Reise mit Future Line Travel
Eine Reise nach Thailand

1.Tag
So, jetzt sitze ich hier im Flugzeug und warte,
daß die Zeit vergeht. Auf der bordinternen Videowand flimmert irgendein
Mist und draußen ist es stockfinster. Wir sind irgendwo unterwegs zwischen
18 Uhr und Mitternacht, je nachdem, welche Zeitzone wir gerade überfliegen.
Es war ein langer Tag, erst 5 Stunden mit der Bahn, dabei zweimal umsteigen
und dann in Amsterdam zum Anschluß rennen, weil unser EC wegen Stromschwankungen
in den Niederlanden eine halbe Stunde Verspätung hatte. Trotzdem war
ich schon gegen kurz vor 11 am Flughafen, so früh, daß noch nicht mal
die Schalter der Thai-Air an ihren Plätzen eingerichtet waren. Später
trafen dann auch die beiden aus Hannover ein, sie erkannten mich nicht,
weil ich den Hut heruntergezogen hatte und hielten mich für einen Penner.
Anhand der DJH-Schilder konnte man weitere Mitreisenden erkennen und
schon bald saßen wir mit Andre, als vierten im Bunde in der Cafeteria
zusammen. Nach dem Kaffee scheckten wir dann ein und pünktlich um 14.30
Uhr hob die 747 vom Flughafen Chiphol ab. Vorher hatten wir mit Marion
aus Konstanz, Britta aus Berlin, Petra und Andrew aus Gießen und Bernhard
aus Amsterdam fünf weitere Mitreisenden kennengelernt. Andre sitzt jetzt
neben mir, ich konnte glücklicherweise einen Fensterplatz ergattern,
auch wenn mir der nicht viel nützt, denn wir werden die meiste Zeit
in der Nacht unterwegs sein. Auf seiner anderen Seite hat Andre eine
Nervensäge sitzen, der wie auch andere hier im Nichtraucherbereich qualmt,
was das Zeug hält. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie traue ich dem
Kerl, dessen Nationalität nicht so klar ersichtlich ist, nicht über
den Weg. Er bezeichnet sich selbst als Belgier, sieht aber mehr wie
ein Chinese aus. Es gab inzwischen Essen, sogar ganz nobel mit Speisekarte,
auch wenn es von Aussehen und Geschmack dem Standard entsprach. Auch
geht das Bordpersonal dauernd herum und verteilt Getränke, etwas daß
ich auf anderen Flügen bisher vermißt habe. Der Flug dauert und dauert,
wir sind jetzt schon seit mehr als sieben Stunden unterwegs. Auch die
anderen Passagiere werden langsam unruhig. Draußen ist es immer noch
stockfinster, aber bald müßte die Sonne aufgehen.
2.Tag
Endlich sind wir da, nach elf Stunden Nonstopflug.
Die Landung ging glatt, zwar nicht so gut wie mit einem russischen Piloten,
aber immerhin. Auch das Auschecken bereitete keine größeren Schwierigkeiten.
Nur daß unser Sitznachbar plötzlich mit meiner anstatt mit seiner Lederjacke
von dannen ziehen wollte, gibt mir zu denken. Gut, daß ich auf den Kerl
ein wenig aufgepaßt habe, so konnte ich ihn wieder aus meinem Eigentum
herauspellen und es an mich nehmen. Unser Reiseleiter hier in Bangkok,
eine junger Kerl, holte uns am Flughafen ab, er mußte aber warten, bis
einige, darunter auch ich, sich etwas von der einheimischen Währung,
dem Baht, beschafft hatten. Dann stopfte er uns und unser Gepäck in
einen Bus, mit dem wir dann zum Hotel Royal im Bereich der Altstadt
fuhren. So lernten wir auch gleich den chaotischen Verkehr hier kennen,
wo der Recht hat, der die meisten PS und die größte Masse mit seinem
Fahrzeug hat. Etwa gegen 10 Uhr erreichten wir das Hotel, unterwegs
gab es schon die ersten Diskussionen mit unserem Führer, den wir "Paul"
nennen sollen. Er wollte nämlich unbedingt, den für den nächsten Tag
vorgesehenen Programmpunkt des Grand Palace auf den heutigen Tag verschieben,
an dem eigentlich nichts mehr vorgesehen war. Wir stimmten dann der
Verschiebung zu, aber vorher wurden erst noch die Zimmer bezogen und
eine Ruhepause bis zwei Uhr mittags eingelegt. Inzwischen hatte ich
auch den letzten fehlenden Mitreisenden, Albrecht, kennengelernt. Mit
ihm und Andre teile ich mir ein Zimmer, er ist mit seinen 35 Jahren
der älteste in der Gruppe. Um 2 Uhr fuhren wir dann mit dem Bus zum
Grand Palace, eine Strecke, für die wir dank der vielen Einbahnstraßen
und des starken Verkehrs eine halbe Stunde brauchten. Zu Fuß wären wir
schneller gewesen, denn die Gebäude liegen auf der anderen Seite des
Parks, an dem unser Hotel auch liegt. Der Glanz des dortigen Tempels
Wat Phra Kaeo erschlug einen förmlich, die einzelnen Bezirke waren mit
Glas und Gold belegt und blitzten in der hellen Nachmittagssonne. "Paul"
wollte uns hindurchjagen, doch ließen wir uns das nicht gefallen und
sahen uns alles in aller Ruhe an. Berühmt ist der im Bood ausgestellte
Jadebuddha, der aus einem großen Block geschnitzt wurde und dessen Kleider
der König höchstpersönlich dreimal im Jahr, jeweils zur neuen Jahreszeit
wechselt. Nur konnte man die kleine Figur auf dem riesigen Sockel kaum
sehen und auch das Fotografieren ist nur von außerhalb erlaubt. Auch
das große Modell von Angkor Wat in einer Ecke des Tempelbezirks war
sehenswert. Später sahen wir uns dann noch die weltlichen Gebäude des
großen Geländes an, jedoch leider nur von außen. Hier konnte man die
Kopierfreudigkeit der Thailänder bemerken, denn ein von König Chulalongkorn
(Rama V) errichtetes Rennaissancegebäude trug ein typisch thailändisches
3-Stufen-Dach. Nachdem wir den Palastbezirk, viel zu schnell wie ich
meine, verlassen hatten, besuchten wir dann noch eine Goldschmiede,
wo ich wieder einmal viel Geld ausgab. Auch in Thailand ist 18 karätiges
Gold sehr beliebt und ich kaufte zwei Ketten, eine für mich und eine
für Tante Erika, die mir gesagt hatte, ich solle etwas aus Gold mitbringen.
Extra für solche Gelegenheiten hatte ich die Eurocard mitgenommen. Für
Eva hätte ich gerne einen Ring mitgenommen, aber ich wußte ihre Größe
nicht. Deshalb sagte ich meiner Mutter, als ich dann abends vom Hotel
aus daheim anrief (hier war es 19, daheim 13 Uhr) sie solle das doch
bitte feststellen. Die 3 Minuten kosteten mich 330 Baht, das sind etwas
über 20 Mark, also noch ein relativ günstiger Preis. Etwas später waren
wir dann wieder unterwegs, diesmal zu einem Thaiessen mit Tanzprogramm,
was uns 300 Baht pro Person kostete, was mir im Nachhinein als zu teuer
vorkommt, denn wir aßen später für durchschnittlich 60 bis 80 Baht.
Seltsam war auch, daß "Paul" uns ablieferte, sich verabschiedete und
uns dann nach zwei Stunden vom Fahrer wieder abholen lies. Er selbst
ging nicht mit. Das Programm war ganz hübsch, aber nicht überragend,
genau wie das Essen. Schon um 21 Uhr fuhren wir wieder zum Hotel, waren
aber durch den Verkehr zu Umwegen gezwungen. Albrecht und ich gingen
dann noch mal fort, um einige Nachtbilder zu schießen, waren aber schon
gegen 22 Uhr wieder im Hotel.
3.Tag
Da unser Reiseführer für Bangkok, dieser faule
Sack, das Programm für heute schon gestern gemacht hatte, konnte er
heute einen faulen Lenz einschieben. Meine Zimmerkollegen und ich standen
aber trotzdem schon um 8 Uhr auf und gingen zum Frühstück. Dabei wurden
die Essensmarken benutzt, die uns zimmerweise verteilt worden waren.
Man konnte wählen zwischen kontinentalem und amerikanischem Frühstück,
wobei der Unterschied darin bestand, daß man als Amerikaner zusätzlich
noch Eier mit Wurst oder Speck bekam, im Gegensatz zu den anderen, die
sich mit Toast und Orangenmarmelade zufrieden geben mußten. Überhaupt
scheint Orangenmarmelade die einzige Sorte zu sein, die es in Thailand
gibt, wir bekamen sie nämlich jeden Tag in jedem Hotel und sogar während
des Trekkings. Nachdem wir einigermaßen gesättigt waren, brachen wir
auf, um uns den nächsten Tempel reinzuziehen, diesmal war der Wat Pho
an der Reihe. Etwas Besonderes war hier der Viharn Phra Buddha Non,
der fast zur Gänze mit einem 45 Meter langen und 15 Meter hohen liegenden
Buddha ausgefüllt ist. Bemerkenswert ist vor allem, daß seine Fußsohlen
mit heiligen Schriften ausgefüllt sind, wo doch sonst eigentlich die
Füße in Thailand als die schlechtesten und schmutzigsten Körperteile
gelten. Man darf sie nicht über andere Leute Köpfe erheben, oder beim
Sitzen mit ihnen auf jemanden zeigen. Nach diesem Tempel wollten wir
uns einen anderen, den Wat Arun ansehen. Der lag aber auf der anderen
Seite des Flusses Menam oder Chao Phraya, wie er hier heißt, der durch
Bangkok fließt und die nächste Brücke war ewig weit weg. Nun gibt es
aber Fähren, mit denen man für 1 Baht leicht übersetzen kann, aber erst
mal mußte eine gefunden werden. Es war nämlich nicht so leicht, ans
Flußufer zu kommen, jede Straße die wir benutzten entpuppte sich als
Sackgasse von sehr zweifelhaftem Aussehen und Geruch. Auch bemerkten
wir andere Touristen, wohl aus Japan, die wie wir auf der Suche waren.
Nach einigen Fehlversuchen waren wir wieder mal am Endpunkt einer Straße
und wollten gerade umkehren, als wir feststellten, daß der Bretterverschlag
vor uns einen Durchgang hatte. Wir gingen hinein und siehe da, hier
war eine Kasse vorhanden. 1 Baht pro Person wurde entrichtet, dann konnten
wir hindurch und standen auf der schwimmenden Anlegestelle. Immer 2
Fähren waren jeweils an den entgegengesetzten Punkten der Strecke. Sie
setzten in relativ kurzen Abständen über und so kamen wir schnell über
den Fluß. Zum Tempel war es dann nur ein kurzes Stück, es kostete noch
nicht mal Eintritt. Den zentralen Turm, der von vier kleineren eingefaßt
ist, kann man besteigen, allerdings ist die Treppe sehr steil und führt
außen hoch. Eine Stufe war etwa 30 - 40 Zentimeter hoch, also nichts
für ältere Leute. Dafür entschädigte dann oben die schöne Aussicht über
die Stadt. Auch der Rückweg wurde vorsichtig angegangen, den ein falscher
Tritt und man ist schneller unten als man denkt. Anschließend wollten
wir uns eines der schlanken und schnellen Flußtaxis mieten, um zu unserem
nächsten Ziel, dem Goldenen Buddha zu gelangen. Diese haben einen hochliegenden,
meist unverkleideten Motor und werden über einen langen Ausleger angetrieben
und auch gelenkt. Jedoch wollte der Besitzer 150 Baht für die kurze
Fahrt haben und er ging auch durch Feilschen nicht herunter. Das war
uns dann doch zu teuer. Glücklicherweise war in der Nähe eine Anlegestelle
für die Flußboote, einer Art Bus, die nach Fahrplan auf dem Fluß verkehren.
Dort kostete eine Fahrt nur 6 Baht pro Person, wenn wir auch damit nicht
so weit kamen wie gewollt. Allerdings muß man hier beim Ein- und Aussteigen
aufpassen und sich beeilen, denn die Boote legen immer nur kurz an und
es ist nicht leicht an Bord zu springen. Auch sind sie immer gerammelt
voll. In der Nähe des Hotel Oriental stiegen wir aus und gingen die
weitere Strecke zu Fuß. Mit Hilfe des Stadtplans waren wir bald da,
der Tempel war ein eher unauffälliger Bau in einer Seitenstraße. Nach
dem wir die Schuhe ausgezogen hatten, daß muß man in allen Tempeln tun,
deshalb sind Slipper angebracht, konnten wir den Wat Traimitr betreten
und den Buddha betrachten. Sehr beeindruckend war er nicht, er wirkt
halt nur, wenn man sich vor Augen hält, das er aus über 5 Tonnen fast
purem Gold besteht. Heute weiß keiner mehr, wo er herkommt, erst vor
30 Jahren wurde entdeckt, aus welchem Material er besteht, nachdem bei
einem Transportversuch der Kranarm abbrach und die Hülle aus Gips aufplatzte.
Danach liefen wir dann weiter zum Hauptbahnhof, dort gab es aber nichts
Interessantes. Wir waren auch inzwischen etwas müde, deshalb nahmen
wir uns ein Tuk Tuk zurück zum Hotel. Nach Feilschen bezahlte wir für
3 Personen 70 Baht, das sind umgerechnet etwa 4 Mark. Unterwegs konnte
man schon sehen, daß eine Parade vorbereitet wurde. Straßen wurden geschmückt
und eine Tribüne mit Loge aufgebaut. Wieder am Hotel angekommen, machte
ich mich auf den Weg, um so etwas wie einen Supermarkt aufzutreiben,
denn die Getränke von den vielen fliegenden Händlern waren mir auf die
Dauer zu teuer. Trotz Beschreibung von der Rezeption brauchte ich ewig,
bis ich einen gefunden hatte. Ich deckte mich mit Cola ein und lief
wieder zurück. Gegen 4 Uhr konnte man sich dann die Parade ansehen,
es sah etwa so aus wie ein kleiner Fastnachtsumzug in Deutschland. Der
Ehrengast saß in einer weißen Uniform in seiner Loge und verzog keine
Miene, den Adjutanten schräg hinter sich und mit einer Frau zu Füßen.
Später trafen wir uns dann mit einigen anderen der Gruppe und gingen
zusammen essen. Es schmeckte nicht schlecht, doch sollte man auf seinen
Magen Rücksicht nehmen und möglichst keine scharfen Sachen bestellen.
Danach liefen wir dann noch mal zu dem Platz vor unserem Hotel, wo die
Festwagen sich versammelt hatten, dort war aber nicht mehr viel los,
deshalb tranken wir lieber noch einen im Hotel. Übrigens kann man das
thailändische Singha-Bier oder das unter deutscher Lizenz gebraute Kloster-Bier
nur empfehlen, auch wenn der Preis relativ hoch ist. Kurz vor Mitternacht
war dann dieser Tag zu Ende.
4.Tag
Heute Morgen war schon um 5.30 Uhr Wecken durch
einen Anruf von der Rezeption. Das war deshalb notwendig, weil wir schon
um halb sieben mit dem Bus losfahren wollten, um noch rechtzeitig zum
schwimmenden Markt zu kommen. Leider fiel mein Frühstück durch ewiges
Warten auf die Eier etwas länger aus, so daß wir erst mit einigen Minuten
Verspätung losfuhren. Jedoch war die Strecke, die mit dem Bus zurückgelegt
wurde, kaum der Rede wert, schon nach einigen Minuten, was höchstens
einem Kilometer Luftlinie entsprach, stiegen wir wieder aus. Unter einer
Brücke warteten wir dann auf ein Flußtaxi, daß uns in die Klongs, das
sind die alten Kanäle der Stadt bringen sollte. Kaum eingestiegen fuhren
wir dann fast 40 Minuten relativ flott durch die Gegend, mitten durch
links und rechts auf Pfählen stehenden Häuser der Kanalbewohner. Scharfe
Trennungen gab es hier nicht, wohlhabende Bürger bauen hier neben den
Ärmsten der Armen. Der Markt selbst, den wir dann erreichten, war eigentlich
enttäuschend, kaum ein Dutzend Boote trieb, jeweils mit einer Frau besetzt,
in einem Seitenarm herum. Bei mir hatte ich den Verdacht, daß uns der
gute "Paul" schon wieder gehörig über den Tisch gezogen hatte, denn
die bekannten schwimmenden Märkte sind doch viel größer. Naja, einige
recht malerische Bilder konnte man trotz allem noch schießen. Bald fuhren
wir wieder zurück und schon um 9 Uhr war das Programm für diesen Tag
praktisch erledigt. "Paul" schlug noch eine Thaimassage für diesen Abend
vor, etwas das alle gerne mitmachen wollten, bis auf Katrin und Petra,
die hatten sich schon vorher von der Gruppe entfernt und wußten von
nichts. Eine Stunde sollte die ganze Prozedur dauern. Mit Bernhard aus
Holland und Andre lief ich dann zum Tempel mit der großen roten Schaukel,
dem Wat Suthat, wo früher junge Männer bei einer religiösen Zeremonie
25 Meter hoch schaukelten um dann mit den Zähnen nach einem Beutel Silber
zu schnappen. Dort war gerade eine Mädchenklasse dabei, sich im Schwertkampf
zu üben, während andere in den Wandelgängen des Tempels unterrichtet
wurden. Einige hörten auch einem Mönch im Bood zu. Weiter ging es dann
zum goldenen Hügel, den wir auch bestiegen um von oben die Aussicht
zu genießen. Den Heimweg nahmen wir durch das Chinatown von Bangkok,
in denen die Geschäfte einer Berufssparte meist in einer Straße liegen.
Man sollte dort auch nicht vergessen, sich auch die Hinterhöfe anzusehen,
denn dort spielt sich das eigentliche Leben ab. Später gingen wir dann
wieder in der Nähe des Hotels zum Essen, dann versuchte ich den Supermarkt
vom Vortag wiederzufinden, was sich etwas langwierig gestaltete. Danach
bereiteten wir uns geistig und körperlich schon mal auf die Massage
vor. Nachmittags um 16 Uhr wurden wir dann mit dem Kleinbus abgeholt,
da Petra, die Freundin von Andrew sich ebenfalls entschlossen hatte
nicht mitzufahren, waren wir dann im Endeffekt sieben Leute. Ein bißchen
seltsam kam man sich schon vor, wenn man unten die Masseusen sitzen
sah, trotz der Diplome an den Wänden, vielleicht blieb es für einige
Kunden doch nicht nur bei der Massage. Ich kam mit drei anderen in einen
Raum mit vier Liegen, wir mußten uns bis auf die Unterhose ausziehen,
dann bekamen wir eine dünne Stoffhose Marke Festzelt, die man sich mittels
Knoten anpassen mußte und ein Handtuch. Zuerst wurden einem die Füße
gewaschen und dann ging es los. Während sich die Dame mit meinen Beinen
beschäftigte, erfuhren wir von ihr in sehr gebrochenem Englisch, daß
eine normale Massage eigentlich 3 Stunden dauern sollte. Das hatte uns
"Paul" natürlich verschwiegen. Jetzt war es aber zu spät, noch etwas
zu ändern, deshalb blieb die Massage auf die Beine beschränkt. Auch
wenn die Mädels zwischendrin in die Glotze schauten, war die Massage
doch ziemlich gut. Ich konzentrierte mich so stark darauf, daß meine
Masseuse mich fragte, warum ich so ein böses Gesicht mache. Leider war
alles viel zu schnell rum, es gab ein Trinkgeld und dann waren wir schon
um sechs Uhr wieder im Hotel, um 200 Baht für die Massage und 50 Baht
fürs Trinkgeld ärmer. Danach war wieder das Essen an der Reihe, leider
erwischten wir diesmal ein hauptsächlich von Touristen besuchtes Lokal
mit viel zu lauter Musik. Alle mußten schreien, bis auf Katrin, sie
war schon seit Beginn der Reise heiser und konnte sich nur mit Hilfe
von handschriftlichen Notizen verständigen. Um halb acht wollte ich
noch einmal zum Grand Palace, um von innen einige Fotos zu machen. Ich
kam jedoch nicht hinein, das war wohl um diese Zeit nur noch Thais erlaubt.
Ich redete mir den Mund fusselig, alles ohne Erfolg, die Soldaten, die
den Eingang bewachten, ließen mich nicht hinein. Ich mußte unverichteter
Dinge wieder abziehen. Wieder im Zimmer mußten noch die Koffer wieder
gepackt werden, denn am nächsten Tag, einem Dienstag, wollten wir uns
auf den Weg nach Chiang Mai machen.
5.Tag
Heute passierte recht wenig. Morgens war wieder
relativ früh das Frühstück angesagt, denn wir mußten uns sputen, um
den Linienbus nach Chiang Mai zu erreichen, der um 8 Uhr abfahren sollte.
Die Haltestelle selbst war in einem Hinterhof versteckt, der recht schmuddelig
war, dafür waren aber die Busse in Ordnung, Klimaanlage und Toilette
waren vorhanden. Unsere Plätze waren vorbestellt, also konnten wir darauf
warten, daß das Gepäck eingeladen wurde. Das geschah dann auch, aber
nicht ohne das ein Rucksack in einer tiefen Pfütze landete. Der Bus
war vollbesetzt, unsere Gruppe erhielt die hinteren Reihen zugewiesen.
Mit dabei waren 2 Fahrer und 2 Stewardessen, welche beim Start erstmal
die Vorhänge schlossen, den Grund dafür erfuhren wir nicht. Unterwegs
verteilten sie Getränke und auch ein kleines Freßpaket für jeden. Zuerst
bekam ich von der Fahrt nicht viel mit, denn in den ersten 6 Stunden
war ich insgesamt vielleicht 5 Minuten wach. So wurde es schnell Mittag
und wir machten Rast irgendwo an der Strecke. Während der Bus betankt
wurde, gab es Mittag für die Fahrgäste, ein seltsames Hühnchen mit Reis.
Man aß, soviel man sich getraute und dann ging es weiter. Unterwegs
geschah nicht viel, nur wurde zwischendurch der Videorekorder angeschmissen,
der zuerst einen Sandalenschinken und dann einen Film mit Arnold brachte.
Für Thais muß es im Fernsehen immer rund gehen. Langsam wurde es Abend,
die Sonne ging unter als wir uns endlich Chiang Mai näherten. Dann,
so gegen 18 Uhr, waren wir am Ziel angekommen. Nur war weit und breit
niemand zu sehen, der uns zum Hotel bringen sollte. Zum Glück wußten
wir den Namen und so mieteten wir uns einen Kleinlaster mit 2 Bänken
links und rechts auf der Pritsche und einem Dach darüber. Für 10 Baht
war der Fahrer bereit, uns zum Prince Hotel zu bringen. Sein Fahrstil
war ähnlich kriminell wie der eines Tuk Tuk Fahrers, jedoch ist der
Verkehr in Chiang Mai lange nicht so dicht wie in Bangkok. Wir kamen
gut voran und waren bald am Hotel angekommen. Auch dort war noch niemand
zu sehen, der für uns zuständig war, zum Glück waren aber bereits die
Zimmer reserviert und konnten gleich bezogen werden. Andrew wollte in
der Hotelhalle warten, bis jemand käme und das tat er auch. Gegen 18
Uhr kam dann auch jemand und er rief uns in den Zimmern an, daß wir
herunter kommen sollten. Unten erwartete uns Herr Woo mit einem Thai
in unserem Alter und stellte sich vor. Er hatte ein Fotoalbum dabei
und klärte uns auf über den Reiseverlauf des Trekkings, daß am nächsten
Tag beginnen sollte. Erst später stellte sich heraus, daß er nur der
Fahrer war und selbst nicht mitgehen würde. Sein Kollege der bei ihm
war, "Tschai", war der eigentliche Führer und der Chef des ganzen. Anschließend
fuhr Woo uns dann noch zum bekannten Nachtmarkt von Chiang Mai, wo man
viele Souvenirs erstehen kann, aber wohl keine echten Antiquitäten.
Ich gab mein Geld an diesem Abend aber lieber für etwas zu Essen aus,
denn ich wollte mich so auf die Tour vorbereiten. Mit Bernhard und Andre
ging ich deshalb in ein echtes Steak-Haus mit echten europäischen Preisen,
also fast zehnmal so teuer wie das Thai-Essen. Die Steaks wurden nach
Gramm bezahlt und am Tisch der Gäste zurechtgeschnitten. Später wieder
im Hotel gab es das obligatorische Treffen im Hotel-Cafe und danach
wurden auf den Zimmern die Rucksäcke für die Tour gepackt. Dabei mußte
man sorgfältig vorgehen, denn der Inhalt sollte für die nächsten 7 Tage
ausreichen. Die Last sollte aber auch nicht zu schwer werden. Im Endeffekt
hatte ich dann aber doch 10 Kilo auf dem Rücken. Es war schon 1 Uhr
nachts, als ich dann endlich ins Bett kam.
6.Tag
Morgens wurde unser Hab und Gut verstaut, die
Rucksäcke auf dem Dachgepäckträger unseres Gefährts, das Restgepäck
im hoteleigenen Abstellraum und die Wertsachen im Hotelsafe. Jeweils
zu fünft wurden wir dann auf die harten Bänke des Autos gequetscht und
los ging es. Etwa fünf Stunden fuhren wir Richtung Norden meist bergauf
und fast immer in Serpentinen, kein Wunder das es einigen von uns schlecht
wurde. Doch bei einer Pause konnten sie sich des Problems hinter einem
Busch entledigen. Insgesamt machten wir dreimal Halt, zuerst noch in
der Nähe von Chiang Mai an einem Platz, an dem ein Schulfest gefeiert
wurde. Allerdings fielen wir dort doch ganz schön auf, so daß ich mich
bald wieder verdrückte. Es war sowieso nicht viel zu sehen, nur eine
Menge Leute und Schüler die auf einer Bühne synchron tanzten. Der zweite
Halt galt dann dem Mittagessen, es gab Nudelsuppe, wie noch oft in den
nächsten Tagen. Das ist übrigens das einzige Gericht, zu dem man in
Thailand Stäbchen bekommt. Damit soll man die Nudeln aus der Brühe fischen.
Bernhard jedoch hielt die Stäbchen so, als wolle er sich eine Pullover
aus den Nudeln stricken. Er bekam dann erstmal gezeigt, wie er sie zu
halten hatte und im Laufe der Reise lernte er es dann auch ganz ordentlich.
Die Suppe war gut, aber scharf. Weiter ging es zum letzten Halt, oben
auf einem Bergkamm, wo man einen sehr guten Blick über die Berge hatte.
Später bekamen wir dann noch das Dorf gezeigt, in dem wir heute übernachten
würden, es lag oben auf einem Berghang. Es war schon halb drei, als
wir an der Straße hielten, wo seitwärts ein Weg in den Wald führte.
Hier sollte das Wandern losgehen. Wir verabschiedeten uns von Herrn
Woo, den wir am nächstens Tag wieder treffen sollten, machten unser
Gepäck bereit und brachen auf. Als zweiten Führer hatten wir Ag Nge
Lay, besser "Engeli" dabei, der auch für uns dolmetschen sollte. Er
war kein gebürtiger Thai, sondern aus Burma emigriert. Die beiden luden
sich das Essen für uns auf, dann marschierten wir los, mit Tschai an
der Spitze und Engeli als Letztem. Die erste halbe Stunde war die härteste
der ganzen Tour, wir waren das Tragen der Rucksäcke noch nicht gewöhnt
und dann ging es auch meist bergauf. Zum Glück meinte das Wetter es
gut mit uns, es war nicht so warm wie in der Tiefebene. Danach machten
wir erstmal 10 Minuten Pause, alle waren schon recht durchgeschwitzt.
Als es dann weiter ging, fiel das Laufen schon leichter, der Weg war
auch nicht mehr so schwer. Wir liefen durch 2 Meter hohes Gras und mußten
einen breiten Bach zweimal überqueren. Dabei stellte ich schon fest,
daß ich mit meinen Schuhen keinen Fehlkauf gemacht hatte, sie blieben
schön trocken. Nur die linke Ferse tat mir weh. Da Tschai recht flott
voranschritt, waren wir schon nach 2 Stunden im Dorf und nicht nach
2,5, wie es eigentlich geplant war. Auch an den nächsten Tagen unterschritten
wir die festgelegten Zeiten deutlich. Bei den roten Lahu angekommen,
bezogen wir erst mal unsere Hütte für die Nacht, bevor wir uns umsahen.
Der Untergrund des Schlafplatzes bestand aus Bambus und war zum Schutz
gegen lästiges Getier in einer Höhe von etwa einem halben Meter errichtet.
Darüber lag eine mindestens 3 Millimeter dicke Matte. Einige von uns
hatten Moskitonetze dabei und hängten diese auf. Im Hof unseres heutigen
Gastgebers liefen allerhand Schweine, Hühner und sogar ein Pferd herum,
dementsprechend sauber war es auch. Zum Glück konnten wie die Tiere
davon abhalten, uns bei unserer Schlafstelle zu besuchen. Strom gab
es keinen, aber waschen konnte man sich, etwa 100 Meter weiter an einem
Wasserhahn. Davon machten wir auch ausgiebig Gebrauch, wie auch von
der sehr rustikalen Toilette im Hof. Denjenigen, denen das nicht gefiel,
stand der Urwald zur freien Verfügung. Mit den Kindern im Dorf waren
wir schnell bekannt, die Erwachsenen ließen sich kaum blicken. Um 19
Uhr gab es Abendessen, von unseren Führern zubereitet. Es bestand aus
Reis, Gemüse und Fleisch und schmeckte sehr gut. Dazu gab es chinesischen
Tee. Überhaupt war die Verpflegung während der Tour prima, unsere Jungs
konnten prima kochen. Später erzählte uns Engeli, wie er es dann jeden
Abend tat, über die Bewohner des Dorfes. Wie alle Bergvölker Thailands,
sind auch die Lahu eigentlich keine Einheimischen. Die Leute sind vor
einigen Dutzend Jahren aus China und Burma emigriert und werden von
der thailändischen Regierung toleriert. Unser gastgebender Stamm bestand
aus Frauen, welche die Arbeit machten und den Männern, welche die meiste
Zeit damit verbrachten, Opium zu rauchen oder das Kraut anzubauen. Engeli
rief den sogenannten Opiumprofessor zu uns, einen ganz starken Raucher,
der uns zeigte, wie er sich seiner Sucht hingab. Auf der Seite liegend,
mit einer selbstgebastelten Pfeife, bestehend aus einem Bambusrohr und
einer ausgehöhlten Frucht. So ein Pfeifchen ist schnell geraucht, deshalb
können gute Qualmer mehrere Dutzend am Abend schaffen. Beim Kerzenschein
war es sehr gemütlich, aber schon gegen 22 Uhr meinten alle, es wäre
Schlafenszeit. Wir verließen unsere Gastgeber, begaben uns in unsere
Hütte und legten uns in den Schlafsäcken auf dem harten Boden zur Ruhe.
7.Tag
Die erste Nacht in einer Bambushütte gestaltete
sich recht abwechslungsreich. Durch den ungewohnt harten Untergrund
wurde man recht oft wieder wach, meist schon beim Drehen auf die andere
Seite. Und dann geschah etwas mitten in der Nacht, was nach Aussage
von Herrn Woo nicht hätte passieren dürfen, es fing an zu regnen. Natürlich
hatte ich mein Regencape im Hotel gelassen. Zu guter letzt wurde ich
dann nochmal wach und hatte ein Lippe wie Boris Becker im Gesicht. Ein
Moskito hatte mich erwischt. Zum Glück hatte ich gegen Mückenstiche
Salbe dabei, am Morgen war fast nichts mehr zu sehen. Apropos Morgen,
man steht hier zwangsläufig etwas früher auf. Dafür sorgen schon die
Misthähne, die gegen 6 Uhr anfangen zu krähen. Bei der Nulldämmung der
Gebäude ist das besser als jeder Wecker. Bald danach taten dann die
Schweine und schließlich die Pferde kund, daß sie jetzt auch wach waren.
Was blieb einem anderes übrig, man stand halt auch auf und machte die
Morgentoilette, soweit das möglich war. Unsere Jungs hatten um 8 Uhr
das Frühstück fertig, es gab Toastbrot, Butter und...? Richtig, Orangenmarmelade.
Eine große Dose voll, sie sollte ja für die Tour ausreichen. Kurz nach
9 Uhr brachen wir auf, das Angebot für 100 Baht einen Träger für den
Rucksack zu mieten, schlugen alle aus. Das Wetter hatte sich wieder
aufgeklärt, wir konnten flott ausschreiten. 2,5 Stunden ging es bergauf
und bergab, mit ein oder zwei Pausen zwischendurch. Schließlich erreichten
wir einen Rastplatz, wo Herr Woo schon mit dem Wagen auf uns wartete.
Ganz in der Nähe war eine Höhle, die ein unterirdischer Fluß, der hier
zutage trat, gegraben hatte. Sie war sehr interessant und mit der Taschenlampe
erkundete ich sie ausgiebig, auch wenn das den Führern mit Laternen
nicht gefiel. Dabei vergaß ich etwas die Zeit, so daß mir böse Gesichter
entgegenblickten, als ich mit einer halben Stunde Verspätung wieder
am Wagen war. Das Gepäck war schon aufgeladen, es konnte losgehen. Nach
ein paar Minuten Fahrt wurde wieder gehalten, Mittagessen war angesagt.
Diesmal schlürften wir unsere Nudelsuppe in einem Ort namens Soppok.
Es herrschte reges Treiben, wohl weil die Hilltribes hier ihre Einkäufe
erledigten. Später ging es dann noch mal 20 Minuten mit dem Auto weiter,
bis wir dann von einem kleinen Ort wieder zu Fuß aufbrachen. Hier gab
es schon Strom, natürlich war auf fast jedem Dach eine Fernsehantenne.
Nicht so modern war jedoch der Mann, der uns entgegenkam. Er wollte
wohl auf die Jagd und hatte einen uralten Vorderlader dabei. Wir liefen
jetzt 1 Stunde einer richtigen Straße entlang, auch wenn ich mich mit
meinem Auto nicht dorthin getrauen würde. Dabei mußten wir elfmal einen
Bach von Weilgröße überqueren, natürlich gab es keine Brücken. Das Springen
von Stein zu Stein war hier angesagt, was aber nicht immer klappte.
Schließlich gab es kaum noch jemanden mit trockenen Strümpfen, Engeli
mit seinen Badeschlappen war uns dort voraus. Ein paar Minuten wurde
ausgeruht, dann ging es weiter, diesmal 1,5 Stunden querfeldein, bergauf
und bergab. Dann erreichten wir ein Karendorf, wo wir für heute bleiben
sollten. Diesmal hatten wir 3 Führer dabei, denn Woo hatte sich verabschiedet,
er wollte uns erst am übernächsten Tag wieder treffen. 3 Leute waren
deshalb zum Transport der Lebensmittel nötig. Unser Herberge stand auf
2 Meter hohen Pfählen, links und rechts waren Zimmer, wir sollten in
der Mitte auf der überdachten Veranda schlafen. Wir hatten als Nachbar
einen Buddha, es gab deshalb eine Schlafordnung: Alle Füße weg von der
Figur. Das Dorf war viel schöner und vor allem sauberer als das Lahudorf,
die Leute bauten hier auch kein Opium an. Die Schweine waren unter den
Häusern in Pferchen eingesperrt, nur die Hühner liefen frei herum. Auch
hier gab es Wasser aus der Leitung, doch zogen wir es vor, uns am Bach
zu waschen, wie es auch die Einheimischen taten. Bei einer Tour durch
den Ort konnte ich dann auch die Leute beobachten, wie sie ihre Kleider
am Bach wuschen. Als es dunkel wurde, saßen wir wieder beim Kerzenschein
zusammen. Nach dem Abendessen erzählte Engeli wieder aus dem Leben der
Dörfler, es waren sehr interessante Geschichten über weibliche Körperteile
und Schäferstündchen in der Nacht. Man lernte hier, früh schlafen zu
gehen, schon um 9 Uhr waren alle in ihren Schlafsäcken, es wurde auch
schon ziemlich kühl. Der dünne Jugendherbergsschlafsack von Katrin und
Petra nützte da nichts und auch mit der zusätzlichen Decke wurde es
ihnen kaum wärmer. Dagegen war es mir schon fast zu warm in meinem Daunenschlafsack.
Mitten in der Nacht wurden wir dann von schrecklichen Schreien geweckt,
aber es getraute sich keiner, aufzustehen und nachzusehen. Wir schliefen
dann auch bald wieder ein.
8.Tag
Ich weiß nicht, was uns weckte, die Hähne oder
der einsetzende Regen? Wir fragten Engeli, was der Grund für das Spektakel
in der vergangenen Nacht war, bekamen aber nur eine ausweichende Antwort.
Wieder gingen wir nach dem Frühstück, heute gab es sogar Eier, so gegen
9 Uhr los. Das Wetter wollte nicht so, es war immer noch bewölkt und
es nieselte leicht. Bald hörte es jedoch auf, aber der Weg blieb sehr
glitschig, so daß man bei den steilen Passagen aufpassen mußte. Das
genügte aber nicht immer, einige nahmen zeitweise eine Abkürzung auf
dem Hosenboden. Auf einer Bergkuppe war Pause, dort hatte man eine sehr
gute Aussicht und es wurden die Kameras gezückt. Der Weg ins Tal war
dann etwas beschwerlich. Der Pfad lief nämlich einem Bach entlang, teilweise
sogar in ihm. Es war fast, als ob man eine Klamm hinuntersteigen mußte.
Zum Glück war nur wenig Wasser im Bachbett und die Steine waren nicht
so glitschig, daß man dauernd ausrutschte. Mit Tschai zusammen hatte
ich bald 10 Minuten Vorsprung vor den anderen. Nach 2,5 Stunden Weg
erreichten wir zur Mittagszeit ein weiteres Lahudorf, leider war es
genauso schmutzig wie das erste. Dort bereiteten unsere Führer uns eine
prima Nudelsuppe zu, ich holte zweimal Nachschlag. Es war immer noch
relativ kühl, einige froren in ihren dünnen Klamotten, die jetzt auch
noch feucht waren. Nach dem Essen hatten wir noch Zeit, aber keiner
hatte Lust, sich dieses Schlammloch anzusehen. Kurz nach 2 Uhr wurde
dann wieder marschiert, zum Glück kam jetzt die Sonne wieder raus. Auch
der Weg war leichter, fast eben verlief er und schon nach 1,5 Stunden
erreichten wir das nächste Nachtlager in einem Lisudorf. Unterwegs begleitete
uns hier zeitweise ein Pferd, das mitten in der Gruppe trabte, sich
aber nicht anfassen lies. Auf einer wackeligen Brücke wurde dann der
Bach nochmal überquert, dann waren wir an der Hütte, die wir ganz für
uns alleine hatten. Der Weg zum Bach war nicht weit, waschen konnte
man sich also, nur mußte diesmal der Busch als Toilette mißbraucht werden.
Endlich kam ich auch mal dazu, mich zu rasieren, ich hatte schon ausgesehen
wie ein Waldschrat. So ganz alleine hatten wir die Hütte dann doch nicht
für uns, es gab einen großen Auflauf von Frauen, die ihre Handarbeiten
verkaufen wollten. Damit hatten sie aber nicht viel Glück, unsere Rucksäcke
waren uns so schon schwer genug. Auch waren die Stirn- und Armbänder
wohl für andere Kopfgrößen gedacht, sie reichten für die kleinen Lisu,
aber nicht für uns. Zu guter letzt hatten sie mit ihren Preisen auch
ziemlich hoch gegriffen und ließen nicht mit sich handeln. Die Lisu
sind sowieso ziemlich geschäftstüchtig, wie uns Engeli später erzählte,
bei ihnen müssen die Männer für die Frauen bei deren Eltern bezahlen.
Hierbei werden die Frauen nach ihrem Arbeitswert beurteilt und dann
in drei Klassen aufgeteilt. Für die dritte und beste Klasse muß der
Mann schon so um die 60000 Baht hinblättern. Wer kein Geld hat, bleibt
zwangsläufig ledig. Bei diesen Preisen ist es natürlich kein Wunder,
daß die Lisu Opium anbauen. Selbst rauchen sie es nicht, sie verkaufen
nur. Deshalb kommen auch ab und zu mal Soldaten aus dem Süden, um ihre
Felder anzuzünden. Während Engeli uns dies alles nach dem wieder sehr
guten Abendessen beim Kerzenschein erzählte, kamen und gingen immer
noch Leute. Sie setzten sich auch zu uns ans Feuer und hörten zu, wenn
sie auch nichts verstanden. Um 10 Uhr war aber auch heute wieder Feierabend,
man legte sich zur Ruhe. Aus Platzgründen wurde etwas enger zusammengerückt,
dagegen war es wärmer als am Vorabend. An das Schlafen auf dem Fußboden
hatten wir uns jetzt schon gewöhnt, wach wurden nur deshalb ein paar,
weil es auch diese Nacht wieder zu regnen anfing.
9.Tag
Aufstehen und Frühstück waren wie immer, auch
liefen wir wieder um kurz nach 9 Uhr los. Die heutige Tour war etwas
härter, wir waren fast vier Stunden nur mit kurzen Pausen dazwischen
unterwegs. Einmal kam uns eine Gruppe von Touristen entgegen, aber ohne
schweres Gepäck, sie waren wohl nur kurz unterwegs. Etwas später verließen
wir dann den Wald und durchquerten ein paar Felder um dann in einem
Lisudorf halt zu machen. Hier gab es auch wieder eine Straße, oder etwas,
was man dort halt Straße nennt. In der Ferne konnte man ein Sägewerk
hören, das mangels Strom von einem Aggregat angetrieben wurde. Überall
liefen Kinder herum, teilweise nackt und oft auch sehr schmutzig. Bald
liefen wir weiter, wir kamen wieder in eine Gegend mit hohem Gras. Tschai
ging vorneweg und hieb mit einem Stock ab und zu links und rechts ins
Gebüsch. Er mache das, um die Schlangen zu vertreiben, sagte er. Auf
jeden Fall war es wirksam, ich habe auf der ganzen Tour nur eine Schlange
gesehen und die war tot. Plötzlich traten wir aus dem Wald heraus und
fanden uns mitten in einem Feld voller unbekannter Pflanzen. Dies sei
Mohn, erklärte Engeli, von den Lisu zur Herstellung von Opium angepflanzt.
Tschai zeigt mir auch eine Pflanze, es war eine Chili, wie ich nach
dem Essen einer Frucht feststellte. Eine reichte mir, es dauerte seine
Zeit, bis der scharfe Geschmack wieder zurückging. Anschließend wurde
es noch mal beschwerlich, wir mußten einen Hügel ersteigen. Oben war
dann ein weiteres Mal Pause, dann ging es nur noch abwärts, bis wir
endlich nach insgesamt vier Stunden Weg ein Shandorf erreichten. Diese
Ortschaft war relativ groß, der elektrische Strom war schon bis hierher
vorgedrungen, natürlich gab es überall Fernseher und Kühlschränke. Die
Shan sind die größte Gruppe der Hilltribes, ihre Sprache benutzen auch
die anderen Stämme, wenn sie sich untereinander unterhalten. Auch Engeli
benutzte diese Sprache bei unseren jeweiligen Gastgebern. Woo erwartete
uns schon mit dem Auto, die Rucksäcke wurden aufgeladen und wir fuhren
noch ein Stück über schlammige Straßen und einen Fluß zu einem weiteren
Lahudorf. Dort sollten wir heute bleiben. Ein Stück vorher kam der Wagen
aber nicht mehr weiter, wir mußten das Gepäck abladen und zu Fuß weitergehen,
während das Auto später leer hinterher gefahren wurde. Auch in diesem
Dorf hatten manche schon Elektrizität, die Zähler waren an den Strommasten
befestigt. Um 14 Uhr waren wir da, nach dem Waschen gab es erstmal Nudelsuppe,
anschließend sahen wir uns im Ort um. Die Jugendlichen spielten eine
Art von Volleyball, die in Thailand sehr beliebt ist. Man darf alle
Körperteile bis auf die Hände benutzen, um den Ball über das Netz zu
bringen. Auffallend war das Fehlen von Schweinen im Ort. Später sahen
wir, das die Viehhaltung etwas außerhalb lag, was die Sauberkeit im
Dorf stark verbesserte. Überhaupt war es ein sehr schöner Platz, man
lebte auf einem steilen Hügel, umgeben von verschiedenen Bergen. Was
uns nicht gefiel war, wie die Kinder mit den Hundewelpen spielten, wenn
man das sieht muß man sich wundern, daß es überhaupt erwachsene Hunde
gibt. Auch wird klar, warum Katzen in den seltensten Fällen in Thailand
eine vollständigen Schwanz haben. Die Hausbesitzer hatten für uns einen
von den zwei Zimmern ausgeleert, nur ein kleiner Mitbewohner war noch
da und verschlief den ganzen Nachmittag. Abends gab es dann gut zu Essen,
dann trug uns der Hausherr auf ein Stück auf seinem sehr ortsspezifischen
Instrument vor. Es bestand zum größten Teil aus einer Frucht, in die
verschieden lange Bambusstäbe gesteckt waren. Tschai und jemand aus
der Familie tanzten dazu. Die Melodie und auch die Tanzschritte waren
recht eintönig und fremd für unsere Ohren. Danach piesackte mich Katrin
solange, bis ich unseren Part des Kulturabends übernahm und ein paar
Lieder sang. Etwas Weihnachtsstimmung kam auf, denn der nächste Tag
war ein Sonntag und außerdem der erste Advent. Wir saßen dann noch eine
Zeitlang beim Tee zusammen, bevor wir uns schlafen legten. Aber Ruhe
stellte sich noch nicht ein, denn eine Welpe jaulte ganz schrecklich.
Ich wollte mal nach ihr sehen, aber außer jungen Leuten, die sich in
den Büschen versteckten fand ich nichts. Nur ein paar Personen waren
schwer mit Holz beladen noch unterwegs. Vielleicht handelte es sich
um Teakholzschmuggler.
10.Tag
Das Frühstück bestand heute mal aus Rührei
mit Toast, was einigen von nicht bekam. Nachdem wir den Wagen bestiegen
hatten und wieder unterwegs waren, wurden Britta und Marion ganz grün
im Gesicht. Sicherheitshalber saßen sie ganz hinten, damit sie sich
leichter rausbeugen konnten. Kurze Zeit später hielten wir an einer
Ortschaft, wo chinesische Emigranten schon seit einigen Jahrzehnten
lebten. Sie mußten damals im Verlauf des chinesischen Bürgerkriegs vor
Mao Tse Tung nach Thailand fliehen. Heute leben diese Leute schon in
der zweiten und dritten Generation dort und beschäftigen sich hauptsächlich
mit Schmuggel oder dem Verkauf von Drogen. Man sieht deshalb auch tagsüber
kaum jemanden arbeiten, denn diese Art von Geschäften lassen sich besser
nachts erledigen. Mit ganzen Pferdekarawanen sind sie dann unterwegs
und versuchen, dem Militär aus dem Weg zu gehen. Natürlich läßt es sich
so gut leben, man sah den Häusern an, das die Bewohner gut verdienten.
Nach einer Stunde Fahrt über die wieder sehr serpentinenreiche Strecke
hielten wir an einem Park an. Dort sollte man große Karpfen in einer
Grotte bewundern können, allerdings war nicht viel zu sehen, außer einem
Wasserloch im Fels. Ach ja, eine Menge chinesischer Urlauber lief auch
noch herum. Kurz bevor wir am Fluß ankamen, machten wir in einem Dorf
halt um die obligatorische Nudelsuppe zu essen. Leider war der Laden,
in dem wir sie erhielten, keiner von der sauberen Sorte. Später gingen
wir dann die paar Meter zum Fluß noch zu Fuß. Auf Anraten von Herrn
Woo zogen wir Schuhe und Strümpfe aus und legten sie mit den Kameras
in den Wagen. Es sollte nämlich nun das River-Rafting folgen. Die Flöße
die wir dazu benutzen sollten. bestanden aus Bambus und zwar waren immer
mehrere starke Stämme miteinander verbunden. Etwas erhöht darauf waren
Bretter als Sitze angebracht. Immer drei oder vier Personen sollten
mit einem Steuermann auf einem Floß platznehmen. Mit drei Flößen schipperten
wir dann ganz gemächlich los, der Fluß war hier nämlich sehr ruhig.
Nur an den paar Untiefen wurden unsere Schuhe dann etwas naß. Meist
ging es aber sehr gemütlich zu. Nach etwa 2 Stunden erreichten wir dann
unser Ziel und ruderten an Land. Leider hatten wir an Tieren nur einige
Eisvögel und eine Echse gesehen. Zusammen mit Engeli der mitgefahren
war, liefen wir dann barfuß noch die 100 Meter bis zu einem Haus. Hier
lag schon unser Gepäck bereit. Leider funktionierte die Wasserleitung
nicht, deshalb war Waschen und Essenmachen mit Flußwasser angesagt.
Zehn Minuten entfernt sollte ein Dorf sein, Britta und ich gingen los
um was zu kaufen und obwohl wir recht flott unterwegs waren, kamen wir
erst 20 Minuten später an den Ortseingang. Dort gab es nur 3 Straßen,
aber einige Läden. Obst war keines zu finden, deshalb kaufte ich nur
Wasser und Cola ein. Wieder zurück wurde entspannt und der Busch als
Toilette benutzt. Zum Abendessen gab es Reis und eine Art Chicken Mc
Nuggets á la Thailand, das aber bei einigen nicht so gut ankam. Dabei
hatten sich Tschai und Engeli solche Mühe gegeben. Wie fast immer landeten
die meisten Teller bei mir, damit ich sie leer machen konnte. Später
redeten wir dann noch wie immer beim Kerzenlicht, bis sich dann die
anderen in ihr Zimmer zurückzogen. Ich dagegen blieb außen bei den anderen
im Freien liegen. Dort ging eine milde Brise und mein Schlafsack hielt
mich schön warm. Außerdem mögen die Moskitos die Kühle nicht.
11.Tag
Heute erfuhr das Frühstück eine Steigerung,
die Eier waren im Gegensatz zu den sonstigen Tagen weich. Nachher luden
wir das Gepäck auf, diesmal auf einen gelben Truck mit einem anderen
Fahrer, denn Herr Woo war schon zurück nach Chiang Mai. Anschließend
fuhren wir etwa eine halbe Stunde, bis wir zu einer Stelle im Wald kamen,
von wo der Elefantenritt starten sollte. Dort angekommen tauchten auch
gleich ein paar Treiber mit ihren Tieren auf. Es gab Elefanten in allen
Größen, sogar ein Muttertier mit seinen beiden Jungen, von denen eins
ein Jahr und das andere fünf Jahre alt war. Wir wurden nach Gewicht
auf die Tiere verteilt, Albrecht und ich bekamen den ältesten und größten
Elefanten, einen 20-jährigen Bullen. Die Tiere wurden zu einer Art Gangway
aus Holz geführt, wo wir dann aufsteigen mußten um auf dem Rücken des
Tieres auf einer Art Holzbank Platz zu nehmen. Der Treiber saß auf oder
hinter dem Kopf, wenn er es nicht vorzog, nebenher zu laufen. Besonders
nett waren die Kerle nicht zu ihren Tieren, sie traten und schlugen
sie und schossen sogar mit der Schleuder auf die Hinterbeine. Nach einiger
Zeit sprang unser Treiber ab und forderte mich auf, seinen Platz auf
dem Kopf des Elefanten einzunehmen. Das tat ich dann auch, hatte aber
leider nicht sehr viel Platz für meine Beine, denn die paßten schlecht
hinter die Ohren, weil sie zu lang waren. Ab und zu kamen wir den anderen
etwas näher, so daß ich Andrew meine Kamera reichen konnte, damit er
ein paar Bilder von mir schießen konnte. Bei der nächsten Annäherung
gab er sie mir wieder zurück. Etwas mehr als anderthalb Stunden ritten
wir durch den Wald, überquerten einen Bach und kamen schließlich an
einen Fluß. Das Muttertier, auf dem Andre und Bernhard saßen, rutschte
einmal aus und wäre beinahe auf die Seite gefallen. Unsere beiden konnten
sich gerade noch festhalten, sonst wären sie runtergepurzelt. Am Fluß
mußten sie dann aber absteigen und bei uns Platz nehmen, die Mutter
blieb mit ihren Jungen am Ufer, während die anderen Elefanten das Wasser
überquerten. Es war nicht viel mehr als einen Meter tief, so daß die
Tiere gut vorankamen. Auf der anderen Seite des etwa 30 Meter breiten
Flusses wurde dann abgestiegen. Andre war froh darüber, denn ihm war
furchtbar schlecht geworden. Wir liefen noch etwa 100 Meter zu einem
Imbiss, wo das Auto wartete, kauten ein paar Erdnüsse und relaxten etwas.
Später wollten wir dann noch die Longnecks besuchen, stiegen ins Auto
und... fuhren die 100 Meter zum Ufer wieder zurück. Der Ausflug sollte
pro Person 300 Baht kosten, außerdem sollte man pro Boot noch mal 400
bezahlen. In eines gingen 8 Personen hinein. Britta und Andre war dieser
Preis zu hoch, sie wollten zurückbleiben. für die restlichen aber genügte
ein Boot, wir bezahlten und warteten einige Minuten, bis es anlegte.
20 Minuten fuhren wir dann flußabwärts, bis wir kurz vor der burmesischen
Grenze das Dorf erreichten. Dort durfte man dann die paar Frauen fotografieren,
deren Hälse durch lange Messingspiralen in die Länge gezogen sind. Ab
dem zwölften Lebensjahr tragen sie diese Spiralen, die mit der Zeit
durch immer längere ersetzt werden. Irgendwann können sie den Schmuck
nicht mehr ablegen, weil sonst das Genick brechen würde. Engeli wollte
uns weismachen, das Metall diene zur Abwehr von Tigern, das konnte er
aber sonst jemanden erzählen. Die Frauen lebten wohl nicht schlecht
von ihren Hälsen, sie verkauften Heimarbeiten, wurden bei uns aber nicht
viel los. Unser Dolmetscher wollte garnicht mehr weg, die Leute kamen
wie er aus Burma und er konnte sich deshalb prima mit ihnen unterhalten.
Auch kippte er einen Reisschnaps nach dem anderen in sich hinein, während
er sich mit einem Bekannten unterhielt. Nach einer Stunde konnten wir
ihn dann loseisen und fuhren mit dem Boot wieder zurück. Die anderen,
die sich inzwischen ausgeruht hatten, warteten schon auf uns. Wir fuhren
nun weiter nach Mae Hong Son, wo wir auf dem Markt zu Mittag aßen. Leider
gab es Reis mit Fischsoße, ich brachte keinen Bissen davon hinunter.
Nachher kaufte ich etwas Obst ein, dann wurde wieder eingestiegen und
der Tempel auf dem Berg über dem Städtchen angefahren. Die Aussicht
von dort war sehr schön, außerdem konnte man eine Art Wellblechtempel
besichtigen. Mir knurrte noch der Magen, als wir danach die Doppelzimmer
in einer Art Gästehaus bezogen. Außer Matratzen war dort nichts vorhanden,
aber es war immerhin besser als in den vergangenen Nächten. Ich unterdrückte
den Hunger mit ein paar Bananen, anschließend konnte ich mir in einer
richtigen Dusche den Dschungeldreck abwaschen. Danach wurde dann das
letzte frische Hemd angezogen, das noch im Rucksack war. Wir gingen
dann nochmal in den Ort, sahen uns den Park mit See an und außerdem
noch einen Tempel mit seltsamen Holzfiguren. Um 7 Uhr gab es dann noch
mal ein gemeinsames Abendessen, es gab vier verschiedene Gerichte in
einem Restaurant zu probieren, die alle auch ziemlich gut schmeckten.
Wie immer landeten die Teller zum leer machen bei mir. Nach Kaffee und
Obst fühlte ich mich dann endlich wieder gut. Später trafen wir uns
dann noch zu einem Umtrunk vor den Zimmern. Ein paar von unseren Nachbarn
hatten sich ein leichtes Mädchen bestellt und wechselten sich bei ihr
in einem der Zimmer ab. Ich nutzte die Zeit, um noch ein paar Postkarten
zu schreiben, bekam dann aber Kopfweh und leichte Probleme mit dem Magen,
deshalb ging ich früh zu Bett.
12.Tag
Morgens um 8 Uhr brachte Tschai uns zum letztenmal
sein Spezialfrühstück, nachdem uns auch zum hoffentlich letzten Mal
der Hahn geweckt hatte. Danach wurden wir in zwei Fuhren die paar hundert
Meter zum Flughafen gebracht, einem sehr kleinen mit nur einer kurzen
Landebahn. Deshalb können dort auch keine Düsenmaschinen landen, den
Flugbetrieb auf der einzigen Route Chiang Mai - Mae Hong Son wird von
Turbo Prop Maschinen mit zwei Propellern durchgeführt. Unsere Maschine
war noch nicht da, als wir ankamen, sie landete erst um 12 Uhr. Übrigens
waren überall auf dem Flughafen Abbildungen der Longnecks zu sehen,
auf T-Shirts, Bildern und Postkarten. Sie sind wohl eine der Hauptattraktionen
der kleinen Provinz. Wir starteten um 12.45 Uhr und flogen in etwa 40
Minuten nach Chiang Mai. Der Flug und die Landung waren etwas holprig
und einige waren froh, die Maschine verlassen zu können. Wir holten
unser Gepäck ab und begaben uns zu Herrn Woo, der uns schon erwartete.
Für Engeli war die Arbeit zu Ende, wir verabredeten uns aber mit ihm
für den gleichen Abend. Wir fuhren wieder ins Prince Hotel, wo unser
Restgepäck uns erwartete, Mit Andre und Albrecht kam ich wieder ins
gleiche Zimmer. Allerdings mußte ich beim Auspacken feststellen, daß
mir jemand meine Otti-Clock aus dem Koffer gestohlen hatte. Ich meldete
das an der Rezeption, wo mir aber der Portier keinen Glauben schenkte.
Hier würde nicht gestohlen, also wurde auch nichts gestohlen, meinte
er. Gegen soviel Ignoranz war ich machtlos. Gegen 3 Uhr war ich fertig,
ich sah mir dann in der Stadt noch einige Tempel an. Mit Andrew, Petra,
Britta und Marion aß ich dann noch etwas in einem Hotel. Die anderen
fuhren mit dem Tuk Tuk zurück, ich jedoch wollte laufen und war so gegen
18.30 Uhr wieder im Hotel. Um 19.00 Uhr wollten wir uns mit Engeli treffen,
er war pünktlich und wir gingen zusammen mit ihm in die Stadt. Er hatte
seine Badeschlappen inzwischen durch nagelneue Turnschuhe ersetzt, die
er wohl nicht dem Dschungel aussetzen wollte. Alle bis auf Albrecht,
der sich nicht wohl fühlte, kamen mit. Wir wollten dann noch etwas zusammen
trinken, suchten uns aber leider eine ungemütliche Kneipe aus, in der
lautstark ein Videofilm auf dem Fernseher flimmerte. Allerdings war
das Essen gut, wenn ich auch mehrere Sachen bestellen mußte, um satt
zu werden. Andrew mußte natürlich gleich, dezent wie ein Schmiedehammer,
Engeli unsere Spende für ihn auf den Tisch knallen, so daß der arme
Kerl ganz verlegen wurde. Danach verlagerte sich aber leider das Gespräch
auf die andere Seite des Tisches, so daß Bernhard, Marion und ich von
den anderen nur noch die Rücken sahen. Etwas später war Marion dann
so freundlich, sich von uns beiden wegzusetzen, so daß Bernhard und
ich alleine zurückblieben. Der arme Kerl konnte sich sowieso nur schwer
verständigen, deshalb ärgerte ich mich auch maßlos darüber, daß die
anderen uns ignorierten. Ich sagte ihnen das dann auch ins Gesicht,
bezahlte, sagte Engeli Lebewohl und verließ das Lokal. Mißmutig ging
ich zum Hotel zurück und wurde dann, um dem ganzen die Krone aufzusetzen,
mitten auf der Straße von einer Nutte angesprochen. Erst wußte ich nicht,
was sie wollte, aber nach 3-maligem Wiederholen des Satzes "I know you
from somewhere" war mir die Sache klar. Ich sagte ihr, was sie machen
könne und hörte dann noch eine Zeitlang ihr Geschimpfe hinter mir. Zurück
im Hotel klopfte ich Albrecht aus den Federn, tat das aber völlig umsonst,
denn er hatte den Schlüssel an der Rezeption abgegeben.
13.Tag
Der heutige Tag war der letzte in Chiang Mai,
an dem wir ein offizielles Programm hatten. Zuerst wurde nochmal ein
Bergtempel besichtigt, dazu mußten wir wieder mit dem Truck 40 Minuten
eine steile Serpentinenstraße hochfahren. Oben wurden wir gleich von
einer Menge Frauen überfallen, die irgendeine Salbe verkaufen wollten.
Nachdem wir sie glücklich abgewimmelt hatten, mußten wie eine Zahnradbahn
besteigen, die ein paar hundert Meter den Berg hochführte und an Seilen
gezogen wurde. Kaum hatten wir die Bahn verlassen, mußten schon 5 Baht
gespendet werden, dann konnte man den Wat Prathat Doi Suthep betreten.
Es war ein schöner Platz und auch die Aussicht auf die ferne Stadt war
sehr gut. Den Platz für den Bau soll ein Elefant bestimmt haben, der
mit einer Reliquie von Buddha auf dem Rücken hier Halt machte. Der innere
Teil des Tempels war ganz mit Marmor ausgelegt, deshalb mußten wir dort
auch die Schuhe ausziehen. Herr Woo zeigte uns, wie die Gläubigen auf
bestimmte Figuren Goldblättchen kleben, die sie vorher für einige Baht
gekauft haben. Damit erhoffen sie sich die Gunst der dargestellten Person.
Wir verließen den Tempel nicht über die Zahnradbahn, sondern benutzten
eine Treppe, die in unregelmäßiger Stufenaufteilung den Berg hinunterführte.
Die Geländer bestanden links und rechts aus den Körpern von zwei Drachen,
deren Köpfe unten und die Schwänze oben die Treppe abschlossen. Natürlich
durften hier auch die Souvenirläden nicht fehlen, die allen möglichen
Kitsch und Krimskrams an den Mann oder die Frau bringen wollten. Wir
stiegen wieder ins Auto und fuhren die Strecke nach Chiang Mai zurück.
Unterwegs hielten wir dann aber noch viermal an, um verschiedene Handwerksbetriebe
zu besuchen. Zuerst war die Seide an der Reihe. Wir sahen dort, wie
die Raupen aus den Fäden gewickelt werden, dann wie die Seide gesponnen
wurde und zuletzt, wie die Frauen sie an den Webstühlen zu Stoff verarbeiten.
Danach wurde man natürlich in den Verkaufsraum geführt. Nun ist der
thailändische Geschmack nicht wie der europäische, deshalb war auch
kaum etwas zu finden, was mir gefiel. Schon mit der Krawatte für Zeppi
hatte ich mich bisher schwer getan, hier aber fand ich endlich eine
einzige, die auch meinem Geschmack leidlich traf. Auch für Mutti kaufte
ich etwas aus Seide, für sie jedoch ein Halstuch. Weiter ging es nun
zu einer Lackiererei. Darunter darf man sich aber keine Autolackiererei
vorstellen, hier wurden Dosen und Figuren fabriziert. Als Grundstoff
wurde Bambus oder Holz verwendet, der dann mit dem aus Baumharz hergestellten
Lack bestrichen wurde. Zuletzt wurden dann die Werkstücke mit Eierschalen
verziert oder auch vergoldet. Hier kaufte ich mir einen kleinen Elefanten
fürs Büro und zwei Lackdosen. Nun war eine Silberschmiede an der Reihe.
Dort wurde gezeigt, wie das Silber gehämmert wird, für große Bilder
nahmen sie auch Aluminium. Handwerklich waren die Arbeiten sehr schön,
nur leider mag ich kein Silber, deshalb kaufte ich nichts. Zuletzt fuhren
wir dann noch zu einer Papierfabrik, allerdings wird das Papier hier
noch in einem alten Verfahren auf Rahmen hergestellt. Es ist also weniger
Papier als vielmehr Pergament. Damit stellen sie dann hauptsächlich
Schirme her. Diese sind allerdings nicht für den Regen geeignet, sondern
eher Sonnenschirme. Bei einem richtigen Guß löst sich das Papier nämlich
auf und man behält nur noch den Schirmständer aus Bambus in der Hand.
Albrecht ließ sich einen Schmetterling für 30 Baht auf die Tasche malen,
meine Kameratasche war mir dafür zu schade. Trotzdem kaufte ich mir
einen Schirm mit chinesischem Muster und einen großen Fächer, mit einem
Pfau als Motiv. Der war allerdings aus Seide gemacht. Gegen 15 Uhr waren
wir mit den Besichtigungen fertig und fuhren zurück in die Stadt. Dort
verabschiedeten wir uns von Tschai und gaben ihm sein Trinkgeld. Wie
Engeli bekam er 1000 Baht, nur hatte Engeli zusätzlich noch ein Fido
Dido T-Shirt bekommen. Anschließend aßen wir etwas, dann klapperte ich
noch einige Tempel ab. Im Hotel relaxte ich dann noch etwas, bis wir
dann um halb sieben zum Nachtmarkt aufbrachen. Dort wurde ausgemacht,
sich wieder um 10 Uhr zu treffen, dann trennten wir uns. Natürlich hatte
ich wieder Bernhard im Schlepptau, als ich mich aufmachte, mir alles
anzusehen. Da ich aber meine ganzen Sachen schon am Vormittag gekauft
hatte, wollte mir hier nichts mehr gefallen. Sehr langsam ging die Zeit
vorbei, das fiel vor allem deshalb auf, weil unser Holländer ein sehr
ruhiger Typ ist. Jeden Satz muß man ihm aus der Nase ziehen. Doch endlich
war es Zeit, die meisten von uns kamen wieder zusammen und gemeinsam
gingen wir zum Hotel zurück, wo wir gegenüber in einer Kneipe noch etwas
aßen. allerdings blieben nicht alle dort. Um 12 Uhr war dann Schlafenszeit,
leider machte mir das scharfe Essen zu schaffen, so daß ich mitten in
der Nacht mal raus mußte.
14.Tag
Der letzte Tag in Chiang Mai war für uns zur freien
Verfügung, deshalb frühstückte unser Zimmer erst um 9 Uhr. Danach nahmen
wir uns die Zeit, das Gepäck fertig zu machen. Bis 12 Uhr mußten die Zimmer
geräumt sein, deshalb gaben wir das Gepäck nochmal an der Rezeption ab.
Leider war meine Otti-Clock immer noch nicht aufgetaucht. Jetzt konnten
sich alle auf den Weg machen, um sich noch etwas von der Stadt anzusehen.
Ich ging heute allein und hatte mir eine lange Strecke vorgenommen, obwohl
es meinem Magen nicht besonders ging. Zuerst besuchte ich einen Laden,
in dem handbemalte T-Shirts verkauft wurden, ich suchte mir eines aus,
auf dem alle Stationen unserer Trekking-Tour festgehalten waren. Nachdem
dies erledigt war, sah ich mir noch einige Wat's an. Einer dieser Tempel,
der Wat Suan Dok, lag außerhalb der Stadt, zu Fuß waren es etwa 4 Kilometer
dorthin. Dafür lohnte es sich aber auch, die Motive waren wirklich schön.
Dort traf ich dann auch Petra und Andrew, die sich für den Tag ein Tuk
Tuk gemietet hatten. Auch den Rückweg machte ich zu Fuß und traf dann
so gegen 14 Uhr in dem Lokal ein, das wir auch schon mit Engeli besucht
hatten. Petra und Andrew trafen auch bald ein. Aus Rücksicht auf meinem
Magen bestellte ich mir aber nur Spaghettis mit Fleischklößen, wozu noch
ein Salatteller und Knoblauchbrot gereicht wurde. Das Essen war sehr gut,
allerdings zog ich später eine starke Knoblauchwolke hinter mir her. Ich
lief dann zum Hotel zurück und schlief noch etwas in der Lobby. So nach
und nach trudelten auch die anderen ein, zuletzt kam um 17.30 Uhr Herr
Woo die Tür herein. Um 18 Uhr sollten wir zum Bahnhof abfahren, wir holten
unser Gepäck uns starteten auch pünktlich. Am Bahnhof angekommen, wurde
dann Herr Woo verabschiedet, danach wurden dann die Plätze im Zug eingenommen.
Der Waggon war derart aufgeteilt, daß immer ein Bett über zwei Sitzplätzen
angebracht war. Nachts wurden dann die Sitze zu einem zweiten Bett hergerichtet.
Um 19 Uhr war Abfahrt, die ganze Fahrt sollte 12 Stunden dauern. Leider
hat auch in Thailand die Zeit nicht haltgemacht, die Dampfloks sind schon
lange durch dieselgetriebene Fahrzeuge ersetzt worden. Als wir dann unterwegs
waren, bestellte ich mir erstmal etwas zu essen, wie einige andere auch.
20 Minuten später kam dann bei den meisten von uns das Fleisch, danach
kam eine lange Zeit nichts. Es verging eine weitere halbe Stunde, bis
dann auch noch der Reis eintrudelte, inzwischen war der Rest natürlich
kalt. Zum Ausgleich war aber der Reis auch nicht viel wärmer. Ich würgte
den Kram aber trotzdem hinunter, was blieb mir sonst auch übrig. Andrew
hingegen beschwerte sich so lange, bis sein Essen nochmal gewärmt wurde.
Beim Bezahlen ging dann das Diskutieren weiter, weil wir uns nicht auf
einen Preis einigen konnten. Endlich hatten wir es der Dame klargemacht,
daß sie unrecht hatte. Wegen des Ärgers bekam sie dann von mir auch kein
Trinkgeld. Um 21 Uhr kam dann der Schaffner unseres Abteils und bereitete
die Betten für die Nacht vor. Nur Bernhard behielt seinen Sitz, er sagte,
er könne nicht in einem Zug schlafen. Dafür konnte er dann auf unser Gepäck
aufpassen. Bis 22 Uhr las ich dann noch, danach hatte ich mein Buch fertig.
Ich wickelte mich in die dünne Decke und versuchte trotz des Neonlichtes
zu schlafen. Die Lampen wurden die ganze Nacht nicht ausgeschaltet und
auch das Rattern des Zuges wurde nicht besser.
15.Tag
Einige Male muß ich dann doch geschlafen haben,
trotz des Kampfes mit der überall zu kleinen Decke, deshalb war ich
dann auch morgens um 7 Uhr, als allgemeines Aufstehen war, relativ wach.
Später wurden die Sitze wieder gerichtet und die Betten weggeklappt,
dann warteten wir auf das Eintreffen des Zuges in Bangkok. Zum Glück
war unser Gepäck noch vollständig vorhanden. Einige Male mußte der Zug
bei der Einfahrt in die Stadt stehenbleiben, weil sich die Autos bis
auf die Bahnübergänge stauten. Deshalb war auch bald der Fahrplan beim
Teufel und wir erreichten den Hauptbahnhof mit anderthalb Stunden Verspätung.
Wunderbarerweise wartete Paul dort schon auf uns und er führte uns zum
wartenden Bus, dem gleichen wie beim ersten Aufenthalt. Unterwegs wurde
es dann recht lebhaft, denn Paul wollte schon heute die Ancient City
mit uns besuchen und uns in weniger als 2 Stunden dort durchjagen. Am
folgenden Tag, einem Samstag, würde ja der Geburtstag des Königs gefeiert
und das ist in Thailand ein allgemeiner Feiertag. An dem Tag wäre es
unmöglich, in einer normalen Zeit aus der Stadt heraus und abends wieder
herein zu kommen, deshalb wollte er die Tour auf heute verschieben.
Wir einigten uns dann doch auf heute, verlangten aber eine richtige
Tour mit mindestens 3 bis 4 Stunden Aufenthalt in dem Park. Bernhard
dagegen war sauer, er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und wollte
nicht mitfahren, weil er müde war, er bestand auf dem Samstag, wurde
aber überstimmt. Er fuhr dann später auch nicht mit, sondern legte sich
ins Bett. Wir wurden wieder im Hotel Royal einquartiert, bekamen ähnliche
Zimmer und nach Frühstücken und Auspacken fuhren wir gegen 12 Uhr los.
Vorher buchte ich noch einen Tagesausflug nach Ayuthaya für den nächsten
Tag, denn ich wollte bei dem Gedränge nicht in der Stadt bleiben. Wie
immer herrschte das totale Verkehrschaos in der Stadt, deshalb erreichten
wir Ancient City auch erst nach zwei Stunden Fahrzeit, obwohl das nur
eine Strecke von 30 Kilometern ist. die Tour lohnte sich aber, in einem
großen Areal sind leicht verkleinerte Kopien von vielen berühmten Gebäuden
in Thailand ausgestellt. Einige Gebäude sind auch Originale, die abgetragen
und hier wieder errichtet wurden. Wir sahen uns das Gelände zu Fuß an
und legten einige Kilometer zurück, seltsam war nur, das trotz des nahen
Feiertags kaum Besucher auf dem Gelände waren. 3,5 Stunden brauchten
wir für unseren Rundkurs und unterwegs sahen wir uns alles an. Danach
bestiegen wir den Bus und machten uns wieder auf den Heimweg. Leider
war nun Rush-Hour und wir benötigten für die Rückfahrt, knapp drei Stunden
an reiner Fahrzeit. Unterwegs machten wir aber noch mal Halt, um uns
ein schnelles Abendessen in einem kleinen Restaurant reinzuziehen. In
ganz Bangkok waren die Gebäude mit Lichterketten geschmückt, auch die
großen Straßen und die Bäume im Park bekamen ihr Teil ab. An jeder Ecke
war ein überlebensgroßes Bild des Königs zu sehen. Für europäische Augen
mutete das alles total übertrieben und kitschig an, aber den Thais gefällt
so etwas offensichtlich. Kurz vor dem Hotel verließen wir den Bus, weil
es zu Fuß schneller ging, trotz des Gewühls von Menschen, durch das
man sich drücken mußte. Zum Glück gingen uns die meisten Thais nur bis
an die Brust, so daß wir die Orientierung nicht verlieren konnten. Wir
versammelten uns in der Hotellobby und verabschiedeten uns von Paul,
den wir nicht mehr sehen würden. Sein Trinkgeld fiel magerer als das
unserer anderen Führer aus, weil er sich gedrückt hatte, wo er nur konnte.
Wenn ich die Ereignisse des kommenden Tages geahnt hätte, dann hätte
er von mir überhaupt nichts erhalten, so bekam er von jedem 50 Baht.
Ich brauchte Geld für den nächsten Tag, deshalb mußte ich leider im
Hotel tauschen, trotz des sehr miesen Kurses. Wir setzten uns dann noch
zusammen, dann gingen einige in die Stadt, um sich umzusehen, während
ich mich aufs Zimmer zurückzog, um meinen Bericht zu schreiben. Um 24
Uhr raffte ich mich dann doch noch mal auf und besah mir das Volksfest,
konnte aber nur Gedränge und kein Fest erkennen. Auch von der sprichwörtlichen
Freundlichkeit und dem immerwährenden Lächeln der Thais war nichts zu
sehen, daß hatte ich in Bangkok bisher vergeblich gesucht. Um 1 Uhr
war ich dann wieder im Hotel und legte mich schlafen, nachdem ich einen
Weckruf bestellt hatte. Ich mußte nämlich früh raus.
16.Tag
Für 6 Uhr war der Weckruf bestellt, ich war
erstaunt, daß er sogar pünktlich eintraf. Wir hatten am Tag vorher keine
Frühstücksbons bekommen, auf eine entsprechende Frage hatte Paul geantwortet,
wir sollen nur die Zimmerschlüssel vorzeigen, das würde genügen um ein
Frühstück zu bekommen. Ich ging allein zum Essen, tat wie mir geheißen
und bekam mein Zeug. Seltsamerweise mußte ich nachher eine Rechnung
unterzeichnen, dachte mir aber nichts dabei, außerdem war ich sowieso
spät dran. Vor dem Hotel lag ein Müllwagen auf dem Rücken, er hatte
einige Betonkübel zerquetscht. Rundherum standen war viele Neugierige
und schauten. Ich selber hatte keine Zeit und bog ab, um zum Oriental
Hotel zu kommen. Zu Fuß war der Weg zu weit, deshalb hielt ich ein Tuk
Tuk an. Leider konnte der Fahrer kein Englisch, aber ein hilfreicher
Passant ging mir beim Feilschen mit seinen Englischkenntnissen zur Hand.
Nachher bezahlte ich 50 Baht was immer noch zu teuer war aber immer
noch billiger als die 200 Baht, welche die Taxifahrer vor dem Hotel
verlangten. Mein Fahrer war ein schwerer Heizer, in jeder Kurve wurde
ich hin und her geschleudert. Dafür waren wir aber recht schnell am
Ziel. Dort mußte ich noch etwas auf der Terrasse warten, denn unser
Schiff, die Oriental Queen I wurde erst noch hergerichtet. Einige Zeit
später konnten dann die Passagiere eintreten um 8 Uhr wurde abgelegt.
Flußaufwärts ging die Fahrt nach Bang Pai, der Sommerresidenz der thailändischen
Könige. Die Fahrt dauerte etwa 3 Stunden, unterwegs gab es ein Buffet
an Bord. Dieses war allerdings nicht berauschend, wenn man den Preis
in Betracht zieht, den ich für den Ausflug bezahlt habe. Auch die Getränke
waren an Bord unheimlich teuer, sie kosteten teilweise das 10-fache
wie in den kleinen Restaurants an Land. Nach dem Anlegen wurde ein Bus
bestiegen, dann fuhren wir noch ein paar Minuten, bis wir den Palast
erreichten. Die Gebäude und Parkanlagen waren prima in Schuß, nur etwas
seltsam mutete einem der Mischmasch aus allen möglichen Stilrichtungen
an, von thailändisch über chinesisch bis europäisch. Wir wurden flott
durchgeschleust, dann wurde wieder der Bus bestiegen und weiter ging
es, bis wir eine halbe Stunde später Ayuthaya erreichten. Dort besuchten
wir dann einige Ruinenfelder, teilweise waren diese auch etwas restauriert
und gingen zuletzt in den Wihan Phra Mongkol Bopit mit seiner riesigen
Buddhastatue. Insgesamt hatten wir aber viel zu wenig Zeit. Im Tempel
wurde ich von einem Angestellten beiseite genommen, der 10 Baht von
mir für die Tempelkasse gespendet haben wollte. Er machte das aber so
lustig, daß ich ihm das Geld gerne gab. Dafür band er mir dann auch
einen orangenen Faden an das Handgelenk, wobei er für mich unverständliche
Verse rezitierte. Anschließend fuhren wir 2 Stunden mit dem Bus zurück
zum Oriental, unterwegs konnten einige Mitfahrer aussteigen, ich leider
nicht. Trotz des Königsgeburtstages kamen wir recht gut voran, die Straßen
waren für bangkoker Verhältnisse ziemlich leer. Nach dem Verlassen des
Busses nahm ich dann Flußboot, was neben dem Oriental abfuhr und stieg
am Grand Palace wieder aus. In dieser Gegend war die Menschenmenge unübersehbar,
ich quetschte mich hindurch, um unser Hotel zu erreichen. Glücklich
im Zimmer angekommen, wo niemand war, hörte ich dann meinen Namen rufen,
ich blickte mich um, sah aber nichts. Dann jedoch fiel mein Blick aus
dem Fenster auf das Dach gegenüber, wo Andre, Andrew und Petra das Treiben
der Leute unten beobachteten. Erst gesellte ich mich mit Kamera und
Stativ zu ihnen, dann sah ich auf einem anderen Dach noch Leute in einer
besseren Position. Ich versuchte zu ihnen zu gelangen, fand aber zuerst
keinen Aufstieg. Schließlich entdeckte ich in einer Abstellkammer, wo
zwei Dienstmädchen schliefen, eine steile Treppe, deren Klappe oben
geöffnet war. Ich stieg hoch, tastete mich im Dunkeln vorwärts, bis
ich dann auf einem Wellblechdach landete. Einige Fotografen waren dort
und machten Bilder, außerdem zwei Soldaten mit Maschinenpistolen. Ich
gesellte mich dazu, als ob ich dort hin dürfe und machte meine eigenen
Bilder. Dann machte ich mich auf den Rückweg. Unten traf ich die anderen,
die vergeblich den Aufstieg gesucht hatten und zeigte ihnen die Stiege.
Andrew und Andre kletterten hinauf, Petra blieb unten. Ich erfuhr, das
Albrecht am Morgen mein Frühstück hatte bezahlen müssen, außerdem das
ein Fahrer mich hatte zum Oriental Hotel hatte bringen wollen. Eine
entsprechende Nachricht hatte im Fach gelegen, war mir aber an der Rezeption
nicht ausgehändigt worden. Ich beschwerte mich wegen der Frühstücks,
bekam aber nur bissige Kommentare. An unser Reisebüro konnte ich mich
auch nicht wenden, denn das war bis zur Abreise geschlossen. Paul hatte
uns ein Formular gegeben, das wir ausfüllen sollten und worin wir über
unsere Erfahrungen mit dem Reisebüro und seinen Angestellten berichten
sollten. Geladen wie ich war, fiel der Bericht dementsprechend aus.
Allerdings machte ich nur den Aufenthalt in Bangkok mies, denn im Norden
war unsere Reiseleitung besser gewesen. Gegen 20 Uhr trafen wir uns,
um gemeinsam Essen zu gehen, leider besuchten wir ein Lokal, wo gerade
T2 auf Video lief. Sehr laut war es deshalb. Zurück im Hotel wurde dann
nochmal einer getrunken, für mich gab es wieder einen Milkshake, schließlich
wurden um 1 Uhr in der Nacht Katrin, Petra und Albrecht verabschiedet,
die früh morgens in den Süden zum Baden aufbrechen wollten. Dann war
Schlafenszeit und alle gingen, um an der Matratze zu horchen.
17.Tag
Heute war für 5 Leute der letzte Tag in Thailand,
außer mir würden am Abend auch Bernhard, Andre, Marion und Britta heimfliegen.
Andrew und Petra blieben den heutigen Tag noch in Bangkok, sie hatten
noch eine weitere Nacht im Hotel gebucht und würden erst am Montag in
den Süden fahren. Die Hannoveraner waren sehr früh aufgebrochen und
hatten uns deshalb ihre Frühstücksmarken hinterlassen, die ich dann
auch benutzte. Meine beiden Zimmerkollegen wollten länger ausschlafen,
ich jedoch hatte vor, noch etwas Programm am heutigen Tag zu machen
und nicht nur zu pennen. Da wir unser Zimmer nicht, wie Paul gesagt
hatte, bis zum Abend behalten konnten, mußten wir das Gepäck bei Britta
und Marion zwischenlagern. Trotzdem frühstückte ich noch relativ früh
und ging dann zur Rezeption, wo ich um eine Fahrgelegenheit zur Goldschmiede
bat. Paul hatte uns nämlich erzählt, man könne sich von der Firma mit
dem Wagen abholen lassen. Es wurde angerufen und man bat mich daraufhin,
in der Lobby bis zum Eintreffen des Fahrers Platz zu nehmen. 20 Minuten
später kam eine Angestellte der Goldschmiede ins Hotel und holte mich
ab. Mit dem Kleinbus wurde ich dann zum Ziel gebracht. Der Verkäufer
war der gleiche wie beim ersten Mal, er wußte sogar noch, was ich gekauft
hatte. Er wollte mir natürlich wieder alles möglich andrehen, ich blieb
aber hart und wollte nur einen Ring für Eva. Bei den vielen dicken Klunkern
war es schwierig, ein dezentes und erschwingbares Stück zu finden, besonders
weil ich es in 18 Karat haben wollte. Für etwa 200 Mark bekam ich dann
aber doch noch einen Goldring mit eingelegtem Saphir und Diamantsplittern.
Ich bekam noch etwas zu trinken, während ich darauf wartete, daß der
Ring für Eva geweitet wurde. Man machte mich darauf aufmerksam, daß
man noch Gold dazu gebraucht hätte, es mir aber nicht berechnen würde.
Anschließend fragte mich der Mann noch, wo ich heute noch hin wollte
und ich antwortete, ich wolle jetzt den Marmortempel besichtigen. Daraufhin
wurde ich von einem Fahrer des Unternehmens dorthin gebracht. Der Wat
Benchama-bo-bitr oder Marmortempel war eine sehr schöne Tempelanlage,
das Besondere hier war aber die große Anzahl der ausgestellten Buddhas
aus verschiedenen Ländern, Zeiten und in allen möglichen Stilrichtungen.
Zu Fuß ging ich weiter zum stehenden Buddha, der mächtig groß in einer
Seitenstraße stand, aber trotzdem nicht leicht zu finden war. Aus der
Nähe sah man zuerst nur seine großen Plattfüße. Ich kaufte mir noch
etwas zu trinken, machte noch mal im gleichen Restaurant wie am Abend
zuvor halt und begab mich dann zurück ins Hotel zum Zimmer der Mädels.
Dort lag Andre im Bett, ihm ging es nicht besonders. Ich wollte heute
noch mal zum Grand Palace und ins Nationalmuseum, doch für beides war
ich zu spät, sie waren an diesem Tag früh geschlossen. Nicht besonders
gut gelaunt ging ich also wieder zum Hotel zurück, wo Andrew und Petra
am Pool lagen und Britta und Marion auch später eintrafen. Bis 20 Uhr
setzten wir uns dann noch zusammen und warteten auf unseren Fahrer,
der uns zum Flughafen bringen sollte. Oh Wunder, er kam sogar relativ
pünktlich, wir verabschiedeten uns von den anderen beiden, stiegen in
den Kleinbus ein und fuhren los. Heute konnten wir recht flott fahren,
wir brauchten kaum eine Stunde, bis wir den Flughafen erreichten. Dafür
bekam unser Fahrer auch ein reichliches Trinkgeld. Unser Gepäck wurde
durchleuchtet, dann konnten wir es wieder an uns nehmen und mußten es
zum Einschecken bringen. Anschließend konnten wir uns in den Aufenthaltsraum
begeben. Wir hatten jetzt noch Zeit, denn der Flug sollte erst um 23.35
Uhr starten. Die Zeit vertrieben wir uns damit, die Anzeigetafel anzustarren.
Schließlich wurde unser Flug aufgerufen, wir durften in die Wartehalle
gehen, wo wir uns mangels Sitzgelegenheiten auf den Boden niederließen.
Endlich wurde eingestiegen und gegen 23.50 Uhr hoben wir mit einer vollen
747 in Richtung Heimat vom Flughafen ab.
18.Tag
Die erste Handlung an Bord der Maschine war
das Zurückstellen der Uhren auf mitteleuropäische Zeit. Es war auf einmal
nicht mehr kurz vor Mitternacht, sondern kurz vor 18.00 Uhr. Trotzdem
nutzte ich die Gelegenheit, erst mal einige Stunden zu schlafen. Später
bekamen wir dann etwas zu essen, dann wurde ein Film gezeigt, der aber
nicht besonders war. Bernhard, der neben mir saß, war die ganze Zeit
sehr schweigsam und mit den anderen kam ich auch nicht ins Gespräch.
Außerdem war ich sauer weil ich, als ich meinen Platz bei den Mädels
einnahm, einen derart miesen Gesichtsausdruck von Marion abbekam, daß
ich den Platz freiwillig an Andre überließ und mich mit dem schweigsamen
Holländer als Nachbarn begnügte. Zurück dauerte der Flug länger, fast
12 Stunden ging es Nonstop zurück nach Amsterdam. Morgens gab es noch
Frühstück vom Bordpersonal, kurz bevor wir dann endlich auf dem Flughafen
Schiphol landeten. Längere Zeit mußten wir an der Paßkontrolle warten,
weil der Schalter für Reisende aus der EG noch geschlossen war und sich
alles an den anderen staute. Wir verabschiedeten Britta, die auf ihren
Anschlußflug nach Berlin warten mußte. Das Gepäck wurde abgeholt, zum
Glück war noch alles da, dann fuhren wir mit der Bahn zum Amsterdamer
Hauptbahnhof. Dabei verloren wir aber Bernhard aus den Augen, der zurückgeblieben
war. Am Bahnhof wechselte ich etwas Geld, um den Auslandszuschlag zu
bezahlen, anschließend wartete ich auf dem Bahnsteig, weil mir einige
Leute in der Wartehalle nicht geheuer waren und ich auch von einem von
der Seite angemacht worden war. Gegen 8 Uhr fuhren wir los, Marion und
Andre hatten noch ein Stück den gleichen Weg und waren im gleichen Zug.
Leider waren wir sehr langsam und die Verspätung wurde erst in Holland
und dann an der Grenze immer größer. In Düsseldorf stieg Marion um und
dann in Köln auch Andre, so daß ich allein zurück blieb. Leider war
der Zug in Koblenz so spät, daß ich meinen Anschluß nach Limburg verpaßte.
Also mußte ich warten und vertrieb mir die Zeit mit etwas zu Essen beim
Mc Würg. Dann rief ich noch zu Hause an, um Mutti über die Verspätung
Bescheid zu sagen. Das war ein Glück, denn sie hatte schon lange die
richtige Zeit vergessen und hätte mich erst viel später abgeholt. Mit
dem Bummelzug ging es dann weiter durchs Lahntal nach Limburg, doch
auch hier ging es nicht ohne Unterbrechungen. Ein älterer Mann zog nämlich
ganz beiläufig die Notbremse, er meinte später, er hätte auf die Toilette
gewollt und es hatte WC unter dem Hebel gestanden. Limburg ließ ich
links liegen, der Beamte an der Information in Koblenz hatte gesagt,
ich solle erst in Eschofen umsteigen. Das tat ich auch und mußte nur
kurze Zeit auf den Anschluß warten. Die restliche Fahrt war nur kurz
und bald kam ich in Camberg an, wo meine Mutter schon auf mich wartete.
Nach der Begrüßung mußten wir noch einen gereinigten Teppich abholen,
dann ging es zurück nach Hause und damit war die Reise zu Ende.