Reise mit Daltus: www.daltus.de Bericht im PDF-Format: Baltikum.PDF (1,4 MB) Berlin - St. Petersburg1. Tag, 15.6.2006Wir mussten früh los, heute an Fronleichnam fuhren nur wenige Züge am Morgen nach Frankfurt. Meine Eltern brachten mich deshalb zum ICE-Bahnhof bei Limburg, der außerhalb der Stadt in der Pampa steht. Zwar hatte ich für die Fahrt zum Flughafen fast 20 Euro zu bezahlen, dafür war ich aber auch in 20 Minuten angekommen. Ich hatte jetzt noch 1,5 Stunden Zeit bis zum Abflug nach Berlin. Meine Bordkarte bekam ich gegen Vorlage eines Ausweises am Schalter von DBA, erstmals hatte ich den Flug online gebucht und bezahlt. Die kleine Boing, die ich daraufhin betrat, brauchte nur eine gute Stunde bis zum Flughafen Tegel nahe der Hauptstadt, an Bord gab es dafür auch nur ein paar Erdnüsse als Snack. Um halb 10 Uhr war ich draußen und fand auch gleich einen Linienbus für die weitere Fahrt, S-Bahn-Anschluss hatte der Flughafen nicht. In zwei Stunden zum Ostbahnhof zu kommen war kein Problem, ich musste nur am Hauptbahnhof in einen Zug steigen und war mehr als eine Stunde zu früh an meinem Ziel. Frank und der Daltusbus waren natürlich noch nicht da, aber ein Großteil der Reisegruppe hatte sich schon versammelt, wie ich erst auf den zweiten Blick bemerkte. Schließlich trudelte Frank dann doch noch vor der ausgemachten Zeit um halb 12 Uhr ein und schnell war das Gepäck in den Kofferklappen verstaut und alle Leuten im Bus verteilt. Nur für zwei Gäste war es die erste Daltus-Reise, alle anderen kannten den umgebauten LKW schon. Wir verließen Berlin in Richtung Nordosten und erreichten schon bald die polnische Grenze. Hier wurden nur kurz die Pässe kontrolliert, dann ging es weiter. Wir fuhren an Stettin vorbei und bald darauf endete die Autobahn. Laut Landkarte fuhren wir jetzt auf einer Fernverkehrsstrasse, unsere Augen zeigten uns aber eine bessere Landstrasse. Zweimal noch stoppten wir an einer Tankstelle, um mal auszutreten oder um die frisch getauschten Zlotys unters Volk zu bringen. Ich hatte nur 20 Euro gewechselt, wir blieben ja auch nur 2 Tage in Polen. Auf der weiteren Fahrt nahe der Ostsee wurde die Straße noch schmaler, dafür war sie meistens durch Alleenbäume begrenzt. Deshalb war bei Gegenverkehr Vorsicht angesagt, schließlich war unser Bus doch recht breit. Wir kamen durch kleine Ortschaften und sahen viele Störche beim Nestbau. So mancher Schornstein war durch ein Vogelpaar belegt. Gegen Abend kamen wir in Leba an der Ostseeküste an und bauten unser Lager auf. Zum Essen gab es heute nur Büchsenfutter, ab morgen dann würde Jörg kochen. Er hatte das schon öfter auf Daltusreisen gemacht und sah auch nach einem guten Koch aus. Unser Bus war die Attraktion des Campingplatzes, viele Gäste kamen vorbei und bestaunten das Gefährt. Nach dem Spülen ging ich zum Strand und sah mir den Sonnenuntergang an. Wieder zurück am Bus wurde es merklich kühler, dafür dunkelte es auch erst um 23 Uhr. Viele aus unserer Gruppe blieben noch lange an den Tischen sitzen.
2. Tag
Bald ging es weiter nach Danzig, wo wir um 14:30 Uhr ankamen. Leider hatten wir jetzt nur 3 Stunden Zeit für diese doch recht schöne Stadt. Meistens war ich hier alleine unterwegs, manchmal traf ich jedoch auch andere aus der Gruppe. Von der Fußgängerzone der Langen Gasse ging ich zur Marienkirche und bestieg den Glockenturm, 400 Stufen höher hatte man einen schönen Blick über die Stadt. Später sah ich mir die ganze Altstadt an, viele der mittelalterlichen Bauten werden heute als Kaufhäuser genutzt. Meinen Hunger stillte ich mit einem Döner, dann ging ich weiter und machte vor der Rückkehr zum Bus noch einen Abstecher zum Yachthafen. Von dort konnte man das Krantor besser sehen, auch wenn es durch das starke Gegenlicht kaum zu fotografieren war. Um halb 6 Uhr war ich als einer der letzten gerade noch pünktlich am Bus, auf Jens mussten wir allerdings noch 20 Minuten warten. Die Aussage von Peter: „Wir können doch nicht ewig warten“ entwickelte sich im Lauf der zu einem geflügelten Wort und wurde immer wieder gerne benutzt. Bis Frombork nahe der russischen Grenze fuhren wir heute nicht mehr, wir übernachteten in Elbing auf einem winzigen Campingplatz. Einige von uns suchten einen Supermarkt, nahmen dann aber wegen der zu großen Wegstrecke mit einem Tante Emma Laden vorlieb. Jörg kochte heute Abend zum ersten Mal, ich konnte es aber mangels Hunger nicht richtig genießen. Die meisten Mitfahrer blieben bis Mitternacht auf, wegen meines Berichtes wurde es bei mir dann noch eine Stunde später.
3. Tag
Um 17 Uhr waren wir zurück am Bus und bald darauf verließen wir Kaliningrad. Wir fuhren jetzt nach Norden zur Kurischen Nehrung, wo erstmal Eintritt bezahlt werden musste. Gut 50 Kilometer ging es auf der schmalen Landzunge, sie ist oft nur 400 Meter breit, nach Nordosten, bis wir erneut eine Grenze erreichten, diesmal die Litauische. Es war jetzt schon 19 Uhr und die Zöllner wollten uns nicht mehr durchlassen, doch schließlich hatten wir es doch geschafft. Nur wenige Kilometer weiter stoppten wir auf einem Campingplatz bei Nida. Ich hatte meine Uhr um eine Stunde zurückgestellt, denn laut Reiseführer hatte Litauen keine Sommerzeit. Frank musste zwischen den Bäumen etwas rangieren, um einen guten Platz zu finden, einige Äste mussten weichen, damit wir die Zelte aufklappen konnten. Jörg machte heute passend Königsberger Klopse, die auch vollständig in den hungrigen Mägen verschwanden. Nach dem Spülen wollte ich schreiben, doch die aggressiven Mücken ließen mich dazu in den Bus flüchten. Zwar gab es auch hier welche, doch konnte ich dir Tür zu machen und sie dann erledigen. Es war nach 23 Uhr, als ich mit dem Schreiben fertig war. Frank hatte kleine Moskitonetze ausgegeben, die man vor die Zelte spannen konnte, so wurden wir wenigstens beim Schlafen größtenteils verschont, dafür juckten aber die gestochenen Stellen ziemlich heftig.
4. Tag
Ich ging stattdessen wieder zurück zum Campingplatz und holte meine Badehose. Trotz des kalten Wetters wollte ich wenigstens einmal in der Ostsee baden. Ein Mückenschwarm verfolgte mich durch den ganzen Wald, zum Glück war es ihnen dann an der Küste zu windig. Zwar schaffte ich es mit dem ganzen Körper ins Wasser zu kommen, doch ich hielt es nur ein paar Minuten aus, es war einfach zu frostig. Später wanderte ich barfuss ein Stück nach Norden an der Küste entlang, bog dann aber ab und stieg hinauf zu einem kleinen Leuchtturm. Danach war ich zum zweiten Mal in Nida, leider wieder ohne Geld. Also noch mal zurück zum Campingplatz, aber diesmal durch den Wald. Zurück im Ort zog ich mir Geld am Automaten und ging essen. Danach suchte ich den Friedhof auf und sah mir die Kurenbretter an den Gräbern an. Das Aufstellen dieser Bretter war früher typisch für die Gegend. Ein kurzer Blick noch ins Bernsteinmuseum und auf einen Kurenkahn für Touristen, dann nahm ich den Rückweg über die Parniddener Düne. Heute wurde ein Standard-Nudelessen gekocht, Jörg hatte frei. Ich war froh, am Mittag noch etwas gegessen zu haben, ein Teller war für mich einfach zu wenig. Später versuchte ich noch im Hellen meinen Bericht fertig zu schreiben, ich wollte nicht wieder mit meiner Stirnlampe jede Menge Mücken anlocken. Um 23 Uhr gab es noch immer genügend Licht zum Schreiben und je weiter wir nach Norden kamen, umso weniger Nacht blieb übrig.
5. Tag
Doch jetzt mussten wir erst etwas suchen, bis wir die Auffahrt auf die Autobahn fanden, dann ging es flott nach Westen. Unterwegs hielten wir an einer Tankstelle, um erstmals gemeinsam Mittag zu essen. Natürlich gab es nur Brote, Wurst und Käse. Nachmittags kamen wir dann in Kaunas an, wo Frank nahe der Altstadt parkte. Wir hatten fast zwei Stunden Zeit zur Besichtigung, während denen unser Fahrer Lebensmittel besorgte. Meine Gruppe sah sich einige Kirchen an, die teilweise noch in Ruinen lagen, außerdem die Reste der alten Burg. Horst und ich gingen noch bis zur orthodoxen Kirche, mussten dann aber mit dem Taxi zurück zum Bus fahren, um noch pünktlich anzukommen. Mit nur 5 Minuten Verspätung fuhren wir schließlich weiter in Richtung Vilnius, ein neuer Rekord. Gut 25 Kilometer vor der Stadt stoppten wir in Trakai. Es war jetzt zwar schon 18 Uhr, aber trotzdem wollten wir noch die bekannte Wasserburg besuchen, um am nächsten Tag mehr Zeit für die Hauptstadt zu haben. Um 19 Uhr schloss der gotische Bau und eigentlich war eine Stunde auch genug Zeit, die Ausstellungen in den Räumen waren nicht übermäßig interessant. Nachher fuhren wir nur noch ein kurzes Stück, der Campingplatz lag am selben See wie die Wasserburg, wir konnten sie ein Stück weit entfernt von unserem Platz aus noch sehen. Nach dem Aufstellen der Zelte, wir beschlossen es heute ohne die Regenplane zu versuchen, ging ich kurz zum Baden an den See. Das Wasser war wesentlich angenehmer als die Ostsee. Pünktlich zum Essen war ich zurück, heute gab es Kartoffeln und Eier mit Senfsoße, dazu noch einen Schokopudding. Später saßen wir dann noch am Tisch zusammen, ein Ex-Daltusreisender hatte eine Flasche Bacardi ausgegeben. Cola und Eis hatte Tom besorgt. Es gab wieder Mücken, doch zum Glück auch Fledermäuse, die die Insekten weg fingen. Es war nach Mitternacht, als ich über die Leiter auf den Bus kletterte, wo sich die beiden Jörgs in ihrem Zelt schon beim Sägen abwechselten.
6. Tag
Als nächstes stiegen wir auf den nahen Burgberg, wo aber nur ein Turm restauriert worden war. Ihn konnte man besteigen und hatte dann von der Plattform aus einen schönen Blick über die Stadt. Weiter ging es zu den Kirchen des gotischen Ensembles, doch vorher kehrten wir erst noch zum Mittagessen ein. Wegen Ebbe in der Kasse musste ich mich hier noch kurz absetzen, um bei einer Bank etwas Geld zu tauschen. Gesättigt betraten wir dann die Anna- und die Bernhardinerkirche. Auf dem Weg nach Süden zum Ausros-Tor kamen wir noch an anderen Kirchen vorbei, wie gesagt gab es genug davon. Im weiten Bogen liefen wir dann wieder nach Norden, kamen ein zweites Mal an der Kathedrale vorbei und waren schon um 16 Uhr wieder zurück am Bus. Eine Stunde hatten wir jetzt noch Zeit um im nahen Kaufhaus etwas einzukaufen, wir wollten heute in der Pampa campen, ohne die Möglichkeit etwas zu besorgen. Nahe des frisch bestimmten geografischen Zentrums von Europa wollten wir bleiben, etwa 30 Kilometer nördlich von der Stadt, doch die Betreiber des umliegenden Golfplatz machten uns einen Strich durch die Rechnung. Es blieb uns nichts anderes übrig, als im Hinterland auf schmalen Feldwegen nach einem passenden Plätzchen zu suchen, schließlich stoppte Frank oberhalb eines kleinen Sees. Die Gruppe holte Holz für ein Lagerfeuer, heute wurde gegrillt. Der See war wegen seiner sumpfigen Ufer von unserer Seite nicht erreichbar, erst nach 10 Minuten Fußweg fand ich auf der anderen Seite einen Steg zum Wasser. Zeit für ein sehr angenehmes Bad nach der Hitze des Tages. Als ich wieder zum Bus kam, waren die Vorbereitungen schon weit gediehen, gegrillt wurde auf einem der Sandroste vom Bus und zwar Fleisch, Fisch und Würstchen. Dazu gab es Salat und Brot, jeder wurde satt. Später legte ich mich zum Schreiben ins Zelt, die Mücken waren heute einfach furchtbar. Eine halbe Stunde vor Mitternacht war ich fertig und obwohl es draußen immer noch hell war, blieb ich in der Falle.
7. Tag
Wir fuhren auf einer Autobahn in Richtung Norden, bei dem heißen Wetter heute war ich bald entschlummert. Ich wurde wach als Frank umdrehte, er war gut 15 Kilometer in die falsche Richtung gefahren. Wir wollten nach Westen, weil wir noch den Berg der Kreuze besuchen wollten, der etwas nördlich der Stadt Siauliai lag. Tausende von christlichen Kreuzen bedeckten einen kleinen Hügel, eine recht sehenswerte Attraktion. Deshalb waren auch noch einige andere Touristenbusse hier. Danach ging es weiter zur Grenze nach Lettland. Es gab nur eine kurze Kontrolle, dann waren wir durch, die europäische Union machte es möglich. Kurz hinter der Grenze bogen wir dann nach Osten ab, es stand noch ein Besuch des Schlosses Pilsrundale auf dem Programm. Ein Teil von uns machte eine Führung mit, ich war bei denen, die sich einfach so die Zimmer ansahen. Ich schaute mir später auch noch kurz den Park an, hier musste aber noch viel getan werden, nur wenige Pflanzen blühten und der Brunnen war nur ein Loch im Boden. Ich war früher am Bus als die Leute mit der Führung, als alles wieder an Bord war, ging es weiter in Richtung Riga. Nach einer Abstimmung im Bus wollten wir noch eine jüdische Gedenkstätte besuchen, doch die Suche nach dem richtigen Weg gestaltete sich etwas schwierig. Endlich hatten wir Salaspils gefunden und sahen uns die große Anlage sowjetischer Bauart an. Anschließend fuhren wir nach Riga hinein und weiter zum Badeort Jurmala. Der Campingplatz Nemo (nicht die Romanfigur, sondern der Fisch) nahm uns auf, alle hatten jetzt Hunger, es wurde schnell gekocht. Nach dem Essen ging ich noch an den Strand der Ostsee und setzte mich für 10 Minuten ins Wasser, zum Schwimmen hätte ich zu weit hinaus gemusst. Das Wasser war kalt, aber nicht so kalt wie in Nida. Wieder wurde es erst nach Mitternacht für ein paar Stunden fast dunkel und wieder waren leider auch die Mücken da. Erst kurz vor 1 Uhr konnte ich meinen Bericht beenden und mich ins Bett legen.
8. Tag
Bis zum Gauja-Nationalpark waren es noch 60 Kilometer, nach einem Stau zuerst in der Stadt ging es dann doch noch flott auf der Landstrasse voran. In Sigulda fanden wir am Fluss einen schlichten Campingplatz. Jörg kochte heute eine Gemüsesuppe, dazu gab es Würstchen und Obstsalat. Ich selbst ging vor 21 Uhr noch für zwei Stunden auf Wanderschaft, weil ich am nächsten Tag Kanu fahren wollte und mir deshalb keine Zeit mehr fürs Laufen bleiben würde. Über das Schloss der Fürsten von Lieven kam ich zur Burgruine Krimulda, danach bog ich aber falsch ab und fand den weiteren Weg nicht mehr. Ich hatte leider keine Karte dabei. Dank zweier Camper und ihres Kartenmaterials fand ich den weiteren Weg, doch für die Burg Turaida war es jetzt leider zu spät, ich kehrte um. Unterwegs war ich durch ein Roggenfeld gelaufen und wieder zurück am Bus erwischte mich voll die Pollenallergie. Thomas hatte Augentropfen dabei, so dass ich bald darauf wenigstens wieder etwas sehen und mich um meinen Bericht kümmern konnte. Weil ich so spät war, dauerte das leider wieder bis 1 Uhr nachts.
9. Tag
Später stoppten wir bei einem Supermarkt, um die letzten Lati auszugeben. Die Schlange an der Kasse war wegen der Sommersonnwende sehr lang, doch irgendwann konnten wir weiterfahren in Richtung Grenze. Bis dahin schlief ich, ein starker Schnupfen machte mich fertig. Lange wurden wir nicht von den Grenzern aufgehalten, sehr flott ging die Einreise nach Estland. Hier an der Station tauschten viele noch Euro in Kronen, dann ging es weiter bis nach Parnu. Der Campingplatz nahe der Stadt war sehr rustikal, dafür hatten sich viele junge Leute zum Feiern eingefunden. Heute gab es Gemüse und Reis, gegen 21 Uhr hatten wir gegessen und einige gingen noch in die Stadt. Auch Cathy und ich spazierten nach Parnu hinein, doch außer vielen Wohnhäusern sahen wir nichts. Deshalb machten wir uns auch bald auf den Heimweg. Es wurde heute nicht ruhig, Musik und Gegröle überall. Ich war immer noch etwas Grippekrank und ging früh ins Bett, etwa so um Mitternacht. Gott sei Dank hatte ich meine Ohrstöpsel, sie waren auch für laute Musik geeignet.
10. Tag
11. Tag
Mit ein paar Leuten ging ich in Richtung des Dorfes Käsmu auf der nahen Halbinsel, doch statt 2,5 waren es gut 4,5 Kilometer bis zum Ortseingang und dann noch anderthalb weitere bis zum Beginn des Wanderwegs. Dieser umrundete die ganze Halbinsel ziemlich nahe am Ufer, manchmal musste man sich auch durchs Unterholz kämpfen. Über einige kleine Felsen im Wasser konnte man auf eine kleine Insel gelangen, für eine weiter entfernte größere Insel waren die Abstände zwischen den Steinen aber zu groß. Es fing kurz an zu tröpfeln, denn eine dunkle Wolke hing über uns, doch zum Glück zog sie bald weiter nach Osten und es wurde schöner. Den weiteren Weg legte ich inzwischen alleine zurück und ich kam zum nördlichsten Punkt der Halbinsel. Bei einer Ruine legte ich mich eine halbe Stunde hin und war bald eingeschlafen. Wieder wach ging ich an der Westküste entlang nach Süden, außer mir war niemand auf dem Pfad. Ich ging etwas zu weit und kam zu einem Binnensee, wo ich einige Fotos schoss. Wieder auf dem Wanderweg war ich noch eine gute Stunde unterwegs, bis ich wieder zum Dorf Käsmu kam. Bis zum Bus waren aber immer noch die 4,5 Kilometer zurückzulegen. Ich erreichte ihn um halb 7 Uhr und ging schon ganz schön auf dem Zahnfleisch. Zum Glück wurde gerade Essen gemacht, zu Geschnetzelten mit Pilzen gab es Klöße in Plastikfolie, außerdem einen Nachtisch und einen Lumumba. Nach dem Spülen ging ich kurz zum Baden in die Ostsee. Trotz einer Dusche und meines Berichtes kam ich doch noch gegen Mitternacht ins Bett.
12. TagIch wurde erst kurz vor dem Frühstück wach, ein Blick aus dem Zelt zeigte schönstes Wetter. Leider zog es sich dann im Laufe des Tages zu, es wurde dann aber gegen Abend wieder besser. Wir fuhren jetzt in Richtung Westen zur russischen Grenze, 140 Kilometer waren es bis dahin. Eigentlich wollten wir im Grenzort Narva einkaufen gehen und unser Restgeld ausgeben, doch da Frank einen Supermarkt und einen Briefkasten sah, hielten wir schon ein ganzes Stück früher an. Bei mir reichte das Geld nur noch für ein Bier, danach war ich blank. Auf der Weiterfahrt bat ich Frank noch um einen Abstecher zu nahen Steilküste, doch wegen des Lärms im Führerhaus hörte er mich nicht. Bevor wir an die Grenze fahren konnten, musste Frank zuerst noch einige Zeit herumsuchen, für den Bus benötigte er eine Greencard, die er an einer Art Autohof bekam. Auf einer Brücke warten wir lange auf die Ausreise und anschließend im Niemandsland sehr lange auf die Einreise nach Russland. In der Zeit schaffte ich es, fast ein ganzes Buch zu lesen. Wenigstens mussten wir nicht die Koffer ausladen, wie wir es bei anderen Reisegruppen sahen. Über 4 Stunden brauchten wir für die Einreise und kaum unterwegs, wurden wir auch schon wieder angehalten. Eine Polizeikontrolle wollte Frank etwas Geld aus den Rippen leiern. Weil er die Vollmacht für den Bus nicht dabei hatte, kostete es ihn 50 Euro. Aber auch wenn er sie mitgehabt hätte, es hätte nichts gebracht, dann hätten die Bullen etwas anderes gefunden. Man merkte, es ging hier nur um Abzocke von Touristen. Wir fuhren jetzt nach St. Petersburg rein und nach einigen Umwegen in der Stadt auch wieder raus. Unser rustikaler Campingplatz lag einige Kilometer entfernt in Richtung finnischer Meerbusen. Es war schon 22 Uhr als wir ankamen und gleich Abendessen machten. Heute piesackten uns nicht nur die Mücken, sondern auch viele kleine Fliegen nervten ungemein. Ich blieb deshalb nach dem Essen nicht mehr lange auf, sondern kletterte aufs Dach, wo wir es heute wie auch gestern ohne Regenplane versuchten.
13. Tag
An der Admiralität vorbei liefen wir zur Neva, fragten nach den Fahrpreisen für die Tragflügelboote und gingen weiter zur Christi-Auferstehungskirche. Sie erinnert an die Basilius-Kathedrale in Moskau und passt überhaupt nicht ins Stadtbild. Wieder auf dem Nevskij-Prospekt gingen wir kurz ins Gostinyj-Dvor-Kaufhaus, was aber nicht sehr interessant war. Immerhin waren die Regale gut gefüllt, bei meinem letzten Besuch waren die Auslagen in den Kaufhäusern leer gewesen. Ab der Anitschkow-Brücke folgten wir dem Kanal Fontanka nach Norden, am Zirkus und am Ingenieurschloss vorbei. Durch den Sommergarten kamen wir wieder zur Neva und überquerten sie auf der Troickij-Brücke. Bevor wir in die Peter-Paul-Festung gingen, wurde eine Kleinigkeit getrunken. Die Festung an sich war renovierungsbedürftig, die Kirche jedoch ganz hübsch. Jetzt kamen wir am Militärmuseum vorbei, gingen aber schnell weiter nach Osten, es wurde langsam spät. Auf dem Museumsschiff Aurora am Pier wurde gerade die Fahne eingeholt. Wir suchten am finnischen Bahnhof etwas, bis wir eine offene Tür zur Metro fanden und legten dann 10 Stationen mit einmal Umsteigen zurück. Bevor wir uns ein Taxi suchten, wurde wieder etwas gegessen. Frisch gestärkt fragten wir die Taxifahrer nach dem Preis, doch der lag immer gut zehnmal so hoch, wie uns gesagt worden war. Da alle Fahrer das gleiche verlangten, mussten wir klein beigeben und bezahlten 300 Rubel, etwa 9 Euro für die Fahrt zurück zum Campingplatz. Kurz vor Mitternacht waren wir am Bus, es war immer noch hell und ich hatte noch zu schreiben. Nach 1 Uhr kam ich ins Bett und es dämmerte noch immer. Wir waren mitten in den weißen Nächten.
14. Tag
Im Bahnhof suchten wir einige Zeit nach der Kasse für die Elektritschka nach Puschkin, fanden sie dann am äußersten Ende des Gebäudes. Leider mussten wir eine Stunde auf den Zug warten und dann zuckelte das Teil auch noch ziemlich langsam vor sich hin. Kurz vor 13 Uhr waren wir da und Regina fand zum Glück gleich einen Bus in Richtung Schloss. Dort war ziemlich viel los und wir mussten wieder fast eine Stunde warten, bis wir am Eingang waren. Zum Glück merkte einer der Wächter, dass wir eine Gruppe von 12 Personen aus Deutschland waren und besorgte uns eine deutsch sprechende Führerin. Mit ihr machten wir eine Tour durch das Gold überladene Schloss und das Bernsteinzimmer. Nur hier war Fotografieren verboten, ich kaufte mir später ein kleines Büchlein mit Fotos von der Rekonstruierung. Nachher verteilten wir uns noch für eine halbe Stunde im Park und trafen uns wieder am Eingang. Der Rückweg ging flotter vonstatten, wir fanden schnell einen Bus und auch der Zug wartete schon. Am Bahnsteig des Witebsker Bahnhof seilte ich mich ab, ich wollte alleine noch etwas unternehmen. Ich hatte jedoch Pech auf der ganzen Linie, die Kathedrale war geschlossen, ich fand kein Boot für die Kanaltour, keine Souvenirs und auch keine Briefmarken. Dafür sah ich mir noch den ehernen Reiter an und fand einen Supermarkt, versteckt in einem Keller. Für 20 Uhr hatten wir einen Treffpunkt an der Alexandersäule vor der Eremitage ausgemacht und pünktlich fing es an zu regnen. Drei der Gruppe kamen nicht und wir gingen ohne sie zum Essen. 350 Rubel bezahlte Daltus pro Person, den Rest musste jeder selbst drauflegen. Gegen 23 Uhr nahmen wir die Metro zurück und hatten heute mehr Glück mit den Sammeltaxis, von denen hatten wir am Tag zuvor keines gesehen. Eine Gruppe war gleich weg und Katrin und ich gingen um die nächste Straßenecke und fanden ein weiteres Auto. Als ich jedoch die anderen 7 holen gehen wollte, sah ich sie nicht mehr und dachte, sie hätten schon eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Also fuhren wir zwei alleine los. Als wir jedoch an der Wartestelle vorbei kamen, waren die anderen doch noch da, wir konnten uns aber nicht mehr bemerkbar machen. Katrin und ich waren zuerst am Bus, der ersten Gruppe war das Auto kaputt gegangen und sie mussten den Bus nehmen. Sie kamen etwas später. Doch auch die Zurückgelassenen kamen bald, nur die Nichtmitesser waren noch nicht aufgetaucht.
15. Tag
In Finnland wurden die Straßen gleich besser und wir stoppten bald darauf für einen weiteren Einkauf. Frank bekam seinen Fisch zum Grillen und ich einen halben Satz finnische Münzen. Endlich konnten wir auch Wasser auffüllen. Wir fuhren noch ein Stück in Richtung Helsinki, bogen aber bald in eine Seitenstraße ab und hielten vor einer historischen Brücke. Das Wetter war wieder gut geworden und man konnte schwimmen und von der Brücke in den Fluss springen. Man musste nur aufpassen, dass einen die Strömung nicht zu weit mitriss. Wir grillten heute wieder, diesmal Lachs. Auch ich versuchte etwas von dem Fisch und mir wurde nicht schlecht davon, ich bin normalerweise kein Freund von Essen, dass aus dem Wasser kommt. Nachher saß die ganze Gruppe noch am Fluss und sah sich den Sonnenuntergang an. Ich hatte zu meinem Namenstag heute eine Flasche Wodka spendiert und die hatten wir vorher noch gebechert. Die Zeltplane hatten wir auf mein Bitten wieder abgeräumt, ich hoffte dass das Wetter stabil bleiben würde und es sah auch danach aus. Heute war ich einer der ersten, der ins Bett ging. Viele blieben noch am Feuer und erwehrten sich der Mücken.
16. Tag
Ich machte mich alleine auf den Weg, sah mir zuerst den Dom an, der recht nüchtern gehalten war und ging dann weiter nach Norden. Am Parlament vorbei lief ich bis zum Olympia-Zentrum, wo ich Hartmut traf, der mit dem Fahrrad unterwegs war. Wir fuhren im Aufzug einen Turm hoch, von dem aus wir einen Ausblick über die Stadt hatten, danach ging jeder wieder seiner Wege. Ich ging nach Süden, aß in einem Kaufhaus eine Kleinigkeit und streifte eigentlich ziemlich ziellos durch die Stadt. Die Kirchen die ich saß waren geschlossen, andere Sehenswürdigkeiten fand ich mangels Reiseführer nicht. Durch einen Park kam ich zum Meeresufer und von dort zurück zum Treffpunkt. Einen kleinen Abstecher machte ich noch zur Eisbrecherflotte von Finnland, die hier vor Anker lag. Die fehlenden 1 und 2 Cent Münzen musste ich mir kaufen, sie gab es nicht im Zahlungsverkehr. Die Finnen machen ein gutes Geschäft mit ihnen, 1,50 Euro bezahlte ich für die 3 Cent und kam damit noch recht gut weg. Vor dem Aufbruch um halb 5 Uhr nachmittags gab Frank jedem noch 40 Euro aus der Küchenkasse zurück, dieses Geld war übrig geblieben. Auf der Fahrt zur Fähre in Hanko schlief ich ein und wachte erst auf, als Frank die Tanks wieder voll machte. Nur wenige Kilometer weiter war die Anlegestelle und während wir zu Fuß an Bord der Fähre Superfast VIII gingen, fuhr Frank den Bus aufs Parkdeck. Er blieb aber hinten im offenen Bereich sehen, man konnte den Wagen vom Oberdeck aus sehen. Die Innenkabinen waren winzig, aber ordentlich eingerichtet, ich war zusammen mit Thomas, Hartmut und Manfred. Ich nutzte die Dusche, während fast alle sich das Ende des Spiels Deutschland – Argentinien ansahen. Um 21 Uhr legte die Fähre ab, für eine halbe Stunde später hatte ich einen Platz zum Abendessen bestellt, für 23 Euro. Ich aß recht viel vom Buffet, damit sich der Preis auch lohnte. Danach wurde im Kartenzimmer noch Doppelkopf und Trivial Pursuit gespielt. Doch Susanne schlief dabei fast ein, weshalb ich sie ins Bett schickte und zu schreiben anfing. Bis 1 Uhr tauchte sie jedoch immer wieder auf.
17. Tag
18. Tag
Ich wurde wach bevor der Wecker meines Handys klingelte und war gleich der erste im Bad. Da ich abends noch alles vorbereitet hatte, konnte ich gleich meine Bettwäsche abgeben und zum Frühstück gehen. Das war auch gut so, denn die bestellten Taxis kamen früher als geplant. Das erste war groß, das zweite zu klein und ich im dritten fuhr ich dann alleine mit und bezahlte 5 Euro für die Fahrt bis zum Bahnhof. Es waren noch andere mit an Bord während der Fahrt, doch nur Carolin saß in meiner Nähe. In weniger als zwei Stunden erreichte der Intercity Hamburg, wo wir in den ICE in Richtung Süden umstiegen. Diesmal saß ich Carolin gegenüber. Nur Stephan war noch in der Nähe. Pünktlich um 14 Uhr waren wir in Frankfurt, wo ich mich von den anderen beiden verabschiedete. Mein Regionalzug fuhr eine halbe Stunde später in Richtung Limburg, ich gab meine voraussichtliche Ankunftszeit telefonisch durch. Zuerst saß ich im falschen Abteil, dann zog ich von Klasse 1 nach Klasse 2 um. Umsteigen musste ich zum Glück nicht, bei sonnigem Wetter kam ich in Camberg an, wo meine Eltern schon auf dem Bahnsteig auf mich warteten.
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