Reise mit Daltus: www.daltus.de

Bericht im PDF-Format: Baltikum.PDF (1,4 MB)

Berlin - St. Petersburg

1. Tag, 15.6.2006

Wir mussten früh los, heute an Fronleichnam fuhren nur wenige Züge am Morgen nach Frankfurt. Meine Eltern brachten mich deshalb zum ICE-Bahnhof bei Limburg, der außerhalb der Stadt in der Pampa steht. Zwar hatte ich für die Fahrt zum Flughafen fast 20 Euro zu bezahlen, dafür war ich aber auch in 20 Minuten angekommen. Ich hatte jetzt noch 1,5 Stunden Zeit bis zum Abflug nach Berlin. Meine Bordkarte bekam ich gegen Vorlage eines Ausweises am Schalter von DBA, erstmals hatte ich den Flug online gebucht und bezahlt. Die kleine Boing, die ich daraufhin betrat, brauchte nur eine gute Stunde bis zum Flughafen Tegel nahe der Hauptstadt, an Bord gab es dafür auch nur ein paar Erdnüsse als Snack. Um halb 10 Uhr war ich draußen und fand auch gleich einen Linienbus für die weitere Fahrt, S-Bahn-Anschluss hatte der Flughafen nicht. In zwei Stunden zum Ostbahnhof zu kommen war kein Problem, ich musste nur am Hauptbahnhof in einen Zug steigen und war mehr als eine Stunde zu früh an meinem Ziel. Frank und der Daltusbus waren natürlich noch nicht da, aber ein Großteil der Reisegruppe hatte sich schon versammelt, wie ich erst auf den zweiten Blick bemerkte. Schließlich trudelte Frank dann doch noch vor der ausgemachten Zeit um halb 12 Uhr ein und schnell war das Gepäck in den Kofferklappen verstaut und alle Leuten im Bus verteilt. Nur für zwei Gäste war es die erste Daltus-Reise, alle anderen kannten den umgebauten LKW schon.

Wir verließen Berlin in Richtung Nordosten und erreichten schon bald die polnische Grenze. Hier wurden nur kurz die Pässe kontrolliert, dann ging es weiter. Wir fuhren an Stettin vorbei und bald darauf endete die Autobahn. Laut Landkarte fuhren wir jetzt auf einer Fernverkehrsstrasse, unsere Augen zeigten uns aber eine bessere Landstrasse. Zweimal noch stoppten wir an einer Tankstelle, um mal auszutreten oder um die frisch getauschten Zlotys unters Volk zu bringen. Ich hatte nur 20 Euro gewechselt, wir blieben ja auch nur 2 Tage in Polen. Auf der weiteren Fahrt nahe der Ostsee wurde die Straße noch schmaler, dafür war sie meistens durch Alleenbäume begrenzt. Deshalb war bei Gegenverkehr Vorsicht angesagt, schließlich war unser Bus doch recht breit. Wir kamen durch kleine Ortschaften und sahen viele Störche beim Nestbau. So mancher Schornstein war durch ein Vogelpaar belegt. Gegen Abend kamen wir in Leba an der Ostseeküste an und bauten unser Lager auf. Zum Essen gab es heute nur Büchsenfutter, ab morgen dann würde Jörg kochen. Er hatte das schon öfter auf Daltusreisen gemacht und sah auch nach einem guten Koch aus.

Unser Bus war die Attraktion des Campingplatzes, viele Gäste kamen vorbei und bestaunten das Gefährt. Nach dem Spülen ging ich zum Strand und sah mir den Sonnenuntergang an. Wieder zurück am Bus wurde es merklich kühler, dafür dunkelte es auch erst um 23 Uhr. Viele aus unserer Gruppe blieben noch lange an den Tischen sitzen.

 

2. Tag

Ich schlief recht gut für die erste Nacht, wurde nur einige Male wach und spürte mit meinen Hüftknochen den Boden unter der dünnen Matratze. Mein Zeltnachbar hatte trotz gegenteiliger Versicherung doch ein paar Mal geschnarcht, er war aber kein Vergleich zu den beiden Jörgs im Nachbarzelt. Gegen deren Geräusche halfen nur Ohrstöpsel, die ich zum Glück dabei hatte. Eine halbe Stunde vor dem Wecken stand ich auf und genoss eine warme Dusche. Nach dem ersten Frühstück wurde alles eingepackt und Frank fuhr uns das kurze Stück zum Eingang des Slowinski-Nationalparkes. Der Großteil von uns nahm für die weitere Strecke ein Elektromobil, das bis zur Wanderdüne fuhr, ich gehörte zu den 5 Leuten, die sich ein Fahrrad mieteten. Da es eben war, hatten wir die 7 Kilometer rasch zurückgelegt, die meiste Zeit fuhren wir durch Wald und sahen den Sandberg erst im letzten Augenblick. Am Fuß der Düne ließen wir die Räder stehen und stiegen hinauf. Sie war nicht sehr hoch und wir kamen bald an den Strand. Erstmals konnte ich meine Füße ins Meer stecken, zum Baden war es etwas kalt. Von den Elektromobilfahrern sahen wir nichts mehr, sie waren zu der Zeit schon zu Fuß auf dem Rückweg, immer am Strand entlang. Wir jedoch hatten noch etwas Zeit und konnten dank der Räder noch einen Abstecher zu einer Raketentestanlage aus dem 2. Weltkrieg machen. Viel war aber nicht mehr zu sehen. 5 Minuten vor der Abfahrtszeit erreichten wir wieder den Bus, der hielt aber nur kurze Zeit später im Ort, zur Besichtigung einer Kirche. Die war aber meiner Meinung nach nicht sehr interessant und außerdem abgeschlossen.

Bald ging es weiter nach Danzig, wo wir um 14:30 Uhr ankamen. Leider hatten wir jetzt nur 3 Stunden Zeit für diese doch recht schöne Stadt. Meistens war ich hier alleine unterwegs, manchmal traf ich jedoch auch andere aus der Gruppe. Von der Fußgängerzone der Langen Gasse ging ich zur Marienkirche und bestieg den Glockenturm, 400 Stufen höher hatte man einen schönen Blick über die Stadt. Später sah ich mir die ganze Altstadt an, viele der mittelalterlichen Bauten werden heute als Kaufhäuser genutzt. Meinen Hunger stillte ich mit einem Döner, dann ging ich weiter und machte vor der Rückkehr zum Bus noch einen Abstecher zum Yachthafen. Von dort konnte man das Krantor besser sehen, auch wenn es durch das starke Gegenlicht kaum zu fotografieren war. Um halb 6 Uhr war ich als einer der letzten gerade noch pünktlich am Bus, auf Jens mussten wir allerdings noch 20 Minuten warten. Die Aussage von Peter: „Wir können doch nicht ewig warten“ entwickelte sich im Lauf der zu einem geflügelten Wort und wurde immer wieder gerne benutzt. Bis Frombork nahe der russischen Grenze fuhren wir heute nicht mehr, wir übernachteten in Elbing auf einem winzigen Campingplatz. Einige von uns suchten einen Supermarkt, nahmen dann aber wegen der zu großen Wegstrecke mit einem Tante Emma Laden vorlieb. Jörg kochte heute Abend zum ersten Mal, ich konnte es aber mangels Hunger nicht richtig genießen. Die meisten Mitfahrer blieben bis Mitternacht auf, wegen meines Berichtes wurde es bei mir dann noch eine Stunde später.

 

3. Tag

Ich schaffte es wieder, vor dem Wecken wach zu sein, einfach unglaublich! Wir fuhren heute in Richtung Nordosten zur russischen Grenze der Enklave Kaliningrad, oder Königsberg, die erste von zwei Einreisen nach Russland. In Gronowo überquerten wir die Grenze, natürlich war es diesmal kein schneller Übertritt. Wenigstens war es zwischendurch schon möglich, hier etwas Geld zu tauschen, zu einem Kurs von 35 Rubeln für einen Euro. Nach gut 2,5 Stunden durften wir endlich weiter und fuhren direkt nach Königsberg. Hier hatten wir jetzt 3,5 Stunden Aufenthalt. Ich hatte überhaupt keinen Plan von der Stadt und schloss mich deshalb Cathy, Stephanie und Thomas an. Auf unserem Spaziergang kamen wir zuerst an der Statue von Mütterchen Russland vorbei und sahen die neue Kathedrale der orthodoxen Kirche, die im Rohbau bereits fertig war. Weiter ging es durch einen Markt, wo wir einen kleinen Snack zu uns nahmen. Hier hätte ich beinahe Cathys Reiseführer verschusselt. Danach passierten wir den Oberteich und den Dohnaturm. Hier bogen wir ab nach Süden und spazierten am Schlossteich entlang. Von einem Schloss war aber nichts zu sehen. Vorbei am kahlen zentralen Platz und dem hässlichen Haus der Räte gelangten wir schließlich auf die Insel mit dem Neubau des Doms. Er war wie alle Gebäude hier 1945 zerstört worden und als einziger wieder aufgebaut. An jeder Ecke der Kirche sah man Brautpaare die für Fotos poussierten, ein Einheimischer schimpfte, ist doch die Scheidungsrate in Russland sehr hoch. An der Ecke des Domes lag das Grabmal von Immanuel Kant, vom Gebäude selbst konnte man nur die Räume in der Front besichtigen, der eigentliche Kirchenraum war noch nicht fertig gestellt.

Um 17 Uhr waren wir zurück am Bus und bald darauf verließen wir Kaliningrad. Wir fuhren jetzt nach Norden zur Kurischen Nehrung, wo erstmal Eintritt bezahlt werden musste. Gut 50 Kilometer ging es auf der schmalen Landzunge, sie ist oft nur 400 Meter breit, nach Nordosten, bis wir erneut eine Grenze erreichten, diesmal die Litauische. Es war jetzt schon 19 Uhr und die Zöllner wollten uns nicht mehr durchlassen, doch schließlich hatten wir es doch geschafft. Nur wenige Kilometer weiter stoppten wir auf einem Campingplatz bei Nida. Ich hatte meine Uhr um eine Stunde zurückgestellt, denn laut Reiseführer hatte Litauen keine Sommerzeit. Frank musste zwischen den Bäumen etwas rangieren, um einen guten Platz zu finden, einige Äste mussten weichen, damit wir die Zelte aufklappen konnten. Jörg machte heute passend Königsberger Klopse, die auch vollständig in den hungrigen Mägen verschwanden. Nach dem Spülen wollte ich schreiben, doch die aggressiven Mücken ließen mich dazu in den Bus flüchten. Zwar gab es auch hier welche, doch konnte ich dir Tür zu machen und sie dann erledigen. Es war nach 23 Uhr, als ich mit dem Schreiben fertig war. Frank hatte kleine Moskitonetze ausgegeben, die man vor die Zelte spannen konnte, so wurden wir wenigstens beim Schlafen größtenteils verschont, dafür juckten aber die gestochenen Stellen ziemlich heftig.

 

4. Tag

Nach meiner Uhr war es 6, bei den anderen schon 7, als wir alle heraus mussten. Es fing leicht an zu regnen. Also wurde die Regenplane aufgezogen. Später stellte ich fest, dass auch Litauen inzwischen die Sommerzeit eingeführt hatte und ich stellte die Uhr wieder vor. Wir frühstückten unter der Plane, danach war der ganze Tag zur freien Verfügung. Ich stieg zuerst auf die nahe gelegene Parniddener Düne, wo man sonst sicher einen netten Blick hat, doch heute war es zu diesig. Danach ging ich weiter in das Städtchen Nida, wo ich mich umsah. Bernstein war hier die Hauptattraktion, ich hatte aber noch keine Litai in der Tasche und außerdem ist Baumharz sowieso nicht mein Ding.

Ich ging stattdessen wieder zurück zum Campingplatz und holte meine Badehose. Trotz des kalten Wetters wollte ich wenigstens einmal in der Ostsee baden. Ein Mückenschwarm verfolgte mich durch den ganzen Wald, zum Glück war es ihnen dann an der Küste zu windig. Zwar schaffte ich es mit dem ganzen Körper ins Wasser zu kommen, doch ich hielt es nur ein paar Minuten aus, es war einfach zu frostig. Später wanderte ich barfuss ein Stück nach Norden an der Küste entlang, bog dann aber ab und stieg hinauf zu einem kleinen Leuchtturm. Danach war ich zum zweiten Mal in Nida, leider wieder ohne Geld. Also noch mal zurück zum Campingplatz, aber diesmal durch den Wald.

Zurück im Ort zog ich mir Geld am Automaten und ging essen. Danach suchte ich den Friedhof auf und sah mir die Kurenbretter an den Gräbern an. Das Aufstellen dieser Bretter war früher typisch für die Gegend. Ein kurzer Blick noch ins Bernsteinmuseum und auf einen Kurenkahn für Touristen, dann nahm ich den Rückweg über die Parniddener Düne. Heute wurde ein Standard-Nudelessen gekocht, Jörg hatte frei. Ich war froh, am Mittag noch etwas gegessen zu haben, ein Teller war für mich einfach zu wenig. Später versuchte ich noch im Hellen meinen Bericht fertig zu schreiben, ich wollte nicht wieder mit meiner Stirnlampe jede Menge Mücken anlocken. Um 23 Uhr gab es noch immer genügend Licht zum Schreiben und je weiter wir nach Norden kamen, umso weniger Nacht blieb übrig.

 

5. Tag

Trotz Regenplane regnete es in der Nacht nicht. Ich hätte es auch nicht mitbekommen, denn ich schlief erstmals auf dieser Reise durch. Meine Hüften hatten sich an die dünne Matratze gewöhnt. Nach dem Frühstück wurde gepackt, dann ging es weiter in Richtung Norden bis zum Ende der Nehrung. Den Durchbruch zwischen Haff und Meer überquerten wir auf einer Autofähre. Der folgende Aufenthalt in der Stadt Klaipeda wurde nach einer Abstimmung unter den Mitfahrern auf 45 Minuten verkürzt, Gott sei Dank, denn außer der Statue von Ännchen von Tharau gab es hier eigentlich nichts zu sehen. Die eingesparte Zeit wollten wir später in Kaunas verbringen.

Doch jetzt mussten wir erst etwas suchen, bis wir die Auffahrt auf die Autobahn fanden, dann ging es flott nach Westen. Unterwegs hielten wir an einer Tankstelle, um erstmals gemeinsam Mittag zu essen. Natürlich gab es nur Brote, Wurst und Käse. Nachmittags kamen wir dann in Kaunas an, wo Frank nahe der Altstadt parkte. Wir hatten fast zwei Stunden Zeit zur Besichtigung, während denen unser Fahrer Lebensmittel besorgte. Meine Gruppe sah sich einige Kirchen an, die teilweise noch in Ruinen lagen, außerdem die Reste der alten Burg. Horst und ich gingen noch bis zur orthodoxen Kirche, mussten dann aber mit dem Taxi zurück zum Bus fahren, um noch pünktlich anzukommen. Mit nur 5 Minuten Verspätung fuhren wir schließlich weiter in Richtung Vilnius, ein neuer Rekord.

Gut 25 Kilometer vor der Stadt stoppten wir in Trakai. Es war jetzt zwar schon 18 Uhr, aber trotzdem wollten wir noch die bekannte Wasserburg besuchen, um am nächsten Tag mehr Zeit für die Hauptstadt zu haben. Um 19 Uhr schloss der gotische Bau und eigentlich war eine Stunde auch genug Zeit, die Ausstellungen in den Räumen waren nicht übermäßig interessant. Nachher fuhren wir nur noch ein kurzes Stück, der Campingplatz lag am selben See wie die Wasserburg, wir konnten sie ein Stück weit entfernt von unserem Platz aus noch sehen. Nach dem Aufstellen der Zelte, wir beschlossen es heute ohne die Regenplane zu versuchen, ging ich kurz zum Baden an den See. Das Wasser war wesentlich angenehmer als die Ostsee. Pünktlich zum Essen war ich zurück, heute gab es Kartoffeln und Eier mit Senfsoße, dazu noch einen Schokopudding. Später saßen wir dann noch am Tisch zusammen, ein Ex-Daltusreisender hatte eine Flasche Bacardi ausgegeben. Cola und Eis hatte Tom besorgt. Es gab wieder Mücken, doch zum Glück auch Fledermäuse, die die Insekten weg fingen. Es war nach Mitternacht, als ich über die Leiter auf den Bus kletterte, wo sich die beiden Jörgs in ihrem Zelt schon beim Sägen abwechselten.

 

6. Tag

Die Ohrstöpsel wirkten wahre Wunder und ich wurde erst um halb 7 Uhr wach. Wir ließen uns Zeit beim Frühstücken, erst nach 9 Uhr war der Bus wieder unterwegs. Es war nicht weit zu fahren, denn Litauens Hauptstadt war nur noch gut 30 Kilometer entfernt. Frank setzte uns an einer Brücke über die Neris ab und gab uns Zeit bis 17 Uhr. Dann sollten alle wieder am Bus sein. Ich war mit einer Gruppe von gut 8 Personen unterwegs, doch zuerst waren wir noch außerhalb des sichtbaren Bereichs unserer Stadtpläne. Deshalb suchten wir das Stadtzentrum zuerst in der falschen Richtung. Nach dem Besuch einer nicht eingezeichneten Kirche waren wir dann in der korrekten Richtung unterwegs. Wir kamen zur Kathedrale am Hauptplatz, die aber weniger wie eine Kirche aussieht, sondern eher einem antiken griechischen Tempel ähnelt. In den Kirchen selbst sah ich mich heute meist nur kurz um, es gab einfach zu viele davon.

Als nächstes stiegen wir auf den nahen Burgberg, wo aber nur ein Turm restauriert worden war. Ihn konnte man besteigen und hatte dann von der Plattform aus einen schönen Blick über die Stadt. Weiter ging es zu den Kirchen des gotischen Ensembles, doch vorher kehrten wir erst noch zum Mittagessen ein. Wegen Ebbe in der Kasse musste ich mich hier noch kurz absetzen, um bei einer Bank etwas Geld zu tauschen. Gesättigt betraten wir dann die Anna- und die Bernhardinerkirche. Auf dem Weg nach Süden zum Ausros-Tor kamen wir noch an anderen Kirchen vorbei, wie gesagt gab es genug davon. Im weiten Bogen liefen wir dann wieder nach Norden, kamen ein zweites Mal an der Kathedrale vorbei und waren schon um 16 Uhr wieder zurück am Bus. Eine Stunde hatten wir jetzt noch Zeit um im nahen Kaufhaus etwas einzukaufen, wir wollten heute in der Pampa campen, ohne die Möglichkeit etwas zu besorgen. Nahe des frisch bestimmten geografischen Zentrums von Europa wollten wir bleiben, etwa 30 Kilometer nördlich von der Stadt, doch die Betreiber des umliegenden Golfplatz machten uns einen Strich durch die Rechnung. Es blieb uns nichts anderes übrig, als im Hinterland auf schmalen Feldwegen nach einem passenden Plätzchen zu suchen, schließlich stoppte Frank oberhalb eines kleinen Sees. Die Gruppe holte Holz für ein Lagerfeuer, heute wurde gegrillt. Der See war wegen seiner sumpfigen Ufer von unserer Seite nicht erreichbar, erst nach 10 Minuten Fußweg fand ich auf der anderen Seite einen Steg zum Wasser. Zeit für ein sehr angenehmes Bad nach der Hitze des Tages. Als ich wieder zum Bus kam, waren die Vorbereitungen schon weit gediehen, gegrillt wurde auf einem der Sandroste vom Bus und zwar Fleisch, Fisch und Würstchen. Dazu gab es Salat und Brot, jeder wurde satt. Später legte ich mich zum Schreiben ins Zelt, die Mücken waren heute einfach furchtbar. Eine halbe Stunde vor Mitternacht war ich fertig und obwohl es draußen immer noch hell war, blieb ich in der Falle.

 

7. Tag

Stephan war die letzten Tage im Zelt immer breiter geworden, damit mir auch etwas von dem wenigen Platz blieb, ging ich dazu über ihn zu wecken, wenn es gar zu schlimm wurde. Beim Frühstück waren die Mücken heute recht human, das brachte mir aber nichts, denn ich sah eh schon ziemlich schlimm genug aus. Frank schaukelte den Bus zurück in Richtung Hauptstrasse, doch kurz zuvor stoppten wir dann noch beim Zentrum Europas. Eine Säule und die Fahnen der europäischen Länder markierten den Punkt, doch viel interessanter war für die meisten, dass es hier auch Toiletten gab. Deshalb mussten wir auch sehr lange warten, bis alle wieder im Bus waren und es weitergehen konnte.

Wir fuhren auf einer Autobahn in Richtung Norden, bei dem heißen Wetter heute war ich bald entschlummert. Ich wurde wach als Frank umdrehte, er war gut 15 Kilometer in die falsche Richtung gefahren. Wir wollten nach Westen, weil wir noch den Berg der Kreuze besuchen wollten, der etwas nördlich der Stadt Siauliai lag. Tausende von christlichen Kreuzen bedeckten einen kleinen Hügel, eine recht sehenswerte Attraktion. Deshalb waren auch noch einige andere Touristenbusse hier. Danach ging es weiter zur Grenze nach Lettland. Es gab nur eine kurze Kontrolle, dann waren wir durch, die europäische Union machte es möglich. Kurz hinter der Grenze bogen wir dann nach Osten ab, es stand noch ein Besuch des Schlosses Pilsrundale auf dem Programm. Ein Teil von uns machte eine Führung mit, ich war bei denen, die sich einfach so die Zimmer ansahen. Ich schaute mir später auch noch kurz den Park an, hier musste aber noch viel getan werden, nur wenige Pflanzen blühten und der Brunnen war nur ein Loch im Boden. Ich war früher am Bus als die Leute mit der Führung, als alles wieder an Bord war, ging es weiter in Richtung Riga. Nach einer Abstimmung im Bus wollten wir noch eine jüdische Gedenkstätte besuchen, doch die Suche nach dem richtigen Weg gestaltete sich etwas schwierig. Endlich hatten wir Salaspils gefunden und sahen uns die große Anlage sowjetischer Bauart an. Anschließend fuhren wir nach Riga hinein und weiter zum Badeort Jurmala. Der Campingplatz Nemo (nicht die Romanfigur, sondern der Fisch) nahm uns auf, alle hatten jetzt Hunger, es wurde schnell gekocht. Nach dem Essen ging ich noch an den Strand der Ostsee und setzte mich für 10 Minuten ins Wasser, zum Schwimmen hätte ich zu weit hinaus gemusst. Das Wasser war kalt, aber nicht so kalt wie in Nida. Wieder wurde es erst nach Mitternacht für ein paar Stunden fast dunkel und wieder waren leider auch die Mücken da. Erst kurz vor 1 Uhr konnte ich meinen Bericht beenden und mich ins Bett legen.

 

8. Tag

Diese Nacht schlief ich besser, Stephan war etwas zurückhaltender mit dem Ausbreiten. Den Tag heute wollten wir in Riga verbringen, also waren wir bald schon wieder unterwegs. Frank musste etwas suchen, bis er einen Parkplatz fand, es wurde verabredet, dass er uns an dieser Stelle um 17 Uhr wieder abholen würde. Zuerst wechselte ich Geld, wie auch einige andere, wir mussten ziemlich lange warten, bis wir in der Bank an die Reihe kamen. In einer kleinen Gruppe besuchte ich zuerst den Dom, der außer einem horrenden Eintrittspreis nicht viel zu bieten hatte. Die berühmte Orgel war demontiert und wurde restauriert. Vor dem Dom gab es Kultur pur, viele Chöre aus Riga sangen auf dem Platz in Vorbereitung auf die Sommersonnwende am folgenden Tag. Weiter ging es zur Peterskirche, wo wir mittels eines Aufzugs den Turm hinauf fuhren. Der Blick war heute nicht so toll, es hatte sich ziemlich bewölkt und sah nach Gewitter aus. Zum Glück blieb das Wetter dann doch den ganzen Tag stabil. Mit Carolin und Thomas setzte ich mit ab, weil uns die anderen auf die Dauer doch zu langsam waren. Wir gingen durch die Markthallen, in denen vor 60 Jahren noch Zeppeline montiert worden waren und durch die Altstadt hinüber zur Neustadt. Viele Jugendstilhäuser waren zu sehen, die schönsten entgingen uns aber, wir hatten keine entsprechende Landkarte dabei. Am Freiheitsdenkmal vorbei ging es dann zurück in die Altstadt, zu essen besorgten wir uns etwas Fastfood. Für die letzte Stunde schließlich trennten wir uns, ich selbst machte noch einige Fotos in den schmalen Gassen, bevor ich zurück zum Bus ging. Heute war die ganze Gruppe pünktlich.

Bis zum Gauja-Nationalpark waren es noch 60 Kilometer, nach einem Stau zuerst in der Stadt ging es dann doch noch flott auf der Landstrasse voran. In Sigulda fanden wir am Fluss einen schlichten Campingplatz. Jörg kochte heute eine Gemüsesuppe, dazu gab es Würstchen und Obstsalat. Ich selbst ging vor 21 Uhr noch für zwei Stunden auf Wanderschaft, weil ich am nächsten Tag Kanu fahren wollte und mir deshalb keine Zeit mehr fürs Laufen bleiben würde. Über das Schloss der Fürsten von Lieven kam ich zur Burgruine Krimulda, danach bog ich aber falsch ab und fand den weiteren Weg nicht mehr. Ich hatte leider keine Karte dabei. Dank zweier Camper und ihres Kartenmaterials fand ich den weiteren Weg, doch für die Burg Turaida war es jetzt leider zu spät, ich kehrte um. Unterwegs war ich durch ein Roggenfeld gelaufen und wieder zurück am Bus erwischte mich voll die Pollenallergie. Thomas hatte Augentropfen dabei, so dass ich bald darauf wenigstens wieder etwas sehen und mich um meinen Bericht kümmern konnte. Weil ich so spät war, dauerte das leider wieder bis 1 Uhr nachts.

 

9. Tag

Um 5 Uhr hieß es raus aus den Federn, es fing an zu regnen. Nachdem die Regenplane aufgespannt war, ging es noch mal für zwei Stunden zurück in die Schlafsäcke. Beim Frühstücken gab es den nächsten Schauer, weshalb es heute etwas kürzer ausfiel. Für 10 Uhr hatten 10 Leute eine Bootsfahrt mit Kanu und Kajaks gebucht, doch leider spielte heute das Wetter nicht mit. Als wir nach einer längeren Autofahrt zum Startplatz mit unseren 5 Booten ablegten, fing es heftig an zu regnen und es hörte auch die nächsten zwei Stunden nicht auf. Innerhalb kürzester Zeit waren alle nass bis auf die Haut, wenigstens hielt das Rudern mich einigermaßen warm. Jens und ich hatten das Kanu genommen und kamen fast so gut voran wie die Kajaks. Wir machten nur zwei kurze Pausen, denn es wurde uns schnell kalt, weshalb wir auf dem Fluss auch recht flott unterwegs waren. Endlich hörte der Regen auf, aber nass blieben wir weiterhin. Der Fluss war nicht sehr tief, ab und zu liefen wir auf Grund und mussten aussteigen, um das Boot in tieferes Wasser zu ziehen. Die Gefahr des Ertrinkens bestand also nicht. Nach gut 5 Stunden hatten wir 25 Kilometer zurückgelegt und waren zurück am Campingplatz von Sigulda. Bis zur Abfahrt hatten wir noch genügend Zeit uns trockene Klamotten anzuziehen. Die Wandergruppe war schon lange wieder zurück, nur Klaus kam auf den letzten Drücker.

Später stoppten wir bei einem Supermarkt, um die letzten Lati auszugeben. Die Schlange an der Kasse war wegen der Sommersonnwende sehr lang, doch irgendwann konnten wir weiterfahren in Richtung Grenze. Bis dahin schlief ich, ein starker Schnupfen machte mich fertig. Lange wurden wir nicht von den Grenzern aufgehalten, sehr flott ging die Einreise nach Estland. Hier an der Station tauschten viele noch Euro in Kronen, dann ging es weiter bis nach Parnu. Der Campingplatz nahe der Stadt war sehr rustikal, dafür hatten sich viele junge Leute zum Feiern eingefunden. Heute gab es Gemüse und Reis, gegen 21 Uhr hatten wir gegessen und einige gingen noch in die Stadt. Auch Cathy und ich spazierten nach Parnu hinein, doch außer vielen Wohnhäusern sahen wir nichts. Deshalb machten wir uns auch bald auf den Heimweg. Es wurde heute nicht ruhig, Musik und Gegröle überall. Ich war immer noch etwas Grippekrank und ging früh ins Bett, etwa so um Mitternacht. Gott sei Dank hatte ich meine Ohrstöpsel, sie waren auch für laute Musik geeignet.

 

10. Tag

Morgens krochen einige ziemlich müde aus den Zelten. Besonders wach war ich auch nicht und bei der Weiterfahrt fielen mir bald die Augen zu. 130 Kilometer lang war die Strecke bis nach Tallinn, sie führte direkt nach Norden. Frank wollte uns vor der Fahrt in die Stadt noch den Campingplatz zeigen, fand ihn aber zunächst nicht. Ein Hinweisschild war in die falsche Richtung gedreht worden. Nachdem wir einen Passanten gefragt hatten, erreichten wir einen geteerten Platz zwischen einigen Häusern, dafür war aber an den Duschen und Toiletten nichts auszusetzen. Frank setzte uns an der Altstadt ab und wollte uns um halb 7 Uhr abends wieder abholen, wer wollte konnte aber auch später mit dem Autobus zurückfahren. Ich war heute mit Stephanie und Cathy unterwegs und wir gingen nach Stephanies Reiseführer vor. Die Sehenswürdigkeiten waren von 1 bis 24 durchnummeriert und sie wurden der Reihe nach abgearbeitet. Das Wetter war heute wieder großartig, doch Pech hatten wir mit den Besichtigungen, es war der 24. Juni und damit ein Feiertag. Alle wichtigen Gebäude waren geschlossen. Also konnten wir uns die Kirchen und Häuser nur von außen ansehen. Besonders ansprechend war die alte Stadtmauer mit den großen Wehrtürmen, die teilweise sehr schön restauriert war. Vor dem Besuch des Domberges bekamen wir etwas Hunger und kehrten in einem Bierhaus ein. Ich wusste nicht genau, was ich auf der englischen Speisekarte eigentlich bestellt hatte, mit einer riesigen Haxe hatte ich aber nicht gerechnet. An dem Ding schnippelte ich lange herum, wurde von dem vielen Fleisch aber auch satt. Wir machten weiter unsere Tour, durchquerten den Park und kamen zurück zum Rathausplatz. Bei Eis und Kaffee wurden jetzt Postkarten geschrieben. Später fuhr dann nur ein Teil der Gruppe mit dem Bus zurück, die anderen wollten sich noch weiter umsehen oder auch das WM-Spiel Deutschland gegen Schweden anschauen. Die Heimfahrer kochten Nudeln und Soße für 10 Personen, nach dem Spülen ging ich dann mit Susanne und Peter noch etwas spazieren. Wir kamen zum Schloss Katharinental und machten einige Fotos. Dann sahen wir uns noch den Platz für Openairkonzerte an, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Die anderen beiden wollten noch ein Stück weitergehen. Endlich konnte ich wieder ordentlich Duschen, doch bis ich zum Schreiben kam, war es schon nach Mitternacht. Wenigstens ging es flott voran und ich war vor 1 Uhr fertig.

 

11. Tag

Es war wieder eine ruhige Nacht, bis auf das Sägen aus den Nachbarzelten. Zum Frühstück gab es heute 3 Torten, denn Susanne hatte Geburtstag. Sie wurden auch größtenteils direkt verputzt. Nach unserem Aufbruch machte Frank noch einen Abstecher zu einem Supermarkt und gab uns eine halbe Stunde Zeit, einige Kronen auszugeben. Dann fuhren wir wieder ein Stück zurück und bogen nach Osten ab. Wir wollten noch einen Abstecher zu einem Moor machen, doch wir fanden es nicht. Ein kurzer Gang hinein in den Wald ließ uns aber auch so fast im nassen Boden versinken. Weiter ging es jetzt zum Lahemaa-Nationalpark, wo Frank in Vosu einen Platz ansteuerte. Die Zelte blieben teilweise noch zu, das Wetter sah nicht besonders aus, ein Jörg wollte in seinem aber ein Nickerchen halten. Wir aßen zu Mittag und danach konnte jeder machen was er wollte.

Mit ein paar Leuten ging ich in Richtung des Dorfes Käsmu auf der nahen Halbinsel, doch statt 2,5 waren es gut 4,5 Kilometer bis zum Ortseingang und dann noch anderthalb weitere bis zum Beginn des Wanderwegs. Dieser umrundete die ganze Halbinsel ziemlich nahe am Ufer, manchmal musste man sich auch durchs Unterholz kämpfen. Über einige kleine Felsen im Wasser konnte man auf eine kleine Insel gelangen, für eine weiter entfernte größere Insel waren die Abstände zwischen den Steinen aber zu groß. Es fing kurz an zu tröpfeln, denn eine dunkle Wolke hing über uns, doch zum Glück zog sie bald weiter nach Osten und es wurde schöner. Den weiteren Weg legte ich inzwischen alleine zurück und ich kam zum nördlichsten Punkt der Halbinsel. Bei einer Ruine legte ich mich eine halbe Stunde hin und war bald eingeschlafen. Wieder wach ging ich an der Westküste entlang nach Süden, außer mir war niemand auf dem Pfad. Ich ging etwas zu weit und kam zu einem Binnensee, wo ich einige Fotos schoss. Wieder auf dem Wanderweg war ich noch eine gute Stunde unterwegs, bis ich wieder zum Dorf Käsmu kam. Bis zum Bus waren aber immer noch die 4,5 Kilometer zurückzulegen. Ich erreichte ihn um halb 7 Uhr und ging schon ganz schön auf dem Zahnfleisch. Zum Glück wurde gerade Essen gemacht, zu Geschnetzelten mit Pilzen gab es Klöße in Plastikfolie, außerdem einen Nachtisch und einen Lumumba. Nach dem Spülen ging ich kurz zum Baden in die Ostsee. Trotz einer Dusche und meines Berichtes kam ich doch noch gegen Mitternacht ins Bett.

 

12. Tag

Ich wurde erst kurz vor dem Frühstück wach, ein Blick aus dem Zelt zeigte schönstes Wetter. Leider zog es sich dann im Laufe des Tages zu, es wurde dann aber gegen Abend wieder besser. Wir fuhren jetzt in Richtung Westen zur russischen Grenze, 140 Kilometer waren es bis dahin. Eigentlich wollten wir im Grenzort Narva einkaufen gehen und unser Restgeld ausgeben, doch da Frank einen Supermarkt und einen Briefkasten sah, hielten wir schon ein ganzes Stück früher an. Bei mir reichte das Geld nur noch für ein Bier, danach war ich blank. Auf der Weiterfahrt bat ich Frank noch um einen Abstecher zu nahen Steilküste, doch wegen des Lärms im Führerhaus hörte er mich nicht. Bevor wir an die Grenze fahren konnten, musste Frank zuerst noch einige Zeit herumsuchen, für den Bus benötigte er eine Greencard, die er an einer Art Autohof bekam. Auf einer Brücke warten wir lange auf die Ausreise und anschließend im Niemandsland sehr lange auf die Einreise nach Russland. In der Zeit schaffte ich es, fast ein ganzes Buch zu lesen. Wenigstens mussten wir nicht die Koffer ausladen, wie wir es bei anderen Reisegruppen sahen. Über 4 Stunden brauchten wir für die Einreise und kaum unterwegs, wurden wir auch schon wieder angehalten. Eine Polizeikontrolle wollte Frank etwas Geld aus den Rippen leiern. Weil er die Vollmacht für den Bus nicht dabei hatte, kostete es ihn 50 Euro. Aber auch wenn er sie mitgehabt hätte, es hätte nichts gebracht, dann hätten die Bullen etwas anderes gefunden. Man merkte, es ging hier nur um Abzocke von Touristen.

Wir fuhren jetzt nach St. Petersburg rein und nach einigen Umwegen in der Stadt auch wieder raus. Unser rustikaler Campingplatz lag einige Kilometer entfernt in Richtung finnischer Meerbusen. Es war schon 22 Uhr als wir ankamen und gleich Abendessen machten. Heute piesackten uns nicht nur die Mücken, sondern auch viele kleine Fliegen nervten ungemein. Ich blieb deshalb nach dem Essen nicht mehr lange auf, sondern kletterte aufs Dach, wo wir es heute wie auch gestern ohne Regenplane versuchten.

 

13. Tag

Es war zwar in der Nacht trocken geblieben, doch bis zum Morgen hatte es sich stark bewölkt. Nach dem Frühstück schlossen wir sicherheitshalber die Zelte, um eventuellem Regen vorzubeugen. Ich ging noch in die Dusche, weil das Arbeiten auf dem Dach doch recht schmutzig macht, doch hatte ich dort kaum Zeit. Horst holte mich heraus, er, Markus und Thomas wollten sich auf den Weg machen. An der Straße mussten wir jedoch noch auf den Bus 110 warten, der uns zur nächsten U-Bahnstation brachte. Bis wir zum Nevskij-Prospekt kamen, waren wir einmal umgestiegen und hatten das Zentrum der Stadt erreicht. Wir gingen zur Eremitage und stellten uns an der langen Schlange an, kamen aber recht flott voran. Fast drei Stunden blieben wir im Museum, sahen fast alle Säle, vertieften uns aber nicht auf einzelne Kunstwerke. Dafür verpassten wir den Regen draußen. Wir hatten jetzt Hunger, wollten aber nicht die Zeit verplempern und betraten einen Fastfood-Laden. Viele andere hatten aber auch diese Idee und ich musste ewig warten, bis ich endlich mein Essen hatte. Später gingen wir weiter zur Isaaks-Kathedrale, wo wieder ein sehr teurer Eintritt zu entrichten war. Der Innenraum des drittgrößten Kuppelraums der Welt entschädigte aber dafür. Ich konnte mich gar nicht mehr an die Kirche erinnern, obwohl ich sie doch schon 16 Jahre früher einmal besucht hatte. Wir trafen einige aus unserer Reisegruppe, gingen dann aber alleine weiter.

An der Admiralität vorbei liefen wir zur Neva, fragten nach den Fahrpreisen für die Tragflügelboote und gingen weiter zur Christi-Auferstehungskirche. Sie erinnert an die Basilius-Kathedrale in Moskau und passt überhaupt nicht ins Stadtbild. Wieder auf dem Nevskij-Prospekt gingen wir kurz ins Gostinyj-Dvor-Kaufhaus, was aber nicht sehr interessant war. Immerhin waren die Regale gut gefüllt, bei meinem letzten Besuch waren die Auslagen in den Kaufhäusern leer gewesen. Ab der Anitschkow-Brücke folgten wir dem Kanal Fontanka nach Norden, am Zirkus und am Ingenieurschloss vorbei. Durch den Sommergarten kamen wir wieder zur Neva und überquerten sie auf der Troickij-Brücke. Bevor wir in die Peter-Paul-Festung gingen, wurde eine Kleinigkeit getrunken. Die Festung an sich war renovierungsbedürftig, die Kirche jedoch ganz hübsch.

Jetzt kamen wir am Militärmuseum vorbei, gingen aber schnell weiter nach Osten, es wurde langsam spät. Auf dem Museumsschiff Aurora am Pier wurde gerade die Fahne eingeholt. Wir suchten am finnischen Bahnhof etwas, bis wir eine offene Tür zur Metro fanden und legten dann 10 Stationen mit einmal Umsteigen zurück. Bevor wir uns ein Taxi suchten, wurde wieder etwas gegessen. Frisch gestärkt fragten wir die Taxifahrer nach dem Preis, doch der lag immer gut zehnmal so hoch, wie uns gesagt worden war. Da alle Fahrer das gleiche verlangten, mussten wir klein beigeben und bezahlten 300 Rubel, etwa 9 Euro für die Fahrt zurück zum Campingplatz. Kurz vor Mitternacht waren wir am Bus, es war immer noch hell und ich hatte noch zu schreiben. Nach 1 Uhr kam ich ins Bett und es dämmerte noch immer. Wir waren mitten in den weißen Nächten.

 

14. Tag

Wir hofften heute auf besseres Wetter und morgens sah es auch danach aus. Ich beeilte mich, damit wir bald wegkamen, doch der Himmel zog wieder zu. Ich wäre gerne mit dem Boot nach Peterhof gefahren, doch meine Gruppe entschied anders. Sie wollten nach Katharinen-Schloss und das rekonstruierte Bernsteinzimmer sehen. Wir fuhren deshalb mit der Metro bis zum Witebsker Bahnhof. Dort angekommen stellte ich fest, das Markus Rucksack offen war. Seine digitale Kamera war weg und mit ihr alle seine Bilder. Sinnlos etwas zu unternehmen.

Im Bahnhof suchten wir einige Zeit nach der Kasse für die Elektritschka nach Puschkin, fanden sie dann am äußersten Ende des Gebäudes. Leider mussten wir eine Stunde auf den Zug warten und dann zuckelte das Teil auch noch ziemlich langsam vor sich hin. Kurz vor 13 Uhr waren wir da und Regina fand zum Glück gleich einen Bus in Richtung Schloss. Dort war ziemlich viel los und wir mussten wieder fast eine Stunde warten, bis wir am Eingang waren. Zum Glück merkte einer der Wächter, dass wir eine Gruppe von 12 Personen aus Deutschland waren und besorgte uns eine deutsch sprechende Führerin. Mit ihr machten wir eine Tour durch das Gold überladene Schloss und das Bernsteinzimmer. Nur hier war Fotografieren verboten, ich kaufte mir später ein kleines Büchlein mit Fotos von der Rekonstruierung.

Nachher verteilten wir uns noch für eine halbe Stunde im Park und trafen uns wieder am Eingang. Der Rückweg ging flotter vonstatten, wir fanden schnell einen Bus und auch der Zug wartete schon. Am Bahnsteig des Witebsker Bahnhof seilte ich mich ab, ich wollte alleine noch etwas unternehmen. Ich hatte jedoch Pech auf der ganzen Linie, die Kathedrale war geschlossen, ich fand kein Boot für die Kanaltour, keine Souvenirs und auch keine Briefmarken. Dafür sah ich mir noch den ehernen Reiter an und fand einen Supermarkt, versteckt in einem Keller. Für 20 Uhr hatten wir einen Treffpunkt an der Alexandersäule vor der Eremitage ausgemacht und pünktlich fing es an zu regnen. Drei der Gruppe kamen nicht und wir gingen ohne sie zum Essen. 350 Rubel bezahlte Daltus pro Person, den Rest musste jeder selbst drauflegen.

Gegen 23 Uhr nahmen wir die Metro zurück und hatten heute mehr Glück mit den Sammeltaxis, von denen hatten wir am Tag zuvor keines gesehen. Eine Gruppe war gleich weg und Katrin und ich gingen um die nächste Straßenecke und fanden ein weiteres Auto. Als ich jedoch die anderen 7 holen gehen wollte, sah ich sie nicht mehr und dachte, sie hätten schon eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Also fuhren wir zwei alleine los. Als wir jedoch an der Wartestelle vorbei kamen, waren die anderen doch noch da, wir konnten uns aber nicht mehr bemerkbar machen. Katrin und ich waren zuerst am Bus, der ersten Gruppe war das Auto kaputt gegangen und sie mussten den Bus nehmen. Sie kamen etwas später. Doch auch die Zurückgelassenen kamen bald, nur die Nichtmitesser waren noch nicht aufgetaucht.

 

15. Tag

Heute brauchten wir etwas länger zum Einpacken, weil ja auch die ganze Gruppe am Tag zuvor etwas später ins Bett gekommen war. Wir kamen nicht mehr nach Petersburg hinein, sondern fuhren am finnischen Meerbusen entlang nach Nordwesten. In Vyborg, einer Stadt nahe der finnischen Grenze, gaben wir noch unsere restlichen Rubel aus. Ich kaufte zwei Flaschen Wodka, bevor ich erfuhr, dass man das Geld auch in Euro hätte wechseln können. Frank machte die Tanks noch voll, weil der Diesel hier konkurrenzlos günstig war. Bald darauf kamen wir zur Grenze, wo schon viele Busse warteten. Die Ausreise dauerte aber nicht annähernd so lange wie die Einreise einige Tage zuvor. Es ging nun ins Niemandsland und schließlich sah der finnische Zöllner nur noch kurz in die Ausweise.

In Finnland wurden die Straßen gleich besser und wir stoppten bald darauf für einen weiteren Einkauf. Frank bekam seinen Fisch zum Grillen und ich einen halben Satz finnische Münzen. Endlich konnten wir auch Wasser auffüllen. Wir fuhren noch ein Stück in Richtung Helsinki, bogen aber bald in eine Seitenstraße ab und hielten vor einer historischen Brücke. Das Wetter war wieder gut geworden und man konnte schwimmen und von der Brücke in den Fluss springen. Man musste nur aufpassen, dass einen die Strömung nicht zu weit mitriss. Wir grillten heute wieder, diesmal Lachs. Auch ich versuchte etwas von dem Fisch und mir wurde nicht schlecht davon, ich bin normalerweise kein Freund von Essen, dass aus dem Wasser kommt. Nachher saß die ganze Gruppe noch am Fluss und sah sich den Sonnenuntergang an. Ich hatte zu meinem Namenstag heute eine Flasche Wodka spendiert und die hatten wir vorher noch gebechert. Die Zeltplane hatten wir auf mein Bitten wieder abgeräumt, ich hoffte dass das Wetter stabil bleiben würde und es sah auch danach aus. Heute war ich einer der ersten, der ins Bett ging. Viele blieben noch am Feuer und erwehrten sich der Mücken.

 

16. Tag

An diesem Tag waren die Zelte größtenteils schon vor dem offiziellen Wecken leer. Während einige frühstückten, waren andere schon dabei, ihre Rucksäcke ordentlich zu packen. Kurz darauf ging es dann mit dem Putzen des Busses los. Während unten der Innenraum geputzt wurde, konzentrierte ich mich auf das Dach und säuberte mit Susanne und Thomas die Zelte. Ohne die ganzen Schlafsäcke war es heute ganz einfach, das Dach zu schließen. Es wurde warm, als wir um 10 Uhr aufbrachen und uns auf den Weg nach Helsinki machten. Frank brauchte 90 Minuten für die 100 Kilometer und gab uns in der Stadt 5 Stunden Zeit

Ich machte mich alleine auf den Weg, sah mir zuerst den Dom an, der recht nüchtern gehalten war und ging dann weiter nach Norden. Am Parlament vorbei lief ich bis zum Olympia-Zentrum, wo ich Hartmut traf, der mit dem Fahrrad unterwegs war. Wir fuhren im Aufzug einen Turm hoch, von dem aus wir einen Ausblick über die Stadt hatten, danach ging jeder wieder seiner Wege. Ich ging nach Süden, aß in einem Kaufhaus eine Kleinigkeit und streifte eigentlich ziemlich ziellos durch die Stadt. Die Kirchen die ich saß waren geschlossen, andere Sehenswürdigkeiten fand ich mangels Reiseführer nicht. Durch einen Park kam ich zum Meeresufer und von dort zurück zum Treffpunkt. Einen kleinen Abstecher machte ich noch zur Eisbrecherflotte von Finnland, die hier vor Anker lag. Die fehlenden 1 und 2 Cent Münzen musste ich mir kaufen, sie gab es nicht im Zahlungsverkehr. Die Finnen machen ein gutes Geschäft mit ihnen, 1,50 Euro bezahlte ich für die 3 Cent und kam damit noch recht gut weg. Vor dem Aufbruch um halb 5 Uhr nachmittags gab Frank jedem noch 40 Euro aus der Küchenkasse zurück, dieses Geld war übrig geblieben. Auf der Fahrt zur Fähre in Hanko schlief ich ein und wachte erst auf, als Frank die Tanks wieder voll machte.

Nur wenige Kilometer weiter war die Anlegestelle und während wir zu Fuß an Bord der Fähre Superfast VIII gingen, fuhr Frank den Bus aufs Parkdeck. Er blieb aber hinten im offenen Bereich sehen, man konnte den Wagen vom Oberdeck aus sehen. Die Innenkabinen waren winzig, aber ordentlich eingerichtet, ich war zusammen mit Thomas, Hartmut und Manfred. Ich nutzte die Dusche, während fast alle sich das Ende des Spiels Deutschland – Argentinien ansahen. Um 21 Uhr legte die Fähre ab, für eine halbe Stunde später hatte ich einen Platz zum Abendessen bestellt, für 23 Euro. Ich aß recht viel vom Buffet, damit sich der Preis auch lohnte. Danach wurde im Kartenzimmer noch Doppelkopf und Trivial Pursuit gespielt. Doch Susanne schlief dabei fast ein, weshalb ich sie ins Bett schickte und zu schreiben anfing. Bis 1 Uhr tauchte sie jedoch immer wieder auf.

 

17. Tag

Die Klimaanlage in der Kabine sorgte bei mir für eine verstopfte Nase. Ich sortierte mich deshalb nahtlos in das Schnarchkonzert meiner Kabinennachbarn ein. Da wir kein Fenster hatten, prüfte ich irgendwann trotz des Protestes aus einem anderen Bett die Uhrzeit. Es war schon viertel vor 9 Uhr. Manfred und ich standen auf, die anderen blieben liegen. Ich machte einen Spaziergang über das Sonnendeck, ging aber nicht zum Frühstücken, das Geld wollte ich mir sparen. Da keiner kontrollierte, holte ich mir später dann doch noch eine Kleinigkeit. Hartmut war im Bett geblieben, die Idee fand ich gut, ich legte mich auch wieder hin. Es war kurz vor 15 Uhr, als ich zu den anderen zurückkehrte, wir bedankten uns bei Frank für die Tour. Er bekam ein Geldgeschenk in einer Socke überreicht. Auch Jörg bekam für das Kochen einen symbolischen Kochlöffel. Bis 17 Uhr wurde jetzt noch Karten gespielt, dann gingen fast alle zum Essen. Die 20 Euro für das Buffet sorgten dafür, dass die Teller ziemlich voll wurden. Dann wurde wieder WM-Fußball geschaut, diesmal England – Portugal. Kurz nach dem Elfmeterschiessen lief die Fähre in Rostock ein. Per Telefon gab ich zu Hause Bescheid über meine Ankunft in Deutschland und schloss mich dann den Menschen an, die an Land gingen. Wir mussten eine Zeitlang auf Frank warten, da er ganz hinten im Schiff stand, kam er auch ziemlich spät heraus. Er brachte uns in die Stadt, wo ein Grossteil der Gruppe in einem Hostel ausstieg. Frank fuhr mit einigen weiter nach Hamburg, kehrte aber noch einmal um, Klausi hatte seinen Schlafsack liegen lassen. Katrin und Regina wurden abgeholt und fuhren direkt weiter, die Hektik ließ jetzt nach. Ich kam unter anderem mit Klaus, Peter und Ursula aufs Zimmer, was einige komödiantische Höhepunkte versprach. Ich schaute noch kurz Fußball, ging ins Internet und dann wieder aufs Zimmer. Ich war der erste, doch als die anderen kamen, wurschtelten sie noch lange herum, bevor auch sie ins Bett gingen.

 

18. Tag

Ich wurde wach bevor der Wecker meines Handys klingelte und war gleich der erste im Bad. Da ich abends noch alles vorbereitet hatte, konnte ich gleich meine Bettwäsche abgeben und zum Frühstück gehen. Das war auch gut so, denn die bestellten Taxis kamen früher als geplant. Das erste war groß, das zweite zu klein und ich im dritten fuhr ich dann alleine mit und bezahlte 5 Euro für die Fahrt bis zum Bahnhof. Es waren noch andere mit an Bord während der Fahrt, doch nur Carolin saß in meiner Nähe. In weniger als zwei Stunden erreichte der Intercity Hamburg, wo wir in den ICE in Richtung Süden umstiegen. Diesmal saß ich Carolin gegenüber. Nur Stephan war noch in der Nähe. Pünktlich um 14 Uhr waren wir in Frankfurt, wo ich mich von den anderen beiden verabschiedete. Mein Regionalzug fuhr eine halbe Stunde später in Richtung Limburg, ich gab meine voraussichtliche Ankunftszeit telefonisch durch. Zuerst saß ich im falschen Abteil, dann zog ich von Klasse 1 nach Klasse 2 um. Umsteigen musste ich zum Glück nicht, bei sonnigem Wetter kam ich in Camberg an, wo meine Eltern schon auf dem Bahnsteig auf mich warteten.