Reise mit Wikinger: www.wikinger-reisen.de Bericht im PDF-Format: Korsika.PDF (5,2 MB) Korsika1. Tag, 05.09.2009
Bei der Landung in Bastia war es dann leider bewölkt, dafür aber warm, ein Bus wartete schon darauf, uns zum Ausgangspunkt der Wanderung zu bringen. Der Pass war zwar nur gut 90 Kilometer entfernt, wir benötigten jedoch einige Stunden für die Strecke, weil sich der Verkehr in jeder kleinen Ortschaft staute. Endlich bogen wir von der Küstenstraße in Richtung der Berge ab, aber das ging auch nicht schneller. Die Straße war eng und kurvenreich, der Fahrer kündigte vor jeder unübersichtlichen Kurve sein Kommen mit der Hupe an. Gegen 18:30 Uhr gelangten wir zum Pass Bavella und bezogen in einer Herberge oder Bergerie Quartier. Bis 19 Uhr hatten wir noch etwas Zeit, die ich für einen Spaziergang nutzte. Dann gab es Abendessen und in lockerer Runde stellte sich jeder der Gruppe vor und sagte, welcher Wandererfahrung er hatte und wie er sich den Urlaub vorstellte. Unser Wanderführer und Reiseleiter Timo gab uns auch noch einige Informationen und zeigte auf einer Karte den Weg für den nächsten Tag. Später gingen fast all dann früh ins Bett während ich mich noch einmal auf den Weg machte. Leider wurde ich nicht fündig. Zu lange wegbleiben konnte ich aber nicht, ich musste mich ja auch noch mit meinem Bericht beschäftigen. Nach einer angenehmen Dusche war ich der letzte, der ins Bett kam.
2. Tag
Kurz nach 8 Uhr liefen wir los, nahmen aber nicht den GR20 Normalweg, sondern gleich am ersten Tag eine alpine Variante über das Bavella-Massiv. Wir stiegen ganz gemütlich auf und machten öfter Pause, bis wir fast 1600 Meter Höhe erreichten. Ein leichter Plattenschuss stellte einige vor Probleme, die vorhandene Kette sah auch nicht gerade Vertrauen erweckend aus. Es dauerte einige Zeit, bis alle unten waren, ein anderer Wandersmann musste zähneknirschend warten. Dann ging es durch einen kleinen Kessel hindurch und wieder ein Stück den Berg hinauf an einigen schönen Felstürmen vorbei. Leider zog es sich über den Gipfeln jetzt langsam zu, unsere Mittagspause machten wir etwas später im Schatten. Danach stiegen wir wieder hinab auf den Normalweg, der das Massiv umrundet hatte. Wir blieben aber nur wenige Meter auf dem GR20, sondern nahmen einen schmalen, wenig markierten Pfad ins Tal. Eine Zwangspause mussten wir aber noch einlegen, weil Silke ins Straucheln kam, für sie war es wohl zu viel gewesen. Erst als es ihr wieder besser ging, liefen wir weiter. Der Bach unten bildete einige Tümpel und wurde auch einer Stelle aufgestaut, ein paar von uns trauten sich, in dem kalten Wasser zu baden. Nach einer längeren Pause an der schönen Stelle, liefen wir weiter nach Quenza, diesmal auf einem breiten Weg, der Ort war gut 8 Kilometer entfernt. Einen Teil der Strecke bildete einer der Wanderwege „Von Meer zu Meer“ durch schöne Kiefernwälder hindurch. Kurz vor 17 Uhr erreichten wir das Dorf und tranken dort erstmal einen Kaffee, bevor wir in zwei Fuhren von einem Pickup abgeholt wurden. Auf dem Hof Ghjallicu in einiger Entfernung kehrten wir für heute ein, wieder in ziemlich engen Zimmern wie die Nacht zuvor. Heute gab es um 18:30 Uhr Abendessen, todesmutig probierte ich auch den Rotwein und den „Käse“, wobei ich bei Letzterem Probleme hatte, ihn hinunter zu bekommen. Dafür schmeckte der selbstgebrannte Birnenschnaps umso besser. Bis 22 Uhr blieben wir sitzen, dann löste sich die Runde recht schnell auf. Natürlich war ich der letzte am Tisch, ich hatte ja noch zu tun.
3. Tag
Um 8 Uhr gingen wir los, die Straße war zu Ende und wir hatten eine Höhe von 1500 Metern erreicht. Leider wehte ein starker Wind, der auch den ganzen Vormittag anhielt und es nötig machte, dass ich mir ein Tuch um den Kopf band, es war einfach zu kalt. Zuerst liefen wir noch etwas auf einer Sandpiste, dann hielten wir uns weiter rechts und stiegen querfeldein etwas an. Bei einer Schäferhütte baten wir um die Erlaubnis zum Weitergehen, jetzt durch eng stehendes Gebüsch. Ich war froh lange Hosen zu tragen, das niedrige Buschwerk kratzte ziemlich an den Beinen. Auch fühlte ich mich schlapp, das Frühstück war nicht sehr nahrhaft gewesen. Deshalb war ich meistens der Letzte in der Reihe. Kurz vor 11 Uhr erreichten wir wieder den GR20, diesmal in etwa 2000 Metern Höhe, es war jetzt nicht mehr weit bis zum Gipfel des Monte Incudine, der mit 2135 Metern der höchste Punkt des südlichen Korsika ist. Wir blieben nur kurz oben, der Wind war einfach zu stark, mein schönes Tuch zum Schutz der Ohren wurde blitzschnell weggeweht und verschwand. Beim Abstieg wurde es zum Glück besser und kurz nach 12 Uhr legten wir eine ausgedehnte Mittagspause ein, die bis 13:45 Uhr dauerte. Danach führte der Weg nur noch eine kurze Zeit steil bergab, wir hatten wieder eine Höhe zwischen 1400 und 1500 Metern erreicht und blieben in dem Bereich. Einen Bach überquerten wir auf einer flachen Hängebrücke, die leider auch die einzige auf dieser Tour blieb. Kurz nach 16 Uhr kamen wir an der Hütte Basseta an, als nur eine von mehreren Gruppen. Silke wartete schon auf uns. Wir wurden zum größtenteils in eine Bretterbude einquartiert, hatten dort aber auch zum ersten Mal genügend Platz für das Gepäck, sogar Fledermäuse waren vorhanden. Die zwei rustikalen Duschen an der Hütte waren permanent belagert, also gingen sechs von uns zum Baden an den Bach. Dazu musste aber zuerst eine längere Strecke durch kratziges Gestrüpp zurückgelegt werden, die Badestelle war gut zwei Kilometer entfernt. Später war noch etwas Zeit, wir waren erst um 19 Uhr zum Abendessen bestellt. Dieses dauerte dann auch bis 21 Uhr und war ganz ordentlich. Besonders die Bohnensuppe und der Pfirsichkuchen mundeten. Heute wurde ich schon um 21:30 Uhr mit Schreiben fertig, war aber schon wieder der letzte am Tisch. Als ich gehen wollte, wurde Silke hereingebracht, sie war zusammengebrochen. Sie wurde in der Nacht noch in ein Krankenhaus gebracht und würde möglichst bald nach Hause fliegen.
4. Tag
Kurz bevor wir wieder aufbrachen erzählte Timo noch von der Geologie des Landes. Wir kamen gleich darauf in die Nähe der Refuge D’Usciolu, einer Hütte auf dem GR20. Wir gingen dort aber nicht vorbei, sondern bogen schon vorher nach Westen ab und verließen den GR20, wir wollten heute in dem kleinen Dorf Cozzano übernachten. Zwei Stunden ging es jetzt schnell bergab, gut 1200 Höhenmeter waren zu überwinden. Ganz am Ende wussten wir dann einmal kurz nicht weiter, bis der richtige Weg hinter einer Holztür gefunden wurde. An der Stelle, wo wir auf die Straße trafen, lag auch unsere Herberge. Es war jetzt kurz nach 16 Uhr und wir hatten noch genügend Zeit bis zum Abend. Nachdem sich jeder den Staub abgewaschen hatte, gingen die meisten für einen Kaffee noch ins nahe Dorf. Die Halbstarken rasten dort mir ihren Rollern und Mopeds umher und veranstalteten ein großes Spektakel. Wieder zurück in der Pension war es bald darauf Zeit für das Abendessen, das heute recht ordentlich ausfiel. Bei mildem Wetter aßen wir im Freien, während drinnen auf einem großen Fernseher, eine Diashow mit korsischen Bildern ablief. Schon um 20:30 Uhr löste sich die Runde auf, als nach und nach alle in ihren Betten verschwanden. Außer mir blieb nur Timo zurück, er wartete auf einen Anruf, seine Tochter hatte heute Geburtstag.
5. Tag
Um 7:15 Uhr gingen wir heute schon los, es waren viele Höhenmeter zu überwinden. Beginnend bei 730 Meter gingen wir zuerst ein Stück vom Weg des Vortags zurück, bevor wir nach Norden abbogen. Mal gemächlich und mal steil liefen wir den Großteil des Vormittags durch Wald und überquerten dabei auch einige Bäche. Auch mussten wir einer Rotte Schweine ausweichen, die neben dem Weg gefüttert wurden. Ich hielt mich meistens wieder hinten auf, mir fehlte eben eine ordentliche Grundlage im Magen. Dafür hätte ich aber die verschiedenen Pausen nicht gebraucht, einmal im Trott laufe ich lieber einige Stunden durch. Gegen 12:30 erreichten wir den Rapari-Pass auf 1500 Metern und waren damit wieder auf dem GR20, der meistens hoch oben verläuft und selten auf eine Straße trifft. Die nächsten Tage würden wir ihn auch nicht mehr verlassen, wenn ich meiner Recherche der Route im Internet trauen konnte. Vom Pass aus ging es weiter hinauf und die Vegetation wurde immer spärlicher, auch wurde der Weg immer steiniger. Heute begegneten uns viel Wanderer, darunter auch Gruppen, eine aus Frankreich überholten wir unterwegs. Deren Voraussage für den restlichen Weg bis zum Gipfel des Punta della Cappella war sehr pessimistisch, statt 45 Minuten benötigten wir nur gut 20. Allerdings wiesen die Markierungen nicht ganz bis nach oben, die letzten 50 Meter musste über große Felsblöcke geklettert werden. Barbara und ich gingen gleich hoch, einige der anderen folgten erst nach dem Mittagessen. Auf 2041 Metern stand das Kreuz, auf einem Felsen verankert. Nach der langen Pause ging es jetzt meistens abwärts, 800 Höhenmeter waren wieder zu überwinden. Anfangs mussten wir noch einige Male die Hände zu Hilfe nehmen, doch dann wurde es besser. Noch fast ganz oben hatte ein deutscher Wanderer seine Schuhe ausgezogen, seine blanken Füße sahen böse aus. Nach eigenen Angaben war er mit nicht eingelaufenen Wanderschuhen losgezogen und das war jetzt das Ergebnis. Auch bei uns gab es im Laufe der zwei Wochen einige Blasen, ich blieb zum Glück verschont, als Einziger hatte ich aber auch zwei Paar Gebirgsschuhe dabei. An dem Refuge de Prati kamen wir heute noch vorbei, eine sehr einfache Berghütte, wo meistens gezeltet wird. Immerhin konnte ich Wasser nachfüllen, es war mir erstmals ausgegangen. Kurze Zeit später führte der Weg in Serpentinen steil hinab und obwohl es schon Abend wurde kamen uns immer noch Wanderer entgegen. Um 16:50 Uhr waren wir endlich am Col de Verde. Hier belegten wir eine Hütte für acht Personen, unser Paar und Timo kamen woanders unter. Viele Trekker mussten sich die vier Duschen und zwei Klos teilen, es musste angestanden werden. Dafür war das Wasser warm, wenn man nicht gerade die größte Entfernung zum Boiler hatte und die Näheren auch gerade duschten. Das Essen heute war etwas anders als die letzten Tage, es gab Koteletten und Pommes Frites. Satt wurde ich schon wieder nicht, Fleisch und Pommes waren abgezählt. Heute blieb ein Teil von uns länger am Tisch sitzen, morgen würden wir später aufstehen und weniger laufen.
6. Tag
Wir hatten schon den Großteil des Weges für heute zurückgelegt und die Stelle bot zur Pause an. Ein Bach floss vorbei und es würde jetzt sehr viel steiler werden. Beim Aufbruch eine Stunde später musste ich geweckt werden, mein Ruheplatz war einfach zu angenehm gewesen. Es ging jetzt noch einmal 250 Meter hinauf, doch mit dem Nudelsalat aus der Tupperdose im Magen war das kein Problem. Wir gelangten bald schon zur Bergeries „e Capanelle“, wo wir für heute blieben. Da es noch früh am Tag war, bot Timo an, mit ihm zum See „Lac de Bastani“ aufzusteigen, doch nur Andrea, Lumir und ich nutzten das Angebot. Die anderen wollten der Ruhe pflegen. Um 14:40 Uhr gingen wir los und hetzten in einer Stunde 500 Meter den Berg hinauf, dabei kam ich ganz schön ins Schnaufen. Ein Bad im Bergsee war geplant, doch zuerst schwitzten wir noch vom Aufstieg und eine Wolke über uns kühlte die Luft ab, so dass sich erst niemand ins Wasser traute. Als ich dann einige Zeit später vorsichtig in das eiskalte Wasser stieg, folgten auch Andrea und Timo, Lumir blieb draußen. Ein Segelflugzeug flog dann noch dicht über den See, der Pilot bemerkte unser Winken und antwortete mit einem Wackeln der Flügel. Er drehte noch einige Runden, während wir uns wieder anzogen. Der Abstieg zur Hütte verlief zuerst recht flott, doch dann entdeckte Timo in einiger Entfernung zwei Punkte, die seiner Meinung nach zwei Esel waren. Andrea zuliebe machten wir einen Umweg und stellten fest: Er hatte recht. Die Tiere ließen sich zwar fotografieren, aber nicht sehr gerne anfassen, größere Experimente unterließen wir. Es war schließlich kurz vor 18 Uhr, als wir unser Nachtlager wieder erreichten, wo es auch warme Duschen und mehrere Toiletten gab. Das Essen war heute sehr reichlich, alleine schon die drei Teller Suppe machten mich satt. Natürlich kam ich am Tisch wieder nicht zum Schreiben, so dass ich um 22:30 Uhr wieder der letzte war, der noch hier saß. Um diese Zeit wurde ich auch rausgeschmissen, zum Glück hatte ich da meinen Bericht gerade beendet.
7. Tag
Einmal mussten wir den Weg kurz darauf eine Zeitlang suchen, Waldarbeiter hatten die Landschaft verändert und dabei waren ihnen wohl auch einige Markierungen zum Opfer gefallen. Trotzdem erreichten wir schon gegen 13:30 Uhr den Pass und aßen den mitgebrachten Salat auf dem Rasen vor der Herberge. Erst danach wurden die Zimmer bezogen. Die Kartoffeln in der Tupperdose schmeckten mir überhaupt nicht, ich schüttete das meiste weg. Leider gab es hier oben nichts zu kaufen, wie Heide, Andrea und ich auf einem kurzen Spaziergang feststellten. Einige Lebensmittel wären uns lieber gewesen als die feilgebotenen kitschigen Souvenirs. Dafür hatten wir aber noch viel Zeit bis zum Abend und so gingen alle um 15 Uhr gemeinsam noch einmal los, um die nahegelegenen Cascades des Anglais oder Wasserfälle der Engländer zu besuchen. Sie lagen am GR20, der nach dem Abstecher hinab ins Dorf, hier am Bachbett entlang führte. Viel Wasser floss heute nicht, doch an manchen Stellen sammelte es sich in kleinen Becken, die zum Baden einluden solange die Sonne noch schien. Vor dem Vergnügen kam jedoch die Arbeit, ein Geocache musste noch gesucht werden, wobei mir Tanja und Lumir halfen. Für sie war es erst der Zweite. Als Timo uns dann später zusammenrief, um noch etwas aus Korsikas Geschichte zu erzählen, verschwand leider schon die Sonne hinter den Bergen und es kühlte schnell ab. Ich bekam plötzlich einen Niesanfall und meine Augen tränten heftig, später tippte ich auf einen Apfel als Ursache, den hatte ich kurz zuvor gegessen, ohne ihn zu schälen. Deshalb blieb ich auch nicht länger am Bach, sondern beeilte mich, zurück in die Pension zu kommen. Bis um 19:30 Uhr war noch genügend Zeit zum Duschen und zum Schreiben, so dass ich beim Abendessen schon fast fertig mit meiner Arbeit war. Das Abendessen war gut, nur leider etwas dürftig, kurz nach 20 Uhr wurde der Tisch bereits abgeräumt. Auf der anderen Straßenseite stand noch ein altes Hotel, dass sechs von uns später noch besuchten, um stilvoll etwas zu trinken. Dort wurde in kolonialem Ambiente dann noch bis 23 Uhr Rotwein und Radler geschlürft.
8. Tag
Unser Gepäck wurde in einem Schuppen eingelagert, danach stiefelten wir los. Wir wollten eine große Runde durch den Talkessel machen. In einer Stunde stiegen wir auf zum Lac de Melo und benutzten dabei die alpine Route, ein paar Leitern mussten überstiegen werden. Am See selbst blieben wir nur kurz, es ging gleich weiter zum Lac de Capitello, den Timo vor einem eventuellen Regen erreichen wollte. Doch heute irrte sich der Wetterbericht, es blieb den ganzen Tag über trocken, obwohl öfter eine dicke Wolke über uns schwebte. Nach einer kurzen Pause an dem zweiten See nahmen wir jetzt den steilen Anstieg zum Grat in Angriff, wo wir schnaufend mal wieder auf den GR20 trafen. Er umrundet den Talkessel halb in dieser Höhe, führt aber nicht zu den Seen hinab. Wir folgten ihm wieder ein Stück, diesmal allerdings in der bevorzugten Richtung Süden. Viele andere Wanderer waren noch unterwegs. Kurz bevor der Wanderweg den Grat dann wieder verließ und weiter in Richtung Vizzavona hinabführte, hielten wir an, um unsere ausgedehnte Mittagspause einzulegen. Mir war die Aussicht am Lagerplatz zu schlecht und ich kletterte ein Stück einen Hügel hinauf, bis ich ein schönes Plätzchen mit Sicht in den Talkessel fand. Zwei Flugzeuge mit Touristen flogen unter mir vorbei, während ich dort oben saß. Als wir weitergingen, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Grat nach Süden für ein Foto und einen Blick, dann war es Zeit, wieder in den Kessel hinabzusteigen. Der Weg war diesmal nur wenig markiert, ein paar Steinmännchen waren der einzige Anhaltspunkt. Hier war Wegfindigkeit gefragt und der Pfad war oft sehr steil. Ein Stück über dem Talgrund mussten wir noch eine Pause einlegen, ein paar der Wanderer waren ziemlich geschafft. Kurz vor unserem Kiosk kamen wir dann noch an einer sehr rustikalen Hütte vorbei, die eher nach Stall aussah. Der Besitzer verkaufte korsisches Cola, das er im Haus in einer Quelle kühlte. Zum Transport hatte er nebenan einen Esel stehen, dem er während unseres Aufenthaltes einen Packsattel auflud. Wir gingen jetzt wieder zurück zum Kiosk, dessen Besitzer bereits sechs Zelte ein Stück tiefer zwischen den Felsen aufgestellt hatte. Die kalte Dusche war genau so gewöhnungsbedürftig wie die dunkle Toilette, in der die herab gefallenen Fliesen sauber auf dem Boden aufgestellt waren. Immerhin war das Essen gut, ich wurde satt. Später verschwand der Wirt noch einmal im Tal und ließ uns alleine, er wollte bei Verwandten Fußball schauen. Als es kühl wurde, schlossen wir die Türen, doch nach ein paar Minuten musste ich ins Freie flüchten, wieder konnte ich mit dem Niesen nicht mehr aufhören. Dabei aß ich seit dem ersten Vorfall meine Äpfel nur noch geschält und ich weiß bis jetzt nicht, auf was ich in der Hütte allergisch reagierte. Heide und Andrea können es nicht gewesen sein, mit denen hatte ich ja vorher schon öfter das Zimmer geteilt. Auch meinen Bericht schrieb ich heute draußen, die Stirnlampe tat wie immer gute Dienste. Zum Glück war es eine sternenklare Nacht und die Temperatur sank nicht so stark wie befürchtet. Das wir heute Bergfest feierten, konnte ich nur durchs Fenster verfolgen.
9. Tag
Um 12 Uhr kamen wir zu einer Brücke, laut Reiseführer eine Hängebrücke, war sie inzwischen leider durch ein festes Modell ersetzt worden. Hier blieben wir anderthalb Stunden zum Essen und zum Baden, obwohl sich wie immer nur wenige ins Wasser trauten. Es war doch ziemlich kalt. Im Salat waren heute Tomaten, Paprika, Melonen und Äpfel enthalten, eine sehr interessante Mischung. Um 13:30 gingen wir weiter aufwärts, jetzt meistens durch Wald und die Gruppe zog sich bald auseinander. Der Verkehr auf dem Weg wurde geringer, die ganzen Tagesausflügler waren inzwischen umgekehrt. Irgendwann begann es in der Ferne dann zu donnern, so dass Timo umkehrte und nach seiner Nachhut schaute. Heide, Andrea und ich vertrieben uns hinten die Zeit mit dem Singen von Volksliedern. Kurz nach 16 Uhr gelangten wir an die Hütte mit dem Namen Sega, ein hässlicher Betonklotz mitten im Wald. Wir wurden auf zwei Zimmer verteilt und danach dauerte es etwas, bis alle in der einen warmen Dusche gewesen waren, die uns zur Verfügung stand. Danach schrieb ich heute schon mal etwas vor, ich wollte nicht immer der letzte am Tisch sein. Wir aßen erst nach 19 Uhr und heute wurde wieder ordentlich geschlemmt. Auf eine Gemüsesuppe folgten Nudeln mit Tomatensoße, dann wieder Linsensuppe und danach noch Apfelmus. Alle waren heute recht müde, so dass es schon um 21 Uhr vorbei war mit der Gemütlichkeit und die ganze Gruppe in der Falle lag.
10. Tag
Während ich mir den flachen Korral anschaute, dessen niedriger Eingang zum überdachten Teil mit losen Steinen verschlossen war, begann es über uns zu donnern und der Gipfel des Punta Artica hüllte sich in dicke Wolken. Wir mussten aber weiter gehen, eine große Strecke lag noch vor uns und lange Zeit unterstellen war nicht drin. Während sich über uns das Gewitter ausregnete, näherten wir uns langsam wieder unserem gebuchten Wanderweg, der getrennt durch ein flaches Tal auf der anderen Hangseite verlief. Kurz vor dem Lac de Nino lag rechts die Bergeries de Inzecche, in die wir uns vor dem Regen flüchten durften, der einsame Ranger hatte nichts dagegen und kochte sogar Kaffee. Heute hatten wir prima Nudelsalat mit Wursteinlage eingepackt bekommen, den konnten wir im Trockenen essen. Das wir seinen Fußboden versauten, schien dem Schäfer auch nichts auszumachen. Als es dann kurz aufklarte, brachen wir wieder auf, leider hörte der Regen erst viel später auf. Wir stiegen noch auf fast 1900 Meter Höhe am Capu au Tozzu, bevor es dann über viele Steine hinab zum Pass San Pedro ging. Einmal konnten wir in der Ferne sogar unser heutiges Ziel sehen, doch der Nebel hüllte uns schon kurze Zeit später wieder ein. Nachdem wir vom Pass abgestiegen waren, blieb der Weg fast die ganze Strecke bis zum Castello die Vergio eben, weswegen jeder wieder nach seinen Möglichkeiten laufen durfte und die Gruppe sich auseinanderzog. Um 16 Uhr hatten wir den Schlussanstieg hinter uns und breiteten als erstes die nassen Klamotten in unseren Zimmern aus. Nach einer heißen Dusche mit Zugkette räumte ich auf und traf die Vorbereitungen für die nächsten zwei Tage. Um 19 Uhr gab es Abendessen im Hotel nebenan, zum Glück war ich von den Nudeln noch satt, die Speisefolge sagte mir heute nicht zu. Außerdem gab es Fisch! Es war nach 22 Uhr, als ich für heute fertig wurde, da waren die anderen schon lange fort. Nur ein fast zahmer Fuchs begleitete mich ein Stück, er beschäftigte sich später noch ausgiebig mit den Wanderschuhen von Andrea und Timo.
11. Tag
600 Höhenmeter mussten jetzt wieder überwunden werden. Bei einer Pause an einer Gumpe, einem kleinen Teich im Bach, sprangen heute nur Timo und Wolf ins Wasser, ich war dazu zu stark angeschlagen. Lieber blieb ich nicht so lange sitzen, sondern ging langsam weiter. Hinten im Tal ging es dann steil nach links aufwärts bis zum Grat, oben lief der Weg im Bogen weiter bis zur Refuge de Ciottulu di I Mori, dort wollten wir Mittag machen. Ich gönnte mir zwei korsische Colas und aß meinen Salat, die Kartoffeln ließ ich aber wieder drin in der Dose. Nach nur 45 Minuten gingen wir heute wieder weiter und kamen noch gut 40 Meter höher, bevor es über einen Pass nach Westen wieder abwärts ging. 2044 Meter zeigte mein GPS an. Der Weg wurde jetzt sehr steil und steinig, doch mir ging es wieder gut und ab jetzt war ich vorne dabei. Der schwere Rucksack von Heide ließ sie einmal das Gleichgewicht verlieren und sie fiel in die Hecken. Zum Glück landete sie auf ihm und tat sich nichts. Die vorher gewonnenen 600 Höhenmeter mussten wir jetzt wieder hinunter, unten im Tal lud dann ein netter Bach zur Pause ein. Lange hielt ich es dort aber nicht aus, unser Ziel war nur noch zwei Kilometer entfernt und die Steigungen hielten sich in Grenzen. Um 14:40 Uhr erreichten die ersten die Auberge u Vallone, früh genug um die Zelte für heute Nacht aufzustellen und die rustikale Dusche zu benutzen. Wenigstens war das Wasser heiß. Leider fing es gegen Abend heftig an zu nieseln, so dass wir uns nach einiger Zeit in die Hütte flüchten mussten. Um 19 Uhr saßen wir in der Hütte beim Abendessen, während es draußen immer stärker regnete. Inzwischen machten wir uns ziemlich Sorgen um die Dichtigkeit der Zelte und ob wir die geplante Tour am nächsten Tag würden machen können. Sie war nämlich das Highlight des ganzen GR20. Immerhin hatten wir unsere Rucksäcke in der Hütte deponieren dürfen, sie blieben also trocken.
12. Tag
Die nächsten 2,5 Stunden benötigten wir jetzt für die jeweils 200 Höhenmeter, die wir uns im Kessel hinunterarbeiten mussten, um sie dann auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. Das dauerte so lange, weil es einige versicherte Stellen gab, die wir einzeln zu queren hatten, bei Gegenverkehr gewartet werden musste und es unterwegs zu regnen anfing, was diesen Weg sehr gefährlich macht. Zu allem Überfluss stürzte Heide gleich am Anfang des Abstiegs, machte fast einen Überschlag und trug eine hübsche Beule am Kopf davon. Im ersten Schreck dachte ich, jetzt sei es Zeit für einen Rettungshubschrauber, zum Glück konnte sie aber weitergehen. Ein wunderschönes Veilchen erinnerte für den Rest der Tour an diesen Unfall. Für mich waren einige Stellen fast zu schwer, sich an einem glatten und nassen Felsen nach hinten in die Kette zu lehnen, ist sicher nicht mein Ding. Trotzdem war ich immer bei den Ersten, solche Stellen habe ich lieber hinter als vor mir. Der Regen begann zum Glück erst, als wir uns wieder an den Aufstieg machten und die schwierigsten Passagen hatten wir da bereits hinter uns. Trotzdem war auch der Aufstieg kein Zuckerschlecken, die Route war teilweise sehr steil und eng und immer noch kamen uns andere Gruppen entgegen, teilweise mit schwerem Gepäck. Ich war froh, als wir alle den Ausgang des Kessels erreicht hatten. In Regenklamotten ging es jetzt wieder 800 Meter hinab, zum Glück war die Nordseite wesentlich angenehmer zu laufen als die Südseite, wo wir hergekommen waren. Unsere Gruppe zog sich jetzt wieder weit auseinander, ich selbst war beim Abstieg gemeinsam mit Susanne unterwegs. Gegen 13:45 Uhr kamen wir in Haut Asco an, das aus einem Hotel und ein paar Häusern bestand. Leider blieb das Wetter weiterhin schlecht, doch der Regen ließ etwas nach. Die Zimmer die wir beziehen sollten, waren eine Zumutung, sechs Betten in einem winzigen Raum ohne Fenster und auch ohne Tür, im Flur davor war jeder Fleck mit nassen Klamotten belegt. Ich ging zu Timo, der auf Nachzügler wartete, um mit ihm über die Unterbringung zu reden. Bald kam auch Andrea dazu. Als nächstes kam dann eine Kuh auf uns zu gerannt und wollte uns wohl auf die Hörner nehmen. Wir suchten unser Heil in der Flucht. Auf dem Parkplatz blieb das Tier dann stehen, offensichtlich zufrieden mit seiner Aktion. Bezüglich der Zimmer ergab es sich dann, daß sieben von zehn Gästen aus unserer Gruppe einen Aufpreis von 40 Euro bezahlten, um die folgenden zwei Nächte nicht in diesem Kellerloch verbringen zu müssen. Wir bekamen stattdessen zwei Zimmer im Hotel. Nur Barbara, Susanne, Andrea und Timo blieben unten. Ich ging später noch spazieren und sah dabei zwei Mufflons und eine schöne Badestelle in einem Wildbach, blieb wegen des Wetters aber nicht lange fort. Abendessen war um 19:30 Uhr, Manuela und Lumir verschwanden bald darauf, ihnen ging es nicht gut. Ein paar von uns hatten heute Sitzfleisch bis 22:30 Uhr, danach hatte ich Ruhe zum Schreiben.
13. Tag
Hier war für Manuela und Wolf die Tour zu Ende, sie gingen nicht weiter mit. Susanne und Barbara blieben noch kurz dabei, doch als dann gleich darauf einige Kletterstellen zu überwinden waren, kehrten auch sie um. Diese etwas schwierigeren Passagen hörten aber schon bald wieder auf und dann ging es nur noch mehr oder weniger steil aufwärts. Trotz meines langsamen Schrittes hatte ich die anderen vier bald hinter mir gelassen. durch Zurufen verständigten wir uns darauf, uns zur Mittagspause oben am Sattel wieder zu treffen. Ich selbst ging ohne Pause stetig weiter und erreichte um 11:20 eine markante Biegung des Weges kurz unter der Bocca Borba. Meinen Rucksack ließ ich hier zurück und stieg über Schotter hoch bis zu diesem Bergsattel, um dort ein paar Fotos zu schießen. Als ich gerade beim Abstieg war, erreichten die anderen die Stelle, wo ich meinen Rucksack deponiert hatte, wir machten hier jetzt eine Stunde Pause. Ich wäre gerne weitergegangen und hätte den Berg bestiegen, doch dazu war es vielleicht schon etwas spät. Hätte ich gewusst, daß das Wetter auch den Rest des Tages schön bleiben würde, hätte ich den Aufstieg vielleicht gewagt. So ärgerte ich mich, dass wir nicht früher aufgebrochen waren. Stattdessen stiegen wir jetzt ganz gemütlich gemeinsam ab und waren nach fast zwei Stunden wieder an der Brücke. Nach ein paar Fotos dort brachen wir wieder auf, um zurück zum Chalet zu gehen. Unterwegs bogen Andrea, Timo und ich aber ab, um im Bach noch eine schöne Stelle zum Baden zu suchen. Leider fand ich den schönen Platz vom Vorabend nicht wieder, ich hatte vergessen ihn in meinem GPS zu markieren. Wir nahmen deshalb mit einer anderen Stelle vorlieb. Als die Sonne unterging, war ich der Erste, der den Platz verließ und sich auf den Rückweg machte. Bis zum Abendessen war noch viel Zeit, die ich mit einem Apfel und einem Schokoriegel überbrückte. Wie aßen wieder um 19:30 Uhr, diesmal allerdings in einem anderen Raum. Den Fisch, den es heute gab, rührte ich nicht an. Nach dem Essen waren noch die Extrakosten für die Zimmer zu bezahlen, wie gesagt 40 Euro pro Person. Ausnahmsweise war ich heute nach dem Schreiben nicht der Letzte am Tisch, Manuela und Wolf waren noch mit Teetrinken beschäftigt.
14. Tag
In zwei Stunden fuhren wir weiter ans Meer, wobei ich unterwegs sanft entschlummerte. Wir hatten ein Hotel direkt an der Küste und aßen noch vor der Aufteilung auf die Zimmer den mitgebrachten Salat im Speisesaal. Ich mochte ihn heute aber überhaupt nicht. Trotz Hunger ging ich dann später gleich noch zum Monolith de Corbara auf Schatzsuche und wurde dort auch gleich fündig, obwohl zum Besuch der riesigen Säule ein wackliger Zaun überstiegen werden musste. Zurück im Dorf wäre ich gerne eine Pizza essen gegangen, doch die gab es im Restaurant erst ab 19 Uhr, also begnügte ich mich mit einem kalten Stück aus dem örtlichen Sparmarkt. Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas im Bett liegen bleiben, doch als mein heutiger Zimmernachbar Wolf baden ging, raffte ich mich auch noch einmal auf. Wenigstens einmal wollte ich auf dieser Reise auch im Mittelmeer geschwommen sein. Allerdings hoffte ich, im Gegensatz zu Wolf, möglichst ohne Verbrennung durch eine Qualle dieses Abenteuer zu überstehen. Manuela war auch im Wasser, doch als sie von etwas gestreift wurde, dauerte es nur Sekunden, bis sie wieder draußen war. Tja, außer Menschen soll es noch andere Lebewesen im Meer geben. Wir aßen im Hotel, wo ich doch tatsächlich die Stirn besaß, keinen Fisch zu wollen. Der Ersatz in Form von Wildschweinbraten war dann auch leider ziemlich trocken. Eigentlich wollten wir unseren Abschluss der Reise am Strand begehen, doch ein plötzliches Gewitter verhinderte dies. Ich blieb zuerst bei einem Teil der Gruppe an der Bar, dann beim anderen Teil in Timos Zimmer. Kurz vor 12 Uhr haute ich mich aber in die Falle, endlich konnte ich mal wieder ohne Schlafsack schlafen.
15. Tag
Als wir am Flughafen ankamen war keine Zeit zum Trödeln, wir mussten uns sofort anstellen, die Schlange am Schalter war schon ziemlich lang. Gleich darauf gewitterte es wieder, was dem Stromnetz nicht gut tat, es fiel samt den Laufbändern für die Koffer mehrfach aus. Deshalb war auch die Boarding-Zeit schon lange überschritten, als ich als Allerletzter für diesen Flug zum Einschecken an die Reihe kam. Ich ging direkt weiter zur Passkontrolle, warf mein noch volles Colomba-Bier in den Müll und durfte heute sogar die Schuhe anlassen. Ich stieg auch als Letzter in die Hapag-Lloyd-Maschine, die aber noch nicht abfliegen konnte, daß Gepäck musste von Hand eingeladen werden. Der Flug verlief ruhig und kurz vor 17 Uhr landeten wir in Köln. Meine Tasche war eine der ersten auf dem Band, weshalb ich meinen frühesten Zug noch erreichen konnte. Deshalb verabschiedete ich mich schnell von meinen Reisebegleitern die ich sehen konnte und ging flotten Schrittes zum Bahnhof. dort sah ich noch kurz Andrea und Timo, die aber in die andere Richtung fuhren. Im ICE zum Frankfurter Flughafen gab es dann eine Durchsage, wir würden wegen polizeilicher Maßnahmen zum Regionalbahnhof am Flughafen umgeleitet werden, im Fernbahnhof gab es einen Bombenalarm. Kaum angekommen fragte ich an der Auskunft nach meinem Zug, hinter dem Schalter hatte man aber auch keine Ahnung, also wartete ich im S-Bahnhof. Ich half noch zwei Japanern zum Hauptbahnhof zu kommen und musste dann doch noch zum Fernbahnhof wechseln. Dort war inzwischen etwas gesprengt worden, die Trümmer wurden gerade fortgekehrt. Mit einigen Minuten Verspätung lief mein Zug ein, der mich in 20 Minuten zurück nach Limburg Süd brachte, wo meine Eltern schon warteten.
|