Nummer größer war als das vorhergehende. Wie gesagt ähnelten sie sich aber in der Art ihrer Anlage. Einige Nonnen waren auch hier zu sehen, eine war bei der Vorbereitung des Abendessens, es schien Steinpilze zu geben. Hinter dem Kloster lag ein steiler Hügel, den bestieg ich gemeinsam mit Hartmut, während der Rest der Gruppe sich schon auf den Heimweg machte. Von oben hatten wir einen schönen Blick auf das Kloster und auch das Wetter spielte mit. Wir beide suchten uns später den Heimweg am Fluss entlang, kamen an vielen Häusern vorbei und mussten auch mal einen Vorgarten durchqueren. Trotzdem waren wir schließlich eine gute halbe Stunde früher als der Rest wieder am Bus, die andere Gruppe hatte sich unterwegs verlaufen. Heute war es erstmals noch hell, als wir unsere Vorbereitungen für den Abend trafen, sogar für das Abendessen brauchten wir kein künstliches Licht. Dummerweise fing es kurz vorher wieder an zu regnen, also musste Frank wieder das Vordach anbringen, die Regenplane hatten wir erst gar nicht ab gemacht. Heute blieben wir noch lange an den Tischen sitzen, ich selbst kam erst nach 23 Uhr ins Bett, besser ins Zelt. Wegen meiner täglichen Schreiberei war ich mal wieder der Letzte, mit Ausnahme von Frank natürlich.

 

5. Tag

In dieser Nacht musste ich erstmals die mitgebrachten Ohrstöpsel benutzen, Jörg hatte anscheinend vor, den ganzen Wald abzusägen. Nach einer Dusche am Morgen ging es zurück hinaus in den Regen zum Frühstücken. Wir waren schon vor 9 Uhr wieder unterwegs und wie auch die Tage zuvor wurde auch heute das Wetter bald viel besser. Und auch heute fing es gegen Abend zu regnen an. Wir erreichten bald bei Radauti den nördlichsten Punkt unseres Weges in Rumänien und fuhren von dort weiter nach Suceava. Dort gab Frank uns fast 2 Stunden Zeit für eine meiner Meinung nach nicht sehenswerte Stadt. Meine Gruppe war die gleiche wie die Tage zuvor und wir gaben uns Mühe, etwas Interessantes zu finden. Wir besuchten zwei Kirchen, die Demetriuskirche und die Georgskirche, es gab dort aber nichts, was wir nicht schon gesehen hatten. Kurz darauf sah ich in der Ferne einige Ruinen und einen Pfad, der durch ein bewaldetes Tal auf sie zu führte. Ich ging alleine weiter und folgte dem Weg durch diesen Park. Nach 10 Minuten kam ich dann zu den Überresten der Fürstenburg. Zum Hineingehen hatte ich nicht genügend Zeit, ich begnügte mich mit einem Foto von außen. Für den Weg zurück nahm ich einen anderen Pfad, dabei kam ich am Reiterstandbild von Stefan dem Großen vorbei. Die Treppe, die mich zurück in die Stadt brachte, kam mir eher wie ein Wasserfall, ein ganzer Bach kam mir entgegen. Auch vorher schon waren die Wege teilweise in einem erbarmungswürdigen Zustand gewesen. Ein gutes hatte aber die Treppe, sie endete direkt vor einem Fastfoodladen. Dort saßen schon einige von uns und auch ich konnte mich stärken. Kurz darauf liefen wir zum Treffpunkt mit dem Bus, der auch nicht lange auf sich warten ließ.

Auf dem Weg nach Süden besuchten wir jetzt noch ein weiteres Kloster mit dem Namen Neamt. Auch diese Anlage ähnelte den anderen. Weil ich im Souvenirladen etwas kaufte und mich lange mit dem Mönch dort unterhielt, durfte ich ihn auch vor seinen Waren fotografieren. Er schien ein Auge für ein gutes Motiv zu haben und hängte extra ein paar störende schwarze Kleidungsstücke ab. Wir fuhren weiter und kamen jetzt zum Bicaz-Stausee, für die Nacht fanden wir hier einen Stellplatz bei einem Restaurant. Ganz in der Nähe war eine Baustelle und Mülltonnen standen überall herum. Jörg bereitete heute Schweinefleisch mit Pilzen und Nudeln zu, wir anderen steuerten einen Salat bei. Es hatte wieder angefangen zu regnen und hier am See war es sehr kalt, zum Glück konnten wir uns im Lokal aufwärmen. Doch bestand hier das Problem, von der Bedienung ein paar Flaschen Bier zu bekommen, der Kellner wollte uns einfach nicht verstehen. Nachdem einer mit zum Kühlschrank gegangen war, bekamen wir doch noch das Gewünschte. Im Nachbarzimmer lief im Fernsehen das Fußballländerspiel Deutschland gegen Rumänien, was aber nicht jeden interessierte. Hartmut und mich ließ es völlig kalt. Als ich als letzter ging, stand es 2:1 für Deutschland. Ich habe keine Ahnung, wie das Endergebnis lautete.

 

6. Tag

Trotz Ohrstöpsel hörte ich nachts den Regen auf das Zelt prasseln. Leider blieb es auch so bis zum Wecken, so dass ich heute erstmals bis zu Franks täglichem „Mojn, Mojn“ liegen blieb. Zum Glück wurde es bis zum Zeltabbau trockener und bei unserer Abfahrt war es dann nur noch stark bewölkt. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die Bicaz-Klamm, eine Schlucht mit links und rechts steil aufragenden Felswänden. An der schmalsten Stelle ließ Frank uns raus aus dem Bus, damit wir ein Stück zu Fuß gehen konnten. Neben uns floss ein reißender Bach, nur durch eine kniehohe Mauer von der Straße getrennt. Leider war es immer noch recht trübe und hier in der Schlucht noch dunkler, Fotos konnte man hier drinnen kaum noch machen. Nach ein paar hundert Metern Fußweg kamen wir zu einigen Souvenirständen, wo Frank schon wartete. Weiter ging es zum Lacul Rosu, dem roten See. Hier stand eine kleine Wanderung auf dem Programm, einmal ganz herum um das Gewässer. Dafür war nur gut eine Stunde nötig. Es gab einen kleinen Supermarkt, dort deckte ich mich mit Getränken ein und musste, da die Kassiererin kein Wechselgeld hatte, noch etwas Süßes dazulegen.

Auf der weiteren Fahrt wurde das Wetter dann richtig freundlich und Frank bog schließlich in einen Feldweg ab, um dort die Mittagspause einzulegen. Leider war der Weg steil und recht matschig, der Bus kam ins Rutschen. Weiter unten gab es einen zweiten Pfad, also im Rückwärtsgang hinunter und rechtzeitig einbiegen. So sah der Plan aus. In der Realität verfehlte er den Weg um ein Stück und kam mit den Hinterrädern in einen Hang hinein und leider dort nicht mehr heraus. Trotz vorgelegter Sandbleche und stundenlanger Buddelei unseres Fahrers gruben sich die Räder immer tiefer in das weiche Erdreich ein. Horst nahm es schließlich in die Hand, per Anhalter ins nächste Dorf zu fahren um eventuell dort eine Trecker zum Abschleppen zu besorgen. Er wurde dort nicht fündig und fuhr mit einem anderen Auto in die entgegen gesetzte Richtung um weiter nach Hilfe zu suchen. Während ich im Wald unterwegs war, ich hatte einige Reifenspuren entdeckt, kam er mit einem Fahrzeug der Waldarbeiter zurück. Dieses zog unseren Bus ratz, fatz aus dem Matsch. Die ganze Aktion hatte gut zweieinhalb Stunden gedauert, inklusive Mittagessen, das für mich aber ausgefallen war.

Es war jetzt schon so spät geworden, dass es sich nicht mehr lohnte, heute noch nach Sibiu (Hermannsstadt) zu fahren, stattdessen wollten wir in Sigjisoara (Schässburg) übernachten. Zuerst wurde ein Campingplatz gesucht, bei einem passte der Bus nicht durch das Tor, also wurde der andere genommen. Frank fuhr uns noch in die Stadt und gab uns zwei Stunden Zeit. Ich stieg zuerst für 5 Lei auf den Stundturm, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dann ging es hinein in die Gässchen der mittelalterlichen Stadt. Leider wurde gerade eine Kanalisation verlegt, die Straßen waren eine einzige Katastrophe. Auf der überdachten Schülertreppe stieg ich hinauf zu Kirche und Friedhof und sah mir auch einen versteckten Wehrturm an. Später trank ich dann mit Horst und Elmar ein Bier auf dem Marktplatz. Ich hatte ein Starkbier gewählt, welches mir auch schwer zu Kopf stieg. Um halb 8 Uhr abends fuhren wir dann zurück zum Camping, stellten die Zelt auf und aßen nebenan im Lokal. Frank spendierte 15 Lei pro Kopf, den Rest musste man selbst beisteuern. Immerhin konnte ich nach dem Essen zum Schreiben hier sitzen bleiben, besser als draußen in der Kälte die Stirnlampe zu benutzen.

 

7. Tag

Es blieb in der Nacht trocken, also konnte ich mein Zelt offen lassen. Ich war auch wieder vor dem Wecken in der Dusche. Heute blieb es den ganzen Tag recht schön, da ging einem die Arbeit flotter von der Hand, wir waren schon eine Viertelstunde vor 9 Uhr wieder auf der Straße. Weit war es nicht bis Biertan, unserem ersten Stopp, und wir kamen dort eine halbe Stunde vor der Öffnung der Kirchenburg an. Ich nutzte die Zeit, um auf einen nahen Hügel zu steigen und einige Fotos von dort oben zu schießen. Rechtzeitig zu unserer kurzen Führung war ich zurück, unser weiblicher Guide leierte seinen Text in Deutsch herunter. Leider war die Kirche sehr reparaturbedürftig, auch das berühmte Schloss der Sakristeitür mit seinen 19 Riegeln funktionierte nicht mehr.

Auf unserer weiteren Fahrt machten wir heute Mittag am Rand eines Waldes, der Boden zwischen den Bäumen war mit Müll übersät. Ein hinkender Hund hoffte, etwas von unseren Abfällen zu bekommen, doch viel war da nicht zu holen. Etwas später erreichten wir Herrmannsstadt, hier bekamen wir drei Stunden Zeit. Ich war wieder mit Horst und Elmar unterwegs und wir folgten Horts Dumont-Reiseführer, dessen Karte aber nicht immer korrekt war. Wir sahen uns die diversen Plätze und Häuser an, dazu auch einige Kirchen. Auf den Turm der evangelischen Stadtkirche stiegen wir hinauf. Von den vier Erkern aus hatte man einen sehr schönen Blick, auch wenn die Fenster recht klein waren. Wieder unten tranken wir einen Kaffee, bevor wir unseren Spaziergang wieder aufnahmen.

Kurz nach 16 Uhr waren alle wieder im Bus und weiter ging es. Leider hatten wir bald darauf auf jedem Kilometer eine Baustelle, meistens mit Ampel, so dass wir nur noch langsam vorankamen. Frank zog sich einmal den Zorn der Bauarbeiter zu, als er über den frischen Teer fuhr. Schließlich nahm er eine schmale Seitenstrasse, trotzdem war es recht spät, als wir die Stadt Bran erreichten. Diesmal blieben wir auf einem richtigen Campingplatz und wir mussten die Zelte auch nicht im Regen aufstellen. Jörg machte Gemüsesuppe, dazu gab es Würstchen und Brot. Es wurde aber bald recht kühl und gegen 23 Uhr ging der allgemeine Aufbruch in die Zelt los.

 

8. Tag

Da ich ausnahmsweise mal recht früh mit meinem Bericht fertig geworden war, kam ich auch vor einigen anderen ins Bett. Jörg fehlte auch noch und ich probierte es heute mal ohne Ohrstöpsel. Das klappte auch und ich schlief bis zum Morgen durch, allerdings mit geschlossenem Zelt. Wir waren schließlich gut 600 Meter hoch und die Luft recht kühl. Abends hatte es noch schön ausgesehen, trotzdem blieb die Plane drauf, morgens war es dann stark bewölkt. Die Törzburg erreichten wir schon vor 9 Uhr und mussten etwas warten, bis wir rein durften. Vlad Tepes soll hier öfters genächtigt haben, viele Souvenirhändler versuchten ihren Draculakitsch an den Mann zu bringen. In der Burg war davon natürlich nichts zu spüren, an jeder Ecke hing ein Bild der letzten rumänischen Königin Maria. Vor dem Burgberg gab es noch eine Ansammlung von rumänischen Bauernhäusern zu sehen, die hier aufgestellt worden waren. Die meisten waren aber abgeschlossen.

Frank fuhr uns jetzt das kurze Stück nach Brasov, um uns zu zeigen, wo er uns um 18 Uhr aufsammeln wollte. Danach ging es hinauf nach Polana Brasov, dem nahen Ski- und Wandergebiet. Die Gruppe sollte von hier zur Stadt laufen, mir war der Weg aber zu kurz und ich seilte mich ab. Nach einigem Herumfragen stieg ich einen steilen Pfad hinauf zum Postavarol, dem höchsten Berg in der Nähe. Der Weg war sehr gut ausgeschildert, in zwei Stunden erreichte ich die Spitze, die aber noch im Nebel lag. Ich war jetzt gut 1800 Meter hoch. Nach 10 Minuten Wartezeit vertrieb ein starker Wind die Wolken und ich hatte einen tollen Weitblick. Ich musste mich jetzt aber beeilen, von der Stadt wollte ich ja auch noch etwas sehen. Ich folgte jetzt der blauen Markierung in Richtung Norden, leider fehlte mir eine Karte zur genaueren Orientierung. Höhlen, wie die Gruppe von 2005 sah ich nicht, ich blieb fast immer auf dem bewaldeten Berggrat. Dafür sah ich ein Reh flüchten und traf einige Pilzsucher.

Nach 3 Stunden kam ich mehr durch Zufall auf dem Hausberg von Brasov, dem Tampa an. Hier traf ich Matthias, Florian und Trude. Die Brasover hatten den Namen ihrer Stadt in Hollywood-Manier hier oben aufgestellt und eine Aussichtsplattform daneben gebaut. Eine Seilbahn führt herauf, ich fuhr mit ihr hinab, so konnte ich für 5 Lei eine Menge Zeit sparen. Die schwarze Kirche war von oben unübersehbar gewesen, unten fiel der Rathausplatz ins Auge. Ich sah einige Hochzeitspaare und viele Männer in historischen Soldatenkostümen, hinter der Kirche wurde ein Film gedreht. Dort hatten sie auch Barrikaden aus Möbeln gebaut, einige von uns meinten, es sei Sperrmüll. Pünktlich war ich am Bus, am Campingplatz hatte Jörg schon das Essen vorbereitet, er war nicht mitgewandert. Durchwachsene Steaks mag ich aber nicht, ich aß lieber von den Cevapcici. Dort wo wir gegrillt hatten, blieb ich dann zum Schreiben und ließ mich auch nicht wie die anderen vertreiben, als eine Familie hier auch grillte und dabei den ganzen Raum mit Rauch füllten. Dabei fehlte auf einer Seite komplett die Wand.

 

9. Tag

Zur Weckzeit hatten wir endlich mal einen blauen Himmel über uns und es blieb auch den ganzen Tag über schön. Wir fuhren heute bis nach Bukarest, aber ein Besichtigungspunkt vorher stand noch aus. Am Rand der südlichen Karpaten stoppten wir im Ort Sinaia und besuchten dort das ehemalige Sommerschloss der rumänischen Könige. Dieses neoklassizistische Bauwerk lag sehr schön in einen großen Park eingebettet, das Innere jedoch war furchtbar überladen. Diesmal bezahlte ich 30 Lei für eine Fotoerlaubnis, die Inneneinrichtung gab doch schon einige Motive her, die vielen Details waren aber einfach zu viel. Hier hätte ich mich auf die Dauer nicht wohl gefühlt. Leider war es in den meisten Zimmern recht dunkel und mein lichtstarkes kleines Objektiv erreichte seine Grenzen, Blitzen war natürlich nicht erlaubt. Wir hatten eine englische Führung im Schloss Peles, ich hörte aber nur selten zu. Später wieder im Freien war noch etwas Zeit, bis wir uns wieder am Bus treffen sollten, ich bog auf dem Weg nach unten in einen Seitenpfad ab, wo viele Verkaufstände aneinander gereiht waren. Verkauft wurde hier aber nur Schrott. Die ungefähre Richtung stimmte, ich spazierte noch an einem weiteren Kloster vorbei und kam von einer anderen Seite zurück zum Parkplatz.

Eigentlich wollten wir um 12 Uhr wieder aufbrechen, doch es dauerte noch eine Weile bis auch Trude eingetroffen war. Weiter ging es auf der Autobahn 1 in Richtung Süden. Zwischendurch gab es eine Pause neben einer rostigen Eisenbahnbrücke, die einen kleinen Fluss überquerte. Leider lag auch viel Müll hier herum. Schon um 16:30 Uhr gelangten wir zum Campingplatz nahe Bukarest und nach dem Aufstellen der Zelte, heute erstmals ohne Regenplane, wollten einige noch in die Stadt. Ich war bei den Zurückbleibenden und nutzte die Zeit zum Faulenzen und zum Beenden des ersten mitgenommenen Buches, zwei hatte ich dabei. Ab halb 7 Uhr abends wurde Chili gekocht, genug für die ganze Truppe. Wir saßen noch beim Essen als die Ausflügler zurückkamen. Jeder wurde satt und als einige spülten, fing ich mal wieder mit meinem Bericht an. Heute war es auch abends recht warm, ich konnte bis zum Schluss im Flieshemd sitzen bleiben, war aber wieder einer der Letzten am Tisch.

 

10. Tag

Wecken war zu normaler Zeit, jedoch wurde der Bus heute nicht bewegt. Jeder konnte wann er wollte in die Stadt gehen, es bildeten sich aber wie immer einige Gruppen. Ich selbst war wieder mit Horst und Elmar unterwegs. Wir bildeten die schnelle Truppe. Mit Buslinie 301 ging es hinein in die Stadt, wegen des starken Verkehrs brauchten wir dazu aber eine längere Zeit. Vom Platz Romana aus ging es dann seitwärts in die Nebenstrassen hinein, um einige sehenswerte Punkte auf dem Stadtplan abzuhaken. Der Anzei-Markt war nicht der Rede wert, wir waren schnell wieder draußen. Weiter kamen wir am Konzerthaus Athenäum vorbei, passierten ohne Aufenthalt den alten Königspalast und erreichten dann den Park Cismigiu. Obwohl heute Montag war, herrschte hier ein ziemlicher Betrieb.

Bald darauf sahen wir den gigantischen Parlamentspalast, nach dem Pentagon das zweitgrößte Gebäude der Welt. Wir fanden gleich den richtigen Eingang an der Nordseite, von wo aus man an einer Besichtigung teilnehmen konnte, fast die ganze Daltustruppe war schon da. Es musste nicht lange gewartet werden, schon um 12 Uhr fand eine Führung in Englisch statt. Beim Eintritt wurden wir gefilzt, mein Taschenmesser musste ich abgeben, bekam es aber später wieder. Unser Guide sprach sehr schnell und ohne Punkt und Komma, man konnte ihr sehr schlecht folgen. Fotografieren kostete extra, aber das schien keinen zu kümmern, auch ich machte schließlich ein paar Bilder. Einige der riesigen Säle durften wir uns ansehen und es ging auch auf den Balkon, von dem Ceausescu seine Reden gehalten hatte. Nach gut 40 Minuten war die Führung zu Ende und die Gruppe teilte sich wieder auf. Mit Elmar und Horst lief ich einmal um den Palast herum, um ein paar Fotos zu schießen, besonders schön war das Motiv aber nicht. In den Hinterstrassen war es dann mit der Pracht vorbei, Baustelle reihte sich an Baustelle, viele Ruinen säumten die Gassen. Am Platz Unirii kreuzten wir den Prachtboulevard gleichen Namens und kehrten dort zum Essen ein.

Durch das alte Händlerviertel der Stadt, gelegen um die Leipziger Strasse, hier Lipscani, gingen wir jetzt wieder nach Norden. Um etwas Zeit zu sparen, nahmen wir für eine Station die U-Bahn. Wir gaben unser letztes Geld für ein Busticket und Bier aus und fuhren durch den Feierabendverkehr zurück zum Campingplatz. Kurz nach 5 Uhr kamen wir an und waren die ersten. Zur Kochzeit waren auch Jörg, Matthias und Florian da, von unseren Nudeln bekam nur Trude noch etwas ab, als der Rest eintraf, waren auch nur noch Reste da. Auch heute saßen wir wieder lange Zeit noch am Tisch.

 

11. Tag

Heute war wieder ein wolkenloser Tag. Dir Gruppe wurde mit dem Einpacken immer schneller, schon um halb 9 Uhr waren wir wieder auf der Strasse. Morgens war noch Duschen angesagt, am Abend würden wir auf freier Strecke campen. Zuerst mussten wir allerdings noch unseren Weg um die Stadt Bukarest herum nach Süden finden, was bei diesem Verkehrschaos recht schwierig war. Frank wechselte manchmal abrupt die Fahrtrichtung, worauf immer ein böses Hupkonzert ertönte. Für die Umrundung der Stadt brauchten wir sehr lange, die Fahrt zu bulgarischen Grenze ging dann viel schneller, es ging ja durch die Walachei. Frank wollte noch 1000 Lei tauschen, doch an der Grenze ging das nicht, er musste wieder ein Stück zurück fahren. Noch andere von uns hatten Lei, die wurden an einer Tankstelle ausgegeben. Da wir weiterhin in der EU blieben, waren Aus- und Einreise unproblematisch, die Grenze wurde durch die breite Donau gebildet.

Direkt dahinter lag die Stadt Ruse, dort holten wir uns das hiesige Geld, den Leva. Der Kurs war schon an den Euro gebunden und lag bei 2:1. Meine Dreiergruppe nutzte die Zeit bis 15 Uhr, die Frank uns gegeben hatte, für eine Stadtbesichtigung. Zuvor hatten wir noch am Straßenrand Mittag gemacht. Viel zu sehen gab es nicht, das Beste war eine in den Boden hinein gebaute Kirche. Während der Türkenzeit durften Kirchtürme die Minarette nicht überragen, also fing man mit dem Turm etwas tiefer an. Kurz gingen wir zur Donau hinab, aber nicht bis zum Wasser, ein Blick von einer Fußgängerbrücke genügte, es gab nichts Schönes zu sehen. Wir kehrten noch einmal zu einem Bier ein, bis es um 15 Uhr Zeit zum Treffen war.

Frank fuhr uns jetzt noch ein Stück nach Süden bis zu einem Höhlenkloster. Nach dem Aufstieg gab es nur einen kleinen Raum mit Resten von Bemalung zu sehen. Die restlichen Höhlen lagen auf der anderen Flussseite. Bei meiner späteren Wanderung durch das Tal versuchte ich hinüber zukommen, doch das war vergeblich, trotz stundenlangem Laufen fand ich keine Brücke, die über den Fluss führte. Einmal versuchte ich sogar, den Fluss über eine Treibholzansammlung zu überqueren, musste dann aber einen Meter vor dem anderen Ufer aufgeben, weil es zu steil und rutschig war. Wir blieben, wo der Bus gehalten hatte, es gab einen Kiosk, dessen Klo wir benutzen durften. Jörg machte Szegediner Gulasch, dazu gab es Kartoffeln und Salat. Unterm Sternenhimmel saßen wir wieder lange zusammen.

 

12. Tag

Morgens hatten wir wieder das schönste Wetter, dazu kamen bei mir noch einige schöne Schwellungen, die Mücken hatten mich in der Nacht gepiesackt. Heute hatten wir noch einmal einen langen Fahrtag vor uns, etwa 400 Kilometer bis in die Nähe von Sofia. Erst fuhren wir gut zwei Stunden in Richtung Süden bis zum Freilichtmuseum Etara. Hier wurden in originalen Nachbauten von Werkstätten verschiedene Handwerke demonstriert. Mitbringsel aus Silber und Holz konnten gekauft werden, eine Bäckerei sorgte für das leibliche Wohl. Die Maschinen wurden noch mit Wasserkraft angetrieben, doch die Preise hatte schon westliches Niveau. Frank hatte uns bis 13 Uhr Zeit gegeben, doch die meisten waren schon eher wieder zurück und machten an Ort und Stelle Mittag.

Weiter ging es über die Bergkette des südlichen Balkan, genauer über den 1300 Meter hohen Sipka-Pass und dann hinab in das breite, ost-westlich verlaufende Tal. Auf dem weiteren Weg nach Sofia zog der Himmel zu und es fing an zu Gewittern. Wir wollten an einer Tankstelle nächtigen, nur leider gab es dort nichts zu essen, so dass wir schließlich weiterfuhren. Als wir uns gerade auf einer Brücke befanden, sahen wir rechts an einem See einige Zelte und versuchten daraufhin die Stelle zu finden. Kurzerhand drehte Frank noch auf der Brücke um, was uns wieder ein erbostes Hupkonzert einbrachte. Nach einem Abstecher in die Slums entdeckten wir den See, die Kneipe und einige Cabins. Frank machte alles klar und wir aßen auch hier zu Abend. Nur dauerte es sehr lange, bis das Essen komplett da, die Pommes, die ich viel früher bekommen hatte, waren da schon lange kalt. Später wurden die Zelte aufgeklappt und nach 3 Tagen ohne auch mal wieder die Regenplane aufgespannt. In den Cabins wurden 3 Duschen für uns freigegeben und eine davon war sogar richtig neu. Nachdem ich mich erfrischt hatte, ging ich noch für ein Bier zurück in die Kneipe.

 

13. Tag

Ich wurde morgens recht früh wach, weil die Leute des Reisebusses neben uns sich mit ihrem Gefährt auf den Weg machten. Den nächtlichen Krach, von dem meine Mitschläfer berichteten, hatte ich nicht mitbekommen. Ich kam recht spät zum Frühstück, weil ich das Duschen schon am Abend zuvor erledigt hatte und jetzt zu faul zum Aufstehen war. Wir fuhren heute nach Sofia hinein. Frank wollte uns zu einem Busbahnhof bringen. Weil er aber nicht wusste, wo dieser lag, irrten wir stundenlang durch die Strassen der Stadt. Irgendwann gab er es auf und lud uns in der Nähe des Zentrums ab. Damit war die geplante Nachmittagswanderung gestorben, ich war wohl auch der einzige, der sie gerne gemacht hätte. Bis 16 Uhr hatten wir jetzt Zeit in der Stadt, wie immer war ich mit Horst und Elmar unterwegs. Zuerst sahen wir uns einige Kirchen an, dazu auch eine Moschee und eine Synagoge, die letztere allerdings nur von außen. Auch an einem ehemaligen türkischen Dampfbad, einem Hamam, kamen wir vorbei. Eine Kirche war im Innenhof eines Hotels, eine weitere neben einer U-Bahn-Station im Boden versenkt. Als nächstes gingen wir an der Post vorbei, kauften Karten und Briefmarken, zwei Karten schrieb ich an Ort und Stelle. Die Alexander Nevski Kathedrale war die größte Kirche der Stadt, aber auch eine der düstersten. Die Fresken konnte man kaum sehen, dafür aber Wasserflecken und Schimmel. Wir sahen uns noch ein Kaufhaus an, besuchten ein Kaffeehaus und ein amerikanisches Restaurant, bevor wir zurück zum Bus gingen. Der wartete zwar schon, aber noch war etwas Zeit, ich sah mir noch den achteckigen Kulturpalast von außen an. Auch ging ich am Denkmal des 1300 jährigen Bulgarien vorbei, das noch recht neu, aber schon extrem baufällig war. Ein Bauzaun verhinderte, dass jemandem Teile auf den Kopf fielen.

Den ganzen Tag schon hatten wir ein trübes Wetter gehabt und es blieb auch so, als wir jetzt nach Südwesten zur mazedonischen Grenze fuhren. Industrieruinen säumten unseren Weg, die Gegend sah teilweise sehr deprimierend aus. Die Grenze lag im Rila-Gebirge und war fast 1000 Meter hoch, draußen war es recht kalt, als wir aussteigen mussten und unsere Pässe abgaben. Im Duty-Free-Shop wurde gewartet, bis wir die Papiere mit einem Stempel versehen wieder zurück erhielten. Ein paar Frauen knieten am Boden und versuchten einige Stangen Zigaretten an ihrem Körper zu verstecken, heimlich taten sie das aber nicht. Insgesamt dauerte der Übergang nicht besonders lange, auch wenn wir jetzt die EU verlassen hatten. Frank fuhr noch einige Kilometer bis zu einem Kloster bei Kriva Palanka und nahm dort einen freien Standplatz. Es gab weder Dusche noch WC, dafür aber jede Menge Katzen. Aber halt, ein Plumpsklo stand am Straßenrand, aber dort hätte ich meinen schlimmsten Feind nicht hineingeschickt, die Natur hatte schöne Ecken genug, und wir eine Schaufel dabei. Jörg kochte Reis mit Gemüse, dazu gab es wieder Schokopudding. Auch heute musste ich wieder länger aufbleiben, aber einige Miezen leisteten mir Gesellschaft.

 

14. Tag

Bevor wir heute das Kloster besuchten wurde der Bus reisefertig gemacht und Frank fuhr in ein paar Meter zu einem weiteren Parkplatz. Die Kirche war sehr schön mit Bibelszenen bemalt, der Turm an der hinteren Ecke wurde gerade aufgestockt. In einer kleinen Kirche nebenan fand einer der langen orthodoxen Gottesdienste statt, er wurde per Lautsprecher ins Freie übertragen. So nach und nach kamen viele Leute hierher, die Frauen hatten meistens Kuchen dabei, die dann im Vorraum der Kirche auf einem langen Tisch aufgebaut wurden. Karin bekam heraus, dass heute Kirchweih gefeiert wurde, doch die Liturgie zog sich hin. Irgendwann wollten wir nicht mehr warten und gingen zurück zum Bus um weiter zu fahren. Zuerst war die Flora rings um uns noch mediterran, doch das änderte sich recht schnell, die Landschaft wurde sehr wüstenhaft. Beim Erreichen der Hauptstadt Skopje suchte Frank nach einem Campingplatz, der in seinen Unterlagen stand, leider existierte er nicht mehr. Er setzte uns dann in der Stadt gegen halb 12 Uhr ab und gab uns Zeit bis 16 Uhr. Währenddessen machten er und Jörg sich auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit und nach einem Supermarkt.

Meine Gruppe ging zuerst zur Festung Kale, von der aber außer ein paar Außenmauern nichts übrig geblieben war. Von dort ging es dann weiter in die Altstadt, die im oberen Teil ziemlich heruntergekommen war. Auch die vom Reiseführer angepriesenen Moscheen sahen nicht gut aus und waren durchwegs sehr reparaturbedürftig. In die Sultan Murat Moschee schauten wir auch mal hinein, ein alter Mann versuchte uns radebrechend alles zu erklären. Wir waren eigentlich nur hierher gekommen, weil nebenan der Glockenturm stand, den man allerdings nur manchmal besuchen durfte. Kurze Zeit später trafen wir Matthias und Florian, die sich aber bald wieder von uns trennten. Meine Gruppe kam jetzt in den besseren Teil der Altstadt hinein, dass Geschäftsviertel, welches zum großen Teil aus Läden für Goldschmuck bestand. Bevor wir uns genauer umsahen, aßen wir erst etwas zu Mittag, zusammen bezahlten wir nicht mehr als 10 Euro. Mehr per Zufall fanden wir die alte Karawanserei Kursumli, die anscheinend geschlossen war, weil innen Restaurationsarbeiten liefen. Doch eine kleine Pforte im Tor stand offen und keiner beschwerte sich, als wir uns drinnen umsahen und auch kurz in das obere Stockwerk hinaufstiegen. Anschließend war uns noch die unterirdische Kirche Sveti Spas einen Besuch wert, berühmt war die aus Nussbaum geschnitzte Ikonostase. Jetzt überquerten wir den Fluss Vardar und sahen uns auch noch etwas in der Neustadt um. Viel gab es allerdings nicht zu sehen, hauptsächlich sahen wir uns die Reste des Bahnhofs an, die vom Erdbeben von 1963 übrig geblieben waren. Die damals stehengebliebene Bahnhofsuhr zeigt noch immer die entsprechende Zeit an, das Beben geschah um 18:17 Uhr. Kurz gingen wir noch in den Mc Donalds, die Toiletten sind dort zum Glück weltweit auf gleichem Stand, bevor wir uns auf die Suche nach dem Bus machten. Der recht hässliche moderne Bau der Post war in der Nähe, hier kaufte ich mir noch ein paar Briefmarken.

Inzwischen war Frank angekommen und brachte uns ein Stück aus der Stadt hinaus. Unser sogenannter Campingplatz war riesig hatte furchtbare Toiletten und keine Duschen. Eine einsame Brause mitten auf einer Wiese lief zwar permanent, man musste dort aber aufpassen nicht in die offene Kanalisation zu fallen. Viele Schrott-Wohnwagen standen herum und verwilderte Hunde streunten umher. Schon früh um halb 7 Uhr aßen wir zu Abend, es gab Nudeln und Hackfleisch. Deshalb kam ich ausnahmsweise auch mal früh zum Schreiben und war auch schon kurz nach 21 Uhr fertig.

 

15. Tag

Trotz der vielen Hunde blieb die Nacht doch recht ruhig. Frank weckte schon um 7 Uhr, gerade als ich mich noch eine halbe Stunde in den Schlafsack kuscheln wollte. Er wollte so früh wie möglich am Ohridsee ankommen, nach deutschen Bestimmungen musste er nämlich möglichst bald eine Pause von 45 Stunden einlegen. Je früher wir heute dort ankommen würden, um so früher würde es dann auch übermorgen weitergehen. Deshalb waren wir schon kurz nach 8 Uhr unterwegs. Trude wollte noch einen Stopp in Tetovo einlegen, dort gab es eine schöne Moschee. Sie war leicht zu finden, hinein kamen wir aber nicht. Es fand gerade eine Koranschule statt. Der weitere Weg ging jetzt nach Süden und über zwei Pässe, heute bei schönstem Wetter. Schon um halb 12 Uhr erreichten wir den See und mussten einen Standplatz suchen, die Campingplätze waren jetzt im September schon all zu. In der Nähe von Struga hatten wir Glück, am dortigen Campingplatz hatte gerade jemand zu tun und wir durften bleiben, ganz alleine auf dem riesigen Gelände. Wir machten zuerst die Regenplane ab und dann Mittag.

Danach war Freizeit, wir drei mit Jana und Manuela nahmen einen Kleinbus nach Ohrid. Jeder bezahlte für die unbequeme Fahrt 30 Denar. In der Stadt angekommen stiegen wir auf zur Festung und bezahlten den geringen Eintritt. Die Mauern waren ganz nett anzusehen, die Gebäude im Innern leider nicht mehr vorhanden. Dafür nervte der Dudelsackspieler über dem Tor, der fast keinen seiner Töne traf. Auf dem Weg hinunter zum See sahen wir uns mehrere Kirchen an, darunter die bekannteste Sveti Jovan, die auf vielen Postkarten zu sehen ist. Am antiken Theater vorbei ging es wieder hinauf zu anderen Kirchen und dann wieder hinab zum Hafen. Dort kehrten wir eine Zeitlang in einer Kneipe am Ufer ein. Am Taxistand machten wir uns schlau für den nächsten Tag, wir wollten dann nämlich in die Berge. Geschäftstüchtige Taxifahrer machten uns ein Angebot. Als wir zur Bushaltestelle zurückkamen, wartete dort schon fast der ganze Rest der Truppe, gemeinsam fuhren wir zurück. Der Busfahrer wollte uns zuerst nicht am Campingplatz rauslassen, er sei ja schließlich geschlossen. Die vier am Bus zurückgebliebenen hatten schon gegessen, auch für uns war noch Suppe da. Der Himmel blieb klar, aber es wurde empfindlich kalt. Ich rätselte heute noch eine ganze Weile in meinem Heft und fing erst spät mit Schreiben an. Ich wurde dementsprechend auch erst spät fertig.

 

16. Tag

An diesem Tag war ich ausnahmsweise mal wieder vor dem „Mojn, Mojn“ wach. Ich nutzte die Gelegenheit, um mal in den See zu springen, den Rest des Tages würde ich dafür keine Zeit haben. Die Wassertemperatur war ganz in Ordnung, die Luft trotz des blauen Himmels aber immer noch recht frisch. Danach ging ich in die Dusche zum Aufwärmen. Das Frühstück war heute etwas ausgedehnter als sonst, schließlich hatten wir unseren zweiten Standtag. Unsere 5’er Gruppe vom Vortag wollte gemeinsam in die Stadt, um einen Ausflug in die Berge zu machen. Da wir heute gemischtgeschlechtlich unterwegs waren, dauerte es natürlich etwas, bis alle in die Gänge kamen. Der Bus kam heute recht schnell und wir bekamen auch alle Sitzplätze. Frank hatte mir den Namen eines Mopedverleihs gegeben, der stimmte nur leider nicht ganz, ich musste mich durchfragen. Leider war der Laden noch zu, als ich ihn unbemerkt passierte und ich lief bestimmt mehr als einen Kilometer weiter auf der Suche nach ihm. Auf dem Rückweg schob gerade der Besitzer einen Roller auf die Straße und ich lieh mir gleich das Gefährt aus. Es gab etwas Stress, da ich keinen Führerschein mithatte, doch nach einem Telefonat ging auch das in Ordnung. Wir waren gerade geschäftseinig geworden, da kam Frank vorbei getigert und nahm das zweite Teil. Mit meinem Roller kehrte ich zu den anderen vier zurück, die ein Taxi nahmen. Fünf Personen in einem Auto hatten die Fahrer abgelehnt.

Ich nahm die Straße nach Süden, den Helm ließ ich in seinem Fach unter dem Sitz, er war eh teilweise durchgebrochen und kaum besser als die Mütze, die ich aufhatte. Bei Frank war es genauso. Beinahe wäre die Fahrt schnell vorbei gewesen, beim Schauen nach dem Helm geriet mir unbemerkt der Schlüssel in das Fach und ich machte es prompt zu. Mit viel Glück bekam ich aber nach etwas Herumprobieren die Finger unter den Rand und konnte die Schlüssel herausfischen. 23 Kilometer fuhr ich am See entlang, dann ging es hinauf in die Berge. Besonders steil war der Weg zwar nicht, machte aber meinem Automatik-Roller zu schaffen, er fuhr teilweise nur noch 15 km/h schnell. Auf dem Pass in 1568 Metern Höhe traf ich die Taxifahrer und auch Frank wieder. Von hier aus konnten wir auch schon Teile des Prespasees auf der anderen Seite der Bergkette sehen. Ich ließ den Roller stehen und stieg alleine noch auf einen Gipfel auf, der mit 1984 Metern angegeben war. Oben gab es die Ruine einer anscheinend wissenschaftlichen Station zu sehen und auch auf beide Seen konnte ich gleichzeitig blicken. Als ich wieder zum Roller kam, war ich alleine. Ich fuhr hinunter zum Abzweig der Passstraße und sah mir die Karte dort an, dann fuhr ich wieder 30 Minuten hinauf und noch ein Stück weiter. Ich folgte einem Abzweig nach Norden, bis die Teerstraße zu Ende war. Hier hatte es vor kurzem gebrannt, auf einer Seite der Berge lag jede Menge brauner Asche. Von hier aus sollten Wanderwege weiterführen, es war aber nichts markiert. Ein Mann mit einer Flinte versuchte sich vergeblich zu verstecken, wahrscheinlich war er auf einer illegalen Jagd. Ich machte mich auf den Rückweg, es war schon spät und ich sollte um 18 Uhr den Roller abgeben. Ich musste aber noch tanken und kam deshalb 10 Minuten später als geplant an. Mein Verleiher war da schon einige Stunden weg und musste erst angerufen werden. Ich ging zurück zur Busstation, dort war aber keiner von uns anzutreffen. Leider auch keine anderen Fahrgäste, für Busse war es wohl zu spät. Also nahm ich mir ein Taxi. Für hiesige Verhältnisse war es teuer, ich bezahlte 310 Denar bis zum Campingplatz. Als einer der letzten war ich zurück. Nebenan gab es ein Restaurant, in das wir heute essen gingen, es gab sehr viel Fleisch und wenig Gemüse. Frank spendierte wieder einen Teil aus der Küchenkasse, 400 Denar pro Person. Später saß ich dann noch einige Zeit an unserem Bus.

17. Tag

Wieder hatten wir Glück mit dem Wetter, blauer Himmel. Schon vor halb 8 Uhr war ich lauwarm geduscht und saß gemeinsam mit den anderen am Frühstückstisch. Frank vergaß deswegen seinen Morgenspruch und das war schlecht, denn Manuela lag noch oben. Schon vor halb 9 Uhr waren wir unterwegs, zuerst hinein nach Struga um das letzte hiesige Geld auszugeben. Mir war kaum etwas geblieben, dank der teuren Taxifahrt. Frank gab uns eine halbe Stunde Zeit und tankte währenddessen. Anschließend ging es weiter zur albanischen Grenze, kurz davor brauchte Trude eine Pinkelpause. Erfreulicherweise benötigten wir für Aus- und Einreise nur gut 90 Minuten.

Direkt hinter der Grenze gab es einen Fotostopp, die vielen Einmann- und auch größeren Bunker in der Landschaft verteilt waren doch recht interessant. Die Straße führte hinab in die Täler zwischen den Albaner Bergen und dort machten wir auch bald darauf Mittag. Kurz hinter Elbasan zweigte dann rechts eine steile nach oben führende Straße in Richtung Tirana ab, die für Lastwagen gesperrt war. Zum Glück hatten wir ja einen Autobus. In vielen Serpentinen ging es nicht hinauf auf einen Sattel, sondern auf einen Grat, wir konnten oft links und rechts gleichzeitig sehr tief hinabschauen. Frank erzählte später etwas von 600 Höhenmetern, laut Reiseführer war der Krraba-Pass etwa 2000 Meter hoch. Der Tiefblick war auf jeden Fall grandios.

Wir kamen schneller voran als gedacht, schon um halb 3 Uhr nachmittags erreichten wir das Zentrum der Hauptstadt. Frank warf uns raus, gab uns Zeit bis 18 Uhr und machte sich auf die Suche nach einer Unterkunft. Die Stadt bot nicht viel Sehenswertes, meine Standardgruppe bestimmte erst unseren Standort, suchte dann ein Klo und schließlich etwas zu trinken. Ein paar Gebäude und Plätze gab es zu sehen, doch keine großartige Architektur, nur ein totales Verkehrschaos. Endlich suchten wir uns ein Lokal, tranken ein Bier und aßen zwei Pizzas. Wir blieben, bis es fast Zeit für den Treffpunkt war. Frank hatte ein Hotel gefunden, in dessen Hof wir den Bus abstellen konnten, vier Zimmer konnten wir zum Duschen, aber nicht zum Schlafen nutzen. Ein kleines Abendessen mit überteuerten Getränken stand auch schon bereit. Immerhin konnte ich heute in einem Zimmer schreiben, auch wenn ab und zu der Strom abgeschaltet wurde. Das ist hier aber nichts Besonderes, sondern passiert im ganzen Land jeden Tag.

 

18. Tag

Es war sehr laut in der Umgebung meines Zeltes, also kamen wieder die Ohrstöpsel zum Zug. Deswegen wurde ich morgens auch erst sehr spät wach. Eine Dusche und ein Frühstück später waren wir wieder unterwegs. Zuerst fuhren wir wieder ein Stück in Richtung des Zentrums von Tirana, um nach ein paar Kilometern nach Norden abzubiegen. Nach einer Beratung am Vorabend wollten wir heute nach Kruje fahren, laut Reiseführer musste man diesen Ort in Albanien gesehen haben. Zuerst fuhren wir ewig lange durch die ausgedehnten Vororte der Hauptstadt, erst das letzte Stück stieg steil auf, unser Ziel lag am Abhang eines steilen Berges. Auf einem vorgelagerten Felsen lag die Burg Skanderbegs, des albanischen Nationalhelden aus dem 15. Jahrhundert. Ein modernes Museum rührte Fakten und Fiktion zusammen, es sollte wohl das albanische Selbstbewusstsein gestärkt werden. Die Umgebung war aber recht malerisch, in der Ruine eines Hamam liefen die Hühner umher, in einem Mausoleum waren muslimische Gräber von großen grünen Tüchern bedeckt. In der Nähe lag ein kleiner Basar, wo viel Kitsch und Krempel verkauft wurde, ich kaufte mir ein T-Shirt, um wenigstens eines aus dem Balkan zu haben.

Kurz nach 11 Uhr brachen wir wieder auf in Richtung Küste, um nahe des Badeortes Durres unsere letzte Nacht zu verbringen. Frank suchte längere Zeit nach einer Unterkunft, doch entweder waren die Möglichkeiten zu schlecht, wir konnten mit unserem Bus nicht hin oder wir wurden nicht gewollt. Schließlich fanden wir einen Parkplatz neben einem Hotel, hatten dort zwei Zimmer und direkten Zugang zum Strand. Wir machten Mittag, danach hatte jeder Zeit für sich. Ich faulenzte etwas herum und ging später in einer Kneipe mal kurz ins Internet, um meine Mails zu lesen. Danach war dann Zeit für ein Bad in der Adria. Manuela hatten die anderen inzwischen im Sand versenkt, ein paar Stöckchen und etwas Müll markierten die Stelle. Wir aßen heute im Hotel zu Abend, ich hatte Hunger und nahm mir zwei Hauptgerichte, die dann prompt auch gleichzeitig kamen. In der Dunkelheit machte Frank ein Feuer am Strand, dort konnte ich aber schlecht schreiben. Ich bewachte stattdessen den Bus und entging so dem Rauch. Gegen 23 Uhr gingen die ersten ins Bett und ich noch an den Strand, wo aber das Feuer schon am Erlöschen war. Später im Zelt war es recht warm und es juckten mir dauernd die Arme. Ich wunderte mich solange, bis ich ein leises Summen an meinem Ohr hörte. Stechmücken! Es waren sogar recht große. Es blieb mir nichts anderes übrig, als das Zelt zu schließen und alle ungebetenen Gäste zu massakrieren. Danach war Ruhe.

 

19. Tag

Von den Mücken war ich einigermaßen verschont geblieben, gestört hatte mich nur der laute Stromgenerator. Andere hatten weniger Glück, Karins Auge war von einem Mückenstich zugeschwollen, Manuela sah aus, als hätte sie die Masern. Es nieselte den ganzen Morgen, zum Glück hatten wir am Abend zuvor die Regenplane wieder aufgespannt. Trotzdem wollten noch einige am Strand bleiben, ich gehörte auch dazu, also brachen wir erst um 11 Uhr auf. Zuvor war aber der Bus abfahrfertig gemacht worden und Frank hatte ihn in die korrekte Richtung rangiert.

In kurzer Zeit schon erreichten wir Durres und hatten dort bis 16 Uhr Zeit, viel zu lange für diese öde Stadt. Es war kein Badeort, sondern ein Industriehafen und dementsprechend sah es auch hier aus. Dazu kam, dass es jetzt auch stärker anfing zu regnen. Meine kleine Gruppe suchte sich den Weg zur einzig erwähnenswerten Sehenswürdigkeit der Stadt, dem Amphitheater. Ein wenige ansprechendes Äußeres und 500 Lek Eintrittsgeld ließen uns aber vor dem Betreten absehen. Wir spazierten kurz die Uferpromenade entlang und kehrten auch für eine Zeitlang in einem Café ein. Dann ging es zurück zum Bus, der am Hafen stand. Leider war er leer und abgeschlossen, Frank kam erst weit über eine Stunde später wieder hierher. Bis die Gruppe wieder vollzählig war, saß ich dösend auf meinem Platz, danach dauerte es aber noch einmal zwei Stunden, bis wir auf die Fähre durften. Bei Frank dauerte es noch viel länger, er musste mit dem Bus bis zum Schluss warten. Die Kabinen waren winzig, Hartmut kam zu uns ins doppelte Doppelzimmer mit Zwischentür, ein Fenster gab es nicht. Insgesamt standen uns wohl keine acht Quadratmeter zur Verfügung. Ab 20 Uhr gab es Futter, Frank kam gerade noch rechtzeitig um noch etwas zu bekommen. Einige von uns hatten das Ablegen beobachtet und schauten jetzt in die Röhre, nach einer Stunde war die Küche wieder zu. Das Schiff hatte keine Stabilisatoren und rollte recht heftig, Horst nahm gleich prophylaktisch eine Tablette gegen Seekrankheit und ging ins Bett. Ich blieb zurück, wurde jetzt aber auch schnell müde. Kaum war ich fertig mit Schreiben, legte auch ich mich hin.

 

20. Tag

Das Schlafen war ganz OK, auch wenn ich mit Kopf und Füßen anstieß und Klamotten, Brille und Trinkflasche mit im Bett lagen. Ich hatte die Weckfunktion meines Telefons auf halb 8 Uhr eingestellt, war aber schon eine halbe Stunde früher wach. Um 8 Uhr gab es Frühstück, alle waren da, sie hatten vom Vorabend gelernt. Nachher gab es nichts zu tun, ich lungerte auf dem Schiff herum, sah mir alle zugänglichen Teile an und setzte mich eine Zeitlang auf Sonnendeck. Es blieb heute trocken und gegen Mittag wurde es sogar sonnig. Vor dem Mittagessen legte ich mich noch mal hin, um im Bett etwas Zeit totzuschlagen. Zu Essen gab es ein ähnliches Menü wie am Abend zuvor. Nachmittags puzzelte ich in meinem Rätselheft und spielte auch mal ein paar Runden Uno. Später fuhr das Schiff in eine Gewitterfront, ziemlich heftige Blitze waren schon von weitem zu sehen. Als die ersten Tropfen fielen, ging ich unter Deck. Es gab heute um 18:30 Uhr noch ein Abendessen, da wir vom Vorabend noch ein paar Stunden Verspätung hatten.

Gesagt wurde, wir würden eine Stunde später anlegen, daraus wurde aber nichts, es war schon weit nach 20 Uhr, als wir endlich die Lichter der Stadt Triest sahen. Diese wurden nicht von privaten Stromaggregaten angetrieben. Unsere Pässe wurden als erstes ausgegeben und unser Bus stand ganz hinten im Schiff, deshalb durften wir zum Ärger der anderen Mitreisenden auch als erste raus. Das nützte uns aber nicht viel, es kam noch der Zoll und die schauten in jede Klappe und durchleuchteten jedes Gepäckstück. Da wir mehr als drei Stunden Verspätung hatten und am Freitag um 18 Uhr Frankfurt erreichen wollten, beschloss Frank die Nacht durchzufahren. Er hatte auf dem Schiff genug Zeit zum Ausspannen gehabt. Er nahm nicht die Autobahn durch Österreich, sondern fuhr ab Udine auf der Landstrasse in Richtung Felbertauerntunnel.

 

21. Tag

Mitternacht war auf dem Plöckenpass. Leider war von den Alpen nichts zu sehen. Bis zum Tunnel und dann nach Kitzbühel brauchte wir 3 Stunden, die ich meist vor mich hindösend verbrachte. Nach 30 Minuten Pflichtpause ging es weiter nach Norden, hier schlief ich richtig ein. Als ich um halb 6 wach wurde, waren wir schon fast bei Ulm. Bis Karlsruhe durfte Frank noch fahren, danach war eine Pause von 8 Stunden fällig. Am Hauptbahnhof stellten wir den Bus ab und machten Frühstück. Dazu gab es heute Lumumba, weil einer von uns Geburtstag hatte, grins. Ich bekam ein T-Shirt, Frank zwei Socken samt Inhalt. Zum Schlafen war ich zu wach, ich ging mit Matthias und Elmar in die Stadt, Arno, Horst, Trude und Stefan hatten sich schon verabschiedet, für sie war eine Zugfahrt von hier aus günstiger. Wir gingen am Schloss vorbei und durch den Park, Elmar war jedoch bald müde und kehrte um. Matthias und ich aßen noch im Karstadt zu Mittag, bevor auch wir uns wieder auf den Rückweg machten. Die Zelte auf dem Bus waren halb eingeklappt, ein anderer Bus hatte die Regenplane eingerissen als er die Halteseile gestreift hatte. Ich legte mich noch etwas hin, bevor wir um 16:30 Uhr das letzte Stück nach Frankfurt fuhren. Wir erreichten den Hauptbahnhof um halb 7 und verabschiedeten uns. Nur Hartmut und ich fuhren noch ein Stück weiter mit. Ich lotste Frank durch die Stadt zur A661, um dem Stau auf der A5 zu entgehen. Dessen Ausläufer erreichten uns trotzdem noch. Frank hatte noch eine Pause von 15 Minuten einlegen müssen, deshalb setzte er mich erst um halb 8 Uhr bei Obermörlen ab. Meine Eltern warteten dort schon eine längere Zeit, sie waren noch im Hellen losgefahren.